Echte Kerle von moko-chan (Dean+Sammy) ================================================================================ Kapitel 171: Tödliche Visionen ------------------------------ Deanstag! Ok, ich hab gelogen. Es gibt auch diesmal kein anständiges Vorwort. Hab nix Neues zu berichten … LG moko-chan „Sammy …“ Die tiefe Stimme, die nahezu sanft in Sams Bewusstsein drang, brachte nichts als Erschöpfung und Schmerz mit sich, und Sam war kurz versucht, einfach „geh weg“ zu murmeln, sich auf die andere Seite zu drehen, und weiter zu schlafen. Dann erinnerte er sich. Getrocknete Tränen verklebten seine Wimpern, er spürte ihre Spuren auf seinen Wangen, und er rieb mit seiner Hand so lange über die klamme Haut, bis er einigermaßen sicher sein konnte, dass Vlad nichts bemerken würde. Erst dann setzte er sich auf, schob dabei wie zufällig den Armreif zurück unter sein Kopfkissen, und als er Vlad endlich gespielt offen anblickte, war da zwar ein Hauch von Misstrauen im Blick des Vampirs, aber nicht genug, um Sam in Schwierigkeiten zu bringen. „Was willst du?“, fragte er heiser, und Vlad blickte ihn unter gerunzelten Brauen nachdenklich an. „Geht dir Janice’ Verschwinden so nahe?“ Sams Augen weiteten sich, die Bilder, die er in seiner Vision gesehen hatte, brannten als schmerzhaftes Echo hinter seinen offnen Lidern, aber seine Reaktion schien die zu sein, die Vlad erwartet hatte – der Vampir lächelte ein wenig. „Ich bin eigentlich hier, um dir anzubieten, Dean bei seinem Kampf zuzusehen.“ Sam erstarrte. Sicher, er hatte gewusst, dass Dean genauso in den Ring steigen musste wie er selbst, aber er hatte gehofft, dass man ihm eine etwas längere Schonfrist gewähren würde. Dean hatte so schwach und abgekämpft gewirkt, als er ihn zuletzt gesehen hatte – obwohl Sam sich ziemlich sicher war, dass das größtenteils an den Betäubungsmitteln gelegen hatte, die ihm nach seiner Gefangennahme eingeflößt worden waren – und obwohl Sam wusste, dass Dean noch bei weitem zäher war, als es den Anschein hatte, konnte er nicht anders, als sich Sorgen zu machen. „Ich soll ihm zusehen?“, fragte er dumpf, mit den Gedanken nicht wirklich bei der Sache, und Vlad schloss seine Zelle auf und trat hinein. „Was ist los mit dir, Sammy? Ich dachte, du würdest dich darüber freuen, wenn ich dir erlaube, ihn zu sehen.“ Sam antwortete nicht auf diese Bemerkung, die eindeutig dazu angetan war, ihn aus der Reserve zu locken, und Vlad ging vor ihm in die Hocke und studierte behutsam seine Züge. „Willst du ihn nicht sehen?“ Sam biss sich auf die Unterlippe. „Doch.“ Vlad lächelte. „Aber?“ Sam zuckte vage mit den Schultern. „Sag du es mir. Ich warte auf den Haken – die Bedingung.“ Sam hob den Blick, um Vlad direkt in die Augen zu sehen, und da war so viel Verständnis in ihnen, so viel Aufrichtigkeit, dass es Sam einen Schauer über den Rücken jagte. „Es gibt nur die eine Bedingung, Sammy“, sagte Vlad leise und erhob sich aus seiner Hocke, „dass du nicht versuchst, mit Dean zu sprechen, nicht versuchst, einen Fluchtplan mit ihm auszuhecken. Du darfst ihm bei seinem Kampf zusehen, und danach lässt du dich friedlich von mir zurück hierher bringen.“ Sam nickte langsam, und Vlad streckte auffordernd die Hand nach ihm aus. „Dann steh auf.“ Sam tat, wie ihm geheißen, ließ geduldig wie ein Lamm zu, dass Vlad ihm die Hände auf den Rücken fesselte, und schloss einen Moment lang die Augen, um die Bilder seiner Vision herauf zu beschwören. Er hatte Janice gesehen – Janice, wie sie Mike half, Tom einen sandigen Trampelpfad entlang zu tragen, wie sie dem davonrasenden Auto nachblickte, bis es nicht mehr war als ein kleiner roter Fleck, und sich dann abwandte, und in entgegen gesetzter Richtung davon ging. Das Bild ihres entschlossenen, blassen Gesichts war von Luca abgelöst worden – Luca wie er tobte und schrie und auf Vlad einzureden versuchte, der ihm mit marmornem Ausdruck zuhörte, und schließlich den Kopf schüttelte. Luca war wütend, dass Tom entkommen war, hatte Angst, was nun geschehen würde, aber Vlad schien sich darum keine Sorgen zu machen. Er hatte nie den Auftrag gegeben, Tom zu entführen, hatte ihn nie in Sunnyvale haben wollen. Eine Gruppe seiner Anhänger hatte im Alleingang gehandelt, um sich für die Auslöschung des Nests zu rächen, das Mike angefallen hatte, und von Tom vernichtet worden war – und es kümmerte ihn nicht, dass der Jäger wieder auf freiem Fuß war. Weder Mike noch Tom würden es wagen, zurück zu kommen und zu riskieren, ihren Tod zu finden, nur weil sie Sam und Dean retten wollten. Dean war sauer. Gut, er hatte zugestimmt, an diesem Affenzirkus teilzunehmen, aber wenn er geahnt hätte, dass es ausgerechnet Luca sein würde, der ihn auf seinen Kampf vorbereitete, hätte er – ach, wozu sich etwas vormachen, er hätte trotzdem zugestimmt. Es ärgerte ihn maßlos, dass man ihm scheinbar an der Nasenspitze ansah, dass er für Sam alles tun, für ihn sein Leben geben würde – und es ärgerte ihn noch viel mehr, dass Luca diese Tatsache schamlos zu seinem Vorteil nutzte. Der Vampir tanzte um ihn herum wie ein entartetes Mitglied der Augsburger Puppenkiste, packte ihn an, so oft es nur ging, und Dean musste sich inzwischen über seine Schmerzgrenze hinaus zusammenreißen, einfach stillzuhalten und so zu tun, als kümmere ihn Lucas lüsternes Starren überhaupt nicht. Seine Tortur fand jedoch ein Ende, er ballte prüfend die Fäuste, stellte fest, dass Luca sie ihm ein wenig zu fest bandagiert hatte, sagte jedoch nichts dazu. Der Vampir schien seltsam stolz zu sein, dass man ihm Dean anvertraut hatte, und so ungern Dean sich das auch eingestand, war er auf Luca zumindest ein kleines bisschen angewiesen – und ihn einigermaßen bei Laune zu halten, konnte sich nur positiv auf Deans anhaltende Gesundheit auswirken. Er fand sich also damit ab, gegen Ende seines Kampfes aus ganz verschiedenen Gründen taube Hände zu haben, und erkundigte sich wie nebenbei bei seinem Kerkermeister, gegen wen er eigentlich antreten würde. „Oh, das wird dir gefallen“, vertraute Luca ihm mit schmierigem Grinsen an. „Er heißt Diego – und er war es, der dir deinen Sammy direkt von der Rückbank entführt hat. Rühmt sich damit, seit er deinen Süßen hier angeschleppt hat …“ Dean entfuhr ein Knurren, und Luca lachte selbstgefällig. „Dachte mir, dass dich das interessiere würde.“ Sie äußerten sich nicht weiter zu dem Thema, Luca fesselte Dean seine Hände auf den Rücken, führte ihn aus seiner Zelle heraus und die Unmenge an Fluren entlang, die Dean schon beim letzten Mal heillos überfordert hatte, und Deans Schultern spannten sich in Erwartung dessen, was ihm bevorstand, auf nicht unbedingt unangenehme Art und Weise an. Wenn er gewusst hätte, ob er diesem Diego gewachsen war oder nicht, hätte Dean sich vielleicht sogar auf den Kampf gefreut. So aber nahm seine Nervosität in gleichem Maße zu, wie er sich der Arena näherte – auch wenn es ihn heimlich höchstgradig amüsierte, dass man ihn zum Käfig-Kampf zwang. Vielleicht würde er dadurch ja sogar eine zweite Persönlichkeit entwickeln, die aussah wie Brad Pitt – auch wenn er das, was das gute Aussehen anging, ja nun wirklich nicht nötig hatte. Dumpfes Stimmengemurmel deutete an, dass er über ein zahlreiches Publikum verfügen würde, und als Luca die letzte Tür für ihn öffnete, fand Dean sich einer Menge an Vampiren gegenüber, die ihn erschreckte. Das letzte Mal hatte er die vielen bleichen Gesichter in dem Raum kaum wahrgenommen, war viel zu betäubt und fixiert auf Sam gewesen, um sich um sie zu kümmern, aber diesmal hätte er die Blutsauger nicht einmal ignorieren können, wenn er es gewollt hätte. Es waren deutlich mehr Frauen als Männer anwesend, die meisten von ihnen starrten ihn ebenso unverhohlen an, wie Luca es tat, und Dean fühlte sich im wahrsten Sinne des Wortes wie ein Stück Fleisch, das zum Testessen freigegeben worden war. Lucas Hand an seiner Schulter trieb ihn ungeduldig vorwärts, und nach wenigen Momenten des Unwohlseins hatte Dean sich so sehr an das Starren gewöhnt, dass er versuchen konnte, einen Blick in den Käfig und auf seinen Gegner zu erhaschen. Das, was er zuerst sah, war fast dazu angetan, ihn mit Erleichterung zu erfüllen. Diego war nicht so groß wie Vlad – niemand war so groß wie Vlad – er war nicht einmal so groß wie Luca, aber er war breiter, seine Schultern ganz besonders, und die Muskeln an seinen Armen und seiner Brust zeugten von häufigem Gebrauch. Er beobachtete Deans Herannahen aus halb geschlossenen, dunkelbraunen Augen, das schwarze Haar hing ihm leicht gewellt in die Stirn, und als Luca Dean in den Käfig hinein schob, musterte er ihn mit unverhohlenem Interesse. Da war keine Gier in seinem Blick, nichts von dem lüsternen Starren, das Dean von Luca so gut kannte – nur kühles, leidenschaftsloses Abschätzen. Dean blickte sich überrascht um, als plötzlich ein Raunen durch sein Publikum ging, aber die Vampire versperrten ihm die Sicht, bis Sam schließlich direkt hinter ihm stand, auf der anderen Seite der Gitter. Deans Kehle entwich ein hilfloser Laut, er drehte sich eilig um, presste sich mit dem ganzen Körper an die verdammten Gitterstäbe, ganz wie Sam es tat, und das Gefühl von Sams heißem Atem in seinem Gesicht ließ ihm die Knie weich werden. Alles, was um sie herum geschah, war nichts als weißes Rauschen, Dean nahm nur Sam wahr, seinen Geruch, seine Wärme, den verzweifelten Ausdruck in seinen Augen, und er wollte Sam so sehr küssen, dass es ihm körperlich wehtat. Sam senkte den Kopf, presste seine Stirn an Deans, und sie schlossen die Augen, teilten Hitze und Atem, bis es plötzlich ganz still um sie wurde. Scheinbar waren die meisten der anwesenden Vampire überrascht, wie nahe sich diese Jäger standen, die sie eingefangen hatten. Ihr Moment währte nicht lange, Vlad zerrte Sam mit unbarmherzigem Griff vom Käfig weg, und Dean war sich des Vampirs in seinem Nacken mit einem Mal so bewusst, dass er sich umblickte, um zu überprüfen, ob Diego wirklich so dicht hinter ihm stand, wie er sich das einbildete. Diego schien sich jedoch nicht gerührt zu haben, sah ihn noch immer abschätzend an, auch wenn da jetzt ein Hauch mehr Interesse in seinem Blick lag, als da vorher gewesen war. Sicher, Diego hatte gesehen, was sich wirklich zwischen Sam und Dean abspielen konnte, hatte neben dem Impala gestanden und sie durch die leicht beschlagenen Scheiben beobachtet, hatte geduldig abgewartet, bis sie eingeschlafen waren, um ihnen die Drogen zu verabreichen, die es so leicht gemacht hatten, Sam zu entführen, aber die körperliche Leidenschaft, die er damals beobachtet hatte, war etwas ganz anderes als die grenzenlose Hingabe, die Sam und Dean in Wirklichkeit verband. „Dreh dich um“, ertönte Lucas ungeduldige Stimme hinter ihm, und es kostete Dean relativ viel Entschlossenheit, dem Befehl tatsächlich nachzukommen. Er wandte Luca aber schließlich doch den Rücken zu, trat dichter an die Gitter heran, damit er von seinen Fesseln befreit werden konnte, und ließ Diego nicht für eine Sekunde aus den Augen, der jetzt, da der Kampf unmittelbar bevorstand, damit begann, wie ein Raubtier am anderen Ende des Käfigs auf und ab zu gehen. In seinen Bewegungen lag eine ruhige Anmut, die eine Kontrolle über seinen Körper verriet, von der Dean nur hoffen konnte, dass er ihr gewachsen sein würde. Von seinen Fesseln befreit zog Dean die Hände nach vorne, rieb über seine wunden Handgelenke, und versuchte, seinen rasenden Puls unter Kontrolle zu bekommen. Er fühlte Sams Blick auf sich ruhen, während er einen Schritt auf Diego zu machte, und er fragte sich unwillkürlich, ob man Sam hierher geschafft hatte, um ihn zu quälen, oder Sam – oder sie Beide. Dean ballte die Hände zu Fäusten, als Diego es ihm gleichtat und in die Mitte des Rings kam, und sie umkreisten einander mit gespannter Aufmerksamkeit, während die Menge um sie herum begann, sie zum Kämpfen anzufeuern. Dean war immer eher ein Freund des Angriffs als der Verteidigung gewesen, daher war es nicht weiter verwunderlich, dass er derjenige war, der den ersten Schlag ausführte. Diego wich ihm mühelos aus, was die Menge mit beifälligem Gejohle quittierte, und Dean biss die Zähne zusammen und ließ seinem Angriff sofort einen zweiten folgen. Diego wich ihm auch diesmal aus, nutzte Deans Bewegungsmoment aus, um Deans Abwehr zu durchbrechen, und Dean schaffte es gerade eben so, unter Diegos herannahender Faust hinweg zu tauchen, aber der nachsetzende Tritt des Vampirs fand sein Ziel, und Deans Rippen brannten unter dem brutalen Aufschlag. Dean keuchte, brachte eilig Raum zwischen sich und Diego, und sein Blick fiel ganz automatisch auf das Gesicht des Vampirs. Diegos Miene verriet kein Zeichen von Gefühl, und Dean begriff mit plötzlicher Schärfe, dass man Sam hierher gebracht hatte, um ihm beim Sterben zuzusehen. Die Leuchtstoffröhre ein paar Meter über ihren Köpfen surrte leise, ihr grelles Leuchten wurde ein wenig matter, schwankte zwischen Gelb und Grün, und Dean brach der kalte Schweiß aus. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)