Re~hearted von Jazzfire ((Axel x Demyx)) ================================================================================ Kapitel 4: Das weiße Zimmer --------------------------- Das weiße Zimmer (Twilight Town Part 3) Axel hatte währenddessen schon längst das Herrenhaus erreicht und öffnete die quietschende Eingangstür. In der Mitte des Raumes blieb er stehen und blickte sich, die Hände in die Hüften gestemmt, suchend um. „Das ist zu dunkel hier. Wenn ich mich Recht erinnere muss es hier irgendwo einen Lichtschalter geben. “ Und tatsächlich befand sich genau an der von Axel vermuteten Stelle ein Schalter. „Genau wie im anderen Twilight Town.“ murmelte Axel. Viel heller wurde es durch die wenigen, von Staub bedeckten Lampen im Haus zwar nicht, aber Axel erkannte nun seine Umgebung und vor allem auch die Treppen viel besser. „Der Computerraum liegt unter der Bibliothek.“ dachte Axel. „Vielleicht finde ich dort irgendeinen Weg oder einen Hinweis, der mich zu Roxas führt. Wenn nicht muss ich wohl die anderen Welten eine nach der anderen durchsuchen. Aber das ist es mir alle mal wert.“ Da fiel sein Blick auf die Tür links der westlichen Treppe. „Alle anderen Zimmer sollte ich aber besser auch durchsuchen. Man weiß nie was man findet.“ Und so öffnete er die Tür und betrat den Speisesaal des Herrenhauses. „Wo fange ich nur mal am besten an?“ fragte sich Axel und fuhr nachdenklich mit der Hand über seinen Hinterkopf. „Viel gibt es hier ja nicht“ stellte er fest und warf erst mal einen Blick in einen Schrank, fand aber nichts Interessantes außer ein paar Mottenkugeln, leeren Schachteln und einigen alten, zerrissenen Kleidungsstücken. Dann widmete er sich einer alten Truhe. „Verschlossen…“ Also begann er kurzerhand das Schloss mit einer kleinen Flamme, die er aus seiner Handfläche treten ließ, zu schmelzen. Es dauerte keine Minute, denn das Schloss selbst war schon rostig und brüchig. Als es endlich mit einem leichten Poltern zum Boden fiel öffnete Axel die Truhe und steckte neugierig seine Nase hinein. „Was haben wir den hier?“ sagte er und holte ein kleines Buch hervor, das den Titel trug: «Ansems kleiner Weltenführer für große Reisen. » Wobei das Wort „kleiner“ extrem klein und das Wort „große“ überaus groß geschrieben war. Unter dem Schriftzug war ein Bild auf dem DIZ zu sehen war. Er hatte ein breites Grinsen im Gesicht und deutete mit beiden Daumen nach oben, wie ein Verkäufer, der eine übertriebene Werbung für sein Produkt macht. „Der alte Mann hatte sie doch nicht mehr alle.“ brummte Axel, aber es war genau das, wonach er gesucht hatte. Sofort schlug er es auf und begann eifrig darin rum zu lesen. „Das hier wird mich bestimmt zu Roxas führen.“ Auf den Seiten des Buches waren detaillierte Angaben zu allen möglichen Welten zu sehen. Angaben über deren Bewohner und häufig vorkommende Herzlose und Niemande. Außerdem enthielt das Buch Informationen über zwischenweltliche Knotenpunkte, an denen sich Portale der Dunkelheit öffnen ließen und man somit in die jeweilige Nachbarwelt reisen konnte. „Oh Mann… das wird bestimmt eine lange Reise. Wenn ich jede einzelne Welt abklappern muss.“ Stöhnte Axel und fuhr sich mit der Hand über die Stirn. Seit Demyx ihn aus der Dunkelheit befreit hatte, litt er unter pochenden Kopfschmerzen, die von Minute zu Minute schlimmer wurden. Das war mitunter auch ein Grund gewesen, warum Axel ihm eine solche Abfuhr erteilt hatte. Er blätterte weiter durch das Buch und überlegte sich dabei, wo er Roxas finden könnte. Da fiel ihm die Stadt ein, aus der er Kairi damals entführen wollte. „Wenn diese Welt Kairis Heimat war, muss Sora auch von dort kommen. Bestimmt ist er dorthin zurückgekehrt. Da werde ich Roxas finden, da bin ich mir ganz sicher!“ sagte Axel, knallte das Buch zu und steckte es in eine Seitentasche seiner schwarzen Kutte. Dann widmete er sich wieder der Truhe. „Mal sehen ob hier noch etwas Interessantes drin ist.“ Da fiel sein Blick auf eine kleine Schatulle, er öffnete sie und fand darin Unmengen von Geldscheinen und Münzen. Axel stieß einen Pfiff aus. „Da bin ich wohl auf die Ersparnisse vom alten Mann gestoßen.“ Lachte er und nahm einen alten Lederbeutel, der ebenfalls in der Truhe lag und füllte ihn mit dem Geld. „Das werde ich bestimmt noch gut gebrauchen.“ sagte er und steckte den prallgefüllten Beutel in seine andere Tasche. In der alten, mit Madenlöchern übersäten Kommode rechts von der Truhe fand Axel nichts Benutzbares mehr, also verließ er den Raum wieder und kehrte in die große Eingangshalle zurück. Er besaß zwar eigentlich schon alles, was er brauchte um seine Reise anzutreten, aber Axel wollte, zum Teil aus Neugier, zum Teil aus Vorsicht etwas Wichtiges übersehen zu können, sich die anderen Räume des Hauses auch noch einmal anschauen. „In den Computerraum gehe ich zu letzt. Laut Karte aus diesem… „Reiseführer“ müsste ich dort ein Portal öffnen können, das mich ein ganzes Stück näher zu Roxas bringt…“ „Was wohl in diesem Raum ist?“ fragte sich Axel als sein Blick auf die Tür fiel, die zu dem Raum über dem Esszimmer führte. Und so ging er kurzerhand die westliche Treppe hoch und blieb einige Schritte vor der verschlossenen Tür stehen. Er streckte die Hand aus und legte sie auf den Knauf. Irgendwie war ihm der dahinter liegende Raum nicht geheuer. Was sich wohl dahinter befand? Es gab nur eine Möglichkeit dies zu erfahren und so drehte Axel den Knauf und zog die Tür auf. Eine kalte Brise wehte Axel ins Gesicht, und jagte ihm einen eiskalten Schauer über den Rücken. Er trat einen ersten Schritt in das Zimmer und schaute sich verwundert um. So ein merkwürdigen Raum hatte er noch nie gesehen: alles war weiß. Der Boden, die Wände, die Möbel, sogar die Blumen in der Vase auf dem Tisch, der sich genau in der Mitte des Zimmers befand. Axel trat näher an ihn heran und ließ seine Finger langsam über die Oberfläche des Tisches gleiten. Selbst durch seinen Handschuh konnte er die Kälte und die Ebenheit des Materials fühlen. Dann sah er eine Packung mit Wachsmalstiften, und gleich darauf fiel sein Blick auf die zahllosen Zeichnungen, die im ganzen Raum verteilt waren. Einige lagen auf dem Tisch, manche auf dem Boden und andere wiederum waren an die Wände geheftet. „Was sind das für Zeichnungen?“ fragte sich Axel, nahm ein Bild in die Hand und betrachtete es sich näher im weißen, sterilen Licht des Raumes. Demyx hatte währenddessen mit ganz anderen Problemen zu kämpfen. Er stand vor der Eingangstür des Herrenhauses und versuchte sie so leise wie nur möglich, zu öffnen. Jedes Mal wenn sie quietschte zuckte er zusammen und lauschte. Als er weder Schritte noch Rufe hörte nahm er allen seinen Mut zusammen und stieß die Tür mit einem Ruck auf. Dann huschte er schnell hinein und hörte wie das Schloss hinter ihm mit einem lauten Rumms zuviel. Einen Moment lang blieb er wie angewurzelt stehen, sein ganzer Körper zitterte vor Aufregung. Als nichts geschah atmete er erleichtert auf. „Er hat mich nicht entdeckt… da hab ich doch mal Glück gehabt.“ Axel, der sich immer noch die Zeichnungen betrachtete, lauschte: „Mhh? Was war das eben für ein Geräusch?“ Als er nichts weiter hörte, als das Pfeifen des Windes, der durch undichte Stellen des Hauses wehte, zuckte er mit den Achseln. „Hab mich wohl getäuscht.“ Demyx schaute sich in der Eingangshalle um. „Was für ein komisches Gebäude.“ Er sah die zwei Treppen, die an den Seiten des Raumes hoch zu einem offenen Gang führten, über den man die Zimmer in der nächsten Etage erreichen konnte. Ihm vielen sofort die drei Türen auf, aber er wollte keinen Raum betreten, ohne Gewissheit zu haben, dass Axel sich nicht gerade darin befand. „Er wird bestimmt sehr wütend sein, wenn er mich entdeckt.“ dachte Demyx seufzend. „Er hat mir ja schließlich mehr als deutlich gezeigt, dass ich ihm nicht folgen soll…“ Demyx ging weiter in den Raum hinein, als er die linke Treppen erreichte. „Wo Axel wohl gerade ist? Ich hoffe er hat noch kein Portal gefunden, dass ihn von hier fort bringt und wenn doch werde ich ihm einfach folgen.“ Axel ging langsam durch das weiße Zimmer und betrachtete sich jedes einzelne Bild im Raum. Vor manchen blieb er stehen und schaute sie sich nachdenklich mit leicht schräg gelegtem Kopf an. „Die Bilder haben alle etwas mit Sora zu tun.“ Stellte er schließlich fest. „Sie zeigen entweder Sora selbst, seine Freunde oder Orte an denen er war.“ „Das ist eindeutig das Werk von Naminé.“ sagte er und erinnerte sich daran, wie Naminé als sie noch „Gast“ bei der Organisation XIII war stets einen Zeichenblock und eine Packung Wachsmalstifte bei sich trug. „In diesem Zimmer hat DIZ also Naminé festgehalten.“ Axel legte die Hände auf dem Rücken zusammen und schritt an den mit Bildern übersäten Wänden vorbei. „Hier gibt’s nichts Interessantes zu holen.“ Stellte er schließlich fest und wollte den Raum verlassen, als sein Blick auf eine spezielle Zeichnung viel: sie stellte ihn und Roxas dar. Seite an Seite als Mitglied der Organisation. Wie gebannt stand er dort und rührte sich nicht. Seine Hände ballten sich zu Fäusten, so dass man das knirschende Geräusch des Leders hörte, aus dem seine Handschuhe gearbeitet waren. In seinem Inneren tobte es. Er fühlte eine Mischung aus Trauer, Zorn und Verzweifelung. Eigentlich besaßen Niemande keine Emotionen, aber diese Gefühle waren nur zu deutlich, auch wenn sie nicht wirklich waren, schließlich besaß er ja kein Herz. Wahrscheinlich erinnerte sich sein Geist an diese Gefühle, aus der Zeit, als Axel noch „ganz“ war und projizierte sie nun auf seinen Körper. Wie dem auch sei, Axels Wut steigerte sich so sehr, dass er aufschrie und Flammen aus seinen Körper austraten. Er musste sich beherrschen und seine Kräfte zügeln, ansonsten hätte er bestimmt das gesamte Herrenhaus in seinem Zorn niedergebrannt. Er schlug mit den Fäusten gegen die Wand und berührte mit der Stirn das an die Wand geheftete Papier. Sein Atem ging schnell und sein Brustkorb war wir zugeschnürt. „Roxas….“ flüsterte er leise. Demyx, der immer noch in der Eingangshalle rumlungerte, betrachtete sich voller Neugier die teilweise zerstörten Statuen am Fuße der Treppen. Sie stellten geflügelte Einhörner dar, die sich auf die Hinterbeine aufbäumten. Er fuhr mit einer Hand über den Sockel der riesigen Figuren und lächelte verträumt in sich hinein. Ihm gefielen die Statuen. Da hörte er Axels Schrei und zuckte erschreckt zusammen. „Axel!“ sagte er besorgt und wollte schon zum Raum laufen, aus dem er den Schrei gehört hatte, blieb aber auf der ersten Treppenstufe wie angewurzelt stehen. „Ich kann jetzt nicht zu ihm gehen. Axel wird furchtbar wütend auf mich sein… warum hat er nur geschrieen? Hoffentlich ist ihm nichts passiert… der Schrei klang furchtbar…“ Axel hatte sich wieder einigermaßen beruhigt. Sein Atem ging nun langsam und kontrolliert. Er seufzte und blickte noch einmal auf das Bild. Mit einer blitzschnellen Bewegung riss er es von der Wand und wollte es mit einer kleinen Flamme die aus seinem Zeigefinger trat, verbrennen. Langsam fing das Papier Feuer und er sah, wie das weiße Papier schwarz wurde und sich ein glühender Rand immer weiter ausbreitete. Als Axel das Bild vor seinen Augen „verschwinden“ sah bekam er Zweifel. Er runzelte die Stirn und pustete schließlich die kleine Flamme aus. „Mist.“ fluchte er und ärgerte sich über seine eigene Schwäche und über seinen Wutausbruch. „So was darf mir nicht noch einmal passieren.“ dachte er und fuhr sich mit der Hand über das Gesicht. „Es wird Zeit, dass ich dieses verfluchte Haus verlasse. Das schlägt einem hier nur aus Gemüt.“ Demyx, der immer noch am Fuße der Treppe stand, eine Hand aufs Geländer gelegt, beobachtete gebannt die Tür zu dem ihm unbekannten Zimmer. Da hörte er Schritte, die über den Holzboden polterten und sah, wie sich der Türknauf drehte. „Verdammt.“ dachte er, und versteckte sich in einer Ecke an einem Fenster, so dass er zu seiner Rechten die Seite der Treppe und über sich den offenen Korridor hatte. Er verhielt sich still um nicht entdeckt zu werden. Axel verließ zügigen Schrittes das weiße Zimmer und ging auf die andere Tür zu, die zur Bibliothek und zum versteckten Kellerraum führte. Demyx hörte, das Axels Atem schwer und ungleichmäßig ging. So gerne wäre er nach oben gestürmt und hätte ihn gefragt, ob alles mit ihm in Ordnung sei und er ihm irgendwie helfen könnte. Aber er wusste nur allzu gut, dass Axel noch nicht dazu bereit war, ihn zu sehen und mit ihm zu sprechen. „Wenn er mich entdeckt wird er mir die Hölle heiß machen. Im wahrsten Sinne des Wortes.“ dachte Demyx aufgeregt und lauschte den schweren Schritten von Axel, die er nun direkt über seinem Kopf vernahm. Demyx drückte sich fest an die Außenwand der Treppe, als er unbeabsichtigt auf eine lose Diele im Boden trat und sie ein lautes, quietschendes Geräusch von sich gab. Ihm stockte fast der Atem, als Axels Schritte abrupt endeten. „Mist!“ fluchte Demyx in sich hinein, verhielt sich aber still. Hätte er ein Herz gehabt, so würde es ihm jetzt bestimmt in die Hose rutschen. „Ein gutes hat es also doch, ein Niemand zu sein.“ dachte er mit einem sarkastischen Lächeln auf dem Gesicht. Dann hörte er wieder das dumpfe Geräusch von Axels Schritten und, zu seiner großen Erleichterung, eine kurze Zeit später das Knarren der sich öffnenden Bibliothekstür. Demyx konnte sich glücklich schätzen, denn von seinem Versteck aus blieb ihm ein unschöner Anblick erspart. Axel blieb nämlich einen Moment lang im Türrahmen stehen und warf einen so zornigen und eiskalten Blick in die Eingangshalle, der sogar einen Herzlosen hätte erzittern lassen. Dann stampfte er in dem Raum und knallte die Tür mit einer solchen Wucht zu, dass sie das ganze Haus erzittern lies. „Ah…“ sagte Demyx, die Schultern weit hoch gezogen. „Das hätte aber ins Auge gehen können… wahrscheinlich… ist es das auch. Axel weiß anscheinend jetzt, dass ich da bin. Schlimmer kann es nun ja gar nicht mehr werden.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)