Wie Kobold Dummheit steigert von Hobbit (Sommerwichtelgeschichte für ChinChila) ================================================================================ Kapitel 4: Hitzewelle --------------------- An den beiden folgenden Tagen hatte sich Foalys Schätzung endgültig auf die 100% gesteigert und das obwohl die großräumig anberaumte Suchaktion bisher keinen Erfolg gezeigt hatte. Der Grund war ein ganz anderer, viel simplerer: Es wurde heiß. Und heiß bedeutet in diesem Zusammenhang nicht einfach nur warm, sondern kochend. Sämtliche Klimaanlagen von Haven City waren innerhalb weniger Stunden ausgefallen. Tiefkühlschränke tauten ab. Gegenstände aus Metall durfte man ohne Handschuhe nicht mehr berühren so sehr hatten sie sich aufgewärmt. Foaly erklärte die Tatsache mit folgenden Worten: „Es brühtet.“ Irgendwie verständlich, dass diese Nachricht nicht unbedingt zur allgemeinen Gelassenheit beitrug. Doch versuchte der Zentaur auch einen positiven Aspekt an der Hitze zu finden. „Laut meinen Informationen braucht ein Drache zum Schlüpfen hauptsächlich erst einmal Wärme von außen, viel Wärme. Normalerweise würde das wohl eine Drachenmutter mit ihrem Feueratem gewährleisten, aber so... Etwas das auch nur vergleichsweise an die Wärme von Drachenfeuer herankommt, ist schwer zu finden.“ Und da würden ihm alle zustimmen, die in diesem Moment schwitzend vor ihrem Bildschirm saßen, versuchten sich so wenig wie möglich zu bewegen und ihm zuhörten. „Auf jeden Fall gibt das Drachenei dann seinerseits wieder Wärme ab, wenn es genug bekommen hat und darum die Hitze. Aber anhand dieses Hitze...“ Hier legte Foaly eine künstliche Pause ein. Spannungsmoment. „...können wir das Ei eventuell orten.“ Aus dem eventuell wurde ein voller Erfolg. Mit Hilfe von Thermoscans und Wärmesensoren war die Quelle der unnatürlichen Hitze relativ schnell gefunden. Es handelte sich dabei um ein Restaurant im Westen von Haven, das Stellas. Obwohl viele für ein sofortiges Stürmen des Gebäudes gewesen wären, sprachen sich sowohl Foaly als auch Commander Root dagegen aus. Und wenn diese beiden mal einer Meinung waren, dann war das schon so gruselig, dass es einfach das Richtige sein musste. Root wollte zuerst die Aufklärung auf das Restaurant ansetzen. Die Wahl des Officers, der diesen Job erledigen sollte, fiel ihm nicht schwer und auch der Elf, der sie sicherheitshalber begleiten sollte, stand schnell fest. Holly wehrte sich zwar dagegen – ein Drache könne auch nicht soviel schlimmer sein als ein ausgewachsenes Trollmännchen, lautete ihr Argument – doch der Commander setzte sich durch. Aus Gründen der Sicherheit und der Unauffälligkeit, die perfekte Tarnung für ihre gefährliche Aufklärungsmission. So kam es, dass Trouble Kelp Holly zu einem Date im Stellas ausführen würde. Der kleine Zeiger seiner Uhr näherte sich allmählich der Acht. Nachdem er seit über einer Stunde praktisch nichts anderes getan hatte, als in jeder verstreichenden Minute mindestens einmal nach der Zeit zu sehen, würde sein Warten hoffentlich bald ein Ende haben. Holly Short war keineswegs zu spät zu ihrem Treffen. Trouble allerdings wartete schon seit knapp zwei Stunden am Treffpunkt auf sie. Das Risiko sie warten zu lassen, hatte er nicht eingehen wollen. Deswegen hatte er für den Hinweg alle möglichen Horrorszenarios miteinberechnet, die seiner pünktlichen Ankunft vielleicht hätten im Weg stehen können. Normalerweise wäre das auch gar nicht so unrealistisch gewesen, doch die immer schlimmer werdende Hitze sorgte wohl dafür, dass die meisten Unterirdischen lieber zu Hause blieben. Deshalb hatte es in den Tunneln keinen Stau gegeben. Selbst die Hauptröhre, die er Zeit seines Lebens noch nie anders als überfüllt erlebt hatte, war bis auf zwei schrecklich schwitzende Zwerge komplett leer gefegt gewesen. Und das in der Hochsaison. Er war unterwegs auch an einem kleinen Blumenladen vorbeigekommen. Seit heute Morgen überlegte er fieberhaft, ob er Holly nun ein Bouquet mitbringen sollte oder nicht. Ihrer Tarnung als Liebespaar würde es bei der Ausführung ihres Auftrages sicher nur gut tun. Allerdings könnte sie es falsch auffassen. Etwas hinein interpretieren... Außerdem wusste er ja immer noch nicht, was sie heute Abend anziehen wollte. Und wenn er nun Blumen geholt hätte, die nicht zur Farbe ihres Kleides passen würden? Wie kam er überhaupt, dass Holly ein Kleid tragen würde? Sie hatte nie auch nur etwas angedeutet, dass in diese Richtung ging. Trouble hatte sie vorher auch noch nie in einem Kleid gesehen. Zivil kam ja schon selten genug vor. Das lange Warte schlug sich allmählich wohl auf seine Nerven nieder. Bildete er sich das bloss ein oder zitterte seine Hand? „Trouble!“ Das war sie. Hollys Stimme. Genau aus der Richtung, aus der er nicht vermutet hatte, dass sie kommen würde. Dabei hatte er sich extra so aufgestellt, dass er sie zuerst sehen und ihr entgegen kommen konnte. Das machte dann schon einen Punkt auf seiner Liste für einen misslungenen Abend. Trouble vollführte eine komplett 180°-Drehung. Holly stand nur knapp einen Meter von ihm entfernt und, wie er sofort feststellte, trug kein Kleid. Stattdessen hatte sie sich für eine etwas schickere, schwarze Hose und eine grüne Bluse entschieden, die ihn vom Farbton her ein wenig an die ZUP-Uniformen erinnerte. Außerdem musste sie irgendetwas mit ihren Haaren gemacht haben. Obwohl er sich keinen Reim darauf machen konnte, was man mit einem braunen Kurzhaarschnitt anstellen könnte, etwas wirkte verändert. „Wartest du schon lange?“, stellte Holly die obligatorische erste Frage, die bei einem Signifikanzniveau von 5% mit absoluter Sicherheit bei jedem zweiten von drei Treffen fällt. Und Trouble antwortete ebenso obligatorisch mit einem sofortigen ‚Nein‘. Die Tatsache, dass es dabei auf die Definition von lang ankam, ob er nun gelogen hatte oder nicht, besaß etwas seltsam Tröstliches für ihn. Galant bot er Holly seinen Arm an. Ein bisschen Unsicherheit machte ihm allerdings immer noch zu schaffen. Ein Date war ja so schon schwierig genug, ohne dass es von seinem Chef eingefädelt worden war. Er war ein Einsatzelf, kein Frauenheld. Zum korrekten Umgang mit Frauen standen keine Lehrsätze in den Unterrichtsmaterialien der ZUP. Dass das überhaupt ein Problem darstellte... normalerweise behandelte er Holly doch auch nicht anders als jeden Kollegen. Aber das es eben doch etwas anderes war ließ sich wohl nicht leugnen. „Kompliziert“, murmelte er leise und Holly sah ihn fragend an. „Was denn?“ Sie hakte sich bei ihm ein. Troubles Hirn schaltete in diesem Moment glücklicherweise in Windeseile, was ihn gerade noch davor bewahrte, den schlimmsten aller Fehler zu begehen, in dem er behauptete, dass eigentlich nichts wäre. Allerdings musste jetzt ebenso schnell auch eine passende Alternative her. „Ach nur... der Auftrag. Die Lage im Restaurant begutachten, herausfinden, wo das Ei ist und dann Bericht erstatten. Das ist gar nicht meine Art. Ich muss immer direkt handeln.“ „Nicht nur du.“ Holly grinste ihn an. „Ich hatte gehofft, du könntest mich heute Abend etwas zurückhalten.“ Der Elf schluckte. So langsam aber sicher stellte sich ihm wirklich die Frage, ob der Commander für diese Mission nicht genau die falschen Officer ausgesucht hatte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)