Lady Oscar von abgemeldet (Eine Eisblume schmilzt) ================================================================================ Kapitel 1: Entscheidungen ------------------------- „Keine Widerrede!“ Oscar schlug mit der flachen Hand auf den Tisch, dass es klatschte. „Ich möchte nicht mit ansehen, wie du dich in Gefahr begibst. André, du bist fast blind. Dein Auge gehorcht dir nicht mehr…“ Sie drehte sich in seine Richtung. „Ich könnte nicht mit ansehen, wenn du von einer Kugel getroffen zusammen sinkst und stirbst.“ Tränen glitzerten in ihren Augen. „Du bist doch alles, was ich habe. Ich liebe dich. Bitte tu mir nicht an, dich sterben zu sehen.“ André senkte den Kopf. „In Ordnung Oscar. Ich werde bei Rosalie bleiben.“ Er sah ihre wunderschönen blonden langen Locken, ihre Saphirblauen Augen, die in der Sonne blitzten. Als er zur Tür gehen wollte, spürte er, wie sie ihm nachsah. „Wenn das alles vorbei ist, André, werden wir heiraten. Ich habe keinen Rang und keinen Adelstitel mehr.“ Vor Freude lief ihm eine Träne die Wange herunter. „Alain wird dich nach Paris bringen, Rosalie weiß bescheid.“ Plötzlich verspürte André ein unbehagliches Gefühl. „Bitte sei vorsichtig. Lass mich nicht allein zurück. Das würde ich nicht überleben.“ Oscar schaute aus dem Fenster. „Nein, für dich würde ich von den Toten auferstehen.“ Draußen hatte Alain schon die Pferde fertig und wartete auf ihn. „Na, alles klar?“ Aufmunternd klopfte er auf Andrés Schulter. „Alain, ich habe Angst um sie.“ Er zitterte. „Was, wenn ihr etwas zustößt? Wenn sie schwer verwundet wird, oder sogar…“ André ballte die Hand zur Faust. „Wie könnte ich nur ohne sie leben?“ Alain stieg auf seinen Wallach. „Weißt du André, manchmal glaube ich, dass Oscar kein Mensch, sondern ein von Gott gesandter Engel ist, den Menschen zu helfen. Glaubst du Gott würde zulassen, dass einem seiner Geschöpfe auch nur das Geringste zu Leide getan wird?“ André nahm die Zügel fester. „Er hat einst zugelassen, dass sein eingeborener Sohn gekreuzigt wurde…“ Schweigend ritten sie Richtung Paris. Am 11. Juli wurde Finanzminister Neckar entlassen, da er vorschlug, den Adel ebenfalls mit Steuerzahlungen zu belasten. Diese Entscheidung brachte das Volk nur noch mehr gegen die königliche Familie und den Adel auf. Überall in Paris herrschten Kämpfe. Marie Antoinette hatte schon verschiedenste Truppen nach Paris geordert, für Ruhe zu sorgen. Auch Oscars Truppe war in Paris und versuchte die Bevölkerung zu beruhigen. „Kompanie halt, ein Eilbote!“ Oscar zügelte ihr Pferd. „Kommt zu den Tuilerien! Die Soldaten haben auf das Volk geschossen! Der ganze Platz ist ein Chaos! Ein grässliches Blutbad!“ „Mein Gott…“ Die Männer waren entsetzt. „Die deutschen Dragoner unter Führung von Fürst Labert haben das Feuer eröffnet.“ Oscar wandte sich ihren Männern zu. „Ich habe euch einmal gesagt, die Gedanken sind frei. Die Freiheit des Geistes darf nicht angerührt werden. Ich muss mich korrigieren. Nicht nur der Geist, der ganze Mensch sollte frei sein.“ Gebannt hörten die Soldaten Oscars Worten. „Ich habe, wie ihr wisst meinen Adelstitel aufgegeben! Wollt ihr eure Waffen gegen das Volk, eure eigenen Familien richten, oder wollt ihr an meiner Seite in die Geschichte eingehen?“ Die Soldaten jubelten auf. „Wir werden euch überall hinfolgen! So Gott will, bis in den Tod!“ Oscar zog ihr Schwert. „Dann lasst uns, die Garde francais, für ein neues Frankreich auf der Seite des Volkes kämpfen!“ Oscar wendete ihren Schimmel. „Angriff! Gegen die Deutschen Dragoner! Zu den Tuilerien!“ Sie galoppierte los. Gefolgt von jubelnden Soldaten, die ihr treu ergeben waren. Vor den Tuilerien herrschte blankes Chaos. „Dort seht!“ „Ist das nicht die Garde francais?“ „Mein Gott, sie sind auf unserer Seite!!!“ Das Volk schöpfte neue Hoffnung. Schritt für Schritt verdrängten Oscars Soldaten die Dragoner. In ganz Paris verbreitete sich die Nachricht, dass Oscar Francois de Jarjaye mit ihrer französischen Garde auf der Seite des Volkes kämpfte. Sie wurde wie eine Heldin gefeiert und das Volk fasste neuen Mut. Doch auch Versailles hörte von Oscars übertritt auf die Seite der Bürger. „Majestät, hört mich an! Die Garde Francais unter Führung von Oscar de Jarjaye…! Sie hat die Truppen von Fürst Lambert in die Flucht geschlagen! Sie kämpfen auf der Seite des Volkes!“ „Was?“ Marie Antoinette wurde starr vor Entsetzten. „Oscar…?“ General de Boulier und Herzog von Orleans gingen zum Angriff über. „Das ist Verrat der gesamten Familie de Jarjaye!“ „Dafür muss sie bestraft werden. Man muss ihnen die Besitztümer entwenden und sie verbannen!“ „Nein“ Die anwesenden Adligen schraken zusammen. „Wie?“ Mit leiser Stimme fuhr Marie Antoinette fort. „Oscar wird nicht bestraft. Es wird niemand aus ihrer Familie bestraft. Sie war mir immer treu ergeben… Sie muss einen Grund haben…“ Schluchzend verbarg die Königin ihr Gesicht in ihren Händen. „Oh Oscar, bitte bleibt am Leben.“ Mittlerweile hatten sich die Soldaten der Garde francais auf den Place de Mars zurückgezogen. Oscar kniete vor Lasalle und pflegte seine Schusswunde im Bein. „Du musst stillhalten!“ schimpfte sie. „Wie soll ich dir sonst die Kugel entfernen? Du weißt, dass sie raus muss, sonst entzündet sich deine Wunde.“ Lasalle wimmerte. „es tut nur so weh.“ „Ich weiß, es tut mir leid, aber ich möchte nicht, dass du stirbst.“ Dann hielt sie die Kugel zwischen den Fingern. „Na also, hier…“ „Alain! Oscar!“ Bernard kam hektisch winkend auf die Soldaten zu gerannt. „Was schreist du denn so“ Alain ging grinsend auf Bernard zu. „Wir sind doch nicht auf dem Markt.“ Keuchend stand dieser vor ihm. „Die Kanonen auf der Bastille… Sie haben die Richtung geändert.“ Oscar ruckte hoch. „Was?“ „Sie zeigen in eine andere Richtung als sonst.“ Bernard musste sich setzen. „Eine zeigt auf das Pariser Rathaus, eine auf den Palais Royal und eine auf die Tuilerien.“ „Oh mein Gott“ Oscar und Alain schauten sich an. „Vorhin habe ich gehört, dass schwere Munition aus der Waffenkammer zur Bastille transportiert wurde.“ Oscar schluckte. „Wisst ihr, was das heißt?“ In ihren blauen Augen stand das blanke Entsetzten. „Sie greifen das Volk von Paris an. Sie werden auf die Stadt feuern!“ Bernard hatte sich soweit erholt. „Ihr müsst was unternehmen!“ Oscar rannte zu ihrem Pferd. „Zu den Waffen Männer! Wir reiten zur Bastille!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)