Nightdancer von Mihikoru (- Killerin aus Liebe II -) ================================================================================ Kapitel 3: Meeting ------------------ Die Idee zu dem Inhalt dieses Kapitels spuckt mir schon seit vielen Monaten im Kopf herum. Ich hatte diese, als ich gerade auf der Arbeit war und ich darüber nachdachte, wie wohl unsere Mitarbeiter-Versammlung am nächsten Tag ablaufen würde. Und da kam mir diese Idee ^^ Ich hielt/halte sie für ziemlich weit hergeholt und vielleicht etwas skurril um wahr zu sein (wobei dieser ganze Storyverlauf skurril ist) aber da Karma so nett war und diese Spinnerei von mir abgesegnet hat, hab ich sie nun ganz beruhigt abgetippt. Ich weiß nicht, warum mir dieses Kappi so sehr am Herzen lag, dass ich es nun schreibe aber irgendwie finde ich die Vorstellung ganz interessant. Würde furchtbar gerne eure Meinung zu diesem Kapitel hören, nachdem ihr es gelesen habt. Liebe Grüße, Mihikoru PS: Auch eure Meinung über die drei neuen Nebencharas würde mich interessieren. Kapitel 3: Meeting Es war seltsam wie nah ich ihm mit einem Male war, jedoch diesmal weder Angst noch Panik verspürte. Ich suchte Wärme und die Nähe eines Menschen dem ich bedingungslos vertrauen konnte, dies verkörperte alles Kyusuke für mich. Mein Kumpel hatte einen viel zu ehrlichen und aufrichtigen Charakter als das er diese Situation für sich ausgenutzt hätte. Für ihn - und alle anderen - lag die Schuld an Daves Tod in den Händen von Unbekannten und keiner würde je auch nur ansatzweise erahnen, dass ich etwas damit zu tun hatte. Vielleicht ließ ich mich deswegen so überaus leicht in seine Umarmung gleiten, drückte mich sogar näher an ihn heran und atmete seinen vertrauten Duft ein. Ein kleiner Hauch Pfefferminz kam mir entgegen und ich musste abermals an meinen Vater denken, den ich niemals kennen gelernt und somit keine Erinnerung an ihn hatte; außer diesem Markenzeichen. „Du wirst die nächsten Wochen bei mir bleiben, Suzuna. Ich lasse dich auf keinen Fall alleine in deiner Wohnung zurück.“ Sprach nun mein Kumpel entschlossen während er mir beruhigend über den Rücken strich. „Du bist viel zu aufgewühlt um irgendetwas zu entscheiden, deswegen werde ich das in die Hand nehmen. Ich vertraue auf dein Wort, dass du mir gerade gegeben hast.“ „Wohin willst du gehen?“ Mit leicht tränennaher Stimme löste ich mich etwas von ihm, damit ich in sein Gesicht sehen konnte. Seine leichte Anspielung im letzten Satz, ließ mich wissen, dass er vorhatte das Haus zu verlassen. „Wohin wohl? In deine Wohnung. Immerhin brauchst du Klamotten und einige andere Sachen.“ Gab er nun mit einem leichten Lächeln zurück während er die Hand ausstreckte um mir mit dem Daumen behutsam über meine nassen Lider zu fahren und die Tränenspuren abzuwischen. „Ich weiß ja, wo ich alles finden kann. Klamotten, Kosmetiksachen, wahrscheinlich noch einige von deinen Lieblingsbüchern und CD‘s. Fehlt sonst noch etwas?“ „Ja… Kero…“ Unruhig sah ich ihn an. Kyusuke hatte nichts gegen meinen Kater, jedoch wusste ich, dass er kein Haustier begeisterter Mensch war. „Es sei denn, du willst das ich ihn solange in eine Tierpension geben.“ „Ach Unsinn!“ Beinahe entrüstet blickten mich seine grünen Augen an. „Was denkst du denn von mir? Mir war von Anfang an klar, dass es dich nur im Doppelpack mit deinem schwarzen Kater gibt. - Natürlich hätte ich ihn mitgebracht. Hast du einen Transportkorb für ihn?“ Ein leichtes Nicken kam von mir. „Ja, im kleinen Abstellraum direkt neben meinem Schuhschrank.“ „In Ordnung. Dann fahre ich jetzt los und pack dir alles zusammen während du dich hinlegst.“ „Lass mich bitte nicht allein…“ Dies hätte ich ihm am liebsten gesagt, da es mich schauderte in diesem großen Haus auch nur für kurze Augenblicke allein zu sein. Ich fühlte mich nicht nur körperlich sondern auch seelisch angeschlagen und wie ein hilfloses kleines Baby. „Okay.“ Zustimmend gab ich dieses kleine Wort von mir obwohl ich mich am liebsten an ihn gekrallt und nicht mehr losgelassen hätte. Wenige Augenblicke später jedoch tat ich genau dies, denn plötzlich erhob er sich aus den Polstern und hob mich dabei auf seine Arme als wäre ich ein Fliegengewicht. Vielleicht war ich das ja auch inzwischen. Durch die ganzen Strapazen in den letzten Wochen hatte ich immer weniger gegessen, dafür mehr Koffein zu mir genommen als jemals zuvor. Mein Kumpel hatte nicht die geringsten Probleme, mich hochzuheben und mich so zu verlagern, dass ich bequem auf seinen verschränkten Armen sitzen konnte. „Willst du hier unten liegen bleiben, oder soll ich dich hoch tragen?“ Erkundigte er sich nun mit fürsorglicher Miene und soviel Zärtlichkeit in seiner Stimme, dass mir abermals leichte Tränen in die Augen schossen. „Darf ich mich in dein Bett legen…?“ Leicht schüchtern sah ich ihn an, sodass er ein Schmunzeln von sich gab. „Natürlich.“ ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Mit leicht benebelten Gedanken hörte ich noch - durch das angelehnte Fenster im 1. Stockwerk - wie sein Wagen losfuhr und die Motorengeräusche verhallten. Mit kraftlosen Gliedern zog ich mir die Bettdecke seiner Schlafstätte um einige Zentimeter höher, sodass meine Nase an den weichen Stoff gedrückt wurde. Wie ein Heilmittel sog ich seinen Geruch - der in jeder Faser der Zudecke eingebrannt war - lindernd ein und spürte nach einigen Minuten wie sich mein donnerndes Herz entspannte. Darum hatte ich mich in sein Zimmer legen wollen: Hier roch alles nach ihm und wenn ich die Augen schloss und mich konzentrierte, konnte ich mir vorstellen das er neben mir lag und somit dämpfte sich meine Angst. Er würde ja auch bald zurückkommen, dass wusste ich einfach. Nun musste ich wenigstens versuchen etwas zu schlafen, um meinen geschwächten Körper etwas Ruhe zu gönnen. Das Fieber zerrte immer noch an mir, wie mir meine zu heftig zitternden Glieder bewiesen, sowie auch das leichte Ziehen in meinem Hals wenn ich schlucken musste. So döste ich langsam aber sicher ein und wäre wohl in einen langen und wohl auch traumlosen Schlaf gefallen, wenn mich nicht das unnatürliche Quietschen aufgeschreckt hätte, dass viel zu laut durch die Stille hallte. Meine Augen öffneten sich und mit einem Mal war ich hellwach als ich das ausdruckslose Gesicht von Rey am offenen Fenster erblickte. Ruckartig fuhr ich hoch und rieb mir kurz über die Augen - wie zum Beweis, dass ich nicht träumte - doch meine Freundin saß weiterhin auf dem Fensterbrett und sah mich aus ausdruckslosen Augen an. „Wie bist du…“ Fing ich mit überschlagener Stimme an, doch sie hob abwährend die Hand. „Das Fenster war offen, Suzuna.“ Erklärte sie ruhig sodass ich den Mund zuklappte. Für unsereins als Killer, war es leicht auf den Sims eines 1-stöckigen Hauses zu kommen. „Was willst du hier?“ Verlangte ich nun mit matter Stimme zu wissen und sah sie aus feindseligen Augen an. Mein Hass hatte sich auch auf meine Freundin und Partnerin aufgebauscht. Sicherlich hatte sie mit Tora unter einer Decke gesteckt… ihr Verrat war ebenso groß, wie seiner. „Ich bin gekommen um dich zu holen.“ Wie auch mein ehemaliger Partner, blieb sie vollkommen ruhig. Irrte ich mich oder lag ein Hauch von Schuld und Besorgnis in ihrer Miene? „Mich zu holen… warum? Wollt ihr mich auch umbringen?“ Mein Tonfall war vorgesetzt spöttisch und meine Miene eiskalt doch am liebsten hätte ich mich auf sie gestürzt und ihr das Gesicht zerkratzt. „Mach dich doch nicht lächerlich, Suzuna. Wir haben Versammlung, du musst auch daran teilnehmen.“ „Ich muss gar nichts.“ Gab ich nun mehr als bissig zurück und ließ mich demonstrativ zurück auf den Futon fallen. „Suzuna…!“ Reys Ton war ungewöhnlich scharf und bestimmt doch ich ließ mich davon nicht beeindrucken. „Verschwinde bloß Rey! Tora und du, ihr habt mich beide verraten! - Ich steige aus, ein für alle mal… ich habe keine Lust mehr darauf!“ „Neko…[/i ] sei doch nicht dümmer als du aussiehst. Das hier ist kein Verein zum Synchronschwimmen, du kannst nicht so einfach aussteigen. - Die Versammlung ruft jeden Killer auf, du weißt doch wie das funktioniert.“ Ein leises Schnauben glitt durch meine leicht geöffneten Lippen. Natürlich wusste ich das, diese Versammlungen fanden schließlich dreimal alle Jahre statt. Ich hatte schon an etlichen Teilgenommen. „Denk doch an Fuma.“ Sprach sie nun eindringlich während sie sich schon wieder dem offenen Fenster zu und mir abwandte:„ Und komm diesmal pünktlich, bis später!“ Ohne eine Antwort von mir zu erwarten sprang sie aus dem Fenster. Wie erwartet, waren ihre Bewegungen so voller Anmut und Professionalität, dass ich weder ihr aufkommenden Schritte, noch das Knirschen unter ihren Sohlen hörte als sie verschwand. Mit einem leichten Gefühl der Übelkeit sah ich an die Decke des Zimmers und kniff unter einer Last weiterer Emotionen die Augen zusammen. „Denk doch an Fuma.“ Gott! Diese verdammten Teufel spielten doch alle mit meinem Schwachpunkt!! Mit wackligen Beinen schälte ich mich aus der Decke und verließ ungelenk das Zimmer… ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Der Himmel hatte sich abermals über der Metropole Tokyo zusammen gezogen und würde wohl bald ein weiteres Mal einen Regenguss abfeuern. Mir sollte es jedoch egal sein. Keine halbe Stunde später betrat ich ein stillgelegtes Fabrikgelände über einen kleinen Nebeneingang und schritt ohne Zögern auf die große metallene Eisentür zu. Mit flinken Fingern gab ich einen sechsstelligen Zahlencode auf der alten - beinahe verrosteten auszusehenden - Schaltafel ein und drückte die schwere Eingangstür nach innen auf. Ein leerer Raum stach mir entgegen. Schmutz… Staub… Hier war seit Jahren keiner mehr gewesen. Nur die leicht aufgewirbelten Staubwolken, die im Schatten der flackernden Birnen tanzten verrieten mir, dass nur wenige Sekunden vor mir andere Person hier durchgegangen waren. Dies bestätigten mir auch die schwer zu entziffernden Abdrücke auf dem schmutzigen Boden. Ein Knallen ertönte, als die Eisenverriegelung zurück ins Schloss fiel und mir somit den Ausgang versperrte. Doch ich warf keinen Blick zurück, wusste ja, dass mein Weg geradeaus lag. Direkt steuerte ich auf einen ebenso ramponiert aussehenden Fahrstuhl zu und drückte die Schaltafel mit dem entsprechenden Pfeil nach oben. Es dauerte eine Weile, doch schließlich kündigte sich der eingetroffene Lift mit kleinem Gerüttel an und nur wenige Sekunden später öffneten sich die Türen etwas rostig quietschend. Jeder normale Mensch hätte es vermieden in dieses alte Ding zu steigen, doch Eingeweihte wie ich betraten diese Einrichtung ohne Regungen. Abermals betätigte ich einen bestimmten Code - drückte mehrere Stockwerke gleichzeitig - sodass sich der Aufzug in Bewegung setzte. Obwohl ich als erstes die Ziffer 6 betätigt hatte, ruckelte die Kabine nach unten. So sollte es ja auch sein. Nach unten… Immer weiter nach unten… Mit etwas wackligen Beinen lehnte ich mich an die kühle Metallwand der Kabine und atmete tief mit geschlossenen Augen durch. Hoffentlich dauerte diese ganze Versammlung nicht zu lange. Ich musste dringend ins Bett und mich erholen. Der Zeitpunkt dieses Treffens hätte nicht unwillkommener sein können… ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Mit dem gewöhnlichen Signalgeräusch öffneten sich die Türen des Aufzugs sodass ich hinaustrat und mir einen Weg durch die große Lobby bahnte. Als ich das erste Mal dieses riesengroße Kellergeschoss betreten hatte, hatte ich das starke Gefühl in einem skurrilen Tagtraum geschleudert worden zu sein. Wie sonst war es zu erklären das unter diesem halb verfallenen - beinahe abbruchreifen - Gebäude ein verstecktes Kellergeschoss lag das so nobel ausgestattet war wie eines der renommiertesten Hotels in Tokyo. Der hell marmorierte Boden gab bei jedem Zusammenstoß meiner Stiefelabsätze ein nachhallendes Geräusch von sich. Die runden schwarzen Tische, die in mehrfacher Ausführung in der Vorhalle standen waren gut besetzt mit allerlei Personen, darunter auch groteske Gestalten; allesamt in schwarz gekleidet wie es Vorschrift war. Mit weiten Schritten steuerte ich auf die breite Bar zu die in der gegenüberliegenden Ecke angefertigt war und ebenso edel aussah wie das ganze Ambiente. Ich wusste noch genau, was meine Gedankengänge bei der ersten miterlebten Versammlung gewesen war. „Wenn wir keine Organisation von Killern wären, könnte man uns für die oberste Schicht der High Society halten.“ Aber dafür, dass wir nachts Befehle ausführten wie gut abgerichtete Hunde konnte unser großer Big Boss ja etwas springen lassen! „Einen Wodka.“ Bestellte ich knapp sodass der untersetzte Bar-Mann nickte und sich wortlos an seine Arbeit machte. Ich hatte keine Ahnung wer er war obwohl ich ihn schon seit meinem 15. Lebensjahr regelmäßig dreimal im Jahr zu diesen Versammlungen sah. Wahrscheinlich irgendein angeheuerter Angestellter der wusste wie gut es war seinen Mund über diese Geheimtreffen zu halten oder besser gesagt, wie lebensnotwendig es war zu schweigen. Gerade als ich den ersten Schluck meines hingeschobenen Drinks nahm sprach mich jemand an: „Welche Schönheit erblicken meine müden Augen? Neko… was für eine Freude dich zu sehen!“ „Zieh Leine, raion… [1] und quatsch mich nicht so blöd von der Seite an!“ „Charmant wie immer.“ Direkt neben mir war die schlanke Gestalt eines groß gewachsenen Japaners erschienen der mich mit einem fast Raubtierhaften Lächeln fixierte. Seine Iriden hatten die gleiche Farbe wie eine Haselnuss und seine Haare die im Nacken so lang waren, das diese im Kragen seines schwarzen Hemdes verschwanden wiesen denselben Ton auf wie meines. Dieser junge Mann war kein geringerer als einer der obersten Killer; ebenwürdig mit mir. Sein Deckname lautete raion und diesen Namen hatte er nicht nur seinem unheimlichen Lächeln und seiner Wendigkeit zu verdanken. Immer an seiner Seite, sein Partner kumo [2]. Ein ebenso gut gebautes und anziehendes Exemplar Mann, ausgestattet mit pechschwarzen Augen und ebensolchem Haar. Die beiden waren als Partner in den Ranglisten der Organisation verdrehten, genau wie ich und Tora… Jedoch besaßen die beiden eine schwärzere Seele als der Teufel persönlich und töteten einzig und allein aus Lust und Freude. Unter uns Killern würde gemunkelt, dass jeder ihrer Opfer sich freiwillig eine Kugel durch den Kopf schoss nur damit sie nicht weiter unter den Höllenquallen ihrer Peiniger zu leiden hatten. Dabei war Raion der Anführer dieses Wahnsinns, der Kopf dieser ganzen Sache. Kumo folgte ihm nur wie ein wohlerzogenes Schosshündchen und führte Befehle wie eine Marionette aus. „Findest du neko nicht auch über alle Maßen ansehnlich heute?“ Wandte sich nun Raion sich nun seinem Partner zu wobei er mich keinen Moment aus den Augen ließ. Seine goldbraunen Augen schienen an mir zu kleben. „Ja, sehr ansehnlich. Beinahe wie die leibhaftige Madonna [3].“ Gab nun Kumo mit unterwürfiger Tonlage zurück. Wie immer leckte er Raion beinahe die Füße. Schleimer! Entnervt verdrehte ich die Augen und wandte mich betont gleichgültig meinem Drink zu. Diese beiden Sonderlinge hatten mir zu meinem Glück und Gesundheitszustand gerade noch gefehlt. „Und? Erzähl mal! Was machst du so?“ Erkundigte sich der Blondschopf nun mit übertrieben interessiertem Gesichtsausdruck. Leuten wie dir aus dem Weg gehen! - Schoss es mir ironisch durch den Kopf. „Aufträge ausführen, genau wie du.“ „Und sonst so?“ „Drück dich klar aus, raion!“ „Das mag ich so an dir.“ Ein schmallippiges Lächeln erhellte seine dunklen Züge. „Ich meinte, dein Liebesleben. - Du bist bestimmt eine echte Granate im Bett.“ „Wenn einer meiner Liebhaber noch leben würde, könntest du ihn ja fragen.“ Er brüllte beinahe vor Lachen. „Du bist einmalig, neko.“ Vorsichtshalber rückte ich ein Stückchen ab als er mit eindeutig anzüglicher Mimik näher rückte. „Was hältst du von einem netten Abend?“ „Nicht mal in deinen Träumen.“ „Nein, in meinem Bett.“ Er leckte sich leicht provozierend über die Lippen und das typische Raubtierglimmen kam in seine Iriden. „Vergiss es!“ „Zier dich doch nicht so. Warum sollten wir es nicht tun? Wir passen doch perfekt zusammen. Raoin und neko… was ist, mein Kätzchen?“ Ächz! Dieser Typ hatte mich seit meiner ersten Versammlung auf dem Kieker. Zum Glück war Tora zu meinem Partner ernannt worden und nicht er. Tora war es auch immer gewesen, der die Annährungsversuche dieses Speichelleckers unterbunden hatte. Mein Blick trübte sich kurz als ich an die vielen Dinge zurückdachte die wir zusammen bewältigt hatten. Gefährliche Aufträge… Waghalsige Morde… Er war immer da gewesen. Meine Rückendeckung, mein Schutz. Eine nicht überwindende Mauer. Ich hatte ihm vertraut. Hatte ihm vielleicht sogar soviel Vertrauen entgegengebracht wie Kyusuke. Und er… er hatte mich verraten. Hatte mich getäuscht, mich hinterrücks betrogen. Vielleicht war der Gedanke grotesk aber ich hatte den professionellen Killer als eine Art Vaterersatz angesehen. Er war die einzige Verbindung zwischen mir und meinen verstorbenen Eltern. Die letzte Verbindung. Eine Verbindung die so dünn war wie ein Bindfaden und nun war dieser gerissen. Ich würde ihm nie wieder trauen können. Niemals wieder… Der Gedanke schmerzte mehr als die vermeidliche Wut auf ihn. „Neko…“ Der viel zu verführerische Unterton von Raion katapultierte mich aus meinen Gedanken. Ich war zu sehr von er Realität abgewichen und dieser Kerl viel zu nah gekommen. „Ich sehe an deinem Blick, dass du es auch willst.“ Gurrte er und streckte die Hand nach mir aus. Ich wollte reagieren; wollte seinen Arm packen, seine schmierigen Griffel weg schlagen doch stattdessen verwandelte ich mich zur lebenden Statur. Ich war unfähig mich zu rühren. „Finger weg!“ Peitschte in diesem Moment eine wohlbekannte Stimme zwischen uns. Sie klang ernsthaft erbost und keineswegs so ruhig und bedacht wie immer. Ein grobes zupacken um seinen Arm ließ Raion kurz aufkeuchen während er mit schreckgeweiteten Augen von Iriden aus hartem Stahl durchbohrt wurde. „Wie oft soll ich dir eigentlich noch sagen, dass du meine Partnerin nicht anfassen sollst?!“ Tora hatte auf mich schon lange nicht mehr so bedrohlich gewirkt wie in diesem Moment. Seine sonst so ruhige und kompensatorische Aura verströmte greifende Kälte und klirrende Angst. Wenn dies hier ein Fantasy-Movie und nicht die Realität gewesen wäre, hätte mein Atem Nebelschwaden in der Luft beschrieben. „Schön dich wieder zu sehen, Tora…!“ Gab raion aus zusammengebissenen Zähnen zurück und versuchte seinen Arm aus dem steinernen Griff zu ziehen. „Lass deine Finger von neko oder du wirst alle zehn demnächst auf dem Boden wieder finden.“ Reflexartig fiel mit einem Male all die aufgestaute Angst vor mir und ich stieß erleichtert meine angehaltene Luft durch die Lunge… Bis sich meine Augen wieder verengten und ich mir ins Gedächtnis rief, was er getan hatte. Tora war nicht mehr länger mein Partner. Kein Freund. Kein Verbündeter. Er war ein Verräter… Ein Schuft… Ein Feind!! „Verschwinde! Ich brauche deine Hilfe nicht.“ Zischelte ich prompt mit feindlichem Unterton und meine saphirblauen Iriden verengten sich sichtlich als ich Blickkontakt zu meinem ehemaligen Partner suchte. Seine grauen Gegenstücke sahen mir aus einer Mischung von Traurigkeit, Ruhe und einer leichten Wut entgegen. „Hast du das gehört tora? Mein Kätzchen legt keinen Wert auf deine Anwesenheit.“ Raion hatte wieder Oberwasser und winkte großspurig ab. „Verzieh dich.“ „Seit wann nehme ich Instruktionen von dir entgegen?“ Toras Stimme wurde um einige Gerade kälter - falls das überhaupt noch möglich war. “Halt dich zurück raion, ich stehe über dir. Du bist nur ein unbedeutendes Rädchen in diesem Getriebe, als kleiner Speichellecker.” Raions Mimik verwandelte sich aufgrund dieser sichtlich herausfordernden Beleidigung in die Fratze einer angestachelten Raubkatze. „Du…!“ Grollte er und seine rechte Hand zuckte sichtlich unkontrolliert zu seiner Taille wo sich höchstwahrscheinlich seine Waffe befand. Tora blieb vollkommen gelassen - wie ich es all die Jahre gewohnt war - er zuckte nicht einmal mit der Wimper. Er wusste, dass er raion haushoch überlegen war. An Erfahrung sowie auch an Reaktionsvermögen. Dies schimmerte wohl auch dem blonden Mann denn sein aufgebrachtes Mienenspiel entspannte sich plötzlich um dann ein süßliches Lächeln preiszugeben. “Oh, natürlich… ich vergaß: Du bist immerhin der Liebling unseres Bosses, nicht wahr?” Meine Nackenhärchen stellten sich auf als ich den fiesen Seitenhieb sofort erkannte. Niemand kannte unseren Auftraggeber persönlich. Er fungierte still und heimlich über uns, indem er den ältesten in den einzelnen Gruppen Textnachrichten zukommen ließ. Die Auftragsgebote auf meinem Mobiltelefon hatte ich in erster Linie niemals Tora zu verdanken gehabt, er war nur der Überbringer. Ich persönlich hatte in all den Jahren wo ich schon dutzende Morde begangen hatte niemals mehr Informationen über den Big Boss herausbekommen. Obwohl ich es wahrlich versucht hatte. Man munkelte, dass einige Killer vorzeitig ihr Ende erleben durften da sie seine wahre Identität herausgefunden hatten. Ich glaubte dies bewusst aus reiner Vorsicht. Wer so kaltblütig war und uns angeheuerten Auftragskiller wahllos irgendwelche Menschen umbringen ließ hatte auch keine Skrupel seine eigenen Männer zu töten. Dieser Kerl - wer immer er auch war - hatte sich dieses Imperium aufgebaut und er allein entschied über Leben und Tod seiner Leute. Soweit wie es ging vermieden wir untereinander über diese unleugbaren Tatsachen zu sprechen. Auch auf diesen Versammlungen war das oberste Gebot so desinteressiert zu sein wie möglich. Raion hatte sich in diesem Moment ziemlich weit aus dem Fenster gelehnt… Und Tora wusste dies, er hielt sich immer an die Grundsätze unserer Organisation. „Dreh mir ja nie zu lange den Rücken zu, mein Lieber. Sonst hast du bald ein Loch im Kopf.“ „Uhhh…! Ich zittere schon förmlich vor Angst.“ Der Blondschopf gab sich belustigt aber ein nervöses Glimmen war in seine Pupillen getreten. Er wusste so gut wie ich, dass Tora es bitterernst meinte aber genauso gut konnte er sich nicht leisten sein Gesicht zu verlieren. „Falls du es nicht bemerkt hast, du Nichtskönner: Das war keine Drohung sondern ein Versprechen.“ Ließ Rey - die plötzlich hinter Tor aufgetaucht war - mit ihrer gewohnt kühlen Stimme verlauten. „Das habe ich durchaus bemerkt, chô aber was mir entgangen ist, ist wohl die Tatsache das dich jemand in unser Gespräch gezogen hat.“ „Lass mein Team in Ruhe, raion. Die letzte Warnung.“ Auf Toras Äußerung senkte sich erdrückende Stille in unsere kleine Gesprächsrunde. Sie wurde jedoch unterbrochen von einem höhnischen Laut der meine Kehle unwillkürlich verließ. „Wir sind kein Team mehr. Unser Team ist gestorben.“ Erklärte ich mit dumpfer Stimme meinen Standpunkt und leerte meinen Drink in einem Zug. Raion zog eine seiner blonden Brauen noch oben. „Warum so bedrückt, mein Kätzchen? Wo sind deine hübschen Krallen geblieben?“ „Sind mir rausgerissen worden, mitsamt meinen spitzen Eckzähnen.“ Ich stieß mich vom Tresen ab während sich der blonde Schönling beinahe erbost an Tora wandte: „Was meinst sie damit?“ „Hat dich nicht zu interessieren!“ Fauchte Rey stellvertretend während von dem eigentlich Angesprochenen an mich gewandt kam: „ Wo willst du hin, neko?“ „Ganz weit weg von dir.“ „Neko…“ „Ich dachte, du wärst mein Partner.“ Ich wollte diese Aussage gar nicht laut äußern, es hörte sich unheimlich verletzt und hilflos an. „Das bin ich auch.“ Aus starren Iriden warf ich ihm einen Blick über die Schulter zu. „Dann rate ich dir, meinem Pistolenlauf nicht mehr zu nahe zu kommen... PARTNER!!“ Er hatte kein Recht darauf so getroffen zu klingen. Hatte keine Begnadigung zu erwarten nur weil in seinen grauen Augen ein hoffnungsvolles Glimmen lag. Er hatte mich verraten! Er hatte verdient zu leiden!! „Ihr könnt von mir aus alle verrecken.“ Mich nun endgültig abwendend begab ich mich zurück zum Aufzug. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Ich hatte genug von allem, wollte nur noch weg. Was ging mich schon die Versammlung an? Was ging mich diese Organisation an? Nichts. Nichts mehr… Ich wollte gerade die schwere Eisentür aufziehen um aus dieser verdreckten Vorhalle zu kommen als mich ein Geräusch innehalten ließ. Eine leise Saiteneinheit… Violinengeräusche. Fassungslos lauschend blieb ich einige Sekunden wo ich war bevor ich den Klängen des Musikinstruments folgte. Die Uhrsache fand ich nur wenige Meter weiter, rechts von meinem Standpunkt in einem Nebenzimmer aus gesehen. Auch hier stand einem der Staub bis zu den Knien, umwaberte einen wie gefährliche Insekten. Die schwere Tür hang lose in den Angeln und der einzige Lichtfleck spendete ein eingeschlagenes Fenster durch dessen schon löcherige Abdeckung die Sonne hereinbrach. Inmitten dieser trostlosen Umgebung hob sich die Silhouette eines groß gewachsenen Mannes ab. Seine gepflegte Haselnussbraune Haarmähne, die etwas verwuschelt über Ohren und Stirn lag schimmerte leicht unter den Lichtreflexen in diesem sonst abgedunkelten Zimmer. Seine Gesichtsmimik war ruhig während er mit geschlossenen Augen weiter die Klänge seiner Geige ins Leben rief. Auf seiner fein gebogenen Nase die beinahe aristokratisch wirkte saß eine Brille ohne Gestell und runden violetten Gläsern die von silbernen Bügel gehalten wurde. Dieser Mann hielt sein Instrument so meisterhaft wie ein gefeierter Maler seinen Pinsel. Rief die herrlichsten Töne hervor wie ein Künstler die schönsten Farben. Wie ein Dichter die poetischsten Verse. Es war wie der Flügelschlag eines Schmetterlings: Sanft, vorsichtig, rein… einfach wunderschön. Doch die Zauberkraft der Atmosphäre verflog als sich mit einem Male die Lider flatternd öffneten und Iriden in der Farbe des Meeres freigaben. Der Schmetterling glitt inmitten seines Fluges zu Boden, die Klänge verstummten und ein leichtes jedoch herzliches Lächeln umspielte die dünnen Lippen. Die Pupillen strahlten unübersehbare Wiedersehensfreude aus. „Sieh mal einer an - neko.“ „Konnnichi-wa, Kohei.“ Ich erwiderte sein Lächeln voller Ehrlichkeit und musste unwillkürlich daran denken, dass ich mitsamt meiner ersten Erfahrung als Killerin auch ihn kennen gelernt hatte. Kohei Mido. - Er war ebenfalls ein Mitglied der Organisation, jedoch war er ungewöhnlicherweise kein Killer und auch kein oberstes Rangmitglied. Er war sozusagen unser Hauptfundament auf dem all unsere Tötungen aufgebaut waren. Denn er war verantwortlich für die Waffe eines jeden einzelnen von uns. Die Patronen die wir immer wieder nachluden stammten aus seinem riesigen Sortiment, ebenso die Messer, Schwerter, Dolche, Strangulierseile und jedes weitere Mordinstrument. Wahrscheinlich war er so geschult in diesen Gegenständen, dass er allein durch dieses theoretische Wissen den perfekten Mord wie ich begehen konnte. Ich hatte ihn noch nie danach gefragt, denn er war ein netter Kerl. Ruhig, freundlich - beinahe wie Tora und ich hatte ihn vom ersten Augenblick an gern gehabt. Er war kein emotionsloses Mitglied dieses Verbandes wie manch anderer, dass wusste ich genau. Kein Mensch der kaltblütig war konnte mit solch einer fantastischen Hingabe ein so kompliziertes Instrument wie eine Violine beherrschen. „Du hast dich seit der letzten Versammlung nicht mehr bei mir blicken lassen. Sollte ich darüber verärgert sein?“ „Nicht doch.“ Schlichtend hob ich die Schultern und ließ sie gleich wieder fallen. „Warum sollte ich zu dir kommen? Ein kleiner Plausch wäre zwar ganz nett jedoch überflüssig. Meine Waffe ist vollkommen intakt.“ „Hm… Du bist die erste unter allen Killern die ich kenne, die ihr Hauptmordinstrument gut behandelt.“ „Nun ja, ich will dich ja nicht zu viel loben aber du hast mir damals alles genau erklärt.“ „Das stimmt wohl. Aber nicht nur dir - anscheinend ist das Team von euch die einzigen die meine Ratschläge auch beherzigen alle anderen denken wohl, dass so eine komplizierte Technik sogar dafür gut ist um Scheiben einzuschlagen.“ „Ich nehme das ganze eben gewissenhaft.“ „Korrekt wie immer, neko.“ Seine Mundwinkel zuckten belustigt während er sich mit dem Zeigefinger der rechten Hand seine verrutschte Brille richtete. „Man tut was man kann.“ „Ich habe auch nichts anderes von der Partnerin unseres Tigers erwartet.“ Beiläufig und vollkommen unwissend erwähnte er Toras Namen und schon versteifte ich mich sichtlich. Dies blieb ihm natürlich nicht verborgen. Kohei war ein ebenso guter Beobachter wie mein Partner. „Hab ich einen wunden Punkt getroffen?“ Seine blauen Augen schimmerten bedauernd auf:„ Ich habe es schon gehört… Es tut mir sehr Leid. Was du jetzt in diesem Moment durchmachst ist sicherlich furchtbar.“ Meine Pupillen weiteten sich, nicht fähig meine Verblüffung über sein Wissen deutlich zu zeigen. „D-Du weißt…?“ „Neko… Tora und ich sind alte Freunde. Er ist einer der wenigen unter diesen ganzen Monstern der Menschlichkeit besitzt.“ „Ach ja, findest du?“ Abweisend starrte ich in die linke Zimmerecke des schmutzigen Raumes.„ Also ich finde, dass er keinen Deut besser ist als diese Monster!“ „Ich verstehe dich…“ „Tust du nicht und schlag dich nicht auf seine Seite - Er hat mich verraten!“ „Er ist dein Partner.“ „Er war es.“ Ein bedauerndes Kopfschütteln kam von Kohei. „Du kannst 6 Jahre nicht einfach auslöschen.“ „Du weißt gar nicht… was ich alles kann.“ Stieß ich gepresst hervor und biss so fest meine Zähne zusammen, dass der Kiefer knackste.„ Wozu ich… in der Lage bin!“ „Dann sei in der Lage diese schreckliche Tragödie aus anderen Augen zu sehen. Analysiere sie und gehe nicht nur von deinem Standpunkt aus.“ Auf Koheis bedachte Worte voller Bestimmtheit sah ich ihm wieder entgegen. Nun ehrlich interessiert. „Was meinst du damit?“ „Er hat dich beschützen wollen, denk mal darüber nach.“ Einige Sekunden war ich sprachlos, dies nahm er wohl zur Gelegenheit wieder seine Violine in die richtige Position zu setzen; er fing wieder an zu spielen. „Was meinst du damit? Kohei…!“ Mein aufgebrachter Ruf blieb unbeantwortet, denn der Schmetterling erhob sich abermals in die Lüfte. - Noch geschmeidiger als jemals zuvor. Einige Augenblicke blieb ich noch inmitten der Diele stehen bevor ich mich schweigend abwandte. „Er hat dich beschützen wollen, denk mal darüber nach.“ Ich war verunsicherter als ich davor je hätte sein können… **************************************************************** [1] japanisch für = Löwe [2] japanisch für = Spinne [3] Damit hier keine Missverständnisse aufkommen: Ich meinte nicht die Popsängerin sondern die Mariendarstellung ^^ Info: In meiner letzten Vorrede war ich übrigens ein kleines Schusselchen. Es kommen nicht drei neue Nebencharas ins Spiel, sondern gleich vier. Aber der nächste neue Charakter wird wohl etwas auf sich warten lassen. Sagt mir eure Meinung zu dem lieben Kohei Mido, ich persönlich mag ihn sehr… Würde auch gerne Violine spielen *träum* *wink* Eure Mihikoru Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)