La terre sans toi c'est petit von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 1: ----------- La terre sans toi c'est petit Seulement pour une petite Salzkartoffel (Bah, mais l'original...) Et maintenant Toutes ces nuits Que vais-je faire Pourquoi, pour qui? De tout ce temps Et ce matin Que sera ma vie Qui revient pour rien De tous ces gens Mon coeur qui bat Qui m'indifférent Pour qui, pourquoi? Maintenant Qui bat trop fort Que tu es partie (Pierre Delande) "Nein, nein und nochmals nein!" schrie das goldhaarige Mädchen und stampfte mit dem Fuß auf. "Ich will nicht!" Sie schüttelte energisch den Kopf, so daß ihre zu zwei langen Zöpfen gebundenen Haare wild hin und her flogen. "Und wenn du dich auf den Kopf stellst und mit den Zehen wackelst, ich werde es NICHT tun!" Die Angesprochene, ein schwarzhaariges Mädchen etwa in demselben Alter, verdrehte ein weiteres Mal die Augen. "Es ist Eure Pflicht", sagte sie eindringlich. "Und wenn schon", erwiderte das goldhaarige Mädchen schnippisch. "Das heißt noch lange nicht, daß ich mich dem beugen werde." "Wollt Ihr Euch gegen den Willen Eurer Mutter auflehnen?" fragte die andere mit kaltem Unterton in der Stimme. Dies war ihr letzter Trumpf. Wenn der nicht Erfolg zeigte, hatte sie verloren, das wußte sie. Das Mädchen schwieg eine Weile und zupfte an ihrem langen, weißen Seidenkleid herum. Dann hob sie den Blick, und ihre sonst so sanften, blauen Augen waren so voller Entschlossenheit und Zorn, daß die andere unwillkürlich ein wenig zurück wich. "Wenn es denn sein muß, ja. Dann werde ich mich auch gegen den Willen meiner Mutter stellen. Aber ich werde mich dem nicht beugen." Die Schwarzhaarige ballte die Hand zur Faust. "Ich glaube, Euch ist nicht bewußt, was Ihr da gerade sagt. Wir reden hier von Eurer Mutter!" "Und?" Noch bevor die andere etwas erwidern konnte, sagte eine sanfte Stimme hinter ihr: "Laß gut sein. Ich werde mit ihr reden." Eine schlanke Hand legte sich beruhigend auf die Schulter der Schwarzhaarigen. Diese senkte den Blick, deutete eine leichte Verbeugung in die Richtung des goldhaarigen Mädchens an und verließ dann ohne ein weiteres Wort den Raum. Als sich die Tür geschlossen hatte, seufzte die Neuangekommene leise auf. Dabei bildete sich auf ihrer Stirn eine leichte Falte. Sie strich sich eine Strähne ihres blaßblonden Haares, das ihr bis zur Hüfte reichte, aus dem Gesicht und klemmte sie hinter ihrem Ohr fest. Noch einen Moment lang blickten ihre fast milchig blauen Augen in die Ferne, dann richtete sie sie auf das goldhaarige Mädchen, das inzwischen auf dem von rosafarbener Seide umgebenen Himmelbett Platz genommen hatte. Ihr Gesichtsausdruck war ernst, und ihre Lippen schmal geworden. Noch schwieg sie, doch dann hob sie die Stimme: "Was soll das, Serenity?" Das Mädchen zuckte bei dem Klang ihres Namens leicht zusammen. Sie sah noch einige Zeitlang auf ihre edlen, fast weißen Hände, bevor sie den Blick der anderen erwiderte. Ihre Augen waren etwas weicher geworden, aber sie waren weit davon entfernt, so sanft wie sonst zu sein. "Das weißt du ganz genau", sagte sie leise, so leise, daß es kaum mehr zu verstehen war. Sie rutschte auf dem Bett etwas zur Seite und bedeutete der anderen somit, neben ihr Platz zu nehmen. Sie griff mit der Hand in ihr Haar und zog es zurück, so daß ihre Stirn frei lag. Dort war deutlich die goldene Mondsichel zu erkennen, jenes Zeichen, das sie als Mitglied der Königlichen Familie auswies. Jenes Zeichen, das sie als Prinzessin Serenity, Thronfolgerin des Mondkönigreiches auswies. "Das da", sagte sie. "Das da ist Schuld daran, daß ich nicht leben kann, wie ich will." Sie ließ die Haare wieder fallen und drehte ihren Kopf weg. "Daß ich nicht heiraten kann, wen ich will." Die andere, die nun neben ihr saß, lächelte ein wenig. "Du willst ihn absolut nicht heiraten, nicht wahr?" "Nein", kam es trotzig zurück. "Und warum?" Serenity sah das andere Mädchen, das verblüffende Ähnlichkeit mit ihr besaß, traurig an. "Ich kenne ihn doch gar nicht. Woher soll ich denn wissen, ob ich ihn überhaupt liebe?" Das blonde Mädchen sog scharf die Luft durch den leicht geöffneten Mund ein. "Hochzeiten zwischen Königreichen werden nicht aus Liebe vollzogen, sondern zur Sicherung der Machverhältnisse, Serenity." Die Prinzessin senkte den Blick. "Kannst du mich wirklich nicht verstehen, Venus? Ich weiß sehr wohl, daß ich als Prinzessin mehr Pflichten als Rechte habe, und ich weiß auch, daß ich dafür sorgen muß, daß das Silberreich, das jetzt in voller Blüte steht, bestehen bleibt. Aber wenn ich ihn heirate, wie soll ich dann jemals den Thron besteigen können? Wer soll später, wenn meine Mutter einmal nicht mehr lebt, Königin des Mondkönigreichs werden? Will meine Mutter vielleicht ihre Schwester aus dem Schatten des Neumondes zurückrufen?" "Ich weiß es nicht", gab die andere zurück. "Das zu entscheiden oder nur darüber zu wissen liegt jenseits der Befugnisse von uns Sailor-Kriegern. Das ist etwas, was die Königin allein zu entscheiden hat. Und wenn du es wissen willst, solltest du sie selber fragen." Serenity ergriff die Hand der blonden Sailor-Kriegerin, die nicht nur die Anführerin ihrer Leibwache, sondern mehr noch ihre persönliche Vertraute und beste Freundin war. "Venus, ach Venus", sagte sie. "Wie gerne würde ich mit dir tauschen und selber eine Kriegerin sein. Ein Leben voller Freiheiten, ein Leben, das eine bestimmte Aufgabe verfolgt und sich doch von allen Pflichten lösen kann, weil nichts wichtiger ist als die Erfüllung dieser Aufgabe." Sie verstärkte den Druck an Venus' Hand. "Kannst du nicht irgend etwas arrangieren? Kannst du ihm nicht erzählen, ich sei bereits jemand anderem versprochen? Du bist doch die mächtigste Kriegerin an diesem Palaste und auch mit meiner Mutter gut vertraut." Venus lächelte. "So, bin ich das? Und warum sollte ich das tun?" "Vielleicht..." Serenity überlegte kurz. "Vielleicht weil ich dich darum bitte? Und weil ich die Prinzessin und deine zukünftige Königin bin? Und weil ich deine beste Freundin bin? Und weil ich noch was bei dir gut habe, weil du mich beim letzten Mal, wo wir Schlittschuhlaufen gegangen sind, umgefahren hast? Und weil du es mir nicht zumuten willst, mit jemandem verheiratet zu sein, der "Fighter" heißt? Was ist das überhaupt für ein Name?!" "Schon gut, schon gut", lachte Venus. "Ich gebe mich geschlagen. Ich werde mein Bestmögliches tun." Zum Dank erhielt sie einen stürmischen Kuß auf die Wange, bevor sie mit den Worten "Ich muß jetzt mein Näschen pudern" aus dem Zimmer geworfen wurde. Venus' Lächeln war erstorben, als sie langsam den Gang, der von Serenitys Gemach weg zum Thronsaal hin führte, entlang schritt. Nein, sie würde es nicht zulassen, daß Serenity heiratete. Sie würde ihre Prinzessin nicht hergeben, nie, unter keinen Umständen. Am Rande des Sonnensystems, in dem eine kleine blaue Kugel, genannt Erde, eifrig die große Sonne umkreiste, und in dem eine noch kleinere weiße Perle, genannt Mond, ihre Bahnen um eben diese Erde zog, befand sich eine endlos weite Wüste. Ein großes, scheinbar aus purem Licht bestehendes Tor bildete den Ein- und Ausgang zu diesem Sonnensystem. Keiner konnte hineingelangen, ohne dieses Tor zu durchschreiten. Und dieses Tor wurde bewacht von zwei mächtigen Kriegerinnen, die jede Sekunde ihres ewigen Lebens dieser Aufgabe widmeten. Keine Sekunde waren sie nachlässig oder schweiften in ihren Gedanken zu anderen Dingen als dem Schutz dieses Sonnensystems vor außerirdischen, dem Mondkönigreich feindlich gesinnten Wesen, ab. Keine Sekunde? Na ja, fast keine... Uranus, die unwesentlich ältere der beiden Kriegerinnen, saß mit lang ausgestreckten Beinen auf dem sandigen Boden und bearbeitete einen kleinen Holzpflock mit ihrem Krummschwert. Die andere, die unter dem Schutz des Wasserplaneten Neptun stand und von diesem ihren Namen erhalten hatte, stand ihr gegenüber, sich in ihrem Spiegel betrachtend und ihre Frisur richtend. Nach einiger Zeit sah sie auf. "Könntest du bitte damit aufhören?" bat sie die blonde Kriegerin mit genervtem Unterton in der Stimme. "Dieses ständige Schaben geht mir auf die Nerven." Uranus verzog das Gesicht und schleuderte ihr Schwert etwas nach vorne, so daß es mit der Klinge im Sand stecken blieb. "Weißt du, was mir auf die Nerven geht? Daß hier nie etwas los ist." "Sei doch froh", erwiderte Neptun beiläufig. "Sonst müßten wir ja schon wieder kämpfen." Die Kriegerin des Windes erhob sich und zog ihr Schwert aus dem Sand. Sie ließ es durch die Luft sausen und griff einen imaginären Gegner an. "Ein Kampf wäre genau das, was ich jetzt gebrauchen könnte." "Hör auf, so zu reden", wies Neptun sie zurecht. "Ein Kampf würde meine Frisur ruinieren." Uranus ließ ihr Schwert zu Boden fallen und verdrehte die Augen. "Du hast auch nichts anderes im Kopf als deine Frisur." Als sie darauf keine Antwort erhielt, wandte Uranus sich zu der anderen Kriegerin um. Diese starrte in Richtung Mittelpunkt des Sonnensystems. "Was ist denn? Neptun?" fragte die blonde Kriegerin. "Hallo?! Ist jemand zu Hause?" "Still", befahl Neptun ihr. "Es kommt jemand." "Solange er aus dem Sonnensystem raus will und nicht rein, soll's mir recht sein", sagte Uranus und zuckte mit den Schultern. Sie folgte Neptuns Blick mit ihren grauen Augen. "Tatsache", stellte sie schließlich fest. "Da kommt tatsächlich jemand." In der Tat war in der Ferne ein schwacher Lichtstrahl zu sehen, der, je näher er kam, immer strahlender wurde. Irgendwann war er so hell, daß Neptun und Uranus schützend die Hände vor die Augen nahmen, um nicht zu erblinden. Dann erstarb das Leuchten, und eine Person landete vor den beiden Kriegerinnen. Ganz langsam senkten diese die Hände und blinzelten mit den Augen, um sich an die neuen Lichtverhältnisse zu gewöhnen. Als sie bemerkten, wer vor ihnen stand, stutzten sie beide. Uranus war die erste, die sprach. "Venus", sagte sie erstaunt. "Mit dir hätten wir gar nicht gerechnet." Venus deutete eine Verbeugung zum Gruß an, und die beiden Wächterinnen verneigten sich hektisch, um ihr Versäumnis nachzuholen. "Was führt dich hierher?" fragte Neptun. "Ein Auftrag des Königshauses", gab die hellblonde Kriegerin der Liebe ihr zur Antwort. "Würdet ihr mir bitte das Tor öffnen, damit ich dieses Sonnensystem verlassen kann?" Uranus nickte und machte sich an dem überdimensionalen Tor zu schaffen. Es dauerte zwar einige Zeit, bis sie die Flügel aufgestemmt hatte, da sie nur selten benutzt wurden, aber schließlich stand Venus der Weg in die fernen Galaxien offen. Venus bedankte sich und trat durch das Tor. "Grüßt Pluto von mir, wenn ihr sie sehen solltet", rief sie noch über die Schulter zurück, bevor sie vom Boden abhob und ihren weiteren Flug zum Ziel ihrer Reise antrat. Die Bediensteten am Hofe eines weit entfernten Königreiches tuschelten miteinander, als sie diese unendlich schöne Kriegerin sahen, die im großen Salon des Palastes wartete und die Gemälde an den Wänden aufmerksam betrachtete. Nie zuvor hatten sie dieses Mädchen hier gesehen, doch schien sie von einer unglaublich starken Kraft geführt, einer Kraft, wie sie wohl nur vom Weißen Mond stammen konnte. Als auf der Freitreppe eine hochgewachsene Person erschien, verschwanden die Diener schnell. Die Person, eine noch junge Frau mit langem, schwarzen Haar, die schwarze Stiefel und schwarze Handschuhe zu schwarzen Hot Pants und einem schwarzen BH mit abschließendem (übrigens schwarzen) Matrosenkragen trug, ging langsam, Schritt für Schritt, Stufe für Stufe die Treppe hinab. Auf ihrer Stirn glitzerte ein goldenes Diadem, in dessen Mitte ein Stern eingraviert war. Venus sah ihr mit ausdruckslosem Gesicht entgegen. "Ihr seid Fighter?" fragte sie schließlich, als die Frau ungefähr die Mitte der Treppe erreicht hatte. Ohne inne zu halten, erwiderte die Frau: "So ist es." "Ihr seid eine Frau", stellte Venus leicht verblüfft fest, änderte ihren Gesichtsausdruck jedoch nicht. "So ist es." Venus runzelte die Stirn. "Und Ihr habt um die Hand Prinzessin Serenitys, der Thronfolgerin des Mondkönigreiches angehalten?" "So ist es." Das hübsche Gesicht der Kriegerin verkrampfte sich vor Wut. "Könnt Ihr nichts anderes sagen?!" "So ist es." Schlagartig verschwand der Ärger aus Venus' Augen. "Häh?!" machte sie. Fighter verdrehte die Augen. "Wollt Ihr mir eine positive Nachricht überbringen?" "Macht Ihr Witze?! Die Prinzessin des Mondes kann keine Frau heiraten!" Die schwarzhaarige Frau zog die Augenbrauen hoch. "Scheint, als seien die Gesetze des Mondkönigreiches anders als die unserer Prinzessin." Nun war Venus vollends verwirrt. "Ihr seid noch nicht einmal die Prinzessin dieses Königreiches?" "So ist es", bestätigte Fighter. "Ich bin Sailor Star Fighter, Anführerin der Leibwache Ihrer Majestät Prinzessin Kakyuu, Herrscherin des Planeten Kinmotu." Die Kriegerin der Liebe hatte kurz zu Boden gesehen, doch dann richtete sie ihre Augen wieder auf die Kriegerin, die nun den Fuß der Treppe erreicht hatte. "Wie könnt Ihr Euch überhaupt anmaßen, nur den Gedanken mit Euch zu tragen, um die Hand der Prinzessin anzuhalten, geschweige denn, dies öffentlich kund zu tun?" Fighter lächelte. "Sie ist die schönste Frau aller Galaxien." "Das ist noch lange kein Grund", herrschte Venus sie an. "Außerdem ist es eine Frechheit sondergleichen, einen Brief an Ihre Majestät, Königin Serenity, mit dem Titel "Prinz Fighter, Thronfolger des Königreiches Kinmotu" zu unterzeichnen!" Die Kriegerin sah sie spöttisch an. "Sonst wäre ich ja nicht bis zur Königin vorgedrungen mit meinem Brief." In Venus' Augen flammte Zorn auf. "Mir scheint, Euch ist nicht bewußt, an wen Ihr Euch damals gewendet habt! Wir sprechen hier von Königin Serenity, Herrscherin über das Silberreich!" Ihre Stimme war immer lauter geworden, so daß beide Kriegerinnen den Ruf einer Frauenstimme überhörten, die aus dem Nebenraum kam. "Fighter?" rief diese Frau. "Fighter, wo bist du?" Fighter ging näher auf Venus zu. "Ich muß übrigens sagen, daß Ihr Eurer Prinzessin sehr ähnlich seht." "Wir... wir sind zusammen aufgewachsen", stotterte Venus. "Das färbt ab." Dann fing sie sich wieder. "Aber das ist keine Antwort auf meine Frage!" "Ihr habt keine Frage gestellt", erwiderte Fighter und kam noch näher an Venus heran. Diese wich langsam zurück und stolperte beinahe über einen kleinen Tisch. Mit einer Hand fing sie die Vase, die vom Tisch fallen wollte, auf, stellte sie zurück an ihren Platz und ging einen weiteren Schritt zurück. Plötzlich öffnete sich die Tür zum Nebenraum und eine Frau mit rotem Haar betrat den Raum. Als sie Fighter und Venus sah, blieb sie im Türrahmen stehen und sog scharf die Luft ein. Die beiden Kriegerinnen bemerkten ihre Anwesenheit jedoch nicht, so daß die Frau immer näher an die beiden heran kommen und den Dialog, den sie führten, mithören konnte. "Ihr habt die Schönheit Eurer Prinzessin." "Ach tatsächlich?" "Würdet Ihr mich heiraten?" "Bitte was?!" "Wenn ich die Prinzessin nicht haben kann, will ich doch wenigstens ihre Zwillingsschwester für mich erhalten." "Haltet ein!" "Eure Augen funkeln wie Sterne." "Ich warne Euch!" "Eure Lippen sind wie ein Paradies." "Es reicht!" Fighter fuhr herum und blickte direkt in die - nicht ganz so sternenhaft - funkelnden Augen der rothaarigen Frau. Venus lachte unbeholfen und versuchte, die Situation durch einen Hustenanfall zu entschärfen. "Prinzessin", stotterte Fighter, doch Kakyuu achtete nicht auf sie. "Wer seid Ihr?" herrschte sie Venus an. Diese errötete leicht, doch dann richtete sich auf, strich den Rock ihrer Uniform glatt und antwortete nicht ohne Stolz: "Ich bin Sailor Venus, Anführerin der Leibwache Ihrer Majestät Serenity II., Thronfolgerin des Mondkönigreiches." "Die Prinzessin des Weißen Mondes?" "So ist es." Kakyuu warf einen kurzen, kühlen Blick zu Fighter, die inzwischen begonnen hatte, eine kleine Melodie pfeifend eine kunstvoll gestaltete Porzellanschale abzustauben. "Fighter, geh jetzt. Healer?" In der Tür des Salons erschien eine weißhaarige Kriegerin, die die gleiche Uniform wie Fighter trug. "Eure Majestät wünschen?" Die Prinzessin sah weder Venus noch Healer an. "Geleite die Frau zur Tür, Healer", befahl sie. "Zeige ihr den Ausgang!" Venus ließ sich erschöpft auf ihr Bett fallen. Nach diesem reichlich verkorksten Besuch auf dem Planeten Kinmotu und einem kurzen Zwischenstop bei Uranus - die sich mit den Worten "Eindringling aus einem anderen Sonnensystem, ich werde dich vernichten!!!" auf sie stürzen wollte - und Neptun auf dem Rückweg war sie nur froh, wieder zu Hause zu sein. Sie löste das rote Band, das ihr Haar zusammenhielt, zog ihre Handschuhe aus und schloß die Augen. Serenity würde sich sicher freuen, wenn sie erfuhr, daß ihre Hochzeit mit "Prinz Fighter" geplatzt war. Aber über kurz oder lang würde die Prinzessin heiraten müssen, da führte kein Weg dran vorbei. Sie mußte einen Thronfolger gebären, oder das Silberreich wäre dem Untergang geweiht. Venus drehte sich zur Seite. Sie wollte Serenity nicht hergeben. Sie wollte nicht erleben müssen, daß ihre Prinzessin, vielleicht sogar gegen ihren eigenen Willen, vor dem Traualtar stand. Aber was sollte sie dagegen tun? Sie konnte es nicht verhindern. Sie durfte es auch nicht verhindern. Venus wischte eine kleine Träne aus dem Augenwinkel. Aber war es nicht ungerecht? Hatte Serenity nicht, genau wie jedes andere Wesen, ein Recht darauf, ihr Leben selbst zu bestimmen? Gewiß, sie war die Prinzessin, und als solche hatte nicht ihr eigenes Leben, sondern das Leben der Untertanen und das Leben des Reiches höchste Priorität. Es war ihr Schicksal, und in dieses hatte sie sich zu fügen. Dafür wurde sie auch vom ganzen Hof verehrt und geliebt. Und wenn Serenity einfach floh? Und sie gleich mit? Venus riß erschrocken die Augen auf. Wie konnte sie an so etwas nur denken?! Aber als sie sich in die Seidendecke wickelte und die Augen wieder schloß, um etwas zu schlafen, sah sie immer wieder Bilder von einer Flucht der Prinzessin und ihr selbst aus dem Königshaus, fort, nur fort, immer weiter fort, in die Freiheit. Königin Serenity hatte geschockt auf die Nachricht der wahren Identität des "Prinzen Fighter" reagiert. Sehr geschockt sogar. Aber das hatte Venus gar nicht anders erwartet, vielleicht hatte sie es auch gehofft. Überrascht war sie allerdings gewesen, als die Königin des Weißen Mondes sie dann wegen unerlaubten Verlassens des Königreiches und Vorspiegelung einer angeblichen Diplomaten-Reise im Auftrag der Königin zur Rechenschaft zog. Auch wenn die Königin ihr keine Konsequenzen angedroht hatte, so merkte Venus doch, daß Serenity sie von nun an mit einer unangenehmen Kühle behandelte. Auch die anderen, ihr eigentlich noch unterstellten Kriegerinnen, die den Silberpalast bewachten, schienen nicht mehr ganz so ehrerbietig und ehrfürchtig mit ihr umzugehen, und Venus war sich sicher, daß sie hinter ihrem Rücken über sie herzogen. Einzig die Prinzessin hielt zu Venus. Sie war ihr unendlich dankbar, daß die Last der bevorstehenden Hochzeit von ihr genommen war, und sie tat ihr Bestes, um Venus' Handeln vor ihrer Mutter zu rechtfertigen. Venus mühte sich redlich, ihre alte Position zu festigen und ihr Ansehen wieder zu erlangen. Aber sobald sie irgendeine Sache in Angriff nahm, schien sich alles gegen sie zu verschwören. Nichts gelang ihr mehr. Auf Bällen mieden sie die vielen Männer, die sie zuvor umschwärmt hatten. Boten weigerten sich, mit ihr zu sprechen, wie es zuvor oft geschehen war, wenn die Hoheiten selbst keine Zeit hatten. Die Wachen ließen sie nur unter Aufbringung ihrer gesamten Macht zu den Gemächern der Prinzessin durch. Und sobald sie diese betrat, kamen ihr immer und immer wieder die Gedanken an eine Flucht. Wann immer sie in Serenitys klare, blaue Augen blickte, dachte sie unwillkürlich an den blauen Himmel, den man von der Erde aus sehen konnte, an das weite, blaue Meer auf der Erde. Die Erde war für Venus der Inbegriff der Freiheit, und sie wußte, wenn sie das Silberreich eines Tages verlassen würde, sie würde zur Erde fliehen. Doch ohne Serenity konnte sie sich eine solche Flucht nicht vorstellen. Nein, nicht ohne Serenity. Bisher hatte sie Serenity nichts von ihren Plänen erzählt. Denn wann immer sie es versuchte, war Serenity zu sehr mit anderen Dingen beschäftigt, als ihr zuzuhören. Serenity war so unschuldig, sie schien nichts zu wissen von solchen Gedanken, die so endgültig waren. Sie liebte jede Sekunde ihres Lebens, und sich mit düsteren Seiten zu befassen, nein, das wollte sie nicht. Ein junges Reh springt mal hierhin, mal dorthin, jagt einem kleinen Schmetterling nach, und wendet sich, sobald es erkennt, daß es diesen Schmetterling nicht fangen oder erreichen kann, anderem zu. Einer Raupe nachlaufen. Ein paar Käfer aufscheuchen. Serenity war ein solches Reh. Ein kleines Kitz, ein Bambi, das nichts kennt außer der schönen Natur, die Schrecklichkeit und das häßliche Antlitz dieser Welt noch nicht hatte erfahren müssen. Venus hatte es gelernt. Venus hatte am eigenen Leibe erlebt, wie eine doch so gut gemeinte Handlung so viel Schlechtes hervorrufen konnte. Sie sah einer ungewissen Zukunft entgegen. Was würde sie bringen? Venus stand am großen Portal des Silberpalastes. Sie blickte hinab auf die Erde, auf diesen blauen Planeten. Wie schön mußte das Leben dort unten sein. Leise seufzte die hellhaarige Kriegerin. Einmal, ein einziges Mal auf der Erde stehen, ihre Vielfalt an Leben mit eigenen Augen erblicken, diese Vielfalt, von der Serenity ihr so oft erzählt hatte. Serenity schlich sich oft heimlich auf die Erde. Und wenn sie dann von dem blauen Planeten sprach, schien es Venus, als liebe die Prinzessin die Erde mehr als ihr eigenes Königreich, das zu erben ihre Bestimmung war. Manchmal glaubte Venus sogar, Serenity habe sich in einen Erdenmenschen verliebt, denn ihre Augen glänzten oft so voller Freude, wie er nur Liebenden innewohnte. Und Venus wußte genau, wie strahlend Serenitys Augen leuchteten, wenn sie einer geliebten Person nahe war. Das wußte sie sogar sehr genau. Noch einmal wagte sie einen kurzen Blick auf die Erde, dann wandte sie sich entschlossen um und ging auf den Palast zu. Auch wenn der blaue Planet ihr Traum war, dieses Königreich hier auf dem Mond war ihre Heimat, und das würde es auch noch eine Weile bleiben müssen. Kurz vor dem Hauptgebäude, das von zwei uniformierten Kriegern bewacht wurde, traf sie auf einen jungen Mann. Er trug eine silberglänzende Rüstung mit weit ausladenden Schulterklappen, an denen ein dunkler Umhang befestigt war. Er blieb vor der Kriegerin stehen und sah sie lächelnd an, wobei sich seine blauen Augen zu schmalen Schlitzen verengten. Er verneigte sich tief, bevor er an Venus vorbei in Richtung Portal ging. Venus wandte sich um und blickte ihm hinterher. Sein schwarzes Haar schluckte das Licht der Sonne und reflektierte es doch, so daß sich ein Wechsel von Licht und Schatten in seinem Haar abzuspielen schien. Dieser Anblick ließ das Herz der Kriegerin sich schmerzhaft zusammen ziehen, doch war es nicht, daß sie sich in den Unbekannten verliebt hätte, sondern schien es ihr plötzlich, als sei er derjenige, dem Serenitys Herz gehörte. Was, wenn dem so war? Was würde dann geschehen? Venus preßte die Lippen aufeinander und schüttelte energisch den Kopf, um sich die ihr wieder aufdrängenden Bilder einer Flucht von sich zu schieben. Wenn dieser junge Mann wirklich Serenitys Geliebter war, dann war eine Flucht zur Erde erst recht undenkbar. Schnellen Schrittes näherte sie sich dem Palast. Ein scharfer Blick genügte ausnahmsweise, um die Wachen dazu zu animieren, ihr das Tor zu öffnen. Venus nickte wohlwollend und ging dann auf die Gemächer der Prinzessin zu. Sie mußte die Prinzessin sehen, und zwar jetzt, sofort. Als sie das Zimmer betrat, stürmte ihr Serenity entgegen. Sie fiel der Kriegerin um den Hals und wirbelte sie ein wenig herum. "Venus", rief Serenity freudig. "Wie geht es dir, meine Freundin?" Venus löste sich aus den Armen Serenitys. "Du wirkst sehr fröhlich heute." "Ich bin überglücklich!" bekannte die Prinzessin. Sie breitete die Arme aus und drehte sich lachend im Kreis. "Ich könnte meine Tante Nehelenia umarmen!" Die Kriegerin der Liebe senkte den Blick. "Der schwarzhaarige Krieger?" "Du hast ihn gesehen?" Serenity wandte sich abrupt zu der Sailor-Kriegerin um und sah sie freudestrahlend an. "Ist er nicht wundervoll?" "Also wirklich er?" Venus Stimme war noch leiser geworden, fast erstarb sie. Doch Serenity schien die Trauer im Gesicht und im Tonfall ihrer Freundin gar nicht zu bemerken, denn sie fuhr fort: "Endymion heißt er. Venus, ach Venus", sagte sie. "Er ist so wundervoll!" "Ist er von der Erde?" Serenity nickte. "Er hat mir die Schönheit der Erde erst wirklich gezeigt. Ach Venus, er ist so schön wie seine Erde, er ist tapfer und mutig, und doch zärtlich und liebevoll." Venus spürte, wie ihre Hände zu zittern begannen und ihr die Tränen in die Augen stiegen. Sie unterdrückte sie und ballte die Hände zur Faust, um das Zittern zu unterbinden. "Eine Hochzeit zwischen Mond und Erde kann nie etwas Gutes geben, Serenity. Ein Erdling ist nicht unsterblich, aber du, du und ich, wir sind es. Ein Erdenmensch kann nie Herrscher über den Mond werden, aber du, du bist dazu auserwählt!" Die Prinzessin des Weißen Mondes sah plötzlich sehr ernst aus, als sie antwortete: "Es gibt sehr wohl die Möglichkeit, eine Ehe zwischen Mond und Erde zu vollziehen. Nur wird sie dann bereits keine Ehe zwischen Mond und Erde mehr sein. Darüber hinaus ist er nicht nur ein Erdenmensch, Venus. Er ist der Prinz der Erde selbst. Er lebt nicht nur auf der Erde, er IST die Erde. Er beherrscht sie, verstehst du? Und was könnte mächtiger sein als eine gemeinsame Herrschaft über Erde und Mond von zwei Hoheiten, die sich zudem noch wirklich lieben und nicht zum Zweck der Sicherung der Macht verheiratet wurden?" Venus zog die Augenbrauen leicht hoch und versuchte krampfhaft, sich einen möglichst kühlen Gesichtsausdruck zu geben, doch in ihren Zügen schien die Trauer und Verzweiflung immer mehr durch. "Er liebt dich also auch?" "Wir lieben uns, Venus, und wir werden uns immer lieben. Das hat er mir geschworen", verkündete Serenity. "Er hat es mir in meine Hand geschworen, er hat es auf sein Herz und sein Schwert geschworen, und ich habe es ihm auf das Licht des Weißen Mondes geschworen." "Bist du verrückt geworden? Auf das Licht des Weißen Mondes?!" Venus Stimme überschlug sich beinahe. Sie machte einige Schritte auf die Prinzessin zu, und diese wich etwas zurück. "Serenity, wie kannst du einem Erdenmenschen einen solchen Schwur leisten? Sie sind nicht wie wir, sie sind sterblich, sie sind nicht mächtig! Wir, Serenity, wir, die wir hier unter Königin Serenity auf dem Mond leben, wir haben die wirkliche Macht. Wir beherrschen dieses Universum! Wir sind dazu auserwählt, über die Erde zu herrschen, über dieses sterbliche Etwas, dessen Schönheit doch nur eine Illusion ist!" Serenity schüttelte leicht den Kopf. "Venus, ach Venus", sagte sie, und ihre Stimme klang seltsam traurig. "Mach mir und dir selber doch nichts vor. Ich weiß sehr wohl, daß du die Erde inzwischen genauso sehr liebst wie ich. Glaubst du etwa, ich bemerkte nicht, wie oft du am Fenster stehst und auf die Erde herab blickst?" Venus gab sich nun keine Mühe mehr, die Tränen zu unterdrücken, und so liefen sie ihr unaufhörlich die hellen Wangen hinab. "Du hast doch überhaupt keine Ahnung", stieß sie stockend hervor. "Du verstehst doch gar nicht, was du mit mir machst, Serenity! Weißt du überhaupt, was ich fühle? Ich wußte schon immer, daß es eines Tages geschehen würde, doch nun..." Sie brach ab. Ihre Hände noch immer zu Fäusten geballt, sah sie zu Boden und atmete heftig. "Ich liebe dich, Serenity, ich liebe dich", flüsterte sie. Die goldhaarige Prinzessin trat näher an die Kriegerin heran. Sie ergriff ihre rechte Hand. Die andere legte sie unter das Kinn ihrer Freundin und hob ihren Kopf etwas an. Serenity lächelte ein wenig. "Venus, ach Venus", sagte sie. "Ich liebe dich doch auch." Venus sah die Prinzessin einen Moment lang ungläubig an, und zum ersten Mal in ihrem Leben fiel ihr auf, daß ihre Augen sich auf gleicher Höhe trafen. Doch dann preßte sie die Lippen nur fester aufeinander und schüttelte den Kopf. "Du verstehst immer noch nicht, Serenity. Ich liebe dich mehr, als ich dir je sagen kann. Für dich, Serenity, würde ich mein Leben geben." "Ich würde meines auch für deines geben", erwiderte die Prinzessin sehr ruhig. Die Tränen trockneten auf Venus' Haut, und ihr Atem ging wieder regelmäßig. "Oh Serenity", flüsterte sie. "Wir hätten sehr glücklich miteinander werden können, wenn wir uns an einem anderen Ort, zu einer anderen Zeit getroffen hätten, glaubst du nicht auch?" Serenity lächelte. "Sind wir denn nicht glücklich, so wie es ist, Venus?" Eine Weile schwieg Venus. Dann lächelte auch sie. "Wir werden wohl nie wirklich glücklich werden. Und doch werden wir es immer sein, wenn wir nur uns haben, Serenity. Ich werde dich nie verlassen, meine Prinzessin, und nie werde ich dir oder deinem Glück im Wege stehen." Vorsichtig löste sie ihre Hand aus Serenitys und kniete vor der Prinzessin nieder. "Das schwöre ich bei allem, was mir heilig ist. Das schwöre ich bei meinem eigenen Leben." Sie sah zu ihrer Prinzessin auf. "Serenity, wenn du eines Tages zur Erde gehst, um für immer dort zu bleiben, ich bitte dich, nimm mich mit. Ich möchte den Himmel sehen, das Meer und die Wüste, die Wälder und die Tundren, die Berge und die Täler, die Flora und Fauna, ich möchte die Erdenmenschen kennenlernen, die Stämme und Völker, ich möchte die Sprachen lernen und all das Wissen, das wir hier nicht haben. Ich bitte dich, Prinzessin, nimm mich mit dorthin." Serenity streckte die Hand aus. "Venus, ach Venus", sagte sie. "Nie, nie werden wir uns trennen." Noch in derselben Nacht ging das Königreich in Flammen unter. Die Erdenmenschen, unter dem Einfluß Königin Berylls stehend, vernichteten jegliches Leben auf dem Mond. Mit letzter Kraft sandte Königin Serenity ihre Tochter, die Sailor-Krieger, alle übrigen Bewohner des Mondes und auch Endymion, der tapfer für sie gekämpft hatte, auf die Erde, um ihnen dort eine glückliche Zukunft zu ermöglichen. Viele hundert Jahre vergingen bis zur Wiedergeburt der Mondmenschen, viele hundert Jahre, in denen Serenity und Venus schlafend Hand in Hand in einem Bett von Rosen lagen und geduldig auf den Tag warteten, an dem sie zu neuem Leben erwachen würden. Toi qui marches dans le vent Seul dans la trop grande ville Avec le cafard tranquille du passant Toi qu'elle a laissé tomber Pour courir vers d'autre lunes Pour courir d'autres fortunes l'important L'important c'est la rose crois-moi (Louis Amade) ENDE Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)