Lost Boys resurrected von Angie_Cortez (Every me and every you) ================================================================================ Kapitel 2: And I'm a black Rainbow ---------------------------------- Kapitel Eins And I’m a black rainbow „Brian!“ Aron kam in den Warteraum des Krankenhauses gestürzt, seine Tasche wehte wahllos hinter ihm her. Hastig rannte er auf seinen Freund zu und ließ sich neben ihm auf einem dieser befremdenden Plastikstühle nieder. „Hey Schatz, was ist denn passiert?“ Brian ließ sich in Arons geöffnete Arme fallen und schluckte einige Male, bevor er etwas erwidern konnte. Der Anblick hatte sich tief in sein Hirn gebohrt. Wie Tovey dort auf seinem Bett gelegen hatte, das Gesicht so ruhig und friedlich, wie noch niemals zuvor. So trügerisch zufrieden. Wäre da nicht die leere Wodkaflasche gewesen, Brian hätte gedacht er würde schlafen. Wäre da nicht die Packung Schlaftabletten gewesen, Brian hätte wahrscheinlich selbst die Flasche nicht gleich bemerkt. „So’ne Scheiße“, murmelte Brian und genoss die beruhigende Umarmung. „Scheiße, Tovey hat versucht sich umzubringen.“ Aron biss sich schuldbewusst auf die Unterlippe, aber diese Geste bemerkte Brian, von seinem warmen Platz aus, nicht. „Ich hab so eine verdammte Angst gehabt, dass er schon tot ist.“ „Aber, aber er ist okay, ja?“ Brian nickte an Arons Schulter. „So okay wie er eben sein kann, nach der Aktion.“ Antoine sah sich unsicher im Krankenzimmer um. Der Typ dort in dem Bett, der selbst so blass war wie die Laken, musste ungefähr in seinem Alter sein. Was der wohl angestellt hatte? Man hatte Antoine nichts Genaues gesagt. Suizidversuch Punkt; mehr nicht. Neugierig trat der Junge Zivildienstleistende näher und betrachtete den fremden Jungen in dem Bett. Man, er sah wirklich ganz schön tot aus. Ob er wirklich noch lebte? Ganz schön unwahrscheinlich bei der Gesichtsfarbe. Antoine streckte seine Hand aus und berührte ganz vorsichtig das Gesicht des anderen. So kalt war es gar nicht. Aber richtig warm konnte man das auch nicht nennen. Trotzdem … wenn der hier lebendiger aussah, war er bestimmt hübsch. Antoine stemmte die Hände in die Hüften. Er war neidisch auf Kerle wie diesen hier. Die Mädchen rannten ihnen in Scharen hinterher und ein Durchschnittsmensch wie er, Antoine, guckte dumm in die Röhre. Doch das war noch nicht alles. Zwar hatten diese Kerle zehn Mädels an jedem Finger, doch am Ende waren sie so wie so schwul. Ob der hier schwul war? Antoine betrachtete ihn noch einmal eingehend. Vielleicht … nein, wahrscheinlich. Die waren doch alle schwul. Pha! Mit einem schiefen Lächeln dachte Antoine daran auch das Ufer zu wechseln. Vielleicht mochten ihn die Mädchen dann auch mehr! Antoine war 20 Jahre alt (seit genau 12 Stunden) und hatte gerade sein Abitur mehr oder weniger gut bestanden. Aber bestanden war bestanden, da gab es nichts zu beanstanden. Sein Vater war gebürtiger Franzose, daher der klangvolle Name. In Französisch hatte er dadurch 15 Punkte geschafft. Vielleicht sollte er nach Paris auswandern. Aber Antoine wusste nicht wirklich was er in Paris sollte. Er war groß und schlank, hatte hübsche braune Augen und blondierte Haare. Er mochte sein eigenes graues braun nicht und hatte sich kurzerhand für Platinblond entschieden. Seine Mutter hatte fast einen Herzinfarkt bekommen, aber Antoine gefiel es ganz gut. Er hatte auch beschlossen seine Haare nicht mehr ganz kurz zu tragen. Heutzutage flogen die Mädels doch auf Schwuchteln. Antoine schob die Hände in die Taschen seiner Blue Jeans, für die er den doppelten Preis vom Wert bezahlt hatte und betrachtete den namenlosen Patienten immer noch. Unweigerlich stellte er sich vor, was wohl abgehen würde, wenn der hier nicht mehr aufwachte, wenn der einfach tot blieb. Dann würde er mit einer Leiche in einem Zimmer sein. Voll gruselig. Es klopfte sanft an der Tür. Antoine sprang erschrocken hoch. Damit hatte er nun wirklich nicht gerechnet. Die Tür wurde leise geöffnet und ein Typ, der unheimlicher Weise fast wie der Suizidkandidat aussah trat mit einem entschuldigenden Lächeln ein. Der war 100% schwul, nein 200%, nein 1000%! Antoine betrachtete ihn fasziniert. Bei diesem Exemplar konnte er es fast verstehen, dass die Mädels auf so was standen. Der Kerl war abartig hübsch! „Entschuldige“, sagte er leise. „Darf ich rein kommen?“ „’Türlich“, sagte Antoine und zuckte leicht mit den Schultern. Der Schönling in den schwarzen Klamotten trat ein und schloss die Tür wieder genauso leise hinter sich. Auch das noch. Der war nicht nur schwul, sondern auch ein Grufti. Das wurde ja immer besser. „Wie geht’s ihm denn?“ fragte der Neuankömmling und näherte sich unsicher dem Bett. „Was weiß ich?“ wieder zuckte Antoine mit den Schultern. Der Schwarzhaarige sah ihn verwirrt an. „Ach, sorry, du bist gar nicht Toveys Neuer?“ Antoine zog die Hände aus den Taschen und hob die Handflächen als wolle er seine Unschuld beteuern. Auch das noch! Da wurde er hier als Tucke abgestempelt. „Ich bin nur der Zivi.“ „Oh“, der Schwarzhaarige lächelte verlegen. „Tut mir leid. Wollte mich schon wundern. Du siehst so total ... ähm … so total anders aus, als die Kerle auf die Tovey steht.“ Herzlichen Glückwunsch. So genau hatte Antoine das gar nicht wissen wollen. Was gingen ihn denn die Geschichten dieser Typen an? Rien! „Mh … gut, ich bin dann weg.“ In diesem Moment begann Tovey sich zu bewegen. Antoine blieb automatisch stehen. Wow, der lebte wirklich noch! Nicht zu fassen. Der Schwarzhaarige war mit einem Satz an seiner Seite. Langsam, ganz langsam öffnete Tovey die Augen und Antoine vergaß völlig was er vorgehabt hatte. Man … der sah aus wie ein halbtoter Zombie. Voll gruselig. Toveys Blick blieb an dem Blonden hängen. Brians Kopf fuhr herum. „Oh nö …“, murmelte er und sah Antoine dabei zweifelnd an. „Was?“ fragte der verwirrt. „Du hättest abhauen sollen. Es sei denn du bist wider Erwarten schwul.“ Aron hatte die Beine gekreuzt, einen Block darauf gelegt und einen Bleistift in der Hand. Brian war jetzt bei Tovey drin. Er hatte nicht mit reinkommen wollen. Irgendwie hatte Aron ein schlechtes Gewissen bei der ganzen Sache. Einen Tag zuvor hatte alles mit einem Anruf von Alexej angefangen. Dummerweise war Tovey ans Telefon gegangen, aber wer hätte denn ahnen sollen, dass grad Alexej anrief? So viel Pech auf einmal wünschte man doch nicht mal seinem Erzfeind. Und Alexej hatte nach Aron gefragt. Was Tovey dabei wohl durch den Kopf gegangen war? Unmöglich das zu sagen. Aron erinnerte sich noch, wie blass Brians bester Freund geworden war. Sein Blick schweifte ab, seine Hand vergas die Striche weiter zu ziehen und die Spitze des Bleistiftes schwebte einige Millimeter über dem Papier. Alles war komisch bei ihnen. Nicht nur der Anruf von Alexej. Das musste man sich mal überlegen! Erst betrog Tovey seinen damaligen Freund Alexej mit Brian und das ohne Rücksicht auf Verluste. Aron war fast ausgetickt. Alexej hatte Tovey noch am selben Abend fallen gelassen. Das konnte Aron sehr gut verstehen, aber er würde Brian niemals verlassen. Dazu waren sie zu lange Freunde und zu verliebt ineinander. Sicherlich hatte Aron sich verletzt gefühlt. Aber andererseits kannte er Brian und er hatte es ihm damals nicht einfach gemacht. Und die Situation, die Tovey so schamlos ausgenutzt hatte, war ein Grund für Aron gewesen Brian als fast schuldlos hinzustellen. Fast ein ganzes Jahr hatte er noch Krieg mit Tovey geführt. Offenen Krieg und es waren viele unschöne Begriffe gefallen. Brian hatte hilflos daneben gestanden. Einerseits war er selbst sauer auf Tovey gewesen, andererseits fühlte auch er sich schuldig und konnte kaum mit ansehen, dass zwei Leute (Aron und Alexej) auf Tovey herumhackten, als sei er ein Schwerverbrecher. Brian hatte Tovey verziehen. Sie hatten, soweit Aron es wusste ein ernstes Gespräch geführt, nachdem Tovey wieder in Tränen ausgebrochen war und sich 3 Tage lang von allen fern gehalten hatte. Doch dann war die Stimmung urplötzlich umgeschlagen. Aron wusste bis heute nicht warum. Plötzlich waren alle wieder Freunde gewesen. Sie hatten alle gefeiert, dass ihr Ex-Schulleiter Ronald Blecket in den Knast wandern musste. Sie hatten beobachtet, wie Sonny Iero, ihr ehemaliger Freund, völlig absackte und nur unwillig mit der Bewährungsstrafe fertig wurde. Alles in allem ein trauriger Anblick. Sonny hatte kein ABI geschafft. Die Schule hatte einen neuen Schulleiter gekommen. Sonny war nutzlos geworden. Nicht mal mehr als Klassensprecher wollte man ihn haben. Aus Sonny wurde kein Politiker. Aron ließ den Stift auf sein Blatt fallen. Er rollte langsam in Richtung seines Bauches davon. Warum hatte er sich darauf eingelassen mit Tovey zusammen in einer Wohnung zu leben? Er wusste es nicht genau. Kosten hatten keine Rolle gespielt. Es war wohl einzig und allein Brians schlechtes Gewissen gewesen. Er hatte einfach Angst um Tovey, der psychisch labil war. Vielleicht hatte Brian genau das befürchtet, was jetzt eingetreten war. Tovey würde versuchen sich umzubringen, auf die eine oder andere Weise. Aron hob den Blick und blinzelte in den hellen Warteraum. Sein Blick war so entrückt, dass man ihn für einen Schlafwandler hätte halten können. Ein paar andere Leute musterten ihn unbehaglich. Aron merkte es nicht. Tovey meinte es nicht ernst. So viel war klar. Tovey wollte Aufmerksamkeit, auch das war nichts Neues. Vor allem wollte er Brians Aufmerksamkeit. Hätte Tovey es wirklich auf einen Selbstmord abgesehen, würde er jetzt nicht mehr leben. Hätte er es mit der Magersucht damals ernst gemeint, dann wäre er nie bis zur 13. Klasse gekommen. Tovey hatte zu viel Angst irgendetwas Derartiges wirklich durchzuziehen. Tovey war feige. „Platz da! Sorry! Wir haben’s eilig!“ Arons Kopf fuhr hoch. „Alles okay, Schatz? Ja? Wir haben sofort einen Arzt. Keine Panik!“ „Billy, du machst hier die Panik!“ Aron sprang auf und bemerkte dabei, dass sowohl sein Block, als auch sein Bleistift im Dreck landeten. Hastig hob er beides auf. Inzwischen war ein Arzt aufgetaucht und nahm die hochschwangere junge Frau in Empfang, die ein ebenso junger braunhaariger Mann so hektisch ins Krankenhaus gebracht hatte. Aron warf sich hastig seine Tasche über und presste den Block an seine Brust. Der junge Mann wurde stehen gelassen, die Frau mitgenommen. „Billy!“ Aron lief auf ihn zu. Der Braunhaarige drehte sich um, erkannte Aron und lächelte erleichtert. „Was machst du hier?“ Sie umarmten sich kurz. „Keine schöne Gesichte. Aber sag bloß. Geht es schon los? Kommt euer Baby? Wird es nun ein Mädchen oder ein Junge?“ Billy lachte. Ein Hauch von Röte lag auf seinen Wangen. Scheinbar die Aufregung. „Ich weiß es nicht. Sie will es mir nicht sagen. Und ich kann bei der Geburt nicht da sein, weil ich kein Blut sehen kann. Mein Gott, bin ich nervös!“ Aron strich beruhigend über Billys Arm. Er beschloss kurzerhand nicht zu sagen, was mit Tovey passiert war. „Es wird bestimmt alles gut. Mach dir keine Sorgen. Und bald hast du einen süßen kleinen Jungen oder ein süßes kleines Mädchen. Am Ende ist es ja egal.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)