A Link to the Link von Akimon (The Legend of Zelda) ================================================================================ Kapitel 15: Mut zur Wahrheit ---------------------------- „Link du musst uns helfen! Die Ziegen sind ausgebrochen!!" Diese Information kam im ersten Moment gar nicht bei dem Ordoner an, der wie zur Salzsäule erstarrt aus dem Fenster nach unten schaute. Obwohl ihm dieser Satz nur allzu vertraut war, kam er ihm in diesem Augenblick wie eine unwirkliche Realität vor. Als hätte Phrad ihm damit ein Steinchen an die Stirn geworfen und der einheimische Krieger wäre zu perplex darüber gewesen, dem auszuweichen. „Link, hast du verstanden? Du musst dich beeilen, sie verwüsten das ganze Dorf!“ Jetzt erst realisierte der einheimische Hylianer diesen Umstand und reagierte entsprechend. „Ja, ich komme sofort!“ Damit zog er den Kopf wieder zurück und wurde sich über seine eben getätigte Zusage bewusst. Ihm blieb jetzt nichts anderes übrig, als sich um die Ziegen zu kümmern. Der Ältere verzog das Gesicht, verzweifelt der Situation. Wie kam er dazu, einfach so zuzusagen? Er konnte doch jetzt nicht einfach abhauen und sein Ebenbild hier alleine lassen. Sogleich wanderten die Augen des Kettenhemdträgers zu seinem Kameraden. Der Jüngere blickte ihn nur verdutzt und eine Spur fragend an. So ein verdammter Mist! Der dunkelblonde Kämpfer konnte einfach nicht glauben, in so eine missliche Lage geraten zu sein. Doch es half nichts, alles was er tun konnte war sich zu beeilen. Aufgrund dessen ließ er sich neben sein kleineres Ebenbild nieder und sagte mit ernster, aber auch mit der Spur eines Flehens in der Stimme: „Ich bin sofort wieder da. Bitte warte hier auf mich.“ Damit stand der Ältere auf, flitzte die Leitern hinunter, griff hektisch nach dem Zaumzeug und versuchte in seine Schuhe zu schlüpfen, was ihm aber bei seiner ganzen inneren Aufregung wie Nervosität überhaupt nicht gelingen wollte. Nachdem Link ein paar Sekunden – die ihm wie endlose Stunden vorgekommen waren – mit seinen bockigen Schuhen kämpfte, siedete seine Geduld schneller als ihm lieb war. Schließlich ließ er resigniert die Stiefel stehen und lief stürmisch aus der Tür. Mit einem übermütigen Satz sprang er den kleinen Vorsprung vor seinem Haus herunter. Direkt fing er an sein Pferd erneut zu zäumen, wobei er auf das Satteln verzichtete. Das würde ihn nur zu viel Zeit kosten. Nach nur wenigen Minuten schwang sich der Ordoner mit einem Satz auf den Rücken von Epona. Direkt gab er ihr die Sporen und galoppierte schon fast den Weg hinunter zum Dorf. Warum? Warum ausgerechnet jetzt?! Wie zur Antwort erblickten Ross und Reiter hinter der Biegung das erste mit blauem Fell überwachsene Gesicht der Ziege, welche dahinter lauerte. Doch diese ergriff sofort aufgeschreckt die Flucht, als sie die furchteinflößende Gestalt des riesigen Tieres mit dem lauten Hufgetrappel bemerkte. Der dunkelblonde Hylianer blickte sich mit einem Anflug von Entsetzen um. So hatte er das Dorf noch nie gesehen. Kurz gesagt, es war das reinste Chaos. Die sonst so friedlichen Häuser lagen nun wie zerrupftes Federvieh im Dunkel der Dämmerung. Das kleine, beschauliche Tal, durch dessen Herzstück ein größerer Bach friedlich hindurchzufließen pflegte, versank im Durcheinander. Aufgeschreckte, vor Verwirrung beherrschte Mienen, welche sich auf den Gesichtern der Dorfbewohner widerspiegelte, die sich mit Stöcken und Ackerwerkzeug zu wehren versuchten. Leider mehr als vergebens. Die Ziegen rannten aufgebracht um sie herum, jagten durch das Dorf und beobachteten nervös wie wachsam ihre Umgebung. Sie zertrampelten die Felder, wühlten mit ihren Nasen in der Erde nach Kohl, Möhren oder Kürbissen, während die meisten der kleinen Zicklein verängstigt hinter ihren Müttern Schutz suchten. Ein paar vorwitzige von ihnen jedoch, tanzten wortwörtlich aus der Reihe, indem sie es ihren Eltern gleichtaten und sich aufgedreht durch die weiche Erde wühlten. So manch übermütiges Jungtier wusste nicht wohin mit der überschüssigen Energie, sodass sie wild und frech mit den Ordonern hier und da scharmützelten. Link brauchte nicht lange, um sich einen gewissen Überblick zu verschaffen. Er bemerkte, dass die meisten Dorfbewohner sich in ihren Häusern verbarrikadiert hatten. Nur wenn die Ziegen an ihr Hab und Gut wollten, trauten sie sich hinaus. Ist vielleicht auch besser so., dachte sich der Hylianer. Das würde ihm die Arbeit erleichtern. Außerdem könnte so ganz leicht vermieden werden, dass die Tiere und die Dorfbewohner sich gegenseitig verrückt machten. Nachdem seine himmelblauen Augen – derweilen von höchster Konzentration beseelt – über das Chaos schweiften, legte sich derzeit in seinem Kopf ganz von selbst ein Plan zurecht. Aus den Augenwinkeln erfasste er Phrad, der gerade aus der Haustür trat, mit einer Mistgabel in der Hand. Gut, dann werde ich ihn mal gleich zur Verantwortung rufen. Der wollte sich schon genauso unkontrolliert in das Getümmel stürzen, da zuckte er nach einem lauten Pfiff seitens des dunkelblonden Kämpfers zusammen. Verdutzt drehte er den Kopf, da winkte ihn der Hylianer her und zeigte mit dem Finger auf eine Stelle neben sich. Verwundert über diese Geste kam der Junggeselle Ordons angerannt. „Was ist los?“, fragte Phrad ungeduldig, „Wir haben keine Zeit! Wir müssen-“ „Ich weiß.“, schnitt ihm Link das Wort ab, „Ich habe mir schon einen Überblick verschafft. Du musst hier stehen bleiben und den Ortsausgang bewachen. Es darf keine Ziege hier vorbeikommen, klar?“ Der herrische wie bestimmende Ton den Link anschlug, verfehlte seine Wirkung nicht. Da Phrad das eigentlich überhaupt nicht von seinem Kameraden gewöhnt war, schüchterte es ihn mehr ein als Link vielleicht beabsichtigte. Aus diesem Grund kuschte der Ziegenherr unter der Anweisung seines Hirten rasch, platzierte sich mit zitternden Fingern vor dem Ausgang und betete, dass ihn seine Tiere nicht zertrampeln mögen, denn irgendwie kam er sich wie eine Zielscheibe vor. Link derweil scheuchte schon die beiden Ziegen, welche sich hinter dem Laden versteckten, hervor und trieb sie mit Eponas warnendem Hufgetrampel in Richtung der kleinen Brücke. Phrad machte mit einem erschrickten Schrei einen Satz nach hinten, als die Tiere an ihm vorbeiliefen. Die Augenbrauen leicht zweifelnd hochgezogen blickte der Hylianer zu seinem Kollegen hinunter. „Keine kommt hier durch, klar?“ Als ob sein Freund gerade das Todesurteil über ihn gesprochen hätte, schluckte Phrad schwer, nickte aber. Währenddessen wartete Link die Antwort seines Kollegen nicht ab, sondern trabte direkt mit Epona weiter. Nach und nach scheuchte der Held – von seinem eingesessenem Treiberruf unterstützt – die herumlungernden Ziegen vor dem Haus ihres eigentlichen Herrn sowie Jene schon fast tollwütige, die auf der anderen Seite den Acker umwühlten, weiter in Richtung der Weide. Denn wären sie erst einmal dort, wäre der Rest ein Kinderspiel. Als ob dies das Stichwort gewesen wäre, empfing Link plötzlich lautes Geplärre, welches seinen Ursprung von dem hohen Felsvorsprung zu haben schien. „Los Link zeig es ihnen!“ „Ja! Lass dir nicht auf der Nase rumtanzen!“ „Du schaffst es!“ Der Hylianer beachtete die Kinder im ersten Moment nicht, doch bevor er den Ziegen nachsetzte - welche nun in die gewünschte Richtung liefen – versetzte er ihnen noch einen scharfen Seitenblick. Das müsste genügen., dachte sich der Held in dem Augenblick danach und erschrak nun doch ein wenig selbst über diese Gereiztheit, die er an den Tag legte. Um dem jungen Mann nochmal den Grund vor Augen aufzuführen, rief irgendetwas in ihm das Bild des Jüngeren ins Gedächtnis. Das besserte seine Laune keineswegs. Nur das Link entschlossen schnaubte, ehe er Epona nochmals die Sporen gab. Bevor der dunkelblonde Ordoner über die Brücke trabte, sah er eine kleine Gruppe der ausgebrochenen Tiere die aus der Richtung von Moes Haus auf ihn zukamen. Aufgrund dessen machte sich der Hylianer mit Epona breit. Um die Ziegen über die Brücke auf den Weg zur Weide zu führen und damit sie nicht einfach an ihm vorbeiliefen, vollführte er mit der Hilfe seines Pferdes ein warnendes Manöver. Dieses bestand aus einem kleinen Satz, den Epona reflexartig nach vorne machte, um die schreckhaften Ziegen in die richtige Richtung zu leiten, was auch wunderbar funktionierte. Als sie passiert waren, erblickte der Held seinen ehemaligen Mentor – der augenscheinlich der Grund für die entgegenkommenden Ziegen war – dankend an. Moe grinste und rief ihm zu: „Hier hinten ist alles sauber von den Viechern!“ Der Hylianer wollte schon ein „Danke!“ zurückrufen, da vernahm er von der anderen Seite des Baches noch eine weitere Stimme. „Hey Link! Hier ist auch alles okay! Jetzt musst du nur noch auf die Weide!“ Der Angesprochene wandte sich leicht überrascht um. Es war der Bürgermeister, welcher schon die Äcker von Gront und Bakka, den Mühlleuten im Dorf, von den Tieren befreit hatte. Das vorgenannte Ehepaar stand nur keuchend wie verschwitzt, abgestützt auf Umgrabschaufeln hinter Boro, der zwar genauso fertig, aber auch zufrieden grinsend neben der Brücke stand. „Alles klar!“, erwiderte der Hylianer dankend. Als er aber nun über die Brücke im Herzen Ordons ritt, war er gedanklich mit einem Schlag ganz woanders. Vielleicht, weil der Rest ja – wie gesagt – ein Kinderspiel werden würde, bei dem er seiner Gewohnheit die Zügel überlassen konnte. Als ob sich seine Gedanken jetzt lieber mit einem anderen, speziellen Thema befassen wollten. Auf dem Pfad, welcher von hohen Felskanten eingeschlossen war, hoch zur Weide kam ihm ein übermütiges Trio der ungestümen Tiere wieder entgegen. Sie rissen den Kettenhemdträger wieder in die Realität und Link reagierte entsprechend darauf. Er zog die Zügel an. Gleichzeitig verstärkte er auf beiden Seiten den Druck seiner Waden. Epona gehorchte diesem stummen Befehl sofort, indem sie mit den Hinterbeinen abbremste und bedrohlich vorne in die Höhe ging. Als sie schließlich donnernd mit ihren Hufen aufschlug, bekamen es die Ziegen mit der Angst zu tun. Nur wenige Meter vor dem eingespielten Duo bremsten sie ab, um wieder kehrt Marsch auf die Weide zu laufen. Der größere Hylianer verschwendete keine Zeit und setzte ihnen nach. Der Weg führte geradewegs auf eine große Wiese. Die natürliche Umzäunung lag in den hohen Bergen um sie herum. Auf der rechten Seite fand der Holzstall seinen Platz, bei dem die Tür etwas aus den Angeln hing. Nachdem Pferd und Reiter das lädierte Tor zur Weide passierten, hörte Link nur noch wie es scheppernd an den Pfosten mit dem Schloss schlug. Verwundert wandte sich der Hylianer um und erblickte Moe, der ihm augenscheinlich gefolgt war. „Ich pass auf, dass keine mehr hinunter ins Dorf läuft!“, rief dieser hinter dem Gatter seinem Schwertkollegen zu. Link nickte knapp und beschäftigte sich wieder damit, sich einen Überblick zu verschaffen. Manche der Tiere hatten sich schon etwas beruhigt, weshalb sie nur langsam über das Gras trotteten. Nur vereinzelt junge Ziegen trollten noch übermütig herum, als ob sie zu wenig Auslauf bekommen hätten. „Los Epona,“, sprach der einheimische Krieger sachlich, „beeilen wir uns. Dein Herrchen hat noch was zu erledigen.“ Nach einem wilden Schnauben seitens des Pferdes gingen die Beiden schon fast routinemäßig an die Sache ran. Während Link zuerst die Ziegen am Rande der Weide weiter in die Mitte trieb, schweiften seine Gedanken vollständig ab. Er erinnerte sich nochmal an die Sache, die kurz zuvor in seinem Haus passiert war. Er hatte zwar noch nie mit einem Mädchen geschlafen, aber trotzdem – und das wurde dem Ordoner erst in diesem Moment richtig bewusst – musste es sowas Ähnliches gewesen sein. Der dunkelblonde Hylianer biss sich auf die Unterlippe. Wie konnte er nur so weit gehen? War das wirklich alles dieses Gefühl in ihm schuld? Als ob ihm sein Bauch eine Antwort darauf geben wollte, zuckten Bilder ihres zärtlichen Kusses in der Gerudowüste vor sein inneres Auge. Sogleich folgte erneut diese wohlige Wärme, welche sein Herz umschloss. Diese Emotion war so schön und gleichzeitig so aufregend, dass es selbst dem Älteren nicht gelungen war sie im Zaum zu halten. Sie hatte ihn soweit getrieben, bis er schließlich… Die Augen des Kettenhemdträgers weiteten sich plötzlich und er erstarrte innerlich, als ihm eine Tatsache klar wurde. Ich…ich habe ihn…ich habe ihn vergewaltigt! Die tierischen Laute der Ziege, die just in diesem Moment dem Eintreibmanöver des Größeren entgangen war, klangen wie ein belustigtes Lachen, als sie an Epona vorbeilief. Das Pferd wollte schon hinterher, doch es schien als wäre ihr Herrchen nicht ganz bei der Sache, denn der blickte vollkommen entsetzt nach vorne. Was hatte er da nur seinem Ebenbild angetan? Sein jüngeres Pendant war doch gerade mal 16 Jahre alt. Nein eigentlich … ist er erst 9. Immerhin hatte der legendäre Held einen siebenjährigen Schlaf hinter sich, in der er seine ganze Pubertät verpasst hatte. Wann hätte er das denn nachholen sollen, wenn er ständig hinter Ganondorf her war? Wahrscheinlich wusste er noch nicht einmal richtig, was sie eigentlich gemacht haben. Dem Ordoner wurde schlecht, als ihm klar wurde, dass er die Unschuld seines Gefährten schändlich missbraucht hatte. Er war nur seinen Trieben gefolgt, ohne überhaupt darüber nachzudenken, wie sich sein Ebenbild dabei fühlte. Er ist doch noch fast ein Kind… Doch Link zwang sich erst mal zur Ruhe. Es brachte jetzt überhaupt nichts, wenn er sich weiter von diesen konfusen Gedanken beherrschen ließ. Der junge Mann atmete einmal tief ein. Tatsache war, dass sein kleineres Ebenbild den Kuss erwiderte und auch keinen einzigen Ton des Nichtwollens verlauten ließ. Ganz im Gegenteil. Das erregende Keuchen hörte der einheimische Kämpfer auch jetzt noch. Bei dem Gedanken daran schlich sich ein sanftes Glühen auf die Wangen des Kettenhemdträgers. Und es wurde ihm einmal mehr bewusst, dass er wirklich was von seinem Pendant wollte. Etwas, dass weit über Brüderlichkeit oder Freundschaft hinausging. Jedoch zweifelte Link stark daran, dass es dem Jüngeren auch so ging. Schließlich hatte er ihn mehr oder weniger überfallen. Der Ordoner atmete entschlossen aus. Er musste diese Sache bereinigen. Er musste endlich seinem Kameraden offenbaren, was er fühlte. Auch wenn er vielleicht im Begriff war, alles zu verlieren. Das war er ihm schuldig. Erneut flitzte eine Ziege wegen eines verpatzten Manövers des größeren Hylianers an den Beiden vorbei. Verdrießlich schaute der junge Mann dem Tier hinterher, bis er schließlich sein Pferd herumlenkte und mit lauter Stimme sprach: „Jetzt reicht es. Los Epona, wir lassen uns doch nicht auf der Nase rumtanzen. Ich hab immerhin noch was zu erledigen!“ Voller Tatendrang jagte Link den aufgebrachten Ziegen hinterher. Währenddessen saß der Jüngere nach dem Verschwinden seiner Reinkarnation einige Minuten stumm auf dem Bett und guckte vollkommen gedankenlos Löcher in die Luft. Dann erst realisierte der hellblonde Kämpfer die Abwesenheit seines Gefährten. Langsam fing er an, über das was alles in dieser kurzen Zeit passiert war, nachzudenken. Als Erstes schossen ihm natürlich Bilder ihres intimen Abenteuers in den Kopf. Wie er sich in den Schultern seines Ebenbildes festgekrallt, seine brennenden Lenden gegen die des Älteren gedrückt und mehr als laut gestöhnt hatte. Dabei stieg Link die Röte ins Gesicht und verlegen fixierte er den Boden. Er wusste zwar nicht genau, was sie da eigentlich zusammen erlebt hatten, aber der legendäre Held zog für sich einen Schluss. Es war zwar peinlich … aber auch schön. Diese innige Nähe zu seiner Reinkarnation, dieser zärtliche Kuss und diese aufregenden Gefühle in ihm. Das alles war dem Helden der Zeit fremd, aber er konnte nichts Schlechtes daran finden. Es war ihm auch zu keinem Zeitpunkt unangenehm gewesen. Der hellblonde Krieger gestand es sich ein. Das…das würde ich eigentlich gerne nochmal machen… Irgendwie hatte der Jüngere in keiner Sekunde daran gezweifelt oder gar Angst, dass der Ordoner etwas tat, was er nicht wollte. Der Held der Zeit fühlte – wie schon einige Male zuvor – fast endloses Vertrauen und Verbundenheit zu seinem Kampfgefährten.. Nun kam ihm wieder das Bild seiner Reinkarnation in den Sinn. Dabei dachte er daran, was er ihm zuletzt sagte. „Ich bin sofort wieder da. Bitte warte hier auf mich.“ Gerade eben konnte der legendäre Held zum ersten Mal einen Hauch von Verzweiflung in der Stimme seines Pendants heraushören, was sich auch in dessen himmelblauen Augen wiederspiegelte. Er wusste gar nicht den Grund dafür. Genauso wie sein Verhalten davor. Der Jüngere erinnerte sich an das unsichere Stammeln seines Kameraden. Es war das erste Mal, dass Link ihn nicht selbstbewusst hatte reden hören. Wie zu dem Zeitpunkt, als der Ordoner die Leitern hochgestiegen war. Dem hellblonden Hylianer wurde jetzt erst richtig klar, dass sein Kampfgefährte ihn zeitweise noch nicht einmal richtig anschauen konnte. Das verwirrte ihn, denn eigentlich kannte er das nur von sich selbst. Was war das nur, dass den Älteren vor ihm so aus der Fassung brachte? Das selbst er nicht wusste sich auszudrücken? Der hellblonde Kämpfer erinnerte sich zurück und bemerkte, dass das Verhalten seines Kameraden erst nach dem Kuss umgeschlagen hatte – den er sich ja auch ebenso wenig erklären konnte. Es muss etwas sehr Wichtiges sein. Aber was hatte der einheimische Krieger ihm schon Wichtiges zu sagen? Link kam auf keinen grünen Zweig. Er rief sich nochmals genau die Worte seiner Reinkarnation in Erinnerung. „Ich habe dich wirklich in diesen Tagen sehr mögen gelernt. Wir haben schon viel zusammen erlebt und sind gute Freunde geworden. Aber heute Abend habe ich gemerkt, dass ich für dich mehr empfinde als nur Freundschaft.“ Der Held der Zeit stutzte kurz. Was meinte der Einheimische damit? Waren sie denn nicht sehr gute Freunde? Nein, es muss etwas anderes sein… Link dachte weiter nach. „In mir ist so eine starke Wärme, wie ich es noch nie für jemanden gefühlt habe. Ich weiß nicht genau, wie ich es beschreiben soll.“ Der legendäre Kämpfer verzog angestrengt das Gesicht. Worauf wollte seine Reinkarnation nur hinaus? „…es ist einfach so, dass ich…ich…“ Die Gedanken des legendären Helden kreisten einige Sekunden um diesen Satz. Worin bestand dessen Sinn? Um besser auf des Rätsels Lösung zu kommen, schloss Link die Augen und versetzte sich just nochmal zurück in jene besagte Situation. Da hatte sein Ebenbild neben ihm gesessen, vollkommen von der Rolle, nervös und unsicher. Mehr als untypisch für den Ordoner. Teilweise wandte er den Blick ab, rang nach Worten, stammelte sogar etwas. Dann schaute er ihn an, mit einem Blick, so aufgewühlt, verletzlich und voller Gefühl, wie er den Jüngeren noch nie angesehen hatte. „…es ist einfach so, dass ich…ich…“ Plötzlich wurde es dem hellblonden Hylianer klar. Wie ein grüner Rubin, der in seinem Innern klirrend auf den Boden fiel. Seine saphirblauen Augen weiteten sich mit einer Mischung vor Entsetzen und Erstaunen. Er…er liebt mich…?! Ohne Vorwarnung ging die Tür unten im Haus knarzend auf und jemand trat ein. Keuchend stand der Ordoner vor seiner Haustür und stützte sich mit einer Hand ab. Jetzt war er endlich wieder da wo er hingehörte. Ich muss mich erst mal beruhigen… Das war auch durchaus angebracht, da ihn diesmal die Ziegen fast in den Wahnsinn getrieben hatten. Aber es war auch seine eigene Schuld. Immer war er von seinen Gedanken abgelenkt, sodass ihm mehrmals die Tiere entwischten. Dieser Umstand fiel natürlich auch Moe auf, der sich am Ende – ohne ein Wort darüber zu verlieren – für seine Hilfe bedankte. Doch der einheimische Hylianer war in diesem Fall nur kommentarlos vorbeigeritten. Lediglich ein knappes Nicken hatte er noch zustande gebracht. Genauso wie an den anderen Dorfbewohnern und vor allen Dingen an Ilya, die ihn beglückwünschte. Diese Dinge waren im Augenblick einfach zweitrangig. Inzwischen hatte sich der schnelle Atem des Kettenhemdträgers wieder normalisiert. Gefasst legte er die Hand an den Knauf, machte die Tür auf und trat ein. Vorsichtig lugte er hinauf, um zu prüfen, ob der Andere ihn bereits erwartete. Doch erst als Link das Zaumzeug wieder an seinen Platz hing, sah er aus den Augenwinkeln, wie sein Kamerad von oben herunterschaute. Der Ordoner erwiderte den Blick und meinte vollkommen banal: „Also, die Ziegen sind jetzt wieder im Stall.“ Es dauerte einen Augenblick bis der legendäre Held darauf antwortete: „Ah, gut.“ Nur eine Sekunde später zog er auch schon den Kopf wieder zurück. Daraufhin wandte der größere Hylianer das Gesicht verzweifelt wieder nach unten. Oh je…was soll das nur werden…? Link rechnete mit dem Schlimmsten, sodass ihn wieder sein ganzer Mut verließ. Aus diesem Grund ging er zur Küche, nahm sich einen Becher, schüttete sich Wasser ein und kippte die Flüssigkeit in einem Rutsch komplett runter. Der Kettenhemdträger erhoffte sich dadurch wieder etwas mehr Mut, was sogar tatsächlich ansatzweise funktionierte. Nach einem kurzen Räuspern, drehte er sich entschlossen um und kletterte die Leitern ein zweites Mal an diesem Abend hinauf. Oben angelangt fand er sein Ebenbild auf der Bettkante sitzend vor. Langsam ließ er sich neben ihn nieder, drehte sich zu seinem kleineren Kameraden hin und sah ihn an. Der Held der Zeit schaffte es – und nach seiner Schlussfolgerung erst Recht - nicht, seine Reinkarnation direkt anzuschauen. Seine Schüchternheit ließ lediglich ein verlegenes Blinzeln zu. „Link,“, begann der Ordoner sein Geständnis von Neuem, „was ich dir gerade eben versucht habe zu erklären. Es ist so, du bist mir in den letzten Tagen sehr wichtig geworden. Wichtiger als irgendjemand zuvor. Wir hatten so viel Spaß zusammen und zum ersten Mal habe ich mich von jemandem verstanden gefühlt. Es ist nicht gelogen, wenn ich sage, dass dies die schönste Zeit meines Lebens war, aber…“ Der Held der Zeit blickte unwillkürlich ganz auf. Er hielt dem festen Blick seiner Reinkarnation stand, als dieser nach einer kurzen Atempause weitersprach. „Aber meine Gefühle haben sich verändert. Ohne es selbst mitzubekommen, bist du für mich auf eine ganz andere Art und Weise wichtig geworden. Um dir die Wahrheit zu sagen, ich…“ Der Ältere stockte nochmals kurz und sammelte all seinen Mut. „Ich liebe dich.“ Nach diesem Ausspruch wurde es ganz still. Die jungen Männer sahen sich weiterhin an, während sich die saphirblauen Augen des legendären Helden vor Erstaunen weiteten. Er hatte das zwar schon geahnt, doch die Überraschung stand ihm trotz allem ins Gesicht geschrieben. Dem konnte nun der Kettenhemdträger nicht länger stand halten, sodass er sich wieder gerade hinsetzte und den Blick nach vorne richtete. Noch etwas stammelnd fügte er hinzu: „Ich…ich wollte nur das du das weißt. Damit möchte ich dich aber keinesfalls unter Druck setzen oder so. Es bedeutet nicht, dass sich für dich etwas an unserer Freundschaft ändert. Wenn du willst bleibt alles beim Alten, auch wenn sich meine Gefühle geändert haben.“ Nach diesen Worten verfiel der Ordoner in totales Schweigen. Er hatte alles gesagt, was es zu sagen galt. Jetzt konnte er nur abwarten und hoffen. Der hellblonde Hylianer musste das erst einmal in sich sacken lassen. Danach dachte er über ihre Beziehung zueinander nach. Nie hatte er jemanden getroffen, mit dem er so viele schöne Abenteuer erlebte. Dem kleineren Hylianer wurde klar, dass sein älteres Ebenbild sich ständig fürsorglich verhielt. Es war selbstverständlich gewesen ihn aufzunehmen, ihn zu unterhalten, ihn in seinem eigenen Bett schlafen zu lassen, ohne dafür auch nur die geringste Gegenleistung zu verlangen. Obwohl sie einander eigentlich völlig fremd waren, hatte er ihm von Anfang an geholfen, ihm sogar das Leben gerettet. Auch jetzt in dieser Situation war seine Reinkarnation bereit, seine Gefühle nur für ihn zurückzuhalten. Der Held der Zeit ließ die vergangene Woche vor seinem geistigen Auge nochmals revue passieren und dabei wurde es ihm immer klarer. Die ganze Zeit über hatte er sich von dem Anderen verstanden und geborgen gefühlt. Mit der Zeit hatte sich ein Gefühl der Verbundenheit in dem Jüngeren entwickelt, welches immer stärker geworden war. Der Kuss an dem heutigen Abend, war der Auslöser für seine liebevollen Gefühle seinem Ebenbild gegenüber gewesen, die in ihm geschlummert hatten. In ihm wurden Empfindungen hervorgerufen, von denen der legendäre Held niemals gedacht hätte, so etwas überhaupt in sich zu haben. Ich glaube…ich… Der Andere war für ihn etwas Besonderes geworden, das wusste er nun. Link spürte, dass er dem Ordoner uneingeschränktes Vertrauen schenken konnte. Genauso wurde ihm klar, dass seine Reinkarnation alles für ihn tun würde. Wenn er es so wollte, sogar seine Gefühle unterdrücken. Link fasste einen Entschluss. Sein Ebenbild war ihm mit aufrichtiger Ehrlichkeit begegnet und das wollte er auch tun. Sachte hob der hellblonde Kämpfer die Hand und legte sie vorsichtig auf die des Kettenhemdträgers. Als dieser die zärtliche Berührung wahrnahm, sah er seinen Kameraden verwundert an. Im ersten Moment schaute der kleinere Hylianer wieder verlegen zur Seite, doch dann hob er den Kopf erneut, sah seine Reinkarnation fest an und nahm Luft. „Ich…ich habe noch nicht so viel Ahnung von diesen Sachen. Ich weiß auch nicht genau, was da heute Abend passiert ist, aber…“ Link stockte für einen Augenblick, der dem erwartungsvoll, gespannten, dunkelblonden Hylianer endlos vorkam, doch dann erhob sich seine Stimme erneut, wenn auch nur zu einem Flüstern. „Ich fühle genauso wie du.“ Stille legte sich über das Geschehen. Der Ältere konnte kaum glauben, was er da hörte. Seine Überraschung musste ihm wohl ins Gesicht geschrieben stehen, denn der Held der Zeit wandte den Blick verlegen nach unten. Erst nach einigen Augenblicken verstand der Ordoner, was ihm sein kleineres Pendant damit sagen wollte und es rührte ihn zutiefst. Auch als er das schüchterne Verhalten seines Ebenbildes wahrnahm, spürte er diese große Welle der Wärme in ihm, welche nur noch stärker geworden war. Link fühlte sich intensiver wie nie zuvor zu dem Anderen hingezogen. Mit einem ansatzweisen Lächeln umfasste er die Hand seines Freundes und drückte sie. Vorsichtig näherte er sich seinem Freund, hielt nur einen Luftzug vor seinem Gesicht inne. Den sanften Atem auf den Wangen spürend, blickte der legendäre Held rasch auf. Zuerst verwundert, doch dann erfüllt von tiefem Vertrauen, öffnete der Jüngere unbewusst die Tore seiner Seele. Nachdem der himmelblaue Lapis Lazuli dem meeresblauen Saphir daraufhin einen warmherzigen Blick schenkte, küsste der Größere von ihnen sein Ebenbild ein letztes Mal an diesem Abend, erfüllt von einer unendlichen Zärtlichkeit. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)