Der brechende Fels von abgemeldet (Was denkst du?) ================================================================================ Kapitel 2: Der Verwirrte Stein ------------------------------ Ray erwachte diese Nacht nur ein einziges Mal. Und warum? Nicht, weil ihn eine penetrante Stechmücke nervte, nicht weil Sommeranfang war und es in der Nacht ziemlich schwül wurde, auch nicht wegen dem banalen Wunsch dringest die Toilette aufzusuchen. Nein, warum auch? Das war ja viel zu normal und langweilig. Wenn man mit Kai Alexander Hiwatari in einem Haus lebte, dann war es schlichtweg nie ein solch banaler Grund. Das wäre ja uncool. Genauso wie das Ausschlafen. Erkannte man den Zusammenhang? Ausatmend brummte Ray unwillig und gab ein verschlafenes Nuscheln von sich. “Kai… bitte, ich will endlich schlafen…” Er war nicht einmal sicher, ob er noch in der Lage war so deutlich zu sprechen, dass Kai ihn tatsächlich verstand. Warum er sich sicher war, dass es Kai war, der ihn gerade an den Schultern gefasst versuchte wachzurütteln? Tja, man nannte es auch weibliche Intuition. Scherz. Er konnte es eben hören. Außerdem roch sein Gegenüber unverkennbar nach Kai. Was einem nicht alles auffiel, wenn man sich drei Jahre lang ein Zimmer teilte. “Kai… bitte…” Eher fror die Hölle zu, bevor der junge Russe nachgab. Also öffnete Ray dann doch einwenig nach Mitleid heischend und unnatürlich oft blinzelnd seine brennenden Augen. Sogleich flirrte sein Blick zur Uhr an der gegenüberliegenden Wand. Na so was… halb zehn. Er hatte vielleicht eine halbe Stunde geschlafen. Ray gab ein leicht überfordertes Brummen von sich und fokussierte seinen Blick auf den Russen, der sich noch immer an Rays Schultern über den jungen Chinesen stützte, um ihn mehr oder minder behutsam aus dem Reich der Träume zu holen. “Uhm… hab ich was im Gesicht…?” “Du hast gewartet.” Es war eine simple und kühle Feststellung. Ohne jeglichen Zusammenhang. Noch dazu klang Kais Stimme im Kontrast zu sonst… ziemlich dünn, nahezu kleinlaut. Nicht, dass Ray ihn in seinem Zustand begriffen hätte, wäre denn einer vorhanden gewesen und vielleicht war auch besser, dass ihm der Wandel in Kais Stimme über seine eigene Müdigkeit hinaus nicht wichtig genug erschien. “Jaah… hab ich… jetzt bist du ja da…” Aufatmend und ein tiefes Gähnen unterdrückend, hob Ray seine locker zu einer Faust geballte Hand, doch fuhr er erschrocken in sich zusammen, als Kai sie in einer schnellen und auch recht groben Bewegung abfing und zurück gegen das Poster drückte. “Ja… jetzt bin ich ja da…” Jetzt wurde es Ray doch einkleinwenig zu nahe! Kais Atem streifte warm seine-… oh Gott! Unbewusst versteifte sich der Körper des Älteren, als er versuchte sich weiter vor ihm zurückzulehnen. Was sollte er denn jetzt machen?! Er konnte Kai, der sich inzwischen mit beiden Knien links und rechts von Rays Beinen auf den Sessel stützte, ja schlecht einfach von sich runterschubsen und- nein, das ging doch nicht! Rays Augen weiteten sich aufgewühlt, während Kai sich schleichend langsam zu ihm hinunter beugte und die seinen gemächlich schloss. Die rechte Hand des Russen schob sich über Rays Halsbeuge in dessen Nacken. Der Größere erschauderte merklich. Sie war eiskalt. Und dann, als Ray schon glaubte, er müsse vor Aufregung an Atemnot qualvoll ersticken, da drückte Kai ihm mal eben so seine Lippen auf, als sei es das Selbstverständlichste überhaupt. Ja warum auch nicht? Warum nicht küssen, wenn man sich doch so gern hatte, also Ray tat das ja ständig… …Freunde küsste man nicht… Ray war mit sich absolut nicht einig. Wenn er Kai nun einfach elegant von sich herunter warf, dann riss dieser ihm garantiert den Kopf ab und spielte morgen Früh demonstrativ damit Fußball. Und selbst wenn nicht, er konnte ihn doch nicht auf diese Art und Weise so vor den Kopf stoßen, oder? Oder…? Ray war mit der derzeitigen Situation vollkommen überfordert und somit nutzte Kai geschickt seine Chance, als der Größere nicht einmal einen Moment lang Willen zeigte, ihn zu unterbrechen. Gut, der Wille war vielleicht wirklich, allerdings wusste der Chinese gerade absolut nicht, wie er ihn in die Tat umsetzen sollte. Er wusste überhaupt nicht mehr, was er tun sollte. Rays linke Hand grub sich schlussendlich wie von selbst Halt suchend in die rechte Seite Kais Shirts und ein überfordertes Geräusch von sich gebend schloss er fest seine Augen, als der Russe bestimmt seine Lippen auseinander drückte. Die Folge war vorhersehbar. Rays Gedanken raste und fielen schließlich in sich zusammen wie ein Kartenhaus. Was Kai da tat war nicht nur ausgesprochen mutig, Ray hätte es ihm auch nicht im Geringsten zugetraut und dann… Man sollte ja jetzt nichts… Falsches denken, aber… Ray war durchaus der Meinung, was Kai tat, beherrschte er wirklich gut… Gerade wurde Ray ziemlich anders. Vor allem kroch ihm diese unerklärbare Wärme bis in die Fingerspitzen und als sich der Russe wieder vor ihm zurücklehnte und sie beide nur zögerlich ihre Augen öffneten… Da hatte Ray wirklich das Gefühl, dass etwas Entscheidendes fehlte. Wortlos stieß Kai sich vor dem Sessel zurück und wandte sich direkt zum Flur um und verschwand nur einen Moment später schweigend hinter der Tür ihres gemeinsamen Zimmers. Ray starrte ihm wie zu Eis gefroren mit leicht geöffnetem Mund nach, wobei sich seine Augen überfordert verengten und er selbst nicht einen Ton hervor brachte. Eine kühle Gänsehaut zeichnete sich gut sichtbar auf seinen Unterarmen ab. “Ray! Ey, Ray!” Ein missgelauntes Murren war die einzige Antwort. “Ey, los wach auf! Du verschläfst ja den ganzen Tag!” Das war dem Chinesen doch so was von #%&$@§ egal! Hatte sich denn die ganze Welt gegen ihn verschworen?! Hätte er nicht in Schieflage auf dem Sessel gelegen, dann hätte Ray sich nun einfach elegant umgedreht und Takao den Vogel gezeigt. Es stimmte schon, der Dunkelhaarige war einwenig gereizt. “Ach man, dann penn halt. Wir sind dann mal weg. Chef und Kai auch. Kommen heute Abend wieder.” Ray entschied sich dafür einfach nicht zu reagieren, bis die Haustür geräuschvoll hinter Takao und Max zufiel. Aber Kais Namen hätte der Japaner nun wirklich stecken lassen können. Kaum schlug Ray die Augen auf, da wurde er nämlich schon wieder von einer Welle unangenehmer Gedanken eingeholt. Leise aufstöhnend schlang er seine Arme um seinen Kopf und versteckte sich zwischen dem Polster des Sessels. Was war nur in ihn gefahren?! Nicht nur in Kai, sondern auch in ihn?! Ausatmend fasste der junge Chinese sich an den Kopf und rieb sich erschöpft über das Gesicht. Das ganze war doch nicht mehr normal. …Ich liebe dich… Ein eiskalter Schauer rann Rays Rücken hinab und einen Moment schloss er fest seine Augen. Ach bitte… es beschäftigte ihn doch nun schon lange genug, oder? Was ging es Ray denn bitteschön an, wenn Kai sein Gefühlsleben nicht auf die Reihe bekam? Das war allein seine Angelegenheit, der Ältere hielt sich da ganz dezent raus. …Aber… Wenn es ihn tatsächlich so wenig anging… warum hatte Kai ihn dann… letzte Nacht…? Unter einem heiseren Aufschrei fuhr Ray in die Aufrechte und trat heftig nach einer Wasserflasche, die sich als erstes Opfer so bereitwillig neben dem Tischbein des Wohnzimmertisches angeboten hatte. Der junge Chinese ignorierte die darauf folgenden Schmerzen in seinen Zehen und knirschte murrend mit den Zähnen, ehe er sich auf den Weg in die Küche machte, um für den Tag etwas zu essen. Während er also versuchte seinen Blutdruck zu dämpfen und sich zu beschäftigen, ließ er sich seinen Tag noch einmal durch den Kopf gehen. Erstens: Kai knuddelte ihn herzallerliebst und flüsterte ihm ein ich liebe dich zu. Zweitens: Kai verschwand absolut spurlos. Drittens: Kai küsste ihn. Viertens: Kai war schon wieder unauffindbar. Und warum gottverdammt fing jeder Tagespunkt, den er sich setzte, mit Kai an?! Ray kam nicht auf den erlösenden Aha-Effekt. Das war doch alles schon richtig paranormal! Vielleicht sollte er doch anfangen an Entführungen zu glauben. Vielleicht konnte er dann den grünen Männchen eine Reklamation schreiben und sie zogen den jungen Russen vorübergehend wieder ein, um eine umfassende Versuchsanalyse durchzuführen, denn irgendetwas musste bei diesem Experiment wohl gewaltig schief gegangen sein! Es war schlussendlich auch nicht so, dass Ray sich über den Nachmittag noch beruhigte. Nein, im Grunde überhaupt nicht. Nur wich gemächlich die Aggression der Nachdenklichkeit. Man sollte schließlich nicht glauben, er nahm sich nicht doch irgendwo zu Herzen, was Kai tat und sagte. Was wäre er denn für ein Mensch gewesen, das nicht zutun? Aber das Leben war nun mal grausam und schrecklich gemein und der junge Chinese kam auf absolut keinen grünen Punkt. Grottentief ausatmend lehnte er sich zurück gegen den Fensterrahmen und streckte versucht entspannt seine Beine durch, während er mit der einen Hand das Fenster offen hielt, um es jetzt schon zum dritten Mal ordentlich klar zu putzen. Die Nachbarn dachten sich sicher auch bereits ihren Teil. Es war eigentlich schon seit Ewigkeiten so. Wenn Ray Stress hatte, putzte er Fenster. Sobald er auch nur einen Wassereimer in die Hand nahm und in Richtung Wohnzimmerfester ging, wusste selbst Takao, dass nun ansprechen strengstens verboten war. Der junge Chinese hatte eben seine eigene Methode entwickeln, um sich abzureagieren. Auch wenn sich natürlich über diese streiten ließ. Aber immerhin hatte jeder irgendwo seine Macken. Missmutig verzog der junge Chinese das Gesicht und fuhr mit einem trockenen Tuch erneut über das bereits störend spiegelnde Glas, als ihm in der Spiegelung, als die Sonne tief genug stand, im Hof ein Schatten auffiel. Überrascht verzog Ray seine Brauen und wandte sich sogleich über seine Schulter. Das war doch… Kai stand dort. Es war genauso einfach gesagt wie es war. Kai stand dort unten an dem Pfosten der Pforte gelehnt und… starrte vollkommen unbewegt zu ihm hinauf. In der üblichen Haltung, die Arme locker vor der Brust verschränkt, die Beine im Stand leicht übereinander geschlagen und es machte den Anschein, als blinzelte er nicht einmal. Unbewegt erwiderte Ray den bohrenden Blick und war vollkommen unschlüssig, was dies nun zu sagen hatte. Kai störte sich nicht daran. Einfach wegsehen und weitergehen? Das wäre doch uncool und entsprach einfach nicht seinem Image. Ausatmend gab der Ältere ein tiefes Brummen von sich und zog missmutig seine Brauen zusammen. Er hätte jetzt gerne tief Atem geholt, Kais Namen gerufen und seinem Ärger lauthals Kund getan. Er hätte auch einfach nach draußen gehen können, um seinem Teamleader mal ordentlich Kopf und Ohren zu waschen. Aber… naja… er traute sich ja nicht einmal weiter hinzusehen. Schon nach wenigen Augenblicken hatte sich Ray wieder wahnsinnig beschäftigt seiner geliebten Glasscheibe zugewandt und war verdächtig rot angelaufen, während er das Putztuch in seiner Hand so sehr festhielt, dass der Stoff leise knirschte. Es war eine seltsame Mischung aus Wut und blanker Verlegenheit. “Ray! Hey hey! Hier! Wir sind wieder dahaa!” Überrascht fuhr der Dunkelhaarige leicht zusammen und wandte sich wieder dem Hof zu. Takao winkte breit grinsend und gut gelaunt wie immer zu ihm hinauf und Max und Kenny schleppten sich wohl ziemlich erschöpft hinter ihm her. Das war das Schicksal derer, die auf den Japaner aufpassen mussten. Aber… Das gab es doch gar nicht! Kai war schon wieder verschwunden! Ray wäre beinahe aus dem Fenster gefallen, im Versuch sich weit im Hof umzuschauen. Er war wieder unauffindbar. Hereingekommen war er nicht. Ray gab ein leises, selbstmitleidiges Brummen von sich. Mist. Chance verpasst. Zu sein Fortgesetzt Man höre und Staune, ich bin am Leben, mir geht es gut... und ich stecke in einer kreativen Kriese @@ Netterweise Gebetat von Mrs. Vincent Price :D Dange Dange xD ~ bis demnächst cya Lucy Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)