Dark Angel von Tomonyan (.:9.3.10 Kapitel 18 on:.) ================================================================================ Kapitel 5: Meeting in the Dusk ------------------------------ Titel: Dark Angel Kapitel: 6/? Autorin: -Satty- Pairing: Ni~yaxSakito, ReitaxAoi Genre: Shounen-ai, Romantik, Darkfic etc... Kommentar: Gomen an alle, dass ich solange nicht geschrieben hab T___T aber es kam in den letzten Wochen soviel dazwischen… erst Klassenfahrt, dann Gazette und nun wieder Schule >< aber ich habe dafür extra viel geschrieben und ich hoffe das es euch gefällt ^^ Wobei ich nochmal anmerken muss, dass Gazetto einfach klasse waren und Kai sich über meine Palme sehr gefreut hat xDD So und nun wird es endlich mal etwas spannender *sich die Hände reib* Und zudem möchte ich euch bitten mal einen Blick in die Charakterbeschreibung zu werfen, die sich mit der Story noch etwas weiterentwickeln wird ^^ Kapitel 5: Meeting in the Dusk Der qualmende Rauch zog sich wie eine unsichtbare Spur durch den Raum, nur an den Stellen wo Lichtstrahlen die Dunkelheit brachen, tänzelte er in wirrer Faszination. Abstrakte Muster verworren sich ineinander, verschmolzen zu einer Einheit und verbanden sich zu einem Ganzen, bis sie verblassten ohne jeglichem Zeichen. Stille war währenddessen wieder eingekehrt, nur dieses Bild hatte die Aufmerksamkeit gänzlich auf ihn gezogen und ließ ihn mit einem Lächeln die Augen schließen - einem kalten Lächeln. Das Leder knarrte leicht, als er seinen Arm bewegte, den Kopf etwas anhob und nun aus dem großen Fenster in die Dunkelheit hinaussah. Eine unnatürliche Stille erfüllte den Raum, nur das Atmen zweier Personen durchzog diese auf eine fast schon schaurige Art. „Nun, du hast um eine Unterredung gebeten. Also sprich Hakuei? Was gibt es so wichtiges, dass du mich noch mitten in der Nacht so dringend zu reden wünscht?“ So flossen die einleitenden Worte, während seine Zigarette im schwarzen Aschenbecher ihren letzten Willen verlor und als nutzloses Ding ihre Glut für immer verlor. Erneut knarrte das Leder des hohen Stuhls, als er sich herumdrehte, sich von dem Fenster abwandte und nun die zweite Peson im Raum musterte, die ihm gegenüber auf einem Sessel saß. „Ich habe heute einen sehr interessanten Anruf aus Kyoto erhalten und ich dachte es könnte Sie interessieren.“, erhob nun auch der Zweite das Wort. „Dann sprich und verschwende meine Zeit nicht mit deinen ewigen Rätseln!“ Seine Stimme wurde ernster, duldete keine weiterer Zögerung. „Wie Sie es wünschen, Kaoru.“, entgegnete nun der andere, aber das Lächeln verschwand nicht aus seinen Zügen. „Wie von Ihnen befohlen habe ich #42 vor zwei Monaten nach Kyoto geschickt um euren Verdacht zu überprüfen…“ eine wirsche Handgeste unterbrach die Ausführungen des braunhaarigen Mannes. „Das was du mir da erzählst ist nichts neues! Komm zum Punkt, Hakuei!“ „Bitte gedulden Sie sich etwas. Jedenfalls wussten wir ja schon, dass sein Auftrag erfolgreich war und er #668 gefunden hat.“ „Und? Weiter?“ Der andere ließ sich nicht aus der Ruhe bringen, erläuterte weiter in Ruhe. „#42 war dabei seinen Auftrag auszuführen und #668 zu eliminieren, bis… nun ja… lassen Sie es mich so ausdrücken, es eine durchaus positive Wendung gab.“ „Dann sprich weiter!“ „Es gibt Annahme dazu, dass #443 aufgetaucht ist.“ Eine Stille hielt Einzug in den Raum und einige Momente wusste Kaoru nicht was er sagen sollte. „Zu wie viel Prozent Wahrscheinlichkeit?“, fragte er nach, ließ sich nicht von inneren Gefühlen verleiten, voreilig Schlüsse zu ziehen. „Vielleicht 50% oder auch weniger oder mehr. Ich weiß es nicht. #42 sprach nur von einem Kampf zwischen #668 und einem Fremden beobachtet, dessen Merkmale deutlich für #443 sprechen! Bernsteinfarbene katzenhafte Augen, schnelle Bewegungen und schnelles taktisches Denken.“ „Hm also kein eindeutiges Ergebnis. Gib #42 bescheid, dass er vorerst nur beobachten soll und sowohl #668 und diesen Fremden nicht aus den Augen lässt. Er soll nichts im Alleingang unternehmen und sobald er bestätigt, dass es sich bei diesen Jungen wirklich um #443 handelt, schicke DeltaI raus!“, meinte er ruhig und doch mit einer Eiseskälte in der Stimme, dass Hakuei zusammenzuckte. „Gut ich werde es ihm sofort übermitteln.“ „Gut, aber Hakuei, bevor du gehst, noch eine Frage. Wie weit seit ihr mit dem Mikrochip?“ Hakuei hielt inne, blickte Kaoru an. „Nun meine Wissenschaftler arbeiten unermüdlich daran, die technischen Probleme zu beseitigen.“ „Du weißt schon, dass ich nicht mehr lange warte! Ich will Erfolge sehen, auch bei den Projekten! Sie kosten zuviel Geld und Zeit, die wir nicht haben.“ Seine Stimme klang kalt und fordernd und es war ihm anzuhören, dass er seine Worte mehr als ernst meinte. Unverlässlichkeit und Unkompetenz zählten zu Dingen die er fast noch mehr hasste, als Betrug und Widerstand. Hakuei war diese Launen seines Vorgesetzen gewöhnt und dennoch beunruhigte ihn die Herrischkeit den Mannes. „Wir geben unser Bestes Kaoru und es gibt auch einige Erfolge zu verzeichnen. Objekt #444 entspricht immer mehr den Anforderungen der Tests und sobald diese Durchläufe beendet sind, wird er der erste sein, an dem wir den Mikrochip ausprobieren können.“ Hakuei hoffte, Kaoru mit dieser Mitteilung wenigstens etwas zu besänftigen, doch keine Miene regte sich auf dem steinharten Gesicht. „Dann seht zu, dass ihr ihn bald da habt! Und jetzt geh!“ Damit war für den vorsitzenden der Menticore Forschungszone dieses Gespräch beendet und er drehte sich dem Fenster wieder zu, würdigte seinem Mitarbeiter keines Blickes mehr. Hakuei verstand und erhob, verneigte sich noch leicht vor seinem Vorgesetzten, ehe er das Büro verließ. Als Kaoru schließlich die Tür zuschlagen hörte, breitete sich doch ein leichtes, aber grausames Lächeln auf seinen Lippen aus. Er beobachtete die Stadt durch die Fensterscheiben, doch er nahm nicht war, was hinter diesen passierte. Seine Gedanken glitten ab. Wenn die Testreihen erst einmal abgeschlossen waren und auch der Mikrochip, an dem Hakueis Leute Tag und Nacht arbeiteten endlich funktionierte und die Testphase überstand, dann war er sicher, würde auch der Reinfall von vor neun Jahren nicht weiter zur Last fallen. Dennoch lag ihm dieser Zwischenfall schwer im Magen, an dem vier ihrer besten Objekte geflohen waren. Sie alle hatten zu den stärksten und besten Experimenten gehört, hatten exzellente Ergebnisse in ihren Test vorgewiesen und auch die körperliche Stärke um die schwere Ausbildung zu überstehen. Doch Kaoru ging es lediglich um #443, sein wichtigstes und auch gefährlichstes Projekt, welches sie bis heute hatten erzielen können. Dieser Junge war der einzige Überlebende einer jahrelangen Testreihe, die mehr als einhundert Versuche gekostet hatte, Dinge die ihn, Kaoru, nicht im Geringsten interessierten. Aber dieser Junge, der von den anderen Objekten damals den Namen Sakito erhalten hatte, hatte all diese Tests überlebt. Sowohl die Kälte-Schock, als auch Nerventests und das Experiment mit Nervengiften. All diese Dinge waren nur ein Bruchteil dessen, was er hatte ertragen müssen, aber Kaoru hatte es nie interessiert, tat es noch heute nicht. Sakito war der Prototyp einer willenlosen Kampfmaschine gewesen und nur durch den Fehler ihn mit den anderen Objekten zusammengelassen zu haben, war ihm und den anderen damals die Flucht gelungen. Und seine Flucht war erfolgreich... bis heute! Der dunkelhaarige Mann drehte sich zurück zu seinem Schreibtisch, öffnete eine der Schubladen und zog eine Akte hervor. Er öffnete den Ordner und das erste, was ihm entgegenblickte war das Gesicht eines vielleicht 8 jährigen Jungen mit großen, angstvollen, aber auch faszinierenden Augen. Nie wieder hatte er in solche Augen geblickt. Bernsteinfarben und mit den Pupillen einer Katze, die trotz des zarten Alter dieses Kindes schon Dinge gesehen hatten, die selbst einem Erwachsenen Angst und Panik in die Augen zaubern würden. Kaoru jedoch ließ diese Tatsache nur lächeln. //Bald schon, ja sehr bald bist du wieder zuhause, Sakito. Und dann werde ich persönlich dafür sorgen, dass du nie wieder eine Gelegenheit finden wirst, mir zu entkommen.// *** Der nächste Morgen kam schnell und damit der Abschied von der Gauklertruppe. Diese hatte bereits in den frühen Morgenstunden ihre Sachen auf die zwei Wagen verladen, während Sakito das Wenige, was ihm gehörte in einem zerschlissenen Rucksack auf seinem Rücken trug. Ryo trat auf den hübschen Jungen zu und ehe Sakito etwas tun konnte, hatte er ihn in eine innige Umarmung gezogen. „Pass auf dich auf, Sakito. Vielleicht sehen wir uns mal wieder.“ Der dunkelhaarige Jüngling, noch etwas überrumpelt von dieser Umarmung, nickte nur steif. Akiko war die nächste, die sich an ihn schmiegte und einen Kuss auf die Wange hauchte. In ihren Augen standen Tränen. „Es war sehr schön dich kennen zu lernen, Sakito.“, schluchzte sie. Ihr fiel der Abschied sichtlich schwer, hatte sie den stillen Jungen doch in den letzten Wochen so lieb gewonnen. Ryo zog seine Schwester an sich, lächelte Sakito noch an. Die anderen der Wandergruppe verabschiedeten sich weniger herzlich, aber freundlich. Sie mussten nun weiter und das sahen auch Ryo und Akiko ein. Sie stiegen beide auf einen der Wagen und schon knallte die Peitsche und die Pferde zogen an. Sakito sah den Gauklern noch nach bis sie um die Ecke verschwunden waren, betrachtete dann den leeren Platz. Kurz keimte ein Anflug von Wehmut auf, doch den verscheuchte er schnell. Es war richtig, dass er sich dazu entschlossen hatte sich von ihnen zu trennen, das wusste er, wenn es auch schwer fiel. //Hör auf solchen sentimentalen Gedanken zu äußern und mach dich auf den Weg!//, schalt er sich selbst, straffte den Rucksack auf seinem Rücken und verließ den Ort, an dem er mit den Gauklern die Nächte verbracht hatte. Er musste diesen Tag nutzen um sich einen neuen Unterschlupf zu suchen und neues Tryptophan zu besorgen. Das Geld würde ihm zumindest den zweiten Teil seines Vorhabens erleichtern. *** Reita erwachte etwa zu der Zeit, in der Sakito sich auf den Weg machte. Das erste, was ihn an diesem Morgen begrüsste, war das schlafende schöne Gesicht seines Freundes. Ein zärtliches Lächeln ruhte auf seinen Lippen und er strich dem hübschen Jungen einige der rabenschwarzen Strähnen aus dem ebenmäßigen Gesicht. Er liebte es aufzuwachen und seinen Geliebten neben sich zu erblicken, dieses wunderschöne Gesicht und die vollen Lippen, deren Süße er bereits so oft hatte spüren dürfen. Er liebte ihn aufrichtig, würde alles für ihn tun, egal was auch passierte und ihn mit dem beschützen, was er hatte. Und wieder schlich sich die Frage in seine Gedanken, die ihn seit dem letzten Tag unermüdlich das Denken schwer machte: Sollte er gehen oder nicht? Er wurde unterbrochen, als sich Aoi neben ihm zu regen begann, die dunklen Augen öffnete und etwas verschlafen in das Gesicht seines Freundes blickte, der ihn anlächelte. Die schwarzhaarige Schönheit erwiderte dieses Lächeln. „Ohayo…“, hauchte Aoi leise, richtete sich dann leicht auf. „Morgen… ich hoffe ich habe dich nicht geweckt mit meiner Grübelei.“, lächelte Reita leicht. Aoi schüttelte den Kopf, strich sich die langen schwarzen Haarsträhnen aus dem Gesicht. „Nein. Es wurde wohl einfach Zeit aufzustehen. Wie geht es deinem Gelenk heute?“ Eine Frage, die zur Routine geworden war und Reita entgegnete wie jeden Morgen. „Es wird immer besser. Die Schmerzen haben sind fast komplett verschwunden.“ Aoi hörte dieses gern und so beugte er sich über den anderen und einige lange Strähnen des schwarzen Haares kitzelten dem Älteren im Gesicht. „Das hört man natürlich gern. Jetzt schonst du es auch endlich einmal angemessen.“ „Hmm und ich kann es gar nicht mehr abwarten, bis ich es endlich wieder richtig benutzen kann.“ Das schmutzige Grinsen auf den markanten Gesichtszügen des Blondschwarzhaarigen ließ Aoi leicht erröten. „Denkst du denn nur an das Eine? Man könnte fast meine, dass du unzufrieden bist!“, schmunzelte der hübsche Junge dann aber, biss Reita verspielt in die Nase. Aoi war der Einzige, dem Reita sie zeigte. Er wusste auch nicht genau wieso er immer ein Nasenband trug, doch wahrscheinlich fühlte er sich damit einfach wohler, weil es ihm einen gewissen Grad an Anonymität verlieh. „Hey, hey… wir werden doch wohl nicht frech werden!“, schmunzelte Reita, zog Aoi einfach zu sich herunter und rollte sich mit dem Jüngeren so herum, dass er nun über dem anderen lag. „Hnn nach dir kann man nur süchtig sein.“, raunte er ihm zu und versiegelte die verführerischen Lippen erneut mit einem leidenschaftlichen Kuss, der erwidert wurde. „Na dir scheint es wirklich wieder besser zu gehen, wenn du schon wieder so ran gehst.“, schmunzelte der Schwarzhaarige, als sie sich schließlich voneinander getrennt hatten. „Immerhin musste ich auch lange genug verzichten!“, rechtfertigte Reita sich und seine Hand wanderte unter das Shirt des Jüngeren, suchte zielstrebig nach dessen Brustwarzen und rieb über die rosigen Knospen. Sofort entrann ein leises Stöhnen den Lippen der schwarzhaarigen Schönheit. „Und das ist der Beweis, dass auch du zulange verzichtet hast.“, lächelte Reita, zog seine Hand dann aber zurück und setzte sich zurück. Sein Blick wurde wieder nachdenklich und Aoi neigte den Kopf etwas zur Seite. „Was bedrückt dich Reita? Du warst gestern schon so abwesend, als ich zurückkam.“, fragte der Dunkelhaarige, richtete sich nun ebenfalls auf. Sie beide hatten eine Schlafstätte für sich, während Ruka und die beiden Mädchen sich das Nebenzimmer teilten. Reita drehte nun seinen Kopf und blickte wieder zu Aoi, seufzte, ehe er den Brief aus seiner Hosentasche zog, den Sakito ihm geschrieben hatte. Er reichte ihn an seinen Freund weiter, der ihn entgegennahm und kurz las. „Wer ist das?“ „Derjenige, der mich besiegt hat und… ein alter Bekannter.“, antwortete Reita nach einigem Stocken. Er hatte nie über seine Vergangenheit geredet und doch kamen ihm Rukas Worte wieder in den Sinn. Du gehörst inzwischen zu uns und es würde uns freuen, wenn du dich langsam etwas öffnest. „Aoi? Wie lange sind wir jetzt schon ein Paar?“, stellte Reita auf einmal eine Frage, die vollkommen aus dem Sinn gerissen schien. Der schwarzhaarige sah ihn verwirrt an, begann dann kurz nachzurechnen. „Ich… ich denke etwa ein Jahr, aber ich kann es nicht genau sagen.“, meinte er noch immer verwirrt. Reita jedoch nickte nur. „Liebst du mich?“ Aoi fühlte sich vor den Kopf gestoßen. Was war denn auf einmal los? Wieso diese komischen Fragen? „Reita was soll das? Natürlich liebe ich dich!“, sagte er nun schon beinahe empört, doch auf Reitas Lippen breitete sich nur ein leichtes Lächeln aus und er drehte seinen Kopf nun zu Aoi. „Und das wo du mich doch kaum kennst. Du weißt nicht wie glücklich mich diese Worte machen, Aoi.“, raunte er, zog den perplexen Jungen in seine Arme. „Du weißt wenig über mich Aoi, doch bald, dass verspreche ich, werde ich dir alles über mich erzählen.“, sprach Reita weiter und noch immer schien es, als rede er mehr zu sich selbst, als zu dem Schwarzhaarigen. Aoi jedoch trieben diese Worte nun ein glückliches Lächeln auf die Lippen und er umarmte Reita seinerseits. Lange Zeit saßen sie einfach nur so da, bis sich Reita schließlich löste. Er war froh Aoi dies gesagt zu haben, auch wenn es ihm sichtlich schwer gefallen war. „Willst du heute Abend dorthin gehen?“, durchbrach Aoi schließlich die Stille, die sie umgeben hatte. Reita hob den Kopf und sah ihn an. „Ehrlich gesagt weiß ich es nicht. Wenn ich mich ihm stelle, ist es so, als würde ich mich meiner Vergangenheit stellen. Und ich weiß nicht ob ich das wirklich will.“, sagte er vollkommen offen, äußerte so erstmals seine Angst gegenüber dem Schwarzhaarigen. Dieser legte den Kopf schief, schmiegte sich dann aber an den Älteren. „Aber… wer weiß wie du denken wirst, wenn du es nicht tust. Reita es bringt nichts immer davonzulaufen, nicht umsonst gibt es diese Sprichwörter. Deine Vergangenheit wird dich früher oder später einholen. Und vielleicht tut sie das ja in Gestalt dieses Fremden.“ „Also willst du, dass ich hingehe?“, fasste er die Aussage des Schwarzhaarigen schlicht zusammen. Aoi jedoch reagierte nur mit einem wissenden Lächeln. *** So zog der Tag dahin, wie viele andere vor ihm und dennoch war er anders. Sakito verspürte eine leicht innere Unruhe, als er sein vorübergehendes Versteck, eine alte Lagerhalle etwas weiter außerhalb der Stadt, verließ. Er wusste nicht was ihn erwartete und diese Tatsache machte ihn nervös. In den letzten Jahren hatte er stets darauf geachtet, dass er immer genau bescheid wusste, sich nie auf Dinge einließ, die ein Ende nehmen konnten, dass er nicht voraussah. Doch heute konnte er nicht sagen, welches Ende der Tag nehmen würde. Er strich sich durch das braune Haar, stieß ein leises Seufzen aus. Seine Gedanken begannen erneut zu wandern, doch dieses Mal in eine ganz andere Richtung. Er dachte an die letzten Jahre nach der Flucht, an sein Leben und den Weg, den es genommen hatte. Doch schließlich zwang er sich dazu, alle störenden Gedanken aus seinem Kopf zu vertreiben und seine Sinne auf die nähere Umgebung zu konzentrieren. Immerhin hatte er nicht vor blind in eine der patrouillierenden Soldatengruppen zu laufen. Er setzte seinen Weg also fort, wich jedem Leben aus, welches seinen Weg zu kreuzen drohte. Er wollte nicht auf andere Menschen stoßen, vermied noch heute engeren Kontakt und schon mit den Zigeunern war er viel zu lange zusammen gewesen. Jetzt musste er sich wieder allein durch das Leben schlagen und es war ihm lieber, drohte er so nicht andere in Gefahr zu bringen. So erreichte er das verfallene Gotteshaus schnell, welches auf einer Anhöhe etwas außerhalb des Stadtrings stand. Das Gras, welches die Ruine umsäumte war niedergetreten und braun. Kaum grün wuchs hier auf dem Boden, doch Sakito hatte dafür kein Auge. Er betrachtete nur die soliden Mauern, die einmal der Grund eines imposanten Andachtsortes gewesen waren, jetzt aber nur der kümmerliche Rest, der von einem Brand übrig geblieben war. Sakito wandte seinen Blick wieder ab und richtete ihn auf den Horizont. Von dieser Anhöhe aus hatte er einen Überblick über einen Teil der Stadt. Die Sonne versank bereits und es schien als würden die Häuserreihen von der brennenden Feuerkugel verschlungen. Ein wunderschöner, aber zeitgleich auch melancholischer Anblick, der in Sakito jedes Mal aufs neue verschiedene Gefühle weckte. Mit einem Mal vernahm er nähere Schritte und schnell tauchte er in den Schatten ein, musste erst sichergehen, wer den Weg hierher fand. Er sah die Silhouette, die von der Sonne noch nicht zu erkennen war, doch anhand des Geruches konnte er klar definieren, wer sich ihm näherte und ein leichtes Lächeln legte sich auf seine Züge. Er war also seiner Einladung gefolgt. „Schön, dass du gekommen bist.“, sagte Sakito schließlich, tauchte aus dem Schatten auf und präsentierte sich so dem Neuankömmling. Dieser sah den Jungen ausdruckslos an, wusste nicht so recht, was er jetzt tun sollte. Sakito erkannte deutlich die Abwehrhaltung Reitas, der die Arme vor der Brust verschränkt hielt. „Es war nicht meine alleinige Entscheidung herzukommen. Also was willst du Sakito?“, durchbrach nun endlich Reitas Stimme die kurz angehaltene Stille. Damit hatte der Jüngere gerechnet. „Lass uns erst in die Kirche gehen. Ich will nicht, dass womöglich jemand dieses Gespräch belauschen könnte.“, erwiderte der Brünette nur auf die Frage, wartete erst gar nicht auf eine Antwort, sondern ging in die Überreste des einst so imposanten Gebäudes. Ein Erdbeben hatte einen Großteil des Kirchenschiffes zerstört, doch durch die schlechten Zeiten waren Schutt und Gesteinsbrocken von den Einwohnern der Stadt verschleppt worden und so wirkte das Gotteshaus von innen weitaus nicht so verfallen wie von Außen. Sakito schritt zwischen den noch stehenden Bankreihen hindurch, genau auf den großen Altar zu, der sich unter dem großen zersprungenen Mosaikfenster befand. Vor diesem blieb er stehen, sah etliche Minuten zu dem gekreuzigten Jesus hinauf, ehe Reitas schneidende Stimme die Stille durchbrach. „Wir sind allein. Also sprich, Sakito.“ Reita war unberührt zwischen den letzten Bankreihen stehen geblieben, hatte die Arme verschränkt und sah den Jüngeren einfach schweigend, aber auffordernd an. Dieser drehte sich zu Blondschwarzhaarigen und entfernte erstmals das dunkle Tuch von seinem Kopf, zeigte Reita sein Antlitz. Dieser staunte nicht schlecht, wie sehr sich der andere doch verändert hatte. Aus dem damals so verschreckt wirkenden Kind war ein doch sehr hübsch anzusehender junger Mann geworden. Aber der Blick seiner Augen hatte sich verändert, wie wohl auch bei ihm. Sie sahen kalt und berechnend in die Welt und doch erkannte Reita einen Schimmer Hoffnung in den goldgelben Katzenaugen. „Sakito! Nun sag schon was du willst!“ Langsam wurde der Blondschwarzhaarige nervös und auch ungeduldig. Er wusste nicht, was er von der ganzen Sache halten sollte, von dem plötzlichen Auftauchen des Brünetten und nun dieser Maskerade, diesem Zögern. Und tatsächlich hatte Sakito Schwierigkeiten. Er wusste nicht wie er anfangen sollte, wo er anfangen sollte. Die honiggoldenen Augen richteten sich auf den Älteren, bevor er sich wieder abwandte, erneut zu dem Altar drehte. „Ich habe dich gesucht, Reita… lange…“, fing er schließlich an, betrachtete die toten Augen der Holzikonen. Reita runzelte die Stirn. „Wie lange? Und wie hast du mich gefunden?“, fragte er. Ein Seufzen, dann die Antwort. „Fast zwei Jahre. Ich habe dich in einem Fernsehbericht gesehen, jedenfalls glaubte ich das und ich bin jedem Hinweis nachgegangen, den ich bekommen konnte und schließlich habe ich dich gefunden.“ „Aber warum hast du nach mir gesucht? Du hattest Ni~ya?“, fiel Reita ihm ins Wort. Aber Sakito schwieg beharrlich zu diesem Thema, sah nur weiterhin auf das Mosaikglas, durch welches die letzten Sonnenstrahlen hineinfielen und das alte Gebäude mit einem Lichtspiel erhellten. Doch für diese Schönheit hatten weder Sakito noch Reita ein Auge. Und endlich schien auch der Blondschwarzhaarige etwas zu begreifen. „Was ist damals passiert… nach unserer Trennung?“, fragte er schließlich, während sich in seinem Inneren alles versteifte. Er fing an sich in die falsche Richtung zu bewegen. Er begann sich für die Vergangenheit zu interessieren, sich ihr wieder zuzuwenden, etwas was er doch so vermeiden wollte. Nun holte aber das leise Seufzen ihn zurück in die Realität und er blickte wieder nach. Sakito stand noch immer mit dem Rücken zu ihm, doch der junge Körper war angespannt und die Hände hatten sich zu Fäusten geballt. Sakito hielt die Augen geschlossen und seine Lider zuckten unruhig. Unbewusst hatte Reita eine alte Wunde mit seinen Worten aufgerissen. Bilderfetzen schossen durch seinen Kopf wie Blitze und er atmete angespannt. Doch er musste antworten. „Ja… Ni~ya war bei mir gewesen… aber das nicht für sehr lange.“, sagte er schließlich und seine Stimme klang ernst, ja sogar verbittert. Reita blinzelte. Er wollte etwas sagen, doch Sakito unterbrach ihn mit weiteren Worten. „Du hast gefragt was passiert ist… willst du es wirklich wissen?“ „Ja.“, lautete die kurze und knappe Antwort. „Gut dann werde ich es dir erzählen…“ *** Lange konnte der Braunhaarige nicht mehr an Ruki und Reita denken, denn er wurde weiter gezogen, weiter durch die Dunkelheit der Nacht. Das Einzige was sie hörten waren ihre hastenden Atemzüge und das Knacken der Äste unter ihren Füßen. Sie waren schnell, doch ihre Kräfte würden sich bald dem Ende neigen, dass spürte Sakito deutlich an dem Stechen in seiner Brust. „Ni~ya ich… ich kann nicht mehr…“, keuchte er, stolperte schon leicht. Der Ältere hielt inne, drehte sich nur einen kurzen Augenblick zu dem Kleineren, schüttelte den Kopf. „Wir müssen weiter… wenn sie uns kriegen wird es uns noch schlechter gehen. Und ich hab dir doch was versprochen, Sakito.“ Ein kleines sanftes Lächeln erschien auf den Zügen des Dunkelhaarigen und er zog den anderen an sich, legte einen Arm um ihn und zog ihn weiter. Dieser vergaß bald alles um sich herum. Es zählte nur ein Gedanke: Laufen! Einfach nur laufen. Die Wiese hatten sie längst hinter sich gelassen, bewegten sich nun wieder durch das dichte Geäst des Waldes. Doch war man immer noch auf ihrer Spur. Die Scheinwerfer des Helikopters zerrissen das dichte Blätterdach und Sakito und Ni~ya schlugen einen Haken um ihm zu entgegen, doch es hatte keinen Sinn. Das Licht fand sie schnell und damit stieg auch wieder die Gefahr. Die beiden konnten nicht die Funksprüche hören, die der Pilot an die Bodensoldaten weitergab, ihnen verriet welche Position die Flüchtlinge innehielten. Sakitos Lungen brannten und er bekam kaum noch Luft, so erschöpft war er vom vielen Laufen. Die kurzen Beine fanden kaum noch Halt auf dem unebenmäßigen Boden und die Sicht verschwamm vor seinen Augen. Ni~ya versuchte ihn immer wieder aufrecht zuhalten und anzutreiben, aber er musste einsehen, dass der Kleinere bald zusammenbrechen würde. Sie mussten diesen Wald durchqueren… nur dann hatten sie eine Chance! Mit einem Mal wurden Geräusche hinter ihnen wieder hörbar. Das Bellen der Wachhunde und die Rufe der Soldaten, die sie verfolgten. Ni~ya beschleunigte seine Schritte und packte Sakito noch fester, der schmerzvoll ächzte. „Ni~ya… ich…“ „Shhh… spar dir deine Kräfte Sakito.“, meinte er nur und richtete seinen Blick wieder nach vorn. Der Braunhaarige zitterte bereits. Er hatte Angst, hörte wie hinter ihm die Stimmen lauter wurden, das Ächzen und Brechen der Äste unter den schweren Stiefeln der Soldaten zunahm. Doch bald nahm ihre Fflucht eine dramatische Wendung. Sie durchbrachen die Büsche, zerrissen sich die Kleidung und zerfetzten ihre Haut, aber es störte sie nicht. Sie wollten überleben und nicht zurück in die Hölle, der sie entflohen waren. Aber plötzlich standen sie einer Felswand gegenüber. „Ni~ya… was… nun?“, fragte Sakito ängstlich, presste sich an den Leib des Gößeren. Ni~ya schluckte. Ihre Verfolger kamen näher und sie mussten sich entscheiden, schnell! Mit einem Mal fasste der Dunkelhaarige die Schultern des Kleineren, zwang ihn, ihn anzusehen. „Wir haben nur eine Chance zu entkommen. Wir müssen uns trennen. Lauf dort entlang, Sakito. Ich werde sie ablenken.“ Ni~ya wusste, dass sie zusammen keine Chance hatten zu entfliehen. Der kleinere Brünette wollte protestieren, aber mit einer wirschen Handgeste stoppte der Ältere ihn, schubste ihn noch in die Richtung. „Jetzt lauf schon… ich komme nach! Versprochen… aber nun geh!“ Ni~yas Stimme wurde immer eindringlicher und seine Hast machte Sakito nervös. Doch der Braunhaarige wagte nicht zu widersprechen und so sah er seinen Freund noch einmal an, ehe er sich auf den Weg machte allein weiter zu fliehen. Ni~ya sah ihm nach und wollte selbst gerade loslaufen, doch weit sollte er nicht kommen. Ein Schuss löste sich und ein gewaltiger Schmerz jagte von seinem Bein ausgehend durch seinen ganzen Körper und er stürzte mit einem unterdrückten Schmerzenslaut. Rufe ertönten. „Hah! Einen haben wir!“ Sakito war noch nicht weit entfernt und hörte den Schuss sowie die Rufe. Erschrocken hielt er inne, fuhr herum, sah Ni~ya noch zu Boden gehen. „Ni~ya! Nein!“, schrie er wollte zurücklaufen, aber der Dunkelhaarige war es selbst, der ihn aufhielt. „Nein Sakito! Lauf! Verschwinde…“, rief er und machte eine Handgeste. Der Braunhaarige schüttelte den Kopf, spürte wie Tränen in ihm aufstiegen und er verhaarte geschockt auf seinem Platz. Doch wieder schrie ihn Ni~ya an und das diesmal aggressiver. „Verdammt Sakito verschwinde!“ Der Kleinere war noch immer hin- und hergerissen und doch wurde ihm die Entscheidung schneller abgenommen als er wollte. „Da hinten ist der andere! Lass die Hunde los!“ Und das Gekläffe wurde lauter. Sakito schrie auf, als er plötzlich zwei der bellenden Hunde auf sich zulaufen sah, wirbelte herum und begann zu laufen. Die beiden abgerichteten Hunde nahmen sofort die Verfolgung auf und begannen den verängstigten Jungen zu jagen. Sakito konnte nicht mehr denken. Ihn erfüllte nackte Panik und seine Füße trugen ihn durch den Wald, unbewusst genau auf den steinigen Abgrund zu. Er konnte bereits die Hunde in seinem Nacken riechen, ihren fauligen Atem und wie sie ihre Zähne in seinen Hals gruben, als er plötzlich durch das Dickicht brach und der Wald endete. Er war zu schnell, konnte nicht mehr abbremsen und stürzte über den Abgrund, genau in den Fluss… *** Eiserne Stille erfüllte die Kirche und Sakito sah betreten zu Boden. Er fühlte sich schlecht, fühlte sich dafür verantwortlich, was Ni~ya widerfahren war. Er hatte ihn beschützen wollen und war deswegen wieder in die Hände Menticores gefallen. Das er, Sakito, die Flucht überlebt hatte, war auch mehr Glück als alles andere gewesen. „Ich habe die Flucht überlebt, doch Ni~ya wurde wieder zurück nach Menticore gebracht!“, fasste er seinen Bericht zusammen, drehte sich nun zu Reita und sah ihm genau in die Augen. „Und der Grund wieso ich dich und auch Ruki gesucht habe, war der, weil ich um euch um Hilfe bitten wollte, Ni~ya da raus zu holen. Jetzt weißt du es!“ Sakitos Stimme klang ernst und kalt, doch Reita spürte deutlich den inneren Schmerz, den der Jüngere empfand. Aber Reita musste überlegen. „Du willst, dass ich dir Helfe Ni~ya zu befreien? Aus Menticore? Tut mir leid, Sakito, aber das kann ich nicht. Ich werde nie wieder auch nur einen Fuß in die Richtung in diese Hölle setzen.“ Er wandte sich ab. „Es tut mir leid, was mit Ni~ya geschehen ist, aber ich habe mit der Vergangenheit abgeschlossen und ich bin glücklich. Ich habe mir ein eigenes Leben aufgebaut und will nichts mehr mit Menticore zu tun haben! Und daher kann ich dir nicht helfen. Wenn das alles war, was du von mir wolltest, tut es mir leid. Ich kann nichts für dich tun…“ Sakito zuckte zusammen. Diese Worte waren deutlich und tief in seinem Inneren hatte er sie erwartet. Doch er wollte Reitas Entscheidung nicht akzeptieren. „Nein… das ist nicht der einzige Grund. Ich wollte dich warnen! Menticore ist uns immer noch auf den Fersen! Du verkriechst dich in eine trügerische Sicherheit, wenn du glaubst einfach vergessen zu können!“, brach es aus ihm heraus und er hielt Reita zurück. Der Blondschwarzhaarige drehte sich wieder um, sah Sakito entgegen. „Uns immer noch auf den Fersen? Das glaubst du doch selbst nicht. Neun Jahre sind wir nun schon auf der Flucht und noch nie habe ich wieder mit ihnen zu tun gehabt!“ „So? Du nicht, aber ich! Zweimal bin ich ihnen wieder begegnet und sie haben nicht aufgegeben. Sie verfolgen uns immer noch, Reita!“ Sakito wurde lauter und eindringlicher, schien jegliche Ruhe verloren zu haben. Reita machte eine wegwerfende Handgeste. „Lass mich in Frieden, Sakito! Du willst nur, dass ich dir wegen Ni~ya helfe. Doch das werde ich nicht! Ich will nichts mehr mit der Vergangenheit zu tun haben und zu der gehören du und er dazu! Ich komme alleine klar und hätte es längst mitbekommen, wenn mir jemand auf den Fersen wäre!“ Das war verletzend. Sakito klappte den Mund zu und trat einen Schritt zurück. Sein Blick ruhte auf Reita, doch mit einem Mal lenkte er sich in die Höhe des Deckengewölbes. „So wenn du das wirklich glaubst. Warum hast du dann nicht bemerkt, dass wir bereits die ganze Zeit beobachtet werden…“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)