Der brechende Fels von abgemeldet (Was denkst du?) ================================================================================ Kapitel 4: Der rollende Stein ----------------------------- Was konnte man denn alles tun, wenn der Tag lang war? Man konnte sich entspannen, trainieren, nachdenken… dösen… „Du dämlicher Volltrottel!“ Oder einfach eine Runde streiten? Ja, das war natürlich auch eine gängige Methode die Zeit tot zu schlagen. Vor allem wenn man mit einem Kai Hiwatari unter einem Dach lebte. Selbst der ausgeglichenste Mensch konnte dabei spüren wie die Aggressionen in breiten Strömen flossen. Da brannte sozusagen die Luft! „Was ist denn nun schon wieder?!“ - „Halt die Klappe!“ Nur nicht zuviel reden. Nur nicht zu konstruktiv. Nur nicht zu rücksichtsvoll! Aufächzend verzog Ray das Gesicht und hob überfordert seine Hand, um sich über die Augen zu reiben. Takao hatte sein ehrliches Mitgefühl. Kai schien einwenig unausgeglichen in den letzten Tagen. Wunderte Ray nicht im Geringsten. Ein Kai Hiwatari schlief, as oder trank schließlich nicht, wenn jemand hinsah. Das wäre ja unc-… - Hey, er hatte ein Dejavu! Wie auch immer, seit ein paar Tagen ließ der junge Russe seine Wut ungehalten an ihrem kleinen herzallerliebsten Japaner aus, der jedes Mal kurz davor stand „ihm ordentlich die Fresse zu polieren“, damit er endlich einmal Ruhe gab. Der Einzige, der ihn aktiv davon abhielt war Max. Ray hielt sich da vollkommen raus. Falls Takao wirklich einmal den Mut aufbringen sollte, Kai eine draufzugeben, dann hielt er ihn gewiss nicht davon ab. Zumindest in solchen Situationen hatte Kai sich sicherlich mal einen Tritt in den Hintern verdient. In Ruhe hielt der junge Chinese seine Augen geschlossen und legte seine rechte Hand auf den Oberschenkel, ehe er, sich voll und ganz auf die Bewegung konzentrierend, sein Bein in rechten Winkel zu seinem Körper hob. Was Kai so gerne als „professionelles Sitzen für Fortgeschrittene“ beschrieb war immerhin eine hohe Körperkunst. So ein Banause… Zumindest hatte Ray sich nun entschlossen Kai keine weitere Beachtung mehr zu schenken. Zumindest, solange er nicht unmittelbar betroffen war. Er tobte und schrie, wie es eigentlich gar nicht seiner Art entsprach. Für gewöhnlich war er immer sehr still gewesen. Hatte im Grunde nur den Mund geöffnet, wenn er etwas Wichtiges zu sagen hatte. Oder sich über andere lustig machte. Wenn es ihm sein Stolz eben so gebot, dann war daran nun wirklich nichts zu rütteln. Schade eigentlich. Kai konnte eine so angenehme Person sein… Doch in letzter Zeit war alles anders als sonst. Ray kotzte das ziemlich an. Ja, er durfte das sagen und er durfte sich auch ab und zu einmal erlauben zu fluchen! Ausnahmsweise schoss er seine neutrale Haltung in den Wind und spielte den bösen, bösen Mitläufer. Kai ging ihm momentan überdurchschnittlich stark auf den Geist. Er hatte sich verändert, war vollkommen durch den Wind und Ray wusste auch warum. So gefiel er ihm nicht. Ray musste schon sagen, es erschien ihm ziemlich erbärmlich. - Wohl auch nur, weil er immer noch wütend auf ihn und in Punkto Gefühle direkt betroffen war. Wenn nicht bestünde die Möglichkeit, dass ihm Kais Launen gar nicht aufgefallen wären. Ein klassisches Armutszeugnis her für ihn, bitte. So etwas schimpfte sich ein Freund. Grottentief ausatmend verzog Ray seine Brauen. Jaah, er war mit Sicherheit auch nicht ganz fair. Immerhin konnte er sich beileibe nicht vorstellen, wie sich Kai gerade fühlen musste. Momentan war es aber insgesamt schwer, überhaupt zu glauben, Kai fühle auch nur irgendetwas. Dafür war er einfach viel zu kalt. Fast wie ein Fisch. Nachdenklich verzog Ray seine Brauen und legte seine Hände in der Ausgangsposition vor seiner Brust ineinander. Aber war das nicht eigentlich schon immer so gewesen…? Na ja, vielleicht gab sich Kai gerade Mühe diesen Aspekt seines Wesens besonders zu unterstreichen. Er wollte wohl so unausstehlich wie möglich sein. Weshalb auch immer. War er wirklich der Meinung, dass er das was er fühlte (oder das was Ray glaubte, was er fühlte) möglichst deutlich überspielen musste? Ray gab ein seltsames, schon fast amüsiertes Geräusch von sich und verzog verdrießlich seine Brauen. Glaubte er wirklich, man bemerkte es, wenn man es nicht wusste? Armer Tropf… Tief atmete Ray ein und reckte seine Arme entspannt hoch über seinen Kopf, während er sein linkes Bein im rechten Winkel ausstreckte. Regungslos hielt er das Gleichgewicht und versuchte seine rasenden Gedanken zum erliegen zu bringen. Aufatmend rollte er mit den Augen, als er erneut Kais liebliches Stimmchen vernahm. Er hatte wieder begonnen zu schreien und stritt sich wiederum lautstark mit Takao, sodass Ray nur darauf wartete, dass ein paar Gläser plus Inhalt an der Wand ihren Meister fanden. Es war schon irgendwie frustrierend zuzuhören. Immerhin… Kai war verliebt, oder nicht? Das war doch nun wirklich nicht das schlechteste Gefühl, wollte man meinen, selbst wenn er sich dabei im Wortsinn verschossen hatte. War die Vorstellung, dass es Ray war, wirklich so schlimm…? Gediegen ausatmend senkte der junge Chinese unmerklich seinen Blick. Warum verdammt noch mal musste ihm der kleine Trottel denn auch so nahe gehen?! Resignierend ausatmend ließ Ray seine Arme sinken und reckte sie zu seinen Seiten gerade durch, sodass er mit den Fingerspitzen seiner rechten Hand seine Zehen berührte. Überrascht wandte er sich allerdings gleich über seine Schulter, als jemand die Terrassentür öffnete. Er persönlich hätte ja mit einem fluchenden Takao oder mit einem vollkommen entnervten Max gerechnet. Aber nein, es war sein persönlicher Liebling, der gerade lautstark die Tür hinter sich zuschlug. Überfordert rollte Ray mit den Augen und schüttelte unmerklich die Brauen verziehend seinen Kopf. Kai tat es ihm tief ausatmend gleich und lehnte sich scheinbar unendlich erschöpft gegen die Tür in seinem Rücken. Überrascht neigte Ray aufmerksam die Augen verengend seinen Kopf. Kai sah müde aus. Ein wahrhaft seltener Anblick, wobei man auch sagen musste, dass Ray gerade so günstig stand, dass er im Falle von Unaufmerksamkeit von der Terrasse aus nicht gleich zu sehen war. Das hieß, dass dieser Anblick sozusagen einmalig war. Diese ganze Situation war einmalig, das hieß nämlich auch, dass Kai nicht gut genug aufpasste, um ihn von Anfang an zu sehen! HAH! Perfektions-Image absolut versaut! Somit war Ray außerdem allein Zeuge einer außerordentlichen Prämiere, als Kai ächzend seine Brauen verzog und den Kopf in den Nacken fallen ließ. Ein dumpfes Geräusch war zu hören, als sein Kopf gegen das Holz schlug. Einmal. Zweimal. Dreimal… Dann war es plötzlich verdächtig still. Ray musste zugegeben, gerade wurde er neugierig. Lautlos änderte er seine Haltung gerade so, dass er besser über seine Schulter schauen konnte. Da vernahm er völlig überraschend ein tiefes, traurig anzumutendes, Seufzen. Regungslos verharrte Ray und blinzelte, während er gemächlich seine Brauen verzog. Im nächsten Moment klangen Kais Schritte überraschend schnell. Nur einen Augenblick später, trat er in das Blickfeld des Älteren. Die Hände tief in den Taschen vergraben hielt er den Blick gesenkt und trat murrend im nächsten Moment einem unschuldigen Gänseblümchen den Kopf ab. Er sah in seiner Art absolut anders aus als sonst. Als hätte man ihm kurzfristig einwenig menschliches Empfinden eingeflößt. Gut, das war gemein. Aber doch irgendwie treffend. Ray nickte unmerklich für sich. Kai lief in einem großen Bogen am Blumenbeet entlang, schien es alles andere als eilig zu haben und bog trägen Schrittes um die Ecke, an dem hohen Gebüsch vorüber. Dann bemerkte er Ray. Eben dieser nahm gerade tief atmend die Ausgangshaltung an, ließ sich jedoch nicht nehmen Kai aufmerksam zu beobachten. Kai selbst machte nun einen eher ertappten Eindruck. Wortlos musterte ihn der Ältere. Kai erwiderte regungslos den Blick und rührte nicht einen Muskel mehr. Als sei er zu einer Salzsäule erstarrt. Und Ray staunte nicht schlecht, als Kai, ganz langsam, eine sattrote Farbe in die Wangen kroch. Das war selten… Nein, Ray bereute ernsthaft davon kein Photo machen zu können. Unmerklich neigte er seinen Kopf, als Kai missmutig die Brauen verzog und ein unwilliges Brummen von sich gab. Das waren nun wirklich ganz neue Töne. Leicht verengte Ray seine Augen, wobei sich ein zufriedenes und ebenso breites Grinsen auf seine Lippen legte. Kai rollte ausatmend mit den Augen und machte im nächsten Moment scharf auf dem Absatz kehrt. Seine Schritte waren ungewohnt schnell, sodass Ray den Eindruck hatte, Kai hatte tatsächlich vor zu flüchten. Da war er doch. Der flüchtige Hauch von Emotion, den Ray irgendwo bereits zutiefst vermisste. Der Ältere gab ein leises Kichern von sich und kratzte sich flüchtig über die Wange, während er dem Kleineren nachblickte. Hob abwägend eine Braue. Gerade war er nicht einfach nur neugierig… Ray war interessiert. tbc. Fortsetzung nach der nächsten Prüfungswoche, denk ich. Solange muss Ray seinen Tatendrang wohl noch zügeln. wer weiß woran der Sack jetzt schon wieder denkt... Ich werd ihn an den Beinen aufhängen und es mit einer Feder für euch aus ihm herauskitzeln. Aber später. Jetzt bin ich ziemlich müde. cya Katzenviech Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)