Vampirdämon von MiKiYu (Untergang der Schattenfürsten) ================================================================================ Prolog: -------- Eloi ging die Gassen des Dorfes entlang. Beinahe melodisch hallten die Schreie und das Prasseln des Feuers in seinen Ohren wieder, gewürzt mit den hellen Klängen aufeinander treffenden Metalls. Seine Züge spiegelten tiefe Befriedigung, als er den steten Fortschritt seines Heeres begutachtete. Zwei seiner engen Diener kamen herbei. Sie schleiften eine Frau mit sich. Nur widerwillig fragte der Heerführer nach. „Wer ist das? Warum tötet ihr sie nicht wie die anderen?“ So sehr er die Vorteile des Blutmondbannes schätzte, störte es ihn, dass auch seine eigenen Fähigkeiten in diesem Gebiet beeinträchtigt wurden. Nicht einmal mit Mühe gelang es ihm, die Gedanken der Diener oder der Frau zu erahnen. Es war eine bildschöne Frau, doch das war es nicht, was ihn fesselte. Er betrachtete ihr Gesicht. Rabenschwarzes Haar rahmte grüne Augen, die vor Entschlossenheit glühten. Weterek hob entschuldigend die Hand um sich und seinen Gefährten zu entschuldigen. „Dies ist Ailee, mein Herr, die Gefährtin von Shuheen dem Mondblick.“ Zorn packte Eloi, als er den Namen ihres Anführers vernahm, dem so genannten Fürsten der Vampirdämonen. Seine Klinge lag blitzschnell an dem Hals der Frau. „Ein Grund mehr ihr ein Ende zu machen, wie allen ihres Volkes. Keine Sorge, Schätzchen, Shuheen erwartet dich schon in der nächsten Welt. Ich hab ihn persönlich dorthin befördert.“ Wut und Trauer rangen in ihren Zügen, doch das Feuer der Entschlossenheit brannte noch immer in den Augen der Vampirdämonin. Wäre dieser Ort nicht vom Blutmondbann umschlossen, wäre sie wohl eine mächtige Gegnerin gewesen. Die Klugheit strahlte durch ihre Augen hindurch. Sie war eine Gewandte. Keine der Art Dämon, deren Fähigkeiten sich vor allem in Kraftausbrüchen abzeichneten. Und sie schwieg, während sie ihn immer wider mit diesen analysierenden Augen musterte. Mit eiskaltem Blick holte er aus. „Herr, sie verbirgt jemanden.“ Eloi hielt mitten in der Bewegung inne. Er betrachtete sie nun genauer, als eine Ahnung die Worte seines Dieners vorwegnahm. Zeichen eines Kampfes zeichneten einen muskulösen, doch sehr femininen Körper. Blut und Schlamm verkrusteten die sonnengebräunte Haut. Völlig verrutscht saß in ihrem zerzausten Haar noch immer das Priesterdiadem ihres Kultes. Sie war die Verkörperung eines Vampirdämonen. Krieger und Priester, die sich stets aus fremden Angelegenheiten heraushielten und in Abgeschiedenheit von der Welt lebten, um ihren merkwürdigen Kult der Gewaltlosigkeit zu praktizieren. Ein Leben, das nicht nur Ironie sondern auch Lüge war. „Dieser Bastard von einem Vampirdämonen hat ein Kind?“, platze es aus ihm heraus. Ihre Wimpern zuckten leicht, doch ihre Augen blieben entschlossen. Ihr Körper wählte eine Verteidigungshaltung. „Wir hörten eine Andere, wie sie Ailee zurief, sie solle lieber Shuheens Sohn von hier wegschaffen. Wir habe versucht, es aus ihr herauszuquetschen, wo sie ihn versteckt, aber sie weigert sich, Herr.“ Ein Lächeln stahl sich auf Elois Züge, kalt wie Eis. „Lasst sie los“. Die beiden Diener taten ohne Zögern wie ihnen geheißen. Ailee richtete sich auf und schenkte dem Heerführer einen Hasserfüllten Blick. „Geht und beendet euere Aufgabe. Keine Überlebenden. Los!“. Er packte die Frau am Oberarm und zwang sie, mit ihm die Stufen des Tempels zu erklimmen. Ailee vermied es augenscheinlich, die Leichen näher zu betrachten, die den Weg säumten und deren Blut einen roten Teppich über die sandfarbenen Stufen breitete. Noch immer schwieg sie. Das Schweigen schien ihr Kraft zu geben. Oben angekommen drehten sie sich um und sahen in das Chaos aus Feuer und Schreien hinab. „Wende den Blick nicht ab, Mädchen. Sieh hin. Das ist das Ende deines Volkes und das weißt du. Wie dumm von euch, euch alle an einem Ort zusammen zu rotten und euere Anzahl begrenzt zu halten. Ihr habt dies seit langem herausgefordert.“ Noch immer schien sie fest entschlossen, keinen Laut von sich zu geben, auch wenn ihr Körper bebte und ihre Augen sich mit widerwilligen Tränen füllten. „Du hast Recht, die Tränen zurückzuhalten. Schließlich sterbt ihr alle den Märtyrertod, nicht wahr? In einigen Minuten werdet ihr die letzten sein. Du und dein Sohn. Sieh hin. Nichts bleibt übrig. Wir werden alles zu Asche brennen, der Regen wird euer Blut tief in die Erde spülen und ihr werdet vergessen werden. Euere Zeit ist längst gekommen. Weshalb willst du ihn schützen? Damit er in dieser Welt weiterleben kann, als letzter seiner Art? Ein Leben in seelischen Qualen, unendlichen Fragen und Schmerz. Wahnsinn, der ihn nach und nach verzehrt? Willst du das wirklich für ihn? Sag mir, wie ist er so, Shuheens Erbe?“ Eine Weile regte sie sich nicht, während sie gegen den Schmerz und die Verzweiflung rang, dann füllten ihre Augen sich nach und nach mit Kälte. Sie trat einen Schritt vor, an seine Seite und blickte in die Ferne, wo die Morgenröte ein erstes Licht über die Welt breitete. Als sie sprach, konnte er die sanfte Lieblichkeit ihrer Stimme durch den kehligen Unterton des Schmerzes hindurch noch hören, ihre Stimme strotzte von Überzeugung. „Es ist ganz der Vampirdämon, den die Welt braucht. Noch ist er ein Kind, doch schon mit seinen fünf Jahren bringt er unglaubliches zustande. Du wirst ihn erkennen, wenn er dir einst auf einem Schlachtfeld gegenübersteht. Für dich wird es kein Entkommen geben.“ Er lachte auf. „Das entspricht aber nicht den weisen Wegen deiner Religion!“ „Er wird nicht mit ihr aufwachsen, sondern mit euerer Maßlosigkeit. Und dann werdet ihr alle das erleben, was ihr seit Jahrtausenden von unserem Volk fürchtet. Wir Vampirdämonen waren euch einfachen Dämonen als Rasse immer überlegen. Unsere Religion fußt in diesem Wissen und in der Verantwortung, die diese Überlegenheit mit sich bringt. Unser Junge kennt das Geheimnis bereits, zumindest den Teil des Geheimnisses, der erhalten geblieben ist. Ihr Dämonen werdet diese Welt nie verstehen, die ihr stets nur zu beherrschen sucht. Und das ist die Rache für euere heutige Tat.“ Inzwischen waren die Schreie verklungen und erste goldene Sonnenstrahlen erhellten Ailees Gesicht. „Wenn die Welt auseinander bricht, werdet ihr den Grund nicht kennen. Ihr werdet es nicht aufhalten können. Ich wüsste zu gerne, wie der Junge sich entscheiden wird. Wird er diese Welt retten oder ihr Ende sogar noch beschleunigen?“ Eloi verlor die Geduld. Er packte sie an der Schulter und schüttelte sie durch. „Wo versteckst du ihn? Wir werden ihn sowieso finden!“ Als sie wieder schwieg, geriet er in Rage und ehe er sich versah, durchbohrte die Klinge bereits ihr Herz. Dieses Metall würde die Heilung selbst unterbinden, wenn sie gerade Zugang zur Magie hätte. So hatte sie keine Chance. Er hatte überreagiert. „WO IST DAS BALG?“, blaffte er sie an, während sie, beide Hände auf die Brust gepresst zu röcheln begann. Eine leichte Hitzewelle schlug ihm entgegen und er begriff erst, als die Wolken sich teilten und helles Sonnenlicht den Tempel erstrahlen ließ. Der Mondblutbann hatte geendet. Ailees Augen waren geschlossen, doch sie atmete noch immer. Hatte sie gehofft, ihn noch lange genug hinhalten zu können? Nun, es hatte ihr nichts genutzt. „Ihr werdet ihn finden. Aber das wird euch rein gar nichts nutzen“, sprach Ailees Stimme in seinem Geist. Eloi zuckte zusammen und rammte wütend sein Schwert noch einige Male in ihren Körper. Langsam erstarb jede Bewegung der Frau, ohne dass sie ihr Geheimnis verraten hatte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)