Echte Kerle von moko-chan (Dean+Sammy) ================================================================================ Kapitel 118: Tanz auf dem Eis ----------------------------- Hab keine Zeit, diesmal viel zu schreiben, muss Blues Brothers gucken! Wahooo. Hab euch alle lieb und wünsch euch viel Spaß mit dem neuen Kapitel! moko-chan „Hast du vor, mit mir darüber zu reden, was gerade passiert ist, oder tun wir weiter so, als sei alles in bester Ordnung?“ Sam verschränkte die Arme vor der Brust, lehnte seine große Gestalt gegen den Türrahmen und war nicht großartig überrascht, als Dean den Duschvorhang hinter sich zuzog und das Wasser aufdrehte. „Dean …“ Sam hob seine Stimme nur so weit es nötig war, nur so sehr, dass Dean ihn über die Lautstärke des rauschenden Wassers hinweg noch immer verstehen konnte, und machte einen Schritt ins Badezimmer hinein. „Was?“ kam es prompt zurück, kontrolliert, uninteressiert, ganz so, als sei Dean nicht gerade aus dem Bett geflohen, als sei der Leibhaftige mit einer verdammten Mistgabel hinter ihm her gewesen. „Sag mir, was ich falsch gemacht habe“, bat Sam ihn leise, fast schon vorsichtig, und Dean konnte am Tonfall seiner Stimme hören, dass er den Tränen nahe war. Ihm würde es vermutlich ähnlich gehen, wenn er seine Hände über Sams Hintern hatte gleiten lassen, mit dem verstörenden Ergebnis, dass der wie ein verschrecktes Reh aus dem Bett floh. „Du hast nichts falsch gemacht“, stellte Dean also klar, und diesmal war seine Stimme sehr viel weniger kontrolliert, ganz so, als habe das warme Wasser all seine Beherrschung weggespült. „Es ist alles in Ordnung.“ Sam wollte schreien, so sehr widersprach diese Aussage der Wahrheit. „Dean, du hast mich von dir gestoßen und bist aus dem Zimmer gerannt, als ich dich angefasst habe. Bitte sag mir, was mit dir los ist!“ Dean schloss die Augen und unterdrückte den Impuls, seinen Kopf gegen die geflieste Wand zu schlagen. Er brauchte keine hellseherischen Fähigkeiten, um zu wissen, dass sein Verhalten Sam fertig machte, das änderte aber nichts an der Tatsache, dass er auf seine Frage keine Antwort wusste. „Nichts“, brachte er also schließlich hervor, und klang nicht einmal in seinen eigenen Ohren überzeugend. „Kann ich dann zu dir unter die Dusche kommen?“ Dean konnte hören, dass er Sam genau so wenig überzeugt hatte wie sich selbst. „Ich könnte eine kurze Katzenwäsche vertragen …“ Es war offensichtlich, dass Sam nach einer Möglichkeit suchte, Augenkontakt herzustellen, zwischen Dean und den grässlichen blassrosa Duschvorhang zu kommen, der sie voneinander trennte, und Dean sah sich nicht dazu in der Lage, ihm dieses Anliegen unmöglich zu machen. Außerdem war er der Grund dafür, dass Sam einer kurzen Katzenwäsche bedurfte. „Sicher, komm her.“ Dean drehte sich um, zog den Duschvorhang für Sam beiseite und schaffte ein unverfängliches Lächeln, während er Sam dabei beobachtete, wie der sich aus seinen ein wenig … fleckigen Shorts schälte. Dean hielt es mit einem Mal für eine schlechte Idee, sich mit Sam die enge Duschkabine zu teilen. Er fühlte sich nackt – ok, er WAR nackt – und angreifbar, und obwohl er ziemlich genau wusste, dass Sam ihn nie wirklich angreifen würde – zumindest nicht der echte Sam, der, der zu viel Milch in seinen Kaffee gab und eine unerklärlich profunde Angst vor Clowns hatte – aber irgendwie änderte das momentan nicht das Geringste. Er sah Sam auf sich zu kommen, groß, unglaublich groß, er war sich der Würgemale an seinem Hals mit einem Mal schmerzhaft bewusst, und der Umstand, dass sie zu Sams großen, eigentlich so sanften Händen passten, schnürte ihm bei der Erinnerung, wie es sich anfühlte, wenn sie zudrückten, gleich noch mal die Kehle zu. „Dean?“ Sam blieb stehen, als er Dean erbleichen sah, dann fing Dean an zu würgen, als bekomme er keine Luft mehr, und er rannte auf ihn zu und nahm ihn in die Arme, hielt ihn fest bis er aufhörte zu zittern. „Du hast mir Angst gemacht.“ Dean saß auf dem Bett, als Sam aus dem Bad kam, nahm aus dem Augenwinkel wahr, wie Sam sich das Haar mit einem Handtuch trocken rubbelte, und nahm unwillkürlich eine abwehrende, leicht gebeugte Haltung an. Es war Sams Schuld und doch nicht Sams Schuld, und Dean wusste nicht, wie er damit umgehen sollte. „Tut mir leid.“ Sam ließ das Handtuch fallen und ging auf Dean zu, machte einen großen Bogen um das Bett, anstatt sich einfach darauf zu knien und Dean von hinten zu umarmen, wie er es für gewöhnlich tun würde. „Dean …“ Sam ging vor ihm in die Hocke, blickte bemüht ruhig zu ihm auf und legte seine Hände so selbstverständlich wie möglich auf Deans Knie. „Entschuldige dich nicht.“ Dean seufzte und beugte sich noch ein wenig weiter vor, und Sam hoffte, dass das seine Erlaubnis war, Dean zu umarmen – sich selbst davon abhalten konnte er nämlich nicht mehr. Dean hielt still und ließ ihn machen, er ging sogar so weit, sich an ihn zu schmiegen, und Sam unterdrückte ein erleichtertes Seufzen und ließ seine Hände sanft über Deans nackten, noch ein wenig feuchten Rücken gleiten. So lange Dean ihm erlaubte, ihn auf diese Art und Weise zu berühren, hielt sich seine Besorgnis im akzeptablen Rahmen – was lediglich bedeutete, dass er nicht wie ein Irrer schreiend durch die Gegend laufen musste. „Was war los?“ fragte er leise und wusste, dass er sich ein wenig zu weit aus dem Fenster gelehnt hatte, als Dean sich in seinen Armen verkrampfte. Er zog seine Hände zurück, war bereit, Deans Rückzug mit erzwungener Gleichgültigkeit geschehen zu lassen, aber Dean blieb, wo er war, und lehnte seine Stirn an Sams Brust. „Posttraumatischer Schock.“ Sam blinzelte. Was bitte? „Dean?“ Er ließ seine Hand in Deans Nacken gleiten, kraulte liebevoll durch das weiche Haar, das er dort fand, und Dean wiederholte seine Worte. „Posttraumatischer Schock.“ Sam hatte eine ziemlich genaue Vorstellung davon, was Dean ihm damit sagen wollte, er wollte es aber trotzdem nicht wahrhaben. „Du weißt, was diese Worte bedeuten?“ versuchte er zu scherzen, und Dean boxte ihn in die Rippen. „Haha.“ Dean klang in etwa so erschöpft und mit den Nerven am Ende, wie Sam sich fühlte. Nein, er klang schlimmer. „Entschuldige.“ Sam schloss seine Arme um Deans gebeugte Gestalt, während die Mischung aus Schuldgefühlen und Wut in ihm ihn zu überwältigen drohte. Er konnte nur sich selbst für Deans Zustand verantwortlich machen, er hatte zugelassen, dass Dean ein Monster in sein Bett gelassen hatte, das ihn erst benutzt und dann als überflüssig und wertlos befunden hatte, mit dem glorreichen Endergebnis, ihn umbringen zu wollen. Er war Schuld, dass Dean ihm nicht mehr genug vertraute, um ihm den Rücken zuzukehren. „Hör auf, dir die Schuld zu geben.“ Es war Sams Schuld und doch nicht Sams Schuld, aber das war kein Grund, dass Sam sich schlecht fühlen musste, also sprach Dean nur den zweiten Teil dieses verwirrenden Gedankenganges aus: „Es ist nicht deine Schuld.“ Sam blinzelte. Hatte er das etwa laut gesagt? Schon wieder? „Ich weiß, was du denkst, Sammy – ich kenne dich lange genug.“ Das war kein Argument. Vor zwei Monaten hatte Dean noch angenommen, Sam fände es allen Ernstes angenehm, anwesend zu sein – unter der Dusche, um ganz genau zu sein – während Dean sein Geschäft verrichtete. Mit einer fabelhaft akkuraten Einsicht in Sams Gedankengänge und Gefühlswelt hatte das jawohl nicht das Geringste zu tun. „Du denkst zu viel, Sam. Das hast du schon immer getan. Du und dein großer Kopf werdet dich noch mit einem Hirnschlag ins Grab treiben. Gib mir Zeit, um das zu verarbeiten, und dann können wir wieder miteinander umgehen wie immer und müssen nie wieder darüber sprechen. Bis dahin tun wir einfach so, als sei überhaupt nichts passiert.“ Das war so unglaublich unlogisch und typisch Dean, dass Sam nichts darauf zu erwidern wusste. „In Ordnung. Schlafen wir“, meinte er schließlich, entließ Dean aus seinen Armen und wartete, bis der sich unter der Bettdecke ausgestreckt hatte, bevor er es ihm gleich tat und die Nachttischlampe ausknipste. Er wusste nicht, ob er Körperkontakt suchen sollte oder nicht, ob Dean ihn in einem weiteren Anfall posttraumatischen Schocks aus dem Bett kicken würde, wenn er es versuchte, und zuckte dementsprechend beinahe zusammen, als seine Hand unter der Bettdecke unabsichtlich auf Deans traf. „Sei nicht albern Sammy, ich bin nicht aus Zucker“, brummte Dean ungehalten, und Sam war versucht, ihm zu widersprechen, erstens, weil Dean im Laufe seines Lebens genug Zucker in sich hinein geschaufelt hatte, um als Mutterschiff für das süße Zeug bezeichnet werden zu können, und zweitens, weil Dean vor nicht einmal einer halben Stunde wie ein Baby in seinen Armen gelegen und wie Espenlaub gezittert hatte. Aber Sam biss sich auf die Unterlippe und schwieg, verschränkte lediglich seine Finger mit Deans und unterdrückte das Bedürfnis, ihn so fest in seine Arme zu schließen, dass er blaue Flecken davon tragen würde. Von denen hatte er wahrlich schon genug. „Gott, du bist albern.“ Dean packte Sams Hand fester und zog ihn an sich, zerrte an ihm herum, bis Sam halb auf ihm lag und sowohl ein Arm als auch ein Bein über ihn drapiert hatte, dann vergrub er seine Hand in Sams Haar und seufzte zufrieden. „So ist’s besser.“ Sam starrte aus geweiteten braunen Augen in die Dunkelheit und begriff, dass Dean kein Problem damit hatte, ihm nah zu sein. Es war, wenn er sich dominiert und bedroht fühlte, dass sein Unterbewusstsein zu rebellieren begann. „Okay. Erzähl mir, was du rausgefunden hast.“ Dean rutschte rechts von Sam auf den Tisch, blickte abwartend zu ihm hinab und drehte unbewusst einen Becher schwarzen Kaffees mit extra viel Zucker in seinen rastlosen Händen. Sam gab keinen Kommentar ab, weder zu Deans Hyperaktivität, noch zu seinem unbewussten Bedürfnis, einen höheren Sitzplatz inne zu haben als er selbst, und räusperte sich leise. „Also …“ Sams Augen glitten noch einmal prüfend über seinen Laptopbildschirm, und er blendete sowohl Deans viel zu tief sitzende Jeans als auch das anklagende Räuspern der Bibliothekarin über Deans in ihren Augen befremdlich kreative Sitzwahl stur aus. Wenn Dean erhöht sitzen musste, um sich davon zu erholen, mit Sam geschlafen zu haben, als der nicht Sam gewesen war, nur um anschließend gewürgt zu werden, dann sollte er das verdammt noch mal tun, und Sam würde diese verknöcherte alte Ziege persönlich zum Schweigen bringen, wenn sie es wagen sollte – „Dude!“ Sam blickte verwirrt zu Dean auf und beehrte ihn mit einem verhuschten Haselmausblick. „Huh?“ „Rede mit mir!“ forderte Dean ungeduldig und schnippte ihm vor die Stirn. „Konzentrier dich gefälligst!“ Sam zog entschuldigend die Nase kraus und rieb sich mit dem Handrücken über die misshandelte Stirn, während er seine Gedanken sammelte. Dean war schon groß. Dean konnte selbst für sich sorgen. Dean brauchte ihn nicht, um mit verknöcherten alten Bibliothekarinnen fertig zu werden. „Dude, schläfst du? Oder willst du mich einfach nur ärgern?“ Dean klang zumindest zur Hälfte genervt, die andere Hälfte von ihm schien mit dem Gedanken zu spielen, Sams zerstreuten Zustand schändlich auszunutzen und ihn direkt unterm Bibliothekstisch und in Hörweite der verknöcherten Bibliothekarin zu vernaschen. Die Ungewissheit, wie genau er mit Dean umgehen sollte, würde Sam über kurz oder lang ein Magengeschwür verursachen, da zumindest war er sich vollkommen sicher. „Ich will dich nicht ärgern“ versicherte Sam ihm aufrichtig, blickte entschuldigend zu ihm auf, und Dean seufzte und wuschelte ihm durchs Haar. „Lass die Hundeaugen. Lass lieber hören, was du rausgefunden hast.“ Sam nickte, fand endlich die nötige Konzentration, seine Gedanken für mehr als drei Sekunden von Deans komplizierter Psyche und seiner verführerischen Physik – oder Physis? … Anatomie fern zu halten, und räusperte sich erneut, dann fing er endlich mit seinem eher kurzen Bericht an. Es war ja nun nicht so, dass Dean oder ihm diese Informationen neu wären, aber im Licht der neuesten Entwicklungen – sprich, ihrer Erleuchtung über die bösartige Natur des Spiegelkabinetts – bekamen sie eine völlig andere Gewichtung. „Das Spiegelkabinett wurde vor etwa achtzig Jahren zum Jahrmarkt hinzugefügt und war eine Anschaffung des damaligen Direktors … oder Besitzers … oder wie auch immer man den Betreiber von diesem Horrorladen nun genau nennt …“, Sam kratzte sich kurz am Kopf und fing einen ungeduldigen Blick von Dean auf, der ihn unmissverständlich aufforderte, weiter zu sprechen, „und ziemlich genau zu diesem Zeitpunkt wurden auch die ersten Opfer in die geschlossene Abteilung des hiesigen Krankenhauses eingeliefert. Ich bin mir nicht sicher, ob der Besitzer Schuld an der ganzen Misere ist, aber da sein Enkel der aktuelle Eigentümer ist, und das Spiegelkabinett eines der ältesten im Land war, und vor Kurzem ja leider, leider von ein paar bisher unidentifizierten Rowdys zerlegt wurde, wäre das doch der ideale Zeitpunkt für ein paar interessierte Reporter, eben diesen Enkel nach der Anschaffung seines Großvaters zu befragen, findest du nicht?“ Sam pustete seinen Pony beiseite, um freie Sicht auf Dean zu haben, und wurde mit einem sowohl anerkennenden als auch attraktiven Grinsen konfrontiert. „Sammy, ich mag es, wie du denkst. Ich glaube, für dich ist doch noch nicht alle Hoffnung verloren.“ Sam hoffte, dass Dean da ausnahmsweise mal Recht hatte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)