Echte Kerle von moko-chan (Dean+Sammy) ================================================================================ Kapitel 12: Unnatürliche Auslese -------------------------------- „Dean!“ Sam riss an seinen Fesseln, bis er sich die Haut blutig gescheuert hatte, und er konnte nichts mehr hören, außer seines eigenen Herzschlages, der die Schmerzen in seinem Kopf in stetem Rhythmus schlimmer werden ließ. Wieso antwortete er ihm denn bloß nicht?! „Dean!“ Um Deans Mund schwebte trotz seiner Anspannung die Andeutung eines Lächelns, als er mit ein paar schnellen Schritten auf Sam zukam und er ihn mit dem Messer von seinen Fesseln befreite, an dem nun nicht mehr nur Sams Blut, sondern auch das des besiegten Satyrs klebte. Sam sprang auf, sobald ihn die groben Stricke nicht länger daran hinderten, taumelte, weil er nach dem langen Sitzen nicht mehr Herr seines Körpers war, und fand sich in Deans Armen wieder, der ihn sanft an sich drückte. „Nicht so hastig, Sammy …“ Dean spürte, wie sich Sams Finger hinten in seinen Pullover krallten, und obwohl er wusste, dass Sam verwundet war und diese Wunden versorgt werden mussten, hielt er ihn für einen Moment einfach nur fest. „Du bist gekommen“, hörte er Sams erstickte Stimme, dann presste Sam sein Gesicht an seine Halsbeuge, und Dean kniff die Augen zu und hielt Sam noch ein wenig fester, als er begriff, was er ihm in den letzten Tagen zugemutet hatte. „Natürlich bin ich gekommen, du Idiot“, erwiderte er heiser, drückte Sam ein Stück von sich und strich ihm mit einer zärtlichen Geste das Haar aus der Stirn, ohne auch nur einen Gedanken an die Männlichkeitsskala zu verschwenden. „Oder hast du gedacht, ich lasse zu, dass meinem kleinen Bruder irgendwas passiert?“ Sam schnupfte auf und schüttelte den Kopf, und Dean wuschelte ihm ein wenig grob durchs Haar und half ihm dann führsorglich aus dem Wohnwagen, über den zu dieser späten Stunde menschenleeren Markt bis hin zum Impala. Er beförderte Sam auf den Beifahrersitz, verstaute seine Waffen wieder im Kofferraum, und als er auf der Fahrerseite einstieg, war endlich dieses beklemmende Gefühl verschwunden, das ihn ständig darauf hingewiesen hatte, dass etwas Essentielles in seinem Wagen fehlte. Sam war offenbar nicht nur als sein Maskottchen sondern auch als Wackel-Dackel für den Impala unentbehrlich. Er machte Sam einen Notverband, um endlich die Blutung an dessen Unterarm zu stillen, und dann sah er zu, dass er diesen verdammten Mittelaltermarkt mitsamt seinen verrückten Betreibern hinter sich ließ, und brachte so viele Meilen, wie er Sam zumuten konnte, hinter sich, bevor er im Morgengrauen in ein neues Motel eincheckte. Er half Sam aus dem Auto und in ihr Zimmer, und es wunderte ihn schon ein wenig, wie Sam jedes Mal zusammenzuckte, wenn seine Finger zufällig dessen nackte Haut streiften, als er ihm beim Ausziehen half. Dean versorgte jede einzelne von Sams Wunden mit einer lange nicht da gewesenen Sorgfalt und steckte ihn dann ins Bett, deckte ihn sogar zu, und Sam blinzelte müde und war auf dem besten Wege, einzuschlafen, bevor er die Augen weit aufriss, als habe er sich gerade an etwas Schreckliches erinnert. „Die Nymphe!“ Sam machte Anstalten, sich wieder aufzusetzen, und Dean legte ihm die Hand auf die Schulter und hielt ihn mit sanfter Gewalt unten. „Um die habe ich mich gekümmert, Sammy – endgültig. Schlaf einfach, ok?“ „Aber … ich …“ Sams Blick traf auf den von Dean, und Sam wusste, dass es wirklich nichts mehr gab, worum er sich Sorgen machen musste, also schloss er die Augen, genoss das Gefühl, wie Deans Präsenz sich wie ein wärmendes Tuch um ihn legte, und schlief ein. Regentropfen so groß wie Golfbälle trommelten ohne Unterlass gegen die Windschutzscheibe des Impalas, und Sam knurrte genervt und warf Dean auf dem Beifahrersitz einen kurzen Blick zu. Es war Sam unverständlich, wie Dean bei dem Lärm schlafen konnte, den der Regen gemeinsam mit Foreigner veranstaltete, deren „Hot Blooded“ lautstark aus den Boxen dröhnte; er hatte die vergangene Nacht allerdings auch nicht in einer Bar sondern in seinem Bett verbracht, was wusste er also schon? Wenigstens war Dean an diesem Morgen in einer Stimmung gewesen, die die Möglichkeit, er könne letzte Nacht erfolgreich jemanden abgeschleppt haben, vollständig ausschloss. Dieser selbstsüchtige Gedanke verursachte Sam kurz ein schlechtes Gewissen, aber auch nur kurz, dann grunzte Dean einmal leise, drehte sich auf dem Sitz zu ihm um und begann, leise zu schnarchen. Sam schmunzelte, unterdrückte den Impuls, Dean in die Nase zu kneifen – es genügte, wenn einer von ihnen diesem merkwürdigen Fetisch frönte – und musste sich zwingen, seinen Blick wieder von Dean abzuwenden und stattdessen auf die nasse Straße zu achten. Dean würde ihn umbringen, wenn er sein geliebtes Auto zu Schrott fuhr, ganz egal, wie er momentan zu ihrer Nichtverwandtschaft stehen mochte. Sam legte beide Hände ans Lenkrad und kurz erinnerte ihn ein unangenehmes Ziehen an seinem linken Unterarm an die noch immer nicht ganz verheilte Schnittwunde, die ihm der Satyr beigebracht hatte. Er biss die Zähne zusammen und rief sich Deans Versicherung ins Gedächtnis, dass weder die Nymphe noch ihr haariger Leibwächter je wieder Hand an ihn legen würden. Dean hatte nämlich nicht nur gesehen, wie die Nymphe sich sprichwörtlich in ihre Bestandteile aufgelöst hatte, als er auch ihren Notvorrat – ja, sie hatte einen Notvorrat gehabt – an Meerwasser angereichert mit menschlicher Lebensenergie ausgekippt hatte, der Satyr war außerdem sehr effektvoll zu Staub zerfallen, als Dean ihm sein Messer ins Herz gerammt hatte. Sam überholte vorsichtig einen dunkelblauen Minivan, sah aus dem Augenwinkel eine Frau in den Dreißigern, die mit ihren Söhnen auf der Rückbank diskutierte und lächelte schwach. So ein Leben hatte er nie gehabt und er würde es auch nie haben. Früher hatte dieser Gedanke ihn belastet, jetzt war er irgendwie ganz zufrieden damit. Wieder streifte sein Blick Dean auf dem Nebensitz, und er erinnerte sich an ihr Gespräch vom Vorabend, bevor Dean zu der Bar aufgebrochen war um – wie Dean es genannt hatte – endlich den Kopf frei zu bekommen. Sie hatten am vergangenen Abend zu guter Letzt doch noch in aller Ruhe darüber gesprochen, dass sie keine Brüder waren, und auch wenn Dean inzwischen zu seiner früheren Abneigung gegen jegliche Form von Gefühlsduselei zurückgefunden hatte, war er doch so weit auf Sam zugekommen, dass dem noch immer ganz warm wurde, wenn er sich an den Ausdruck in Deans Augen erinnerte, als dieser ihm kurz und knapp versichert hatte, dass er immer auf ihn aufpassen würde – wirklich immer. Das Problem war nur, dass Dean inzwischen wieder so weit er selbst war, dass er sich wieder als Sams großer Bruder betrachtete, und irgendwie verspürte Sam eine natürliche Scheu, dem zu gestehen, dass er sich in ihn verguckt hatte. Allein, die Vorstellung, wie Dean auf ein solches Geständnis reagieren könnte, trieb ihm den Angstschweiß ins Gesicht, also hatte er beschlossen, rein gar nichts zu gestehen und lieber still vor sich hin zu leiden. Darin hatte er schließlich Übung. Dean sah Sam an, dass den seine Bitte mehr aus dem Gleichgewicht gebracht hatte, als er erwartet hatte, aber das war für ihn kein Grund, sie zurückzunehmen. „Du willst nach deiner Familie suchen?“, fragte Sam ihn leise und betonte dabei das Wort Familie als rede er von einer ansteckenden Krankheit. „Naja … nicht direkt nach ihr suchen“, stellte Dean klar. „Ich wüsste nur schon gern, ob ich überhaupt eine habe.“ Er sah Sam in die Augen und erkannte, dass das die falsche Formulierung gewesen war. „Außer dir natürlich.“ Sam lächelte schwach, und Dean klopfte ihm auf die Schulter. „Komm schon, Dude … Du weißt, wie ich das meine. Ich will es einfach nur wissen.“ Sam nickte schließlich, und Dean atmete auf und machte sich endlich über die Pizza her, die noch immer unangetastet zwischen ihnen in ihrem Karton lag. Jetzt, da sie endlich ein wenig Ruhe und Zeit gefunden hatten, sich von den Strapazen der letzten Wochen zu erholen, war Dean die Banshee wieder eingefallen, und der Gedanke an sie wollte ihn einfach nicht mehr loslassen. Es gefiel ihm ganz und gar nicht, dass er zwar wusste, dass ein Mitglied seiner unbekannten Familie verstorben war, er aber keine Ahnung hatte, um wen es sich dabei handelte. Das war auch der Grund, warum sie am nächsten Morgen erneut nach Lawrence aufbrechen würden. Seine Adoptionsunterlagen waren dort ausgestellt und beglaubigt worden, also machte es Sinn, dort mit der Suche nach Antworten zu beginnen. Wie sonderbar, dass das Schicksal sie ständig zu diesem Ort zurückführte. Dean verschlang genüsslich seine Pizza und beobachtete Sam, der ein Gesicht zog, als stehe die Welt kurz vor ihrem Untergang. Da Dean wusste, dass die Welt definitiv nicht vor ihrem Untergang stand – Sam hatte keine Visionen, keiner von ihnen war tot, oder hatte seine Seele an den Teufel verkauft – nahm er einfach mal an, Sam leide noch immer unter den merkwürdigen Anwandlungen, die er schon seit Wochen hatte, und für die Dean nicht die geringste Erklärung einfallen wollte. Er wäre schön blind gewesen, wäre ihm nicht schon längst aufgefallen, dass Sammy mal wieder irgendetwas bedrückte, aber da Sam offensichtlich nicht mit ihm darüber reden wollte, hütete er sich, ihn darauf anzusprechen. Es waren Sams körperliche Wunden, die er ohne zu fragen und wenn es nötig war auch bei Gegenwehr versorgte, seine seelischen ließ er zwar ungern unangetastet, aber manchmal hatte er einfach Angst, eher noch mehr Schaden anzurichten, als zu ihrer Heilung beizutragen. Dean blinzelte und zog sich 5 Punkte von der Männlichkeitsskala ab, als er sich seiner Gedanken bewusst wurde. Er redete nicht mit Sam über seine Gefühle, weil er dazu verdammt noch mal keine Lust hatte! Dean beschloss, das verfängliche Thema gedanklich hinter sich zu lassen, und lieber zu überlegen, was er tun würde, sollte sich herausstellen, dass er tatsächlich eine Familie hatte – außer Sam, verstand sich. Sam würde immer sein kleiner Bruder bleiben, daran konnten sämtliche Adoptionspapiere der Welt nichts ändern, und auch mit seinen potentiellen Blutsverwandten würde ihn nie das verbinden, was er mit seinem putzigen Begleiter hatte. Putziger Begleiter? Dean warf einen misstrauischen Blick auf die unschuldig anmutende Bierflasche, die zu seiner Rechten stand, und beschloss, dass er für heute genug gehabt hatte. Dann sah er wieder Sam an, und weil der ihn noch immer quälend an eine Trauerweide erinnerte, beschloss er, dass er weitere 5 Punkte auf der Männlichkeitsskala verschmerzen könne, und wuschelte ihm durchs Haar. Sam blinzelte ihn verwundert an, sah seiner Hand nach, als er sie zurückzog, und hob dann fragend die Augenbraue. „Hab ich was gemacht?“ „Nur das Übliche“, erwiderte Dean kryptisch und erfreute sich an dem Anblick von Sams Gesicht, der nicht im Geringsten begriff, wovon er sprach. „Du hast noch gar nichts gegessen“, beschwerte er sich dann, schob Sam den Pizzakarton entgegen, und der warf ihm einen misstrauischen Blick zu, als er sah, dass Dean ihm mehr als die Hälfte übrig gelassen hatte. „Christo?“, versuchte er es eher im Scherz, und Dean zog die rechte Augenbraue in die Höhe und verpasste ihm dann eine Kopfnuss. „Iss etwas, ok? Exorzieren kannst du mich danach immer noch.“ Dean stand auf, zog sich sein Shirt über den Kopf und verschwand ins Badezimmer, bevor Sam es schaffte, etwas zu erwidern, und als er kurze Zeit später das Rauschen der Dusche vernahm, seufzte er leise und fing an zu essen. Natürlich hatte Dean bemerkt, dass ihn etwas beschäftigte. Hosted by Animexx e.V. 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