Tales of Lonelyness von MitsuruSenpaii (The Lonelyness, I search in you [Presea x Sheena || Sheena x Zelos]) ================================================================================ Kapitel 1: Presea Combatir -------------------------- Traurig. Schon seit geraumer Zeit empfand Presea nichts als Traurigkeit. Und Trübsinnigkeit und Hoffnungslosigkeit, wenn sie an ihr Leben dachte. Egal, was sie nicht tat und wo sie nicht war, sie wollte immerzu weinen, verschwinden, nicht mehr existieren. So oft dachte sie, wie sinnlos doch alles sei, und fragte sich kurz darauf, warum sie so empfand. Seit wann fühlte sie so? Doch egal, wie oft sie sich das fragte, sie vermochte keine Antwort darauf zu finden. Also begab sich Presea auf den Weg, herauszufinden, was mit ihr los sein könnte. Sie war nach Sybak gegangen, ins Forschungsinstitut, in der Hoffnung, die Wissenschaftler dort könnten ihr helfen oder wenigstens eine Ahnung haben, was mit ihr los war. Nun war sie auf dem Weg nach Meltokio. Professor Kate, die einstige Leiterin des Cruxis-Crystal Projekt, wäre zur Zeit dort, und nur sie wüsste angeblich, wie man Presea helfen konnte. Sie wusste nicht, ob Kate ihr wirklich helfen konnte, aber sie wollte es immerhin versucht haben. Presea blickte auf. Sie lag auf der ewig weiten und immer grünen Ebene bei Meltokio, die sich vom Meer bis zu den Bergen erstreckte. Wo sie auch hinblickte, sie sah überall nur Grün, und was sie roch, war der nicht mehr ganz so frische Geruch von Spätherbstlichen Gras. Weit entfernt, im Nordosten, sah man die gigantische Umrisse der großen Tethe'alla Brücke, in den anderen Richtungen fern die Berge, auf denen Schnee lag - was aber nichts zu bedeuten hatte, den auf diesen Bergen lag das ganze Jahr über Schnee. Meltokio lag nicht mehr weit, man konnte schon die Stadtmauern sehen. Doch Presea war müde geworden, und ans Weiterreisen war nicht mehr zu denken. Viel zu schön war die Weite, endlose Wiese, viel zu warm die Sonnenstrahlen für diese Jahreszeit. In Angedacht an die bevorstehenden, endlos langen Wintermonaten, war es einfach ein Muss, die wahrscheinlich letzten warmen Sonnenstrahlen zu genießen. So schloss Presea die Augen und genoss einfach. Dies, so spürte Presea, war wieder einer der wenigen Momenten, in denen sie sich fühlte, wirklich am Leben zu sein. Solche und andere Gedanken gingen dem süß wirkenden Mädchen durch den Kopf, als sich irgendwann ein Schatten über ihr Gesicht beugte. "Hallo, Kleine Dame. Kann ich behilflich sein?" Preseas erste Gedanke galt der Empörung darüber, dass man sie "Kleine Dame" nannte. Dann merkte sie, dass sie wohl eingedöst sein musste. Weder hatte sie gemerkt, dass es wieder kühler geworden war, noch, dass Wolken den Himmel bedeckten. Plötzlich merkte sie, dass der Mann noch immer auf eine Antwort wartete. "Verzeiht", sagte sie und verbeugte sich. "Ich war mit meinen Gedanken woanders." "Ach, das macht doch nichts.", sagte der Mann freundlich. Er half ihr aus dem Gras. "Habt Ihr ein besonderes Ziel, junge Dame?" Presea zögerte. "Nun ja... Also, Meltokio ist mein Ziel." "Super! Da komm ich auch vorbei. Ich bin auf der Durchreise, müsst Ihr wissen, Kleines." Presea regte es auf, dass dieser eigentlich nette Mann sie dauernd "Kleines" oder "Junge Dame" nannte. Klar, er konnte ja nicht wissen, dass Presea mittlerweile 28 Jahre alt war, jedoch im Körper einer 13 jährigen gefangen war. Presea wusste das, und trotzdem macht der Kerl sie rasend. Sie erschrak über sich und ihre Gedanken. In Gedanken versuchte sie sich zurecht zu weisen. Sie durfte sich nicht immer so aufregen. Noch etwas, was geändert werden musste. "Wollt Ihr aufsteigen?" Der Mann deutete auf den Karren hinter sich. "Wäre besser, wenn man sich das Wetter mal so anschaut." Wie um seine Worte zu bekräftigen, fiel der erste Regentropfen vom Himmel herab. Widerwillig nickte sie. Ihr blieb ja nichts anderes übrig, wollte sie nicht regendurchnässt bis auf die Haut in Meltokio ankommen. Sie lies sich vom Mann auf den Karren helfen und versuchte, es sich dort einigermaßen bequem zu machen. Dann fuhren sie los. Nach einer Weile meinte der Mann: "Also, mein Name ist Kamo [Anmerkung: Mir ist echt nichts besseres in der Schule eingefallen ò.Ó]. Und Eurer, junge Lady?" Presea zögerte auch hier. Sie hatte keine Lust, diesem Fremden ihren Namen auf die Nase zu binden. Klar, er war so freundlich, sie mitzunehmen, aber sie waren einander fremd, da würde auch der Name nichts dran ändern. Abgesehen davon, dass sie einander eh nie wieder begegnen würden. Als sie auch nach Minuten keine Anstalten machte, ihren Namen preiszugeben, meinte er mit einem Schulterzucken bloß: "Naja, auch gut. Ich pflege für gewöhnlich, die Namen meiner Reisebekanntschaften zu kenne, aber wenn Ihr ihn mir nicht sagen mögt, ist das Eure Sache." Presea seufzte. Sie war wahrscheinlich viel zu vorsichtig. "Also gut, ich heisse Presea. Nun hört dann aber auch mit diesem vermaledeitem "Junge Dame", "Kleines", und was Euch noch so eingefallen ist, auf." "Na, also! Alles kein Problem!" Er grinste. "Also, auf nach Meltokio!" Presea seufzte erneut. Das konnte ja 'ne heitere Fahrt werden. Es dämmerte bereits, als sie die Stadttore von Meltokio erreichten. "So, wir sind da!", sagte Kamo unnötigerweise. Presea stand auf und reckte sich die Glieder in alle Richtungen. Diese waren von der unerwartet langen Fahrt ganz steif geworden, sodass sie sich zunächst einen Krampf einhandelte. "Wo genau willst du eigentlich hin?" Mit Tränen in den Augen (wegen dem Krampf) sah sie Kamo an. Irgendwann während der Reise war Kamo auf das normale "Du" gewechselt. Eigentlich würde das Presea sehr wohl was ausmachen, aber ihr war inzwischen egal geworden, wie er sie ansprach. Es brachte eh nichts, sich gedankentlich aufzuregen. Und sagen würde sie das ihmm erst recht nicht, nicht, nachdem er so freundlich war, sie mitzunehmen. Auch, wenn man es ihr nicht ansah - sie wusste, wie man sich benahm. "Zum Forschungsinstitut.", antwortete sie knapp. "Ah, das hat jetzt schon geschlossen, würde ich sagen. Weißt du schon, wo du deine Nacht verbringst?" "Ähm ... nein.", gestand Presea. "Super!" Kamo machte förmlich einen Luftsprung vor Freude. "Neben dem Institut gibt es eine Inn." Er lächelte breit. "Dort können wir beide bleiben. Und morgen kannst du dann so früh wir möglich dorthin gehen, und tun, was du zu tun hast." Presea war von dieser Idee wenig angetan. Während sie das Tor durchquerten, überlegte Presea eifrig, wie sie ganz schnell von hier verschwinden konnte. Kamo war zwar nett, aber ihr wurde die Sache von Minute zu Minute unangenehmer. "Also, wenn ich ehrlich bin, würde ich gerne wo anders über Nacht bleiben.", gab sie dann zu, als ihr nichts einfiel. "Was? Aber warum denn?, fragte Kamo geschockt, dann traurig. "Bleib doch hier, bei mir. Wir werden sicherlich noch viiieeel zu erzählen haben. Und wenn du hier fertig bist, bringe ich dich hin, wo immer du willst, selbst nach Mizuho, wenn's sein muss." Presea wollte unwirbeln und wegrennen, aber da...- ... ertönte eine Stimme hinter Presea, die ihr ziemlich bekannt vorkam. "Moooooommmmmeeeeeent!", Als sie sich umsah, sah sie hinter sich einen langhaarigen Mann in farblich unerkennbarer Kleidung. "Wenn eine Lady sagt, sie wolle lieber woanders nächtigen, dann ist das der Wille einer Lady, den man als Mann Folge zu leisten hat.", sagte der Fremde. Er kam näher, dann blieb er stehen. Er schien Presea zu mustern, dann meinte er plötzlich: "Nanu? Ist das nicht... meine Rose? Presea??" "Wer bist du, dass du meinen Namen zu kennen meinst?", fragte Presea barsch. Es gefiel ihr nicht, wenn Leute, die sie nicht kannte, widerrum ihren Namen kannten. Dann fiel ihr auf, dass das ganze Auftreten und Erscheinen des Fremden ihr seltsam vertraut vorkam. "Liebes, erkennst du mich etwa nicht mehr? Ich bin's ..." Er kam nun vollends näher und trat in das Licht, welches eine Straßenlaterne warf, sodass Presea ihn erkennen konnte, doch sie wusste schon, wer er war, bevor sie es erkennen konnte. "... Zelos Wilder, dein Auserwählten-Schatzii!" OOC beziehungsweise, eine Kleine Anmerkung: Kamo ist nicht pervers. Ich weiss, man könnte sehr leicht den Eindruck gewinnen, aber er ist es nicht >,< Da die Geschichte in diesem Kapi aus Preseas Sicht erzählt wird, wird er so beschrieben, wie er ihr vorkommt, und ihr ist sein Verhalten nun mal nicht geheuer. Aber er hatte keine bösen Absichten, er ist eigentlich ein netter Reisender - und in meiner anderen FF Tower Quest ein netter Gastwirt^^. Edit: Ich habe nur die Jahreszeit geändert: Hier stand ursprünglich, es sei Frühsommer, was aber mit der Vorstellung, es würde schneien (Kapi 5 & 6) nicht so gaanz zusammen passen würde xD Kapitel 2: Zelos Wilder ----------------------- "Willkommen in meiner Villa. Mach es dir gemütlich." Presea nickte, offensichtlich erleichtert. Sie war froh, dass Zelos sie davor bewahrt hatte, die Nacht mit Kamo verbringen zu müssen. Als Zelos aufgetaucht war, hatte sich Kamo nämlich ziemlich flink aus dem Staub gemacht, und nach einigen Sätzen hatte Zelos beschlossen, dass sie bei ihm schlafen durfte, was weitaus angenehmer war, als mit einem wildfremden Mann die Nacht mit Anekdoten erzählen zu verbringen – was aber nicht heißen sollte, dass es mit Zelos ebenfalls schlimm war. Im Gegenteil: Sie mochte Zelos mittlerweile recht gut leiden. Er war zwar ein totaler Vollidiot - zumindest benahm er sich meistens so - der seine Zunge nicht im Zaum behalten konnte, aber Presea hatte von Zeit zu Zeit das Gefühl, dass das alles nur eine riesige Farce war... was sie natürlich nicht unterlegen konnte, denn sie hatte keinerlei Beweise für diese zugegeben ziemlich abstruse Idee. Abgesehen davon hatte er seit dem Kampf gegen Mithos und seiner Taten sicherlich nicht nur bei ihr einen respektierenden Stein im Herzen. Zelos wusste davon nichts. Für ihn war und blieb Presea ein Buch mit sieben Siegeln. Man wusste bei ihr weder, was sie dachte, noch, woran man bei ihr war. Zelos gab trotzdem immer sein Bestes. Und irgendwie hatte er gerade das Gefühl, dass sie sich bei ihm wohl fühlte – er begann aber nicht den Fehler, sich darauf etwas einzubilden, immerhin konnte er ja nicht mit Gewissheit sagen, dass seine Anwesenheit daran "schuld" sei. Presea benahm sich auf jeden Fall anders als sonst. Sie wirkte… weniger angespannt. "Master Zelos, Ihr Tee", meinte plötzlich Zelos' Diener Sebastian in seine Gedanken rein. Etwas leiser meinte sein Diener dann noch: "Wolltet Ihr nicht damit aufhören?" "Häh?", fragte Zelos dusselig. "Haha, ich verstehe wohl nicht ganz." Der Diener seufzte, und machte dann ein Zeichen: Zelos sollte ihm folgen. Das tat er auch, und die beiden verschwanden in die Küche, ließen aber die Türe etwas offen, damit Zelos Presea beobachten konnte. "Dann muss ich wohl deutlicher werden." Der Diener räusperte sich, dann meinte er: "Ich meine Eure Frauengeschichten. Ihr wisst doch, dass man Eure Geschichten inzwischen nicht mehr so gerne sieht, wie es mal war… Weder der Adel noch das Königshaus legt Wert darauf, einen Auserwählten vorzuzeigen, der mit seiner Zeit nichts besseres zu tun hat, als Frauen aufzureißen… Und auch die Frauen wollen inzwischen mehr oder weniger nicht mehr von Ihnen wissen, so leid es mir auch tut, dies sagen zu müssen. Euer Ruf hat stark in den letzten Monaten gelitten, Ihr seid bei weitem nicht mehr so angesehen, wie Ihr es einst mal wart... Alle hier erwarten, dass Ihr Euch so langsam mal eine richtige Frau sucht, und nicht eine für ein paar Tage. Es wird…-" Weiter kam das emsige Dienerlein in seiner Rede nicht, denn Zelos unterbrach ihn. "Ich denke, du missverstehst das, Sebi.", meinte er ungewohnterweise total ernst. "Presea ist nicht so eine. Sie ist jemand ganz besonderes." Sebastian war offensichtlich total geschockt, denn er schien unfähig, etwas zu sagen. Nach zwei ganzen Minuten dann vermochte er endlich was rauszubringen: "Wie?" Er schwieg wieder für ein paar Sekunden, bis er endlich meinte: "So? Was für ein Mädchen ist sie denn? Sagt bloß, sie ist Eure…" "Whoa, whoa, whoa! Wo denkst du hin? Nein, nein, dass nicht!", beeilte sich Zelos zu versichern und lachte. "Hach, Sebi, du bist soooo lustig, neh. Es gibt da schon jemanden, aber Presea ist weder diese Person, noch irgendeine Affäre." Bevor Sebastian noch irgendetwas zu dem Satz "Es gibt da schon jemanden" sagen konnte, laberte Zelos weiter: "Du müsstest dich doch an sie erinnern können. Sie war doch vor plus/minus einem Jahr zusammen mit der lieblichen und engelsgleichen Auserwählten von Sylvarant, Colette, dann der fantastischen und hochintelligenten Halbelfe Prof. Raine, und der unglaublichen und wunderschönen Sheena hier… - achja, und mit ein paar Rotzlöffeln… -, weißt du nicht mehr?" Sebastian überlegte kurz, dann erhellte sich sein Gesicht. "Achja… Die werten Damen und die Herren Lloyd und Genis aus Sylvarant. Und die kleine Lady…" Sein Gesicht erhellte sich. "Und ich dachte schon, ihr vergreift Euch mittlerweile schon an kleinen Mädchen!" Er lachte und fand den Satz ganz offensichtlich ziemlich komisch. Zelos sagte diesmal lieber nichts dazu. Sebastian hatte sich verändert, aber er war nicht der einzigste - auch Zelos hatte sich verändert, aber davon wusste mal wieder niemand, den niemand interessierte sich für den wahren Charakter des ach-so-tollen Auserwählten... Er wandte sich stattdessen um und beobachtete Presea. Sie saß auf dem Sofa und starrte ins Nichts. Dabei sah sie wieder sehr traurig aus. Zelos fragte sich, warum sie überhaupt den weiten Weg hierher gekommen war. Dann merkte er, dass sie zitterte: "Gib mir den Tee!", fuhr er seinen Butler barsch an. "Was sind denn das für Manieren? Das arme Ding kommt mitten aus dem strömenden Regen, und du hast nichts besseres zu tun, als mir Vorträge zu halten? Das kleine ist patschnass und friert, also bring ihr ne Decke, okay?" Sebastian beeilte sich, aus dem Donnerwetter seines aufgebrachten Masters rauszukommen, als Zelos ihn erneut zurück hielt: "Und bring frische Klamotten!" "Was? Und wo soll ich die herbekommen?", fragte Sebastian zurück. "Ist mir egal." Zelos lächelte sein typisches "Du-dienst-mir-also-schaffst-du-das-schon"-Grinsen. "Du wirst schon was finden." Der leibeigene Diener von Zelos beeilte sich, nun wirklich von seinem Meister wegzukommen, bevor dieser sich noch mehr unmögliche Aufgaben für ihn überlegen konnte, während dieser zu Presea ging. "Verzeih, meine Süsse, dieses unmögliche Verhalten meines Butlers und das meinige… Hier, ein Tee für dich, und eine Decke kommt auch gleich." Er lächelte sanft. "Wie geht es dir? Abgesehen davon, dass du patschnass bist und frierst." "Nunja…", muckste sie herum. Dann meinte sie: "Ganz gut, denke ich, ja." Sebastian kam zurück und reichte Presea die verlangte Decke. "Verzeiht mein unmögliches Verhalten.", murmelte er, dann war er wieder am weghuschen, noch bevor Presea ein Wort des Dankens an ihn wenden konnte. Zelos bemerkte noch den verzweifelten Blick seines Diener, aber er schenkte ihm nur sein eben schonmal erwähntes "Hopp!-Du-packst-das-schon-immerhin-dienst-du-ja-dem-Grossartigen-Zelos"-Lächeln, und wendete sich dann wieder Presea zu, ungeachtet dessen, dass Sebastian ihn grad gedankentlich die wüsteten Verwünschungen an den Hals warf. "So, dann erzähl mal. Was machst du hier?", fragte Zelos nach einer Weile, in der Presea keinerlei Anstalten machte, irgendetwas zu sagen. Sie zögerte. "Nunja… ich habe ein Problem…", murmelte sie dann. "Probleme? Was denn für welche? Wenn du Hilfe brauchst, ich helfe dir, ist doch klar wie Suppe!" Presea kicherte kurz über den Suppensatz, wurde aber schnell wieder ernst. "Naja… Danke dir… Aber ich weiß nicht, ob, und wenn, in wie fern du mir helfen kannst…" "Jetzt mach es nicht so spannend! Raus mit der Sprache!" "Etwas… stimmt nicht…", sagte sie. "… Mit mir…", fügte sie dann noch hinzu. "Erzähl doch, bitte. Ich will dir doch helfen!" Presea schaute ihn mit ganz grossen Augen an, mit Augen, in denen sich Trauer, Einsamkeit und Angst zeigten. Dann, nach einer für Zelos unendlich erscheinenden Zeit, sagte sie endlich: "Manchmal denke oder fühle ich seltsame Dinge. Das hat mich irritiert, und es macht mir Angst… Also wollte ich Professor Kate aufsuchen. Sie war aber nicht da, weshalb man mich hierher geschickt hat." "Aha" Zelos überlegte sichtlich angestrengt. "Und weißt du, woran das liegen könnte?" "Nein. Leider" Sie schwiegen eine Weile, Zelos tief in Gedanken versunken, während Presea ihren Tee trank. Als sie ihn leer hatte, fragte sie zaghaft: "Du, darf ich schlafen gehen? Ich bin sehr müde." Zelos, überrascht, von Presea so vertraut angesprochen zu werden, antwortete: "Zuckerpüppchen, in diesem Haus darfst du alles machen!" Er lächelte sanft, aber trotzdem breit. Sie stand zögerlich auf, und auch Zelos erhob seinen schön gerundeten Hindern [x'DDD~]. "Nun, dann schlaf mal gut. Wenn du Angst hast oder einsam bist, ich schlaf genau im Zimmer nebenan, und ich bin immer für dich da!" Obwohl er sein typisches "Ich-bin-Zelos-mir-kann-keine-Frau-wiederstehen-und-ich-krieg-sie-alle"-Grinsen grinste, meinte er es doch total ernst, und er hatte das Gefühl, Presea würde dies auch spüren – was er sich natürlich auch einbilden konnte… In dieser Nacht lag Zelos lange wach. Sebastian kam erst spät zurück, aber weil Zelos schon im Bett lag, ging der Butler auch ins Bett, ohne die offensichtliche Nachtruhe seines Masters zu stören (Er konnte ja nicht wissen, dass Zelos wach lag, und Zelos war es so nebenbei auch recht, seine Ruhe zu haben). Er dachte über einiges nach… Über Presea, die urplötzlich in seinem Leben auftauchte, und ungewollt und unbewusst sein ganzes Leben in gewisser Weise auf den Kopf stelle… Über Sebi, der mit seinen Worten etwas in Zelos wachgerufen hatte: Ein Verlangen und eine Sehnsucht, wie er sie schon lange nicht mehr gespürt hatte… und an diese eine Person, die Zelos für alles auf der Welt wieder sehen wollte… "Wo bist du nur…", flüsterte er in die Stille. "Wo?" Doch natürlich bekam er auf diese Frage keine Antwort. Und irgendwann schlief auch Zelos an diesem ereignisreichen Tag ein… Kapitel 3: Sheena Fujibayashi ----------------------------- "Hatschi! Oh, man, oh, man... Wann hört das denn wieder auf?!?" Orochi lachte. "Hey, vielleicht redet ja jemand grad über dich, Sheena?" Er sah die Kunoichi kurz schweigend an, und brach dann in schallendes Gelächter aus. "Haha", meinte Sheena. "Sehr witzig. Um diese Uhrzeit ist das auch sehr wahrscheinlich." Es war mitten in der Nacht, demnach war eher ausgeschlossen, dass jemand über Sheena redete. "Naja, egal. Ich gehe nun ins Bett.", sagte Sheena, während sie gähnte. "Na, dann wünsche ich dir mal eine gute Nacht.", sagte Orochi dazu. "Ja, danke, dir auch." Sheena lächelte, ehe sie in ihrer Hütte verschwand. Drinnen begann sie, sich umzuziehen. Es war schon spät, die Besprechung hatte ziemlich lange gedauert, und Sheena war auch sehr müde. So legte sie sich an diesem Abend ins Bett, aber nicht, ohne vorher ein Räucherstäbchen in Gedenken an Corrine anzuzünden. "Hey, aufwachen!" Sheena hob schläfrig die Augenlieder. Orochi stand neben ihrem Bett, und wartete mit vor der Brust verschränkten Armen darauf, dass die Kunoichi aufwachte. "Was gibt es denn?", fragte die Ninja verschlafen. Es schien noch recht früh am Morgen zu sein, also musste es ein Anliegen für Orochis ungewohnte Weckaktion geben. "Es gibt einen Auftrag für dich." Sheena grummelte. "So, hat gibt es den?", fragte sie leicht angenervt. Wahrscheinlich musste sie wieder mal für irgendjemanden ne Eskorte spielen. So wie vor einem Monat, als sie Raine bei einer Entdeckungsreise - oder wie auch immer Raine diesen Trip nannte - begleiten musste [Dies ist eine Anspielung auf s FF "Schwarze und Weiße Rose" >D]. "Und wer ist der Auftragsgeber?" "Du solltest sie noch von deinen Reisen zusammen mit der Auserwählten von Sylvarant kennen. Ihr Name lautet Professor Kate." Sheena, die sich innerlich schon auf einen Protest bereitete - sie glaubte, dass es wieder mal Raine ist, die sie schikanieren wolle -, staunte nicht schlecht, als der Name Kate fiel. "Professor... Kate? Die Leiterin des Cruxis-Crystal-Projektes, oder wie auch immer das heisst?" Sheena überlegte kurz, dann fragte sie erschrocken: "Hat dieser Auftrag was mit Presea zu tun?" Orochi nickte, nur um dann den Kopf zu schütteln. "Wir wissen es nicht genau", sagte er, "sie hat uns nichts genaueres gesagt." Sheena nickte. "Schön, wohin führt mich mein Weg?" "Du sollst dich unverzüglich auf den Weg nach Meltokio machen." Sheena seufzte. Ausgerechnet Meltokio! Bis dorthin war sie gewiss einige Zeit lang unterwegs. "Genaueres wirst du dort erfahren, meinte Kate.", sprach Orochi weiter. "Du sollst dich auf jeden Fall im Forschungsinstitut melden." Sheena war schon damit beschäftigt, alles für die Reise vorzubereiten. "Okay. Nun, ich mache mich sofort auf den Weg." Orochi nickte. "Tu das." Er schwieg kurz, ehe er dann noch meinte: "Pass bitte auf dich auf." Sheena wollte grad erwidern, dass sie das eh immer tat, aber Orochi hatte die Hütte schon verlassen. Sie seufzte erneut. Das konnte ja heiter werden. "Ah, endlich!" Sheena seufzte. Endlich hatte sie die Mauern von Meltokio erreicht. Sie war nun rund eine Woche unterwegs gewesen, und es hat schon eineinhalb Tage gedauert, um von der Brücke Meltokio zu erreichen. Wenn dieser Auftrag nicht saftig entlohnt werden würde, wäre dies das letzte Mal, dass Sheena Aufträge von irgendwelchen Leuten ausführte. Sie betrat die Stadt. Nach allem, was passiert war, war es ungewohnt, in dieser Stadt zu sein. Die Mauern um Meltokio sahen zwar nicht sehr einladend aus, aber innen pulsierte das Leben. Wenn man durch das Tor kam, ging es links gleich zum Händlervirtel, während rechts das Gasthaus, das Forschungsinstitut und das Armutsviertel lag. Letzteres war ein Ort, der von allen gemieden wurde, und die, die das Viertel nicht mieden, lebten dort. Vom Eingang gerade aus führte eine riesige Treppe nach oben, auf eine riesiege Terasse. Von dort aus ging es links rum zum Koloseum, und rechts rum zum Rüstungshändler. Von dort oben wiederrum führte eine weitere Treppe ins Adelsviertel. Meltokio, eine Stadt, die alle Facetten des Lebens wiederspiegelte. Sheena wandte ihre Schritte nach rechts, zum Forschungsinstitut. Als sie davor stand, zörgerte sie jedoch kurz. Sie dachte dran, dass in dieser Stadt ihr ja jederzeit Zelos begegnen könnte. Und ausserdem dachte sie daran, wie sie in diesem Gebäude Corinne kennengelernt hatte. Ach, Corrine..., dachte Sheena, du fehlst mir ja so sehr... Sie seufzte, dann hatte sie sich wieder gefasst. Nun war keine Zeit für Melancholie. Sie hatte den Auftrag, dort reinzugehen, und genau dies würde sie nun auch tun. Bevor sie jedoch die Tür zum Institut öffnen konnte, wurde diese aufgerissen, und ein kleines "Etwas" kam rausgerannt. Direkt hinterher eine Elfe, die aufgebracht was rief. "Presea-chan, warte doch mal!" Sheena blieb wie vom Elektroschlag getroffen stehen. Presea...?!? Sie wirbelte herum und sah dem "Etwas" hinterher. Und tatsächlich, es war Presea Combatir. Ehe sie wirklich realisieren konnte, was Sache war, hatte sie sich schon in Bewegung gesetzt und rannte dem Mädchen hinterher. "Presea, warte doch!", rief sie. "Ich bin es, Sheena!" Und tatsächlich, Sheenas Worte zeigten Wirkung: Presea bliebt wirklich stehen, und wartete, bis Sheena bei ihr war. Sobald dies geschehen war, packte das kleine Mädchen jedoch die dadurch total überraschte Ninja und zerrte sie mit. "Schnell", rief sie über die Schulter hinweg, "sie dürfen mich nicht bekommen!" Sheena, die nicht wusste, wieso um alles in der Welt Presea vor den Leuten aus dem Institut davon lief, folgte ihr dennoch ohne eine Frage zu stellen. Sie liess sich von Presea durch ganz Meltokio schleppen, erst die Treppe hinauf, die direkt vor dem Eingang von Meltokio auf die Terasse mit dem Koloseum führte, dann die nächste, die zum Schloss und dem Adelsviertel führte. Genau dort hin schien Presea auch zu wollen, denn sie ging weder aufs Schloss zu, noch schien der Tempel von Martel (der direkt neben dem Schloss stand) oder der Schlossgarten ihr Ziel zu sein, denn sie wandte sich von der Treppe aus nach Rechts, direkt ins Adelsviertel. Viel zu spät erkannte Sheena, wohin Presea wollte. Als sie schnurstracks Zelos Wilder's Villa ansteuerte, versuchte die Kunoichi, sich loszureissen, aber natürlich gelang ihr das nicht, bei Preseas Bärenkräften. Gerade, als Sheena dem kleinen Mädchen zuschreien wollte, sie habe sie gefälligst loszulassen, öffnete sich die Tür der Villa, und Zelos trat heraus. "Ah, das bist du ja wieder, Püppchen - ging ja ganz schön---" Er hielt mitten im Satz inne, "Huh? Das ist doch---" Sein Gesicht erhellte sich, freudiger als man hätte glauben können, und er rief total begeistert: "Sheena, meine Rose! Oh, man, du weisst gar nicht --- was machst du hier?" Zelos schien nicht in der Lage, irgendetwas verständliches zu sagen. "Sheena!", rief er letztendlich nur noch einmal aus. Oh, man... so eine schöne Bescherung..., dachte Sheena, während sie versuchte, wieder zu Atem zu kommen. Presea war für ihre Größe verdammt schnell gerannt, sodass selbst Sheena Probleme hatte, mit zu kommen. Sie war total außer Atem, umso mehr überraschte es sie dann, als sie zu Presea sah, welche den Eindruck machte, als seien sie zur Villa spaziert, nicht gerannt. Sie schien nicht mal geschwitzt zu haben. Sheena seufzte. Abgesehen von dem Neid, den sie etwas auf Presea und ihre Kondition hatte, war sie auch mässig erfreut darüber zu sehen, dass Zelos sich irgendwie Preseas Vertrauen oder so ähnlich erkauft zu haben schien. Das sagte sie jedoch nicht laut, zu erst einmal wollte sie einige Dinge herausfinden: Wieso Sheena hierher hat kommen müssen, welchen Aufrtag Schwester Kate hier in Meltokio für sie bereit hielt, wieso Presea weggerrannt war und wieso sie hier, ausgerechnet bei Zelos, war. "Ja. Wie schade, dass ich mich nicht ganz so sehr darüber freue, dich wieder zu sehen." Ihr taten die Worte leid, bevor sie sie gesagt hatten, aber es war zu spät - die Worte schienen Zelos ziemlich traurig zu machen, den für einem Moment verschwand sein Lächeln. Dann kehrte es jedoch mit doppelter Breite zurück. "Sheena: Freundlich wie eh und je. Aber kommt erstmal rein, hier draussen lässt sich gar nicht gut reden." Er lachte sein typisches Lachen, aber Sheena fand, dass es irgendwie falsch klang, zumindest hatte sie den Eindruck. Drinnen angelangt fragte Zelos sie zunächst, was sie denn trinken wollten. Der Butler huschte auch gleich hinfort, um die gewünschten Getränke zu besorgen. "So... erzähl, Presea, was ist los? Wieso bist du so schnell wieder da?" Sheena lehnte sich zurück. Sie war aber trotz aller scheinbarer Gelassenheit innerlich angespannt. "Naja..." Erst zögerte das Mädchen, dann, urplötzlich, begannen die Worte nur so aus ihr herauszusprudeln: "Also, du weisst gar nicht, was die vorhatten! Die wollten mir so einen Stein andrehen, sowas wie einen Cruxis-Crystal. Die meinten, es läge mit meinem zusammen, und wollten meinen gegen diesen anderen ersetzten!" "Was? Was soll'en der Scheiss?", rief Sheena aufgebracht rein. Als sie jedoch merkte, dass Presea und Zelos sie nur verständlichlos ansahen, schlug sie sich nur die Hand vor den Mund und schwieg. Und so schwiegen auch die anderen beide eine Weile. Sheena fragte sich in der Zeit, wie es kam, dass Presea plötzlich so vertraut mit Zelos umging, und was sie hier eigentlich tat. Von alleine würde die Presea, die Sheena kannte, nie zu Zelos gehen. Entweder, dachte Sheena, hat man es ihr aufgetragen, oder sie hat sich mittlerweile verändert, und ist freiwillig hier... Letzteres schien Sheena unmöglich, also meinte sie: "Du, ich muss mal mit dir reden, Zelos." Zelos fiel fast der Mund runter. "Du willst... Was?!?" Dann grinste er breit. "Soso, bist nun auch endlich du Zelos-Samas Charm erlegen, wa?" Als er jedoch sah, dass Sheena ernst blieb, weder sauer noch sonstwas wurde, folgte er ihr wortlos. Als sie ausserhalb Preseas Hörreichweite waren, fragte er: "Nun, was gibt's, meine bezaubernde Schönheit?" "Erstens, bin ich nicht deine Schönheit, und zweitens, es geht um Presea." Sie legte eine kurze Pause ein, um Zelos verstehen zu lassen, denn in ihren Augen war und blieb er ein unglaublich dummer Kerl. Dann sagte sie: "Wieso ist sie hier? Was hast du getan?" Zelos starrte sie geschlagene 5 Sekunden an, dann meinte er erbost: "Ich? Ich habe nichts weiter getan, als sie vor nem Alten ekligen Sack zu beschützen [Anmerkung: Jeder versteht Kamo-San falsch, in Wirklichkeit ist der Arme ein ganz netter ^^°]!" "So? Und das soll ich dir also glauben, hm?" Sheena schien nicht überzeugt zu sein. "Ja, sollst du!", schmollte Zelos. "Und du? Was machst du hier?" Sheena rümpfte die Nase. "Wieso sollte ich dir Pappenheimer das auf die Nase binden?" Mit diesen Worten wandte sie Zelos den Rücken zu, und kehrte zu Presea zurück. Diese sah auf. "Sheena-san... ich verstehe noch immer nicht, was Ihr hier macht... seid Ihr nur auf Reisen, oder so?" Sie versuchte zu lächeln, aber es misslang kläglich. Dafür lächelte Sheena. "Erstens, du darfst mich natürlich duzen. Wir kennen uns nun immerhin schon so lange, und haben so viel miteinander erlebt, wir sind doch Freunde." Presea errötete bei diesem Satz, doch Sheena merkte es nicht - Zelos dafür umso mehr. "Nanu?", setzte er an zu fragen, aber Sheena sprach in diesem Moment weiter: "Und zweitens scheine ich hier zu sein, um auf dich aufzupassen. Schwester Kate hat unserem Oberhaupt einen Auftrag überkommen lassen. Ich sollte mich nach Meltokio begeben, und was finde ich? Dich!" Sie kicherte. "Schöner Zufall, wenn es denn einer ist." "Und was hast du nun vor?", fragte Zelos statt Presea. Sheena funkelte ihn böse an. Dauernd musste sich dieser Spacken einmischen! "Ich habe beschlossen, Presea überall hinzufolgen!", sagte sie entschlossen. Presea wurde knallrot, und diesmal bemerkte es auch Sheena. "Hm? Geht es dir nicht so gut, Presea?" Sie fasste Presea an die Stirn, worauf diese noch mehr errötete. "L-Lass das!", stotterte sie zusammen. "Fieber scheinst du schonmal nicht zu haben. Hm... was ist es dann? ... Wie fühlst du dich denn?" Presea schwieg ein paar Sekunden, dann sagte sie: "Ich gehe ins Bett!" "Was?", fragte Zelos, der die Szene die ganze Zeit schweigend beobachtet hatte. "Es ist doch erst Nachmittag!" "Ich bin aber müde!", rief Presea, und eilte davon. Sheena und Zelos blieben verdutzt zurück. Nach einer Weile meinte Sheena lachend: "Seltsames Mädchen... aber süss." Sie lachte noch mehr. Zelos fand das nicht so witzig. Er meinte: "Wir sollten stattdessen herausfinden, was die Leute vom Institut ihr geben wollten, statt darüber zu reden, ob sie nun süss ist oder nicht." Sheena, überrascht darüber, Zelos mal so ernst zu erleben, meinte daraufhin: "Was denn, was denn, ausgerechnet du, der sonst alles weibliche anbaggert, was bei drei nicht auf dem Baum ist, will nicht über das weibliche Geschlecht philosophieren?" "Tja, Zeiten ändern sich nunmal.", meinte er ernst. "Ich habe es aufgegeben, nur für Affären in den Tag hineinzuleben." "Soll heissen?", fragte Sheena verwirrt. "Soll heissen" Zelos legte eine Kunstpause ein, und tippte Sheena gegen die Stirn, was diese mit einem zornigen, aber dennoch überraschten Blick quittierte, "dass ich auf der Suche nach der einen wahren Liebe bin." Dabei sah er Sheena tief und unergründlich an. Er hat so wunderschöne Augen, dachte Sheena. Tiefe, azurblaue Augen, die anscheinend bis auf den Grund ihrer Seele schauen konnte... Sheena fröstelte, dann erschrack sie, als ihr klar wurde, was sie da eben gedacht hatte. Was, um alles in der Welt, denkst du für einen Mist?, schellte sich die Ninja in Gedanken. Für Gefühlduselei war kein Platz im Ninja-Herzen, und ganz besonders nicht für diesen Chaoten! "Lass den Mist", bellte sie Zelos errötend an. "Jeder weiss, dass du zu wahrer Liebe nicht fähig bist!" Das schien Zelos nun wirklich zu verletzen, und das merkte Sheena auch. Nach einer Weile murmelte sie nur "'Tschuldigung" und Zelos nickte nur. Sie hätte nicht gedacht, dass ein eiziger Satz reichen konnte, Zelos so fertig zu machen. Weil sie merkte, dass er immer noch verletzt war, stand sie auf, und ging vor ihm in die Hocke, legte dann eine Hand auf seine Wange, und meinte: "Hey... es tut mir wirklich leid!" Er sah sie kurz an, mit einer Trauer im Blick, die Sheena nie erwartet hätte, bei diesem Mann zu sehen. Ihr wurde klar, dass Zelos den Titel Mann wirklich verdient hatte, denn auch, wenn er sich meist wie ein kleiner Bub benahm, hatte er den Körperbau eines Mannes: Er hatte stark ausgebildete Muskeln, breite Schultern, und sah, so aus allernächster Nähe betrachtet, verdammt gut aus. Dann wurde ihr klar, was sie da schon wieder dachte, und errötete. Gott sei dank kann der Spinner keine Gedanken lesen, dachte sie, wer weiss, was er sonst sich drauf einbilden würde! Nach einer, für Sheena unendlich vorkommenden Zeit, meinte er lächelnd: "Okay, vergessen und verziehen." Sheena errötete draufhin nur noch mehr. Um davon abzulenken, meinte sie: "Ich muss dann los, sonst bekomme ich mit Pech kein Zimmer mehr im Gasthaus!" Sie stand auf, und wandte sich zum Gehen, da meinte Zelos: "I wo, wofür Gasthaus, du kannst auch hier schlafen." Er grinste breit, aber Sheena ahnte nicht, weshalb. Beziehungsweise, sollte er so dumm sein, und sie irgendwie anfallen, konnte er sich auf sein blaues Wunder gefasst machen. Das sagte sie ihm auch, aber er versicherte, dass er sie voll und ganz in Ruhe lassen würde. Sie nahm das Angebot an, weil es ihr angenehmer vorkam, bei dem Spinner zu pennen, als auf der Strasse (sie konnte ja nicht 100% sagen, ob im Gasthaus noch Platz war, und würde sie einmal dieses Haus verlassen und Zelos' Angebot damit abschlagen, dann würde sie den Teufel tun, und nochmal hierherkommen, so gut kannte sie sich selber.). Während sie also weiter darüber sprachen, was die Leute aus dem Institut mit Presea vorhatten, richtete Sebastian schon mal das Zimmer ein - immerhin kannte er seinen Herren so gut, um auch ohne Befehl wissen zu können, was sein Master möchte. Spät abends meinte Sheena irgendwann: "Lass gut sein" Sie waren auf keine Lösung gekommen, und Sheena fielen mehr und mehr die Augen zu. "Lass uns morgen dort einfach mal hingehen." Wieso sie nicht früher diese Idee hatten, fiel Sheena nicht auf, sie war einfach mittlerweile zu müde, um noch irgendeinen klaren Gedanken fassen zu können. Zelos nickte ernst - er war irgendwie den ganzen Abend über schon ungewohnt ernst, wie in Gedanken versunken. "Also, ich gehe dann ins Bett.", meinte Sheena, doch Zelos reagierte nicht. Als nach ein paar Sekunden keine Antwort kam erschien hinter hier Sebi, der sie wortlos mitnahm. Als sie außer Hörreichweite waren, fragte Sheena: "Weisst du, was er hat? Er ist plötzlich so komisch, seltsam. Sagt Sachen, die man nicht erwarten würde, ist dauernd in Gedanken versunken... er scheint nicht mal mitbekommen zu haben, dass ich ins Bett gehe. Normalerweise hätte er diesen Satz ja als Anlass für irgendeine Perversität genommen, und sich auch die Chance, mich beim Umziehen zu bespannen, nicht nehmen lassen, aber diesmal..." Sie zuckte mit den Schultern und schwieg. Sebi zuckte ebenfalls mit den Schultern. "Wer weiß... vielleicht wird er ja gerade erwachsen... oder vielleicht ist er ja richtig verliebt..." Sheena errötete bei diesen Gedanken. Zelos... verliebt?!? Sie konnte sich das nur schwer vorstellen. Aber dann begann sie sich zu fragen, was wäre, wenn es doch so wäre. Sie fragte sich vor allem, in wen Zelos sie verliebt hatte. War es in eine dieser dummen Tussis, die er vom Hofe kannte? Kannte sie diese Person? War es vielleicht sogar Presea, die sein Herz erobert hatte? "So, Ihr könnt nun schlafen, Miss Sheena.", meinte Sebastian plötzlich mitten in ihre Gedanken rein. Er hielt ihr ein Schlafgewand hin, das genau ihre Grösse zu haben schien. "Danke, Sebastian.", sagte sie lächelnd. Er nickte, und verliess dann das Zimmer. Sobald er draussen war, liess Sheena sich aufs Bett lassen, und verbarg ihr Gesicht im Kissen. Was war nur mit ihr los? Es konnte ihr doch egal sein, ob, und wenn ja, in wen Zelos verliebt war. Aber trotz dieses Gedankens beschäftigte es sie. Irgendwann nickte sie ein, immernoch angezogen, und in Gedanken versunken... OOC: Diesmal konnte ich die FF nicht durch Word rennen lassen, denn ich habe kein Word mehr *whine* Das ganze Chapter habe ich so hier rein geschrieben, wie es nun ist *drop* Nyah, seid also bitte nachsichtig mit mir^^" Auch habe ich dieses Chapter nicht vorab irgendwo notiert (die beiden anderen habe ich zuvor mit Stift auf Blatt in der Schule (!) geschrieben), sondern just in diesem Moment frei aus dem Kopf gleich in Mexx eingetippt. Ihr seid somit die ersten, die dieses Chapter lesen könnt Kapitel 4: Eine schwerwiegende Nacht... --------------------------------------- "Sheena Fujibayashi! Ist dir bewusst, dass dich nun die Todesstrafe erwartet?" Sheena war das nicht bewusst, sie wusste ja nicht mal, wo sie überhaupt war. War sie eben nicht noch in ihrem Bett in Mizuho gelegen? Sie sah sich um, aber um sie herum herrschte Finsternis, sie sah nicht mal die Hand vor Augen. Dann, ganz plötzlich, ging ein Licht an, und zwar so eines, dass direkt aus dem Nichts zu kommen schien und sie anstrahlte, sodass sie trotz Licht's nach wie vor nichts sah. "Antworte mir, Sheena!", donnerte plötzlich die Stimme, die eben schon sprach. "Was?", fragte Sheena verdutzt. "Ich weiß ja nicht mal, wo ich hier bin oder was los ist. Wieso sollte man mich töten wollen?!?" Die Stimme lachte - ein boshaftes und gemeines Lachen. "Du weißt nicht, wo du bist?" Bumm! Ein Blitz erhellte den Raum. Sheena schluckte. Sie hatte eine böse Ahnung. "Und du weißt auch nicht, was los ist?" Bumm! Wieder ein Blitz. Sheena war sich nun sicher: Sie kannte diesen Ort. Es war... "Und du kannst dir auch gar nicht vorstellen, wieso man dich töten sollte...?" Bumm! Erneut ein Bliz. Nur diesmal wurde es nicht wieder Dunkel, es bliebt hell. Sheena erschrack so heftig, dass ihr beinahe die Luft wegblieb. Sie war im Temple of Lightning, der Ort, an dem sie dereinst gegen Volt unterlegen war. "Erinnerst du dich nicht mehr daran, wie du kläglich gegen Volt versagt hattest?", sprach die Stimme, die nach wie vor, trotz Licht, aus dem Nichts zu kommen schien. "Erinnerst du dich nicht mehr, wie dein ganzes Dorf hat leiden müssen wegen dir?" Sheena zuckte wie unter einem Peitschenhieb zusammen. Ihr kamen die Tränen. "Aber...-" "Kein Aber!", schrie die Stimme. "Und nun wagst du es, die du eigentlich eine Kunoichi sein solltest, dich zu verlieben? Wie viel Schande willst du deinem Dorf noch bringen?!" Sheena begehrte auf. "Aber ich bin nicht verliebt!", protestierte sie verzweifelt. "In wen auch? Es gibt in meinem Leben niemanden, der mir mehr bedeutet, als es das Dorf tut!" "Hör auf zu Lügen!", schrie die Stimme barsch. "Jeder in deinem Dorf weiß von deinen lüsternen Gedanken und von deiner Sünde! Ein Ninja darf keine Gefühle zeigen, und noch weniger darf er sich verlieben, besonders in diesem Alter! Du bist noch ein halbes Kind und denkst schon nur noch an Liebe!" Sheena wollte was sagen, aber in diesem Moment erschien Orochi. "Sieh ihn dir ganz genau an, Sheena. Als Ninja ist Liebe prinzipell nicht dein ganzes Leben lang verboten, sonst wärst du heute nicht auf der Welt, genauso wenig wie der Rest des Dorfes." Die Stimme machte eine Pause. "Aber doch nicht als Kind! Deine Aufgabe ist es, deine Gefühle bis zu jenem Moment abzutöten, bis du alt genug bist, um die Lehren der wahre Liebe zu empfangen! Wusstest du, dass du Orochi versprochen warst?" Sheena erschrak. Orochi...? Wieso ausgerechnet...? "Ja, da staunst du, was? In ein paar Jährchen hätte er dir einen Antrag gemacht, ihr hättet geheiratet, du wärst in den Ruhestand gegangen, ihr hättet euch geliebt und Kinder bekommen! Aber du hast in Verraten, bist ihm fremdgegangen!" "Das ist doch völliger Schwachsinn! Wieso sollte ich Orochi heiraten, wenn ich ihn vielleicht nicht mal liebe? Warum werde ich nicht mal gefragt, bevor ich verlobt werde?! Sind meine Gefühle denn nichts wert?" "Da seht ihr es! Sie sagt selber, dass ihr ihre Gefühle mehr wert sind, als dem Dorf zu dienen. Aber so warst du schon immer, Sheena. Immer muss sich alles nach deinem Kopf drehen. Sagte ich eben nicht, dass man als Ninja seine Gefühle bis zu einem gewissen Alter abstellen muss? Und du? Kommst mir gleich mit 'Wieso heiraten, wenn es meinen Gefühlen wiederspricht'! Du willst Orochi nicht heiraten, weil du die Todsünde begannen hast: Du hast dich verliebt!" Sheena wollte etwas dagegen erwidern, aber die Stimme rief dann donnernd: "Hiermit verkünde ich nun folgendes Urteil: Sheena Fujibayashi wird wegen der Liebe zu einem anderen als Orochi zum Tode verurteilt. Das Urteil ist mit sofortiger Wirkung gültig und wird gleich an Ort und Stelle durchgeführt." Sheena wollte noch was sagen, wollte sagen, dass es nicht stimmte, dass sie verliebt war, und dass sie natürlich Orochi würde heiraten, wenn ihre Zeit gekommen war. Aber Orochi drehte sich nur um und ging wortlos, und dann kamen die Ninjas und dann...- ... merkte sie Haare an ihrem Gesicht, und eine Stimme, die was flüsterte. Aus irgendeinem, ihr im Nachhinein unerklärlichen Grund ries Sheena jedoch nicht die Augen auf, sondern blieb ganz still. Ihr Herz raste wie verückt. Ein Einbrecher...? Sheena wusste nicht, was sie tun sollte. "... so schön...", sagte da plötzlich eine Stimme. Sheena rutschte das Herz in die Hose. Plötzlich erinnerte sie sich wieder. Sie war bei Zelos, weil sie einen Auftrag bekommen hatte, der mit Presea zu tun hatte. Sie war bei Zelos... Zelos... Plötzlich fiel es ihr wie Schuppen von den Augen: Zelos war anscheinend in ihr Zimmer gekommen, um sie mal wieder zu begrapschen! Sie wollte gerade auffahren, ihn schlagen und dann zur Schnecke machen, als er sagte: "Wieso nur kann ich dich nicht vergessen...?" Dabei klang seine Stimme traurig, aber auch gequält. Er streichelte ihr über die Wange und seufzte. "Deine Art macht mich noch ganz verrückt... Ich..." Er brach ab. "Ach, scheiße! Was mach ich hier eigentlich...? Wenn sie nun wach wird, tötet sie mich, und dann hab ich für immer und alle Zeit ausgedient..." Er stand auf, kramte irgendwo rum - Sheena hatte ja die Augen noch immer verschlossen - und dann...? Sheena wagte es, die Augen zu öffnen. Vor ihr stand Zelos, jedoch mit dem Rücken zu ihr. Er stand am Schrank und kramte Decke und Kissen heraus, was er beides auf dem Boden positionierte. Dann entkleidete er sich halb - zu Sheenas Herzfrieden nur solche Dinge wie Stiefel, Handschuhe, etc. - und legte sich auf den Boden. Sheena beobachtete dies stumm, nicht wissend, was sie nun tun sollte. Ihr fiel ein, dass diese Villa trotz der Größe nur zwei Schlafzimmer hatte, und zwar eines für Gäste und eines für Zelos. Eines der Zimmer belegte momentan Presea, also musste dies hier Zelos' Zimmer sein. Sie wollte ihm gerade sagen, dass er im Bett schlafen konnte, sie würde den Boden nehmen, aber damit würde sie ja selbstverständlich zeigen, dass sie wach ist, und das würde sie vor lauter Scham nicht überleben. Also schwieg sie und dachte über das nach, was Zelos gesagt hatte. Was... sollte denn das bitte schön...? Sie errötete. Tausend Gedanken gingen ihr plötzlich durch den Kopf. Konnte es sein, dass Zelos...? Sie dachte den Gedanken nicht zu Ende, denn sie musste an den Traum denken. Viel zu gefährlich waren solche Gedanken für eine Kunoichi, und außerdem war es ihr peinlich. Sie konnte sich einfach nicht vorstellen, dass ausgerechnet sie mehr für Zelos sein sollte als nur eine seiner Tussis. Also, sagte sie sich, war das alles nur ein schlechter Scherz. Er musste bestimmt mitbekommen haben, dass sie wach war, und wollte sie einfach nur necken. Zelos, der große Frauenheld, und Liebe? Und dann ausgerechnet in eine wie mich, die kein Geld und kein Stil hat, ja nicht mal hübsch ist? Lächerlich! Träum weiter, Kind!, motze sie zu sich in Gedanken. Wie konnte sie bloss so duselig sein...? Sie würde mit ihrer Gefühlsduselei noch alles kaputt machen, und das war dieser Macho einfach nicht wert! Sie drehte sich um und versuchte wieder einzuschlafen, was ihr dann nach Stunden auch gelang. Aber es blieb fortan eine unruhige Nacht für sie, in der sie immer und immer wieder schweißgebadet wach wurde... Kapitel 5: Metamorphose ----------------------- Als Sheena am nächsten Morgen aufwachte, war von Zelos keine Spur mehr zu sehen. Nichts erinnerte mehr daran, dass er nachts noch auf dem Boden lag, zusammen mit Kissen und Decke. Sheena seufzte. Sie war erleichtert darüber, dass Zelos weg war - sie hätte nicht gewusst, wie sie hätte reagieren sollen, wenn er bei ihrem Erwachen noch da gewesen wäre. Die Erinnerungen an die letzte Nacht kamen hoch. Erst dieser seltsame Traum, er sie schon genug verstört hatte, und dann Zelos' Worte. Wieso nur kann ich dich nicht vergessen...?, hatte er gesagt. Als sie daran zurückdachte, errötete sie. Wieso sagte er sowas?, fragte sie sich immer und immer wieder. Sie wollte es einfach nicht verstehen. Klar, Zelos hatte ihr schon immer nachgestanden, aber das tat er bei jeder Frau. Wieso sollte ausgerechnet sie etwas besonderes sein? Sie schüttelte plötzlich den Kopf. Das hatte mein Traum also zu bedeuten!, schoss es ihr durch den Kopf. In dem Traum wurde ihr vorgeworfen, sich in jemanden verliebt zu haben. Und anscheinend war sie - im Unterbewusstsein - gerade auf dem besten Wege, diesen Traum wahr werden zu lassen! Und das kann und durfte nicht sein! Als Sheena sich ihrer Gedanken klar wurde, strich sie sich verwirrt durch die Haare. Was sie da dachte, war doch im Grunde völliger Schwachsinn, versuchte sie sich zumindest einzureden. Wieso sollte mich jemand wegen etwas bezichtigen, das gar nicht so war?, fragte sich die Kunoichi in Gedanken. Sie war nie in Zelos verliebt, ist es nicht, und wird es nie sein! Okay, zugegeben: Sie dachte in letzter Zeit recht viel an ihn, wobei "in letzter Zeit" übertrieben war, genau genommen dachte sie ja erst seit gestern wieder an ihn. Und dass sie seit gestern nun dauernd an ihn dachte, lag 1. daran, dass sie ihn eben gestern nach langer Zeit zum ersten Mal wieder gesehen hatte, und 2. daran, dass er sich seit gestern so seltsam benahm, ganz anders als früher. Wenn er dauernd solche seltsame Sachen sagte, war es klar, dass sie sich Gedanken machte. Die junge Frau schüttelte erneut den Kopf. Nicht genug, dass ihr Leben seit gesten auf den Kopf stand, auch ihre Gedanken machten sich immer öfters verwirrenderweise selbstständig. Und das passte der Ninja ganz und gar nicht. Solche Gedanken waren einfach nur fehl am Platz! Sheena stand vom Bett auf. Es wurde Zeit, sich wichtigeren Dingen als Zelos zuzuwenden, nämlich, herauszufinden, was sie hier eigentlich tat. Von daher musste sie unbedingt mit Presea reden. Also zog sie sich die restlichen Dinge wie Stiefel und dergleichen an, den Rest hatte sie eh noch an, da sie nachts angezogen eingeschlafen war. Als Sheena die Treppe runterkam, saßen Presea und Zelos schon auf der Couch. Es versetzte ihr einen Stich, die beiden so vertraut miteinander zu sehen. Sie wusste nicht genau, warum, verwarf den Gedanken aber gleich wieder, als er in Zelos' Richtung ging. Nein!, sagte sie sich selbst ernergisch. Vergiss diesen Schwachmaten! Sie betrachtete die beiden. Sie würde niemals zulassen, dass Zelos sich nun auch noch an kleinen Mädchen vergriff, ging es ihr durch den Kopf. Mit diesem Vorsatz stiefelte sie vollends die Treppe herunter. "Ah, Sheena!" Zelos stand, als er die Schritte hörte, auf und kam ihr entgegen, worauf Sheena unmerklich errötete. "Einen wunderschönen Guten Morgen!", sagte er schleimisch, was in Sheena den Eindruck, die Szene von letzter Nacht sei nur ein schlechter Witz gewesen, verstärkte. Aber sie sagte vorsichtshalber nichts dazu. Was hätte sie auch sagen sollen? Sie warf auch diesen Gedanken komplett, mit allen Wurzeln, die gerade wieder begannen, sich auszubreiten und somit drohten, sie total kirre zu machen, beiseite. Du machst dich nur verrückt damit! Also lass das gefälligst, du blödes Hirn!, sagte sie sich böse. Sie war sauer auf sich selbst, darauf, dass sie sich seit gestern so schlecht beherrschte, und darauf, dass sie zulies, dass ein Kerl ihre Gefühlswelt so durcheinander brachte. Das durfte nicht so weiter gehen, oder man würde sie vielleicht auch in Wirklichkeit töten wollen! Eine Ninja darf keine Gefühle zeigen, denn Gefühle bedeuten Schwäche!, begann sie sich einzubläuen. Nach ein paar Sekunden Selbstdiziplin, wie Sheena es nannte, wandte sie sich Presea zu. "Guten Morgen, Presea-chan." "Ähm... morgen...", antwortete diese, nicht aber, ohne vorher erstmal zusammen gezuckt zu sein. Die Assasine beobachtete das kleine Mädchen. Sie sah... verändert aus... Kaputt, so, als hätte sie einen schweren Kampf hinter sich, oder als würde eine schwere Last auf ihren Schultern ruhen. Ihr Atem ging schnell und stockend, ihre Wangen waren gerötet. "Alles... okay bei dir...?", fragte Sheena zörgernd. "... Ja...", schnaufte Presea und wollte aufstehen. Aber in diesem Moment stolperte sie und fiel. Weder Sheena noch Zelos konnten sie rechtzeitig auffangen. "Presea!" Presea versuchte noch, etwas zu sagen, wollte erklären, dass es ihr gut ging, aber es kam nur ein Keuchen dabei raus, und dann fielen ihr die Augen zu... "... a?" Von weit her drang eine Stimme an Preseas Ohr. "Presea?" Die Stimme wurde ungeduldiger, aber Presea wusste nicht, was dise Stimme von ihr wollte, noch, wem diese Stimme überhaupt gehörte. "Presea!" Das kleine Mädchen schlug die Augen auf. Sie wurde gerade von Zelos getragen und aus den Augenwinkel sah sie auch Sheena, die aufgeregt neben Zelos herrannte. Es war auch Sheena gewesen, die auf sie eingesprochen hatte. Das alles registrierte sie innerhalb weniger Sekunden, eine Gabe, die sie noch von früher besaß, als sie mit Lloyd und den anderen zusammen gekämpft hatte. "Presea!", rief Sheena, als sie merkte, dass die Kleine zu sich gekommen war. "Endlich! Ich dachte schon, du kommst gar nicht mehr zu dir!" Ihre Stimme klang erleichtert. Auch Zelos schien erleichtert, sagte aber nichts. "Wo... bringt ihr mich hin...?", fragte Presea stockend. Sie hatte Angst vor der Antwort, aber sie musste es wissen! "In Forschungszentrum.", antwortete Zelos. Presea zuckte zusammen. "Nein...!", keuchte sie und versuchte, sich los zu machen. "Nein!!" Aber gegen Zelos' Kräfte hatte sie momentan in ihrem geschwächten Zustand keine Chance - wer weiß, wie es ausgegangen wäre, wenn das Mädchen mit den Bärenkräften bei voller Gesundheit gewesen wäre. "Aber ich will da nicht hin! Bitte!" "Das ist mir egal", sagte Zelos scheinbar kalt, noch bevor Sheena etwas sagen konnte. "Dir geht es nicht gut, und ich bin mir sicher, dass das was mit deinem gestrigen Besuch im Forschungszentrum zu tun hat." Sheena ging vor, um die gewaltige Tür zum Forschungsintitut auf zu machen. Ihr behagte es ganz und gar nicht, Presea so fertig und vor allem so verängsigt zu sehen, aber nur so konnte Sheena herausfinden, was hier los war und was sie hier überhaupt tat. Sie gingen die Treppe hinunter, die gleich neben dem Eingang ist. Unten angelangt schrie Zelos: "Professor Kate! Schnell! Presea...-" Bevor er noch was sagen konnte, kam die Halbelfe angerannt und nahm ihm Presea ab. "Was ist mit ihr, Professor Kate?", fragte Sheena mehr als besorgt. Kate antwortete nicht darauf, stattdessen flüsterte sie ihren Mitforschern etwas zu, worauf diese auseinander wuselten und etwas vorbereiteten. Da wurde hier die Liege freigeräumt, auf die die sich immer noch erbost wehrende Presea gelegt wurde, da wurden dort Geräte herbeigeschafft, die an Presea angeschlossen wurde. "Nein!", kreischte diese immer und immer wieder, aber keiner beachtete ihr Geschrei. "Was macht ihr mit ihr?", fragte Sheena, in Befürchtung, erneut keine Antwort zu bekommen. Doch diesmal antwortete Kate. "Wir müssen ihr einen neuen Kristall einsetzten." Obwohl Sheena eigentlich wusste, was gemeint ist, fragte sie: "Was meint Ihr?" "Einen Cruxis-Crystall", antwortete Zelos stattdessen. Als Presea das hörte, begann sie noch mehr zu kämpfen. "Nein!", schrie sie erneut, immer mehr und heftiger. "Es muss sein!", versuchte Kate ihr sachlich klarzumachen, aber Presea hörte nichts, sah nichts. "Sonst stirbt sie!" Sie sagte das zu Sheena und Zelos, den Presea das zu sagen hätte eh nichts gebracht. Sheena, die gerade aufbegehren wollte, stockte. S-... sterben...? Presea?!? Sie schlug sich die Hände vor den Mund, und auch Zelos war fassungslos. Während Presea weiter gegen die Institutmitglieder ankämpfte, bereitete die Halbelfe eine Spritze vor. "Wozu ist die...?", fragte Sheena schwach, obwohl sie die Antwort bereits kannte. Ihre eigene Stimme kam ihr fremd und dumpf vor, so, als wäre Watte in ihren Ohren. Sie hatte das Gefühl, jeden Moment vor lauter Schwäche zusammen kippen zu können. "Eine Beruhigungsspritze", bestätigte Kate Sheenas Verdacht. Was sonst?, schien ihr Blick hinzufügen zu wollen, aber sie sagte nichts. Zelos trat von hinten an Sheena heran und legte eine Hand auf ihre Schulter. "Keine Sorge", sagte er, "wird schon gut geh'n." Die Kunoichi schwieg. Was hätte sie auch sagen sollen? Sie sah zu Presea rüber, die gerade mit aller aufzubietender Kraft gegen Kate und die Spritze ankämpfte. Kate versuchte es nochmal, aber Presea schlug ihr die Spritze aus der Hand. "Na gut", seufzte die Professorin daraufin. "Du willst es wohl nicht anders" Sie winkte, und daraufin wurden Preseas Hände an die Liege in die dafür vorgegeben Handfesseln gefesselt. Bei diesem Anblick verkrampfte sich Sheenas Herz schmerzhaft. Es tat weh, dieses kleine Mädchen so leiden zu sehen. Natürlich war Presea kein kleines Mädchen, und für gewöhnlich nicht mal hilflos. Aber in genau diesem Moment war Presea eben doch hilflos und wie ein kleines Kind. Aber egal, wie sehr Presea auch litt, sie musste standhaft bleiben. Es brachte niemanden etwas, wenn sie nun die Nerven verlor. "Was... habt Ihr mir gegeben, Professor Kate?", keuchte Presea angestrengt. Langsam fielen ihr die Augen zu, ihre Gedanken wurden schwer. Und dann war da nur noch schwarzer Nebel, und sonst nichts... Langsam kam Presea wieder zu sich. Zunächst wusste sie nicht, wo sie war oder was passiert war. Dann aber fiel ihr wieder alles ein. Sie war zusammen gebrochen und hatte das Bewusstsein verloren. Als sie wieder zu sich gekommen war, trug Zelos sie ins Forschungsinstitut, wo man ihr etwas gab, worauf sie erneut die Besinnung verloren hatte. Sie setzte sich auf. Ihr Kopf schmerzte, und ihr war schwindlig. "Was...?" Sie fasste sich an den Hals. Auch dieser tat ihr weh, aber da war noch etwas anderes, was sie verwirrte. Es...- In diesem Moment kam Professor Kate rein. "Ah, endlich bist du wach, Presea-chan.", sagte sie. Sie sah... bedrückt aus. Presea sah sich schweigend um. Sie war unten im Keller des Forschungsinstituts. Aber irgendetwas... irgendeine wichtige Information... fehlte. "Wie fühlst du dich?", fragte Kate. Dabei musterte sie Presea eingehend. "Naja...", meinte das Mädchen zörgernd. "Ich habe Kopf- und Halsschmerzen, und mir ist schwindlig.", gestand sie dann. Professor Kate nickte. "Verständlich" Sie schwieg kurz, schien dann etwas sagen zu wollen, stockte aber, was Presea nicht entging. "Was ist los?" Doch anstatt zu antworten schaffte Kate nur einen Spiegel herbei. Als Presea einen Blick reinwarf, taumelte sie zurück. Im Spiegel sah sie nicht ein kleines Mädchen mit blassblauen Augen und Rosa Zöpfen. Im Spiegel sah sie... "Es tut mir leid, Presea.", sagte da Kate. "Aber wir mussten dir diesen Cruxis-Crystall einsetzten. Du wärst sonst gestorben!" Presea sagte nichts. Sie starrte schweigend und fassungslos in den Spiegel, wo ihr ein circa 15 bis 16 Jähriges Mädchen entgegen sah, dass Blau-Grüne Augen und lange, dunkelrosa Haare hatte. "Was... habt ihr... getan? ... Wieso?!? Den letzten Satz schrie sie. Kate fing an, die Umstände zu erklären, aber Presea hörte nichts von dem. Sie starrte weiterhin wie gebannt auf ihr Spiegelbild. Alles um sie herum verlor an Bedeutung. Sie sah nur noch dieses falsche Gesicht, welches auf einem falschen Körper saß. Das Aussehen entsprach zwar immer noch nicht ihrem wahren Alter von 28 Jahren, aber sie sah deutlich älter aus, das liess sich nicht abstreiten. Sie war größer geworden, hatte das kindliche Gesicht verloren. Aus irgendeinem Grund hatten sich auch Augenfarbe und Haarfarbe geändert. Sie merkte nun außerdem, dass sich auch ihre Stimme verändert hatte, zwar nur ganz minimal, aber man bemerkte es, wenn man drauf achtete. Eigentlich hatte sie es vorhin schon bemerkt, aber dann war Kate reingekommen, und sie hatte nicht mehr darauf geachtet. Doch nun war klar, dass auch dies mit dem plötzlich gealtertem Körper zu tun hatte. Presea bewegte einen Arm. Es fühlte sich ungewohnt an. So, als sei sie nicht mehr Herrin über ihren Körper. "Was soll ich denn nun tun...?", kräzte sie. Ihr stiegen Tränen in die Augen. Wie sollte es nun weitergehen? "Ehrlich gesagt weiß ich das nicht genau.", seufzte Kate. "Ich muss dann wieder nach Sybak zurück. Aber keine Sorge, für deine Überwachung habe ich schon gesorgt, wie du sicherlich schon weißt." Als sie Preseas verständnisslosen Blick sah, setzte sie zu einer Erklärung an. "Sheena. Was meinst du, wieso sie sonst hier ist?" "Das... das heißt, Ihr wusstet, was passieren würde...?!?" Presea packte die Wut, und sie wollte auf Kate zustürmen, was auch gelungen wäre, wäre sie im Vollbesitz ihrer Kräfte gewesen. So aber taumelte sie nur keuchend zurück und musste sich an der Liege festhalten. "Ich kann verstehen, dass du sauer bist, aber hättest du für immer und ewig im Körper einer 12 Jährigen bleiben wollen?" Kate schüttelte den Kopf, als wolle sie somit ihre eigene Frage beantworten. "Du musst doch einsehen, dass das auf Dauer nicht gegangen wäre. Und hätten wir dir diesen Krisall nicht eingesetzt, wärst du wirklich gestorben, weil dein Körper nicht mehr lange damit klar gekommen wäre, mit Gewalt auf Kindesgröße gehalten zu werden!" Presea nickte stumm. Sie verstand, was ihr die Professorin klar machen wollte. Sie verstand auch, wieso die Halbelfe dies getan hatte. Aber sie verstand nicht, wieso man sie belogen hatte. Dies sagte sie Kate auch. "Ach, Kind...", sagte Kate, die sich anscheinend nicht bewusst war, dass sie trotz allem mit einer erwachsenen Frau sprach. "Hättest du je auch nur noch einen Fuß hier reingesetzt, wenn du von Anfang an die volle Wahrheit gewusst hättest? Du wolltest doch schon nicht mehr hierher kommen, als ich sagte, ich müsse dir einen neuen Kristall einsetzten. Was wäre gewesen, wenn du gewusst hättest, dass du dadurch älter werden würdest?" Presea wollte antworten, wollte sagen, dass sie es dann verstanden hätte und mit sich reden hätte lassen, aber sie konnte nicht. Wohl, weil sie selbst am besten wusste, dass das rein gar nichts gebracht hätte. Presea hätte dann nur noch mehr nach einem Weg gesucht, die Sache auf ihre Weise zu klären. Sie seufzte. Sie hatte sich einigermassen wieder beruhigt. Es war nur der Schreck gewesen, der sie so hysterisch gemacht hatte. Immerhin war es auch nicht alltäglich, dass man sich plötzlich in einem ungemein gealterten Körper wiederfand - nicht, nachdem man Jahre lang im Körper eines Kindes verbracht hatte. "Und wie geht es nun weiter?", fragte sie. Kate nickte. "Gut", erklärte sie. "Du wirst diese Nacht noch hier bleiben müssen, für den Fall, dass es zu Komplikationen oder dergleichen kommt. Keine Sorge", sagte sie, als sie Preseas beunruhigten Blick sah, "das sind nur Vorkehrungen. Aber ich bin mir sicher, dass..." "... nichts dergleichen passieren wird." Sheena fiel ein Stein vom Herzen. Immerhin ging es Presea gut, und das war alles, was zählte. "Und wann wird sie wieder entlassen?", fragte da Zelos. Sheena und Zelos waren schon zum dritten Mal hier, um sich nach Preseas Befinden zu erkundigen. Während man sie die letzten zwei Tage mit den Worten "Ihr Zustand ist stabil, aber sie schläft, und wir können niemanden zu ihr lassen" abgespeist hatte, bekamen sie heute endlich die Nachricht, dass Presea wieder erwacht war. "Wir werden es sehen müssen. Erstmal muss sie sich die Nacht noch ausruhen, und morgen schauen wir, wie gut sich ihre Seele an den... "Neuen" Körper gewohnt hat.", antwortete Kate, während sie auf ihre Unterlagen stierte. "Und was bedeutet das im Klartext?", fragte Sheena, mit einem leicht unangenehmen Gefühl im Bauch. Als Kate das Unbehagen im Gesicht der Ninja sah, lächelte sie - etwas, was nicht oft vorkam. "Nur, dass sie ein paar Übungen durchführen muss. Es bringt immerhin nichts, wenn sich ihr Körper für sie so anfühlt, als sei er fremd." Sheena nickte. Klingt logisch... "Und wie hat sie die Nachricht aufgenommen?" Kate schilderten den ehemaligen Gefährten Preseas Reaktion. "Das war zu erwarten, aber sie hat sich relativ schnell wieder gefangen.", schloss sie letztendlich. "Danke", sagte Zelos und wandte sich zum Gehen um - nach seinem Geschmack ging diese Befragung, in der es einzig und allein um Presea ging, schon viel zu lange -, aber in dem Moment meinte Sheena: "Noch eine Frage: Können wir zu ihr?" Sheena konnte nicht einfach so gehen. Sie wollte sich erst mit eigenen Augen davon überzeugen, dass es dem Mädchen gut ging. Aber da hatte sie die Rechnung ohne Kate gemacht - diese machte ihr einen dicken Strich durch die Rechnung. "Das geht leider nicht.", sagte die Halbelfe. "Presea braucht ihren Schlaf. Ihren richtigen Schlaf!" Als sie den ratlosen Gesichtsausdruck Sheenas bemerkte, setzte sie zur Erklärung an. "Die letzten Nächte kann man nicht als schlafen bezeichnen. Vielmehr war es sowas wie eine Prozess, in dem sich Preseas Körper langsam auf ein höheres Alter einstellte. Wisst ihr, sie sieht nun nicht nur älter aus, sie fühlt sich auch so. Ein älterer Körper bedeutet, dass es Dinge gibt, mit denen Presea im Körper eines Kindes nicht klarkommen musste." Als sie merkte, dass weder Zelos noch Sheena ein Wort zu verstehen schinen, seufzte sie. "Wie dem auch sei, die letzten Nächte hat sie nicht wirklich geschlafen. Ihre Seele hat zwar geschlafen, aber ihr Körper war rund um die Uhr am arbeiten. Und nun fordert auch er seine rechtmässige Ruhe ein." Sie krempelte den Papierberg, der auf ihrem Tisch lag - Preseas "Krankenakte", könnte man dazu sagen - zusammen. "Und nun wäre ich euch sehr ergeben, wenn ihr mich in Ruhe lassen würdet. Ich habe noch einiges zu tun, bevor ich nach Syback zurück kann." Sheena wollte noch was sagen, sah aber dann ein, dass es besser war, die Halbelfe nicht noch mehr zu provozieren. Kate war nicht gerade für ihre Freundlichkeit bekannt, und es war schon mehr als genug, dass sie ihnen erklärt hatte, was da eigentlich mit Presea passiert war - dass weder Zelos noch Sheena ein Wort verstanden hatte, lag allerdings auch nicht in der Schuld der Professorin. Soweit Sheena nun verstanden hatte, war folgendes vorgefallen. Damit Preseas Körper nicht verfiel, hatte man ihr einen neuen Kristall eingesetzt, was aber zur Folge hatte, dass sich Preseas Körper... verwandelte... Ein anderes Wort fiel Sheena nicht dazu ein. Man hatte quasi zuschauen können, wie er plötzlich älter wurde... Sheena fröstelte es bei dem Gedanken. Weil sie die Stille nicht mehr ertrug - und auch, um ihren eigenen grausigen Gedanken zu entkommen -, fragte sie Zelos: "Was meinst du, wie Presea sich nun fühlt?" Als sie nur einen verständnislosen Blick erntete, erklärte sie: "Ja, ich meine, es muss doch schlimm sein, wenn man plötzlich in einem scheinbar ganz anderem, total alten Körper aufwacht, oder?" Zelos schwieg ein paar Sekunden - genau so lange, das Sheena schon dachte, er würde gar nicht mehr antworten -, dann meinte er: "Dir ist schon klar, dass Presea in Wirklichkeit viel älter ist, als sie zu sein scheint...?" "Natürlich weiß ich das!" - was gelogen war. Sheena hatte das ganz einfach vergessen. Aber das würde sie niemals zugeben. Vorsichtig, um nicht zu zeigen, dass es ihr entfallen war, dass Presea keine 12 war, fragte sie: "Weißt du, wie alt sie in Wirklichkeit ist?" Hoffentlich ist das nicht etwas, was ich wissen müsste, betete Sheena in Gedanken. "Nein. Sie könnte, so wie du, 19 sein, oder auch 22, wie ich, oder sogar weit über 30. Ich glaube, ganz genau weiß das auch nur Regal." Sheena musste bei Regals Erwähnung lachen. "Ach, der? Wieso sollte der das wissen?" Zelos schwieg wieder eine Weile, ehe er antwortet - was er aber nicht tat, ohne sie dabei ganz genau zu beobachten. "Ich glaube, er war in Presea verliebt." Sheena, die bis eben noch gekichert hatte, wurde schlagartig blass. "...W-was...?", stotterte sie. "Du machst Witze!" Zelos hatte genug gesehen. "Vielleicht", antwortete er daher. Er sah nach dieser Reaktion nicht ein, wieso er sie auch noch beruhigen sollte, in dem er ihr die Wahrheit sagte! Den Rest des Weges über schwiegen die beiden. Sheena war viel zu sehr mit Grübeln beschäftigt. Es stimmt, Presea konnte wirklich schon über 30 sein, aber sie könnte genauso gut 15 sein! Und nur, weil sie vielleicht 30 war, hieß das doch nicht, dass sie deshalb gleich was mit Regal haben musste?!? Sheena schüttelte den Kopf, worauf Zelos sie verwundert anblickte, aber trotzdem schwieg. Wieso mache ich mir solche Gedanken um sie? Sheena wusste es nicht, hoffte aber, dass dem bald vorbei ging. Sie wurde langsam ihrer eigenen Gedanken überdrüssig. So konnte es doch nicht weitergehen! Während Sheena darüber grübelte, wieso sich so viel über Presea nachdachte, beobachtete Zelos sie. Ihm war sofort aufgefallen, dass zwischen den beiden etwas nicht stimmte. Sie benahmen sich ganz anders als früher, aber nur untereinander. Sheena machte sich mehr als eine normale Portion Sorgen um Presea, und Presea zuckte dauernd zusammen, oder - noch schlimmer - errötete, wenn Sheena etwas sagte. Und das passte dem ehemals Auserwählten ganz und gar nicht in den Kram. Er mochte Presea, aber er würde nicht zulassen, dass sie sich ihm in den Weg stellen würde - nicht, nachdem er so lange darauf gehofft hatte, Sheena wieder zu sehen! Sheena sah zu Zelos. Er schwieg und schien tief in Gedanken verloren zu sein. Ob ich ihn um Rat...- Nein! Sie schüttelte den Gedanken ab wie eine lästige Fliege. Er würde nur lachen!, sagte sie sich und entschied sich dagegen. Sie musste das endgültig einstellen. Dieses ganze Gehabe von wegen Presea hier, Zelos da... so konnte es einfach nicht weitergehen. Es musste endlich...- "Wir sind da.", sagte Zelos schlicht und leise, aber es reichte, um Sheena aus ihren Gedanken zu reissen. "... W-was...?", stammelte sie hilflos. "Wir sind da.", wiederholte Zelos. Dabei musterte er sie, als hätte er es mit einer Todkranken zu tun, die nicht mal mehr die einfachsten Dinge verstand. Sheena schüttelte den Kopf. "Schon klar", sagte sie kurz. "Ich dachte, ich müsse ab heute im Inn schlafen?" Aber statt zu antworten winkte der Schwertkämpfer nur ab, und in diesem Moment öffnete Sebi auch auf einen scheinbar unsichtbaren Wink hin die Türe, und bittete die beiden herein. Sheena seufzte. Zum Gasthaus suchen war es wieder mal zu spät, und zu allem Überfluss begann es just in diesem Moment zu schneien (zu schneien, wohlgemerkt, und das, obwohl es gerade erst Spätherbst war!) weshalb sie - im Geheimen, öffentlich würde sie das nie zeigen - dankbar annahm. Zelos bot ihr noch an, sich eine Weile zu ihm auf die Couch zu setzen, aber Sheena verneinte. Ihr stand nicht der Sinn nach dummen Kommentaren, oder dergleichen, sondern eher nach Allein-sein. So ging sie mit hängenden Schultern die Treppe hinauf. Auf dem Zimmer angekommen, schloss sie die Tür sacht hinter sich, ging ans Fesnter, öffnete es, und setzte sich auf die Fensterbank. Eine kalte Brise, verbunden mit etwas Schnee, riselte hinein, woraufhin Sheena sich die Decke vom Bett nahm und um die Schultern schlug. Während sie ihren Blick in den Nachthimmel und dem tanzenden Schnee sandte, ließ sie den Tag Revue passieren. Ihr fiel zum einen auf, dass sie, seitdem sie hier war, nur sehr wenig von Zelos üblichen perversen Kommentaren gehört hatte, und des weiteren, dass sie damit, dass sie seine Einladung angenommen hatte, eine weitere Nacht für ihn auf dem Boden abgestempelt hatte. Sie schlug sich gegen den Kopf. "Du bist auch soo bescheuert, du Möchtegern-Ninja!", schimpfte sie sich leise in die Nacht hinein. Und dann, ohne es zu merken, kullerte ihr eine Träne hinunter. Konnte es sein, dass sie sich... verliebt hatte...? Wenn Sheena ernst zu sich war, dann wusste sie die Antwort. Und wenn sie wirklich ernst zu sich war, dann war dies auch nicht das erste mal. Sie dachte zurück. Damals, als sie Lloyd kennen gelernt hatte, war es passiert. Aber nach und nach musste sie einsehen, dass sie keine Chance bei dem kleinen Querkopf hatte. Er und Colette waren einfach für einander bestimmt. Aus Trauer, aber auch aus Wut auf sich selber, dass sie so dumm gewesen war und sich verliebt hatte, hatte sie sich geschworen, sich nie wieder zu verlieben. Das war auch einer der ehrlichen Gründe, wieso sie Zelos immer und immer wieder abgewiesen hatte. Okay, es stimmte, dass sie seine perverse Art nervte, aber sie wusste: würde sie ihm eine wirklich Chance geben, dann wäre es auch anders zu ihr, und würde das baggern bei anderen Frauen sein lassen. Aber sie wollte sich nicht in Zelos verlieben, und so schlug sie ihn und stoßte ihn ab, wo immer es ging. Irgendwann fing Zelos dann an, seinen Charm auszunutzen und alles anzubaggern, was bei drei nicht auf dem Baum war. Und Sheena sah dies, und ihr Herz verkrampfte sich schmerzhaft, aber sie musste stark bleiben. Dann, nachdem diese ganze Reise vorbei war, konnte sie ihrem Herzen endlich Pause gönnen und ihm die Grundgebote des Ninja-Daseins einbleuen: 1. Töte deine Gefühle ab. Gefühle behindern nur dein rationelles Denken. 2. Walte kein Mitleid. Wenn es darum geht, einen Feind zur Strecke zu bringen, dann darfst du kein Mitleid zeigen, selbst, wenn es sich um einen ehemaligen Freund handeln sollte. Und 3. Verliebe dich nicht. Dein Leben als Ninja wird dir irgendwann den richtigen zukommen lassen, bis dahin halte dich aber von der Liebe fern. [Anmerkung: Ich hab diese Regeln einfach nur erfunden, aber ich finde, sie sprechen gut aus, was Sache ist.] Während Sheena in den Nachthimmel sah, kullerten ihr unbemerkt eine Träne nach der anderen herab. Sie war schwach. So unendlich schwach. Nie konnte sie das tun, was man von ihr erwartete, dauernd enttäuschte sie die Leute, die ihr etwas bedeutete, oder brachte sie gar in Gefahr. Wenn sie nur an die Sache damals mit Volt dachte... Der Traum hatte recht, sie hatte den Tod verdient, denn sie brachte nichts als Schande über ihr Dorf und über das Geschlecht der Fujibayashis. Sie, Sheena Fujibayashi, hatte sich trotz ihres Schwurs wieder verliebt, und zwar in...- In dem Moment legte sich eine Hand sanft auf Sheenas Schulter hinab. Als sie hinauf sah, erkannte sie Zelos mit undeutbaren Blick über ihr stehen. "... Weinst du etwa...?" Sheena fegte die Hand von ihren Schultern und wischte sich gleichzeitig hoffentlich unmerklich über die Augen. "Was willst du hier...?", kräzte sie. Sie merkte nicht, dass ihre Stimme zitterte - Zelos dafür umso mehr. Doch anstatt etwas zu sagen, kniete er sich nur vor ihr hin, sah sie wieder einige Sekunden unddeutbar an, und noch ehe sich Sheena versehen konnte... - umarmte er sie. Einige Sekunden vergingen, in denen Sheena quasi zur Salzsäule erstarrte. Sie war weder in Lage, einen klaren Gedanken zu fassen, noch, um irgendeine Aktion auszuführen - nicht mal atmen konnte sie. Dann, nach einer ihr endlos vorkommenden Weile, brachte sie endlich die Kraft auf, nicht nur ihr Hirn wieder in Betrieb zu nehmen, sondern auch wieder zum Atmen zu kommen, und plötzlich gelang es ihr sogar, einen klaren Satz zu formulieren. "Z-zelos...?!?", keuchte Sheena überrascht und versuchte, sich aus der Umarmung loszureißen. "Lass mich los, Spinner!" "Nein...", murmelte Zelos. "Ich lasse dich nicht eher los, bis du mir sagst, was los ist. Ich hab dir doch mal gesagt, egal, was ist, ich bin immer für dich da. Wieso schweigst du, wenn ich doch sehe, wie schlecht es dir geht?" In seine Stimme schlich sich Bitterheit. "Ich weiß, ich bin nicht der sensibelste, und ich hab ein vorlautes Mundwerk, aber du, gerade du, solltest wissen, dass ich auch anders sein kann!" Er drückte sie noch fester an sich, ohne zu merken, dass Sheenas Gegenwehr mittlerweile erstorben ist. "Merkst du das denn nicht?!?" Weil sie nicht antwortete, und sich auch nicht mehr wehrte, schob er ihr Gesicht ein kleines Stück von sich weg, um ihre Augen sehen zu können. Er liebte ihre Augen, diese dunklen, schönen Rehaugen, und um nichts lieber auf der Welt blickte er hinein. Doch als er sie nun ansah, blieb sein Herz quasi stehen, und es war ihm, als würde eine eisige Hand nicht nur seine Lunge, sondern auch sein Herz und seine Seele zuquetschen. Ihr rannen die Tränen mittlerweile in einem wahren Sturzbach hinunter, und in ihren ansonsten so schönen, strahlenden und stolzen Augen saß tiefer Kummer. "Zelos... ich kann nicht mehr...", flüsterte sie tränen erstickt. Ein kleiner Moment der Schwäche, der alles verändern würde... aber in diesem Moment war Sheena nicht mehr Herrin über ihre Worte und ihre Taten. Man könnte sagen, sie habe ihr Bewusstsein aufgegeben. Und in diesem Moment setzte sich auch Zelos' Bewusstsein komplett aus, und er küsste sie einfach. Sheena versuchte zunächst, sich zu wehren, aber sie erkannte, dass sie gegen Zelos' Bärenkräfte keine Chance hatte. Und irgendwo wollte sie das doch auch, auch, wenn sie es nie zugegeben würde. So sehr hatte sie sich danach gesehnt, unzugegeben und gar vor sich selbst verborgen, aber tief im Unterbewusstsein verankert... Wie sehr hatte sie sich tief im Herzen gewünscht, diejenige zu sein, die von Zelos wirklich geliebt wurde, wie sehr? Wie sehr hatte sie sich gewünscht, einfach ihrer Liebe zu diesem Vollidioten nachzugeben? Was brachte sie soweit, so zu denken? Der Schnee? Die Kälte? Die Geschehnisse? Der unendlich tiefe und undeutbare Blick von Zelos? Sie wusste es nicht, und sie wollte es auch just in diesem Moment nicht wissen, denn dieses Wissen hätte all das hier zerstören können, genauso wenig wollte sie das Gefühl, dass sich Gewissen nannte, an sich heran lassen, denn auch dieses Wissen hätte alles zerstört. Und so ließ sie einfach geschehen, keinen Gedanken mehr an die möglichen Konsequenzen tragend... Bis die Tür aufgerissen wurde. "Was...?", fragte eine Stimme in den Raum hinein, es wurde das Licht angemacht und Sheena und Zelos, die vor lauter Schreck auseinander gefahren waren, sahen eine c.a. 1,59 große, langhaarige im Türrahmen stehen. "Wer...?!?", setzte Zelos an zu fragen, aber in dem Moment flüsterte Sheena: "Presea...?!", und das Mädchen kam vollends vom dem dunklen Flur ins Licht. Als sich Preseas Augen an das Licht gewöhnten, sah sie Sheena und Zelos, sie auf der Fensterbank und über und über mit Tränen versehen, und ihn vor ihr kniend, mit einem ebenfalls nicht sehr glücklichen Gesichtsausdruck. Anscheinend hatte sie gestört. Als sie sich diesem Gedanken bewusst wurde, fing ihr Herz an schmerzhaft zu pochen. Aber sie ignorierte es. Stattdessen verbeugte sie sich und sagte: "Entschuldigt, wenn ich gestört habe. Ich gehe nun ins Bett, wenn es okay ist." Mit diesem Worten drehte sie sich um und verschwand. Zelos fuhr sich über die Stirn. Er traute sich nicht, Sheena anzuschauen, aus Angst, sie würde ihn umbringen oder so ähnlich. Ihm war klar, dass er einen unglaublich dummen Fehler begangen hatte und somit wahrscheinlich alles kaputt gemacht hatte - wenn es denn je etwas gegeben hatte, dass man hätte kaputt machen können. Was, wenn sie ihn nicht mal halb so sehr liebte wie er? Wer sagte ihm, dass sie das selbe für ihn fühlen mochte, wie er für sie? Wer sagte, dass sie ihn überhaupt liebte? Was, wenn sie ihn in Wirklichkeit wirklich hasste? Aber dann hielt er seine pessimitischen Gedanken nicht mehr aus, und wagte wenigstens einen leichten Seitenblick auf die Ninja. Diese war mittlerweile zu Boden gerutscht - Wann war das passiert? - und hatte den Blick gesenkt zu Boden gerichtet. Zelos wusste nicht, was er tun sollte. Er wollte sie berühren, hatte aber Angst, dass sie ihn dann endgülig töten würde. Also sagte er nichts, tat nichts, ja, bewegte sich nichtmal. Und irgendwann, nach einer für Zelos unendlos erschienen Zeit, räusperte Sheena sich und fragte, ob sie ins Bett gehen dürfte. "Natürlich, du kannst hier drinnen tun und lassen, was immer du magst, Zuckerpüppchen!" Und noch ehe er diese Worte ausgesprochen hatte, wusste er, dass nun endgültig und wahrscheinlich unwiederbringlich alles zerstört war. Er merkte, wie Sheena zusammen zuckte, und wie sich ihre Haltung änderte, und wusste auch, was sie denken würde: Dass er sie nur auf den Arm genommen hatte. Gerade, als Zelos seinen Satz korrigieren wollte, stand Sheena auf und verlies den Raum. Paar Sekunden später konnte man sie nebenan mit Presea reden hören, und als sich die Tür nebenan schloss, wusste Zelos, dass er verloren hatte. Er war so nah dran gewesen, und nun hatte ein unüberlegter Satz, der eigentlich nur dazu dienen sollte, die Stimmung wieder etwas zu heben, alles vernichtet. Zelos schlug mit der geballten Faust auf den Boden ein. "Du unglaublich dummer Kerl...", krätzte er. "Du verdammter Mistkerl...!" OOC: Da überraschende Enden meine Stärke ist, hier das erste in ToL ^.^ Ich hoffe, euch gefällt das Chapter, ich hab mir diesmal wahnsinnig viel Mühe gegeben, mehr als sonst >_< 5 Tage saß ich am Roh-Entwurf, und nochmal 4 nun am abtippen öö Hoffentlich ist was gutes dabei rausgekommen >//< Kapitel 6: Der Tag danach... ---------------------------- Als Zelos am nächsten Morgen erwachte, wusste er ersteinmal nicht, wo er war. Es war kein Bett, auf dem er lag, sondern ungleich härter, und als er die Augen aufschlug, sah er nicht das gewohnte Deckenbild vor sich. Aber als er sich dann umsah, wurde ihm schnell bewusst, was geschehen war: Aufgrund seiner Niedergeschlagenheit schien er tatsächlich unter dem Fenster eingeschlafen zu sein. Zu allem Überfluss war dieses auch noch die ganze Nacht offen gewesen. Er konnte - zumindest dachte er es - förmlich spüren, wie die Viren durch den Körper rasten - was natürlich völliger Schwachsinn war. Außerdem fühlte er sich eigentlich recht wohl - Einbildung? Wunschdenken?. Sah man von der Sache mit Sheena ab. Und genau in dem Moment erinnerte er sich wieder an den Abend - etwas, was er lieber nicht getan hätte. Ihm wurde klar, dass er Sheena sicherlich unglaublich verletzt hatte, aber er konnte es nicht mehr rückgängig machen. Das einzigste, was er tun konnte, war, so zu tun, als sei nichts passiert - oder zu versuchen, ihr zu erklären, was Sache war. Er stand auf, was aber nicht ohne Zittern ging. Als er zum Fenster hinaus sah, sah er, dass sich eine weiße Decke über die Welt ausgebreitet hatte. In seinem Hals bildete sich ein Kloß. Er hasste Schnee, er hasste den Winter, und er hasste alles, was damit zu tun hatte. Er wollte sich gerade verbittert umdrehen, als er draußen ein Pärchen vorbei laufen sah. "... ach komm schon, so schlimm ist Schnee doch gar nicht", sagte das Mädchen da. "Außerdem ist es doch so schön romantisch." Der Junge knurrte nur genervt. "Pah! Was soll an eklig kalten und widerlichen Schnee schon romantisch sein?" Da blieb das Mädchen stehen und baute sich vor ihm auf. "Nun sei mal nicht so mürrisch. Außerdem hab ich dich nicht umsonst hergebracht. Ich muss dir etwas wichtiges sagen!" "So, und was? Überhaupt, was kann es schon wichtiges sein, um mich hier in die Eiseskälte zu locken?" Er wandte genervt den Blick zur Seite, und das Mädchen zuckte zusammen. Sie sagte dann etwas, was Zelos nicht verstehen konnte, worauf der Junge dann meinte: "Aber... deshalb musst du doch nicht gleich weinen!" Idiot, dachte Zelos, seufzte dann aber. Ich hab gut denken... das, ausgerechnet von mir? Ich bin doch selber ein Idiot sondersgleichen! Da hörte er das Mädchen sagen: "Verdammter Idiot! Ich würde dich nicht mit hernehmen, wenn es mir nicht so verdammt wichtig wäre!" Eine kurze Pause, und dann: "Verdammt, ich liebe dich!" Aus irgendeinem Grund versetzte dies Zelos einen Stich ins Herz. Was würde er dafür tun, um diesen einen Satz aus...- "Ähm... das... äh... das... das überrascht mich... ich hätte nie gedacht, dass du... genauso fühlst..." Der Junge war über beide Backen errötet, und Zelos musste, als er das sah, trotz seiner miesen Laune darüber schmunzeln. Früher, vor sehr, sehr langer Zeit, war er mal so ähnlich wie dieser Junge gewesen, ein Rebell mit großem Herzen. Das war aber noch lang vor... - Zelos dachte diesen Gedanken nicht weiter. Es brachte nichts. Wie könnte sich sein Leben je ändern, wenn er dauernd mit seinen Gedanken in der Vergangenheit lebte? Zelos lachte verbittert auf. Es war doch kein Wunder, dass keiner ihn wirklich möchte, wenn er dauernd so in Selbsthass versank. Das Mädchen meinte gerade, dass sie Angst hatte, er würde nicht wie sie fühlen, und dass sie unendlich erleichtert ist. "Vielleicht hat der Schnee ja nun auch etwas positives für dich?", grinste sie. Da kam er Junge auf sie zu und nahm sie in den Arm. "Oh, das hat er, ganz gewiss." Zelos hatte genug gesehen. Es war so, als hätte er eben erfahren, wie es aussah, wenn Menschen ihre Masken fallen ließen. Auch er trug eine Maske. Seine ganze Fröhlichkeit war nur aufgesetzt, seine angebliche Liebe zu allem weibliche nur eine Fassade, um die Frau, die er liebte, zu verletzten und auf Distanz zu halten. Aber plötzlich - als würden es ihm wie Schuppen vor die Augen rieseln - erkannte er, dass das nun nicht mehr nötig war. Er war kein Auserwählter mehr, jedenfalls keiner, den man in Gefahr bringen konnte, den er spielte keine Rolle mehr. Er hatte nichts mehr an sich, was ihn und seine Liebe in Gefahr bringen konnte. Als hätte sein ganzes Leben nur für diesen einen Satz existiert, blühte in Zelos eine Hoffnung auf, wie er sie noch nie gekannt hatte. Plötzlich hatte er das Gefühl, Berge versetzten zu können! Natürlich wusste er nicht erst seit eben, dass er kein Auserwählter mehr war. Aber dadurch, dass sich in seinem Leben seit der Reise der Weltenerneuerung und dem Kampf gegen Mithos nichts für ihn geändert hatte, war er sich die ganze Zeit nach wie vor wie der Auserwählter vorgekommen. Dieses Gefühl wurde erst geschwächt, als Presea auftauchte und Sebi ihn klarmachte, dass sein Ruf unmerklich nach unten gegangen war. Und als Sheena auftauchte. Denn diesmal konnte er nicht die so gewohnten flotte Sprüche, für die sie ihn für einen Macho und Perversen hielt, reissen. Stattdessen sagte er etwas, was er früher nie gesagt hätte, nämlich, dass er auf der Suche nach einer wahren Liebe ist und kein Interesse mehr an Affären hat. Es schien, als habe sich, einen Moment bevor er das gesagt hatte, sein Gehirn aufgehängt, denn normal hätte er das nicht gesagt. Er wusste, dass es Sheena nur aus den Konzept gebracht hatte, und er hatte sich lange dafür auch gescholten und gerüdigt, aber nun wusste er, dass es kein Fehler war, das zu sagen. Er musste nicht mehr der große, unnahbare Zelos sein. Er konnte endlich so sein, wie der Junge, den er eben gesehen hatte. Er, Zelos Wilder, schien von einem Augenblick zum anderen ein vollkommend anderer Mensch geworden zu sein. War ihm bis eben noch Bange gewesen, Sheena gegenüber zu treten, so fühlte er sich nun mutig genug, um mit ihr endlich Klartext reden zu können. Mit diesem mutigen Entschluss machte er sich auf, um in das Wohnzimmer zu gehen. Hinter sich schloss er die Tür, und er ging den ersten Schritt in richtung Treppe hinunter, rutschte aber aus, versuchte noch, das Geländer zu fassen zu bekommen, griff aber daneben und...- ... fiel. Schöner kann man das nicht umschreiben, er fiel einfach die Treppe hinunter, was weder schön noch lustig aussah. "Ouch, Scheiße!", schrie er Auserwählte. "Wa...?" Von dem Lärm aufgeweckt, stürmte nicht nur Sebastian, sondern auch Sheena und Presea herbei. Sheena rannte sofort die Treppe hinunter, ein spitzes "Zelos!" auf den Lippen, während Sebi aus irgendeinem unerfindlichen Grund wegrannte. Sheena kniete sich vor Zelos nieder. "Oh, mein Gott, Zelos!", stammelte sie. "H... Hast du dir was getan? Verdammt, wo ist dein Diener hin?" Der Auserwählte antwortete nicht, worauf sie ihre Hand auf seine Stirn legte - und gleich darauf wieder zurück zog. "Mein Gott, Zelos, deine Stirn glüht ja regelrecht!" Von dem in Sheenas Augen ab diesem Moment an nichtsnutzigen Diener im Stich gelassen, sah Sheena keinen anderen Ausweg, als Zelos Huckepack zu nehmen - sie versuchte es zumindest. "Das... kannst du vergessen...", sagte der Auserwählte schwach, aber grinsend. "Ich denke, da bin ich etwas zu schwer für dich." Er lachte leise. Sheena bedachte ihn mit einem vernichteten Blick. "Jaja, lach du ruhig. Dann macht es dir auch sicher nichts aus, wenn ich dich hier liegen lasse, nicht?" Aber noch ehe Zelos antworten konnte, dass er auch sehr gut alleine laufen konnte - er war ja immerhin kein alter Tattergreiß, sondern ein junger, bildhübscher Mann, der noch reichlich Power in den Knochen hatte - war Presea bei ihnen unten, und packte Zelos unter dem Arm. Sie wollte ihn anscheinend ganz alleine hochschleppen, doch noch ehe sie auch nur versuchte, ihn anzuheben, sagte sie: "Ich schaff das in meinem momentanen Zustand nicht. Ich bin zwar wieder fit, aber noch nicht so fit, wie ich einst mal war. Du musst mir helfen, Sheena-san." Sheena wollte antworten, dass der Spinner das ganz bestimmt auch alleine schaffen würde - was er ja auch konnte -, verkniff es sich aber, weil sie Presea nicht widersprechen wollte, und packte stattdessen Zelos unter der anderen Schulter. Den Arm legte sie sich über die Schultern, und so begannen sie, ihn hoch zu tragen. "Ähm... Ladys... ich kann sehr wohl...-" alleine laufen, wollte er sagen, schwieg aber lieber, als er Sheenas mürrischen Geschichtsausdruck sah. Würde er jetzt sagen, dass er noch nicht zu schwach war, um selber zu laufen, würde sie ihn mit der Frage 'Wieso sagst du das nicht eher, du blöder Idiot" wahrscheinlich töten oder so ähnlich. Also schwieg er unbehaglich. Zusammen mit Presea schafften sie ihn ins Bett. "Danke, meine Ladys", sagte er, aber Presea war auch gleich wieder aus dem Zimmer verschwunden. "Was hat sie nur...?", fragte Zelos leise, eher an sich gewandt. "Keine Ahnung", antwortete Sheena seufzend. Sie sah sich um, um den Grund für die eisige Kälte im Zimmer zu entdecken, und sah zum Fenster, welches immer noch offen stand. "Sag bloss, das Fenster war die ganze Nacht offen?" Mit Unbehagen merkte Sheena, dass die Decke, die sie sich am Vorabend um die Schulter geschlungen hatte, an Ort und Stelle, nämlich der Fensterbank, lag. Er wird doch nicht an Ort und Stelle... Da es Zelos zu peinlich war, ihr zu erklären, dass er wirklich direkt an Ort und Stelle, nämlich direkt unterm Fenster, eingeschlafen war, sagte er lieber nichts dazu, sondern nickte nur. Als er die Augen wieder öffnete, hatte sich Sheena vor ihm aufgebaut. "Ich weiß", sagte sie, "du wirst das nur wieder in den falschen Hals bekommen, aber es muss sein: Du musst dich umziehen!" Noch ehe Zelos etwas sagen konnte, setzte die Ninja schon zu einer Erklärung an. "Du kannst nicht in diesen kalten und verschwitzen Klamotten bleiben! Ich... helfe dir auch..." Sie errötete, worauf Zelos lächelte - nicht grinste. "Gut, abgemacht.", antwortete er heiter. Er dirigierte sie zu seinem Schrank, wo sie ein paar Schlafanzüge fand. Sie nahm einen (einen hellblauen - die Farbe verwirrte Sheena, sie dachte, Zelos würde nur pink und rosa tragen), und als sie sich umdrehte, hatte Zelos sich schon über die Hälfte ausgezogen. Nur Hose und Stiefel waren noch über, der Rest lag schon auf dem Boden verstreut. Sheena drehte sich erschrocken wieder zum Schrank, rot bis über beide Backen. Oh mein Gott, Oh mein Gott, Oh mein Gott, Oh mein Gott, Oh mein Gott... Das dachte sie immer und immer wieder. Als ihr das Bild von seinem nackten Oberkörper in den Sinn kam, errötete sie nur noch mehr, und versuchte, dieses Bild zu verjagen. Denk nicht dran, denk nicht dran, denk ja nicht...- "Was ist, Hunny? Kalte Füße bekommen?" Er riess Sheena aus ihren peinlichen Gedanken, und lachte, und diesmal, endlich, hörte Sheena, dass es echt war. Sie drehte sich um und sah, dass sich Zelos mittlerweile selbst ungezogen hatte und immer noch lachte. Sie starrte ihn ein paar Sekunden lang gespielt böse an - wobei sie betete, dass er nicht merkte, wie rot sie immer noch war - woraufhin er nur noch mehr lachen musste, und dann stimmte sie in dieses Lachen mit ein. Das Eis schien gebrochen, bis Zelos, vor lauter Lachen nur japsend, meinte: "Ach, Gott, du bist ja soo verdammt süß!" Sheena hielt mitten im Lachen inne. Und da war es wieder, dieses beklemmende Gefühl. Bis eben noch hatte sie versucht, einfach nicht mehr an gestern zu denken, aber ihr war klar, dass das nicht möglich war. Früher oder später musste sie sich Zelos stellen. Aber sie konnte einfach nicht. Urplötzlich war ihr die Luft zu dünn, sie klapperte vor lauter Kälte, und die Wände schienen näher zu kommen. Sie wandte sich zum Gehen. "Wenn was ist, ruf nach mir oder deinem bescheuerten Diener - sollte der wieder auftauchen..." Sie war fast bei der Tür, doch da spürte sie, wie sich Arme um sie legten, und dann war sie schon in Zelos Armen, der sie von hinten umarmt hielt. "Bitte...", flüsterte er, "geh nicht." Die Kunoichi sagte nichts. Sie versuchte, sie frei zu machen, aber aus Angst, den angeschlagenen Zelos zu verletzten, waren es nur halbherzige Versuche. "Lass mich versuchen, es dir zu erklären..." Zelos drückte sie noch fester an sich. Angst, sie könnte vielleicht von seinem wegen dem Fieber verschwitzen Körper angeekelt sein, hatte er nicht, zumindest dachte er in diesem Moment nicht daran. "Ich... ich wollte dich gestern nicht verletzten..." Sheena versuchte weiterhin, sich loszumachen, aber ihre eh schon schwache Gegenwehr erlahmte immer mehr. "Hast du auch nicht. Deine Witze kannst du dir in Zukunft aber sparen, denn das nächste mal lass ich dich nicht ohne eine gehörige Tracht Prügel davon kommen, Penner.", sagte sie barsch. "Die hast du eigentlich jetzt schon verdient!" Zelos lies sich davon nicht irritieren. "Und es war auch kein Witz... ich... wusste in dem Moment nicht, was ich tat, und danach hatte ich Angst, du würdest mich umbringen... also wollte ich etwas sagen, was die Stimmung heben würde. Zu spät erkannte ich, dass dieser Satz dich gewiss verletzten würde - als er schon gesagt war..." Er merkte, wie Sheena in seinen Armen zu zucken anfing. "Sheena, bitte...! Ich... l... lie...-" Weiter kam er nicht, den in diesem Moment kam Sebi rein, und Sheena nutzte diese Gelegenheit, um Zelos einen Stoss - einen leichten, damit er nicht fiel - zu geben und war, noch ehe er wieder aufblicken konnte, durch die Tür verschwunden. Presea nagte die Ungewissheit. Was machte Sheena gerade bei Zelos? Worüber sprachen sie? Waren sie ineinander verliebt? Waren sie gar ein Paar? Presea wusste keine Antworten. Sie wusste auch nicht, wieso es sie so sehr interessierte - es war einfach so. Gestern hatte sie sich in einem unbedachten Moment einfach aus dem Institut geschlichen und hierher geflohen. Sie konnte dort einfach nicht bleiben. Die ganze Atmosphäre dort war kalt und unfreundlich, und sie hatte das starke Gefühl, nicht erwünscht zu sein, sondern eher nur erduldet, weil es die Ereignisse nicht anders zuließen. Aber als sie hier ankam, fühlte sie sich noch weniger erwünscht als im Institut. Sie schien Sheena und Zelos bei etwas gestört zu haben. Und das tat weh, wieso auch immer. Plötzlich wurde die Tür aufgerissen, und Sheena kam hinein gestürmt. Erst dachte sich Presea nichts dabei, aber als sie sah, dass Sheena weinte und sich in eine Ecke verkroch, krampfte sich ihr Herz schmerzhaft zusammen. Eine Zeit - Presea kam sie vor wie eine Ewigkeit - lang sah sie der ehemaligen Auftragskillerin einfach nur beim weinen zu, aber irgendwann hielt sie es nicht mehr aus. "Was ist... denn passiert, Sheena-san?", fragte sie daher zaghaft. "Nichts...", antwortet Sheena kurz angebunden. "Aber du weinst doch! Da kann doch schlecht die Rede von Nichts sein!", begehrte Presea auf. "Ich sagte, es ist nichts.", sagte Sheena, diesmal mit mehr Nachdruck. "Aber..." "Ich sagte, es ist nichts! NICHTS!!!" Sheena fegte die Hand, die Presea ihr auf die Schulter gelegt hatte, zur Seite, woraufhin Presea sich zurück zog. Und wieder saß Sheena eine Zeit nur so da und weinte, und Presea schaute ihr zu, während sie sich fragte, was vorgefallen sein mochte. Es hatte zu 100% etwas mit Zelos zu tun, soviel stand fest. Es machte sie rasend, zu wissen, dass Zelos sie zum weinen gebracht hatte, aber sie konnte nichts tun. In dieser Hinsicht war sie einfach hilflos. Eine Ewigkeit schien zu vergehen. Wie viel Zeit war vergangen? 15 Minuten? 30? Eine ganze Stunde? Presea wusste es nicht. Aber schließlich regte sich etwas, und Sheena sah auf. Ihre Augen waren vom Weinen verquollen, und sie hatte eine tiefe Traurigkeit im Blick. "Entschuldige... wegen vorhin...", murmelte sie. Aber Presea schüttelte nur den Kopf. "Schon vergessen", sagte sie. Für eine geraume Zeit lang schwiegen die beiden, während Sheena versuchte, den verweinten Ausdruck aus ihrem Gesicht weg zu bekommen. Aber irgendwann sagte Presea schließlich: "Geh zu ihm." Sheena, die zuerst nicht wusste, was das Mädchen meinte, stockte. "Hm?" "Ich meine Zelos. Geh zu ihm." Presea unterkämpfte die Drang, sie festzuhalten und nie wieder loszulassen. Es war am besten so. Sheena sah sie an. "Bist du sicher, dass das das richtige ist...?", fragte sie leise. Nein! Bleib bei mir!, hätte Presea am liebsten gesagt, aber sie hütete sich davor, das auszusprechen. "Natürlich", log sie. Beziehungsweise, sie log nur aus ihrer Sicht. Aus der Sicht von Sheena und Zelos war dies ganz gewiss das richtige. Sie spielte in dieser Geschichte keine Rolle... "Du hast... wahrscheinlich... Recht!", sagte Sheena. "Und sei es nur, um dieses Missverständnis aus der Welt zu schaffen." Presea wusste nicht, um was für ein "Missverständnis" es handelte, aber sie fragte auch nicht nach. Das ging sie eh nichts an. Sheena stand auf und ging richtung Tür, aber ehe sie sie öffnete und dadurch verschwand, sagte sie noch eines: "Danke." Und mit diesen Worten fiel die Türe zu, und Presea hatte das Gefühl, dass dies die Türe zu Sheenas Herzen symbolisieren musste, die eben ganz bestimmt für immer zu gefallen war... Als Sheena Zelos' Zimmer betrat, spürte sie sofort wieder die Kälte. Das Fenster war immer noch offen, vorhin, als sie es hatte zumachen wollen, hatte sie sich unter Herzschmerz an den gestrigen Tag zurück erinnert, worauf sie das Fenster offen gelassen hatte (sie wollte die Decke nicht berühren, was natürlich schwachsinnig war.) Als sie nun einen Blick hinaus warf, merkte sie, zum ersten Mal, dass sich die Welt in eine weiße Schneelandschaft verwandelt hatte. Der Anblick fazinierte sie mindestens 5 geschlagene Minuten, ehe sie sich dazu durchringen konnte, das Fenster zu schliessen und sich Zelos zuzuwenden. Dieser schlief - ein Umstand, der erst zuließ, dass sich Sheena so lang an der Winterlandschaft ergötzen konnte. Sie sah ihn an. Sah ihn - vielleicht zum ersten Mal im ihren Leben - richtig an. Er war schön. Unglaublich schön. So seidig glatte Haut hatte er, so schöne, glänzende Haare. Das er lange Haare hatte, störte Sheena mittlerweile nicht mehr. Sie erinnerte sich noch zu gut daran, was sie dachte, als sie Zelos nach langer Zeit wieder zum ersten Mal sah - wie bekloppt es für einen Mann doch eigentlich war, so lange Haare zu haben. Immerhin hatte er längere Haare als sie - was jedoch noch nichts zu heißen hatte - und auch längere Haare als die Tussen, mit denen er doch so gerne zusammen war. Auch, dass er eine rosa Weste trug, fand sie anfangs albern, aber auch daran hatte sie sich gewohnt. Um ehrlich zu sein: Sheena hatte sich an Zelos, mit seinem Aussehen und all seinen Ecken und Kanten, gewöhnt, ja, selbst an seine perversen Witze - was sie aber nie offen zeigen oder gar zugeben würde. Sie konnte einfach nicht normal mit ihm umgehen, nicht nach all dem, was er ihr schon angetan hatte. Es kotzte sie an, dass er dauernd von großer Liebe sprach, und zwei Sekunden später dem nächsten Rockzipfel hinterher jagte. Die wahre Gründe für sein Verhalten kannte sie nicht. Sie hatte zwar von Zeit zu Zeit das Gefühl, das alles sei nur eine riesige Farce von ihm, aber immer kam etwas, was diesen Eindruck wieder zerstörte. Um ehrlich zu sein: Sie kam sich von ihm einfach nach Strich und Faden verarscht vor, und bei aller Zuneigung, die sie vielleicht je für Zelos hätte empfinden können, sowas ließ sie sich nicht gefallen. Sie hasste Verräter, und er war einer, und noch mehr hasste sie es, angelogen zu werden, und das tat er - dauernd! Und noch während sie diese Gedanken dachte, kullerte ihr erneut unbemerkt eine Träne hinunter, und Zelos...- - schlang in diesem Moment die Arme um sie und zog sie zu sich hinunter. "Was...!?!", entwich es Sheena. Sie lag mit dem Kopf nun genau auf Zelos' Oberkörper - auf seinem nackten Oberkörper, um genau zu sein, denn er hatte sein Hemd ausgezogen, weil es ihm zu warm war -, was Sheena die Schamesröte bis über beide Backen ins Gesicht trieb. Wäre sie - wieder einmal, denn in letzter Zeit war sie das ja ungewohnterweise ziemlich häufig - ehrlich zu sich gewesen, hätte sie sich eingestehen müssen, dass es angenehm war, auf dem warmen Körper zu liegen. Aber sie konnte - mal wieder - nicht ihre wahren Gefühle zulassen, denn würde sie das tun, so hatte sie das Gefühl, wäre alles verloren. Sie durfte sich einfach nicht von sowas dummen wie Gefühlen regieren lassen. Also begann sie zu zetern und zu keifen. "Zelos, du elender Lustmolch, lass mich los, bevor ich...-" Weiter kam sie nicht, denn Zelos schafft es, mit einer Hand ihr den Finger auf den Mund zu legen - eine Berührung, die in Sheena ein Kribbeln auslöste. Nach einer Weile, die Sheena wie eine Ewigkeit vorkam, fragte Zelos, wieso sie weinen würde. "Ich weine gar nicht!", log sie zunächst. Aber als Zelos weiterschwieg, meinte sie irgendwann: "Das... kann ich dir nicht sagen..." Welcher Teufel hat dich denn geritten?!?, keifte sie sich gedankenlich an. In letzter Zeit schien sich auch ihr Mund immer mehr zu verselbstständigen, so, als wäre sie nicht mehr Herrin über ihren eigenen Mund! Der Gedanke klang absurd, aber genau so fühlte es sich an. Aber dann fragte sie sich, wieso sie es ihm nicht sagen konnte. Was hatte sie denn noch großartig zu verlieren? Für diesen Gedanken hätte sie an einem anderen Tag, unter anderen Umständen, eine kalte Dusche unter einem Wasserfall genommen, um wieder einen klaren Kopf zu bekommen, aber dies war kein anderer Tag, und dies waren auch keine anderen Umstände - von dem fehlenden Wasserfall ganz zu schweigen. "Ich frage mich... wieso ich dir nicht verzeihen kann... wieso ich dich immer noch so sehr hasse...", sagte Sheena da, laut, aber ehe sie begriff, was sie da sagte, war es zu spät. Zelos zuckte zusammen. Nach einer Weile meinte er: "Es tut mir leid... das alles ist meine Schuld... hätte ich dich damals nicht so sehr verletzt, wäre nun alles anders..." Er drehte den Kopf zur Seite, weg von Sheena. "Weißt du... ich interessiere mich eigentlich nicht sonderlich für Frauen... Es gibt nur eine, die mich interessiert..." Er sprach extra nicht aus, wen er meinte. Wozu auch? Sheena schwieg. Was sollte sie dazu sagen? Er konnte sagen, was er wollte, es änderte nichts daran, dass er dauernd bei anderen Weibern war, dass er eine Liebschaft nach der anderen hatte. Wieso tut man sowas, wenn man angeblich verliebt ist? Und als könnte er ihre Gedanken lesen, meinte er da: "Ich habe mich nur mit diesen Groupies abgegeben, um dich auf Distanz zu halten..." Und genau auch in diesem Moment platze Sheena der Kragen. "Was, zur Hölle nochmal, hast du da gesagt?" Sie versuchte sich nun mit voller Gewalt, loszureissen, aber Zelos hielt sie weiterhin fest umklammert. "Lass mich verdammt nochmal los! Du bist ja komplett durchgedreht!" Unberührt sprach Zelos weiter. "Versteh mich nicht falsch", sagte er, und seine Stimme war voller Schmerz. "Ich tat es... weil ich der Gottverdammte Auserwählte bin!" Sheena, die sich eben beinahe losgerissen hätte, hielt inne und verlegte sich so, dass sie sein Geschicht sehen konnte. Es war eine einzige Fratze aus Schmerz und Leid und Hass. "'Was... ?! Zelos... ich..." "Verstehst du?!? Weil ich dich nicht unnötig in Gefahr bringen wollte, habe ich dich in dem Moment, in dem du anfingst, mir zu vertrauen, verletzt - damit du mir fern bleibst!" Er lachte verbittert auf. "Weißt du, wie scheiße ich mich fühlte? Wieder einmal war mir mein Titel als Auserwählter zum Verhängnis geworden. Als ich drüber nachdachte, wurde mir klar, dass ich nicht bei dir bleiben konnte. 1. wärst du nur als Zielscheibe geendet, um den großartigen Auserwählten in die Enge zu treiben, und 2. hätte man unser Glück, solange ich Auserwählter war, eh nie gebilligt, weil dir als Auserwählten natürlich auch vorgeschrieben wird, wen du zu heiraten hast! Du darfst ja nicht mal entscheiden, was du essen magst!" Sheena starrte ihn entgeistert an. Aber... wenn das wirklich so ist... dann macht ja alles doch Sinn?! Lange Zeit herrschte Schweigen zwischen den beiden. Irgendwann sagte Sheena leise, so leise, dass man sie fast gar nicht verstand: "Ich wünschte, ich könnte mich in dich verlieben und alles um mich herum vergessen..." Das sagte sie, ohne auch nur einmal zu stocken. Sie meinte es ernst, und ehrlich gesagt wäre das der schönste Traum, der in Erfüllung gehen könnte. Das sie sowas nicht denken durfte, war ihr bewusst, aber sie wollte einmal, nur ein einziges mal, ihr Ninja-Dasein und die damit verbundenen Pflichten und Lehren vergessen. Doch anstatt zu lachen oder böse oder sonstwas in der Art zu werden, fragte Zelos nach einer Weile nur: "Und wieso tust du es dann nicht?" Sheena stockte. Wie viel konnte sie ihm sagen...? "Weil ich es mir geschworen habe..." Zelos sagte wieder eine geraume Zeit lang nichts, bis er nur ein Wort fragte, beziehungsweise, eher ein Name: "Lloyd?" Sheena nickte stumm. "Hast du es ihm je gesagt?" Es war schwer für Zelos, mit Sheena über Lloyd, in dem sie, wie er nun mit Gewissheit sagen konnte, verliebt war, zu reden. Aber es musste sein. Wie sonst könnte er sein Versprechen, dass er ihr einst gegeben hatte, halten? Egal, was dir auf dem Herzen liegt, du kannst immer zu mir kommen, und mit mir über alles reden! Gestern hatte er sich beschwert, dass sie trotz dieses Angebotes nie mit ihm über die wirklich wichtigen Dinge sprach, wie könnte er sie heute, wo sie sich endlich öffnete, wegstoßen? "Wozu? Er und Colette... die beiden gehören zusammen, schon seit jeher. Anfangs war ich so blöd zu glauben, dass ich Chancen hatte - weil Lloyd so nett zu mir war. Aber schnell merkte ich, dass er 1. zu jedem, bis auf seine Gegner, so nett war, und dass ich 2. keine Chance gegen Colette haben würde." "Bist du darüber hinweg gekommen?" Sheena schwieg kurz, fragte sich selber, ob sie das war. "... Ja..." Zelos schwieg ebenfalls ein paar Sekunden, ehe er dann fragte: "Und wieso hindert dich das daran, dich in mich zu verlieben?" Er schwieg. Er erwartete keine Antwort, aber es tat gut, diese Worte wenigstens mal ausgesprochen zu haben. Doch zu seiner Verwunderung antwortete Sheena nicht nur, sie sagte sogar den Grund: "Weil ich... Angst habe... Davor, verletzt werden zu können...", gestand sie. Weitere Tränen gesellten sich der ersten hinzu. "Aber Sheena..." Er drückte sie noch ein Stückchen fester an sie. "Ich weiß, ich bin ein unverbesserlicher Chaot und Kindskopf, aber ich würde dich doch nie verletzen!" Sheena zuckte noch mehr zusammen, und Zelos wusste, dass er wieder etwas falsches gesagt hatte. "Aber... das hast du bereits... schon unzählige Male...", weinte Sheena nun aus vollem Herzen. Zelos fuhr wie unter einem Peitschenhieb zusammen. Natürlich hatte er das, schon von Anfang an, und gerade gestern auch! Trotzdem sagte er: "Ja, aber nie, weil es mir Spass oder so machte, nie, weil ich dich unglücklich sehen wollte. Es musste sein, um dich zu schützen! Glaub mir, Sheena, nichts liegt mir ferner, als dich unglücklich zu sehen!" Er berührte sanft ihren Kopf. "Bitte! Gib mir eine Chance, dir das zu beweisen!" Eine Zeit lang herrschte Schweigen, aber dann schüttelte die Ninja traurig den Kopf. Die Tränen waren zwar momentan versiegt, aber sie war wieder kurz davor, zu weinen. "Das... geht nicht... und das weißt du ganz genau...", meinte sie schwach. "Mizuho... hab ich recht?" Sheena nickte nur. "Dann... lass uns weg gehen. Irgendwohin, wo sie uns nicht finden können!", rief Zelos aufgebracht. Wenn es nur ein blödes Dorf war... "So geht das doch nicht... als gebe es einen Ort, an dem sie mich nicht finden würden..." Sie seufzte. Dieses Gespräch war sinnlos. Diese Überlegungen waren sinnlos. Alles war sinnlos. "Dann... ziehen wir umher. Die können nie und nimmer überall gleichzeitig sein!" Sheena fuhr auf. "Ohne Zuhaus und ohne Besitztümer, ein Leben auf der Straße?" "Ja!", rief Zelos. "Lieber arm und glücklich als...-" Er sprach nicht zuende. Er wäre glücklich, solange er mit Sheena zusammen sein konnte, aber wieso sollte es auch Sheena sein? Ein Leben auf der Flucht... das war keine rosige Zukunft... "Dann... werde ich mit ihnen reden!", sagte Zelos da entschlossen. Er hatte einen Entschluss gefasst, und diesmal würde er ihn umsetzten. Sheena ruckte auf und sah ihn entsetzt an. "Das... kann nicht dein..." "Und ob er das ist!", unterbrach Zelos sie. "Ich werde nach Mizuho gehen und sie bitten, dich loszulassen. Ich werde sie bitten, dich aus dem Ninjastand zu entlassen. Und ich werde sie bitten, dich heiraten zu dürfen." Und er meinte es ernst, das merkte Sheena. Lange Zeit sagte keiner von beiden was. Irgendwann meinte Sheena dann: "Okay... aber warte damit, bis die Sache mit Presea vorbei ist... wenn dieser Auftrag zu Ende ist, lass uns gemeinsam hingehen." Sie entriss sich seiner Gewalt, noch ehe er etwas sagen konnte, und lächelte. "Nun muss ich aber auch mal nach ihr schauen.", sagte sie freundlich, aber bevor sie zur Türe draußen war, sagte sie noch "Lass uns morgen, wenn es dir besser geht, durch den Schnee spazieren, okay?" und noch ehe Zelos auch noch ein Wort sagen konnte, war sie zur Türe hinaus. Er konnte nicht wissen, dass Sheena direkt hinter der Tür wieder anfing zu weinen - aber er ahnte es. Und insgeheim wussten beide, dass das alles nur leere Worte waren: Keiner von beiden würde Mizuho je aus diesem Grund ersuchen... OOC: Ich konnte einfach nicht schlafen, und weil ich wegen dieser Geschichte nicht schlafen konnte, entschloss ich mich, sie sofort aufzuschreiben... leider dauerte das Aufschreiben aber dann aufgrund einiger Bewusstseinsstörungen doch länger ^^; Wegen Rechtschreibfehler, etc. schau ich morgen - wie immer - erneut nach, für heute bin ich einfach nur fix und alle... Grüße Eure Mitsu-Miku Kapitel 7: Spaziergang im Schnee -------------------------------- "Wie geht es denn der... jungen Lady?", fragte Sebi vorsichtig. Natürlich hatte auch er die Blitzalterung von Presea mitbekommen, aber in seiner Pflicht als Diener nichts gesagt - das ging ihn auch gar nichts an. Sheena sah auf. "Sie schläft.", antwortete sie kurz, während sie gelangweilt in eines dieser Tussimode-Magazin schaute. "Aha. Master Zelos schläft ebenfalls. Die Medizin scheint zu helfen." Die Ninja musterte den Hauseigenen Diener der Familie Wilder. Wie sie nun wusste, war er nicht einfach grundlos abgehauen, sondern in - weiser? - Vorraussicht losgeeilt, um entsprechende Medizin zu holen. Das hatte ihn bei Sheena vom Rang "Nichtsnutzig" auf den Rang "Schweigsamer Alter Mann, der einem nicht mal mitteilt, was er nun vorhat" gebracht. Zugegeben, der Rang war etwas lang, aber im Gegensatz zu "nichtsnutzig" ließ sich halt für sein Verhalten, einfach abzuhauen und niemanden mitzuteilen, was er eigentlich vorhatte, nichts kürzeres und bündigeres finden. Auf jeden Fall war er also losgeeilt, um Zelos Medizin zu besorgen, weil er davon ausging, dass Sheena die Lage auch alleine im Griff haben würde. Nun meinte der Diener: "Ich werde dann mal losgehen und die Zutaten für ein ausgewogenes Dinner besorgen." Und noch ehe Sheena was sagen konnte, war er auch schon gewuselt, wie Sheena es ausdrückte. Das verhalf ihm zu dem Titel "Schweigsamer Alter Mann, der einem zum ersten nicht zuhörte, zum zweiten nicht mal die Gelegenheit gab, etwas auszusprechen und zum dritten einem nicht mal mitteilt, was er vorhat"... und irgendwie so weiter. Wie dem auch sei, allein in der großen Villa wusste Sheena plötzlich nichts mehr zu tun. Also ging sie die Treppe hinauf, um nach Presea zu schauen. Als sie leise die Tür öffnete und hinein spähte, sah sie, dass diese schlief. Da hatte sie eine Idee: Sie ging wieder die Treppe hinunter, zur Küche, besorgte zwei Äpfel und ein Messer und zwei kleine Tellerchen und ging dann wieder hoch zu Presea. Darüber werden sie sich bestimmt freuen, dachte sie fröhlich. Als Zelos langsam aufwachte, befiel ihn ein seltsames Gefühl von Trauer und Melancholie. Er hatte einen sehr schönen Traum gehabt, das wusste er. Aber in dem Moment, in dem er langsam wach wurde, verblasste der Traum, und mit ihm immer mehr die Erinnerung, und was zurück blieb, was dieses seltsame Gefühl, etwas unsagbar schönes verloren zu haben. Doch als er die Augen öffnete, hatte er das Gefühl, der Traum sei noch nicht vorbei: Neben ihm, auf einem Hocker, saß Sheena, schöner denn je - was natürlich schwachsinnig war, aber Zelos verträumte Augen munkelten ihm vor, dass dem so wäre - und schälte einen Apfel. Sie war voll und ganz damit beschäftigt, und merkte anscheinend nicht mal, dass er wach war und sie beobachtete. Und Zelos wollte auch nicht, dass sie ihn bemerkte. Er wollte ihr einfach eine Weile lang zuschauen, wie mit etwas so banalen wie Äpfelschälen beschäftigt war, und dabei trotzdem so gut aussah. Über diesen Gedanken musste er grinsen, wenn Sheena das nun hören könnte, würde sie ihm wohl das Messer an den Kopf werfen oder so, aber er fand, dass es das wert sein musste. Also sagte er leise, sodass sie sich nicht zu sehr erschreckte: "Siehst mal wieder verdammt gut aus!" Sheena erschrak trotzdem so heftig, dass sie sich auch prombt in den Finger schnitt. "Autsch!" Und dann: "Boah, Zelos, du mieses Stück... dich mach ich alle!" Sie wollte gerade damit anfangen, auf ihn einzuprügeln, aber in dem Moment schnappte sich Zelos total flink Sheenas Hand und ihren Finger, an dem sie sich verletzt hatte, und leckte das Blut ab. Die Ninja errötete wie eine Tomate. "W-was... Z... Zelos?!", begann sie zu stottern, wobei auf dem Namen des ehemaligen Auserwählten eine besondere Betonung lag. Zelos hörte nicht eher auf, bis er das ganze Blut weg hatte, nuschelte dann, ganz leise, "First Aid" [Anmerkung: Extra für dich, *G*] und fragte dann, als wäre das, was er eben getan hatte, das natürlichste der Welt und überhaupt nicht der Rede wert, fragte er: "Brauchst du ein Pflaster?" Noch ehe die überrumpelte Assasine etwas sagen konnte, hatte er eines aus der Schublade neben seinem Bett genommen. Er nahm ihren Finger und klebte es sorgfältig drum herum. "So. Bevor sich das noch entzündet." Dann ließ er sich wieder in sein Kissen fallen, als sei nichts geschehen. Sheena starrte das Plaster an. Es war mit Sternen verziert. Aber sie sagte nichts dazu. Sie konnte nichts sagen, weil sie immer noch total perplex war. Sowas... hatte sie schon lange nicht mehr erlebt... Bisher war sie immer auf sich alleine gestellt, und niemanden hatte es gekümmert, wenn sie sich verletzt hatte, sei es an sowas simplen wie Schälen passiert, oder in einem schweren Kampf. Auch dies gehörte zum Ninja-Dasein: Überlebenswillen. Die letzte Person, die sich so rührend um sie gekümmert hatte, trug bevorzugt rot und war ein kleiner Querkopf und...- Sie ließ gedankenlich absichtlich den Namen weg. Sie wollte nicht an ihn denken - nicht schon wieder. Es war vorbei. Sie war darüber hinweg gekommen. Er war mit seiner Auserwählten glücklich, und vielleicht würde Sheena es irgendwann auch werden. Es wurde einfach Zeit, diese Sache der Vergangenheit angehören zu lassen. Endlich rang sie sich dazu durch, etwas zu sagen. "Danke...", sie starrte weg, weil er nicht sehen sollte, wie rot sie war. "... Zelos." Er lächelte, breit, aber echt, und Sheena tat es ihm gleich. Seit neuster Zeit war es einfach guttuend, seinen Namen statt irgendwelcher bekloppten Titel zu sagen. Und sie merkte, dass sich Zelos darüber freute. Zelos streckte sich. "Ahhhh..." "Wie... fühlst du dich...?" Sheena fragte zaghaft, auch wenn sie nicht wusste, wieso eigentlich. "Blendend", strahlte er ehemalige Auserwählte. "Die Medizin von Sebi hat wahre Wunder gewirkt. Ich könnte Bäume ausreißen. Und unser Gespräch von gestern tat sein übriges." Er zwinkerte. Sheena zuckte zusammen, als das Thema auf das Gespräch fiel. Aber sie sagte nichts dazu. Sie konnte ihm unmöglich sagen, dass... - sie stutzte. "Gestern?" "Ja, du weißt schon. Wegen unserer Zukunft." Zelos tat auf heiter, und er hatte das sichere Gefühl, dass Sheena es merkte. Wieso sollte sie auch ernsthaft glauben, dass er das Gespräch ernst nahm? Sie beide wussten, dass das alles Träume waren, die sich wahrscheinlich - höchstwahrscheinlich - nie erfüllen würden. Aber er konnte nicht mehr einfach nur Trübsal blasen. Sonst würde sich nie etwas ändern. Also tat er so, als würde er das Gespräch für voll nehmen. Sheena merkte, dass seine Heiterkeit nur aufgesetzt hatte. Er wusste es also auch. Natürlich weiß er es, schallte sie sich in Gedanken. Es tat weh, sich so offensichtlich anzulügen, aber nur so konnte etwas Normalität wieder rein kommen. Was sie aber stutztig machte, war: "Aber Zelos, das Gespräch hatten wir heute!" Sie kicherte leise. Manchmal war seine Verstreutheit echt witzig. "Echt?", rief er übertrieben langezogen. "Boah, ich hab das Gefühl, Ewigkeiten zu schlafen, werd wach und bekomme mitgeteilt, dass es sich lediglich um ein paar Stunden gehandelt hatte." Er lachte. "Das ist mal wieder sooo typisch für mich!" "Aber echt!", stimmte auch Sheena mit ein. "Hier, ich habe dir einen Apfel geschält.", sagte sie irgendwie überflüssigerweise, denn das wusste Zelos bereits. "Beziehungsweise, soll ich ihn dir in kleine Stückchen schneiden?" Noch ehe Zelos irgendetwas sagen konnte, was auch immer es gewesen wäre, fing sie auch schon an, ihn in kleine Stückchen zu schneiden. Zelos fing darüber an zu lachen. "Danke, Sheena", prustete er. Und so saßen die beiden eine Zeit lang beisammen. Irgendwann meinte Zelos träumerisch: "Man könnte grad meinen, wir wären schon ein verheiratetes Pärchen." Der Gedanke war traumhaft, und Zelos gefiel es, wenigstens von Zeit zu Zeit mal in Tagträume zu fallen. Sheena sah ihn an, und lächelte. Es war wirklich ein schöner Gedanke, wenn auch absolut untypisch - für sie beide. Ihr fiel auf, dass sie beide sich verändert hatten. Beide benahmen sich nicht mehr so, wie es früher der Fall war. Er machte nicht mehr ständig seine perversen Witze, nur noch von Zeit zu Zeit. Und wenn er einen abließ, tötete sie ihn dafür nicht fast, wie es früher war. Waren sie... erwachsen geworden...? "Zelos... findest du nicht auch, dass wir uns verändert haben...?", sagte sie daher leise. Er sah sie sanft an. "Ja... man könnte fast meinen, wir seien erwachsen geworden..." Sheena sah ihn überrascht an. Das er haargenau dasselbe sagte, was sie gerade eben selbst dachte, war schon... was? Beängstigend? Lustig? Schicksalshaft? "Diese Reise hat uns beide verändert..." Was auch stimmte. Sheena stand auf und ging ans Fenster, um hinaus zu sehen. Es war schon schön, dieses schöne Weiß. "Sag... möchtest du jetzt schon spazieren gehen? Ich weiß, ich hatte erst für morgen gefragt, aber da es dir ja schon wieder so gut geht..." Sie sah Zelos groß an. "Ich mein, wir können ja auch Presea mitnehmen!" Sie grinste. Als der Name Presea fiel, wurde Zelos mürrisch - er war eh schon mürrisch, weil er nicht hinaus in den Schnee wollte, aber Sheena zuliebe wäre er gegangen. Aber nun, nachdem Preseas Name gefallen war, hatte er keine Lust mehr. "Ohne mich", sagte er daher angesäuert. Sheena, die nicht wusste, wieso Zelos plötzlich so miesepetrig war, starrte ihn überrascht an. "Was... ist denn in dich gefahren?" Zelos wandte beleidigt den Blick ab. "Nichts. Viel Spass, euch beiden!" Und damit schwieg er dann. "Gut, wenn das so ist. Danke, werden wir haben!" Und Sheena stapfte, ebenfalls sauer, aus dem Zimmer. Als Presea aufwachte, war sie alleine. Aber auf dem Tisch stand ein Teller mit geschnittenen Äpfeln, dem ein Zettel beilag, auf dem "Guten Appetit." stand. Sie wusste nicht, von wem der Zettel und die Äpfel waren, aber sie freute sich, und begann, daran zu knappern. Gerade, als sie das letzte Stückchen nahm, kam Sheena ins Zimmer. "Ah, Presea-chan, du bist wach. Und, schmeckt er dir?" Presea errötete natürlich wieder, ehe sie antwortete. "Der... Apfel ist von dir...?" Sheena nickte. "Jepp." Sie grinste. "Danke", nuschelte Presea. Das er von Sheena war, ließ ihn gleich nochmal doppelt so schmackhaft schmecken. Presea hatte viel Zeit zum Nachdenken gehabt. Sie hatte darüber nachgedacht, wieso ihr Sheena plötzlich so wichtig war. Sie...- Da klopfte es an der Tür. "Ja?", rief Sheena statt Presea. Die Tür öffnete sich, und Zelos kam herein. Er sah mürrisch aus, und auch leicht errötet. "Ich wollte nur sagen, dass ich mich entschlossen habe, doch mit zu kommen!" Und damit stürmte er wieder hochroten Kopfes raus. "Was war das denn?", fragte Sheena verwundert. Presea sagte nichts dazu. Es gab nichts dazu zu sagen. Stattdessen betrachtete sie den Teller und den Zettel. Die Schrift von Sheena hatte etwas exotisches an sich, ganz klar die Handschrift einer Assasine aus Mizuho. Während Sheena noch mit sinnlos fragenden Blick zur Tür starrte, nutzte Presea heimlich den Moment und packte den Zettel unter ihre Decke. Sheena seufzte. "Naja, egal...", murmelte sie leise vor sich her, ehe sie sich Presea zuwandte. "Okay, was ich fragen wollte: Magst du mit, spazieren gehen?" Die rosahaarige errötete etwas. "Spaziergehen? Ge...-" Sie stockte. "Kommt... Zelos... auch mit?" Sheena nickte. "Nach der Akition eben... anscheinend schon." Presea schaute weg. Was sollte sie tun? Zelos würde mitgehen. Dabei wäre es so toll gewesen, alleine mit Sheena unterwegs zu sein. Aber sie konnte nichts daran ändern. "Du... musst nicht mit... wenn du nicht willst..." Aber Presea winkte ab. "Doch, schon okay. Ich gehe gerne mit." Es war besser, als hier zu bleiben und die beiden alleine gehen zu lassen. "Brrrrrr" Ausgerechnet Sheena, die alle dazu angestiftet hatte, mit ihnen raus spazieren zu gehen, frierte nun wie ein Stück Esbenholz. "Ich... hätte... nie gedacht... dass es zu dieser Jahreszeit... so kalt... sein könnte...", stotterte sie verfrohren. Dabei war es erst Spätherbst! Zelos lachte. "Ja, das ist mir auch neu." Er schwieg kurz, bevor er meinte: "Neu ist mir auch, dass du so verfroren bist." Er grinste breit, und Sheena bewarf ihn mit bösen Blicken. Zum Glück hatte der Diener der Wilders an alles gedacht. Er hatte ihnen drei fast vollkommend identische Mäntel, alle in Rot, gebracht. Presea ihrer war über und über mit weißem Saum bedeckt [Anmerkung: Da ich nicht so gut im Beschreiben dieser Klamotten bin, findet ihr das Aussehen bei dem Weihnachtsbild für Minato, in meiner Fanart-Galerie], und sie trug auch eine passende, rote Strickmütze. Dazu trug sie rosane Handschuhe. Zelos trug neben einem schlichten, seltsamerweise schmucklosen roten Mantel, nur einen Schal und ein andereres Stirnband als sonst (ein schwarz-rotes). Tja, und Sheena? Sie trug einen auch relativ schmucklosen roten Mantel, der unten am Mantelende und an den Händen einen weißen, kuscheligen Saum hatte, und eine rote Mütze. Da es ihr jedoch bereits 5 Sekunden nach Verlassen der Villa zu kalt war, war sie zusammen mit Zelos - wobei "sie wurde von Zelos hinterher gezogen" besser klang, denn als er merkte, dass ihr kalt war, hatte er sie sofort an der Hand gepackt und ins Haus zurück geschleppt - wieder zurück gegangen und hatten ihr einen ultra langen und breiten Schal geholt, denn sie nun um die Schultern und um den Hals geschlungen trug. Trotz des Aufgebot an Warmhaltemöglichkeiten bibberte sie noch immer. Die Hände hatte sie im jeweils anderem Ärmel des Mantels vergraben, so, wie das alte Tattergreiße gerne zu tun pflegten. Auch Zelos fror etwas, aber bei weitem nicht so sehr wie Sheena. Er betrachtete sie. Sie zitterte deutlich sehbar, und hatte einen richtig mürrischen Gesichtsausdruck. Und dann hatte er eine Idee. Sie würde ihn zwar dafür umbringen, aber das war es wert!Noch ehe man sich versehen konnte, hatte er auch schon etwas Schnee in der Hand. "Sheena, schau mal!" Und als sich Sheena umdrehte, hatte sie auch prompt einen Schneeball im Gesicht. "Na... warte...!" Man konnte regelrecht sehen, wie sie sich in einen Dämonen zu verwandeln schien. Noch ehe Zelos sich in Sicherheit bringen konnte, hatte sie schon einen Schneeball in Übergröße ihn gegen den Kopf geschmettert. Er stand ein paar Sekunden erstmal wie angegossen da, dann schnappte er sich den nächsten Ball, und so ging es eine Zeit lang weiter. Irgendwann sah Sheena Zelos an, und Zelos sah Sheena an - und beide prusteten los. "Du siehst ja sooo bekloppt aus!" Seine Haare waren nass, und hier und da hing noch Schnee drinnen. "Ha! Du siehst auch nicht besser aus, so zitternd und bibbernd", lachte Zelos zurück. Doch da kam plötzlich Presea dazu, einen total miesen Geschichtsausdruck auf dem Geschicht. "Wenn ihr so weiter macht, werdet ihr nur noch krank." Sie sah Zelos kurz - böse? - an, ehe sie fortfuhr. "Gerade du, Zelos-san, warst erst krank." Sie schien noch etwas sagen zu wollen, doch dann drehte sie sich um. "Ich habe etwas vergessen.", sagte sie kurz angebunden, und war schon am Weggehen, ehe man etwas sagen konnte. Zelos und Sheena starrten ihr verdutzt hinterher. "... Dafür, dass ich mich um sie kümmere und sie bei mir wohnen lasse, ist sie aber sehr freundlich." Er betonte extra das "sehr". Sheena seufzte. "Ich geh nach ihr schauen!" Sie wollte sich gerade zum Gehen wenden, aber Zelos hielt sie fest. "Was soll das, Idiot?" Sie versuchte sich, loszureissen, aber Zelos blieb stur. "Siehst du denn nicht, dass es das ist, was sie will? Uns auseinander bringen?", fragte er wütend. Er könnte Presea gerade irgendwie für ihr Dazwischenfunken umbringen. Die Kunoichi sah ihn irritiert an. "Wie, in aller Welt, kommst du denn darauf?" Zelos schüttelte den Kopf. "Merkst du denn nicht, was Sache ist? Sie ist in dich...-" "Was bin ich?" Presea stand hinter Zelos, mit undeutbaren, kalten Blick - genau jener Blick, den sie früher so lange drauf hatte. Zelos sah sie kurz an, dann meinte er. "Nichts. Ich lasse euch nun lieber alleine. Ich hasse eh Schnee über alles." Noch ehe Sheena was sagen konnte, hatte er sich umgedreht und war mit eiligen Schritten davon gestapft. "Was, zum Teufel, ist nur in ihn gefahren?", murmelte Sheena verdutzt. Presea sagte mal wieder nichts dazu. Es tat ihr leid, dass Zelos nun wegen ihr gegangen war, aber irgendwo war sie auch darüber glücklich, mal etwas Zeit mit Sheena alleine verbringen zu können. Als die beiden mit der Schneeballschlacht angefangen hatten, war sie sich wieder total einsam und verlassen vorgekommen. Ihr war das mit dem krankwerden dann nur herausgerutscht, und der Ton, in dem dies passierte, tat ihr auch leid. Aber sie konnte es nun nicht mehr ändern. Sie wurde rasend, wenn sie sah, wie gut sich Sheena und Zelos seit neuster Zeit verstand. Besonders, wenn man daran zurück dachte, wie die beiden früher zueinander gewesen waren. Presea wusste, was Zelos sagen wollte. Und er hatte Recht. Sie war in Sheena verliebt, wieso auch immer. Dabei hätte man meinen können, dass sie sich eher in Zelos verlieben müsste, immerhin hatte er ihr bei der Sache mit Kamo [Anmerkung: Der eigentlich freundliche Reisende aus Kapitel 1 ^.^] geholfen, sie bei sich wohnen lassen und ihr nebenbei in gewisser Hinsicht das Leben gerettet. Aber dem war nicht so, denn wenn sie ihn sah, klopfte ihr Herz nicht - bei Sheena schon. Es gab einfach keine andere Erklärung. "Alles... in Ordnung mit dir?", fragte Sheena zaghaft. "Uhum" Presea errötete wieder. "Ja..." Sheena seufzte. "Was sollte das eben? Dir ist schon klar, dass Zelos in letzter Zeit verdammt viel für dich getan hat?" Dieser Satz war wie ein Schlag ins Gesicht. Natürlich hatte er verdammt viel für sie getan, sie hatte ja eben erst daran zurück gedacht! "Tut... mir leid...", sagte Presea kleinlaut. Sie schämte sich in Grund und Boden für ihr Verhalten. "Da bin ich aber die falsche, bei der du dich entschuldigen musst!" Als Presea aufsah, sah sie, dass Sheena trotzdem lächelte. "Wollen wir zurück, oder magst du noch etwas spazieren?" "Ich... würde gern noch etwas mit dir spazieren...", meinte Presea kleinlaut. "Wenn es dir nichts ausmacht!", fügte sie dann aber noch schnell hinzu. Sheena lachte. "Naja, mir ist zwar Hundskalt, aber diese Suppe hab ich mir selbst eingebröckt." Und so liefen die beiden eine Zeit lang gemeinsam her, die Zeit vergessend. Klopf klopf Sie klopfte zweimal, aber als nach einer Weile keine Antwort kam, öffnete sie leise die Tür und spähte in das dunkle Zimmer hinein. Es war schon so gut wie nichts zu sehen, denn die Sonne war mittlerweile untergegangen. "... Zelos?", fragte Sheena zaghaft. Keine Antwort. Sie beschloss, ganz hinein zu gehen und nach dem Schönling zu schauen. Als sie an sein Bett trat, hörte sie, dass er schlief. Daher nahm sie wieder auf dem Hocker neben seinem Bett Platz und beobachtete ihn. Die Ninja dachte an den Spaziergang zurück. Sie und Presea waren lange unterwegs gewesen und hatten größtenteils über Belangloses geredet. Irgendwann hatte Presea gemeint, dass sie eine Pause brauchte, und sie hatten auf einer Bank Platz genommen. Sheena hatte nach ihrem Befinden gefragt, und Presea hatte erst nur mit Erschöpft geantwortet. "Und... etwas durcheinander...", hatte sie dann nach einer Weile des Schweigens hinzu gefügt. "Durcheinander...?" Presea sah weg. "Ach... nicht der Rede wert..." "Das sehe ich aber anders!", fuhr Sheena auf. Wieso dachten alle immer, sie dauernd belügen zu müssen?" Und dann sagte Presea etwas, was Sheena wohl nie wieder aus dem Kopf gehen würde: "Ich...-" "Sheena...?" Es war Zelos, der sie leise aus den Gedanken ries. "Bist du das?" Sie seufzte. "Ja, ich bin da." Sie sorgte für Licht [Anmerkung: Ich hab ehrlich gesagt keinen Plan, wie genau ich das beschreiben soll, da ich auch nicht weiß, ob es da richtiges Licht gibt *drop*] Zelos sah so aus, als hätte sich sein Zustand wieder verschlechtert. Die Packung mit der Arznei lag auf dem Tisch, aber eine weitere Tablette fehlte. "Dir... geht es wieder schlechter, stimmts...?" "Nicht der Rede wert... sag, warst du bis jetzt mit Presea unterwegs?" Zelos beobachtete sie genau bei dieser Frage. Die Ninja winkte ab. "Ebenfalls nicht der Rede wert." Diesen Satz schienen sie alle drei heute besonders zu mögen, denn nicht nur sie und Zelos, auch Presea hatte ihn erwähnt, vorhin, als dieses Gespräch angefangen hatte... Um nicht daran denken zu müssen, ging sie ans Fenster und sah hinaus. Sie sah trotz der späten Abendstunde noch einige Kinder mit ihren Müttern spielen, und war verwundert darüber, dass diese Tussen sich überhaupt dazu herabließen. "Sag... hat deine Mutter auch mit dir im Schnee gespielt?" Da Sheena hinausschaute, konnte sie nicht sehen, wie Zelos schmerzhafst zusammen zuckte. Aber als sie nach einer Weile keine Antwort bekam, drehte sie sich zu Zelos um - und erschrack. Der ehemalige Auserwählte hatte einen schmerz-, aber vor allem hassverzerrten Gesichtsausdruck. "Zelos?! Hab ich was falsches gesagt? Oder hast du Schmerzen? Zelos sah zur Seite. Er wollte nicht, dass Sheena ihn so sah. "Zelos, was hast du denn, verdammt nochmal?" Sie kam zum Bett zurück. In ihrer Stimme lag nun nicht mehr nur Besorgtheit, sondern auch unverhohlene Angst. Sie beugte sich über ihn, damit sie ihm ins Gesicht schauen konnte. Aber was sie sah, ließ sie den Atem stocken. "Es ist nichts", sagte Zelos zitternd, "Alles okay, mach dir keine Sorgen..." - eine glatte Lüge. "Und wieso, verdammt nochmal, weinst du dann?" Sheena schrie aus Wut, weil er sie anlog, obwohl sie doch sah, dass etwas ganz und gar nicht okay war! Eine Zeit lang schwiegen beide. Zelos schien, als versuche er, sich wieder zu fangen. Sheena tat es leid, ihn angeschrieen zu haben, aber langsam machte es sie krank, dass keiner sich zu trauen schien, ihr die Wahrheit zu sagen! Aber da sie das Gefühl hatte, es wäre besser, erstmal zu schweigen, sagte sie lieber nichts. Dann, als Zelos sich wieder gefasst zu haben schien, sagte er leise und verbittert, aber dennoch deutlich: "Meine Mutter starb bei Schnee. Sie wurde ermordet." Wieder ein überraschendes, plötzliches Ende. Aber ich musste hier einen Cut einlegen, denn sonst würde dieses Chapi die 6000. Wörter, wenn nicht gar 7000. Wörter Grenze sprengen ^^" Da fang ich lieber ein neues Chapi mit nem passenderen Titel an Kapitel 8: Die absolute Wahrheit -------------------------------- "Sie starb bei Schnee..." Was?!? Sheena wollte etwas sagen, irgendetwas, aber ihr stockte er Atem. Dann noch, bevor Sheena auch nur einen klaren Gedanken fassen konnte, fügte Zelos hinzu: "Sie wurde ermordet!" Und ihm kamen die Tränen, obwohl er sie zurückzuhalten versuchte. Sheena starrte ihn einfach fassungslos an. Seine Mutter wurde... ermordet...?! Das hatte er mir nie gesagt! Was sollte sie dazu sagen? Gab es überhaupt etwas, was sie sagen konnte? Sie betrachtete ihn noch eine Zeit lang. Er schien ihre Anwesenheit vergessen zu haben, den Blick starr gegen die Wand gerichtet, von ihr abgewendet. "Ich... gehe wohl lieber...", sagte sie trocken. Er schien, als würde er sie gar nicht hören, und sie hatte das Gefühl, dass es wirklich das Beste war, wenn sie ihn nun alleine ließ. Sicher wollte er sie nie wieder sehen, immerhin war sie ihn mit einer unbedachten Bemerkung dran schuld, dass er nun sogar weinte! Alles, wirklich alles, wäre ihr lieber gewesen, als Zelos nun in diesem Zustand zu sehen! Sie hatte sich geschworen, nie wieder eine ihr teure Person weinen sehen zu müssen, und nun war es doch wieder passiert, und es war einzigst ihre Schuld! Die Kunoichi stand auf. Sie ertrug es nicht, Zelos, der sonst immer so stark und cool war, weinen zu sehen. Sie musste einfach nur hier weg: weg aus diesem Zimmer, weg aus dieser Atmosphäre, weg aus dieser Villa... weg von Zelos! Dann wandte sie sich zum Gehen um. Zelos sah immer noch mit unbewegtem Blick gegen die Wand, schien sich ihrer Anwesenheit nicht mal bewusst. Sie wollte noch etwas sagen, aber es gab nichts, was sie hätte sagen können. Dies war ihre Schuld. Sie hatte wieder einmal versagt! Dennoch sagte sie: "Es... tut mir leid... Leb wohl...!" Zelos zuckte zusammen - die erste Reaktion, seit er diesen verhängnissvollen Satz gesagt hatte -, und noch ehe die niedergeschlagene Assasine einen Schritt weg von ihm tun konnte, hatte Zelos sie am Arm gepackt. "Nein...", keuchte er erstickt. "geh nicht... Bitte!" Zelos schämte sich ob seiner Tränen und seiner unkrontollierten Art, aber es ging einfach nicht anders. Und er wollte nicht alleine sein. Das Gefühl, Sheena nie wieder zu sehen, würde er sie nun gehen lassen, ließ ihn außerdem nicht los. "Bleib... diese Nacht bitte bei mir...", sagte er leise. Sheena errötete. "Das... geht nicht... Zelos, es tut mir..." Er sah sie einmal kurz an, und sie verstummte. Schon so, wenn er seinen Charm spielen ließ, war es schwer, ihm zu widerstehen, aber mit diesem unendlich schmerzvollen und unbeschreibar verletztbarem Gesichtsausdruck konnte Sheena dies noch weniger. "Na gut..." Auch, als er ihr mit einer Handbewegung bedeutete, sich neben ihm aufs Bett zu hocken, sagte sie nichts. Sie wollte wirklich, um nichts lieber auf Welt, nun bei ihm sein und ihm zur Seite stehen. Also nahm sie neben ihm auf dem Bett Platz, und hüllte sich sogar in die Decke ein, die bereit lag. Zelos hatte sich mittlerweile wieder gefangen, er weinte nicht mehr, aber sein Blick war in die Ferne geschweift, und es lag unendlicher Kummer drin. "Ich... habe bisher niemanden erzählt, was passiert war...", begann er stockend. "Ich... war damals noch ein ganz kleiner Bub... in Meltokio hatte es geschneit wie noch nie zuvor - man könnte es mit Flanoir vergleichen - und ich sah zum allerersten Mal in meinem Leben Schnee. Meine Mutter und ich waren in den Garten gegangen und hatten einen Schneemann gebaut. Aber plötzlich brach der Schneemann zusammen, und noch ehe ich verstand, was geschehen war, war überall nur noch Rot und..." Er stockte kurz, das erzählen fiel ihm sichtlich schwer. "Es war das Blut meiner Mutter..." Er schwieg wieder ein paar Sekunden, und als er Sheena ansah, las sie ihn seinen Augen so unglaublich viel Schmerz und Leid, so viel, wie sie es bei einem Menschen zu sehen nie für möglich gehalten hätte. "Man hatte sie ermordet...", sprach er bekümmert weiter. "Noch beim Fallen griff sie mich an der Schulter, und was sie mir an diesem letzten Tag sagte, werde ich mein Lebtag nicht wieder vergessen... 'Du hättest nie geboren werden dürfen' waren ihre letzten Worte." Sheena starrte ihn fassungslos an. Wenn er ein kleiner Bub war, dann... "Sowas... sagt man doch keinem Kind!" Sie war den Tränen nahe, so weh tat ihr Zelos' Geschichte. Wie hätte sie je ahnen können, welch grausame Vergangenheit er verbarg?! Aber es kam noch schlimmer: "Vermutlich liebte sie einen anderen. Aber wegem dem Cruxis-Orakel musste sie den damaligen Auserwählten heiraten - niemand anderen als meinen Vater. Und der Alte hatte ebenfalls eine andere. Ob die beiden sich je liebten, ist also fraglich..." Sheena wollte gerade einwerfen, dass das doch nicht seine Schuld war, aber er sprach weiter: "Dazu kommt, dass die Magie, die meine Mutter tötete, für mich, den zukünftigen Auserwählten, bestimmt war. Aber es war nicht so, als hätte sie mich zu retten versucht - sie stand einfach nur und bedauerlicherweise in der Schusslinie... Trotzdem, seit diesem Tag hasse ich Schnee und Halbelfen denn es war Seles' Mutter, die versucht hatte, mich umzubringen - eine Halbelfe..." Die Ninja hätte sich schlagen können. Deshalb wollte er nicht mit... und ich Idiotin zwinge ihn auch noch dazu, mit mir im Schnee spazieren zu gehen! Plötzlich ergab alles so viel Sinn, als würde sie plötzlich durch einen Spiegel auf den wahren Zelos blicken können. "Wieso sie das tat, weiß ich nicht, vielleicht aus Eifersucht oder aus Hass... Sie wurde hingerichtet, und Seles wurde in der Abtei unter Haussarrest gesetzt - sie könnte ja die selben Absichten wie ihre Mutter haben, oder so..." Seine Stimme war ein einziger Spiegel seiner Verbitterung. Sheena fiel das Sprechen schwer. "Das... war also geschehen...", sagte sie schlicht, was besseres fiel ihr nicht ein. Zelos sah sie kurz an und nickte. Er war den Tränen wieder gefährlich nahe. "Weißt du... ich wollte nie der Auserwählte sein! Ich verfluchte mein Schicksal seit jenem Tag, aber es änderte nie etwas. Ich war eine Gefahr für all jene, die mir nah und wichtig waren..." Er sah sie groß und traurig an, und ihm rann eine Träne herab. "Als ich dich kennen lernte, wurde der Wunsch, einfach nur wegzurennen, und ein glückliches Leben - mit dir - zu führen, unerträglich groß. Und als ich dir versprach, ich würde kommen und dich holen, da meinte ich es verdammt nochmal ernst." Er schrie nun. "Aber als ich dann darüber nachdachte, wurde mir klar, dass man uns beide, dich sowie mich, dauernd verfolgen würde! Es hatte einfach keinen Sinn, auf ein schöneres Leben zu hoffen!" Er schwieg wieder eine Weile vor sich her. Sheena wusste nicht, was sie sagen sollte. Diese ganze Geschichte klang viel zu schrecklich, um wahr zu sein. Aber wieso sollte Zelos lügen? "Zelos, ich...-" Er sah sie wieder mit seinen unendlich schönen, blauen Augen an, die so klar schienen wie der Umancy See, aber in diesen Momenten voll mit unsagbarer Pain und Schmerz waren. Endlich schien sie zu begreifen, wieso er sich all die Jahre so benommen hatte... "Dann kam uns zu Ohren, dass in Sylvarant eine weitere Auserwählte auf der Weltenerneuerungsreise war. Darin sah ich meine Chance, dich von mir wegzubekommen, ehe ich zu schwach werden würde, um dich von mir fernhalten zu können, und damit von der Gefahr, die meine Anwesenheit mit sich brachte. Ich schlug daher dich als Killerin der Auserwählten in Sylvarant vor, nicht etwa, weil ich wollte, dass du stirbst, sondern einfach, damit wir uns nicht wieder sehen mussten. In der Zwischenzeit wollte ich Meltokio verlassen und irgendwo hingehen, wo mich nie jemand finden würde - ein idiotischer Gedanke, ich weiß, aber ich war verzweifelt! Aber dann kam einer der Cruxis Engeln, und erzählte mir, dass du dich mit der Gruppe der Auserwählten angefreundet hättest. Er sagte mir 'Wenn du deine Liebste retten willst, vernichte die Gruppe der Auserwählten. Wenn wir es nämlich tun müssen, können wir nicht versichern, dass die kleine Assasine es überleben wird.' und ich verprach, ihnen zu helfen. Im Geheimen versuchte ich aber, einen Plan zu ersinnen, wie ich so tun konnte, als sei ich auf Cruxis Seite, aber euch trotzdem helfen konnte! Dann lernte ich Lloyd kennen, und... naja, was soll ich sagen? Der kleine Querkopf hatte mir wieder Hoffnung gegeben... die Hoffnung auf ein besseres Leben... und... naja, den Rest kennst du ja..." Sheena nickte. Weitere Erklärungen diesbezüglich waren hinfällig. Er sah sie wieder an. Er war wieder ruhig, so ruhig, wie er meistens war. "Es... ich wollte immer nur, dass es dir gut ging... Nachdem du das eine mal beinahe wegen mir gestorben wärst, konnte ich einfach nicht mehr mit dir zusammen sein..." Sheena dachte an damals zurück. Damals waren sie sich das erste Mal begegnet. Sie waren miteinander unterwegs gewesen und hatten miteinander intensiv geredet, und plötzlich hörte Sheena ein Geräusch im Gebüsch, und ehe sie sich versah, hatte ein vergifteter Pfeil ihre Schulter getroffen. Zelos hatte sie sofort zu seiner Villa in Meltokio gebracht, wo sie 3 Tage lang im Fieber gegen den Tod gekämpft hatte. Nie wollte sie den Schmerz und den Kummer in Zelos' Augen vergessen. Aber als sie einige Tage nach ihrer Genesung wieder nach Meltokio kam, hatte sie ihn zusammen mit drei oder vier Tussen gesehen, und auch, als diese sie total niedergemacht hatten, hatte er nichts gesagt, ja sogar getan, als würde er sie nicht kennnen. Und da hatte sie vergessen, wie er ausgesehen hatte, als sie wegen ihm verletzt wurde. Sheena dachte nicht mehr weiter. Es brachte überhaupt nichts mehr, sich mit Vergangenen auseiander zu setzten. "Also... tatest du das nur, um mich absichtlich zu verletzten...?" "Ja. Mir war lieber, du hasst mich, aber in Sicherheit." Sheena sagte nichts dazu. Was auch? Es war alles gesagt. Eine Zeit lang saßen beide schweigend beisammen. Sheena wusste nicht, was sie sagen sollte, und Zelos starrte gedanken verloren vor sich her. Wenigstens sieht er nun nicht mehr so traurig aus... aber ich sollte ihn besser alleine lassen..., dachte sie. Sie wollte sich zum Gehen wenden. Aber Zelos hielt sie erneut fest. "Bitte... du wolltest die Nacht bei mir bleiben.", erinnerte er sie. Er hatte keine Ahnung, wieso er sie um sowas gebittet hatte, aber er wollte unter gar keinen Umständen alleine bleiben. Und sie hatte es ihm versprochen. Sie errötete. Was... denkt er sich nur...?! "Was...? Das... geht nicht... Presea wartet auf..." Sie stockte, aber es war zu spät. Sie hatte dummerweise schon wieder ihren Namen erwähnt, obwohl sie doch mittlerweile wusste, dass Zelos seit neuster Zeit nicht gut auf sie zu sprechen war (was auch verständlich war, so, wie Presea sich benahm). Zelos packte - verständlicherweise - die Wut. Presea hier, Presea da! Ihm ging es hundsmiserable, und zu allem Überfluss hatte er ihr eben quasi seine gesamte Lebensgeschichte erzählt, und sie dachte nur an Presea?!? Im Nachinein wusste er nicht, was genau passierte. Anscheinend übernahmen seine männliche Instinkte [wie das klingt oô] und der Wille, Sheena nicht einem kleinen Mädchen zu überlassen, sein Handeln. Mit einer schwungvollen Bewegung hatte er sich über die im Bett sitzende Sheena geschwungen und sie somit ins Bett gedrückt, quasi festgenagelt. "Sheena, verdammt nochmal! Verstehst du ihre Absichten immer noch nicht?" Er sah ihr fest in die Augen, und Sheena traute sich nicht, sich zu wehren. So sauer hatte sie ihn bisher sehr, wirklich sehr selten erlebt! Trotzdem drehte sie den Kopf weg. "Zelos, bitte...! Ich..." Weiter kam sie nicht, den in dem Moment wurde sie stürmisch von Zelos geküsst. Doch diesmal war es anders. Er küsste sie diesmal nicht sanft, sondern richtig wild, und ließ ihr auch kaum Luft zum Atmen. Er ließ seine Zunge fordernd an ihren Lippen knappern, bis sie der Versuchung nicht mehr länger standhalten konnte und ihr erlag. Als er kurz von ihr abließ, versuchte sie dennoch, ihn von sich runterzustoßen, aber natürlich hatte Sheena nun noch weniger Chancen. Er ließ sie auch erst gar nicht zu Wort kommen - ganz so wie ein Jagdhund, der Blut geleckt hatte, und so schnell nun nicht mehr zu Sinne kommen würde. Nach einer Weile ließ er ab, aber nur, um sich dann von ihren Backen langsam in richtung Hals zu kämpfen. "Zelos, nein... bitte" Ihr rannen Tränen hinunter. Aber er hörte sie anscheinend nicht, und wenn, dann ignorierte er sie scheinbar. Als er bei ihrem Ohr war, flüsterte er jedoch leise, kaum hörbar, aber so, dass sein Atem Sheena eine Gänsehaut bereitete: "Sheena... Ich denke, sie mag dich, verwechselt das aber mit Liebe... und selbst, wenn sie dich wirklich lieben sollte... - Keiner liebt dich so sehr wie ich!" Sheena schluckte. Einerseits, wegen dem Satz über "sie" - Die Ninja wusste natürlich, wen er mit "sie" meinte - und sie wusste, dass er Recht hatte. Aber auch, wegen dem indirekten Geständnisses, dass er eben abgelegt hatte. Trotzdem... sie konnte nicht einfach so tun, als hätte sie keine Pflichten mehr! "Aber... sie... braucht mich...!" Zelos sah sie eine Zeit lang leicht schnaufend an, und es schien, als würde er sich etwas beruhigen. Sheena dachte schon, es sei vorbei, aber Zelos, urplötzlich wieder so sanft wie bisher, nahm ihr Gesicht in seine Hände und zwang sie somit, ihn anzusehen. "Ich... brauche dich auch, Sheena!" Er küsste sanft ihre Tränen weg. "Sheena... " Er hauchte ihren Namen nur, aber es reichte, um bei der Ninja ein Kribbeln auszulösen, dass sich durch den ganzen Körper schlängelte. Er küsste langsam weiter abwärts, bis er bei ihrem üppigen Dekollete angelangte. Und da setzte Sheenas Verstand aus (oder eher ein?)! Bis hierhin und nicht weiter! Ehe sich der ehemalige Auserwählte versehen konnte, hatte die Assasine ihn einem gewaltigen Stoss verstetzt (das ging natürlich nur, weil er gerade unachtsam war, ansonsten hätte sie ihn nie von sich runter bekommen!). "Zelos, du mieser...!", wollte sie auffahren. Aber sie konnte nicht. Was...? Zelos fuhr sich mit der Hand über das verschwitzte Gesicht. Er sah Sheena eindringlich an, und selbst im schwachen Kerzenschein sahen seine Augen wunderschön aus. Er kam wieder näher, aber anstatt diesmal unanständig zu werden, nahm er nur ihre Hand. "Verzeih mir... aber ich bin auch nur ein Mann..." Sheena starrte ihn geschockt an. Sie wusste natürlich, dass er ein Mann war - wie dämlich müsste sie auch sein, um das nicht zu wissen? -, aber sie hatte diese ganze Situation dennoch noch nie aus dieser Sicht der Dinge geschehen. Er war ein Mann, und er liebte sie, daran zweifelte sie mittlerweile auch nicht mehr - dazu war er viel zu ernst. Und da war es wohl auch klar, dass er sie... begehrte... Sie errötete bei diesem Gedanken nicht nur, sie verkrampfte sich dabei auch. Wann... war es soweit gekommen...?! Und wie weit wäre es noch...?! Er schien zu spüren, welche Wege ihre Gedanken gerade zu gehen schienen, und drückte noch etwas fester. "Keine Sorge...", flüsterte er leise, aber auf eine Art, die Sheena plötzlich unglaublich männlich vorkam. "Ich... würde nie etwas tun, was gegen deinen Willen ist..." Anstatt darauf mit "Dafür tust du das aber ziemlich oft" zu antworten - der erste Gedanken, der ihr dabei durch den Kopf ging - stoßte sie ihn - aus Reflex? - nur nochmals mit einem "Du Blödmann" von sich weg. Sie war mittlerweile röter als die reifeste Tomtate, und glühte auch regelrecht. Doch anstatt wieder irgendeine ernste [oô"] Blödheit zu machen, sah Zelos sie erst eine Zeit lang an, sah dann kurz weg - Sheena bemerkte, dass auch er über beide Backen errötet war, was sie leicht zum Schmunzeln brachte -, sah sie wieder an - und prustete plötzlich lauthals los! "Boah, Sheena, wenn du dich sehen könntest!" "Was?!" Die Assasine verstand kein Wort. "Was... was soll das?! ist das nun wieder ein Spiel, Blödmann? Das Spiel 'Ärgere Sheena, bis sie dich totprügelt'?" Eben war er noch total wild gewesen, und nun plötzlich wieder der perverse Witzereißer (der er übrigens schon lang nicht mehr gewesen war)? Hatte er sie nur auf den Arm genommen? Sie war wirklich kanpp davor, ihm eine zu scheuern. "Whoa, whoa, whoa. Sorry, Sheena... aber... ach, du sahst eben irgendwie so süß und sexy zugleich aus... und das hat mich einfach umgehauen, weil ich das noch nie bei 'ner Frau so gesehen habe." Er fuhr sich wieder über das Gesicht. Er mochte es, wenn Sheena ihn so böse anstarrte, denn er liebte es, sie zu necken. Er wusste, dass sie sich ihrer schämte - was er gar nicht verstehen konnte -, also musste sie sich zur Strafe seine Neckereinen antun - solange, bis sie sich endlich selbst akzeptiert hatte. Sein plötzlicher Frohsinn hatte aber noch nen anderen Grund. Er war so nahe dran gewesen, etwas zu tun, was Sheena jetzt noch nicht gewollt hätte, und damit wäre alles kaputt gewesen. Es war aber nicht dazu gekommen und... Nunja, nun musste er irgendwie wieder runter kommen, und damit sie das nicht merkte, machte er wieder einen auf Macho-Zelos - was zu klappen schien: Sheenas Blick klebte auf irgendeinen Punkt vor ihr auf der Decke - Ja nicht Zelos ansehen, waren ihre dazu gehörigen Gedanken -, und sie war so errötet (wahrscheinlich durch seinen letzten Spruch, den er natürlich auch genau so gemeint hatte!), dass sie sich offentsichtlich nicht mal wagte, ihn auch nur eine Sekunde lang anzusehen. Würde sie jedoch mitbekommen, wie fertig sie ihn eigentlich machte, dann... Zelos dachte nicht weiter. Es war ihm einfach peinlich, Punkt. Also grinste er breit. "Aber jetzt sag bloss nicht, dir hätt es nicht auch gefallen... komm, gib's zu, du willst mehr!" Er grinste noch viel breiter, und im nächsten Moment hatte er eine fangen. "Hey! Kein Grund, mir gleich wieder eine zu scheuern!", jammerte er, aber als er Sheenas zur Faust geballte Hand sah, ließ er das Weiterjammern lieber. Sie sah ihn noch ein paar Sekunden wütend an, merkte aber selber, wie ihre Wut wieder verrauchte, und dann lachte sie zu ihrer größten Überraschung sogar mit. "Du... bist echt so unglaublich blöd! Ich hätte dich umbringen können, und du machst auch noch weiter mit deinen perversen Witzen!" Sie gab es ungern zu, aber damit hatte er jedoch die Stimmung wieder gehoben, und war sie ihm total dankbar dafür. Sie lachten daraufhin eine Zeit lang - und das wirklich unbeschwert. Für einen winzigen Moment schienen die Sorgen verflogen, und die Welt schien sich nur um sie beide zu drehen. Irgendwann dösten die beiden nebeneinander und im selben Bett ein... zumindest Zelos schien einzudösen; Sheena lag noch lange wach. Sie dachte über die letzten Tage nach. Über das Gespräch mit Presea... Sie und Presea waren bis zum späten Abend unterwegs gewesen und hatten größtenteils über Belangloses geredet. Irgendwann hatte Presea gemeint, dass sie eine Pause bräuchte, und sie hatten es sich auf einer Bank bequem gemacht. Sheena hatte nach ihrem Befinden gefragt, und Presea hatte erst nur mit Erschöpft geantwortet. Erst nach längerem Nachbohren hatte sie das Mädchen zum Reden gebracht. "Und... etwas durcheinander...", hatte Presea dann, nachdem Sheena nicht locker gelassen hatte, gemeint. Sheena sah das einst kleine Mädchen eindringlich an. "Durcheinander...?" Presea sah weg. "Ach... nicht der Rede wert..." Sie war errötet, aber Sheena dachte erst, es hinge mit der Kälte zusammen. "Das sehe ich aber anders!", fuhr Sheena auf. "Wieso denken alle immer, mich dauernd belügen zu müssen?" Und dann sagte Presea etwas, was Sheena wohl nie wieder aus dem Kopf gehen würde: "Ich... habe mich in dich... verliebt, Sheena-san..." Sheena hatte sie daraufhin erstmal ausgelacht, so fies es auch klang. "Verliebt? Komm, mach dich nicht lustig!" Als sie jedoch sah, wie Presea wie unter einem Hieb zusammen zuckte, nahm sie sich etwas zurück. "Jetzt... Presea, nun hör doch mal... das geht doch nicht! Du bist erstens ein Mädchen, so wie ich, und zweitens bist du (wahrscheinlich) älter als ich, und drittens darf ich niemanden lieben." Der letzte Satz tat ihr leid, bevor sie ihn gesagt hatte, aber es war wieder mal zu spät. Irgendwann würde sie sich den Mund zukleben, das versprach sie sich gedankenlich. Presea sah sie auch verdammt sauer an. "Das merkt man", keifte sie. "Und was ist dann mit Zelos?" Sie schrie fast. "Hey, jetzt beruhig dich mal!" Sheena wurde sauer. "Was geht dich das mit Zelos an? Ist das nicht mein Leben?" Presea zuckte daraufhin wieder zusammen. "Ja", murmelte sie. "Dann lüg mich aber auch, verdammt nochmal, nicht an!" Und dann war sie einfach weggerannt. Sheena war ihr natürlich gefolgt, doch in der Villa und an Preseas Zimmer angekommen war sie nur gegen eine verschlossene Tür gestossen. Dann war sie zu Zelos gegangen, und der Rest... Sie musste an ihren Auftrag denken. So schön es auch im Moment war, sie war immer noch Ninja, würde es vielleicht für immer sein, und durfte ihren Auftrag nicht vernachlässigen. Und Zelos... störte sie. So hart es für Sheena auch sein mochte, es war so. So konnte sie nicht weiter machen. Leise, ohne Zelos aufwecken zu wollen, stieg sie aus dem Bett. "Tut mir leid, Zelos...", flüsterte sie. "Aber mir bleibt nichts anderes übrig, als dich verlassen zu müssen..." Sie beugte sich über ihn und küsste ihn sanft. "Leb wohl...!", flüsterte sie tränen erstickt. "Leb wohl..." Kapitel 9: Abschied...? ----------------------- Als Zelos am nächsten Morgen aufwachte, merkte er sofort, dass Sheena nicht mehr da war. Doch er redete sich ein, dass sie wahrscheinlich nur vor ihm wach gewesen war und daher schon aufgestanden war. Aber als er nach unten kam, und niemand war dort, wusste er, dass etwas nicht stimmte. Sheena war gegangen. Wegen Presea. Vage hatte er ihre Stimme gehört, wie sie sich von ihm verabschiedet hatte, aber es nur als dummen Traum abgestempelt. Aber es war kein Traum. Sie war gegangen. Das bestätigte auch der Brief, der auf dem Tisch lag. Lieber Zelos, es tut mir leid, aber so kann es nicht weiter gehen. Ich bin eine Ninja, und ich habe meine Aufgaben, so, wie du deine hast. Meine aktuelle Aufgabe ist es, auf Presea aufzupassen, sie zu beobachten und sie zu beschützen. Dabei bist du mir leider im Weg. Mit meinen Gefühlen zu dir hat es nichts zu tun. Auch, wenn ich es dir nie sagen konnte, so sind meine Gefühle zu dir aufrichtig, und ich weiß, dass deine es ebenfalls sind. Ich hatte viel Zeit zum Nachdenken... es war einfach nur dahergesagt, ich weiß, aber wenn dies mit Presea vorbei ist, würde ich es gerne versuchen... du, ich... wir beide... Wir sollten dann wirklich nach Mizuho gehen... und wenn sie verweigern, dann lass uns das Fahrende Leben versuchen... Du bist glücklich, nur, solange du mit mir zusammen bist? Wieso sollte es dann nicht ungekehrt auch gehen? Ich weiß, das sind Kinderträume, aber besser als dieses kindliche Streiten und Aus dem Weg gehen ist es auf jeden Fall... Besser als dieses ständige Auf und Ab... Durch dich will ich wieder träumen können... Warte auf mich... Deine Sheena Zelos hätte vor Wut am liebsten den Brief zusammen geknüllt. Okay, vielleicht meinte sie das, was im Brief stand, wirklich ernst, und würde wieder kommen. Vielleicht aber auch nicht. Und was dann? Nein! Soweit würde er es nicht kommen lassen! "Sebastian, ich bin sofort wieder da!" Und noch ehe der Diener auch nur fragen konnte, wo er hinginge, war sein Master schon aus der Türe draußen. "Wieso... tust du das?" Presea wusste nicht, wieso Sheena nun plötzlich Zelos und Meltokio verlassen wollte. Sheena versuchte zu lächeln, aber es kam nur eine Grimasse zustande. "Du... magst ihn ja nicht..." Mehr sagte sie nicht, und mehr würde sie auch nicht sagen. Sie war irgendwo sauer. Zum ersten Mal waren Zelos und sie nicht miteinander umgegangen wie zwei kleine pupertierende Kinder, sondern wie zwei Erwachsene. Und dann kam ihr ihr Leben als Ninja - und Presea, aber so fies wollte sie nicht sein - in die Quere und vermasselten alles. Sie bezweifelte, dass es nun jemals wieder so werden würde, wie es in den letzten Tagen war - wenn sie Zelos denn je wieder sah. Denn sie konnte sich gut vorstellen, dass sie den ehemaligen Auserwählten in der letzten Nacht auch zum letzten Mal gesehen hatte. Aber daran wollte sie nun nicht mehr denken. Sie war gegangen, gerade um nicht mehr ständig an ihn denken zu müssen. Vielleicht war dies ja wirklich ihr letzter Auftrag. Es konnte sein, dass sie ihren Auftrag nun schon so schlecht erfüllt hatte, dass sie keinen weiteren mehr bekommen würde. Oder, dass sie nun alt genug war, um Orochi oder wen auch immer zu heiraten. Oder, um Zelos zu heiraten. Letzterer Gedanken hätte sie eigentlich zum Erröten bringen müssen, aber sie beherrschte sich. Es musste nun endlich damit vorbei sein, bis das alles zu Ende war. Presea und sie waren mittlerweile an der Stadtmauer angelangt. Sie konnten noch nicht eher gehen, weil Sheena sich noch beim König abmelden musste, und das hatte eine Zeit lang gedauert. Nun zog sie ein letztes Mal den süßen Duft der Stadt ein. Der Schnee war Gott sei Dank schon fast geschmolzen, sie würden also nicht Wochenlang durch Schnee und Kälte stapfen müssen. Gerade so, als könnte Presea Gedanken lesen, fragte sie: "Wo gehen wir eigentlich hin?" Sheena sah sie an. "Nach Sybak. Ich bringe dich zu Professor Kate, und dann schauen wir weiter." Presea nickte; auch, wenn ihr diese Idee nicht gefiel. Hauptsache, sie konnte noch etwas Zeit mit Sheena alleine, ohne Zelos oder sonstwem, verbringen. Doch das Schicksal meinte es nicht gut mit ihr: In diesem Moment hörten beide eine bekannte Stimme, und da war Zelos schon mit einem eleganten Sprung die Treppen runtergesprungen. "Sheena!" Schnaufend blieb er vor den beiden stehen, und während er Presea einen vernichtenden Blick zuwarf, rief er: "Ich lasse nicht zu, dass du mich wegen ihr verlässt!" Und Presea ging. Sie konnte nichts dagegen tun, ihre Füße trugen sie von ganz allein weiter. Sie war den Tränen nahe, und noch ehe sie sich versah, rannte sie, die hinterherrufenden Worte von Sheena ignorierend. Wieso? Wieso? Immer und immer wieder fragte sie sich, aber egal, wie verzweifelt sie war: sie bekam keine Antwort. Wieder einmal hatte sie einen so wichtigen Menschen verloren. Und was, wenn Sheena Zelos nicht liebte? Einen ganz kleinen Moment keimte in Presea Hoffnung auf. Wer sagte denn, dass das, was Sheena für den ehemaligen Auserwählten empfand, tatsächlich Liebe war? Es konnte doch sein, dass Presea doch noch hoffen durfte. "Ich... muss zurück... muss sie fragen...", murmelte sie leise vor sich her. Und wieder einmal trugen ihre Beine sie wie von selbst, zurück zu Sheena - dem Mädchen, dass sie so unbeschreiblich sehr liebte... vielleicht konnte sie ja doch gegen Zelos gewinnen... und das musste sie heraus finden... "Warte, Presea, wo willst du hin?" Sheena wollte ihr hinterher, aber Zelos hielt sie fest. "Z... Was soll das, Depp?", keifte sie ihn an. Zelos holte tief Luft. Er schien kurz mit sich selbst zu kämpfen, und Sheena überkam ein unwohles Gefühl. Sie begann leicht zu zittern, auch, wenn sie selber nicht wusste, wieso überhaupt. Zelos sah noch einmal zur Seite. Sollte er es ihr sagen? Aber was sollte er sonst tun? Sie musste es heraus finden, und es wurde Zeit für ihn, auch mal zu seinen Taten zu stehen, ohne Wenn und Aber. Er hatte das getan, damit sie bei ihm blieb, und auch, wenn es egoitisch war, es war nun einfach so, und er hatte nun die Pflicht, ihr die Wahrheit zu sagen. Er nahm kurz tief Luft, verspannte seine Haltung etwas und blickte dann der besorgt dreinsehenden Assasine tief in die wunderschönen braunen Augen. "Hiermit überbringe ich dir die Nachricht, dass du vom Fall Presea abgezogen bist. Jemand anderes aus deinem Dorf wird sie zu Kate bringen, welche sich dann fortan um sie kümmern wird." Sheena starrte ihn irritiert an. Was... hatte er da gesagt? "Was... Wieso...?" Sie starrte ihn weiterhin verständniss- und fassungslos an. Was hat das zu bedeuten? Zelos fuhr mit der einen Hand durch seine Haare und räusperte sich. Mit seinen klaren blauen Augen fixierte er das durcheiander wirkende Mädchen. "Wie schon gesagt: Ich lasse nicht zu, dass du wieder verschwindest..." Die Ninja schüttelte den Kopf. "Nein...", stammelte sie entsetzt. Er wird doch nicht...?!? Aber Zelos schwieg und wich ihrem fragenden Blick aus. "Dann... das warst du, stimmts? Du hast den König drum gebeten, richtig?" Er nickte schweigend. "Wieso? Wieso tust du das? Du brichst ihr das Herz!" Sheena wusste nicht, wieso es sie so sehr mitnahm. Sie hätte eigentlich glücklich sein müssen. Wenn sie sich nicht mehr um Preseas Wohlergehend sorgen musste, konnte sie hier bleiben - zumindest eine Weile. Den Gedanken an Mizuho und an ihre Aufgaben konnte sie ersteinmal beseite schieben und überlegen, was sie tun sollte. Wieso also nahm es sie so sehr mit, dass Presea vielleicht traurig darüber sein sollte? Und dann, plötzlich, wusste sie es. Weil ich weiß, wie sehr unerwiderte Gefühle verletzten! "Und was willst du tun, damit es ihr nicht das Herz bricht?", fragte Zelos in ihre Gedanken rein. Er sah sie forschend an. "Mit ihr zusammen kommen?" Er trat auf sie zu, und nahm eine Sträne aus ihrem Gesicht. Sheena hätte gern mit "Ja" geantwortet, aber sie konnte nicht. Dazu... liebte sie Zelos einfach zu sehr. Zum allerersten Mal hatte sie diesen Satz wirklich zu Ende gedacht. Tränen kullerten zu Boden. Zelos stand erstmal ein paar Sekunden wie vom Blitz getroffen da. "W...was?" Man konnte ihm ansehen, wie er ins Schwitzen kam. "W-wieso weinst du denn jetzt?!" Er wusste nicht, wieso sie nun weinte, und schon allein der Umstand, dass sie weinte, machte ihm mehr als genug Angst. "Ich weiß es nicht!", keifte Sheena zurück. Sie schämte sich, und wusste auch nicht, wieso sie nun plötzlich rumflennte, aber zurück halten ging auch nicht - die Tränen kullerten einfach, und nahmen kein Ende. War es etwa nur deshalb, weil sie sich ausgerechnet in diesen dummen Auserwählten verliebt hatte? Zelos sah Sheena noch ein paar Sekunden mit gemischten Gefühlen an. Dann beschloss er, seinen Mann zu stehen und all seinen Mut zusammen zu nehmen. Wenn nicht jetzt, wann dann? "Sheena Fujibayashi..." Er ging vor ihr auf die Knie. "... Ich liebe dich...!" Dann küsste er ihre Hand. Sheena konnte mittlerweile nicht mehr die Tränen aufhalten, es war ein wahrer Tränensturzbach. "... Und ich will mit dir zusammen sein und mit dir zusammen leben, bis ich sterbe.", schloss er. Er wusste, dass es hart werden würde. Sie würde ihm wahrscheinlich einen Korb geben, und dann noch einen, und dann war da noch die Sache mit ihrem Ninja-Dasein und mit Mizuho und... aber er würde es auf sich nehmen, ihr so lange Anträge machen, bis sie annahm und so oft in Mizuho antanzen, bis diese sturen Ninjas ihm endlich das gaben, was er auf dieser Welt am meisten brauchte: Sheena. Sie konnte ihn vor lauter Tränen kaum noch sehen. Ich liebe dich, schallte es ihr dauernd durch den Kopf. Es war das erste Mal gewesen, dass das jemand zu ihr gesagt hatte. Davor hatte sie nur Dinge gehört wie "Ich habe mich in dich verliebt" oder "Ich will mit dir zusammen glücklich werden". Ihr stockte der Atem. Was sollte sie sagen? Sie konnte diesen Antrag unmöglich annehmen, nicht nach allem, was er ihr angetan hatte. Wie oft hatte er sie angelogen, wie oft hintergegangen und wie oft wehgetan? Aus purem Egoismus war er gerade zum König gegangen und hatte diesen gebittet, sie, Sheena, von dem Fall mit Presea abzubeziehen. Außerdem war er ein Weiberheld und konnte nicht wirklich lieben und er... Nein. Das war er nicht. Konnte er nicht sein! Das war alles nur eine Fassade, nichts weiter als eine gut gedeckte Farce, um sie, Sheena, vor Unheil zu wahren. Endlich erkannte sie die Wahrheit. Und sie erkannte auch, dass sie ohne diesen Deppen wahrscheinlich nie glücklich werden könne. Sie zog ihn hoch, und obwohl die Tränen in ihren Augen, sah sie klarer denn je, und als er verwirrt wieder auf die Beinen kam, schlang sie sich um seinen Hals. Es nahm ihm einen Moment lang den Atem, und er war verwirrter den je - Wieso umarmt sie mich, wenn sie mir doch eh gleich einen Korb erteilt? - und stand deshalb wie versteinert da, aber dann wagte er es, seine Arme zaghaft ebenfalls um sie zu schlingen. Das halb Meltokio zusah, war beiden in diesem Moment egal. "Ich dich auch... und ich will auch mit dir zusammen glücklich werden...", whisperte sie überglücklich. Wie gut es doch tat, endlich diese geheim gedachten Worte, die sie sich nie hatte zugeben können, laut auszusprechen! Zelos hörte, was sie sagte, konnte dem aber nicht folgen. "Achso... okay...", sagte er, offentsichtlich nicht dazu in der Lage, die Antwort von Sheena zu verstehen. Es war so, als würde sein Kopf ihre Worte automatisch in das umwandeln, was er nun verstanden hatte: Du Idiot, was fällt dir ein? Du willst wohl früh ins Grab, was?!? Nur den fehlenden Hieb konnte er sich nicht erklären... Wieso schlug sie ihn denn nicht balb tod, wie sie es nach solchen Worten tun würde? Er schüttelte nur verwirrt den Kopf. Damit hatte ich ja gerechnet, das war zu erwarten..., dachte er, aber irgendwas verwirrte ihn. Irgendwie klang das, was sie gesagt hatte, so gar nicht nach Abfuhr... Der ehemalige Auserwählte räusperte sich leicht. "D-damit hab ich gerechnet...", stotterte er errötend - Wieso erröte ich denn auch noch?!? -, und der verwirrte Blick von Sheena lies ihn noch mehr irritieren. "Aber ich werde dich immer und immer wieder fragen, jawohl! Warte nur ab, irgendwann sagst du ja!" Genau, das hatte er sich ja noch gerade eben geschworen, und selbst dieses komische Gefühl, dass ihn irgendwie irriterte und verwirrte, würde ihn nicht daran hindern! Sheena starrte ihn erneut an. Was ist denn nun in ihn gefahren? "Ähm... Zelos? Dir ist schon klar, dass ich eben gesagt habe, dass ich... dich..." Sie errötete, auch, wenn sie nicht recht wusste, wieso eigentlich. Wieso schäme ich mich? Aber sie musste den Satz nicht zu Ende sagen, denn Zelos schien plötzlich zu begreifen. "... W... was...? Echt...?" Der Groschen schien gefallen, und in diesem Moment überflutete eine solch unbeschreibbare Glückwelle ihn, dass er sie glatt an der Hüfte packte und wie einen Engel durch die Lüfte gleiten ließ. "Dann gibt es ja nur noch eines zu sagen!" Er lächelte sie breit an, als er ihre Verwirrheit bemerkte. "Was meinsdt du?" "Lass uns heiraten!", antwortete er, so laut er konnte, damit ganz Meltokio, mit all seinen Schnösel und Tussen, es hören konnte. "Und scheiß drauf, was die Welt darüber denkt!" Er grinste breit und schien sich nicht um die immer röter werdende Sheena zu stören. "Willst du mich heiraten, Sheena Fujibayashi?" Und Sheena weinte und grinste zugleich. "Verdammt, Ja!", rief sie aus vollen Munde. "Ja, ich will, Zelos Wilder, du verdammter Idiot!" Er ließ sie runter, sie sahen einander 5 geschlagene Sekunden an, und dann küssten sie sich, sanft und zärtlich und liebevoll, die tosende Menge um sie herum einfach vergessend und ignorierend... Als Presea um die Ecke kam, sah sie die beiden in genau dieser Position. Aber sie musste die beiden nicht sehen, um zu wissen, was Sache war. Wieso auch? Die ganze Stadt redete bereits über die beiden! Jeder wusste Bescheid, nur sie mal wieder nicht... So war es schon immer gewesen, und so würde es immer sein... Enttäuscht und mit Tränen in den Augen flüsterte Presea "Lebt wohl", ehe sie davon rannte... Das mag nun etwas überraschend kommen, aber hiermit endet Tales of Lonleyness. Aber: Es geht weiter mit Tales of Dreams, der direkten Fortsetzung von Tales of Lonleyness. Ich würde mich freuen, wenn ihr auch Tales of Dreams und Tales of Sorrow lesen würdet *verbeug* Danke an alle, die Tales of Lonleyness gelesen haben, und danke an jene, die mir geschrieben haben, was ich verbessern kann. Der größte Dank geht hierbei natürlich an : Ohne dich hätte ich diese FF wohl bis heute nicht mal halb so weit geschrieben. Danke für alles. Liebe Grüße Mitsu-Miku Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)