Bis zum bitteren Ende von Uran (naruXita) ================================================================================ Kapitel 17: Verwirrung ---------------------- Irgendwann war ich wohl doch noch eingeschlafen und als ich dann nur wenige Stunden später aufwachte konnte ich beruhigt sagen, dass meine Träume sich diesmal völlig im Griff gehalten hatten. Zuerst sah ich nur Umrisse im Raum, alles war in graues Dämmerlicht getaucht und durch das offene Fenster wehte eine frische Morgenbrise. Ich stand auf, vorsichtig und so leise wie ich nur konnte, um Itachi neben mir nicht zuwecken und tappte zum Fenster. Aus dem Rahmen gelehnt atmete ich tief die Morgenluft ein und spürte den Geschmack von Tau in der Luft während ich unter mir das Bad und den Nebel sah, der träge emporstieg und dann tanzend verwehte. Am Horizont sah ich die Silhouette des Gebirges, hinter der sich bereits ein gelber Streifen zeigte, bald würde die Sonne aufgehen und es würde wieder heiß werden. Ich stütze mich mit den Ellbogen auf die Fensterbank und genoss die Idylle und den Frieden, zum ersten Mal seit Tagen ohne mir über irgendetwas Sorgen zu machen. Aber diese innere Ruhe hielt nicht lange an, die Sorgen waren schneller wieder da als es mir recht war. Mit einem Seufzen fuhr ich mir durch die Haare die nach dieser ereignisreichen Nacht in alle Richtungen abstanden, kein Wunder, so oft wie ich mich herumgewälzt hatte. Ich wollte doch gar nicht schwul sein, dachte ich frustriert, oder eben bi. Und wieso ausgerechnet Itachi? Da war ja wirklich alles besser. Ich überlegte ob wirklich alles besser war. Orochimaru fiel mir ein, alt, gruslig und schlangengeil. Nein, vielleicht gab es ein oder zwei schlimmere Alternativen, zumindest vom Alter und den Gewohnheiten her. Itachi war ja immerhin nicht hinter Sasuke her und wollte irgendwelche Sharingan und den ganzen restlichen Körper sowieso. Vermutlich. Was wollte Itachi eigentlich von Sasuke? Wieso lebte Sasuke noch? Ich hatte mir Sasukes Vergangenheit aus verschiedenen Erzählungen zusammenstöpseln können und es war eindeutig nicht so gewesen, dass Itachi Sasuke übersehen oder vergessen hatte. Fragen türmten sich in meinem Kopf und um zu verhindern, dass mein Gehirn einen Knoten bekam, beschloss ich über etwas anderes nachzudenken. Vielleicht würde ich Itachi darauf ansprechen, was vermutlich eine Aktion für Lebensmüde war, aber er würde mich schon nicht vor der Zeit umbringen. Und dann stand ich auch noch auf ihn. Es war zum verzweifeln. Ich war zum verzweifeln. Ich starrte ins Bad hinunter und fragte mich, ob es dort tief genug zum Ertrinken war. Ich verscheuchte den Gedanken wieder und machte mir weiter Sorgen. Was sollte ich jetzt machen? Vor diesem Rätsel stand ich in letzter Zeit öfter. Eigentlich war ja eher Itachi schuld daran, dass ich auf ihn stand, oder? Er hatte mich doch gestern eindeutig angemacht. Na gut, nicht ganz so eindeutig, aber es war durchaus so zu verstehen gewesen, egal ob das jetzt richtig war oder nicht. Es war nicht meine Schuld, es war nur mein Pech. Wieso konnte ich mich nicht weiter vor Sehnsucht nach Sakura verzehren? Und was sollte ich jetzt machen? Wie sollte ich mich jetzt verhalten? Was wenn Itachi mit seinem komischen Verhalten weitermachte? Fragen über Fragen. Die Sonne war inzwischen fast aufgegangen und der Himmel war in helles Rot getaucht. Der Sonnenaufgang war wirklich unglaublich… und vermutlich einer der letzen die ich je sehen würde. Am liebsten hätte ich mich für diese depressiven Gedanken geschlagen, aber wenn ich ehrlich war, dann war mein Bedarf an Schlägen für den Rest meines Lebens gedeckt. Da war es schon wieder. Formulierungen wie „bis an mein Lebensende“, „der/die/das letzte“ und „das würde ich nie im Leben machen“ machten mich noch völlig wahnsinnig. Der Idiot der sich diese Redewendungen ausgedacht hatte musste eine sadistische Ader gehabt haben. Mir wurde erst jetzt bewusst, wie sarkastisch das klingen konnte. Besonders wenn man noch acht Tage zu leben hatte. Acht Tage, das war wenig mehr als eine Woche. Die Zeit verging und zwar in einem Tempo, das mir überhaupt nicht passte. Und dann war da noch die Sache mit Itachi. Es war überhaupt immer wieder Itachi. Im Moment drehte sich mein ganzes Leben um ihn. Meine linke Hand ballte sich zur Faust. Ich würde Itachi ganz gewiss nicht auf die Nase binden, was ich von ihm hielt. Er würde das nur ausnutzen und das war das letzte, was ich noch brauchte. Andererseits, da war immer noch eine Möglichkeit in der ganzen Sache. Was wenn, natürlich rein hypothetisch und praktisch ganz unmöglich, Itachi mich gestern ganz bewusst, na ja, angemacht hatte? Die Welt war verrückt, da konnte Itachi, der sowieso verrückt war doch theoretisch auch noch schwul sein. Und eventuell verliebte er sich in mich und wollte mich dann lieber doch nicht umbringen. Demnach war die ganze Itachi- Geschichte mein einziger noch möglicher Ausweg. Meine Zunge fuhr nervös über meine Unterlippe. Es war verdammt riskant und obwohl es für mich eigentlich nichts mehr zu verlieren gab, hatte ich das Gefühl, dass ich dadurch durchaus noch mehr verlieren konnte. Vor allem, wenn ich mich damit in völlige Abhängigkeit zu Itachi begeben würde. Schon meine jetzige Situation war ein absoluter Albtraum, selbst wenn es dabei ein paar Annehmlichkeiten gab. Und bei aller Liebe, wenn sich irgendeine Chance auftat, von Itachi wegzukommen, dann würde ich sie ergreifen. Mein Leben stand immer noch über allem. Allerdings, ach egal, zumindest würde ich heute einfach abwarten und sehen, was Itachi diesmal machte. Unfreiwillig erinnerte ich mich an meinen Traum. Das war wirklich Wunschdenken gewesen. Itachi würde nie so nett sein. Er würde sich nehmen, was er wollte wann er es wollte. Er würde niemals Rücksicht auf mich oder irgendwelche Gefühle nehmen. Nein, die Sache war wirklich riskant. Ich konnte mir höchstens zunutze machen, dass er nichts das er wollte freiwillig hergab. Und wenn ich zu etwas wurde, das er wollte, dann würde er mich nicht hergeben und ich würde demnach nicht sterben. Und sobald er mich nicht mehr wollte… Zu riskant. Und überhaupt viel zu verwirrend. Außerdem wollte ich mich im Moment nicht einfach so verkaufen. Obwohl ich das ja bereits getan hatte. Ich schüttelte den Kopf um ihn von dem ganzen Müll den ich gedacht hatte wieder frei zu bekommen. Zuerst würde ich das Rätsel um Sakura lüften, dann das Rätsel um Sasuke und die Tatsache, dass er überlebt hatte und dann konnte ich noch etwas Drittes starten, vorausgesetzt ich lebte dann noch. Mit einem Seufzen lehnte ich mich leicht zurück und ertappte mich bei dem Gedanken, dass es schön gewesen wäre, wenn Itachi hinter mir gestanden hätte und mich auffangen würde. Es war wirklich hoffnungslos. Ich drehte mich um, nur um festzustellen, dass Itachi tatsächlich hinter mir stand. Allerdings wäre ich umgefallen, wenn ich versucht hätte, mich so weit zurückzulehnen. Wir starrten uns stumm an und ich fragte mich, ob ich ihm einen guten Morgen wünschen sollte, aber ich war mir trotz allem nicht ganz sicher ob ich ihm auch wirklich einen guten Morgen wünschte. Itachi löste mein Problem indem er wortlos auf den Tisch deutete, auf den irgendwann irgendjemand ein Frühstück serviert haben musste. Ich setzte mich auf meinen Platz und schnappte mir ein Stück Brot. Itachi nahm mir gegenüber Platz und ich beschloss, dass es Zeit für eine Selbstmordaktion war. „Wieso hast du Sasuke nicht umgebracht?“ Itachi, der inzwischen ebenfalls Platz genommen hatte sah auf und wenn er seine Züge nicht so gut unter Kontrolle gehabt hätte, dann hätte ich wohl seine Überraschung deutlich sehen können. So konnte ich bloß nur ahnen, was in ihm vorging. „Das hat dich nicht zu interessieren.“ „Hat es sehr wohl.“ Er konnte mir doch nicht vorschreiben, wofür ich mich zu interessieren hatte. „Es geht dich nichts an.“ Damit wurde er mich nicht los. „Und ob es das hat.“ „Es ist eine Sache zwischen Sasuke und mir. Ich werde es dir genauso wenig erzählen, wie ich Sasuke erzählen würde, was ich mit dir in deinen letzten vierzehn Tagen gemacht habe.“ Mir fiel einfach keine Erwiderung mehr ein. Itachi dachte also eindeutig noch daran, mich in acht Tagen umzubringen. Was er in meinen letzten vierzehn Tagen mit mir machen würde. Das klang irgendwie… ich dachte schon wieder komisch. Schweigend aßen wir weiter und als wir fertig waren, stand Itachi auf und verlies das Zimmer. Einige Zeit später kam er wieder zurück, diesmal wieder in seiner normalen Akatsuki-Kleidung und mit meinen Kleidern auf den Arm. Er reichte sie mir wortlos und setzte sich dann in eine Ecke des Zimmers wo er sich mit geschlossenen Augen gegen die Wand lehnte. Ich stand unentschlossen herum, da ich nicht wusste, ob ich mich jetzt einfach vor ihm umziehen sollte oder nicht. Na ja, dachte ich dann, ich hab nichts, was er nicht auch selbst hat. Ich zog mich also in aller Seelenruhe aus, na gut, ich war schon etwas nervös, aber es war nur ein unbestimmtes Gefühl. Ich hatte soeben meine gute alte orange Hose angezogen und schnappte mir gerade mein schwarzes T-Shirt, als Itachi plötzlich meinte: „Was ist denn jetzt Wahnsinn?“ Bitte was? Was stellte er jetzt schon wieder für seltsame Fragen? Ich glotzte ihn begriffsstutzig an. „Du meintest gestern, dass irgendetwas Wahnsinn ist.“ Einen Moment bitte, mein Gehirn arbeitet. Gott, was konnte er damit meinen? Der ganze Tag gestern war doch Wahnsinn gewesen. Mein ganzes Leben war ein einziger Wahnsinn. „Du“, sagte ich, weil mir nichts Besseres einfiel. Außerdem war das ja eh die Wahrheit. „Weshalb?“ Was fragte er denn noch so dämlich? „Denk nach!“, forderte ich ihn auf. Sollte er sich doch den Kopf zerbrechen. „Ich denke eher, du hast gestern etwas Konkretes gemeint, vielleicht ein Verhalten oder eine Situation.“ „Weiß ich doch nicht.“ „Als ich dich getragen habe.“ Diese Worte versetzten meinem Stolz einen Stich. Es hörte sich an, als wäre ich zu dumm zum Laufen. Allerdings dämmerte es mir nun langsam, wovon Itachi sprach. Wenn ich mich recht erinnerte, dann hatte ich über Anerkennung nachgedacht. Und darüber, dass Itachi die Anerkennung die er erhielt einfach weggeworfen hatte. Irgendwie dachte ich in letzter Zeit einfach zu viel und war zu wenig impulsiv. Da war es kein Wunder, dass ich nicht „Ach so, ich hab schon dich gemeint.“ Stimmte ungefähr und ging ihn eh nichts an. „Und was genau an mir ist Wahnsinn?“ „Alles.“ Hoffentlich beleidigte ich ihn damit ordentlich. Oder besser nicht, sonst würde er es an mir auslassen. Itachi sah mich mit ausdrucksloser Miene an und ich starrte zurück, wobei ich verzweifelt gegen das Bedürfnis, ihn zu berühren, ankämpfen musste. Ich würde es ja doch nicht wagen. „Und wie definierst du Wahnsinn?“ Hä? Konnte er nicht einfachere Fragen stellen oder am besten gar keine mehr? Auf jeden Fall musste ich ihm jetzt eine schlagfertige Antwort geben. Mal überlegen… „Ich definiere Wahnsinn als ein Verhalten wie deines.“ Wenn ich gehofft hatte, ihn damit zum Schweigen oder wenigstens zu irgendeiner Gefühlsregung zu bringen, so wurde ich enttäuscht. „Und was bin ich dann für dich?“ Ähm, also, das binde ich dir ganz sicher nicht auf die Nase. „Ständige Lebensgefahr.“ Das war die Wahrheit, wenn auch nur die halbe. Was für ein beschissenes Gespräch. Mit Itachi konnte man sich nicht normal unterhalten. „Gut zu wissen…“ Die leichte Enttäuschung in Itachis Gesichtszügen bildete ich mir bloß ein. Ich hatte mich während unserer seltsamen Unterhaltung fertig angezogen, was Itachi wohl als Grund zum Aufstehen nahm. „Wir gehen wieder zurück.“ Ich nickte, aber auch wenn ich den Kopf geschüttelte hätte, hätte das nichts geändert. Schweigend sammelte ich meine neuen Bücher ein, den Mist mit der Wiederbelebung ließ ich allerdings liegen. Ich machte den Reisverschluss meiner Jacke auf und steckte sie hinein. Sie würden beim Zurücklaufen sonst nur im Weg sein. Itachi verlies das Zimmer, ging, gefolgt von mir, die Treppe hinunter und trat aus dem Hotel hinaus auf die Straße. Dort drehte er sich zu mir um. „Wir machen das wieder genauso wie auf dem Hinweg.“ Also die alte Nummer mit dem Tragen. „Äh, gut.“, sagte ich und ging an Itachi vorbei, Richtung Stadtausgang. Meine Antwort verblüffte ihn sichtlich, oder besser gesagt hörbar, er sog nämlich erstaunt die Luft ein. Jetzt auf dem Rückweg war es ja gar nicht so schlimm, getragen zu werden, schließlich würde es viel bergauf gehen und da war ich gerne faul. Außerdem war ich mir nicht ganz sicher, ob das mein einziger Grund war… „Wo gehst du hin?“, hörte ich ihn fragen. „Wohin wohl? Raus aus der Stadt natürlich.“ „Ich sagte, wir machen das genauso wie auf dem Hinweg!“ Ich wandte mich um. „Du willst mich doch nicht hier, vor den ganzen Leuten…?“ Sein Blick sagte alles. „Bitte nicht!“, murmelte ich verzweifelt. Er schaffte es auch immer wieder, aus allem einen Albtraum zu machen. Ich versuchte auch gar nicht erst, mich zu wehren, er war sowieso stärker und schneller. Demnach lies ich mich also ohne Gegenwehr hochheben. Innerlich aber bebte ich vor Zorn und ich spürte, wie meine Fingernägel länger wurden, worauf ich sie fest in den Stoff seines Mantels krallte, in der Hoffnung, ein Loch hineinzureisen. Mit verzerrtem Gesicht zischte ich: „Was hast du davon, mich so zu demütigen?“ Itachi war sich zu fein für eine Antwort und lief einfach los, mitten durch die Straßen und mit mir auf dem Arm als wäre ich zu dumm zum Gehen. Die Einwohner, die uns oder eher mich seltsam anstarrten erdolchte ich mit Blicken. Es war ein Albtraum und ich konnte nicht aufwachen. Na ja, es war eigentlich egal, ich würde sie alle ja ohnehin nie wieder sehen. Es sei denn, es geschah ein Wunder… halleluja, mein computer ist wieder da und das auch noch zwei wochen früher als erwartet deshalb hab ich gestern auch gleich ein neues kapitel verfasst wenn jemand einen besseren titel dafür weiß... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)