Der brechende Fels von abgemeldet (Was denkst du?) ================================================================================ Kapitel 9: Der brechende Fels ----------------------------- Ray amüsierte sich königlich an diesem herrlichen Tag. Wenn man ihn fragen sollte, dann war die Welt an diesem Nachmittag wahrscheinlich leuchtend Rosa. Zum wiederholten Male seufzte er tief und rollte genießerisch mit den Augen, während er entspannt die Arme hinter dem Kopf verschränkte. „Könntest du damit mal aufhören?!“ Die Miesmuschel neben ihm verbreitete nichts desto trotz natürlich wieder schlechtes Karma. Aber so war Kai nun mal. Immer ganz der Realist. „Nö, wieso?“ Als Ray sich grinsend den Kopf in Richtung seines Teamleaders neigte, verengte er hinzukommend katzenhaft seine Augen und gab ein durch und durch zufriedenes Schnurren von sich. „Ist doch so viel lustiger…“ Kai knurrte tief, wie er so um die Nasenspitze herum rot anlief und verzog missmutig das Gesicht. Ja, Ray war in der Zwischenzeit ziemlich mutig geworden. Noch mutiger. Merkte man das? Vollkommen mit sich und der Welt im Reinen, wandelte Rays breites Grinsen sich in ein zufriedenes Lächeln und tief einatmend wandte er sich wieder der Straße zu. Sie waren gerade im Training. Jaah, man konnte durchaus meinen, dass dieses Wort nicht so ganz zur Situation passte, womit man mit der Meinung auch durchaus richtig lag. Nicht nur, weil Kai mit seinem Bein momentan sowieso gar nicht trainieren durfte. Aber wenn Ray es nun mal plump ein „Date“ genannt hätte, hätte Kai ihn höchstwahrscheinlich mit irgendeinem möglichst stumpfen Gegenstand kreischend erdolcht. Mit seinem eigenen Teelöffel oder etwas ähnlich phantasievollem. Wie Ray allerdings dazu kam Kai heute auszuführen war eine viel lustigere Geschichte. Wie durch Zufall hatte Ray irgendwann einmal beim Frühstück, als sie noch allein gewesen waren, angedeutet, er könne Takao als das symbolische Vögelchen auf dem Dach, zwitschern wie Kai in seinem Zustand nun am leichtesten auszutricksen war. Und sie beide wussten ziemlich genau auf welcher Schiene der junge Japaner dann wochenlang fahren würde. Sofern Kai ihn nicht bald wieder von seinem hohen Ross stoßen konnte. Das hatte Kais Gegenargumente zu Gunsten seiner geschundenen Nerven recht schnell in die Knie gezwungen. So lief es jetzt eben. Oder eher liefen sie so jetzt eben. Nämlich an der Flusspromenade entlang, bei herrlichstem Wetter und Ray konnte gar nicht einmal beschreiben wie kribbelig er sich gerade fühlte. Aber das musste er auch gar nicht. Kai hielt ihm sowieso alle paar Schritte vor, wie peinlich er sich gerade aufführte. Doch dem jungen Chinesen war das nur recht. Je mieser Kais Kommentare wurden, desto besser wurde seine Laune. Nicht, dass er masochistisch veranlagt wäre. Zumindest hoffte er das von ganzem Herzen. Aber irgendwie konnte er Kai mit seiner fröhlichen Reaktion immerhin auch beweisen, dass er noch so ätzend sein konnte… nun wurde er ihn eben nicht mehr los. Vielleicht hätte Kai besser aufpassen sollen, was er sich wünschte. Ray lachte zufrieden und deutete ein wenig grobmotorisch zum blauen Himmel hinauf. „Entspann dich doch mal! Die Sonne scheint, der Himmel lacht-…“ „…- heulende Kinder, zu viele Leute, Sonnenbrand und runtergefallene Eiscremetüten.“ Der Ältere stutzte und verzog kurz darauf das Gesicht. „Du bist aber schon ein kleiner Schwarzmaler.“ Gut hörbar stieß Kai Atem aus und verengte, den Blick abwendend, seine Augen, als ein kleiner Junge ihm mit einem blauen Spielball im Arm vor die Füße lief. Mochte es daran liegen, dass Ray ihn gerade abgelenkt hatte, Kai wäre beinahe über ihn gestolpert, was er auch gleich mit einem überaus widerwärtig klingenden russischen Fluch kommentierte. Dabei starrte sein wütender Blick dem armen Jungen Eiszapfen an die Nase, dem dieser Halbstarke mit den blauen Streifen im Gesicht und dem russischen und mit Sicherheit nicht jugendfreien Vokabular, garantiert auf den ersten Blick gewaltig unheimlich war. Missmutig, wobei man ihm absolut ansehen konnte, dass er einfach nicht wusste was er mit Ray hier sollte, wandte er sich daraufhin wieder an ihn. „Du weißt, wie sehr ich übertriebene Euphorie verabscheue.“ Jap, das wusste er. Aber, dass er das auch immer so drastisch zum Ausdruck bringen musste. Tief seufzend verzog Ray das Gesicht und rieb sich flüchtig mit einer Hand über die Wange. „Manchmal frage ich mich, was du eigentlich mit diesem bösen Image bezweckst.“ Oh, und wo er gerade auf den Gedanken kam, das hatte er Kai eigentlich schon immer einmal fragen wollen! Der Jüngere neben ihm blickte ihn blinzelnd an, wobei sich Ray schon ziemlich sicher war, dass er nicht antworten würde. Aber Kai tat nun mal ständig das Gegenteil von diversen in ihn gesetzten Erwartungen. „Ich erschrecke gerne kleine Kinder.“ Ray wusste nicht so ganz, was er im Zusammenhang mit dieser Information anfangen sollte. Kleine Kinder… das konnte mitunter eine ziemlich hässliche Anspielung auf sein Team sein. Da Ray allerdings noch an das Gute im Menschen glaubte, entschied er sich zu einer eher neutralen Frage. „Jetzt sag bloß, du magst sie nicht…?“ „Doch schon… aber ein ganzes könnte ich nicht essen.“ Gerade holte Ray Atem um etwas zu sagen… ehe so gemächlich zu ihm hindurch sickerte, was Kai damit überhaupt hatte sagen wollen. Einen Moment verlangsamte er seinen Schritt… ehe er schnaubend auflachend zu seinem Teamleader aufholte. „Du hast wirklich nen schrägen Humor.“ „Besser als nen schrägen Vogel.“ Ray freute sich einfach mal, dass er sich das so wie du am Satzende dann doch sparte. Verlegen nickte er und rieb sich flüchtig über den Nacken. „Jaah, da hast du vielleicht sogar Recht.“ Kai verengte seine Augen und sah schon danach aus, als wolle er irgendeinen fiesen Kommentar nachwerfen… entschied sich dann aber wohl doch anders. Ray war es nur Recht so. Sollte Kai doch weiterhin nach seinem Ermessen schlechte Laune verbreiten, was auch immer er damit bezweckte. Tatsache war jedenfalls, dass er sich gerade sichtlich unwohl fühlte. Na gut, es war nicht einmal wirklich zu sehen. Eigentlich wirkte er genauso mies wie immer. Aber irgendwie… Leicht tippte Ray sich mit dem Zeigefinger gegen die Wange und gab sich einen Moment seinen sehr durchwachsenen Phantasien hin. … Kai fauchend auf einem Baum und Ray der entspannt zeitunglesend darunter saß… „Kon?“ Hastig schüttelte angesprochener den Kopf, um seine Gedanken zu klären. „Ja?“ „Du bist gerade in etwas rein getreten…“ „Ach, öhm… bin ich das…?“ Sogleich senkte er seinen Blick, blieb stehen und betrachtete seinen Schuh… an welchem eine ziemlich unappetitliche Pampe von cremefarbenen Eis, Waffelresten und Vogelfedern haftete. Das war… wirklich eklig… aber irgendwie konnte er den Blick nicht davon abwenden. „Aus! Schluss, geh da ja weg! Komm ja nicht auf die Idee das noch anzurühren!“ Als sich einige Passanten daraufhin sogar nach Ray umdrehten, widerstand dieser nur schwer dem Drang seinen Schuh auszuziehen, um Kai dieses Werk des Ekels ohne Umweg in den nicht vorhandenen Bart zu schmieren. Aber das hatte natürlich etwas Gutes, denn als er ihn schon ansah und Atem holte, um etwas zu sagen, da kam ihm eine geradezu blendende Idee. „Warte mal einen Moment!“ Mit verschränkten Armen hob Kai wenig begeistert seine Brauen und rollte schließlich mit den Augen, als Ray auch schon in der Menge verschwunden war. „Wenns denn sein muss…“ Er sollte ja glücklich sein, den jungen Chinesen ein paar Minuten vom Hals zu haben. Aber blöd herumstehen wollte er beim Warten auch nicht… Flüchtig schaute er also gleich links und rechts, ehe er sich für diese hohe äußerst einladende Mauer entschied. Als er seine Hand nach dieser Ausstreckte, war er sogar ein Stück weit überrascht. Es war gerademal Frühling, aber die roten Backsteine wurden jetzt schon in der Sonne richtig warm. Leicht zog er die Nase hoch und neigte abwägend seinen Kopf. Nun gut… das Mäuerchen reichte ihm bis zur Brust, man sollte meinen, das wäre für ihn doch keine große Herausforderung… Denkste. Säuerlich verzog der junge Russe das Gesicht und bewegte flüchtig sein rechtes Bein. Viel Schwung konnte er so nicht holen… Tief einatmend nahm er zwei kurze Schritte Anlauf und zog sich schwungvoll an den Backsteinen hoch – Doch schoss ihm der Schmerz durch den erhöhten Druck auf seinem Standbein unpraktischerweise direkt in die Augen. Seine linke Handfläche schrammte mehr durch den Schrecken über den anderen Rand der Mauer und gleich darauf verlor er ächzend das Gleichgewicht, worauf er elegant den letzten Halt verlor und sich das rote Backsteingebilde der Schwerkraft sei Dank elegant in den Magen rammte. „Ouch…“ …Na hoffentlich hatte diese Aktion jetzt niemand gesehen… Im ersten Moment hing er also da wie ein nasses Handtuch und erholte sich erst einmal von diesem Schrecken, ehe er es dann noch einmal versuchte. Zwar zitterten seine Arme ziemlich, aber er war doch ein kräftiger Bursche. Auch wenn es ihm erst etwas schwer fiel sich umzudrehen - worauf ihm schon der nächste Schrecken in die Knochen fuhr. Ray stand ziemlich verständnislos blinzelnd direkt vor ihm und neigte im nächsten Moment seinen Kopf, ohne seine Frage laut auszusprechen. Was Kai wirklich gerade nur recht war. Missmutig brummend verzog er errötend das Gesicht. „Ach, frag nicht.“ Nun gut, damit hatte sich die Angelegenheit für Ray dann auch erledigt. Zwar reichlich irritiert zuckte er dann jedoch mit den Achseln und knabberte schließlich weiter an seiner Eiswaffel, während er Kai eine zweite entgegen hielt. Der Blick des Jüngeren war in diesem Moment in jeder Hinsicht zum schießen. Erst völlig verständnislos, neigte er dann wie Ray zuvor seinen Kopf und hob schon seine Hand, um nach der Waffel zu greifen. Sah dann jedoch Ray noch einmal an, als wolle er fragen, ob er hier gerade nicht etwas falsch verstand. Ray gluckste amüsiert und nickte noch einmal unterstreichend und gab das Eis schlussendlich doch an Kai weiter. Dieser musterte Ray, dann die Eistüte, dann wieder Ray, als wolle er abschätzen wie hoch die Wahrscheinlichkeit war, dass der Ältere ihm irgendetwas hineingemischt hatte. Er zögerte ziemlich lange, sogar bis das Eis zum Teil schon wegschmolz und ihm über den Handrücken tropfte. Ray amüsierte sich in den folgenden Minuten köstlich dabei, Kai einfach ein wenig beim Eis essen zuzusehen. Gerade als er selbst sich auf die Mauer stützte, um neben Kai auch einen Blick auf den Fluss zu werfen, da wechselte dieser mit der Eistüte die haltende Hand und leckte sich ganz ungeniert das Eis von den Fingern und dem Handrücken. Das hatte ähnlich spannende Qualität, als sah man einer Katze bei der Fellpflege zu. Ray war sich gar nicht bewusst, wie auffällig er starrte, bis Kai kommentarlos seine Hand zur Faust ballte und ihm mürrisch eine ziemlich kräftige Kopfnuss verpasste. „Ouch! Sag mal, warum nimmst du das mit der Liebe mit geballter Faust ausdrücken immer so wörtlich?!“, jammerte der junge Chinese gleich darauf, während er sich mit der freien Hand die schmerzende Stelle rieb. Kai verengte tief brummend seine Augen und rümpfte dabei leicht seine Nase. „Es gibt eben diese gewissen Momente, in denen ich dich nicht ganz so sehr liebe wie sonst…“ Dass dieser Moment eben einer diesen gewissen Momente war, daran hatte er Ray eben immerhin auch keinen Zweifel gelassen. Missmutig knabberte der Ältere daraufhin den kläglichen Rest seiner Waffel herunter und verschränkte schließlich seine Arme auf dem Mauervorsprung, worauf er tief brummend den Fluss überblickte. „Das ist echt gemein…“ „Jetzt fang ja nicht an zu schmollen.“ „Ich schmolle überhaupt nicht!!“ „… und wie du schmollst…“ Erbost holte Ray Atem und fuhr zu Kai herum. „Warum suchst du eigentlich immer mit aller Gewalt Streit? Warum?!“ Daraufhin blinzelte der Russe völlig unschuldig zu ihm herunter und verschränkte gemächlich seine Arme vor der Brust. „Wenn du wütend bist, siehst du einfach ernstzunehmender aus.“ … Im ersten Moment war Ray im Anschluss an diese Antwort ziemlich sprachlos. Zweimal öffnete er den Mund um etwas zu sagen, während sich seine Wangen vor Wut dunkelrot färbten. Trotzdem war er im ersten Moment so auf der Palme, dass er absolut kein sinnvolles Wort hervor brachte. „ARGH?!“ Warum ließ er sich das eigentlich gefallen? Warum? Doch nur, weil es Kai war…! „…Außerdem gefällst du mir dann besser…“ …Ja… genau. wohl hauptsächlich darum… Tief ausatmend rieb Ray sich, beinahe schon erschöpft anzumutend, über das Gesicht, ehe er wieder zu Kai aufblickte. Dieser schenkte ihm jedenfalls gerade keine Aufmerksamkeit. Eher sah es danach aus, als fände er diesen knallpinken Kinderwagen, der dort drüben gerade vorbeigeschoben wurde, gerade viel interessanter. …Wobei Ray ihm das im Falle wirklich ein Stück weit nachempfinden konnte. Verdammt, war das Ding furchtbar… Aber eigentlich war der junge Chinese sich ziemlich sicher, dass Kai sich mal wieder große Mühe gab, einen plausiblen Grund zu erfinden, weshalb er ihn gerade jetzt nicht ansehen musste. Zumindest bewies dies seine mürrische Miene, die er grundsätzlich dann zur Schau stellte, wenn er es einmal fertig gebracht hatte, etwas vergleichsweise Nettes zu sagen. Seufzend rollte Ray mit den Augen. „Kai?“ Jener gab nur ein halblautes Brummen von sich, um zu zeigen, dass er zuhörte. „Ich möchte dich küssen.“ Einen Augenblick lang blieb es daraufhin totenstill auf der Mauer. Ehe mehr oder weniger unerwartet Kais gesunder Fuß heran sauste und Ray kräftig in die Seite schmetterte. „WAS FÄLLT DIR EIGENTLICH EIN, DU VERDAMMTER MISTKERL!!“ Es war ja nicht so, als hätte der junge Chinese nicht mit so einer oder zumindest einer ähnlichen Reaktion gerechnet, weshalb er deutlich von Kai abrückte und sich schmollend die Seite rieb. Er verstand Kai einfach nicht. Wenn er sich das hier wirklich wünschte… warum sperrte er sich dann so dagegen? Kai ließ es sich jedenfalls nicht entgehen schlechter Laune weiter zu fluchen. „Was soll das überhaupt?! Sowas fragt man nicht!! Wenn ich hier erst mal wieder runter komme, du blöder-…“ Aufstöhnend rieb Ray sich über das Gesicht und schloss einen Moment lang fest seine Augen. „…Das war mitnichten eine Frage, Kai…“ Und da verrauchte auch schon der Zorn seines Teamleaders. Lediglich entspannte sich seine Haltung ein wenig… - und er guckte im ersten Moment ziemlich bescheuert drein. Aber immerhin war er jetzt still. Kai war… so furchtbar anstrengend. Warum machte er es sich, als auch anderen nur so schwer. Er konnte doch so eine angenehme Person sein. Wobei Ray, angespornt durch seine Rosa Brille, geschickt ausblendete, dass Kai eigentlich zu niemandem wirklich nett war. Nicht einmal zu ihm. Warum mochte er ihn noch gleich so sehr? „…Tut mir leid…“ Ach genau! Darum! Strahlend blickte Ray wieder auf und schluckte ein zufriedenes Glucksen herunter. „Ach was!“ Kai erwiderte seinen Blick ziemlich irritiert, ehe er einen erschrockenen Aufschrei von sich gab, als Ray ihn völlig unerwartet unter den Armen griff. Es kostete ihn nicht einmal besonders viel Kraft, um Kai einfach so von der Mauer zu heben, der sich sichtlich erschrocken an den Schultern des Älteren festhielt. Aber nicht, dass Ray ihn einfach so herunter ließ. Grinsend hielt er ihn oben und beobachtete in aller Zufriedenheit Kais Reaktion, dessen Mienenspiel ziemlich schnell von erschrocken zu verwundert und schließlich zu ziemlich verärgert wechselte. Schließlich räusperte er sich vernehmlich, verengte seine Augen und baumelte leicht mit den Beinen. „Weißt du was? Ich hasse dich.“ Ray lachte ausgelassen. „Ich weiß!“ Rays Laune blieb den ganzen verstreichenden Tag über unverändert in Hochstimmung. Ob das nun gut oder schlecht war, sollte jeder Beteiligte wohl für sich selbst entscheiden. Kai sah immer noch nicht so aus, als sei er sonderlich begeistert. Allerdings sah er den jungen Chinesen, als sie sich auf den Heimweg machten, wenigstens auf eine andere Art und Weise an, was Ray äußerst zufrieden stellte. „Das hätte wirklich nicht sein müssen, Kon…“ Was jedoch lange noch nicht hieß, dass sich das auf seinen Umgangston auswirkte. Tief ausatmend rollte der junge Chinese mit den Augen. „Doch musste es. Und jetzt halte endlich den Mund. Wir sind fast da.“ „Na endlich…“ Glucksend hob Ray seine Brauen und blickte über seine Schulter zu Kai auf, der ziemlich gelangweilt dreinblickte. „Da hängst du schon so nutzlos auf meinem Rücken rum und willst dann noch Ansprüche stellen?“ Kai verzog das Gesicht. „Nutzlos ist so ein hartes Wort.“ Lachend neigte Ray seinen Kopf und raffte Kai umsichtig etwas höher. Seine Arme schliefen langsam ein, aber das war es ihm schon irgendwie wert. Er hatte es mit ihrem gemeinsamen Ausflug nun mal etwas übertrieben und vor ein oder zwei Stunden hatte Kai nicht einmal mehr richtig auftreten können. Nun ja, Kai war schließlich robust, der hielt das aus. Er beschwerte sich auch nicht. Nur, als Ray ihn schlussendlich huckepack gehoben hatte, hatte er mal wieder ziemlich gestänkert. Aber wie man sah, gewöhnte auch er sich irgendwie doch an alles. Gelangweilt baumelte er leicht mit den Beinen und stützte sich missmutig auf Rays Schultern, der sich mit dem nach Hause gehen diesmal überdurchschnittlich viel Zeit gelassen hatte. Aber nun waren sie ja da. Aufatmend durchschritt Ray gerade das Hoftor. „Uhm… Kon… du kannst mich jetzt auch runter lassen. Nur so ein kleiner Hinweis.“ Gediegen blies Ray sich eine dunkle Haarsträhne aus dem Gesicht und ließ sich in keiner Weise beirren. „Nö. Keine Lust. Übrigens heiße ich Ray.“ „Ach was…“ „Nein, ehrlich! Ich sprechs dir vor: R-A-Y. Ray!“ Murrend verzog Kai das Gesicht und holte bereits Luft, um garantiert einen ziemlich miesen Kommentar abzugeben. Einen kurzen Augenblick entspannte der junge Chinese in weiser Voraussicht etwas seine Arme und lachte zufrieden, als Kai gleich darauf erschrocken seine Arme fester um seinen Hals schlang. Mit Schwung hob Ray seinen Fuß und trat auf einem Bein balancierend fest gegen die Klingel an der Haustür. „Dann eben Ray! Du wirst mich jetzt runterlassen!“ Grinsend hob eben genannter Ray seine Brauen und linste zu Kai auf. „nö, werde ich nicht.“ „Ich habe gesagt, du sollst mich-…“ „Ich habe dich schon verstanden.“ „Ray… du wirst jetzt-…“ Die Tür öffnete sich. „…- Deine Finger von meinem Hintern nehmen und mich runter lassen. SOFORT!“ Während Ray in schnaubendes Gelächter ausbrach und den Russen daraufhin beinahe fallen ließ, blickte Kai schlechter Laune auf – nur um gleich darauf in Takaos ausdrucksloses Gesicht zu blicken. „Uhm… also… Hi, Jungs, ich-…“ „DU HÄLST DICH DA RAUS!!“ Hochrot angelaufen schnaubte Kai wie ein tobendes Nashorn, während Ray vor Lachen beinahe in die Knie ging. Tränen rannen über seine Wangen, ehe er schniefend leicht die Nase hochzog und einen Bogen um Takao in das Haus machte. „Mach dir nichts draus. Der ist halt so…“ Ein leises brummen von sich gebend, schloss Takao die Tür und blickte dem Gespann irritiert blinzelnd nach. Ray jedenfalls, ließ sich davon keineswegs beirren und steuerte ohne Umweg die Treppe an, um Kai erst mal nach oben zu bringen. Das hatte keinen tieferen Grund. Er sollte sich eher mal setzen und Ray fand die traute Zweisamkeit bisher, wirklich noch recht erhaltenswert… Tief seufzend, ließ er sich schließlich auf das Bett fallen, wischte dabei erst einmal die Tränenspuren von seinen Wangen und versetzte Kai mit den Ellbogen einen kräftigen Stoß, sodass er halblaut fluchend rücklings in das Laken kippte. „Was verdammt nochmal tust du das!?“ Ray gluckste überaus vergnügt. „Das, was mir Spaß macht. Solltest du auch mal tun.“ Man könnte jetzt damit argumentieren, dass Ray wohl doch nicht so ganz helle war, wenn er sich mit Freuden am Band beleidigen ließ. Doch das überhörte er geschickt und drehte sich lieber schwungvoll um, um sich breit grinsend über den Jüngeren zu stützen. Kai blickte ihn daraufhin wieder auf diese bestimmte Art und Weise an… „Weißt du was? Du bist ein blöder Wi-…“ „Da du gerade nicht mal weglaufen kannst, solltest du etwas besser aufpassen, was du sagst.“ Raubtierhaft grinsend verengte der junge Chinese seine Augen, während Kai sprachlos seinen Mund öffnete. Ehe er wiederum hochrot versuchte Ray mehr oder minder von sich zu prügeln. „Lass mich los!" Ray jedoch umfasste seine Handgelenke und hielt ihn mit relativ wenig Kraftaufwand auf dem Rücken. Das Spielchen war mitunter ziemlich lustig – bis Kai unfairerweise sein linkes Knie einsetzte und es ihm ziemlich schmerzhaft in die Seite schmetterte. Genau auf den blauen Fleck vom Nachmittag. „Ouch! Och man… das ist echt nich fair…“ Trotzdem lachte Ray ausgelassen, noch während Kai ihn an den Schultern packte, um ihn von sich herunter zu drücken. Als er ihn getreten hatte, hatte Ray den Halt verloren und war ihm praktisch direkt in die Arme gefallen… An der Tür klopfte es. Sowohl Ray, als auch Kai, erschraken ziemlich, als sie sich augenblicklich umwandten. „Hey! Ray, Kai. Chef bestellt Pizza, darfs für euch auch was sein? … und was treibt ihr da überhaupt?“ Kais Blick begegnete Rays. Allerdings war er nicht schnell genug, Ray an der Antwort zu hindern. „Ach nichts. Ich liege gerade über Kai, gucke ihm tief in die Augen, wir haben uns ganz doll lieb und sind kurz davor unglaublich wilden Sex zu haben. Aber du verpasst da nicht wirklich was. Käsepizza, bitte!“ Takao vor der Tür verzog ganz langsam das Gesicht, neigte seinen Kopf und gab ein von einem tiefen Glucksen gedrücktes, langgezogenes „Okay…“ zum Besten, ehe er wieder die Treppe hinunter verschwand. Er glaubte Ray nicht. Natürlich nicht. Das war auch nur gut so, sonst wäre er am Ende nur neidisch, davon war Ray fest überzeugt! Der junge Chinese unterdessen, wurde durch ein tiefes Räuspern wieder auf Kai aufmerksam gemacht. Sogleich senkte er wieder seinen Blick. Diese bestimmte Art und Weise, mit der Kai ihn gerade anblickte, sagte ihm ganz genau, dass er ein riesig großer Volltrottel war. Grinsend verengte Ray wiederum raubtierhaft seine Augen und gab ein Geräusch von sich, das an das tiefe Schnurren einer Katze erinnerte. Dabei beugte er sich langsam zu Kai hinunter, sodass sich beinahe ihre Nasenspitzen berührten. Er konnte Kai sogar schlucken sehen. „Nun siehst du mal…“ Kai hätte sich wahrscheinlich misstrauisch vor ihm zurückgelehnt, wenn er es denn gekonnt hätte. „Was?“ Mit einer Hand schnippte Ray geräuschvoll. „Das, was Wünsche manchmal anrichten können. Das hier-…“, er deutete zufrieden auf sich und ihn. „Hast du dir doch gewünscht oder nicht? Ist es nicht das was du wolltest?“ Kai rollte ächzend mit den Augen und wandte ziemlich mürrisch den Blick in andere Richtung, während er gediegen seine Arme vor der Brust verschränkte. „Jah… schon…“ Man sollte sich jetzt nicht zu viel bildlich vorstellen, doch freute Ray sich gerade buchstäblich wie ein Schnitzel. Zufrieden neigte er seinen Kopf und drückte Kai einen Kuss auf die Wange, wobei dieser wie ein schmollender fünfjähriger murrend das Gesicht verzog. „…Zumindest die Pizza…“ Ray entschloss sich diese Bemerkung mit einem glücklichen Lachen einfach mal zu überhören. ~[ENDE]~ So wars geplant, so ists fertig =] Endlich, nach einem Jahr ziemlicher Plackerei ist auch diese Geschichte zu Ende. Demnächst ist So wie Du dran. Ich glaub an mich!! CHACKAAA! Vielen lieben dank an alle Leser und alle Kommentarschreiber x] Schaut doch mal in ein paar von meinen anderen Geschichten rein. cya ~* Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)