A Link to the Link von Akimon (The Legend of Zelda) ================================================================================ Kapitel 4: König der Fischer ---------------------------- „Wichtig ist, dass du dem Fisch genug Schnur lässt. Du musst ihn müde werden lassen.“ Der Jüngere erwiderte grinsend: „Ja! Und dann schnapp ich ihn mir mit einem Ruck!!“ Nun hatten die beiden Helden schon seit knapp drei Stunden über nichts anderes wie angeln geredet. Welche verschiedenen Fischarten es gibt, mit welchem Köder man welchen Fisch fangen kann, welche Fische nur zu bestimmten Jahreszeiten auftauchen, wie man ihn am leichtesten rauszieht und letztendlich wie er gekocht am Besten schmeckt. Da waren sie sich schnell einig, dass es nichts Leckereres als gebratenen Fisch gab. Doch dann wurden sie von der ruckelnden Angel des Helden der Zeit unterbrochen, die bis dato noch friedlich im Boden gesteckt hatte. Etwas zog fest an ihr und der junge Mann schnappte sie sich sofort, während er erwartungsvoll „Ich hab einen!“ rief. Nun war auch die Aufmerksamkeit des anderen vollkommen auf die zuckelnde Angel gelenkt. Der einheimische Hylianer stand auf. Link zog an der Rute so fest er konnte, doch anscheinend hatte sich ein richtig Großer festgebissen. „Lass ihn ein wenig umherschwimmen, damit ihn seine Kräfte verlassen.“, versuchte der Ältere ihm zu helfen. Daraufhin versuchte der Andere seine Aufregung etwas zu bändigen und nicht so sehr zu ziehen. Doch der Fisch machte dieses Spielchen nicht mit. Er zog mit aller Kraft in die entgegengesetzte Richtung, in der Hoffnung, dem Angler die Rute zu entreißen, damit er frei war. Der Held der Zeit hatte so langsam seine Probleme. Seine Hände wurden schwitzig, weswegen die Rute sich langsam immer weiter seinem festen Griff entwand. „Es geht nicht! Er zieht nur kontinuierlich in eine Richtung! Wenn das so weiter geht, reißt die Schnur!!“ Er packte den biegsamen Holzstab fester. Er würde diesen dicken Fisch jetzt nicht mehr von der Leine lassen! Aber wenn das so weiter ginge, würde entweder zuerst die Schnur reißen oder die Rute würde ihm entgleiten. Die Gedanken des jungen Helden rasten. Er sah nur die Möglichkeit, ihn mit einem Ruck herauszuziehen, aber wie sollte das gehen? ~Wenn ich das mache, könnte mir gleichzeitig die Angel aus der Hand flutschen. So ein Mist!~ Nun, urplötzlich wie unvorhergesehen, stellte sich der etwas Größere hinter ihn, griff um ihn herum und packte ebenfalls die Angelrute. Um das Holz fassen zu können, hatte er sich ganz an den Jüngeren geschmiegt. Sein konzentriertes Gesicht tauchte direkt neben dem seinen auf. „Wir müssen ihn mit einem Schlag rausziehen. Ich zähle bis drei okay?“ „Ja!“, erwiderte sein Ebenbild zustimmend. „Eins, zwei, drei!!!“ Beide zogen so fest sie nur konnten. Der Fisch im Wasser musste aufgeben. Er wurde von der Wucht in die Luft geschleudert und landete zappelnd auf der Wiese, bis er dort seinen letzten Atemzug tat. Da das andere Ende mit einem Mal aufgehört hatte zu ziehen, landeten die Helden unsanft auf dem Gras. Wobei sich der der Zeit sofort von dem anderen runterrollte, ihn besorgt ansah und stammelnd fragte: „Oh, das-das tut mir leid! Hast du dir wehgetan?“ Sein Doppelgänger setzte sich seufzend auf und rieb sich den Hinterkopf. Doch dann erwiderte er mit einem sanften Lächeln: „Nein, alles klar bei mir. So leicht bin ich nicht verwundbar.“ In dem Gesicht seines Gegenübers machte sich Erleichterung breit, welche jedoch sofort der Neugierde wich, da er den Fisch sah, der einige Meter von ihnen entfernt auf dem Boden lag. „Sieh mal! Dahinten ist er!“, rief der Jüngere euphorisch. Mit drei großen Sätzen war er bei dem Wassertier angelangt. Er zappelte nicht mehr, da er schon sein Leben ausgehaucht hatte. Nun erkannte Link was das eigentlich für ein riesiges Ding war. Etwas mehr als einen Meter lang. Die gelb-orangenen Schuppen schimmerten matt im Sonnenlicht. Voller Stolz nahm er das Tier auf den Arm, drehte sich um und grinste den anderen überglücklich an. „Schau dir mal diesen riesigen Fisch an! Kein Wunder, dass der ganz schön gezogen hatte!“ Der Ordoner stellte sich aufrecht hin, um den Fang zu begutachten. Nach einigen wenigen Sekunden machte sich Überraschung in seinem Gesicht breit. „Wow, du hast tatsächlich einen Hyliahecht gefangen! Und gleich so einen Großen!“ Link schaute auf in das breit grinsende, stolze Gesicht seines Gegenübers und lächelte ebenfalls begeistert. „Herzlichen Glückwunsch! Ich hab noch nicht mal so einen gefangen.“ „Weißt du was? Der ist sogar so groß, dass wir beide davon satt werden!“ Der Einheimische nickte bestätigend. „Wenn du möchtest mache ich uns direkt ein Feuer.“ „Ja das wäre toll, weil ich nämlich schon ziemlichen Hunger hab.“, erwiderte sein Ebenbild verlegen. „Keine Sorge, das geht schnell. Gib mir eine viertel Stunde.“ Mit diesen Worten drehte sich der Größere um und lief zu ein paar vereinzelten Bäumen, die etwas weiter hinten auf dem Landstrich standen. Als er angekommen war kletterte er ohne zu zögern auf einen von ihnen. Dann begann er einige Äste abzubrechen und sie auf den Boden zu werfen. Als er damit fertig war, landete er mit einem Sprung wieder auf der Wiese. Er sammelte das Gehölz ein, doch bevor er sich wieder auf den Weg zu dem anderen machte, griff er hinter den Stamm. Dort hatte er sich immer zwei Feuersteine vom Todesberg bereit gelegt. Als er wieder zurück war, machte er sich daran die Äste kennerisch zu stapeln. Schließlich zündete er das trockene Laub mit den Steinen an. Kurz darauf prasselte ein lebhaftes Feuer. Zwischenzeitlich hatte der Held der Zeit den Hecht schon bratfertig gemacht. Er steckte zwei Holzstöcke, mit je einer Portion Fisch daran für jeden, in den grünen Wiesenboden. Zufrieden setzte sich der etwas Kleinere im Schneidersitz auf den Boden. „Mensch, so einen riesigen Fisch habe ich wirklich noch nie gefangen! Vielen Dank, ich glaube alleine hätte ich ihn nicht herausziehen können.“ Wohlwollend lächelte der andere ihn an. „Ach was. Ich hab gemerkt, dass du die Angel nicht mehr richtig im Griff hattest. Ich hab dir nur ein bisschen ziehen geholfen, mehr nicht.“ Link sah sein Ebenbild skeptisch an. „Du bist ganz schön bescheiden.“ „Findest du?“ „Ja.“ Ein nachdenkliches Grinsen schlich sich auf das Gesicht des Älteren während er in die tanzenden Flammen schaute. „Eigentlich, möchte ich nur helfen, so gut ich kann.“ Er schwieg ein paar Sekunden, bevor er weiterredete. „Ich habe auf meiner Reise durch Hyrule so viele Freunde gefunden, deswegen....wollte ich diese, unsere Welt, von Ganondorf befreien. Damit wir alle wieder in Frieden leben können.“ Es folgte eine erneute kurze Stille, bis der Erzählende leicht den Kopf schüttelte. „Tut mir leid. Ich glaube ich schweife ab. “ „Nein, das ist schon in Ordnung. Ich finde es toll, dass du dich so sehr für andere einsetzt. Bei mir ist das genauso, deswegen kann ich dich gut verstehen.“ Der Held der Zeit schenkte dem anderen ein unschuldiges, gutherziges Lächeln, bevor er noch hinzufügte: „Außerdem höre ich dir sehr gerne zu.“ Diese Worte lösten in Link eine große, innere Zufriedenheit aus. Zum ersten Mal in seinem Leben hatte er das Gefühl, jemand ging wirklich auf ihn ein und verstand ihn. „Danke.“, antwortete er leise. Es folgte eine angenehme Stille, in der sich die beiden Helden nur verständnisvoll anschauten. Bis der Jüngere neugierig fragte: „Du hast gesagt, du kennst jemanden, der viel über die Vorgänge dieser Welt Bescheid weiß. An wen hast du da gedacht?“ Der andere beantwortete ohne ein Zögern seine Frage. „Hyrule ist bei uns in drei Gebiete unterteilt. Phirone, Eldin und Ranelle. Jedes Gebiet wird von einem Lichtgeist beschützt, der in einer Quelle wohnt. Ich dachte, dass wir zu einem von ihnen gehen, da sie mir auch viel über meine Bestimmung erzählt haben. Ranelle ist gleich dort hinten. Wir müssten nur mit dem Kanu rüberfahren.“ Dabei zeigte er mit dem Finger auf eine steinerne Plattform die direkt gegenüber von ihnen an der Felswand war. Ein großes Loch zierte den Eingang zu einer Höhle. Der Held der Zeit schaute sich interessiert um. „Achso ist das. Also, von diesen Lichtgeistern habe ich noch nie etwas gehört.“ Ein Hauch von Melancholie huschte über sein Gesicht. „Hoffentlich kann er mir weiterhelfen.“ Link bemerkte die anfliegende Traurigkeit seines Gefährten, weswegen er ihm mit ruhiger Stimme aufmunternd zuredete: „Mach dir keine Sorgen. Die Lichtgeister sind sehr weise. Sie können uns bestimmt einen Rat geben.“ Danach fiel seine Aufmerksamkeit auf den Fisch, der schon sehr gut aussah. „Lass uns jetzt erst einmal essen. Danach gehen wir sofort zu Ranelle, okay?“ Sein Ebenbild wandte sich wieder dem Feuer zu und erwiderte: „Ja. So machen wir’s.“ Mit diesen Worten nahm er sich seinen fertigen Fisch, pustete ein wenig und biss hinein. Als er den ersten Happen runtergeschluckt hatte, sprach er entzückt: „Mann, ist der lecker!“ Danach haute er richtig rein. Der Ordoner tat es ihm gleich, da auch bei ihm das Hungergefühl schon ziemlich bohrte. Sie aßen stumm und spuckten nur abwechselnd die Gräten ins Wasser. Als sie fertig waren, legten sie sich gesättigt auf den Rücken. „Puh! Das hat richtig gut getan!“, sprach der Jüngere zufrieden. „Ja, da hast du Recht.“, stimmte ihm der andere zu. Sie blieben beide noch einige Minuten lang liegen und sahen den Wolken zu, wie sie langsam über den Himmel zogen. Der einheimische Krieger war der Erste, der wieder aufstand. „Machst du bitte das Feuer aus? Dann hol ich schon mal das Kanu.“ „Klar, mach ich!“ Während Link die restliche Glut mit Erde überhäufte, ging sein Doppelgänger an den Rand zum Wasser. Dort nahm er seine Flöte, holte tief Luft und blies einmal kräftig hinein, sodass nur ein lauter Pfiff zu hören war. Danach wanderten seine Augen zu dem kleinen Wasserfall der in den Hylia-See mündete. Es dauerte ein paar Minuten, bis er dort ein Zoramädchen mit dem Holzkanu erblickte. Nachdem sie das Boot abgeliefert hatte, sagte sie hastig: „Hallo Link! Hier hast du das Boot. Sorry, aber ich habe keine Zeit! Wir haben oben so viel Betrieb, da bin ich die ganze Zeit beschäftigt. Vielleicht sehen wir uns bald!“ „Natürlich. Vielen Dank!“, antwortete der Held und das junge Fischmädchen machte sich eilig wieder auf den Weg nach oben. Einen Augenblick später tauchte schon der Jüngere neben ihm auf. Seine Augen begutachteten neugierig das hölzerne Wassergefährt. „Damit überqueren wir den See?“ Sein Ebenbild nickte, was den Helden der Zeit dazu veranlasste, sich sogleich vorsichtig hinein zu setzen. Nachdem auch der Ordoner Platz genommen hatte ruderten sie, nach einigen anfänglichen Schwierigkeiten, doch noch relativ souverän über das Gewässer. Drüben an der Steinplattform angekommen, war der Ältere der Erste, der sie betrat. Da ihm der andere manchmal ein bisschen unbeholfen erschien, bot er seine Hand als Hilfe an. Link ergriff sie dankend, hätte sie aber nicht zwingend gebraucht. Trotz der starken Schwankungen hielt er seine Körperspannung. Mit einem Satz landete er neben seinem Angelfreund. Nun standen sie beide direkt vor dem Eingang zur heiligen Quelle. Der Held der Zeit schaute staunend auf. Vor dem Eingang standen baumhohe Schlangensäulen. Vier der Steinreptilien tauchten sogar aus dem Fels direkt über ihnen auf. Dazu waren noch altertümliche Verzierungen in den Rand eingeschlagen. Ohne ein Wort zu verlieren betrat der einheimische Kämpfer die dunkle Höhle. Sein Doppelgänger stolperte ihm hastig hinterher. Gespannt darauf was ihn wohl erwartete, blieb er seinem Wegweiser dicht auf den Fersen. Nach einigen Minuten kamen die beiden jungen Männer an. Dem fremden Hylianer klappte die Kinnlade herunter, als er sich umsah. Die Höhle war riesig und dazu noch ziemlich hoch. Obwohl kein Licht von außen hineinfiel, war sie hell erleuchtet. Das Wasser unter ihnen strahlte so hinauf. Dort wo sie standen führte ein kleiner Vorsprung ein paar Schritte in den runden Raum hinein. Die stille Quelle lag ungefähr zwei bis drei Meter unter ihnen. Außerdem schwebten kleine, weiße Feen stetig um sie herum. Der Held der Zeit spürte, wie die heilsame Kraft, die von ihnen ausging, durch ihn strömte. Sanft lächelnd schaute er ihnen hinterher, denn zum ersten Mal hatte er etwas gefunden, was ihm vertraut war. Der Ältere trat währenddessen ganz nach vorne, bis an die Schwelle des Vorsprungs. Langsam schloss er die Augen, konzentrierte sich auf die heilige Energie die hier wohnte. Dann spürte er sie, die weißen Streifen des Lichts, die den gesamten Raum erfüllten. „Ehrenwerter Ranelle,“, sprach er mit lauter, ruhiger Stimme, „erscheint vor uns. Wir brauchen eure Hilfe.“ Link senkte daraufhin den Kopf, öffnete die Augen und sah auf das leuchtende Wasser hinab. Auch sein jüngeres Ebenbild stellte sich nun neugierig hinter ihn und schaute ebenfalls runter. Langsam, aber sicher fingen die Wogen an zu wirbeln. Es wurde immer stärker, bis der hell strahlende Körper der riesigen Wasserschlange daraus emporstieg. Sie drehte sich einmal ganz in der Höhle, bis der Kopf mit der heiligen Lichtkugel im Maul direkt vor den beiden Helden stehen blieb. Dabei muss er wohl so furchteinflößend gewesen sein, dass der Held der Zeit sich vor Schreck fluchtartig hinter dem Anderen versteckte. Vorsichtig schob er den Kopf über die Schulter seines Pendants, um sich den Lichtgeist genauer anzusehen. „Du hast nach mir gerufen, ehrenwerter Held?“ Die tiefe, göttliche Stimme hallte an den steinigen Wänden wider. Der Angesprochene nickte. „Es ist etwas passiert, was ich mir überhaupt nicht erklären kann, nämlich...“ Doch der ältere Krieger stockte und schaute zur Seite, in das Gesicht seines Doppelgängers. Dieser war noch immer so von dem Lichtgeist gefesselt, dass er die gesprochenen Worte gar nicht wahrgenommen hatte. Erst als der Andere ihn etwas nach vorne zog, um ihn in das Blickfeld Ranelles zu setzen, realisierte der fremde Hylianer, dass er ja eigentlich der Hauptgrund ist, warum sie hier waren. Die Schlange selbst war von dessen Erscheinung überrascht. Doch bevor irgendjemand etwas sagen konnte, ergriff der einheimische Kämpfer mit ernstem Gesichtsausdruck das Wort. Man hätte meinen können, er hätte sich seine gesprochenen Sätze im Kopf schon genau zurechtgelegt. „Ehrenwerter Ranelle, dieser junge Mann, ist mein komplettes Ebenbild. Ich habe ihn heute Morgen nach dem Auftauchen eines dunklen Strudels bewusstlos gefunden. Er besitzt das legendäre Master Schwert, er trägt die gleiche Rüstung wie ich und auch er hat Ganondorf in seiner Zeit besiegt.“ Link atmete noch einmal tief ein bevor er fortfuhr. „Worauf ich hinaus will, ist-“ Doch er wurde von dem Lichtgeist unterbrochen. „Ich weiß, junger Held. Ich kann die Geschehnisse aus deinen Augen lesen. Außerdem spüre ich, dass er aus einer anderen Zeitebene als dieser entstammt.“ „Ja, das glaube ich auch, aber ich.....ich habe noch eine ganz spezielle Vermutung....“ Der Kämpfer senkte seinen Blick etwas. Er spürte, wie der andere ihn nun fragend ansah, doch er wollte ihm nicht in die Augen schauen. „Ehrenwerter Ranelle,“, setzte er an, „ich glaube, er ist der legendäre Held der unsere Welt damals vor dem Untergang bewahrt hat.“ Dabei hob er wieder das Gesicht und schaute den Lichtgeist erwartungsvoll an. Der Jüngere folgte verklärt seinem Blick. Irgendwie stand er momentan auf dem Schlauch. Legendärer Held? Er?! Ja, er war der Held der Zeit, aber er bezweifelte, dass irgendjemand außer den Weisen vielleicht, von seinem Kampf etwas wusste. ~Moment....die Weisen....?!~ Hätte es sein können, dass Ruto, Naboru, Darunia, Salia oder Impa etwas ihren Völkern weitergetragen hatten? Und was war eigentlich mit Zelda? Seine Gedanken wirbelten wirr in seinem Kopf herum. Alles war so durcheinander, so unwirklich. Er verstand das alles einfach nicht. Ranelle schwieg im ersten Augenblick, doch dann erhob er wieder seine Stimme: „Ja, du sprichst wahre Worte. Er ist derjenige, der ungefähr vor siebenhundert Jahren unsere Welt rettete.“ „Vor siebenhundert Jahren?!“ Der fremde Hylianer verstand gar nichts mehr. „Heißt das, dass ich in die Zukunft gereist bin? Und vor allen Dingen, warum ist Ganondorf dann wieder auferstanden?“ Der Lichtgeist erwiderte beruhigend: „Ich verstehe eure Verwirrung ehrenwerter Held der Zeit, doch lasst mich erklären. Ihr wart der Erste, der den dunklen König der Diebe zu besiegen vermochte. Doch der Schattenfürst kehrte wider. Die Nachfahren der sieben Weisen konnten ihn in die Schattenwelt verbannen, aber er befreite sich von diesem Fluch. Nur eine Reinkarnation des legendären Helden sowie der weisen Prinzessin, mag den dunklen König erneut fesseln, sodass er auf ewig gefangen bleibt.“ Nun wandte Ranelle seinen Kopf in Richtung des älteren Kämpfers, der schon von selbst verstand. „Diese Reinkarnation.....das bin ich....nicht wahr?“ Die große Schlange nickte. Der Held der Zeit jedoch, war noch nicht zufrieden, weshalb er nachhakte: „Also existiere ich in dieser Welt als Legende, da ich sie angeblich vor hunderten von Jahren vor dem Bösen gerettet habe?“ Der Herrscher des Wassers nickte kaum merklich mit dem Kopf. „So ist es.“ „Aha...was ich aber noch nicht verstehe ist, warum ich in dieser Zeitebene gelandet bin?“ „Das kann ich euch leider nicht beantworten, ehrenwerter Held, doch es steht fest, das ihr so schnell wie möglich wieder in eure Zeit zurück müsst, da ein Ungleichgewicht der Kräfte entstanden ist. In dieser Welt existieren nun zwei Triforce-Fragmente des Mutes, während in der anderen Zeitepoche keines vorhanden ist.“ Die Schlange leuchtete hell auf und das Wasser begann erneut zu wirbeln. Allem Anschein nach, waren für ihn alle Fragen geklärt. „Ihr müsst Königin Zelda aufsuchen. Sie ist in der Lage die dunklen Mächte aufzuspüren. Außerdem kann nur sie einen Weg finden, den Helden der Zeit wieder zurückzuschicken.“ Ranelle drehte sich, wobei sein Körper immer greller strahlte. Hohe Wellen schlugen kunstvoll um sich. Die beiden jungen Kämpfer mussten sich die Hand vor Augen halten. Eine letzte Warnung hallte von den Wänden wider, als der Lichtgeist endgültig verschwand: „Achtet auf euch, denn ich spüre, wie eine neue, dunkle Bedrohung diese Welt erneut mit Schatten überziehen will. Ich sehe, wie auch du Held unserer Zeit, die schwarzen Flammen bemerkst. Bedenkt, vielleicht ist auch das der Grund für das Erscheinen des legendären Helden. Nur die vereinigten Fragmente des Mutes, vermögen eine Kraft freizusetzen, die das Böse weichen lassen!“ Mit einem lauten Wasserknall verschwand Ranelle. Nur die leicht aufgewühlten Wogen verrieten sein Verschwinden. Der einheimische Krieger senkte etwas den Kopf. Der Wassergeist hatte gemerkt, dass er sein Master-Schwert wieder bei sich trug. ~Also war meine Vision doch kein Hirngespinst.~ Außerdem standen bei ihm noch einige Fragen offen. Wie lautete ihr Auftrag? Was hat es mit diesem seltsamen Zeitstrudel auf sich, aus dem sein Doppelgänger kam, der ihn unweigerlich etwas an die Schattenwelt erinnerte? Welche neue böse Macht bedrohte erneut sein Land? Fragen über Fragen und Link wusste einfach keine Antwort. Wie sah sein weiterer Weg aus, den er sonst immer klar vor Augen hatte? Er stieß einen kaum hörbaren Seufzer aus. ~Anscheinend kann uns wirklich nur Königin Zelda helfen. Vielleicht bringt sie etwas Licht ins Dunkel.~ Damit drehte sich der Ordoner um und ging schnurstracks an seinem Ebenbild vorbei, der noch immer offenen Mundes nach unten auf das leuchtende Wasser starrte. Er hatte ja wirklich schon viel erlebt, aber diese Lichtgeister waren trotzdem ein Phänomen für ihn. Einige Sekunden nachdem der Ältere an ihm vorbeiging, erwachte er aus seiner Starre. Leicht perplex drehte er sich um. Folgte seinem Kampfgefährten nach draußen. Auf dem kurzen Weg dorthin schmunzelte er etwas. Der Grund dafür, waren wohl seine phantasievollen Vorstellungen. Mit einem naiv-kindlichen Gesichtsausdruck fragte er sich in Gedanken: ~Ob sie von mir wohl auch eine Statue im Schloss haben? Immerhin bin ich hier ja der legendäre Held!~ Bevor sich der Grüngekleidete jedoch genau ausmalen konnte, wie er wohl als Verewigung in Steinform aussehen würde, trat er hinaus aus dem Höhleneingang. Die Sonnenstrahlen, welche seinen Körper erfassten, schienen wärmend auf ihn herab. In der Zwischenzeit stach bei dem Anderen eine seiner hundert Fragen sehr hervor, während er nachdenklich draußen neben seinem ’Urahn’ stand, wenn man ihn so bezeichnen konnte. Interessiert schaute er den Jüngeren ins Gesicht und fragte: „Wie hast du eigentlich dein Master-Schwert bekommen?“ Sein Ebenbild blickte ihm in die Augen, bevor er anfing zu erklären. „Ich habe es in der Zitadelle der Zeit aus einem Stein gezogen. Es war der Auslöser, der mich in den siebenjährigen Schlaf versetzte.“ Der Ältere horchte auf. ~Eine Zitadelle?~ Sofort fing sein Gehirn an Vergleiche zu ziehen. Auch er zog sein Schwert aus einem Stein, doch war der Platz dieses Steins in den verlorenen Wäldern des heiligen Hains. ~Die Ruinen…~ Die Erkenntnis traf den Ordoner wie ein Blitz. Es war derselbe Stein, nur die Zitadelle hatte die siebenhundert Jahre wohl nicht überstanden. ~Wie würde er das wohl aufnehmen? An diesem Ort stehen nur noch unkenntliche Ruinen, die nur vermuten lassen, was dort vielleicht einmal war.~ Die Augen des einheimischen Kriegers schauten sein Ebenbild besorgt an. Er war sich uneins darüber, ob er ihm davon erzählen sollte. ~…..aber, er hat ein Recht darauf es zu erfahren….~ Der Held der Zeit sah seinen Doppelgänger nur verwundert an. „Was hast du?“, fragte er. Der Blick seines Weggefährten war ernst. Nach einigen Sekunden der Stille jedoch beschloss er, dem fremden Hylianer von dem Tempel zu erzählen. „Es ist nichts, nur....in dieser Zeitepoche könnte es etwas Vergleichbares geben, wie die Zitadelle die du kennst. Vielleicht ist es ja die Gleiche.“ Sein Gegenüber starrte ihn verblüfft an. Hatte sich das alte Gebäude, welches doch schon zu seinem Kampf gegen Ganondorf leicht verwittert war, so lange gehalten? Urplötzlich wurde dem Jüngeren etwas klar. Wenn es die Zitadelle noch gibt, dann würde die Möglichkeit bestehen, dass er wieder zurück in seine Zeit könnte. ~Wenn ich mein Master-Schwert in den Stein stecke, vielleicht funktioniert dann der Zeitsprung!~ Mit einem Mal war der Jüngere total nervös, sowie keimte unerwartete Freude in ihm auf. Es bestand die Chance seiner Rückkehr! Zurück in sein Hyrule, zurück zu seinen Freunden......zurück zu Zelda. Der Gedanke an die junge Prinzessin zauberte dem Helden der Zeit ein liebevolles Lächeln auf sein Gesicht. Nichts desto trotz musste er jetzt erst einmal in diesen Zeitschrein, von dem der Andere geredet hatte. In der Zwischenzeit beobachtete der einheimische Krieger sein Ebenbild nur prüfend. Diese wechselhaften Emotionen von Nachdenklichkeit, Nervosität und Freude verwirrten den Älteren etwas. Aber es schien ihm etwas zu sagen, denn kurze Zeit später wurde er von seinem aufgewühlten Freund gefragt: „Kannst du mir diesen Tempel zeigen? Jetzt?“ Damit hatte der Ordoner schon irgendwie gerechnet. Trotzdem wollte er seinem Ebenbild den Zustand in dem sich das Gebäude befand, vorenthalten. Innerlich hoffte er darauf, dass der Jüngere schon damit rechnete, da immerhin über siebenhundert Jahre vergangen waren. „Ja, das kann ich machen.“ Die Augen des Kleineren weiteten sich vor Freude. „Das ist toll!! Vielen Dank!! Dann können wir uns ja auf den Weg machen!“ Voller Zuversicht setzte sich der fremde Kämpfer vergnügt in das Kanu. Link folgte ihm nachdenklich. Langsam spürte er berechtigte Zweifel, ob sein Ebenbild die Sache nicht etwas zu blauäugig sah. ~Vielleicht irre ich mich auch. Ich kenne ihn immerhin noch nicht lange genug um zu wissen, wie er wohl reagieren wird.~ Behutsam setzte sich nun auch der Ältere in das Boot und mit der Mittagssonne im Nacken, paddelten sie über den wunderschönen, glitzernden Hylia-See. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)