Der brechende Fels von abgemeldet (Was denkst du?) ================================================================================ Prolog: Der erste Stein ----------------------- “Ouch!” Schwer ächzte der Dunkelhaarige auf und riss aus dem Schrecken heraus seine Arme und Beine in die Höhe, worauf er sich auch prompt in der weiten Bettdecke verfing. “Sag mal, bist du denn noch ganz bei Trost?!” Doch ein kleinwenig gereizt versuchte er seine Arme weiter zu heben, um etwas zu fassen zu bekommen, doch hielt ihn der Größere so Schraubstockartig fest, dass er sich kaum bewegen konnte. “Hey, lass das!” Langsam wurde Ray wirklich Sauer. Kai reagierte nicht. Seit geschlagenen zehn Minuten saßen sie da, Kai hing halb auf seinem Bett, aus welchem er den Chinesen gerade heraus einfach gezerrt hatte und Ray… in seinen Armen. Ray wusste tatsächlich nicht, ob er nun lachen oder eher weinen sollte. In erster Linie wollte er gerade schlafen. Aber das interessierte ja einfach niemanden! Scheiß auf Schlaf, scheiß auf Erholung, scheiß auf das Training am nächsten Morgen… das Kai natürlich persönlich leiten würde - sofern der Russe endlich auf den Gedanken kam ihn loszulassen und aufhörte ihn als Teddybär zu missbrauchen. “Hörst du nicht, verdammt noch mal?! Lass mich endlich los!” “HALT, DIE KLAPPE!” Und wumm. Wo Ray gerade noch so richtig viel Mut gehabt hatte zu protestieren, hielt er bei diesem Ton mit geweiteten Augen prompt in jeder Bewegung inne. Sodass er mitunter einwenig verrenkt und steif in Kais Armen hing. Dieser ließ ihn nicht los. Nein, er schien nicht einmal daran zu denken. Ray war sich gerade nicht einmal sicher, ob er überhaupt dachte. Worum es gerade ging? Na ja, der kleine Chinese konnte sich nicht wirklich erinnern was passiert war. Er… hatte geschlafen, wurde plötzlich grob in die Aufrechte gezerrt… und seitdem saßen sie eben so da. Kaum zu glauben, was? Aber Kai war gerade irgendwie… anhänglich. Auf seine eigene, ganz bestimmte und ziemlich unangenehme Art und Weise. Das allein war schon höchst verwunderlich, denn wann ließ sich der gebürtige Russe schon anfassen? Und vor allem, von wem überhaupt? Aber nun klebte Kai so ziemlich an ihm, hielt ihn so fest, dass sein Rückrad das ein oder andere Mal bereits gequält knackste und ließ sich keinen Zentimeter mehr nehmen. Missmutig brummte der Dunkelhaarige und ergab sich notgedrungen seinem Schicksal. Und kaum entspannten sich seine Glieder auch nur unmerklich, da rutschte er noch tiefer in die herzliche Umarmung des Größeren. Sollte er lachen? Das tat weh. Sogar in jedem Sinne wörtlich. Fest biss der Kleinere die Zähne zusammen und sog zischend Atem ein, als seine Sehnen schmerzhaft über seine Knochen sprangen und Kai ihn umso fester hielt. Es hatte wohl keinen tieferen Sinn. “Kaaai…?!” “WIRST DU JETZT ENDLICH STILL SEIN?!” Wui, da war aber einer gerade mörderisch gut drauf. In einer Woge Selbstmitleid verfallen verzog der Dunkelhaarige das Gesicht und zog mühevoll seine bereits schmerzenden Arme aus der Umklammerung des Größeren. Gut, dann hielt er eben die Klappe. Aber wenn ihn Kai morgen beim Training wieder mal so herunterputzte, da würde ausnahmsweise mal ER ihm was predigen! …Sofern er vorher die Gelegenheit hatte, sich etwas Mut anzutrinken… Tief atmete der Dunkelhaarige ein und regte nicht einen Muskel mehr. Bevor Kai noch auf den Gedanken kam ihm ernsthaft wehzutun. Stattdessen legte er schon aus einer gewissen Art von Trotz seinen Kopf auf die Schulter des Größeren. Der sollte sich ja nicht beschweren. Des weiteren geschah gar nichts. Er saß da, hing leicht verdreht in Kais Armen und wartete. Auf ein Anzeichen, dass der Russe überhaupt noch am Leben war. Oder so etwas in der Art. Die Stille, die in diesem Moment in ihrem gemeinsamen Zimmer herrschte, war so präsent, dass sie beinahe in den Ohren dröhnte. Einzig das leise Ticken der Uhren und das rascheln der Gardinen, wenn der Wind in lauer Briese durch das Fenster pfiff, hielten Ray davon ab irgendwann im Wahn seinen Kopf heulend gegen die Wand zu schlagen. Kai schien von dieser Begebenheit einfach nicht betroffen zu sein. Es schien, als müsse er nicht einmal mehr atmen um zu existieren. In diesem Moment kam Ray auf den absurden Gedanken, doch noch einmal nachzuschauen, ob Kai wirklich noch am Leben war. Denn bewegen, tat er sich nicht. Wie in den letzten Minuten hielt er seinen Kopf in Rays Halsbeuge gedrückt und regte nicht einen Muskel. Abgesehen von denen die nötig waren um den Kleineren festzuhalten. Als die andauernde Müdigkeit langsam einem kalten und tauben Gefühl wich, blinzelte Ray überfordert und verzog leicht das Gesicht, wobei er unmerklich seine Arme hob. “…Kai.” Diesmal ging er es ruhiger an. Er wollte ja nicht wieder zur Schnecke gemacht werden und zum Anderen machte der Russe doch irgendwie den Eindruck, als vertrug er es gerade überhaupt nicht, wenn man auf IHN einschrie. Und damit meinte Ray nicht einfach, dass er ihn zusammenstutzen würde, wenn er seine Stimme hob. Kai und das Wort sensibel passten genauso zusammen, wie Stinktier und Blumenduft. Aber, na ja… irgendwie gerade wohl doch… oder…? Trotzdem weigerte sich der Russe natürlich hartnäckig zu reagieren. Er regte sich nicht, noch antwortete er. Tief einatmend verzog der Dunkelhaarige leicht seine Brauen und hob behutsam seine Hände. “Ray… wenn du nicht in den nächsten Sekunden deine Griffel von meinen Schultern nimmst, reiße ich sie dir eigenhändig einzeln aus.” Wie verbrannt ließ der Dunkelhaarige sogleich mit einem gequälten Grinsen von Kai ab und stieß einen verzweifelten Laut aus. “Jaaah, natürlich…!” Sollte er jetzt lachen?! Wer klammerte sich denn seit nun einer gottverdammten halben Stunde an WEM fest?! Überfordert verengte Ray schließlich seine Augen und unterdrückte ein tiefes gähnen. So ernst die Situation gerade auch war. In diesem Moment wollte er einfach nur schlafen, schlafen und schlafen. Hatte er schlafen schon einmal erwähnt? Was dachte sich Kai eigentlich dabei?! Tief und seufzend atmete der Dunkelhaarige aus, sank dabei noch etwas weiter in sich zusammen. Das Resultat war, dass er nun noch allein von Kai gestützt und festgehalten wurde. Schien jenen allerdings nicht ein Stück zu stören. Eher zog er ihn noch enger an sich. Ray rollte unmerklich mit den Augen, ehe er leise brummend die seinen schloss und seinen Kopf unmerklich gegen die Schulter des Größeren drückte. Ach was, sollte er ihm doch drohen wie er wollte, er war doch selbst schuld. Einen Vorteil hatte es jedoch. Ray war tatsächlich nicht mehr kalt. Hey, wenn er wirklich die ganze restliche Nacht so rumsitzen wollte, sollte er doch. Wenn man erst einmal die richtige Position gefunden hatte, dann war es sogar überaus Bequem. Somit schloss Ray einfach seine Augen, atmete tief ein und verbunden mit einem tiefen müden Brummen wieder aus. Kai bewegte sich so unmerklich, dass es ihm beinahe entgangen wäre. Die Finger des Größeren, harkten sich unmerklich in das Hemd, welches Ray zum schlafen trug. Ray erschauderte merklich, als Kai über seinen Rücken kratzte. Konnte er das bitte sein lassen?! Also Ray mochte das mal überhaupt nicht! …Nur sagen wollte er es nicht… Überhaupt sprechen war gerade so eine Sache. Er war sich nicht sicher, ob Kai ihn nicht erwürgen würde, wenn er munter weiter plauderte. Und eben wo er es dachte, da hob der Größere unmerklich seinen Kopf. Aber wirklich unmerklich. So egal, wie es Ray gerade war, wäre es ihm beinahe nicht aufgefallen. “Ray?” Eben jener öffnete nicht einmal mehr seine Augen, sondern gab nur ein Mitleid erregendes Brummen von sich. “Was ist denn…?” Dabei war er gerade so richtig schön dabei hinweg zu dämmern. Gerade befand er sich bereits im Halbschlaf und kämpfte im Traum mit Takao um ein liegen gelassenes Rosinenbrötchen. Über den Sinn dieser Tätigkeit ließ sich natürlich streiten. “Hast du Angst vor mir?” Blinzelnd schlug der Kleinere seine Augen auf und gab ein fragendes Geräusch von sich. Leicht neigte er den Kopf und versuchte sich zurückzulehnen um Kai anzusehen. Dieser ließ allerdings nicht locker genug. Wie auch immer, dann legte Ray eben wieder schön brav seinen Kopf auf dessen Schulter. “Warum fragst du…?” “Hast du?” Tief einatmend rollte der Dunkelhaarige mit den Augen und nuschelte überfordert. “Nein. Zumindest nicht genug, damit ich dir nicht sage, dass du mich endlich loslassen sollst. Mein Rücken tut schon weh und ich möchte schlafen…” Der Laut, welchen Kai daraufhin von sich gab, klang durch und durch spöttisch. Missmutig verzog Ray das Gesicht. “Warum fragst du?” Ray war ziemlich egal, was sich Kai mal wieder als Grund heraus nahm, um sich über ihn lustig zu machen. Es interessierte ihn nicht die Bohne. Nicht dass Kai selbst wusste, was er gerade tat. Er wusste ja scheinbar nicht einmal wie spät, oder eher früh es gerade war. Ray hätte alles darum gegeben, damit es ihn genauso wenig juckte, wie Kai. Denn der war scheinbar ja putzmunter und hatte einfach gerade nichts besseres zutun. Wiederum rollte Ray mit den Augen, ehe er sie schloss. Er reagierte einfach nicht mehr. Er strafte Kai eben einfach mit purer Ignoranz und versuchte so irgendwie halt zu schlafen. Dösend begann er tiefer zu atmen und bestimmt verbrachte er eine weitere halbe Stunde in dieser Haltung, bis Kais griff sich endlich lockerte. Nicht, dass es Ray interessiert hätte, denn der befand sich bereits auf halber Fahrt ins reich der Träume. Doch gabs da mindestens drei Tatsachen, die ihn recht schnell von dort zurück holten. Zum ersten ließ Kai gerade lockerer und lehnte sich unmerklich wieder zurück. Zum zweiten waren es die kalten Finger in seiner Halsbeuge, die Ray eine wunderschöne Gänsehaut auf die Unterarme zauberte und zum dritten Grund zählte sich der warme Atem auf seinem Gesicht, der gerade davon zeugte, dass Kai ihm so nahe war, dass Ray, wenn er es darauf anlegte, ihm in die Nase beißen konnte. Ja, ehm… Hallo?! Verunsichert blinzelnd öffnete Ray seine Augen und gab ein fragendes Brummen von sich. Kai starrte vollkommen teilnahmslos zurück. Und Ray hatte recht. Der Teamleader war ihm so nahe, dass Ray sogar die tiefroten Flecken in dessen Augen zählen konnte, wenn er denn gewollt hätte. Aber so wichtig war es ihm nun mal gerade nicht. Überfordert verzog Ray seine Brauen und gab ein schlaftrunkenes Murren von sich. “Kai, was soll da-…?” Doch noch ehe er seine Frage vollenden konnte, da hatte Kai sich ihm unmerklich entgegen gebeugt. Wirklich unmerklich und Ray wäre es in seinem Dämmerzustand bestimmt nicht einmal aufgefallen… hätte er nicht nur einen Augenblick später die fremden Lippen auf den Seinen gespürt. Ungläubig weiteten sich Rays Augen. Kai starrte teilnahmslos zurück, auf eine unglaublich Angst einflößende Art und Weise. Starr und vollkommen unbewegt. Wiederum streiften seine Finger Rays Halsbeuge. Der einzige Laut, welcher schließlich das stetige Rauschen Rays sich überschlagender Gedanken durchdrang, war schlussendlich ein kaum hörbares Wispern. “Ich liebe dich…” Zu sein Fortgesetzt Oder auch nicht xD Kleine Kurzschlussarbeit, vielleicht gibt’s hierzu irgendwann mal ein zweites Kapitel ^^ Cya Lucy Kapitel 1: Der träge Stein -------------------------- Mit einem schrillen Geräusch begann der Wecker zu klingeln. So laut, dass es sogar ein paar Vögel aufschreckte, die auf der Fensterbank bei der Schale mit dem Vogelfutter gesessen hatten. Dennoch dauerte es ganze fünf Minuten, bis der junge Chinese sich überwinden konnte, auch nur die Augen zu öffnen. Man, er war so fertig… Er war wie erschlagen, ertränkt, gefressen und dann ausge-… worfen. Aufstöhnend hob er seine Hände und rieb sich grob die Augen, ehe er nach dem Wecker tastete und ihn mit dem gezielten Schlag seiner Faust zum schweigen brachte. Dann lag er eben da. Wie der Gekreuzigte persönlich, alle Viere von sich gestreckt. Und wusste nicht wirklich, was er sich nun denken sollte. Die gestrige Nacht war wohl seine Vorstellung der Hölle gewesen. Allerdings wusste er ja nicht einmal ob er nur geträu-… Au!… aua!… Schmerz!… Spätestens, als er versuchte sich aufzusetzen, kam für ihn die “alles nur geträumt und alles in Butter” Variante nicht länger in Frage. Erneut tief aufstöhnend rollte er mit den Augen, ließ seinen Oberkörper gegen seine angewinkelten Knie fallen und legte seine linke Hand fest auf seinen schmerzenden Rücken. Ihn hätte es nun nicht gewundert, wenn man noch Kais Handabdrücke bewundern konnte, wenn man sich die Mühe machte genauer hinzusehen. Hoffentlich bemerkte das niemand. Wäre ja echt peinlich… Als sich Ray allerdings der Unsinnigkeit seiner Gedanken bewusst wurde, gab er nur ein schläfriges Brummen von sich und warf schließlich die Decke beiseite, um sich dann eben mal auf direktem Wege in das angrenzende Bad zu schleifen. Hey, er erwartete nicht einmal, dass Kai noch in seinem Bett neben ihm lag. Warum sollte er auch? Der Jüngere stand doch irgendwie auf mysteriöse und überraschende Auftritte. Ausschlafen, durchschlafen und zusammen mit seinen Teammitgliedern aufstehen war uncool. Hatte man ja gestern Nacht noch gesehen. Als er die Tür zum Badezimmer öffnete, starrte er direkt auf sein eigenes Spiegelbild an der gegenüber liegenden Wand. Ach… du… scheiße… Mehr konnte er dazu nicht sagen. Er wollte sich nicht einmal viel bei diesen Augenringen denken. Er sah… verboten tot aus. Ray gab nur noch ein mitleiderregendes Brummen von sich, als er sich aus seinen Abendklamotten schälte, schließlich unter die Dusche stieg und grottentief ausatmend seinen Kopf gegen die Fliesen fallen ließ. Diesmal hielt er sich allerdings nicht lange im Bad auf. Mit einem Handtuch um den Hüften, und eines noch auf seinem Kopf, um sein langes Haar zu trocken, trat er auf den Flur und wäre beinahe in Takao hinein gerannt. Dieser blieb abrupt vor ihm stehen und starrte Ray unter Garantie eine lange Minute lang an, ehe er leicht den Kopf neigte und zu sprechen ansetzte. “Sag mal Ray… hast du heute schon in den Spiegel geguckt…?” Ein einfaches “man siehst du scheiße aus…”, hätte es ja auch getan, aber der Ältere glaubte, dass Takao sich das bei seiner anzumutenden Laune nicht getraut hatte. Ray verengte leicht seine Augen und gab ein tiefes Murren von sich, ehe er sich abwandte. “Ich versuche es zu vermeiden…” Da war doch tatsächlich ein klein wenig Schadenfreude in Takaos plötzlich so breitem Grinsen festzustellen. Hey man, eine wandelnde Leiche war aber auch ein Schenkelklopfer! “Ja klar, also… hast du Kai gesehen?” “Ich versuche es zu vermeiden…” “Haha, jetzt lass den Blödsinn, er ist nicht da! Wir wissen nicht wo er ist. Er kommt doch nie zu spät.” Während Takao noch breiter grinsend seine Arme hinter dem Kopf verschränkte, da hielt Ray in der Bewegung inne, als seine Hand schon auf der Klinke zu seinem Zimmer lag. “Uhm… wie jetzt er ist nicht da?” Takao lachte ausgelassen. “Das heißt er ist nicht da! Ausgeflogen, weg, irgendwohin in den Süden… vielleicht nach Canada oder so!” In vollkommenen Unverständnis verzog Ray das Gesicht, nickte jedoch langsam. “aha…?” “Jo, ich geh mal Frühstücken!” Und da war er auch schon weg. Wenn man Takao später fragte, ob er etwas ausgefressen hatte, dann würde er wahrscheinlich mit “den Kühlschrank!” antworten. Aber so wichtig war es Ray zum Glück nicht. Wenn jemand glücklich damit war, soviel zu essen, bis er sich übergeben musste, dann war das schon in Ordnung. Zumindest, solange der junge Chinese nicht zusehen musste. Trocken hustete er auf, ehe er sich in sein Zimmer begab um sich anzukleiden. Nur eine halbe Stunde später, denn er hatte sich, wenn Kai schon nicht da war, auch ordentlich Zeit gelassen, saß Ray ebenso am Küchentisch und genoss erleichtert aufatmend eine Tasse heißen Tee. Das beruhigte ungeahnt die Nerven. Vor allem lenkte ihn die Gesellschaft seiner zwei jüngeren Mitspieler einwenig ab. Er hatte keine Lust sich nun den ganzen Tag mit Kais… Ausbrüchen… zu beschäftigen. Wer war er denn? Siegmund Freud? Das sollte Kai doch mal schön mit sich selbst regeln. Auch wenn Ray beim Gedanken an ihren Teamleader einwenig flau wurde… Nach einer Weile Takao und Max beim Gespräch über das letzte Match zuhören, kam auch ihr Aller lustiger kleiner Chef hinzu. Was sollte man dazu sagen? Ray zerrupfte genüsslich die Innereien seines Brötchens und wie immer, wenn er Chef gegenübersaß fragte er sich so einige Dinge. War Kenny eigentlich in der Lage durch seine viel zu große Brille etwas zu sehen? Das war so ziemlich die “wichtigste”. Ray war wirklich dazu in der Lage, sich bei Langeweile stundelang mit dieser Frage auseinander zusetzen. Natürlich könnte er Kenny auch einfach fragen, aber das nahm ja den ganzen Spaß aus der Sache. Naja… Spaß… Rays Spaß an diesem Tag beschränkte sich auf das Schlafen. Ja, war das nicht schön? Und warum schlief er? Richtig, weil er es endlich konnte! Das Training an diesem Tag fiel nämlich haushoch ins Wasser. Wer trainierte schon freiwillig, wenn er nicht von Kai Alexander Hiwatari gescheucht wurde? Ja gut, Ray für gewöhnlich schon… etwas… einwenig… aber heute eben gar nicht. Kai sollte dazu ja kein Sterbenswörtchen des Unmuts verlieren, sonst ging der Ältere tatsächlich auf die Barrikaden. Zumindest nun war er genervt genug, dass er es sich tatsächlich zutraute. Denn schon seit Beendung des Frühstücks, lag er nun auf der Couch, versuchte zu schlafen und… es ging einfach nicht! Himmel Herrgott verdammter *#)&$$/§ es ging einfach nicht! Und warum? Daran war natürlich nur Mr. Hiwatari schuld! Ich liebe dich… ich liebe dich, ich liebe dich… Ray hatte es keinesfalls vergessen. Und nun beschäftigte er sich tatsächlich den ganzen Nachmittag mit diesen Worten und fand einfach keine Ruhe. Es war doch unmöglich so einfach zu schlafen. Und das schlimmste an der Sache war, dass Kai einfach nicht mehr auftauchte. Er blieb den ganzen Tag wie vom Erdboden verschluckt. Es war bereits acht Uhr Abends, als sich das Team im Wohnzimmer zusammensetzte und feststellte, dass immer noch einer von ihnen fehlte. Gut, es wäre wohl gelogen, wenn sie alle behauptet hätten, sie hätten Kai abgrundtief vermisst. Aber Sorgen machte man sich doch schon…? Es war nicht üblich, dass Kai solange fortblieb, wenn niemand wusste, wo er sich aufhielt. Rays Augenringe hatten sich über den Nachmittag nocheinwenig ausgebaut und somit war er nicht mehr wirklich klar ob er nun siebzehn oder siebzig war. Dennoch schloss er sich bereitwillig der Versammlung an, in welcher sie darüber diskutierten, was sie nun tun sollten. Immerhin war Kai noch minderjährig, somit wäre es durch und durch verantwortungslos gewesen, es einfach auf sich beruhen zu lassen. Vor allem Ray machte sich da seine Gedanken. Immerhin war er der Älteste und somit lag die Verantwortung vor allem bei ihm. “Jetzt hört mir mal zu…”, brummte er missmutig und stützte seinen Kopf, der ihm den ganzen Tag schon so schwer vorkam, in die Hand. “Ihr geht wie gewohnt pennen. Spätestens Morgen früh taucht Kai aus dem Nichts wieder auf und will uns beim Training sehen.” Davon war Ray felsenfest überzeugt. “Ich bleibe hier und warte. Wenn er nicht bis zehn Uhr zurück ist, geh ich ihn suchen.” Für ihn war die Sache beschlossen. Er war der Älteste, also hatte er die Verantwortung zu tragen. Die anderen sollten schön hier bleiben. Er ließ somit auch keinen Widerspruch gelten und scheuchte seine Teammitglieder schlussendlich einfach auf ihre Zimmer. Und ließ sich selbst ächzend in den Sessel im Wohnzimmer fallen. Dann wartete er. Starr und stumm stützte er den Kopf in die Hand und schloss entspannt seine Augen. Er hatte das Licht gelöscht, somit sparte er sich die Kopfschmerzen. Er würde schon nicht einschlafen. Das konnte er momentan gar nicht. Ab und zu öffnete er ein Auge, um einen Blick auf die an der gegenüberliegenden Wand hängenden Uhr zu werfen. Diese tickte munter vor sich hin, in ruhigem und einschläferndem Takt. Wenn Ray sich nicht gerade bewegte, war absolut nichts zu hören. Na ja, das Fenster hinter ihm war geöffnet und der Sommerwind bewegte einwenig die kurzen Gardinen. Wohl auch nur diesem Umstand war zu verdanken, dass Ray mitbekamt, dass draußen gerade jemand das Gartentor öffnete. Ray hörte die langsamen, dennoch gleichmäßigen Schritte und das knirschen von Kies unter den Schuhen. Und dennoch je näher sie kamen, desto langsamer schienen sie zu werden. Ray wusste, dass es Kai war. Wer hätte es auch sonst sein sollen? Dieser Gedanke war wohl der entscheidende Grund, weshalb er sich schlussendlich dafür entschied endlich einzuschlafen. Wohlgemerkt Erschöpfungsschlaf. Er hoffte einfach mal, dass er sich morgen früh noch einigermaßen bewegen konnte. Zu sein Fortgesetzt Es steckt wenig Sinn und bestimmt kein Plan dahinter, fragt mich nicht wie es weitergeht… wenn es denn weitergeht… oder so @@; Kapitel 2: Der Verwirrte Stein ------------------------------ Ray erwachte diese Nacht nur ein einziges Mal. Und warum? Nicht, weil ihn eine penetrante Stechmücke nervte, nicht weil Sommeranfang war und es in der Nacht ziemlich schwül wurde, auch nicht wegen dem banalen Wunsch dringest die Toilette aufzusuchen. Nein, warum auch? Das war ja viel zu normal und langweilig. Wenn man mit Kai Alexander Hiwatari in einem Haus lebte, dann war es schlichtweg nie ein solch banaler Grund. Das wäre ja uncool. Genauso wie das Ausschlafen. Erkannte man den Zusammenhang? Ausatmend brummte Ray unwillig und gab ein verschlafenes Nuscheln von sich. “Kai… bitte, ich will endlich schlafen…” Er war nicht einmal sicher, ob er noch in der Lage war so deutlich zu sprechen, dass Kai ihn tatsächlich verstand. Warum er sich sicher war, dass es Kai war, der ihn gerade an den Schultern gefasst versuchte wachzurütteln? Tja, man nannte es auch weibliche Intuition. Scherz. Er konnte es eben hören. Außerdem roch sein Gegenüber unverkennbar nach Kai. Was einem nicht alles auffiel, wenn man sich drei Jahre lang ein Zimmer teilte. “Kai… bitte…” Eher fror die Hölle zu, bevor der junge Russe nachgab. Also öffnete Ray dann doch einwenig nach Mitleid heischend und unnatürlich oft blinzelnd seine brennenden Augen. Sogleich flirrte sein Blick zur Uhr an der gegenüberliegenden Wand. Na so was… halb zehn. Er hatte vielleicht eine halbe Stunde geschlafen. Ray gab ein leicht überfordertes Brummen von sich und fokussierte seinen Blick auf den Russen, der sich noch immer an Rays Schultern über den jungen Chinesen stützte, um ihn mehr oder minder behutsam aus dem Reich der Träume zu holen. “Uhm… hab ich was im Gesicht…?” “Du hast gewartet.” Es war eine simple und kühle Feststellung. Ohne jeglichen Zusammenhang. Noch dazu klang Kais Stimme im Kontrast zu sonst… ziemlich dünn, nahezu kleinlaut. Nicht, dass Ray ihn in seinem Zustand begriffen hätte, wäre denn einer vorhanden gewesen und vielleicht war auch besser, dass ihm der Wandel in Kais Stimme über seine eigene Müdigkeit hinaus nicht wichtig genug erschien. “Jaah… hab ich… jetzt bist du ja da…” Aufatmend und ein tiefes Gähnen unterdrückend, hob Ray seine locker zu einer Faust geballte Hand, doch fuhr er erschrocken in sich zusammen, als Kai sie in einer schnellen und auch recht groben Bewegung abfing und zurück gegen das Poster drückte. “Ja… jetzt bin ich ja da…” Jetzt wurde es Ray doch einkleinwenig zu nahe! Kais Atem streifte warm seine-… oh Gott! Unbewusst versteifte sich der Körper des Älteren, als er versuchte sich weiter vor ihm zurückzulehnen. Was sollte er denn jetzt machen?! Er konnte Kai, der sich inzwischen mit beiden Knien links und rechts von Rays Beinen auf den Sessel stützte, ja schlecht einfach von sich runterschubsen und- nein, das ging doch nicht! Rays Augen weiteten sich aufgewühlt, während Kai sich schleichend langsam zu ihm hinunter beugte und die seinen gemächlich schloss. Die rechte Hand des Russen schob sich über Rays Halsbeuge in dessen Nacken. Der Größere erschauderte merklich. Sie war eiskalt. Und dann, als Ray schon glaubte, er müsse vor Aufregung an Atemnot qualvoll ersticken, da drückte Kai ihm mal eben so seine Lippen auf, als sei es das Selbstverständlichste überhaupt. Ja warum auch nicht? Warum nicht küssen, wenn man sich doch so gern hatte, also Ray tat das ja ständig… …Freunde küsste man nicht… Ray war mit sich absolut nicht einig. Wenn er Kai nun einfach elegant von sich herunter warf, dann riss dieser ihm garantiert den Kopf ab und spielte morgen Früh demonstrativ damit Fußball. Und selbst wenn nicht, er konnte ihn doch nicht auf diese Art und Weise so vor den Kopf stoßen, oder? Oder…? Ray war mit der derzeitigen Situation vollkommen überfordert und somit nutzte Kai geschickt seine Chance, als der Größere nicht einmal einen Moment lang Willen zeigte, ihn zu unterbrechen. Gut, der Wille war vielleicht wirklich, allerdings wusste der Chinese gerade absolut nicht, wie er ihn in die Tat umsetzen sollte. Er wusste überhaupt nicht mehr, was er tun sollte. Rays linke Hand grub sich schlussendlich wie von selbst Halt suchend in die rechte Seite Kais Shirts und ein überfordertes Geräusch von sich gebend schloss er fest seine Augen, als der Russe bestimmt seine Lippen auseinander drückte. Die Folge war vorhersehbar. Rays Gedanken raste und fielen schließlich in sich zusammen wie ein Kartenhaus. Was Kai da tat war nicht nur ausgesprochen mutig, Ray hätte es ihm auch nicht im Geringsten zugetraut und dann… Man sollte ja jetzt nichts… Falsches denken, aber… Ray war durchaus der Meinung, was Kai tat, beherrschte er wirklich gut… Gerade wurde Ray ziemlich anders. Vor allem kroch ihm diese unerklärbare Wärme bis in die Fingerspitzen und als sich der Russe wieder vor ihm zurücklehnte und sie beide nur zögerlich ihre Augen öffneten… Da hatte Ray wirklich das Gefühl, dass etwas Entscheidendes fehlte. Wortlos stieß Kai sich vor dem Sessel zurück und wandte sich direkt zum Flur um und verschwand nur einen Moment später schweigend hinter der Tür ihres gemeinsamen Zimmers. Ray starrte ihm wie zu Eis gefroren mit leicht geöffnetem Mund nach, wobei sich seine Augen überfordert verengten und er selbst nicht einen Ton hervor brachte. Eine kühle Gänsehaut zeichnete sich gut sichtbar auf seinen Unterarmen ab. “Ray! Ey, Ray!” Ein missgelauntes Murren war die einzige Antwort. “Ey, los wach auf! Du verschläfst ja den ganzen Tag!” Das war dem Chinesen doch so was von #%&$@§ egal! Hatte sich denn die ganze Welt gegen ihn verschworen?! Hätte er nicht in Schieflage auf dem Sessel gelegen, dann hätte Ray sich nun einfach elegant umgedreht und Takao den Vogel gezeigt. Es stimmte schon, der Dunkelhaarige war einwenig gereizt. “Ach man, dann penn halt. Wir sind dann mal weg. Chef und Kai auch. Kommen heute Abend wieder.” Ray entschied sich dafür einfach nicht zu reagieren, bis die Haustür geräuschvoll hinter Takao und Max zufiel. Aber Kais Namen hätte der Japaner nun wirklich stecken lassen können. Kaum schlug Ray die Augen auf, da wurde er nämlich schon wieder von einer Welle unangenehmer Gedanken eingeholt. Leise aufstöhnend schlang er seine Arme um seinen Kopf und versteckte sich zwischen dem Polster des Sessels. Was war nur in ihn gefahren?! Nicht nur in Kai, sondern auch in ihn?! Ausatmend fasste der junge Chinese sich an den Kopf und rieb sich erschöpft über das Gesicht. Das ganze war doch nicht mehr normal. …Ich liebe dich… Ein eiskalter Schauer rann Rays Rücken hinab und einen Moment schloss er fest seine Augen. Ach bitte… es beschäftigte ihn doch nun schon lange genug, oder? Was ging es Ray denn bitteschön an, wenn Kai sein Gefühlsleben nicht auf die Reihe bekam? Das war allein seine Angelegenheit, der Ältere hielt sich da ganz dezent raus. …Aber… Wenn es ihn tatsächlich so wenig anging… warum hatte Kai ihn dann… letzte Nacht…? Unter einem heiseren Aufschrei fuhr Ray in die Aufrechte und trat heftig nach einer Wasserflasche, die sich als erstes Opfer so bereitwillig neben dem Tischbein des Wohnzimmertisches angeboten hatte. Der junge Chinese ignorierte die darauf folgenden Schmerzen in seinen Zehen und knirschte murrend mit den Zähnen, ehe er sich auf den Weg in die Küche machte, um für den Tag etwas zu essen. Während er also versuchte seinen Blutdruck zu dämpfen und sich zu beschäftigen, ließ er sich seinen Tag noch einmal durch den Kopf gehen. Erstens: Kai knuddelte ihn herzallerliebst und flüsterte ihm ein ich liebe dich zu. Zweitens: Kai verschwand absolut spurlos. Drittens: Kai küsste ihn. Viertens: Kai war schon wieder unauffindbar. Und warum gottverdammt fing jeder Tagespunkt, den er sich setzte, mit Kai an?! Ray kam nicht auf den erlösenden Aha-Effekt. Das war doch alles schon richtig paranormal! Vielleicht sollte er doch anfangen an Entführungen zu glauben. Vielleicht konnte er dann den grünen Männchen eine Reklamation schreiben und sie zogen den jungen Russen vorübergehend wieder ein, um eine umfassende Versuchsanalyse durchzuführen, denn irgendetwas musste bei diesem Experiment wohl gewaltig schief gegangen sein! Es war schlussendlich auch nicht so, dass Ray sich über den Nachmittag noch beruhigte. Nein, im Grunde überhaupt nicht. Nur wich gemächlich die Aggression der Nachdenklichkeit. Man sollte schließlich nicht glauben, er nahm sich nicht doch irgendwo zu Herzen, was Kai tat und sagte. Was wäre er denn für ein Mensch gewesen, das nicht zutun? Aber das Leben war nun mal grausam und schrecklich gemein und der junge Chinese kam auf absolut keinen grünen Punkt. Grottentief ausatmend lehnte er sich zurück gegen den Fensterrahmen und streckte versucht entspannt seine Beine durch, während er mit der einen Hand das Fenster offen hielt, um es jetzt schon zum dritten Mal ordentlich klar zu putzen. Die Nachbarn dachten sich sicher auch bereits ihren Teil. Es war eigentlich schon seit Ewigkeiten so. Wenn Ray Stress hatte, putzte er Fenster. Sobald er auch nur einen Wassereimer in die Hand nahm und in Richtung Wohnzimmerfester ging, wusste selbst Takao, dass nun ansprechen strengstens verboten war. Der junge Chinese hatte eben seine eigene Methode entwickeln, um sich abzureagieren. Auch wenn sich natürlich über diese streiten ließ. Aber immerhin hatte jeder irgendwo seine Macken. Missmutig verzog der junge Chinese das Gesicht und fuhr mit einem trockenen Tuch erneut über das bereits störend spiegelnde Glas, als ihm in der Spiegelung, als die Sonne tief genug stand, im Hof ein Schatten auffiel. Überrascht verzog Ray seine Brauen und wandte sich sogleich über seine Schulter. Das war doch… Kai stand dort. Es war genauso einfach gesagt wie es war. Kai stand dort unten an dem Pfosten der Pforte gelehnt und… starrte vollkommen unbewegt zu ihm hinauf. In der üblichen Haltung, die Arme locker vor der Brust verschränkt, die Beine im Stand leicht übereinander geschlagen und es machte den Anschein, als blinzelte er nicht einmal. Unbewegt erwiderte Ray den bohrenden Blick und war vollkommen unschlüssig, was dies nun zu sagen hatte. Kai störte sich nicht daran. Einfach wegsehen und weitergehen? Das wäre doch uncool und entsprach einfach nicht seinem Image. Ausatmend gab der Ältere ein tiefes Brummen von sich und zog missmutig seine Brauen zusammen. Er hätte jetzt gerne tief Atem geholt, Kais Namen gerufen und seinem Ärger lauthals Kund getan. Er hätte auch einfach nach draußen gehen können, um seinem Teamleader mal ordentlich Kopf und Ohren zu waschen. Aber… naja… er traute sich ja nicht einmal weiter hinzusehen. Schon nach wenigen Augenblicken hatte sich Ray wieder wahnsinnig beschäftigt seiner geliebten Glasscheibe zugewandt und war verdächtig rot angelaufen, während er das Putztuch in seiner Hand so sehr festhielt, dass der Stoff leise knirschte. Es war eine seltsame Mischung aus Wut und blanker Verlegenheit. “Ray! Hey hey! Hier! Wir sind wieder dahaa!” Überrascht fuhr der Dunkelhaarige leicht zusammen und wandte sich wieder dem Hof zu. Takao winkte breit grinsend und gut gelaunt wie immer zu ihm hinauf und Max und Kenny schleppten sich wohl ziemlich erschöpft hinter ihm her. Das war das Schicksal derer, die auf den Japaner aufpassen mussten. Aber… Das gab es doch gar nicht! Kai war schon wieder verschwunden! Ray wäre beinahe aus dem Fenster gefallen, im Versuch sich weit im Hof umzuschauen. Er war wieder unauffindbar. Hereingekommen war er nicht. Ray gab ein leises, selbstmitleidiges Brummen von sich. Mist. Chance verpasst. Zu sein Fortgesetzt Man höre und Staune, ich bin am Leben, mir geht es gut... und ich stecke in einer kreativen Kriese @@ Netterweise Gebetat von Mrs. Vincent Price :D Dange Dange xD ~ bis demnächst cya Lucy Kapitel 3: Der wütende Stein ---------------------------- Takao sollte an einer Magenverstimmung leiden, an dem Tag, an welchem Ray Kon freiwillig auf der Couch schlief. Ray hätte nicht gedacht, dass das möglich war. Gut, war es auch nicht, der Japaner futterte sich durch das Frühstück wie jeden Tag… Trotzdem hatte Ray sein Nachtlager auf der Couch aufgeschlagen. Tief einatmend, um seinen Puls zu beruhigen zog der junge Chinese seine bereits auskühlende Tasse Tee an sich heran. Es war unangenehm still geworden seitdem Kai ihm gegenübersaß. Das einzige was gelegentlich zu hören war, war das knisternde Umschlagen einer weiteren Seite des Beblade-Magazins, das in Kennys Schoß lag. Max und Takao tauschten ab und an flüchtig Blicke und schauten zwischen Kai und dem Ältesten von ihnen hin und her, die gerade auffällig unauffällig versuchten sich nicht anzusehen. Zugegeben hatte Kai etwas mehr Übung im Desinteresse täuschen. … Ob es wirklich nur getäuscht war…? Missmutig zog Ray seine Brauen düster zusammen, worauf Takao sich vorsichtig räusperte, um die Aufmerksamkeit des Chinesen zu erlangen. „Was ist?!“ „Ehm… Ray du… bist so rot im Gesicht… Geht’s dir wirklich gut…?“ Kurz darauf fuhren sowohl Max und Kenny, als auch Takao und sogar Kai heftig zusammen, als Ray seine Tasse unbeabsichtigt etwas zu fest auf den Tisch schlug, als er sie abstellte. „Klar, geht’s mir Gut. Mir geht’s immer gut. Es geht mir blendend!“ Kai hatte nur kurz den Blick gehoben und sich dann wieder vollkommen teilnahmslos seinem Kaffee zugewandt. Diese Reaktion linderte natürlich nicht im Geringsten Rays hohen Blutdruck. Ooh, dieser gottverdammte…! Das Geschirr klirrte vernehmlich, so hart schlugen Rays Handflächen auf den Tisch, als er sich erhob. „Holt mich zum Training. Ich bin im Garten.“ Das war nun eine halbe Stunde her. Seitdem stand Ray in absoluter Ruheposition mit nackten Füßen im weichen Gras und hielt versucht entspannt seine Augen geschlossen. Tief atmend gab er sich der Ruhe hin, die ihn nun endlich mit jedem Herzschlag und Atemzug durchströmte und versuchte zwanghaft an nichts zu denken. Konzentration. Das war natürlich ein ähnlicher Versuch, als bewarf man einen ausgewachsenen Elefanten mit Weintrauben, um ihn zur Strecke zu bringen. In diesem Fall war der Gedanke an Kai Rays Elefant. Wie passend. Die grauen Haare hatte er ja schon mal. Und wenn Ray sich weiterhin so viele Gedanken machte, wuchsen ihm selbst am Ende auch noch welche. Heftig schüttelte der junge Chinese seinen Kopf und gab kurz darauf ein überfordertes Brummen von sich. Das konnte doch nicht sein… Das musste allen Ernstes seine eigene Vorstellung der Hölle sein. Was hatte er nur getan? Irgendetwas? Irgendetwas, dass vor allem Kai veranlasste so plötzlich auf diese Art und Weise…na ja… auf ihn abzufahren. Wenn es denn wirklich sein Ernst war. War es das…? Andererseits… Kai war nicht der Mensch, der mit einer Unterhose auf dem Kopf schmutzige Witze riss… und Ray sollte wirklich aufhören sich das ein oder andere gleich bildlich vorzustellen… Aber es blieb doch die Frage… Blinzelnd ließ Ray seine Arme sinken und atmete gediegen aus. Ray war Kai doch nie nahe gekommen. Sie sprachen auch nicht wirklich viel und oft miteinander. Wie konnte der kleine Trottel sich dann einreden allen Ernstes verliebt zu sein?! Dann auch noch in ihn! Von ihren Geschlechtern wollte er gar nicht erst anfangen. Wobei… soo wichtig wäre es Ray nun wirklich nicht gewesen. Aber in diesem Fall… Ray musste zugeben, er war neugierig. Wütend und doch neugierig. Er konnte sich unter Kais Gefühlsleben absolut nichts vorstellen, wie sollte er da auch irgendetwas nachvollziehen können? Gab es da überhaupt etwas nachzuvollziehen? Oder überhaupt etwas Nachvollziehbares?! Es wäre sicherlich gelogen, wenn Ray je behauptete, den Jüngeren durchblickt zu haben. Durch und durch empfand Ray es als eine absolut beschissene Situation. Vor allem, da sie nicht miteinander sprachen. Wenn Kai tatsächlich zu ihm kam, dann tat er eben Dinge, für die er keine Worte benötigte. Und wenn Ray die Gelegenheit hatte, dann sah er Kai an, dessen Desinteresse und abgeneigte Haltung und schon ging ihm der Mut aus. Das war doch zum aus der Haut fahren! Das war kein schlechter Scherz mehr, auch wenn Ray sich darunter absolut nichts anderes vorstellen konnte. Was ging nur in Kai-… Erschrocken fuhr der Dunkelhaarige zusammen, als hinter ihm plötzlich die Terrassentür aufgestoßen wurde und Takao heraus in den Garten polterte. „Was ist denn?!“ „Bin ausgelost. soll dich zum Training rufen! Los, los, beeil dich! Wenn Kai wieder sauer wird, kommen wir zu spät zum Abendessen!“ Und noch ehe Ray Luftholen konnte, um einen Kommentar abzugeben, da tänzelte Takao auf der Stelle, zog den Schnürsenkel seines rechten Schuhes fest und stürzte kurz darauf an ihm vorüber um die Ecke. Wohl auf dem Weg über den Hof zum Park. Mit großen Augen blickte Ray ihm nach und gab ein unentschlossenes Geräusch von sich. Doch dann verengte er tief brummend seine Augen und wandte schnaubend ausatmend den Blick in andere Richtung. Na so was. Kai konnte ihn mal! Sollte der Arsch doch wenigstens selbst kommen! Dies war nun ebenfalls eine halbe Stunde her. Ray hatte keinen Millimeter Nachgegeben. Sich selbst eingeredet, dass er nicht zum Trainieren in der Lage war und erst seinen Kopf freibekommen musste. Doch schon nach den ersten verstrichenen Minuten wusste er doch selbst schon, dass das nichts weiter, als ein elender und schlecht getarnter Vorwand war. Er wartete auf Hiwatari. Er wartete darauf, dass er zu ihm kam. Dass er sich überhaupt einmal blicken ließ! Und jetzt stand er da, mutterseelenallein auf dem Rasen mit nackten Füßen und starrte noch missgelaunter drein als zuvor. Und je länger er starrte und tief atmete, desto mehr verflüchtigte sich seine Wut, als wäre sie noch nie vorhandenen gewesen, bis ihm eines wirklich bewusst wurde: Eine Scheißidee war das gewesen… Sichtbar hoben sich seine Schultern, als plötzlich laut krachend die Terrassentür ein weiteres Mal aufgestoßen wurde. „KON?!“ Wo war denn noch gleich das Land, in welchem man Mut in Dosen kaufen konnte? …Ray wollte da hin… In den letzten Minuten hatte er nicht einmal mehr damit Gerechnet, dass Kai wirklich kam. Ein weiterer Beweis dafür, wie wenig er ihn eigentlich kannte. Der Jüngere rauschte heran wie ein drohender Wirbelsturm. Ähnlich bedrohlich und inklusive der persönlichen Gewitterwolke über dem Kopf. Ray hatte versucht sich rechtzeitig umzudrehen, doch noch bevor er sicher stand, spürte er die Hand auf seiner Brust, die ihn mit bestimmtem Druck zurückstieß. Einen Moment lang taumelte Ray und ruderte wild und gedrückt aufquietschend mit den Armen, ehe er elegant wie er war, gekonnt auf seinem Hintern landete. Für den Moment des Schreckens schloss er fest seine Augen und stützte sich auf seine Unterarme, ehe er zögerlich den Blick hob. Kai stand zornschnaubend über ihm mit ähnlich bedrohlicher Wirkung, als trug er ein imaginäres Schlachtermesser mit sich herum. Jah, Ray fühlte sich in diesem Moment sogar sehr bedrängt. „Was…fällt…dir…ein…Kon?!“ Noch dazu sprach der Russe so bedrohlich langsam, dabei hoben und senkten sich bei jedem Wort sichtbar seine Schultern, als sei er außer Atem. Ray verlor rasant an Farbe. …Mut in Dosen…Mut in Dosen… er nahm sich fest vor, sich mindestens eine zu bestellen… „…Sind wir also wieder beim Nachnamen angelangt…“ „Wieder?!“, Kais Antwort war so schneidend, dass Ray heftig in sich zusammenfuhr. „Wir waren nie wo anders, Kon!“ Ray hielt den Blick starr gesenkt. Er vermied es gewissenhaft Kai in dieser Situation anzusehen. Auch weil er sich nicht sicher war, warum er denn so klein wie eine Maus am Boden saß. Bezog sich diese Demonstration der Überlegenheit überhaupt auf das versäumte Training…? „Du hast Angst.“ Überrascht blickte Ray auf, gab dabei kein sehr intelligentes Geräusch von sich und begegnete für einen kurzen Moment Kais Blick. Dieser verengte in diesem Moment seine Augen und ließ seinen Blick ausschweifen. Als wolle er gerade überall sein, nur nicht hier. Voller Unverständnis verzog Ray seine Brauen und öffnete leicht den Mund, als Kai sich brummend über den Nacken kratzte. Ray verstand ihn nicht. Er hatte ihn absolut nie verstanden und er blickte nicht hinter sein Wesen. Mit welchem Menschen sprach er überhaupt? „Was… willst du eigentlich…?“ Kais Blick lastete nur eine Sekunde später genauso schwer auf ihm wie zuvor. Hatte er etwas Falsches Gesagt? Blinzelnd gab Ray ein leises Geräusch von sich und reagierte durchaus überrascht, als sich ein Lächeln auf Kais Lippen legte. Nein, es war nicht schön, oder gar fröhlich. Kai lächelte durch und durch spöttisch. Und noch während er dies tat, trat er vor und ging in einer einzigen flüssigen Bewegung neben Ray in die Hocke. Dieser hatte misstrauisch zugesehen, unentschlossen, ob er zurückweichen sollte. Seine Chance war allerdings verpasst, als die Hand des Jüngeren im nächsten Moment bestimmt in seinem Nacken lag. Noch während er ihn ruppig näher zog, schloss Ray unbehaglich seine Augen und hob aus einem simplen Reflex seine rechte Hand, um seinen Arm diesmal fest gegen Kais Brust zu stemmen. Sich eben einfach mal so die Zunge in den Hals stecken zu lassen, war nun wirklich nichts, womit sich der junge Chinese auf Dauer anfreunden konnte. Und das lag nicht einmal an Kais Person. Ray hatte da seine Prinzipien. Und langsam meldete sich endlich die Wut in ihm zurück. Das fiese Miststück hatte sich ja eine ganze Weile nicht blicken lassen, aber jetzt musste es raus. Ray gab ein tiefes Geräusch irgendwo zwischen Brummen und Knurren von sich, ehe er allen Mut zusammennahm und Kai kräftig in die Zunge biss. Als dieser sich unter einem halblauten Laut des Schmerzes von ihm löste, da nutzte Ray seine Chance und riss ohne wirklich zu zielen seine Faust nach oben und verpasste dem Jüngeren somit einen ordentlichen Kinnharken, der ihn aus der Hocke nach hinten und somit ebenfalls auf den Allerwertesten beförderte. Und damit hoffentlich auch auf den Boden der Tatsachen. Einwenig schwerer atmend als noch zuvor verzog Ray das Gesicht und rieb sich mit der locker geballten Faust einen Speichenfaden aus dem Mundwinkel, während er Kai entgegenstarrte. Mit Wutverzerrter Miene rieb dieser sich noch einen Moment lang das Kinn. „Da fragst du auch noch so dumm.“ Scharf verengten sich seine Augen und das Wort, das er zischend hervorbrachte, ging Ray direkt unter die Haut. „Dich.“ Der Ältere senkte sogleich ausweichend den Blick und wandte ihn auffällig schnell in andere Richtung, während seine Gedanken weiterrasten und ihm immer mehr Farbe in die Wangen trieben. Der Ältere befand sich gerade erneut irgendwo auf der Schwelle zwischen Verzweiflung, Wut und Verlegenheit. Was sollte er dazu schon sagen. Warum hatte er eigentlich gefragt!? In diesem Augenblick stützte sich Kai auf die Beine. Ja, er schuldete niemandem Rechenschaft und er kam nicht drum herum dies immer wieder mit seiner unnachahmlichen Art unterstreichen zu wollen. Demonstrativ wandte sich der Jüngere schon im nächsten Moment auf dem Absatz um, ohne Ray auch nur eine Chance zu geben, etwas dazu zu sagen. „Training, Kon. In zehn Minuten!“ tbc. Das Leben könnte so schön sein, wenn man nicht ständig auf ein neues Problem stößt. Meist ein Problem mit sich selbst. Ich denke mal, Kai wird demnächst ganz schön weich geklopft. Der arme Sack kann sich ja auch nicht für eine Seite entscheiden. Vielleicht macht das die Sache für Ray noch einwenig interessanter... bis demnächst cya Lucy Kapitel 4: Der rollende Stein ----------------------------- Was konnte man denn alles tun, wenn der Tag lang war? Man konnte sich entspannen, trainieren, nachdenken… dösen… „Du dämlicher Volltrottel!“ Oder einfach eine Runde streiten? Ja, das war natürlich auch eine gängige Methode die Zeit tot zu schlagen. Vor allem wenn man mit einem Kai Hiwatari unter einem Dach lebte. Selbst der ausgeglichenste Mensch konnte dabei spüren wie die Aggressionen in breiten Strömen flossen. Da brannte sozusagen die Luft! „Was ist denn nun schon wieder?!“ - „Halt die Klappe!“ Nur nicht zuviel reden. Nur nicht zu konstruktiv. Nur nicht zu rücksichtsvoll! Aufächzend verzog Ray das Gesicht und hob überfordert seine Hand, um sich über die Augen zu reiben. Takao hatte sein ehrliches Mitgefühl. Kai schien einwenig unausgeglichen in den letzten Tagen. Wunderte Ray nicht im Geringsten. Ein Kai Hiwatari schlief, as oder trank schließlich nicht, wenn jemand hinsah. Das wäre ja unc-… - Hey, er hatte ein Dejavu! Wie auch immer, seit ein paar Tagen ließ der junge Russe seine Wut ungehalten an ihrem kleinen herzallerliebsten Japaner aus, der jedes Mal kurz davor stand „ihm ordentlich die Fresse zu polieren“, damit er endlich einmal Ruhe gab. Der Einzige, der ihn aktiv davon abhielt war Max. Ray hielt sich da vollkommen raus. Falls Takao wirklich einmal den Mut aufbringen sollte, Kai eine draufzugeben, dann hielt er ihn gewiss nicht davon ab. Zumindest in solchen Situationen hatte Kai sich sicherlich mal einen Tritt in den Hintern verdient. In Ruhe hielt der junge Chinese seine Augen geschlossen und legte seine rechte Hand auf den Oberschenkel, ehe er, sich voll und ganz auf die Bewegung konzentrierend, sein Bein in rechten Winkel zu seinem Körper hob. Was Kai so gerne als „professionelles Sitzen für Fortgeschrittene“ beschrieb war immerhin eine hohe Körperkunst. So ein Banause… Zumindest hatte Ray sich nun entschlossen Kai keine weitere Beachtung mehr zu schenken. Zumindest, solange er nicht unmittelbar betroffen war. Er tobte und schrie, wie es eigentlich gar nicht seiner Art entsprach. Für gewöhnlich war er immer sehr still gewesen. Hatte im Grunde nur den Mund geöffnet, wenn er etwas Wichtiges zu sagen hatte. Oder sich über andere lustig machte. Wenn es ihm sein Stolz eben so gebot, dann war daran nun wirklich nichts zu rütteln. Schade eigentlich. Kai konnte eine so angenehme Person sein… Doch in letzter Zeit war alles anders als sonst. Ray kotzte das ziemlich an. Ja, er durfte das sagen und er durfte sich auch ab und zu einmal erlauben zu fluchen! Ausnahmsweise schoss er seine neutrale Haltung in den Wind und spielte den bösen, bösen Mitläufer. Kai ging ihm momentan überdurchschnittlich stark auf den Geist. Er hatte sich verändert, war vollkommen durch den Wind und Ray wusste auch warum. So gefiel er ihm nicht. Ray musste schon sagen, es erschien ihm ziemlich erbärmlich. - Wohl auch nur, weil er immer noch wütend auf ihn und in Punkto Gefühle direkt betroffen war. Wenn nicht bestünde die Möglichkeit, dass ihm Kais Launen gar nicht aufgefallen wären. Ein klassisches Armutszeugnis her für ihn, bitte. So etwas schimpfte sich ein Freund. Grottentief ausatmend verzog Ray seine Brauen. Jaah, er war mit Sicherheit auch nicht ganz fair. Immerhin konnte er sich beileibe nicht vorstellen, wie sich Kai gerade fühlen musste. Momentan war es aber insgesamt schwer, überhaupt zu glauben, Kai fühle auch nur irgendetwas. Dafür war er einfach viel zu kalt. Fast wie ein Fisch. Nachdenklich verzog Ray seine Brauen und legte seine Hände in der Ausgangsposition vor seiner Brust ineinander. Aber war das nicht eigentlich schon immer so gewesen…? Na ja, vielleicht gab sich Kai gerade Mühe diesen Aspekt seines Wesens besonders zu unterstreichen. Er wollte wohl so unausstehlich wie möglich sein. Weshalb auch immer. War er wirklich der Meinung, dass er das was er fühlte (oder das was Ray glaubte, was er fühlte) möglichst deutlich überspielen musste? Ray gab ein seltsames, schon fast amüsiertes Geräusch von sich und verzog verdrießlich seine Brauen. Glaubte er wirklich, man bemerkte es, wenn man es nicht wusste? Armer Tropf… Tief atmete Ray ein und reckte seine Arme entspannt hoch über seinen Kopf, während er sein linkes Bein im rechten Winkel ausstreckte. Regungslos hielt er das Gleichgewicht und versuchte seine rasenden Gedanken zum erliegen zu bringen. Aufatmend rollte er mit den Augen, als er erneut Kais liebliches Stimmchen vernahm. Er hatte wieder begonnen zu schreien und stritt sich wiederum lautstark mit Takao, sodass Ray nur darauf wartete, dass ein paar Gläser plus Inhalt an der Wand ihren Meister fanden. Es war schon irgendwie frustrierend zuzuhören. Immerhin… Kai war verliebt, oder nicht? Das war doch nun wirklich nicht das schlechteste Gefühl, wollte man meinen, selbst wenn er sich dabei im Wortsinn verschossen hatte. War die Vorstellung, dass es Ray war, wirklich so schlimm…? Gediegen ausatmend senkte der junge Chinese unmerklich seinen Blick. Warum verdammt noch mal musste ihm der kleine Trottel denn auch so nahe gehen?! Resignierend ausatmend ließ Ray seine Arme sinken und reckte sie zu seinen Seiten gerade durch, sodass er mit den Fingerspitzen seiner rechten Hand seine Zehen berührte. Überrascht wandte er sich allerdings gleich über seine Schulter, als jemand die Terrassentür öffnete. Er persönlich hätte ja mit einem fluchenden Takao oder mit einem vollkommen entnervten Max gerechnet. Aber nein, es war sein persönlicher Liebling, der gerade lautstark die Tür hinter sich zuschlug. Überfordert rollte Ray mit den Augen und schüttelte unmerklich die Brauen verziehend seinen Kopf. Kai tat es ihm tief ausatmend gleich und lehnte sich scheinbar unendlich erschöpft gegen die Tür in seinem Rücken. Überrascht neigte Ray aufmerksam die Augen verengend seinen Kopf. Kai sah müde aus. Ein wahrhaft seltener Anblick, wobei man auch sagen musste, dass Ray gerade so günstig stand, dass er im Falle von Unaufmerksamkeit von der Terrasse aus nicht gleich zu sehen war. Das hieß, dass dieser Anblick sozusagen einmalig war. Diese ganze Situation war einmalig, das hieß nämlich auch, dass Kai nicht gut genug aufpasste, um ihn von Anfang an zu sehen! HAH! Perfektions-Image absolut versaut! Somit war Ray außerdem allein Zeuge einer außerordentlichen Prämiere, als Kai ächzend seine Brauen verzog und den Kopf in den Nacken fallen ließ. Ein dumpfes Geräusch war zu hören, als sein Kopf gegen das Holz schlug. Einmal. Zweimal. Dreimal… Dann war es plötzlich verdächtig still. Ray musste zugegeben, gerade wurde er neugierig. Lautlos änderte er seine Haltung gerade so, dass er besser über seine Schulter schauen konnte. Da vernahm er völlig überraschend ein tiefes, traurig anzumutendes, Seufzen. Regungslos verharrte Ray und blinzelte, während er gemächlich seine Brauen verzog. Im nächsten Moment klangen Kais Schritte überraschend schnell. Nur einen Augenblick später, trat er in das Blickfeld des Älteren. Die Hände tief in den Taschen vergraben hielt er den Blick gesenkt und trat murrend im nächsten Moment einem unschuldigen Gänseblümchen den Kopf ab. Er sah in seiner Art absolut anders aus als sonst. Als hätte man ihm kurzfristig einwenig menschliches Empfinden eingeflößt. Gut, das war gemein. Aber doch irgendwie treffend. Ray nickte unmerklich für sich. Kai lief in einem großen Bogen am Blumenbeet entlang, schien es alles andere als eilig zu haben und bog trägen Schrittes um die Ecke, an dem hohen Gebüsch vorüber. Dann bemerkte er Ray. Eben dieser nahm gerade tief atmend die Ausgangshaltung an, ließ sich jedoch nicht nehmen Kai aufmerksam zu beobachten. Kai selbst machte nun einen eher ertappten Eindruck. Wortlos musterte ihn der Ältere. Kai erwiderte regungslos den Blick und rührte nicht einen Muskel mehr. Als sei er zu einer Salzsäule erstarrt. Und Ray staunte nicht schlecht, als Kai, ganz langsam, eine sattrote Farbe in die Wangen kroch. Das war selten… Nein, Ray bereute ernsthaft davon kein Photo machen zu können. Unmerklich neigte er seinen Kopf, als Kai missmutig die Brauen verzog und ein unwilliges Brummen von sich gab. Das waren nun wirklich ganz neue Töne. Leicht verengte Ray seine Augen, wobei sich ein zufriedenes und ebenso breites Grinsen auf seine Lippen legte. Kai rollte ausatmend mit den Augen und machte im nächsten Moment scharf auf dem Absatz kehrt. Seine Schritte waren ungewohnt schnell, sodass Ray den Eindruck hatte, Kai hatte tatsächlich vor zu flüchten. Da war er doch. Der flüchtige Hauch von Emotion, den Ray irgendwo bereits zutiefst vermisste. Der Ältere gab ein leises Kichern von sich und kratzte sich flüchtig über die Wange, während er dem Kleineren nachblickte. Hob abwägend eine Braue. Gerade war er nicht einfach nur neugierig… Ray war interessiert. tbc. Fortsetzung nach der nächsten Prüfungswoche, denk ich. Solange muss Ray seinen Tatendrang wohl noch zügeln. wer weiß woran der Sack jetzt schon wieder denkt... Ich werd ihn an den Beinen aufhängen und es mit einer Feder für euch aus ihm herauskitzeln. Aber später. Jetzt bin ich ziemlich müde. cya Katzenviech Kapitel 5: Der springende Stein ------------------------------- Wenn der Tag lang war, konnte man die verschiedensten Dinge tun. Wenn der Tag so lang war, wie Ray ihn sich neuerdings machte, dann konnte man sogar noch viel mehr tun! Tatsächlich war der junge Chinese momentan einwenig aufgedreht, doch das sollte ihm nun wirklich gerade niemand übel nehmen. Andererseits, wäre es ihm wohl aber auch Piep- egal gewesen. Außer es wäre Kai. Aber der Herr und Meister des Ruhe oder ruhe in Frieden Blicks hatte sowieso das Los mit der großen Ausnahme gezogen. Der war sozusagen voll und ganz alternativ. Also, um wieder auf die Situation zurück zu kommen, es war gerade eigentlich so ziemlich genau mitten in der Nacht. Uhrzeit: sehr spät! Oder früh. Ray tendierte eindeutig zu früh! Zumindest war er so sozial und richtete gerade tatsächlich leise vor sich hersummend das Frühstück. Dabei gab er sich alle Mühe nicht so laut zu sein, wie er sich in der stillen Umgebung des in vollkommenes Dunkel getauchten Hauses gerade fühlte. Blinzelnd verengte er seine Augen und rümpfte leicht die Nase, nachdem er die Tür des Kühlschranks locker aufgetreten hatte. Mit viel Phantasie konnte man Takao mit dessen Inhalt vielleicht noch ein müdes Lächeln abringen. Irgendwer von ihnen musste demnächst mal einkaufen gehen. Während er so darüber nachdachte, ob die Leuchte im Kühlschrank wohl durchgängig brannte, holte er zwei Gläser Marmelade hervor und wog flüchtig ab, was den werten Herren des Hauses wohl mehr mundete. Doch schließlich zuckte er ausatmend mit den Achseln und trat die Tür des Kühlschrankes locker hinter sich zu. Das fahle Licht der durch den Nebel blinzelnden Morgensonne, weckte die ersten Vögel in den Bäumen und erleuchtete flüchtig das breite Wohnzimmer. Einen leisen pfiff ausstoßend, griff der Dunkelhaarige im vorübergehen nach einer neben dem Esstisch stehenden Wasserflasche und hob diese schwungvoll kaum geöffnet an seine Lippen, um sie in wenigen Zügen halb zu leeren. Sich sozusagen noch einwenig Mut antrinken, denn er tat das hier doch sicher nicht aus reiner Barmherzigkeit. Auch nicht aus einer überschäumenden Herzensgüte heraus. Nein, diesmal war er egoistisch, denn diese Nacht, so wenig er auch mal wieder zum Schlafen gekommen war, hatte er etwas wirklich Tolles ausgeheckt! Nein, wirklich! … Zumindest war er jetzt noch ziemlich überzeugt davon… Im Grunde lief die Sache so. Er wollte das Untier heute einwenig ärgern und piesacken, bis es sich dazu entschloss ihn zu fressen, um es anschließend mit einer deftigen Mahlzeit wieder zu besänftigen. Natürlich hatte er sich bereits einen Fluchtplan zu Recht gelegt. Er blieb garantiert nicht unnötig lange im Haus, wenn Kai ihn am Ende mit seinen eigenen Eingeweiden erwürgen wollte. Sein Kleines biestiges Ungeheuer. Grottentief ausatmend legte Ray den Kopf in den Nacken und schob unkoordiniert seine Hand über sein Gesicht, wobei er sich fragte, warum eigentlich er sich die Mühe machte. Die Liebe war wirklich eine überaus anstrengende Angelegenheit. Aber doch eigentlich nicht Rays, oder?! Wie kam es dann eigentlich, dass ausgerechnet er Kais Arbeit machte?! Doppeltes Ausrufezeichen, das wollte er sich später bei einer Tasse Tee mal ordentlich durch den Kopf gehen lassen. Sofern ihm bis dahin nicht schon etwas anderes durch den Kopf gegangen war. Irgendetwas Eisenhaltiges oder so. Tief atmete der Dunkelhaarige ein und schloss nach einem letzten kurzen Blick auf die Wanduhr seine Augen. “Achtung… drei… zwei… eins…” Und plötzlich war das Haus erfüllt von einer Anzahl überaus metallisch klingender nervend fiepender Geräusche. Um genau zu sein, schrillten um diese Zeit gewohnheitsmäßig mindestens vier Wecker los. Aufmerksamer Leser würde sich nun fragen, warum vier? Sie waren immerhin zu fünft! Aber klar war doch, dass ihr allseits bekannter und liebenswerter Russe seinen eigenen Tagesrhythmus besaß. Wer brauchte schon Wecker? Die ließen einen nur unkoordiniert aus pubertär anzumutenden Träumen schrecken und passten somit einfach nicht zu seinem Image. Nein, Kai schlief nicht, er as und trank nicht, er war wohl einfach nur da um hübsch auszusehen. Und gerade wo Ray auf diesen Gedanken kam, dabei überrascht seine Brauen verzog, stellte er ebenso überrascht fest, dass Kai eben dies wirklich verblüffend gut konnte. Aber gutes Aussehen half bekanntlich nicht über einen verkorksten Charakter hinweg. Ja, das nannte man wohl Pech. “Frühstück!” Falls tatsächlich bereits einer seiner jungen Freunde diesen von äußerster Fröhlichkeit tropfenden Ausruf vernommen hatte, dann verfehlte er seine Wirkung sicherlich nicht. Der schwere Duft von frisch aufgebrühten Kaffee erfüllte den Raum, die Brötchen rösteten im Ofen schön artig vor sich hin. Wenn Ray sie ihnen so zusah und an später dachte, fühlte er zu ihnen eine plötzliche Verbundenheit. In drei Minuten würde die Uhr schellen und in fünf Minuten würden die Brötchen einer nicht mit Namen genannten Person höchst wahrscheinlich ziemlich schwer im Magen liegen. Kaum so weit gedacht öffnete sich im oberen Stockwerk lautstark die erste Tür, weshalb Ray, heftig erschrocken in sich zusammen fahrend, eher versehentlich eines der Frühstückseier von seiner Schale befreite. Der Kalk rieselte auf den blanken Dielenboden herab und knirschte im nächsten Moment vernehmlich unter den nackten Füßen des jungen Chinesen. Brummend verzog Ray das Gesicht. Takao unterbrach seine Gedanken verbunden mit einem so tiefen Gähnen, dass man beim zusehen schn fast wieder müde wurde. „Guten Morgääääähn ~“ Nur knapp Hinter ihm schlich mit halb geschlossenen Augen Max die Treppe hinunter und kratzte sich im vorübergehen ziemlich ungeniert am Hintern. Rays Mundwinkel zuckten amüsiert, während er die Hände in die Taille stützte. „Aber bitte vor dem Essen die Hände waschen, ja?“ Und da kam auch schon der Chef. Mit einer dieser unnötig dicken Zeitschriften bei der Hand. Entweder er versteckte zwischen den Seiten makabere Comics oder anzügliche Photographien junger Damen. … so was vertrocknetes konnte doch einfach niemand dauerhaft lesen… Erleichtert atmete Ray auf, worauf sich ein zufriedenes Lächeln auf seine Lippen legte. Kai kam also doch mal wieder zuletzt. Zu spät kommen war als Autoritätsperson wieder in Mode, denn er wusste, so dreist er auch war, er konnte es sich erlauben. Und leisten. Nicht lange. Der Dunkelhaarige hörte bereits Schritte im oberen Stockwerk. Tief atmete Ray ein, schöpfte einwenig Mut und hielt mit sicherem Schritt auf die Treppe zu. Seine Hand lag bereits auf dem Treppengeländer, da hielt Chef ihn halblaut murrend auf. „Was hast du denn vor?“ Dabei kam Ray in die Verlegenheit sich zu fragen, ob er überhaupt gemeint war, denn Kenny hatte nicht einmal den Kopf gehoben. Ganz zu schweigen von seinem Blick… aber das konnte Ray nun wirklich nicht so ganz beurteilen… Peinlich, peinlich… „Uhm… ich?“ „Nein, der andere Chinese da, mit der Glocke am Hintern. Was hast du vor?“ Irritiert blinzelte der Dunkelhaarige und schaute über seine Schulter an sich hinunter. „Ah… ach so… danke, hätte ich jetzt vergessen.“ Grinsend zupfte Ray das bunte Glückskatzenglöckchen von seinem Hosenbund. Improvisiert aus einem kanariengelben Post- it, hing daran ein chinesischer Geduld, Kraft und Hoffnung – Talisman. Zugegeben sah es wirklich äußerst bescheuert aus. Aber effektiv! … Zumindest hoffte Ray das… „Ach… ich werde jetzt aus einer wilden Bestie einen handzahmen Teddybären machen. Wünscht mir Glück!“ Guter Laune zwinkerte er dem skeptisch dreinschauenden Chef zu und setzte, seinen Glücksbringer fest in der Hand haltend, die Treppe hinauf. Kenny rief ihm nach, er lege mit Takao und Max gerne etwas zusammen, um im Anschluss für Rays soziale Mühen ein Einzelzimmer im städtischen Krankenhaus zu organisieren. Das war wahre Freundschaft! Tief einatmend blickte Ray wartend zur Decke und lehnte sich an die Wand neben der Zimmertür. Als diese sich öffnete und der Letzte im Bunde auf den Flur trat, da lehnte Ray sich flink an ihm vorüber und schlang bestimmt einen Arm um seinen Bauch. „Mooooment! Jetzt bist du erst mal meins!“ Er wusste gar nicht, woher er diese Dreistigkeit nahm, als er Kai hinter sich her zurück in das Zimmer zog. Der Russe hatte in dieser Zeit nur ein erschrockenes Geräusch zwischen „Wäh?!“ und „Grmbl?!“ hervorgebracht, was im Allgemeinen ja schon mal recht aufheiternd lustig klang. Bestimmt schubste Ray ihn erst einmal vor der Tür zurück und schloss diese fest hinter sich. Nun machte er sich auf das erste große Donnerwetter gefasst. „Sag mal, hast du jetzt endgültig den Verstand verloren?!“ Aber Ray hatte sich einen guten Trick einfallen lassen, um sich vor Angst nicht nass machen zu müssen. Angebracht wäre es bei diesem Blick zwar, aber Ray entschied, er war dafür zweifelsohne schon etwas zu alt. „Weiche Dämon! Weicheeee!“ Also hielt er Kai lieber mit möglichst theatralischem Blick den improvisierten Talisman vor und rasselte geräuschvoll mit dem Glöckchen. Kai blinzelte. Ray konnte schwören, seine rechte Braue zucken zu sehen. Verwirrungskonterattacke erfolgreich eingesetzt! HAH! „…Was zum Teufel soll das, Kon…?!“ Gute Frage. Punkt für ihn. In Rays Grinsen legte sich nun mehr ein äußerst verlegener Zug. „Du leidest nicht zufällig an einer plötzlich aufgetretenen Hirnhautentzündung?“ Schlag unter die Gürtellinie äußerst erfolgreich. Kai, Konterattacke mit Giftspritze! „Oder hast du Takao etwas zu lange beim Essen zugesehen?“ Ey, das war aber jetzt echt nicht fair! Das klang ja schon fast ehrlich besorgt! Nach einem tiefen Atemzug fand Ray allerdings schon zu seinem ausgelassenwirkenden Grinsen zurück. „Weder noch, ich hatte letzte Nacht so etwas wie eine Göttliche Eingebung.“ - „Du hast wohl eher einen suizidgefährdeten Clown gefrühstückt.“ - „Aber immerhin einen mit Humor!“ - „Darüber lässt sich streiten, Kon.“ - „Willst du das etwas bestreiten?“ Während Ray glucksend die Arme locker vor der Brust verschränkte, verzog Kai eher weniger amüsiert das Gesicht. „Ich kann daran nichts Lustiges finden, Kon. Was soll das?!“ Ray war im ersten Moment sogar überrascht, dass er überhaupt fragte. „Nun… ehrlich… so langsam bist du doch sonst nicht.“ - „Um was geht es?!“ - „Um dich, ist doch klar!“ Einen Moment lang blinzelte Kai, als sei der Gedanke allein schon vollkommen lächerlich, ehe er ausatmend die Brauen verzog und bestimmt den Blick in andere Richtung wandte. Kontrahent erfolgreich Ausgewichen! Grottentief atmete Ray aus und senkte endlich das lächerliche Glöckchen in seiner Hand. „Du bist anstrengend…“ „Bin ich nicht!“ „Siehst du?“, erbost blinzelte Kai. Ray zuckte mit den Achseln. „Du widersprichst nur, um zu widersprechen.“ Gelangweilt verschränkte der Jüngere nun ebenso die Arme vor der Brust und verengte abgeneigt seine Augen. „Und das heißt?“ Seine Stimme starrte vor Kälte. Kein Interesse klang hindurch. Alles was Kai gerade wollte, man ihm auch auf einem Blick ansehen konnte, war wohl an Ray vorüber zu kommen, um wieder ein paar Stunden im Nichts zu verschwinden. Resignierend atmete der junge Chinese aus und verzog verdrießlich das Gesicht. „Das heißt“, bestimmt hob er seinen Blick. „Dass du ein unglaublich egoistischer, kleiner, streitsüchtiger Bastard bist.“ Wumm! Schlag in die Magengrube erfolgreich! Vorbereitung auf Kai Konterattacke aktiviert! Doch… Die blieb aus. Mit empört weit geöffneten Augen und Mund starrte Kai Ray entgegen, der den messerscharfen Blick ungerührt erwiderte. Hinsehen und nicht nachdenken. Das war der Trick. Tief atmen und niemals Angst zeigen. Was bei wilden Tieren ein guter Rat war, half erstaunlich gut, bei Kais kleiner, innerer Bestie. Blinzelnd wich er aus. Somit hatte Ray gerade in vier Jahren seinen ersten Sieg zu verbuchen. „Du bist streitsüchtig, mies, stressanfällig, überreizt und kalt wie ein Fisch.“ Für einen Moment machte Kai den Eindruck zurück schreien zu wollen. Überlegte es sich dann wohl doch anders. Zumindest in dieser Hinsicht machte es wohl auch für ihn keinen Sinn zu widersprechen. „NA UND?!“ Stattdessen siegte der blanke Trotz. Punkt für Ray. Mit wenigen Worten gekonnt ausgespielt und in die Ecke getrieben. … Auf so was konnte man natürlich so richtig stolz sein… Kai holte gerade erneut Atem, da fuhr der Ältere ihm allerdings bestimmt dazwischen. „Versteh mich nicht mit Absicht falsch, Kai. Mir persönlich ist das nicht wichtig. Ich komme gut mit dir aus. Ich mag dich so biestig und kratzbürstig wie du bist. Aber ein Problem gibt es trotzdem.“ Kai schien seine Wortwahl absolut zu missfallen. Ja gut, es waren eigentlich auch Worte, mit denen man bevorzugt Mädchen beschrieb. Aber wenn er sich nun mal so benahm, sah Ray auch nicht ein, extra für ihn ein neues Wort zu erfinden. Ein dunkler Schatten legte sich über das Gesicht des Russen und ließ ihn viel größer und bedrohlicher wirken, als er eigentlich war. Vielleicht war das ja der ganze Trick? Ein Showkampf mit dem Vorgaukeln nicht vorhandener Stärke und Gewaltbereitschaft? Wobei er sich bei der Gewaltbereitschaft weniger sicher war. „Es gibt kein Problem.“ „Oh doch, das gibt es“, und Ray machte darum garantiert kein Geheimnis, nur weil er vielleicht einen Nerv getroffen hatte, der Kai bei Gelegenheit knallrot anlaufen ließ. Ihm war das jetzt egal. „Es ist schlimmer geworden. Du hast ein Problem. Also: Was ist dein Problem?“ Ray blieb ruhig. Allerdings konnte man, wenn man genau hinhörte, das kleine Glöckchen klingen hören. Es lag in seinen zittrigen Händen. Noch nervöser konnte gerade nur Kai sein, der ihn zornschnaubend anstarrte, als wolle er sich jeden Moment auf ihn stürzen. Atemlos hoben und senkten sich seine Schultern viel zu schnell bei jedem flachen Atemzug. „Da… fragst du auch noch?“ Blinzelnd neigte Ray unmerklich den Kopf. „Da fragst du bescheuerter Penner auch noch?!“ Ja, da fragte Ray. Was sollte er auch machen, außer zuzuhören? Kai ging es schlecht, weshalb er jeden Menschen um sich herum noch schlechter behandelte, als er sich momentan wohl selbst fühlte. Wenn er denn etwas fühlte. Aber bei diesem Thema war Ray schon einmal angelangt. Spätestens seit seiner Begegnung vor der Veranda glaubte er fest daran, dass Kai fühlte. Die Frage war einfach… na ja… was? Aber da kamen sie schon beim nächsten Problem an. Kai starrte auf diese eine bestimmte Art und Weise, die Ray ganz genau sagte: Guck mich nicht so an, ich bin schüchtern und besitze nicht viel Erfahrung im Herzausschütten. Oder anders: Wenn du weiter palaverst, reiß ich dir den Arsch auf. … Jap. Das passte schon eher. „Jetzt hör auf mich anzustieren wie ein Auto. Ich will jetzt wirklich wissen, woran ich bei dir bin. Und was ich machen muss, damit du aufhörst rote Flecken anzusetzen, wenn ich denn mal mit dir sprechen möchte.“ Gerade so, als bekam er ganz plötzlich spontanen Ausschlag. Das war wirklich nicht mehr schön. Natürlich blieb Kai absolut bockig. Ein Kai Alexander Hiwatari besaß keine Schwächen. Er war groß, böse und määäääächtig. Das hatte niemand in Frage zu stellen. Ray tat es gerade trotzdem. Ja was denn? Sollte ihn erst einmal wer daran hindern! „Du willst es also wissen?“ Ray zuckte flüchtig mit den Achseln. „Ja, los, sag.“ Und plötzlich schoss der Kleinere so plötzlich drei große Schritte auf ihn zu, dass Ray erschrocken zurücktaumelte und seinen Kopf erst einmal unangenehm gegen die geschlossene Tür donnerte. „DU!“ Irritiert blinzelte er und rieb sich mit leicht verkniffenen Ausdruck den Hinterkopf. „Ich? Was, wieso ich?!“ - „DU bist mein verdammtes Problem! Glaubst du ich hab mir das ausgesucht? Glaubst du ich finde das toll?! ICH hatte in dieser ganzen beschissenen Sache mal überhaupt nichts mitzureden, du ARSCH!“ Blinzelnd verengte Ray seine Augen, drückte sich bei Kais bösartigem Ausdruck fest gegen die Tür in seinem Rücken. Doch bevor er nur Atem holen konnte, um etwas zu sagen, da polterte der Jüngere weiter. „Du verfluchter Penner weißt doch gar nicht was du mir antust! Keine Ahnung hast du! Du bist nur da, grinst den ganzen Tag vor dich hin und die Welt ist rosa!“ Rays Brauen verzogen sich zusehends, allerdings fuhr er erneut heftig zusammen, als der Russe einen weiteren Schritt vorschnellte. Seine Hände ballten sich zitternd zu Fäusten. „Warum bist du eigentlich so?! So scheiß freundlich, hängst dich überall rein, wühlst im Dreck anderer Leute, der NIEMANDEN etwas angeht! Warum tust du mir das eigentlich an?! Was hab ich denn getan?!“ … Mo- … Mo- Moment mal! „Du verdammter Wichser hast doch keinen Plan wie das ist! Wenn ständig etwas vor deiner Nase herum wackelt, dass du nicht haben kannst! Weißt du wie sich das anfühlt?! Weißt du das?!“ Ray, inzwischen kreidebleich, hob abwehrend seine Hände und drückte sich fest gegen die Tür in seinem Rücken. „Du bist so ein bescheuerter Fatzke, merkst auch gar nichts! Was soll ich denn anders machen, als dir nachzulaufen, du bist ja auch nicht helle genug um es selbst zu merken. DU kotzt mich so was von an!“ Grob fühlte sich Ray nach vorn gerissen, als der Jüngere seinen Kragen fasste, dass der Stoff zwischen seinen Fingern knirschte. Damit hatte er nicht gerechnet. Ehrlich, mit vielem, aber doch nicht mit so was, was soll-… Fest schloss er seine Augen, schon dabei sich darauf einzustellen, ordentlich eine gelangt zu bekommen. Aber… Alles was folgte war am Ende doch nur ein weiterer Kuss. Es war keine schöne Angelegenheit. Kais Fingernägel gruben sich schmerzhaft in seinen Nacken und Kai selbst gab sich absolut keine Mühe auch nur etwas Feinfühligkeit zu beweisen. Dafür war er gerade viel zu sehr mit den Nerven runter. Alles was Ray im Anschluss spürte, war ein sehr sehr heftiger und schmerzvoller Tritt gegen sein Schienbein. Wohlgemerkt sein Standbein, also haute es ihn nun wo er nicht mehr darauf vorbereitet war doch noch erst mal schwungvoll auf alle viere. Kai stand über ihm, so bedrohlich wie der Schatten einer von wilden Blitzen züngelnden Gewitterwolke, sodass Ray sich schon darauf gefasst machte einen Tritt zum Nachtisch einzustecken. Allerdings lag er nun schon recht oft daneben. „Kon?!“ Ray stützte sich auf seine Ellbogen und blickte absolut konfus auf. Das „ja?“ sparte er sich an dieser Stelle. Kai war das nur Recht. Gemächlich ging er vor ihm in die Hocke, neigte sich an ihn heran, sodass Ray sich gezwungen fühlte nach hinten auszuweichen. Ganz leicht berührten sich ihre Nasenspitzen. „Du kotzt mich so was von an...!“ Die Tür war frei. Somit war Kai auch nicht länger bereit mit ihm länger im Raum zu bleiben. Ray starrte ihm nach und fuhr leicht in sich zusammen, als die Tür laut krachend hinter ihm ins Schloss fiel. Seine Gedanken rasten in seinem Kopf eine große Mauer hinauf und überschlugen sich bildhaft. Erneutes Geschrei ließ den jungen Chinesen auffahren, im nächsten Moment krachte die Haustür und plötzlich war drückende Stille. Ray starrte noch immer regungslos auf die Türklinke, ehe er sich Resignierend tief ausatmend zurück auf die Dielen fallen ließ. Streckte seine Beine durch und fühlte das Adrenalin durch seine Venen jagen. Dabei war doch gar nicht mal so viel passiert. In jeder Form unzufrieden Brummend schloss er seine Augen und schob seine Arme unkoordiniert über sein Gesicht, um seine feuerroten Wangen zu verbergen. „…Und kannst du Penner dich nicht wenigstens mal Entscheiden…?!“ Zu sein Fortgesetzt. Nach langer Pause liest man sich wieder. Tja, als angebeteter eines Homophoben hat Manns nicht leicht. So kanns gehen. Ray ist immer so gut drauf, der Sack braucht ein paar Probleme als Ausgleich. Sonst werd ich noch neidisch ._. Bis nächstes =] *wink* ~ Katzenviech Kapitel 6: Der fallende Stein ----------------------------- Ray war nun wirklich kein Casanova. Dieser eine Satz zur Einleitung, um sein wirklich sehr kniffeliges Problem zu beschreiben, sollte nur ausdrücken, wie nahe er gerade daran war haltlos weinend in sich zusammen zu fallen. Wer von ihrem Team hatte denn schon großartige Erfahrung in Liebesdingen? Wie man sich da am besten verhielt, was man am besten sagte, wie man sich eben am besten gab. Auch um anderen nicht unnötig auf den Schlips zu treten. Kenny vielleicht?! Gut, der war schlecht, das gab Ray zu. Aber es sollte doch klar sein, dass er sich einwenig verloren vorkam. Seine verflossenen Liebschaften reichten bisher nicht einmal aus, um ein Siegertreppchen komplett auszufüllen. Er war verloren auf einer einsamen Insel mit einem kleinen biestigen und überaus mürrischen Freitag. Der immer noch wirklich ausgesprochen mies auf ihn zu sprechen war. Gedrungen atmete der Dunkelhaarige resignierend aus und ließ vollkommen hoffnungslos den Kopf hängen. Nun vollends informiert über Kais Unwohlsein, hatte Ray nun annähernd zwei Wochen Zeit gehabt sich irgend möglich darauf einzustellen. Auch wenn es ihm dieses kleine biestige Monster wirklich nicht leicht machte. Warum er plötzlich so leichtfertig mit diesen überaus netten Umschreibungen umging? Ja, der junge Chinese war offiziell ziemlich genau und unbeschreiblich, zwar nicht sauer, aber gekränkt. Aber er durfte es ja nicht laut sagen. Denn er trug ja natürlich Schuld an der ganzen Misere. Kai Alexander Hiwatari hatte tatsächlich nichts Besseres zutun, als ihm den berühmt berüchtigten schwarzen Peter zuzustecken und das gerade in einer Angelegenheit in der es niemals einen Schuldigen geben konnte. Wer war denn schuld daran, wenn sich jemand verliebte?! Ray war nicht sehr angetan, als er seinen Fuß auf die Bank setzte und nach den Schnürsenkeln griff. Als er in seiner aufsteigenden Nervosität einwenig fest an den Senkeln zog, da schnürte er sich versehentlich beinahe die Zehen ab. Wieder einmal war Training angesagt. Natürlich in Herrgottes Frühe. Schlafen war für die Toten. Oder für komplette Loser. Nicht so wie für Herr Hiwatari, der niemals schlief und nie-… Er glaubte fast auf diesen Gedanken stieß er dieser Tage einfach viel zu oft, konnte das sein? Brummend verengte der Dunkelhaarige überfordert seine Augen und warf einen Blick über seine Schulter zu Max, der bereits im Grünstreifen neben der Laufbahn zwischen den Gänseblümchen saß und geduldig wartete. Takao dagegen war natürlich mal wieder das blühende Leben. Um genau zu sein, war er damit beschäftigt einem paar wehrloser Butterblümchen die Köpfe abzutreten und irgendetwas vor sich hinzubrummen, was Ray so genau gar nicht hören wollte. Momentan bekam man davon beinahe eine Mittelohrentzündung, denn er ließ sich mal wieder überdurchschnittlich oft über ihr aller liebsten Teamcaptain aus, der sich ja sowieso in Reihen des Teams gerade ordentlich beliebt machte. Diesmal war Ray allerdings nicht einmal versucht es Takao übel zu nehmen. Kai benahm sich seit neusten in einer Art schrecklich, wie ein fünfjähriger Troll im Porzellanladen. Ja, ein Elefant war in seinem Wesen um als Beschreibung herzuhalten noch viel zu sensibel und feinfühlig. Ein tiefes Gähnen unterdrückend blinzelte der junge Chinese zur anderen Seite der Bank. Dort saß Kenny und schlug gerade eine neue Seite seines Beyblade Magazins auf. Er würde erst aufschauen, wenn das Training losgehen würde… ob er davon nun etwas sehen würde oder nicht… da war sich Ray immer noch nicht so sicher… Die Rolle des stillen Beobachters, hätte Ray ihm aber gerade liebend gern abgenommen. „Fertig machen. Hierher. Drei Runden. Kon, zuerst.“ Und da war er auch schon! Rays Herz schlug sogar in diesem Moment einen Takt schneller und das nur für sein kleines Sorgenkind! Aber wohl eher seines leuchtend pulsierenden Stresspegels wegen und das machte er auch durch ein ziemlich missgelauntes Brummen deutlich, als er aufstand um Kai zu folgen. Wo der so plötzlich hergekommen war, würde eh sein kleines, wohlbehütetes, Geheimnis bleiben. Um genau zu sein war Kai nämlich schon seit letztem Abend verschwunden. Und sogar zu spät zum Training erschienen. … denn eigentlich hatten sie schon vor einer halben Stunde anfangen wollen… Aber wer hatte das gesagt? Ray? Nein, da musste man sich irren, der hielt sich da nämlich voll und ganz raus. Murrend knirschte der junge Chinese mit den Zähnen, als er dem Jüngeren schließlich zum Startpunkt folgte. „Du machst es einem alles andere als leicht dich zu mögen.“ Kai blickte sich nicht einmal nach ihm um, sondern hielt verbohrt seine Hände in den Taschen seiner Trainingshose und starrte vollkommen unbewegt geradeaus seinem Ziel entgegen. „So? ich dachte du magst mich, Kon?“ Seine Stimme triefte geradezu vor Sarkasmus… Ray hatte das Gefühl seinen Kopf einmal kräftig gegen irgendeine Wand hauen zu wollen. Hauptsache es tat richtig weh. Also seinen Kopf. Nicht Kais. Obwohl das dem kleinen Diktator wahrscheinlich auch mal ganz gut getan hätte. „Kai…“ Diese ging nicht auf ihn ein, sondern deutete stumm aber bestimmt auf den Startblock. Ray stand da, vielleicht zwei Schritte vor ihm und musterte den Jüngeren weiterhin. Vielleicht hoffte er auf irgendeine Reaktion und wenn es nur ein müdes Augenzucken war. Kai starrte Regungslos zurück. Nur machte er schon bald einen recht ungehaltenen Eindruck und rümpfte abgeneigt leicht seine Nase. „Wird’s bald?!“ Ray verzog daraufhin resignierend seine Brauen und gab ein halblautes Stöhnen von sich, während er in die Hocke ging. Nicht um Position einzunehmen. Er wollte vorher noch mal seine Schnürsenkel festziehen. Diese miesen kleinen Dinger sabotierten ihn nämlich überaus gerne. Als er aber seinen Blick auf die Schnüre senkte, blinzelte er nachdenklich. Für Kai musste es wirklich seltsam aussehen. Als hätten Rays Schuhbänder ihm so etwas wie eine göttliche Eingebung verpasst, legte sich ein hoffnungsvoller Ausdruck auf sein Gesicht, worauf er sich so plötzlich zu Kai umwandte, dass dieser erschrocken merklich in sich zusammenfuhr. …offiziell war das natürlich nie passiert. „Ich hab eine Idee!“ Murrend verzog Kai seine Brauen und ließ einwenig die Spannung aus seinen Beinen, wo er schon ahnte, dass es bis zum Startschuss wieder mal dauern konnte. Sein Team war doch wirklich ein wahrer Weltmeister im Zeitschinden. „Selbst bei so Querköpfen wie dir, soll das ja ab und zu mal vorkommen, Kon…“ Ray rollte mit den Augen und neigte sich bestimmt und herausfordernd so nahe an seinen Teamcaptain heran, dass sich beinahe ihre Nasenspitzen berührten. „Ich sage, wenn ich dich in diesem Rennen schlage, dann bin ich berechtigt, dir eine Frage zu stellen!“ Auf die Nase des Jüngeren legte sich ein Dunkelroter Schatten, ob nun aus Wut oder Verlegenheit. Dabei lehnte er sich murrend unmerklich vor ihm zurück. „Und warum sollte ich mit dir wetten, Kon?“ - „Angst zu verlieren, Feigling?“ Erbost entgleisten Kais Gesichtszüge und breit und überaus zufrieden Grinsend, stellte Ray fest, dass er damit schon gewonnen hatte. Wer Kai bekommen wollte, der musste ihn nur bei seinem Stolz packen und sich darin festbeißen wie ein tollwütiger Terrier in einen fauligen Knochen. Nur nicht loslassen. Nur nicht beeindrucken lassen. „Ich habe keine Angst, Kon…“, Seine Stimme war viel zu ruhig, um wirkliche Ruhe auszustrahlen. Ein düsterer Zug legte sich auf Kais Antlitz und ließ ihn mit einem mal wirken wie ein mit Stöckchen gepiesacktes Raubtier. Ray war Stolz auf sein entdecktes Stöckchen… „Allerdings kann ich dann auch eine Bedingung aufstellen. Wenn ich gewinne, dann wirst du ausnahmslos das tun, was ich sage. Einen Monat lang.“ Und schwupps war Rays anfängliche Euphorie schon wieder im Keim erstickt. Das war doch echt nicht mehr schön. Von verunsichert konnte zwar keine Rede sein, Ray würde definitiv darauf eingehen, zu mäkeln hatte er allerdings trotzdem etwas. „Eine Frage gegen einen Monat Sklaventum?! Das steht echt in keinem Verhältnis!“ Kais boshaftes Grinsen nahm einen bösartigen Zug an. „Angst zu verlieren, Feigling?“ … das war so klar… Ihre Hände griffen beim vertragstypischen einschlagen so fest ineinander, dass man die Fingerknöchel knirschen hören konnte, während sie sich herausfordernd scheinbar Minutenlang einen unausgesprochenen Kampf ausfechtend, fest in die Augen blickten. Aus dem allerdings niemand als offenkundiger Sieger hervorging. Aufknurrend nahm Ray seine Position neben Kai ein und verzog wütend das Gesicht. „Das Zahl ich dir heim! Das ist nicht im Mindesten fair!“ Dieser allerdings zuckte vollkommen desinteressiert mit den Achseln. „Du hättest eben überlegen sollen, ob es dir das wirklich wert ist. Wenn du das nicht hast, ist das nicht mein Problem. Diesen Monat gönne ich mir voll und ganz.“ Rays Mundwinkel zuckten angespannt. Der Wert der Sache… Weshalb war er denn erst auf diese überaus bescheuerte Idee gekommen? Überaus bescheuert war sie, wie er gerade feststellte, weil er …in vier Jahren… oder… eigentlich noch nie… gegen Kai im Laufen gewonnen hatte… BOAH! Kai hob die Hand. Max zählte vom anderen Ende der Bahn aus an. 3…2…1…Imaginären Startschuss einfügen, bitte! Zzzzzziiiiiiiissssssssh Was dieser äußerst dämliche Laut ausdrücken sollte war, dass Ray wohl noch niemals einen so schnellen Start hingelegt hatte. Kai dagegen lief wie immer. Mit Abstand war der junge Russe der schnellste Läufer, der Ray jemals in diesem Alter begegnet war. Das war durchaus beeindruckend. Kai musste ein überaus robustes Herz haben…nebenbei ließ es erahnen welche Kraft der Junge in den Beinen haben musste… Abgelenkt blinzelte Ray einen Moment. War kurz davor in seinen Gedanken in völlig andere Richtung abzudriften… wäre ihm dann nicht doch wieder bewusst geworden worum es in diesem Rennen eigentlich ging. Leidend verzog er seine Brauen, stieß heißen Atem aus und gab sich alle Mühe mit dem Jüngeren Schritt zu halten. Zugegeben, das war nicht einmal unbedingt schwer. Aber Ray wusste, dass Kai längst nicht so schnell lief, wie er konnte. Bei drei Runden um den Platz wäre er sonst auch selten dämlich gewesen. Was bei ihm so leicht und einfach aussah, das kostete Ray schon einiges an Disziplin. Und der Dunkelhaarige wusste, dass Kai sich bereits still und heimlich über ihn lustig machte… Wobei. Weniger still und heimlich. Sein hämisches Grinsen sprach voll und ganz für sich. Er hätte längst nichts mehr sagen müssen. Aber dies ließ er sich natürlich nicht nehmen. „Der kleine streitsüchtige Bastard, wird dir einen Monat lang mal zeigen, was richtige Schmerzen sind… du ätzendes Miststück.“ Hey! Bei dem Tempo sprach er noch in vollen Sätzen! Ray nahm sich einfach vor dieses Talent nicht zu würdigen. Schon gar nicht bei dem was er sagte. Er ging einfach gar nicht weiter drauf ein. Besser nicht beachten und nicht mal angucken. „Dieses ätzende Miststück wird dich in grund und Boden rammen!“ …War das die Sache mit dem Stolz…? Ray hatte ja bis eben nicht geglaubt, dass die bei ihm genauso toll funktionierte. Verdammt. Man sollte meinen, dass Kai für seinen Kommentar nur ein müdes Lächeln übrig hatte. Aber nicht einmal das. Er ging nicht auf Ray ein. Blickte ihn nicht einmal an. …Zog dafür aber ebenso kommentarlos an ihm vorbei. HEY! Ray gab ein überaus übellauniges Knurren von sich, worauf er alles daran setzte sein Tempo anzuziehen. Nur nicht zu weit zurückfallen. Und er schaffte es tatsächlich, wenn auch nur knapp Kai dicht auf den Fersen zu bleiben. Nach zwei Runden war er dabei allerdings schon ziemlich erledigt, um nicht zu sagen, ausgelutscht. Aber er trotzte Kais Spott mit wilder Entschlossenheit! Dritte Runde. Vielleicht noch vierhundert Meter. Tief keuchend verengte Ray seine Augen und ruderte als er in die Kurve schlitterte leicht mit dem linken Arm, um sein Gleichgewicht wiederzufinden. Kai war drei Schritte voraus. Er war ihm sogar noch so nahe, dass Ray seinen Atem hören konnte. Zumindest, wenn er sich Mühe gab das laute Rauschen seines eigenen Blutes in seinen Ohren zu überhören. Schritt um Schritt näher zum Ziel. Dreihundert Meter…zweihundert…Entspurt! Und als hatte Kai nur darauf gewartet, was er mit größtmöglicher Wahrscheinlichkeit auch wirklich hatte, zog er das Tempo ein letztes Mal an. Nur wenige Schritte entfernt hatten Max und Takao ein Papierband über die Bahn gespannt. Warteten in einer gelangweilten Art nur darauf, dass sie Kais Sieg bekannt geben konnten. Ray sah sich bereits als willenlosen Haushaltssklaven in einem dämlichen Hausmädchenkostüm einen Monat lang auf die Couch verbannt und zum Kartoffelschälen abkommandiert. Doch dann geschah plötzlich das Unfassbare. Sozusagen einen Fall für X-Faktor stellte dieses kleine grüne Bündel dar, das jetzt in diesem Augenblick von einem Baum hinunter auf die Lauffläche fiel. Ray konnte gar nicht sehen was geschah, doch plötzlich von einer Sekunde zur nächsten, da büßte Kai seine Geschwindigkeit fast vollständig ein, ruderte wild und laut aufschreiend mit den Armen. Hart prallte Ray gegen seinen Rücken, stieß ihn somit endgültig hart auf den Boden und rollte durch den Schwung, genauso erschrocken und heiser wie orientierungslos, aufschreiend über ihn hinweg und schlug vielleicht zwei Schritte vor ihm rücklings ebenso hart auf der Laufbahn auf. Im Schwung zerriss sein linker Fuß das Papier. „Argh?!“ „Jetzt hör doch auf!“ „N- nein! L- lass deine Finger davon!“ „Stell dich nicht so an, verdammt noch mal!“ Ray verlor in einer Überreaktion die Geduld und drückte, um ihm mal einen ordentlichen Denkzettel zu verpassen, auch wenn es ihm wahrscheinlich im nächsten Augenblick schon wieder leid tat, das Tuch mit der Wundcreme fest auf den noch immer blutenden Riss, der sich Kais gesamtes rechtes Schienbein hinunter zog. Warum er das tat? Weil die anderen sich nicht trauten ihn anzufassen. Und weil Kai sich weigerte den Schnitt selbst zu behandeln. Der entzündete sich aber noch, wenn man ihn nicht wenigstens säuberte und würde demnach später noch viel mehr wehtun. Aber er wollte ja nicht hören. Oder war es wieder die Tatsache, dass Ray sich um ihn kümmerte, die ihm nicht passte? „Das war so was von unfair, Kon!“ Jap, definitiv eine Geschichte des gekränkten Stolzes. Rays Mundwinkel zuckten amüsiert, während er das Bein des Jüngeren in so festem Griff hielt, dass dieser nicht auf die Idee kommen konnte, ihn einfach von sich zu treten. „Nein, das war lediglich Schicksal. Sieh es ein.“ „Schicksal gibt es nicht.“ Ray rollte ausatmend mit den Augen. Kai gab daraufhin ein schneidendes „Was?!“ von sich und hob schließlich vielsagend seine Arme, um somit vor allem auf sich und Ray zu deuten. „Also heißt das, ich habe mein ganzes Leben so gelebt wie ich es nun mal gelebt habe, nur um mich am Ende in dich zu verknallen? Ausgerechnet in dich, Kon?!“ Errötend vor Wut und Verlegenheit verengte Ray missmutig seine Augen. „Du musst es nun wirklich nicht so betonen.“ Na ja… aber wenn Ray so darüber nachdachte, hatte er schon Recht. Sein ganzes Leben als widerliches Ekel verbracht, nur um am Ende auf ein paar gefallenen Nüssen auszurutschen und Ray damit den größten Sieg seines Lebens zu bescheren. Um ehrlich zu sein, als Ray aufgestanden war, gleich nachdem er wieder genug Gefühl in den Beinen gehabt hatte um überhaupt aufstehen zu können, hatte er tatsächlich von allen unbemerkt seine Fingerspitzen geküsst und sie daraufhin fest gegen das knorrige Holz des Nussbaumes gedrückt. So ein Zufall musste einfach Schicksal sein! „Warum musst du nur immer so unausstehlich sein?“ Kai neigte unmerklich seinen Kopf. „Ist das deine Frage?“ Sogleich schüttelte Ray hastig seinen Kopf. Kai antwortete, die Augen breit und boshaft grinsend verengend, mit einem süffisanten Schnarren. „Dann bleibt das mein persönliches Geheimnis.“ Voller Unverständnis verzog Ray das Gesicht und lehnte sich unmerklich vor ihm zurück. Dabei streifte er mit dem Tuch wiederum über Kais aufgerissenes Schienbein, worauf dieser gut sichtbar und ebenso schmerzerfüllt das Gesicht verzog. Das musste wirklich ziemlich unangenehm sein. Um nicht zu sagen, es musste höllisch wehtun. Ausatmend blinzelte Ray und gab sich vollkommen seinen rasenden Gedanken hin. „Du solltest es dir schnell überlegen, Kon. Unsere Abmachung endet, sobald wir diesen Raum verlassen.“ Damit war übrigens der Umkleideraum der freigegebenen und am Platz befindlichen Sporthalle gemeint. Bereits seit geraumer Zeit, genauer seitdem die anderen Feiglinge nach Kais Sturz und Tobsuchtsahnfall schnellstmöglich die Flucht ergriffen hatten, waren sie beide allein. Ray hockte im Grunde gerade zu Kais Füßen vor der Bank. Kai hatte es bei diesem Unfall deutlich schlimmer erwischt. Zu seinen aufgeschürften Knien und Ellbogen kam der breite riss und ziemlich üble blaue Flecken, die jetzt erst im Nachhinein wirklich sichtbar wurden. Es war schon fast als unfair zu werten, dass Ray mit blauen Flecken und üblen Kopfschmerzen davongekommen war. „Hey, Kon. Nicht träumen, sondern mit der Sprache rausrücken, aber flott! Los. Ich will nach Hause.“ Aus den Gedanken gerissen blinzelte der Dunkelhaarige und verzog verunsichert das Gesicht. Kai blickte ihn erwartungsvoll an. Erst da wurde Ray richtig bewusst… dass er doch eigentlich gar nicht wusste, was er fragen sollte… „Kon…“ Es gab so vieles, was er zu gerne herausfinden und ergründen wollte. Schön wäre es natürlich eben dies aus erster Hand zu hören. Oder es eben selbst herauszufinden. Aber ihm war nur eine Frage erlaubt, das war doch-… Blinzelnd verdrehte der Ältere seine Augen und sackte einen kurzen Moment leicht zur Seite. Die Kopfschmerzen trommelten einmal mehr äußerst schmerzhaft gegen die Innenwände seines Schädels. Taumelig fasste er sich an den Kopf. „Ouch…“ Mit geschlossenen Augen wartete er einen kurzen Moment ab. Doch dann, als er seine Hand schon wieder senken wollte, da streiften Diese, ganz leicht nur, fremde kalte Finger. Ray gefror in der Bewegung. Wagte es in diesem darauf folgenden Augenblick nicht einmal zu Atmen, geschweige denn seine Augen zu öffnen. „Lass mich das sehen.“ Widerstandslos ließ er Kai gewähren. Ließ zu, dass seine Finger zögerlich sein Haar zurück streiften und sich schlussendlich ganz langsam unter das rote Stirnband schoben. Hoben es ganz vorsichtig an und zogen es schließlich aus dem schwarzen Haar, dass Ray sogleich kitzelnd ins Gesicht fiel. Schleichend hob sich die Andere Hand und nur einen kurzen Moment später, da lagen die kühlen, wenn auch rauen, Handflächen des Jüngeren behutsam auf Höhe Rays pochender Schläfen. Drückten leicht zu, dämmten die Schmerzen. Erleichtert atmete der Dunkelhaarige hörbar seufzend auf, lenkte die Bewegung seine Linken Hand um. Legte sie behutsam über die des Jüngeren. Drückte dessen Handfläche nahezu bedächtig gegen seinen Kopf. Er glaubte sogar Kai schlucken zu hören. „Sag es.“ Seine Stimme war allerdings genauso nichtssagend wie immer. Ray hielt seine Augen geschlossen. Dabei versuchte er sich die Situation genauso ruhig und besonnen vorzustellen, wie sie sich für ihn gerade anfühlte. Wäre es nur öfter so, dann-… „Sag mir nur eins…“ nervös leckte Ray sich über die trockenen Lippen und sog tief Atem ein, um sich Mut zu machen. Er wollte so gerne eine Antwort. Eine ehrliche Antwort. Ohne Keiferei und ohne vorgeschobenen falschen Stolz. „Kai…Ist es denn… wirklich so schrecklich wie du tust…?“ tbc. Woah. Ich habe solange drüber nachgedacht. Hab solange nicht mehr geschrieben. Hab im grunde monatelang urlaub vom urlaub gemacht und dann kamen noch die Abi prüfungen und bla blub (beliebige Ausrede einfügen) Und dann hab ich das Kapitel doch an einem einzigen Nachmittag geschrieben -_- Ich hoffe das Kapitel unterscheidet sich nicht zu sehr von den vorigen… und vor allem, dass es immer noch ein paar leute gibt, die es nach solanger Zeit noch lesen xD Gruß an euch, ihr seid toll =] Demnächst geht’s schneller ~* Cya Katzenviech ** Nachtrag ** * Ob Kai größer oder Kleiner ist als Ray ist echt ne Frage wert. Danke für den Kommentar zu dem Thema, der war bitter nötig @@ Ursprünglich, wie ich grade schon auf der ersten seite des ersten Kapitels lese, war Kai größer. Im Laufe der Geschichte ist er allerdings immer weiter ein stückchen geschrumpft. Inzwischen ist er geringfügig kleiner als Ray. Klingt zwar komisch, ist aber so x_____X; Pleiten Pech und pannen xD; ** Ob nun ein Nachwort gelesen wird oder nicht, ich persönlich lese sie immer, also sehe ich auch keinen Grund, warum ich keines schreiben sollte ;] Und zum Thema schreibfehler und Wortwiederholungen und co. Ich denke ich habe dir meinen Standpunkt zu der Geschichte inzwischen schon so oft genannt, dass ich das nun auch nicht nochmal ausbreiten will. Ich habe meinen und du deinen. Und meiner scheint dich persönlich ja auch relativ garnicht zu interessieren, also sage ich dazu nichts mehr. Kapitel 7: Der geworfene Stein ------------------------------ Anm.: Alles was Ray am Telefon spricht ist ausnahmslos Chinesisch. Das Kapitel wurde wegen Klammern leider nicht freigeschaltet... zumindest glaube ich, dass es darum ging. Naja. Was so muss, muss halt so. Ray war ganz schön fertig. Er war ja sonst nicht leicht unterzukriegen, aber heute wäre er fast an die Decke gegangen. Eine symbolische weiße Fahne wäre ja nicht schlecht gewesen, aber soweit war es ja glücklicherweise nicht gekommen. Er war rechtzeitig stiften gegangen. Wie man das nun mal eben so tat, wenn man vollkommen überfordert war. Ächzend senkte der junge Chinese den Kopf und stützte sich mit dem rechten Arm auf einen am Rande der Straße befindlichen Stromkasten. Während der kurzen Pause nutzte er auch die Zeit, um sich flüchtig den Schweiß aus dem Nacken zu reiben. Mit den Nerven runter, war er am heutigen Tage überaus früh aufgestanden und hatte einen Zettel an den Kühlschrank gepinnt: er befand sich nun ganz offiziell im freiwilligen Samstag-morgen-wochenend-Training. Mit anderen Worten hatte er von Kai momentan einfach mal ganz spontan die Schnauze voll. Seit ihrem kurzen Gespräch in der Sporthalle war sowieso nichts mehr wie sonst. Es war viel schlimmer. Brummend verzog Ray leidend das Gesicht und ließ sich erschöpft nur ein paar Schritte weiter an der Mauer herunter gleiten. Neben ihm in einer Mauerrille blühte ein ziemlich hartnäckiger Löwenzahn. Die Sonne schien ungemütlich, um genau zu sein herrschte momentan eine Affenhitze, aber so kalt wie es gerade zu Hause war, war ihm das nur Recht so. Kai war schon ein interessanter Sonderfall. Er schaffte es sicher auch den Nordpol für Eisbären zu einer unbewohnbaren ebene zu machen. Furchtbar war das. Es war noch schlimmer geworden. Ständig suchte er Streit, ständig sonderte er sich ab. Sein liebstes Opfer in diesem Sinne war natürlich Ray. Und wenn er gerade nicht zugegen war, dann hielt Takao eben für alles Übrige her. Ja, Ray kämpfte schon den Morgen über mit einem ziemlich schlechten Gewissen, weil er die anderen nun eigentlich mit seinem persönlichen Sorgenkind allein ließ. Vor allem, weil Takao, Kenny und Max ja nicht einmal wussten, worum es bei dieser Krise ging. Vorteilhaft war dagegen nur, dass sie ihnen vielleicht gar nicht aufgefallen war. Denn abgesehen davon, dass Kai nun ebenfalls gern mit Ray einen Streit provozierte, hatte sich so gesehen eigentlich kaum etwas verändert… Grottentief seufzend ließ Ray seinen Kopf auf seine angewinkelten Knie fallen und verbarg ihn unter seinen Armen. Ihm gingen so langsam Witz und Ideen aus. Immerhin hatte er Kai sogar schon gefragt, was genau sein Problem war. Ob es denn wirklich so ekelhaft war. Und was hatte er ihm darauf gesagt?! Nichts! Dieser kleine Mistkerl hatte sogar ihre Vereinbarung gebrochen und war einfach gegangen! Ray selbst war seitdem ziemlich deprimiert. Schweigen war in dieser Beziehung doch irgendwie schon Antwort genug, oder nicht? Diese ganze beschissene Situation an sich, lutschte den jungen Chinesen schon ganz schön aus. Nicht nur, weil er, wenn er es denn einmal richtig tat, seit geraumer Zeit wieder auf der Couch schlief. Max hatte ihn schon zum wiederholten Mal gefragt, ob er sich vielleicht erkältet hatte, so wie er aussah. Aber gut. Ray kam klar. Ja, er schaffte das. Er musste sich nur irgendetwas einfallen lassen. Nicht nur, dass Kai ihm so ziemlich auf die Nerven ging… er kam eben auch nicht drum herum sich ziemliche Sorgen zu machen. Fest zerrte der junge Chinese an seinen Schnürsenkeln, um die Schleife fester zu ziehen, ehe er seinen Weg fortsetzte. Ja, ihm fehlte nur ein wenig die Inspiration. Sein Einfall mit der Wette war seit Tagen schon aber das Höchste der Gefühle gewesen. Jetzt setzte er fürs Erste jedoch seinen Weg fort und versuchte währenddessen an nichts zu denken. Einfach ein bisschen quer durch die Stadt laufen. Dass das nicht so ganz wie Gedacht funktionierte, erkannte er an der nächsten Uhr, die ihm in der Fußgängerzone begegnete. Bald schlug es drei Uhr mittags… Rays Brauen zuckten gereizt, als er tief einatmend die Augen schloss. „Nur die Ruhe… tief durchatmen… nur keinen Stress…“ Das war momentan seine Parole! Kein vermeidbarer Stress. Mal abgesehen davon, dass er krank machte, bekam man davon auch falten. Bei diesem Gedanken verzog Ray stutzend das Gesicht, ehe er heftig den Kopf schüttelte. Fakt war allerdings, dass er noch absolut keine Lust darauf hatte, wieder nach Hause zu gehen. Wenn Ray sich jetzt so umsah, war er sich auch gar nicht mehr so sicher, ob er überhaupt auf Anhieb den Weg zurück nach Hause finden konnte. Murrend rieb er sich der junge Chinese den Schweiß vom Kinn und machte erst einmal eine weitere Runde Pause. Einfach so, weil er es konnte. Immerhin stand hier nicht Kai hinter ihm und trat ihm in den Hintern, wenn er seine zwanzig Runden nicht schaffte. Wo er auch schon wieder bei Kai war. Abwägend neigte Ray den Kopf, während er die Hände in die Taschen schob und an den Schaufenstern vorbeischlenderte. Einfach mit Kai zu reden, brachte nicht wirklich viel, das hatte er festgestellt. Dafür war sein kleiner biestiger Teamleader einfach viel zu stur. Von ihm etwas zu erwarten war demnach auch nicht drin. Bevor Kai ehrlich zugab, dass er jemanden mochte, fror eh die Hölle zu. Da passte dieses ich liebe dich zwar nicht rein, aber… Ray war vollkommen überfordert mit der Frage, was Kai eigentlich wollte? Was er von ihm erwartete, wenn er denn etwas erwartete. Wenn er sagte, dass er ihn wollte, warum reagierte er dann ständig in jeder Form ausfallend, wenn Ray sich sogar Mühe gab ihn wirklich mögen zu lernen? Wollte er ihn jetzt oder nicht?! „Ach!“, aufgebracht raufte Ray sich das Haar und riss sich sogar versehentlich ein paar längere Haare aus. Das Ganze war doch sowas von Paradox! Er selbst hatte Kai eigentlich immer als unkomplizierte Person eingestuft. Erst jetzt erkannte er, wie falsch er damit eigentlich lag… und wie wenig er Kai kannte. Das war sehr sehr traurig. Und äußerst schade. Verlegen brummend verzog Ray das Gesicht und fuhr sich erneut durch das vom Schweiß leicht verklebte Haar. Alles an dieser Situation reizte ihn geradezu sie zu verändern. Nicht nur in Bezug auf den Streit, sondern auch was Kais Persönlichkeit anbelangte. Eigentlich… wollte er ihn doch kennenlernen. Aber es war doch Kai selbst, der ihn wiederholt immer und immer wieder abschmetterte. Hatte er diesen gewissen Draht noch nicht gefunden…? Flüchtig rieb Ray sich die Nase und biss sich auf die Unterlippe, während er da so mitten auf der Straße stehen blieb. Andere Passanten zwängten sich ärgerlich in mehr oder weniger großen Bögen um ihn herum. Tatsache war, wenn sich etwas ändern sollte, dann musste die Initiative zweifelsfrei von Ray ausgehen. Nur… wie machte er das…? Ohne auch nur daran zu denken Platz zu machen, blieb er weiterhin auf der Stelle stehen und verschränkte ruppig seine Arme, während er nachdenklich das Gesicht verzog. Abschweifend neigte er leicht sein Kopf, worauf sein Blick schließlich an einem Chinarestaurant hängen blieb. Wer sagte es denn? Das war bei Sorgen doch die Beste Anlaufstelle! Sogleich kramte er in seinen Taschen nach, ob er nicht vielleicht wirklich ein wenig Geld dabei hatte. Finden tat er jedoch lediglich ein paar Münzen. Mehr sollte er allerdings auch nicht brauchen. Denn bald darauf saß Ray auch schon wieder auf einer Gartenmauer im Wohngebiet und ließ sich die Sonne auf den Pelz brennen. In der Hand hielt er dabei jedoch die goldene Verpackung eines chinesischen Glückskekses. Hey, für jemand der sein Überleben auch an einem Selbstgebastelten Glücksamulett festmachte, war das gar nicht mal die schlechteste Idee! Zufrieden grinsend barg Ray den Keks mit guten Wünschen in der Hand, ehe er die Verpackung aufriss. Er war eigentlich nicht unbedingt der Typ für Glückskekse. Er las schließlich auch kein Horoskop. Aber ein wenig Glück war immerhin auch nicht verkehrt. Vielleicht stand ja etwas drin, das ihm weiterhalf? Während Ray also an einer Hälfte des aufgebrochenen Kekses knabberte, streifte er die Krümel von dem kleinen weißen Zettel ab, um ihn in voller Länge aufzufalten. Und da lautet die Weisheit...! „Der Kürzeste Weg zwischen zwei Menschen ist ein Lächeln…“ Verdutzt hob Ray seine Brauen und leckte sich flüchtig über die trockenen Lippen. Wenig begeistert verzog er das Gesicht und schüttelte, mit skeptischem Blick auf den Rest des Glückskekses, den Kopf. „Ja, was du nicht sagst, man…“ Aber was sollte es. Immerhin der Keks war lecker. Trotz dieser Pleite behielt Ray den kleinen Zettel schließlich doch und steckte ihn in seine Hosentasche, worauf er sich auf den Rückweg machte. Angekommen war das erste, was Ray tat sich auf direktem Wege in das Badezimmer zu stehlen. Er hatte Glück, dass wohl die anderen auch noch nicht zurückgewesen waren. Er konnte sie schließlich kommen hören, als er unter der Dusche stand. Ob Kai bei ihnen war wusste er nicht und hören konnte er sowieso nur Max und Takao. Immerhin kein Streit. Das war gut so, Ray konnte es langsam nicht mehr hören. Dabei war sein Gespräch mit Kai erst knapp eine Woche her. Ächzend rollte der junge Chinese mit den Augen, als er aus der Dusche stieg und angelte ein wenig duselig nach den Handtüchern. Jetzt durch die Anstrengung, Hitze und hinzukommend das heiße Wasser, war er garnichtmal so sicher, ob er sich nun überhaupt noch mit Kai beschäftigen wollte. Sollte er es für heute nicht vielleicht doch gut sein lassen…? Dann wurde ihm vor dem Spiegel durch seine dunklen Augenringe und der Blässe in seinem Gesicht doch wieder bewusst, dass es ihn sowieso nicht loslassen würde. Vielleicht wäre es mal sinnvoll sich einfach mit jemandem auszusprechen… Jemandem, der ihm vielleicht weiterhelfen konnte. Nicht Kai, das war zu deprimierend. Aber jemand, der vielleicht einen Hauch sensibler war, als er selbst… Der Gedanke durchfuhr ihn wie ein Blitz und schon stürzte er zur Tür hinaus. Auf dem Flur tat er sich und anderen nur noch einmal den Gefallen den Handtuchknoten um seine Hüften enger zu ziehen, ehe er in den Wohnraum rauschte. „WO zur Hölle ist das Telefon?!“ Takao, der das kleine Gerät gerade in der Hand hielt, um damit eine Pizza zu bestellen, hielt wie vom schlag gerührt inne, als hätte Ray ihn gerade beim Griff in die verbotene Honigdose erwischt. Als er sich umdrehte, war allerdings klar, dass er wohl einfach jemand anderen erwartet hatte. Stöhnend ausatmend rollte er mit den Augen und brummte ein „Ach du bists nur…“ reagierte allerdings sehr erbost, als Ray daraufhin einfach das Telefon aus seiner Hand pflückte. „Schnauze, ich rette gerade ein Leben!“ „Welches denn? Und was bist du überhaupt so schlecht drauf?!“ „Meines!“, war Rays gezischte Antwort, während er nervös und schnell eine Nummer eintippte, die er schon seit geraumer Zeit auswendig kannte. Er war so erleichtert, als jemand auch gleich darauf das Gespräch annahm, dass er beinahe tief seufzend in sich zusammengesunken wäre. „Mariah?!“ Takao und Max tauschten einen Blick, worauf Max bestimmt mit den Achseln zuckte und das Gesicht verzog. „Ja! Ja, ich bins! Ja, freut mich auch dich zu hören, was bin ich froh, dass du gerade da bist. Hast du vielleicht etwas Zeit für mich? Ja? Das wäre sowas von toll, ich… brauche…nämlich ganz dringend Hilfe…“ Resignierend ausatmend machte Ray den Eindruck gerade vor Verzweiflung den Tränen nahe zu sein, während er vor seinen Freunden auf und ab ging, die ihm beide zwar aufmerksam mit dem Blick folgten, aber nicht so recht etwas zu sagen wussten. „Ja, richtig geraten. Sozusagen ein Gespräch unter vier Augen… sehr…ähm… privater Natur und, eh…“, erbost brach Ray ab und verzog brummend das Gesicht. „Nein, voll daneben, es geht eben nicht um ein Mädchen! Es geht um Kai!“ Das überraschte schweigen am anderen Ende der Leitung nahm Ray zum Anlass einfach weiterzuerzählen. Dabei begann er ziemlich zu plappern und fuchtelte wild und aufgebracht mit seiner rechten Hand in der Luft herum, während er ziemlich aggressiv anzumutend stur im Kreis um die Couch herum stapfte. Takao hatte dem Anschein nach allerdings keine Lust ihm bis zum erbrechen dabei zuzusehen. Schließlich rollte er mit den Augen und murrte etwas unverständliches, wobei er Max am Arm griff, um ihn der Langeweile halber mit nach draußen zu ziehen. Auf dem Flur begegneten sie Kenny. „Da würd ich an deiner Stelle gerade nicht reingehen“, brummte Takao, während Max gut gelaunt anfügte. „Da ist gerade der asiatische Teufel los.“ „Und auf Dauer kann man sich das echt nich anhören“, meinte der Japaner abschließend. Kenny blickte ihnen eher teilnahmslos nach und reckte sich ein wenig, um von der Tür aus einen Blick in das Wohnzimmer zu werfen… ehe er sich dazu entschloss diesem auch vorerst lieber fern zu bleiben. Ray hatte davon so ziemlich gar nichts mitbekommen. Er lamentierte einfach weiter, fing bei dieser mysteriösen Nacht im dunklen gemeinsamen Zimmer an und redete und redete… Mariah hörte ihm aufmerksam zu, gab ab und an einen Kommentar ab und begann schlussendlich mit ihm eine hitzige Diskussion über den Ernst der Situation und auch über Kais Persönlichkeit. Das Gespräch dauerte gut und gerne bisher knapp anderthalb Stunden. Ein Ferngespräch… Dabei grauste es Ray nebenher nicht nur vor der Rechnung. „Ja, ja genau, das hat er gesagt! Kannst du dir das vorstellen?! Ich meine…ja… aber er hat sogar unsere Vereinbarung gebrochen, das ist doch…“ – mal so gar nicht seine Art. Darin waren sie beide sich schon mal ziemlich einig. „Das war so ein Tiefschlag! Als wäre die Sache nicht schon schwierig genug, aber dann gleich so…!“ Knurrend die Augen schließend raufte sich Ray das sowieso schon sehr unordentliche Haar, wobei er das feuchte Handtuch in einer flüchtigen Bewegung über die Lehne des Sessels warf. „Nein… nein, das ist es nicht. Es ist ja nicht so, als hätte ich erwartet, dass er gleich ja, ganz toll! Ruft, als ich ihn gefragt habe, das hätte schließlich auch nicht zu ihm gepasst… aber das war doch wirklich ein Schlag unter die Gürtellinie…“ Und so sehr sich Ray auch gegen diesen Gedanken wehrte, war es wirklich Unsinn zu behaupten, dass ihn Kais Reaktion nicht verletzte. So ein bisschen… So hatte er sich zumindest gegenüber Mariah ausgedrückt Das was seine liebste Lieblingsfreundin daraufhin zu sagen hatte, war aber wirklich sehr schwere Kost. Prompt behauptete sie lachend im nächsten Satz, Ray sei doch nur gekränkt wie ein verknallter fünfjähriger. Rays Brauen zuckten angespannt, während er grinsend nach einer kurzen Gesprächspause den Faden wieder aufnahm. „Besten Dank auch…“ Doch ließ Mariah auch nicht mehr locker. Als habe sie plötzlich Blut geleckt, begann sie Ray ganz gezielt nach allen möglichen Dingen auszufragen. Auch nach Dingen, über die Ray sich selbst bisher kaum Gedanken gemacht hatte. Sie meinte, er habe sich nun schon solange mit der Frage beschäftigt, was Kai wollte. Das war ja auch richtig und wirklich toll so. Aber wusste er auch, was er selbst wirklich wollte? Wollte Ray sich wirklich weiter mit Kai beschäftigen? Oder war es ihm im Grunde seines Herzens doch egal…? Ray war ehrlich von sich überrascht, dass er jede dieser Fragen in jeglicher Hinsicht klar beantworten konnte. Tatsache war, dass er Kai helfen wollte. Allerdings nicht nur einfach so, weil er vielleicht Mitleid hätte. Auch nicht aus dem banalen Grund, weil er sich nun mal sein Freund nannte. Nein… eigentlich… war es doch so, dass er dem Phänomen Kai doch auf den Grund gehen wollte oder nicht? Er wollte ihn kennenlernen… Ob es nun Mariahs Absicht war oder nicht, in den nächsten Minuten des Gesprächs wich Rays stetig fließende Aggression eher einer bedrückten Verlegenheit. Auch weil er nicht so recht wusste, wie er sich erklären sollte. Mittlerweile hatte er sich erschöpft in den Sessel sinken lassen und stützte nachdenklich den Kopf in die Hand, während er das Gespräch fortführte. Dabei machte er sich mit Mariahs Hilfe Gedanken, die in jegliche Richtung führten. Vor allem über das Szenario, das entstand, wenn er und Kai sich nicht mehr vertragen konnten. Das war so ziemlich das, was Ray absolut nicht wollte, soviel war von vornherein klar. „Ja, was soll ich denn sagen? Glaubst du er macht mich nicht wütend? … uhm… hört man mir das wirklich so stark an…?“ Verlegen senkte Ray seinen Blick auf seine Zehenspitzen. Er wusste ja, dass er in letzter Zeit ungewohnt reizbar war, aber… so schlimm…? „Nein, das war keine Absicht… tut mir leid. Ja, ich weiß.“ Tief seufzend ließ Ray seinen Kopf in den Nacken und damit auf das Handtuch fallen, welches über der Sessellehne hing. Ihn nahm das alles ganz schön mit… aber wie Mariah sagte, war das kein Grund anderen dafür an den Kragen zu gehen. Tief durchatmend schloss Ray einen Moment seine Augen. Kurz darauf fragte seine Gesprächspartnerin eben noch einmal explizit nach, was ihn denn so wütend machte. Das war eine wirklich gute Frage. Ray dachte umso besser darüber nach, während er so an die Decke starrte und schließlich zu erzählen begann. Von ihren seitdem wirklich täglichen Reibereien. Von Kais Art ihn anzusehen und ihm aus dem Weg zu gehen. Auch erzählte er davon, wie es für Kai nun mal üblich war über ihn zu sprechen. Selbst für jemanden, der kein Wort chinesisch verstand, war es ein leichtes herauszuhören, dass Ray in dieser Situation einfach tot unglücklich war. Weiter erzählte Ray davon, wie es eben vorher gewesen war. Auch, dass Kai mit ihm völlig anders umgegangen war. Auch auf die Gefahr hin, dass er sich das im Nachhinein nur einbildete. Fakt war eben, dass er ihn nie angeschrien und bewusst angegriffen hatte. Er war immer ruhig und überlegt gewesen. Zwar ein kühler, aber äußerst angenehmer Mensch, wie Ray fand. Gerade, weil er ruhig blieb und von vornherein das sagte, was er von der Situation hielt. Ray hatte es immer als bewundernswert empfunden, wie wenig Kai sich um andere und deren Gedanken kümmerte. Im Rahmen war das doch eine wirklich tolle Eigenschaft? Kai war zwar ein wenig kaltschnäuzig, aber eine aufrichtige, intelligente und ebenso interessante Person. So war es doch wirklich? Mariah unterbrach ihn plötzlich durch ein gedrücktes Glucksen, das sie durch ihre Hand auf der Sprechmuschel noch zu dämpfen versuchte, was Ray nun wirklich aus dem Konzept brachte. Noch fassungsloser machte ihn, dass sie im nächsten Moment wieder ganz dreist behauptete, jetzt schwärme Ray aber wirklich! Schwärmen?! Pah! „Das…hey, das meinst du doch nicht-…?! Wie jetzt, doch?! Ich bin was? Ver-…?! Jetzt halt aber mal die Luft an!“, fuhr er ihr scharf ins Wort und starrte erbost auf das Telefon in seiner Hand. Das konnte doch wohl nicht ihr Ernst sein! „Du bist doch…! …Aber sowas von! …Natürlich! …Und OB ich mir da sicher bin…!“ Ray war in kürzester Zeit so viel Blut in den Kopf geschossen, dass sich sein Gesicht verdächtig heiß anfühlte. Sicher wurde gerade jede Tomate neben ihm Neid gelb. „Also bitte, ich und schwärmen. So ein Unsinn! … nein, ich stelle mich überhaupt nicht an, wie ein-… hör auf zu lachen…!“ Dass Mariah darüber lachte, war alles andere als fair. Allerdings fasste sie sich verblüffend schnell wieder und begann ihm nun wirklich Wort für Wort über Kai ganz geduldig aus der Nase zu ziehen. Und je mehr Ray sich dazu äußerte, desto kleinlauter wurde er. Es war nun mal wirklich so, dass er Kais Benehmen ihm gegenüber wirklich zum kotzen fand. Andererseits war es ebenso unterschwellig…naja… schön zu wissen, dass seine Person es war, die Kai so durcheinander brachte. Zwar versuchte der Jüngere dies eben durch eine übermäßig aggressive Haltung zu überspielen, aber die Botschaft die bei näherer Betrachtung ankam, war doch schlussendlich die gleiche. Kai war verliebt. Vielleicht wirklich mit jeder Faser seines Körpers. Dass er sich so aufführte, war doch nur aus der Angst begründet, dass er sich von Anfang an nie eine Chance eingerechnet hatte. Das hatte er doch selbst gesagt. Ständig etwas vor der Nase zu haben, was man einfach nicht haben kann. Das waren seine Worte gewesen. Seufzend ausatmend fuhr Ray sich mit der freien Hand über das Gesicht, während er sich Mariahs Sicht der Dinge anhörte. Sie war richtig Begeistert, was Ray gar nicht so recht verstehen konnte. Sie redete ziemlich viel, aber der Kern ihrer Aussage lautete ganz einfach: Du bist doch sonst nicht schüchtern, sei doch ein wenig lieb zu ihm! Allein diese Wortwahl ließ Ray einmal mehr tief brummend knallrot anlaufen. Also wirklich… Ray war wirklich dankbar, dass sie sich die Zeit genommen hatte. Als er nach einer langen Verabschiedung, in der er versprechen musste, sich jetzt erstrecht öfter mal wieder zu melden, das Knöpfchen drückte und das Gespräch beendete… fühlte er sich irgendwie gut. Verblüfft starrte er auf das Telefon. „Man… Mir gehts viel besser...“ Aber wie. Er hatte so viel geredet, dass ihm inzwischen der Hals wehtat. Wo das eigentlich auch nicht so ganz seiner Art entsprach. Aber Tatsache, als er daraufhin aufstand, fühlte er sich, als wäre dieser fette eklige Stein auf seinen Schultern einfach heruntergerutscht. Genießerisch streckte er sich, ehe er das Telefon auf dem Couchtisch ablegte und nach dem Handtuch griff. Entspannt und das erste Mal seit Tagen von allem gelöst, summte Ray sogar leise, als er die Treppe nach oben ging. Erst einmal, um sich etwas zum Anziehen zu besorgen. Auch wenn es vorerst bei seiner verwaschenen Trainingshose blieb. Im Bad stand er dann mit nackten Füßen vor dem Spiegel und zerrte eine Bürste durch sein halbgetrocknetes Haar, in welchem sich leider ein paar ungemütliche Knötchen gebildet hatten. Trotzdem gab es gerade absolut nichts, was seine gute Laune drücken konnte. Das ging einfach nicht. Auf der Treppe waren schließlich Schritte zu hören und Ray stieß bestimmt die Tür zum Badezimmer auf, um möglicherweise Takao abzufangen, der gerade die Bestellung einer Pizza in Angriff nahm. Sofern er wirklich die Geduld aufgebracht hatte, das Ende Rays Gesprächs abzuwarten. Aber das war am Ende auch egal, denn wer ihm da auf dem Flur begegnete, war natürlich Kai. Natürlich. Denn eigentlich hätte er damit rechnen können. Kai tauchte nur zu zwei Gelegenheiten auf. Entweder man dachte ganz ganz fest an ihn. Oder man rechnete überhaupt gar nicht mit ihm. Kai selbst hatte sich wohl ein wenig erschrocken, als so plötzlich die Tür aufgeflogen war. Schien allerdings überhaupt nicht überrascht zu sein, Ray dort auf der Schwelle vorzufinden. Was natürlich auch logisch war, wenn er den anderen im Hof sowieso schon begegnet war. Wie auch immer. Ray jedenfalls neigte blinzelnd ganz leicht seinen Kopf. Eher weil er damit rechnete, dass Kai etwas zu sagen hatte. Der sah ihn allerdings nur starr an. In dieser Situation kam Ray wirklich nicht auf die banale Idee, dass er ihm einfach nur im Weg stehen könnte. Das war zwar wirklich sehr wahrscheinlich, denn Kai sah ziemlich danach aus, als kam er direkt vom Training, aber naja. Scheinbar hatte der Jüngere heute aber zum streiten keine Lust mehr. Da hatte Ray nun wirklich Glück. Glück… Glück…skeks. Ach ja! Immerhin hatte Ray gerade vorhin etwas beschlossen oder nicht? Dann war doch jetzt die perfekte Gelegenheit. Und somit entschied sich Ray ohne irgendeinen für Kai ersichtlichen Grund, für ein in jeder Hinsicht strahlendes Lächeln. Den kürzesten Weg zwischen zwei Menschen. „Weißt du was?“ Kai schwieg. Vielleicht war es auch besser so, denn seit Tagen schon hatte er nichts mehr zu sagen, was in irgendeiner Weise förderlich für Rays Gute-Laune-Pegel gewesen wäre. Bestimmt und schnell überbrückte Ray den Abstand zwischen ihnen und ohne weiter darüber nachzudenken, schob er seine Arme unter denen des Kleineren hindurch, um Kai einen kurzen Moment fest an sich zu drücken. Dieser gab im gleichen Augenblick einen durch Rays Körper gedämpften erschrockenen Aufschrei von sich. Aber sonst war er still. Lustigerweise hatte Kai gerade jetzt dazu absolut nichts zu sagen. Lieber war er schweigsam und in Rays Armen so steif wie ein Bügelbrett. Wiedermal hatte sich ihr Teamleader ganz schön verausgabt. Ray konnte spüren wie seine Muskeln zitterten und roch den Schweiß in seinem Nacken. Mal die Rollen zu tauschen, war doch gar nicht so schlecht? Oder sah Kai das etwa anders…? Wiederum fasste Ray bestimmt die Schultern des Jüngeren und brachte sich wieder etwas auf Abstand, wobei er ihm trotzdem allerdings fest und offen in die Augen sah. Kais Mund war leicht geöffnet, während er mit geröteten Wangen und völlig aus dem Konzept gebracht mit abwehrend vor die Brust erhobenen Hände, etwas stammelte, was man bei seinen düster zusammengezogenen Brauen als ein ärgerliches „was soll das?!“ deuten konnte. Allerdings gab er sich dabei wirklich große Mühe, Ray ja nicht in die Augen zu sehen. Glucksend und in jeder Form zufrieden neigte Ray seinen Kopf. „Du kannst noch so unausstehlich, ätzend, laut und biestig sein. Ich mag dich trotzdem. Sogar sehr.“ Ray gab sich keine Mühe seine gute Laune in irgendwelcher Art zu verbergen, als er daraufhin wieder summend an Kai vorüber und die Treppe nach unten ging und ihn einfach so stehen ließ. Ray entschied sich nun mit einem breiten Grinsen nach ziemlich langer verlorener Zeit zum Angriff. Kai wollte es doch nicht anders. Und nun zur Erkenntnis dieses Tages: Ray auch nicht. Tbc Ich war wirklich schwer überrascht zu lesen, dass das letzte Kapitel wirklich schon so lange her ist oO Da hoffe ich doch, dass man das an der Schreibe nicht so extrem merkt, das wär nämlich echt relativ unpraktisch == Naja. Update ist Update ^^ Uhm... das mit dem "Handtuch über den Sessel werfen" war eigentlich anders gedacht °///° klingt irgendwie ziemlich ungünstig, wenn man so helle ist und nicht schreibt, dass es zwei sind, danke für den Hinweis xDD Dabei ein fettes Danke fürs tapfere durchhalten an: - -Felis- - -Kaira- - Ani-chan - AnimeGirl54 - Bezoar - BunnySauseherz - devildog_Aiko - Glückskeks - Guave_Lexi - HayLin - Java_Jarkatar - Kyu_chan - liset - lullababy - Minou - Night_of_Minerva - PunkDei_Elektroarsch - SeS - Taylor - vulkan_chan - Whisperwind - woaini - Xemnas - xKhaosprinzx - XSchneekatzeX - YaoiFan00009 - Yuimo - Yuki_Schnee - _-Gunji-_ Besonders an euch, viel Freude beim Lesen =] Cya beim nächsten Update. Hoffentlich nicht erst im nächsten Jahr xD Kapitel 8: Der treffende Stein ------------------------------ Manchmal, da stand man auf an einem wunderschönen Morgen und hatte sofort und augenblicklich das Gefühl, dass dieser Tag einer der affenschärfsten werden würde, den man je erlebt hatte. Na gut, vielleicht nicht direkt nach dem aufstehen. Aber spätestens beim Frühstück, war für Ray die Sache absolut geritzt. Leise summend verengte er leicht seine Augen und Köpfte zielgenau mit Schwung sein Frühstücksei. Noch war er alleine, aber das würde sich schon noch ändern. Warum er so guter Laune war, war vielleicht dadurch erklärt, dass er endlich mal wieder richtig ausgeschlafen hatte. Noch dazu in seinem Bett. Jetzt war die Sache durch und gelaufen. Da bekam ihn Kai auch nicht mehr raus, auch wenn er sich noch so eklig benahm. Seit ein paar Tagen vermied er es ja gezielt mit Ray zu reden. Ray wusste langsam wirklich nicht mehr, ob Kai überhaupt wusste, was er wollte. Tatsache jedenfalls war, dass er auch nicht mehr ständig einen Streit vom Zaun brach. Nicht, dass er plötzlich die Ruhe selbst, vollkommen ausgelassen wäre. Nein, er schien sich irgendetwas ziemlich zu verkneifen. Dabei nahm Ray schon fast an, dass er ihn so wütend gemacht hatte, dass ihm selbst schreien nicht mehr weiterhalf. Verhalten kichernd lehnte sich der junge Chinese in seinem Stuhl zurück und streckte sich genüsslich bis in die Fingerspitzen. Ein leises Geräusch von der Treppe her erregte seine Aufmerksamkeit und ohne seine Augen zu öffnen, gab er ein selten gut gelauntes „Guten Morgen, Kai!“ zum Besten. Er glaubte sogar die Schritte einen Augenblick lang stocken zu hören, ehe Kai in die Küche bog. Konnte natürlich auch Einbildung sein, aber Ray nahm es da langsam einfach nicht mehr so genau. Grinsend schaute er auf. „Kaffee?“ Nicht, dass Kai ihm antwortete. Um genau zu sein, stand er im Türrahmen, verzog langsam seine Brauen und wenn Ray ihm in die Augen sah, konnte er die Zahnrädchen beinahe arbeiten sehen. Gerade atmete er tief ein, wobei sich seine Schultern sichtbar hoben, da zog Ray eine Tasse an sich heran und füllte sie mit dem schwarzen Zeug. Er selbst war ja nun eher ein Teetrinker. Da sollte ihn niemand fragen, warum er wusste, wie Kai seinen Kaffee trank. Es war halt so. Da schlug wieder die bekannte drei-Jahre-zusammen-wohnen-Ausrede zu. Er hatte sich dazu entschlossen nicht weiter darauf einzugehen. Dass er nämlich nicht einmal wusste, was Kenny oder Max gerne aßen, hatte ihm dabei nicht ganz so gut in den Kram gepasst. Bestimmt hielt er seinem Teamleader schließlich die Kaffeetasse entgegen und schenkte ihm ein strahlendes Lächeln. Kai blinzelte überrascht und öffnete leicht seinen Mund, ehe er ihn auch schon unter einem leisen Brummen wieder schloss und nach der Tasse griff. Dabei schaute er in sie hinein, als wolle er prüfen, ob Ray Gelegenheit gehabt hatte, irgendetwas Brandgefährliches hinein zu mischen. Erst dann zog er sich einen Stuhl heran und setzte sich langsam. Ray sah er dabei an, als habe er den Verstand verloren. Eben jener ging allerdings gar nicht weiter auf ihn ein, sondern widmete sich voller Begeisterung seinem Frühstück. Kai verlangte zwar viel Aufmerksamkeit, zumindest gelegentlich, aber in bestimmten Situationen reagierte er darauf wirklich auffallend allergisch. Beim essen, beim schlafen, beim nachdenken… Im Großen und Ganzen hasste er es, wenn man ihn bei alltäglichen Dingen beobachtete. Im Gegensatz dazu, verlangte er vollkommen ergebene Aufmerksamkeit, wenn er etwas zu sagen hatte und ließ sich auffallend gerne beim Training bewundern. Das war wohl einfach die banale Sache mit dem Stolz. Der war toll! Wenn man es richtig machte, konnte man sicher richtig schön darauf rumreiten. Das wollte Ray sich sowieso für spätere Situationen merken, war bestimmt irgendwann einmal nützlich. Völlig zusammenhangslos gluckste Ray amüsiert in seine Teetasse, weshalb Kai einen Moment sein Frühstück unterbrach. Bis Max, Kenny und Takao sich zu ihnen gesellten dauerte es dagegen noch fast eine Stunde. Ray hatte sich dazu entschlossen nicht zu fragen, aber überraschen tat ihn schon, dass Kai dazu absolut nichts zu sagen hatte. Er war ja sonst schon so still, wenn er nicht gerade streiten wollte, aber heute… Der junge Chinese erfreute sich an seinem Sieg auf ganzer Linie einen kleinen Wolf. Immerhin hatte er es geschafft, Kai zumindest heute Morgen ein weiteres Mal den Wind aus den Segeln zu nehmen. Das war doch schon mal ein Fortschritt. Max und Takao machten sich darüber jedenfalls keine Gedanken. Sie diskutierten gerade begeistert ihr Frühstück durch. Nebenbei fielen ein paar Randbemerkungen über das nächste Turnier und die Platzierungen des Letzten. Kenny blätterte eine weitere Seite in seinem Magazin auf… und war einfach da. Ray stutzte. Genau das war es! Nach dieser Beschreibung hatte er solange gesucht, die traf nämlich voll ins Schwarze! Sofern nicht gerade die Weltmeisterschaft am Laufen war, denn dann lief er zur Höchstform auf. Na gut, da wollte Ray mal nichts gesagt haben. Gerade als er in sein drittes Brötchen beißen wollte, da fuhr Kai neben ihm so plötzlich auf, dass der Ältere sich erschrocken ziemlich schmerzhaft in die Zunge biss. „Kein Training heute. Macht doch was ihr wollt…“ Ray blinzelte sich erst einmal die Tränen aus den Augen und rieb sich drucksend über den Mund, ehe er Kai nachblickte, der sich mal wieder aus vollkommen undurchsichtigen Gründen verdrückte. Takao, Max und Kenny wechselten einen Blick, worauf sich folgende Unterhaltung gedacht werden konnte: „Hast du etwas getan?“ „Nein, sonst würde er nicht gehen, sondern mich verprügeln. Du etwa?“ „Nein, ich nicht!“ „Ich mache niemals auch nur irgendwas.“ Erst dann hoben sie völlig synchron wieder ihre Köpfe, um Ray dabei zuzusehen, wie er abgelenkt an seiner Zunge herum zupfte. Als er sich dessen bewusst wurde, hielt er direkt in der Bewegung inne und blinzelte irritiert. „Ith wath?“ Verneinendes Genuschel, ehe sich zwei von vieren entschlossen sich aus dem Staub zu machen, bevor es sich Kai eventuell doch noch anders überlegte. Ray sah ihnen dabei zu und verzog das Gesicht. Also bitte, er hatte damit nun wirklich nichts zu tun. Zumindest glaubte er das. Kenny tat ihm jedenfalls den Gefallen und fragte nicht nach. „Lasst uns doch mal wieder nen Abstecher in die Stadt machen!“, warf Takao ein, als er aufstand. Max setzte glucksend noch eins drauf. „Nen Abstecher wird Kai auch machen, wenn er davon Wind kriegt, dass wir uns wirklich einfach so verdrücken.“ Takao sah daraufhin ein wenig danach aus, als wäre ihm ganz plötzlich ziemlich übel geworden und verzog murrend das Gesicht. „Immerhin hat unser Butterblümchen doch selbst gesagt, dass wir-…“ „Dass ihr was?! Ich kann euch hören, das wisst ihr schon?!“, drang es plötzlich aus dem Wohnzimmer und traf Takao wie einen Blitz, der erschrocken sichtbar den Kopf einzog. „Ach, ehm… gar nichts! Echt, gar nichts!“ Brummend rollte er tief ausatmend mit den Augen und ergriff sogleich Max am Arm, während er mit der anderen Hand flüsternd seine Stimme noch zusätzlich von der Tür abschirmte. „Los, lasst uns schon abhauen! Wir könnten mal wieder ins Kino oder so.“ „Ich muss Ersatzteile einkaufen.“ „Von mir aus auch das… nur raus hier…“ Man, musste Takao bereits verzweifelt sein. Ray lachte so sehr, dass sich seine Knie ziemlich weich anfühlten und er sich am Tisch abstützen musste. Dabei musterten ihn seine Teamkameraden in der Art wie Kai zuvor, als habe er den Verstand verloren. Stimmt, vielleicht war er wirklich nahe dran. Erstickt glucksend rieb er sich mit einer Hand die Tränen aus den Augenwinkeln. „Na, dann macht, dass ihr rauskommt, ich lenke solange unseren Sonnenschein ab.“ Takao sah schon fast entsetzt drein. „Wie jetzt? Du… kommst nicht mit?“ Ray schüttelte guter Laune den Kopf und deutete mit dem Daumen über seine Schulter zum Tisch. „Nö. Ich räum erst mal auf und geh ans Training. Hab heut keine Lust auf Freizeit“, setzte er mit gesenkter Stimme fort und zuckte mit den Achseln. Kenny und Max tauschten flüchtig einen Blick, ehe Max plötzlich vortrat und bestimmt Rays Hand ergriff, der verdutzt blinzelte. „Tja… war schön dich gekannt zu haben, Kumpel.“ „Wir werden dich sehr vermissen“, fügte Kenny mit authentisch trauriger Stimme an, während Takao sich eine imaginäre Träne aus den Augenwinkeln rieb und leicht die Nase hochzog. „Wir werden deinen Einsatz für unser Team immer zu würdigen wissen…“ Rays Augenbraue zuckte angespannt, als sich seine Hände gemächlich zu Fäusten ballten. Dabei wurde sein vielleicht etwas debil wirkendes Grinsen noch eine Spur breiter. „Schert euch jetzt alle ganz schnell raus, bevor ich Kai selbst auf eure Fährte ansetze…“ Takao lachte gedrückt, ehe er dem Älteren auf die Schulter klopfte und mit den anderen Zweien doch ziemlich flink das Weite suchte. Tief einatmend blickte Ray ihm nach. Dabei war er sich nicht so ganz sicher, ob er sich nicht vielleicht doch hätte anschließen sollen. Stimmte schon, große Lust auf Kino und Popcorn hatte er wirklich keine. Allerdings war es auch einen Gedanken Wert, Kai ein wenig Urlaub von sich zu gönnen. Aber… wenn Ray jetzt nachgab, war dann nicht im Grunde alles umsonst gewesen…? Unentschlossen stand er weiter so in der Küche, an den Tisch gelehnt und sinnierte über mögliche Taktiken, Kai ein weiteres Mal aus seiner festgefahrenen Fassung zu locken. Kai verbrachte wohl so viel Zeit unter seinem eigenen persönlichen Stein, dass er schon lange die Sonne nicht mehr gesehen hatte. Aber jetzt wurde es wirklich ein wenig zu philosophisch. Rays Aufgabe war grundlegend ja nur die, Kai unter seinem Stein hervorzulocken. So wie das derzeit aussah, war das aber doch schon kein Stein mehr. Das war ein ziemlich großer, grimmig dreinschauender Felsen. Leicht verzog Ray das Gesicht, brummte leise und rieb sich flüchtig die Nase, ehe er damit begann, den Tisch abzuräumen. Dabei war er möglichst leise, damit er Kai im Nebenraum nicht störte. Außerdem hatte er gerade jetzt keine Lust wegen irgendetwas zu streiten. Ihm fiel da zwar konkret absolut gar nichts ein, worüber. Aber Kai war da ja ein Stück kreativer als er. So vergingen vielleicht knappe zwei Stunden, bis Ray auf die Idee kam, noch etwas heißes Wasser aufzusetzen. Da er aber grundsätzlich auch niemanden ausschließen wollte, riss er sich guter Laune herum und entschloss sich einen Blick in das Wohnzimmer zu werfen, um Kai zu fragen, ob er eventuell noch für einen Kaffee zu haben war– Falls sein Lieblings Teamleader überhaupt noch dort war. Das war doch auch eine nette unverfängliche Idee, ein einfaches Gespräch in die Wege zu leiten. Vollkommen zufrieden mit seinem Entschluss, lehnte sich der junge Chinese in seiner neuerdings äußerst fröhlichen Art in den Türrahmen des Wohnzimmers und holte bereits tief Atem um etwas zu sagen – ehe ihm beinahe alles aus dem Gesicht fiel. Ja, Kai war noch da… das war aber nicht das, was ihn gerade so aus der Fassung brachte. Tatsache war wohl, dass Kai glaubte, er sei mit den anderen gegangen, denn er schien sich völlig sicher und unbeobachtet zu fühlen. Gerade lag er auf dem Rücken ausgestreckt auf der Couch, während er sein rechtes Bein gerade in die Höhe streckte. Seinen Hosensaum hatte er bis zum Knie hochgekrempelt, wodurch er ziemlich unschöne Dinge entblößte. Wer jetzt an haarige Angelegenheiten dachte, hatte zumindest im Wortsinn weit gefehlt. Ray schluckte gedrungen, als er den Verband endlich mal wieder zu Gesicht bekam. Er wusste ja, dass so ein Riss nicht in wenigen Tagen einfach so wieder verschwand. Aber dass er wohl immer noch blutete, wie es die dunklen Flecken verrieten, war wohl der Tatsache Kais Sturheit zu verdanken, der im Training auf derartige Dinge natürlich wieder absolut keine Rücksicht nahm. Am allerwenigsten bei sich selbst. Gerade biss Kai mit scharf verengten Augen in den Kragen seines Shirts, während seine Finger an der schleife lagen, die den Verband am oberen Ende zusammenhielt. Ray, dem bis eben vollkommen die Worte gefehlt hatten, fuhr missgelaunt auf. „Was zum Henker tust du da?!“ Kai fuhr merklich in sich zusammen, wobei sich seine Pupillen scheinbar auf Stecknadelkopf-Größe zusammenzogen, als er ganz langsam und mit sichtbarem Entsetzen seinen Kopf in Rays Richtung neigte. Dabei wurde er kreidebleich. Ray glaubte weniger, dass das an seiner Person lag. Eher hatte der Schrecken eben garantiert höllisch wehgetan. Die gute Laune des Älteren war mit einem Mal vollkommen verflogen, als er auch schon heran rauschte. „Lass mich das sehen.“ Kai dagegen gab ein missgelauntes Brummen von sich und setzte sich schwungvoll auf, worauf er Ray, wie ein getretener Hund, bedrohlich seine Zähne zeigte. „Bleib weg. Das ist nichts, was dich angeht.“ Ohne weiter darauf einzugehen griff Ray nach Kais Knöchel und zog sein Bein in die Höhe, worauf der Jüngere einen erschrockenen und ziemlich schmerzgeprägten Schrei von sich gab. Rays ungute Vermutung wurde nur noch davon untermauert, dass Kai kurz darauf sogar Tränen aus den Augenwinkeln perlten. „AAH! Lass mich verdammt nochmal los, du B-…!“ „Soso? Das ist also nichts, du großer starker Mann? Und ich frage mich noch, wohin neuerdings das viele Aspirin verschwindet.“ Es mochte gut sein, dass Ray nicht im Mindesten feinfühlig war, als er Kai wiederum vor die Brust und damit zurück rücklings auf die Couch stieß und kurz darauf fest an dem Knoten des Verbandes zog. Kai wurde plötzlich durch die Berührung der Wunde so steif wie eine Katze im Nackengriff und hielt sichtbar den Atem an, während er weit seinen Mund öffnete. Allerdings drang nicht der Geringste Laut über seine Lippen, was Ray durchaus sehr beeindruckend fand. Denn anders als Kai, konnte er sich bei diesem Anblick absolut nicht zurückhalten. „Oh Gott! Kai, du bescheuerter Vollidiot, warum hast du nichts gesagt?! Das stinkt wie ein totes Tier!!“ Und selbst das empfand Ray noch als hochgelobt. Von Anfang an hatte der Ältere gesehen, wie tief der Schnitt gegangen war. Aber er hatte nicht damit gerechnet, dass er schlecht verheilte. Aber… plötzlich… In Rays Augen spiegelte sich die Erkenntnis. Kurz bevor Kais Ferse ihm fast den Kieferknochen demolierte. Ouch, das tat gerade verdammt weh… Trotzdem war Ray mehr durch den bloßen Schrecken als durch den Tritt auf dem Boden gelandet und konnte gerade noch dabei zusehen, wie Kai mit knirschenden Zähnen und geweiteten Augen fest seine Arme um sein Knie schlang, als könnte er den Schmerz damit kurzfristig ersticken. Dazu zu sagen hatte er gerade nichts. Er war momentan viel zu sehr damit beschäftigt tief zu atmen, damit der Schmerz vielleicht doch eventuell wieder etwas abklang. Als dies nach einer Weile auch geschah, erkannte Ray ohne jegliche Probleme die Erleichterung in seinen Augen, ehe er sich plötzlich scharf zu ihm umwandte. „Du…“ Ray schluckte. Was Kai dachte, war ihm gerade voll und ganz bewusst. Allerdings schien es so, als habe er nicht die geringste Lust dazu noch etwas zu sagen. Ray rieb sich missmutig brummend die Wange und das Kinn, während er Kai ausgiebig musterte. Da wunderte er sich über die schlechte Laune in der letzten Woche. Die hätte er mit so einem Ding allerdings auch gehabt. Null Problemo. „Kai, wenn du da nichts machst, fault dir das Bein ab.“ Wie Ray fand, war das noch eine harmlose Feststellung. Kai schien alles versucht zu haben um das Problem selbst in den Griff zu bekommen. War so wie es aussah jedoch gescheitert. Zwar wechselte er wie Ray auch wusste allabendlich den Verband, aber so wie das jetzt aussah, konnte Kai jubeln im Freudentaumel noch nicht an einer Blutvergiftung krepiert zu sein. Das war eine faustdicke Entzündung. Der Riss war deutlich gerötet und das immer noch austretende Blut roch streng nach Eiter. Eigentlich war das in jedem Sinne ein Fall fürs Krankenhaus oder zumindest einen Arzt. Allerdings wusste Ray selbst nur zu genau, dass er Kai niemals freiwillig und bei vollem Bewusstsein in die Nähe eines weißen Kittels kriegen würde. Spätestens jetzt wurde es schwierig. Angespannt öffnete Ray seinen Mund, rieb sich weiterhin die Wange und verengte nachdenklich seine Augen. Das war mehr, als ein Dorn in der Löwentatze. „Dir ist schon klar, dass das gefährlich ist?“ „Solange du nicht daran rumtatschst, bestimmt nicht.“ Nun schlug es aber Dreizehn! Kai konnte gerademal blinzeln, da stand Ray schon wieder aufrecht und baute sich nahezu bedrohlich vor ihm auf. „Das ist kein Witz mehr Kai!“ „Siehst du mich etwa lachen, Kon?!“ … nein… das war vielleicht wahr… Angespannt tippte Ray sich gegen die Lippen, wobei er feststellte, dass ihm dieser beißende Geruch auf kurz oder lang wirklich den Magen umdrehen würde. Ächzend verzog er gereizt das Gesicht, ehe er sich abwandte. So ging das nicht… „Warte hier.“ Das konnte wirklich nicht so bleiben. Es war ja schon schlimm genug, dass Kai sich nicht einmal Hilfe suchte. Aber das tat er immerhin auch sonst nicht. Das wäre ein schlimmer Stilbruch. Natürlich war es auch selbstverständlich, dass Kai ihm nicht zuhörte. Er sah ihn nur an, gab ein abwertendes Geräusch von sich und stand in einer Selbstverständlichkeit und Sturheit einfach auf, um ganz demonstrativ zu gehen. Schmerzen? Keine Spur. Kai doch nicht. Ray konnte da wirklich nicht mehr zusehen… „Du bescheuerter Penner wirst dieses Mal gefälligst tun, was ich sage!!“ Ray wütend zu machen, war im Allgemeinen schon eine schwierige Angelegenheit. Kai brachte seinen Puls dagegen schon in wenigen Augenblicken weit hoch über Hundertachtzig. Schneller als der Russe schauen konnte, stand Ray ihm auch schon im Weg und versperrte bedrohlich den Weg durch die Tür, wobei nur noch ein gereizt zuckender und vor Wut aufgeplüschter Katzenschwanz fehlte. Beinahe berührten sich ihre Nasenspitzen, während Ray angespannt vor Kai seine Zähne zeigte und ihn schließlich Schritt für Schritt zur Couch zurückdrängte. Also bitte. Ging doch. „Warum nicht gleich so. Man…“ Missgelaunt brummend fuhr Ray sich durch das Haar, als er sich umwandte. Kai blickte ihm wortlos nach. „Das wird jetzt ziemlich wehtun.“ „…“ „Ich meine das ernst.“ „…mir doch egal.“ Ray rollte mit den Augen und ließ Kai eben seine Portion Trotz durchgehen. Immerhin hielt er still, das war doch schon mal ein großer Fortschritt. Als der Ältere daraufhin kommentarlos das nasse Handtuch gegen die Wunde presste, biss Kai so fest die Zähne zusammen und unterdrückte irgendeinen hässlichen Fluch, dass er in seiner rechten Hand ohne Mühe versehentlich eine der Orangen zerdrückte, die er hatte schälen wollen. Ein paar weitere lagen neben einer Schüssel und einem Messer auf dem Tisch. Natürlich tat das verdammt weh. Selbst wenn Kai nicht das Gesicht verzog, war es allein seiner Atmung anzusehen. Aber zugeben wollte und würde er es nicht. In früheren Zeiten war er nun mal darauf geprägt worden, sowas bekam man aus einem solchen Menschen eben auch nicht mehr raus. Zu Gute zu halten war ihm immerhin noch, dass er nicht wieder nach Ray austrat, der jedes Mal praktisch für Kai das Gesicht verzog, wenn er die Wunde berührte. Momentan war er dabei sie einigermaßen auszuwaschen. Dafür hatte er grünen Tee aufgegossen in der Hoffnung, dass es der Entzündung etwas abhalf. Kai unterdessen kümmerte sich während der Prozedur relativ wenig um Ray oder die Schmerzen. Im Großen und Ganzen versuchte er eigentlich gerade einfach nur ein paar Orangen zu schälen und den jungen Chinesen voll und ganz zu ignorieren.. Der Versuch von eben war allerdings gründlich misslungen. Zumindest, was die Orange betraf. Missgelaunt verengte er tief brummend seine Augen und legte in aller Ruhe das zerquetschte Obst beiseite, ehe er sich den Saft aus der Hand und vom Ellbogen leckte. Ray saß im Schneidersitz vor ihm und versuchte diesem möglichst unbeteiligten Gehabe keine Beachtung zu schenken. Sollte er doch, wenn er sich damit besser fühlte. Behutsam hob der junge Chinese das Bein des Jüngeren etwas höher an und tauchte das Handtuch erneut in den inzwischen nur noch lauwarmen Tee. Immerhin versuchte er wirklich Kai nicht mehr als nötig wehzutun. Das war allerdings äußerst schwierig, wenn er selten auch nur irgendeine Reaktion zeigte. Dabei tat er so, als ginge ihn das, was Ray gerade tat, nicht das Geringste an. Langsam kam sich Ray dabei wirklich äußerst bescheuert vor… Seufzend atmete er aus. „Ich hab dich eigentlich immer für ziemlich unkompliziert gehalten…“ Kai schnaubte, ohne ihn anzusehen. Das war es aber auch schon. „Ich dachte eigentlich du seist vielleicht ein kühler Zeitgenosse, aber ein ausgesprochen kluger, strategischer Denker.“ Leicht neigte Ray den Kopf und drückte das Handtuch erneut ein wenig fester gegen Kais Schienbein, der das Messer daraufhin tief in der zweiten Orange in seinen Händen versenkte. „Aber mal ehrlich. Das bist du nicht. Du bist ein ziemlich verklemmter und äußerst bescheuerter Starrkopf. Das ist auch schon alles.“ Knurrend verengte Kai seine Augen und hob seinen linken Fuß, um Ray an der Schulter bestimmt von sich zu drücken. „Ach was.“ Grob drückte Ray allerdings aufschnaubend sein Bein zurück und ging gar nicht weiter darauf ein. „Sobald irgendjemand eine Mauer aufstellt und ganz groß drauf schreibt Hier kein Durchgang, dann kommst du mit einer Spitzhacke und versuchst allen das Gegenteil zu beweisen. Das muss man erst mal durchhalten, Hut ab.“ Kai blinzelte und gab ein gereiztes Brummen von sich. Warum Ray überhaupt noch mit ihm sprach, war wohl eher der peinlichen Stille zu verdanken, die er dadurch vermeiden wollte. Dabei fühlte er sich wie ein Dompteur im Löwenkäfig nur ohne Peitsche. Wenn er seinen Kopf je in Kais Rachen stecken würde, dann wurde er wohl kommentarlos abgebissen. „Du tust immer so erwachsen, dabei benimmst du dich wie ein trotziger Fünfjähriger. Du machst es wirklich jedem schwer dich zu mögen. Das ist das, was ich nicht verstehe.“ Leicht zog Ray seine Nase hoch, als er missgelaunt zu Kai aufsah, der nun auch das erste Mal wirklich seinen Blick erwiderte. „Andere, gut. Das ist deine Sache. Aber warum machst du es mir so schwer?“ Es war Kai anzusehen, dass Ray besser gar nicht erst mit einer Antwort rechnen sollte. Ray seufzte grottentief und verzog das Gesicht. „Mensch, Kai, jetzt sei endlich mal ein ganzer Mann und sprech über deine Gefühle!“ Kai blinzelte und neigte ganz langsam seinen Kopf. Eine Antwort war jedoch immer noch zu viel verlangt. Augenrollend gab Ray sich geschlagen. Vorerst. Das leise Klingen des Messers war zu hören, als Kai es zusammen mit der Orange beiseitelegte. „Weil du es bist.“ Überrascht blickte Ray sogleich zu dem Jüngeren auf, der sich nun wieder ganz besondere Mühe gab, Ray auch ja nicht anzusehen. Gemächlich verschränkte er in einer unsicher anzumutenden Art seine Arme vor der Brust und verengte angespannt seine Augen. Ray blinzelte. Diese Antwort war ziemlich genauso nichtssagend wie immer. War das nun gut oder schlecht…? „Was soll ich deiner Meinung nach denn tun?“, fügte er plötzlich an und senkte scharf seinen Blick auf Ray, der erschrocken leicht zurückzuckte. „Mich dir um den Hals werfen? Jauchzen und Jubeln? Bist du wirklich so beschränkt?“ Also wirklich, wie Ray fand hätte letztere Bemerkung wirklich nicht sein müssen. Vor Verlegenheit leicht rot angelaufen verzog der Ältere missmutig das Gesicht und kratzte sich leicht über die Wange. „Ich weiß nicht. Du sagst doch ständig, dass du mich haben willst. Wäre es dann nicht sinnvoller ein wenig liebenswürdiger zu sein?“ Dies war wohl genau der Wortlaut, den Kai mal so gar nicht ausstehen konnte. Wirklich knallrot im Gesicht, wandte er wiederum den Blick demonstrativ in andere Richtung und stieß ein übellauniges Knurren aus, was Ray wiederum ein resignierendes seufzen entlockte. Was sollte er denn noch tun oder sagen, wenn Kai ihm nicht zuhören wollte? Solange Kai nicht endlich die Klappe aufbekam, blieb dem Älteren nur übrig irgendwie bei einem Spiel mitzuspielen, dessen Regeln er nicht einmal kannte. Das war wirklich nicht mehr schön. Ausatmend trocknete er äußerst vorsichtig die gerötete Haut und legte einen möglichst festen Verband um Kais Bein an. Er glaubte kaum, dass es damit getan war. Wenn Kai mit seiner Verletzung weiter so umging wie bisher, würde er irgendwann mal an sowas kaputt gehen. Aber das regelte wohl wirklich alles die Gewohnheit. Wenn Kai unbedingt mit Schmerzen leben wollte, konnte Ray ihn nun wirklich nicht daran hindern. Leicht ruckte Ray die zwei Enden des Verbandes zusammen, wobei der jüngere sichtlich in sich zusammenzuckte. Aufmerksam betrachtete sich der junge Chinese sein Werk und streifte unter leichtem Druck mit seinen Fingern vorsichtig über Kais Schienbein, worauf er äußerst zufrieden damit war, dass der Jüngere sich dabei immerhin nicht mehr vor Schmerzen verkrampfte. War doch besser so oder? „Siehst du?“, brummte er, als er die Wasserschüssel anhob, um sie wegzuräumen. „Entspann dich doch wenigstens dann mal, wenn man dir sowieso nur etwas Gutes tut.“ Seine Worte damit unterstreichend, rollte der junge Chinese mit den Augen, als er sich schon umdrehte. Doch schnellte in diesem Moment Kais Hand hervor, dessen Finger sich unerbittlich in sein Shirt harkten. Dabei hätte Ray halb zu Tode erschrocken beinahe die Schüssel fallen lassen. „Kai, was soll-…?!“ „Nicht umdrehen.“ Na…gut…? Leicht verzog Ray seine Brauen und öffnete seinen Mund, auch wenn er gerade wirklich nichts Intelligentes beizutragen wusste. Kai bewegte sich. Plötzlich lehnte sein Kopf neben seiner erhobenen Hand an Rays Rücken, der dadurch sogar seinen Atem durch das Shirt hindurch spüren konnte. „…Danke…“ Ray blinzelte. Damit hatte er nicht gerechnet. Aber er liebte Überraschungen! Bestimmt stellte er die Schüssel vorerst auf den Tisch und drehte sich schwungvoll zu Kai herum, um sich in der gleichen Bewegung noch zu ihm herab zu beugen. Rays Haarspitzen berührten Kais Gesicht. Und alles was Ray darauf tat, war in aller Zufriedenheit strahlend zu lächeln, während Kai ihm gegenüber dunkelrot anlief und mit überrascht-panischem Blick rücklings vor Ray auswich. Dieser neigte leise glucksend seinen Kopf. „Gern geschehn!“ Tbc. So geht’s doch mal richtig voran =] Ich hoffe Kais verhalten bleibt soweit nachvollziehbar, immerhin will ich aus ihm wirklich keine bitterböse Zicke machen xD Danke fürs lesen und bis demnächst ;] cya Kapitel 9: Der brechende Fels ----------------------------- Ray amüsierte sich königlich an diesem herrlichen Tag. Wenn man ihn fragen sollte, dann war die Welt an diesem Nachmittag wahrscheinlich leuchtend Rosa. Zum wiederholten Male seufzte er tief und rollte genießerisch mit den Augen, während er entspannt die Arme hinter dem Kopf verschränkte. „Könntest du damit mal aufhören?!“ Die Miesmuschel neben ihm verbreitete nichts desto trotz natürlich wieder schlechtes Karma. Aber so war Kai nun mal. Immer ganz der Realist. „Nö, wieso?“ Als Ray sich grinsend den Kopf in Richtung seines Teamleaders neigte, verengte er hinzukommend katzenhaft seine Augen und gab ein durch und durch zufriedenes Schnurren von sich. „Ist doch so viel lustiger…“ Kai knurrte tief, wie er so um die Nasenspitze herum rot anlief und verzog missmutig das Gesicht. Ja, Ray war in der Zwischenzeit ziemlich mutig geworden. Noch mutiger. Merkte man das? Vollkommen mit sich und der Welt im Reinen, wandelte Rays breites Grinsen sich in ein zufriedenes Lächeln und tief einatmend wandte er sich wieder der Straße zu. Sie waren gerade im Training. Jaah, man konnte durchaus meinen, dass dieses Wort nicht so ganz zur Situation passte, womit man mit der Meinung auch durchaus richtig lag. Nicht nur, weil Kai mit seinem Bein momentan sowieso gar nicht trainieren durfte. Aber wenn Ray es nun mal plump ein „Date“ genannt hätte, hätte Kai ihn höchstwahrscheinlich mit irgendeinem möglichst stumpfen Gegenstand kreischend erdolcht. Mit seinem eigenen Teelöffel oder etwas ähnlich phantasievollem. Wie Ray allerdings dazu kam Kai heute auszuführen war eine viel lustigere Geschichte. Wie durch Zufall hatte Ray irgendwann einmal beim Frühstück, als sie noch allein gewesen waren, angedeutet, er könne Takao als das symbolische Vögelchen auf dem Dach, zwitschern wie Kai in seinem Zustand nun am leichtesten auszutricksen war. Und sie beide wussten ziemlich genau auf welcher Schiene der junge Japaner dann wochenlang fahren würde. Sofern Kai ihn nicht bald wieder von seinem hohen Ross stoßen konnte. Das hatte Kais Gegenargumente zu Gunsten seiner geschundenen Nerven recht schnell in die Knie gezwungen. So lief es jetzt eben. Oder eher liefen sie so jetzt eben. Nämlich an der Flusspromenade entlang, bei herrlichstem Wetter und Ray konnte gar nicht einmal beschreiben wie kribbelig er sich gerade fühlte. Aber das musste er auch gar nicht. Kai hielt ihm sowieso alle paar Schritte vor, wie peinlich er sich gerade aufführte. Doch dem jungen Chinesen war das nur recht. Je mieser Kais Kommentare wurden, desto besser wurde seine Laune. Nicht, dass er masochistisch veranlagt wäre. Zumindest hoffte er das von ganzem Herzen. Aber irgendwie konnte er Kai mit seiner fröhlichen Reaktion immerhin auch beweisen, dass er noch so ätzend sein konnte… nun wurde er ihn eben nicht mehr los. Vielleicht hätte Kai besser aufpassen sollen, was er sich wünschte. Ray lachte zufrieden und deutete ein wenig grobmotorisch zum blauen Himmel hinauf. „Entspann dich doch mal! Die Sonne scheint, der Himmel lacht-…“ „…- heulende Kinder, zu viele Leute, Sonnenbrand und runtergefallene Eiscremetüten.“ Der Ältere stutzte und verzog kurz darauf das Gesicht. „Du bist aber schon ein kleiner Schwarzmaler.“ Gut hörbar stieß Kai Atem aus und verengte, den Blick abwendend, seine Augen, als ein kleiner Junge ihm mit einem blauen Spielball im Arm vor die Füße lief. Mochte es daran liegen, dass Ray ihn gerade abgelenkt hatte, Kai wäre beinahe über ihn gestolpert, was er auch gleich mit einem überaus widerwärtig klingenden russischen Fluch kommentierte. Dabei starrte sein wütender Blick dem armen Jungen Eiszapfen an die Nase, dem dieser Halbstarke mit den blauen Streifen im Gesicht und dem russischen und mit Sicherheit nicht jugendfreien Vokabular, garantiert auf den ersten Blick gewaltig unheimlich war. Missmutig, wobei man ihm absolut ansehen konnte, dass er einfach nicht wusste was er mit Ray hier sollte, wandte er sich daraufhin wieder an ihn. „Du weißt, wie sehr ich übertriebene Euphorie verabscheue.“ Jap, das wusste er. Aber, dass er das auch immer so drastisch zum Ausdruck bringen musste. Tief seufzend verzog Ray das Gesicht und rieb sich flüchtig mit einer Hand über die Wange. „Manchmal frage ich mich, was du eigentlich mit diesem bösen Image bezweckst.“ Oh, und wo er gerade auf den Gedanken kam, das hatte er Kai eigentlich schon immer einmal fragen wollen! Der Jüngere neben ihm blickte ihn blinzelnd an, wobei sich Ray schon ziemlich sicher war, dass er nicht antworten würde. Aber Kai tat nun mal ständig das Gegenteil von diversen in ihn gesetzten Erwartungen. „Ich erschrecke gerne kleine Kinder.“ Ray wusste nicht so ganz, was er im Zusammenhang mit dieser Information anfangen sollte. Kleine Kinder… das konnte mitunter eine ziemlich hässliche Anspielung auf sein Team sein. Da Ray allerdings noch an das Gute im Menschen glaubte, entschied er sich zu einer eher neutralen Frage. „Jetzt sag bloß, du magst sie nicht…?“ „Doch schon… aber ein ganzes könnte ich nicht essen.“ Gerade holte Ray Atem um etwas zu sagen… ehe so gemächlich zu ihm hindurch sickerte, was Kai damit überhaupt hatte sagen wollen. Einen Moment verlangsamte er seinen Schritt… ehe er schnaubend auflachend zu seinem Teamleader aufholte. „Du hast wirklich nen schrägen Humor.“ „Besser als nen schrägen Vogel.“ Ray freute sich einfach mal, dass er sich das so wie du am Satzende dann doch sparte. Verlegen nickte er und rieb sich flüchtig über den Nacken. „Jaah, da hast du vielleicht sogar Recht.“ Kai verengte seine Augen und sah schon danach aus, als wolle er irgendeinen fiesen Kommentar nachwerfen… entschied sich dann aber wohl doch anders. Ray war es nur Recht so. Sollte Kai doch weiterhin nach seinem Ermessen schlechte Laune verbreiten, was auch immer er damit bezweckte. Tatsache war jedenfalls, dass er sich gerade sichtlich unwohl fühlte. Na gut, es war nicht einmal wirklich zu sehen. Eigentlich wirkte er genauso mies wie immer. Aber irgendwie… Leicht tippte Ray sich mit dem Zeigefinger gegen die Wange und gab sich einen Moment seinen sehr durchwachsenen Phantasien hin. … Kai fauchend auf einem Baum und Ray der entspannt zeitunglesend darunter saß… „Kon?“ Hastig schüttelte angesprochener den Kopf, um seine Gedanken zu klären. „Ja?“ „Du bist gerade in etwas rein getreten…“ „Ach, öhm… bin ich das…?“ Sogleich senkte er seinen Blick, blieb stehen und betrachtete seinen Schuh… an welchem eine ziemlich unappetitliche Pampe von cremefarbenen Eis, Waffelresten und Vogelfedern haftete. Das war… wirklich eklig… aber irgendwie konnte er den Blick nicht davon abwenden. „Aus! Schluss, geh da ja weg! Komm ja nicht auf die Idee das noch anzurühren!“ Als sich einige Passanten daraufhin sogar nach Ray umdrehten, widerstand dieser nur schwer dem Drang seinen Schuh auszuziehen, um Kai dieses Werk des Ekels ohne Umweg in den nicht vorhandenen Bart zu schmieren. Aber das hatte natürlich etwas Gutes, denn als er ihn schon ansah und Atem holte, um etwas zu sagen, da kam ihm eine geradezu blendende Idee. „Warte mal einen Moment!“ Mit verschränkten Armen hob Kai wenig begeistert seine Brauen und rollte schließlich mit den Augen, als Ray auch schon in der Menge verschwunden war. „Wenns denn sein muss…“ Er sollte ja glücklich sein, den jungen Chinesen ein paar Minuten vom Hals zu haben. Aber blöd herumstehen wollte er beim Warten auch nicht… Flüchtig schaute er also gleich links und rechts, ehe er sich für diese hohe äußerst einladende Mauer entschied. Als er seine Hand nach dieser Ausstreckte, war er sogar ein Stück weit überrascht. Es war gerademal Frühling, aber die roten Backsteine wurden jetzt schon in der Sonne richtig warm. Leicht zog er die Nase hoch und neigte abwägend seinen Kopf. Nun gut… das Mäuerchen reichte ihm bis zur Brust, man sollte meinen, das wäre für ihn doch keine große Herausforderung… Denkste. Säuerlich verzog der junge Russe das Gesicht und bewegte flüchtig sein rechtes Bein. Viel Schwung konnte er so nicht holen… Tief einatmend nahm er zwei kurze Schritte Anlauf und zog sich schwungvoll an den Backsteinen hoch – Doch schoss ihm der Schmerz durch den erhöhten Druck auf seinem Standbein unpraktischerweise direkt in die Augen. Seine linke Handfläche schrammte mehr durch den Schrecken über den anderen Rand der Mauer und gleich darauf verlor er ächzend das Gleichgewicht, worauf er elegant den letzten Halt verlor und sich das rote Backsteingebilde der Schwerkraft sei Dank elegant in den Magen rammte. „Ouch…“ …Na hoffentlich hatte diese Aktion jetzt niemand gesehen… Im ersten Moment hing er also da wie ein nasses Handtuch und erholte sich erst einmal von diesem Schrecken, ehe er es dann noch einmal versuchte. Zwar zitterten seine Arme ziemlich, aber er war doch ein kräftiger Bursche. Auch wenn es ihm erst etwas schwer fiel sich umzudrehen - worauf ihm schon der nächste Schrecken in die Knochen fuhr. Ray stand ziemlich verständnislos blinzelnd direkt vor ihm und neigte im nächsten Moment seinen Kopf, ohne seine Frage laut auszusprechen. Was Kai wirklich gerade nur recht war. Missmutig brummend verzog er errötend das Gesicht. „Ach, frag nicht.“ Nun gut, damit hatte sich die Angelegenheit für Ray dann auch erledigt. Zwar reichlich irritiert zuckte er dann jedoch mit den Achseln und knabberte schließlich weiter an seiner Eiswaffel, während er Kai eine zweite entgegen hielt. Der Blick des Jüngeren war in diesem Moment in jeder Hinsicht zum schießen. Erst völlig verständnislos, neigte er dann wie Ray zuvor seinen Kopf und hob schon seine Hand, um nach der Waffel zu greifen. Sah dann jedoch Ray noch einmal an, als wolle er fragen, ob er hier gerade nicht etwas falsch verstand. Ray gluckste amüsiert und nickte noch einmal unterstreichend und gab das Eis schlussendlich doch an Kai weiter. Dieser musterte Ray, dann die Eistüte, dann wieder Ray, als wolle er abschätzen wie hoch die Wahrscheinlichkeit war, dass der Ältere ihm irgendetwas hineingemischt hatte. Er zögerte ziemlich lange, sogar bis das Eis zum Teil schon wegschmolz und ihm über den Handrücken tropfte. Ray amüsierte sich in den folgenden Minuten köstlich dabei, Kai einfach ein wenig beim Eis essen zuzusehen. Gerade als er selbst sich auf die Mauer stützte, um neben Kai auch einen Blick auf den Fluss zu werfen, da wechselte dieser mit der Eistüte die haltende Hand und leckte sich ganz ungeniert das Eis von den Fingern und dem Handrücken. Das hatte ähnlich spannende Qualität, als sah man einer Katze bei der Fellpflege zu. Ray war sich gar nicht bewusst, wie auffällig er starrte, bis Kai kommentarlos seine Hand zur Faust ballte und ihm mürrisch eine ziemlich kräftige Kopfnuss verpasste. „Ouch! Sag mal, warum nimmst du das mit der Liebe mit geballter Faust ausdrücken immer so wörtlich?!“, jammerte der junge Chinese gleich darauf, während er sich mit der freien Hand die schmerzende Stelle rieb. Kai verengte tief brummend seine Augen und rümpfte dabei leicht seine Nase. „Es gibt eben diese gewissen Momente, in denen ich dich nicht ganz so sehr liebe wie sonst…“ Dass dieser Moment eben einer diesen gewissen Momente war, daran hatte er Ray eben immerhin auch keinen Zweifel gelassen. Missmutig knabberte der Ältere daraufhin den kläglichen Rest seiner Waffel herunter und verschränkte schließlich seine Arme auf dem Mauervorsprung, worauf er tief brummend den Fluss überblickte. „Das ist echt gemein…“ „Jetzt fang ja nicht an zu schmollen.“ „Ich schmolle überhaupt nicht!!“ „… und wie du schmollst…“ Erbost holte Ray Atem und fuhr zu Kai herum. „Warum suchst du eigentlich immer mit aller Gewalt Streit? Warum?!“ Daraufhin blinzelte der Russe völlig unschuldig zu ihm herunter und verschränkte gemächlich seine Arme vor der Brust. „Wenn du wütend bist, siehst du einfach ernstzunehmender aus.“ … Im ersten Moment war Ray im Anschluss an diese Antwort ziemlich sprachlos. Zweimal öffnete er den Mund um etwas zu sagen, während sich seine Wangen vor Wut dunkelrot färbten. Trotzdem war er im ersten Moment so auf der Palme, dass er absolut kein sinnvolles Wort hervor brachte. „ARGH?!“ Warum ließ er sich das eigentlich gefallen? Warum? Doch nur, weil es Kai war…! „…Außerdem gefällst du mir dann besser…“ …Ja… genau. wohl hauptsächlich darum… Tief ausatmend rieb Ray sich, beinahe schon erschöpft anzumutend, über das Gesicht, ehe er wieder zu Kai aufblickte. Dieser schenkte ihm jedenfalls gerade keine Aufmerksamkeit. Eher sah es danach aus, als fände er diesen knallpinken Kinderwagen, der dort drüben gerade vorbeigeschoben wurde, gerade viel interessanter. …Wobei Ray ihm das im Falle wirklich ein Stück weit nachempfinden konnte. Verdammt, war das Ding furchtbar… Aber eigentlich war der junge Chinese sich ziemlich sicher, dass Kai sich mal wieder große Mühe gab, einen plausiblen Grund zu erfinden, weshalb er ihn gerade jetzt nicht ansehen musste. Zumindest bewies dies seine mürrische Miene, die er grundsätzlich dann zur Schau stellte, wenn er es einmal fertig gebracht hatte, etwas vergleichsweise Nettes zu sagen. Seufzend rollte Ray mit den Augen. „Kai?“ Jener gab nur ein halblautes Brummen von sich, um zu zeigen, dass er zuhörte. „Ich möchte dich küssen.“ Einen Augenblick lang blieb es daraufhin totenstill auf der Mauer. Ehe mehr oder weniger unerwartet Kais gesunder Fuß heran sauste und Ray kräftig in die Seite schmetterte. „WAS FÄLLT DIR EIGENTLICH EIN, DU VERDAMMTER MISTKERL!!“ Es war ja nicht so, als hätte der junge Chinese nicht mit so einer oder zumindest einer ähnlichen Reaktion gerechnet, weshalb er deutlich von Kai abrückte und sich schmollend die Seite rieb. Er verstand Kai einfach nicht. Wenn er sich das hier wirklich wünschte… warum sperrte er sich dann so dagegen? Kai ließ es sich jedenfalls nicht entgehen schlechter Laune weiter zu fluchen. „Was soll das überhaupt?! Sowas fragt man nicht!! Wenn ich hier erst mal wieder runter komme, du blöder-…“ Aufstöhnend rieb Ray sich über das Gesicht und schloss einen Moment lang fest seine Augen. „…Das war mitnichten eine Frage, Kai…“ Und da verrauchte auch schon der Zorn seines Teamleaders. Lediglich entspannte sich seine Haltung ein wenig… - und er guckte im ersten Moment ziemlich bescheuert drein. Aber immerhin war er jetzt still. Kai war… so furchtbar anstrengend. Warum machte er es sich, als auch anderen nur so schwer. Er konnte doch so eine angenehme Person sein. Wobei Ray, angespornt durch seine Rosa Brille, geschickt ausblendete, dass Kai eigentlich zu niemandem wirklich nett war. Nicht einmal zu ihm. Warum mochte er ihn noch gleich so sehr? „…Tut mir leid…“ Ach genau! Darum! Strahlend blickte Ray wieder auf und schluckte ein zufriedenes Glucksen herunter. „Ach was!“ Kai erwiderte seinen Blick ziemlich irritiert, ehe er einen erschrockenen Aufschrei von sich gab, als Ray ihn völlig unerwartet unter den Armen griff. Es kostete ihn nicht einmal besonders viel Kraft, um Kai einfach so von der Mauer zu heben, der sich sichtlich erschrocken an den Schultern des Älteren festhielt. Aber nicht, dass Ray ihn einfach so herunter ließ. Grinsend hielt er ihn oben und beobachtete in aller Zufriedenheit Kais Reaktion, dessen Mienenspiel ziemlich schnell von erschrocken zu verwundert und schließlich zu ziemlich verärgert wechselte. Schließlich räusperte er sich vernehmlich, verengte seine Augen und baumelte leicht mit den Beinen. „Weißt du was? Ich hasse dich.“ Ray lachte ausgelassen. „Ich weiß!“ Rays Laune blieb den ganzen verstreichenden Tag über unverändert in Hochstimmung. Ob das nun gut oder schlecht war, sollte jeder Beteiligte wohl für sich selbst entscheiden. Kai sah immer noch nicht so aus, als sei er sonderlich begeistert. Allerdings sah er den jungen Chinesen, als sie sich auf den Heimweg machten, wenigstens auf eine andere Art und Weise an, was Ray äußerst zufrieden stellte. „Das hätte wirklich nicht sein müssen, Kon…“ Was jedoch lange noch nicht hieß, dass sich das auf seinen Umgangston auswirkte. Tief ausatmend rollte der junge Chinese mit den Augen. „Doch musste es. Und jetzt halte endlich den Mund. Wir sind fast da.“ „Na endlich…“ Glucksend hob Ray seine Brauen und blickte über seine Schulter zu Kai auf, der ziemlich gelangweilt dreinblickte. „Da hängst du schon so nutzlos auf meinem Rücken rum und willst dann noch Ansprüche stellen?“ Kai verzog das Gesicht. „Nutzlos ist so ein hartes Wort.“ Lachend neigte Ray seinen Kopf und raffte Kai umsichtig etwas höher. Seine Arme schliefen langsam ein, aber das war es ihm schon irgendwie wert. Er hatte es mit ihrem gemeinsamen Ausflug nun mal etwas übertrieben und vor ein oder zwei Stunden hatte Kai nicht einmal mehr richtig auftreten können. Nun ja, Kai war schließlich robust, der hielt das aus. Er beschwerte sich auch nicht. Nur, als Ray ihn schlussendlich huckepack gehoben hatte, hatte er mal wieder ziemlich gestänkert. Aber wie man sah, gewöhnte auch er sich irgendwie doch an alles. Gelangweilt baumelte er leicht mit den Beinen und stützte sich missmutig auf Rays Schultern, der sich mit dem nach Hause gehen diesmal überdurchschnittlich viel Zeit gelassen hatte. Aber nun waren sie ja da. Aufatmend durchschritt Ray gerade das Hoftor. „Uhm… Kon… du kannst mich jetzt auch runter lassen. Nur so ein kleiner Hinweis.“ Gediegen blies Ray sich eine dunkle Haarsträhne aus dem Gesicht und ließ sich in keiner Weise beirren. „Nö. Keine Lust. Übrigens heiße ich Ray.“ „Ach was…“ „Nein, ehrlich! Ich sprechs dir vor: R-A-Y. Ray!“ Murrend verzog Kai das Gesicht und holte bereits Luft, um garantiert einen ziemlich miesen Kommentar abzugeben. Einen kurzen Augenblick entspannte der junge Chinese in weiser Voraussicht etwas seine Arme und lachte zufrieden, als Kai gleich darauf erschrocken seine Arme fester um seinen Hals schlang. Mit Schwung hob Ray seinen Fuß und trat auf einem Bein balancierend fest gegen die Klingel an der Haustür. „Dann eben Ray! Du wirst mich jetzt runterlassen!“ Grinsend hob eben genannter Ray seine Brauen und linste zu Kai auf. „nö, werde ich nicht.“ „Ich habe gesagt, du sollst mich-…“ „Ich habe dich schon verstanden.“ „Ray… du wirst jetzt-…“ Die Tür öffnete sich. „…- Deine Finger von meinem Hintern nehmen und mich runter lassen. SOFORT!“ Während Ray in schnaubendes Gelächter ausbrach und den Russen daraufhin beinahe fallen ließ, blickte Kai schlechter Laune auf – nur um gleich darauf in Takaos ausdrucksloses Gesicht zu blicken. „Uhm… also… Hi, Jungs, ich-…“ „DU HÄLST DICH DA RAUS!!“ Hochrot angelaufen schnaubte Kai wie ein tobendes Nashorn, während Ray vor Lachen beinahe in die Knie ging. Tränen rannen über seine Wangen, ehe er schniefend leicht die Nase hochzog und einen Bogen um Takao in das Haus machte. „Mach dir nichts draus. Der ist halt so…“ Ein leises brummen von sich gebend, schloss Takao die Tür und blickte dem Gespann irritiert blinzelnd nach. Ray jedenfalls, ließ sich davon keineswegs beirren und steuerte ohne Umweg die Treppe an, um Kai erst mal nach oben zu bringen. Das hatte keinen tieferen Grund. Er sollte sich eher mal setzen und Ray fand die traute Zweisamkeit bisher, wirklich noch recht erhaltenswert… Tief seufzend, ließ er sich schließlich auf das Bett fallen, wischte dabei erst einmal die Tränenspuren von seinen Wangen und versetzte Kai mit den Ellbogen einen kräftigen Stoß, sodass er halblaut fluchend rücklings in das Laken kippte. „Was verdammt nochmal tust du das!?“ Ray gluckste überaus vergnügt. „Das, was mir Spaß macht. Solltest du auch mal tun.“ Man könnte jetzt damit argumentieren, dass Ray wohl doch nicht so ganz helle war, wenn er sich mit Freuden am Band beleidigen ließ. Doch das überhörte er geschickt und drehte sich lieber schwungvoll um, um sich breit grinsend über den Jüngeren zu stützen. Kai blickte ihn daraufhin wieder auf diese bestimmte Art und Weise an… „Weißt du was? Du bist ein blöder Wi-…“ „Da du gerade nicht mal weglaufen kannst, solltest du etwas besser aufpassen, was du sagst.“ Raubtierhaft grinsend verengte der junge Chinese seine Augen, während Kai sprachlos seinen Mund öffnete. Ehe er wiederum hochrot versuchte Ray mehr oder minder von sich zu prügeln. „Lass mich los!" Ray jedoch umfasste seine Handgelenke und hielt ihn mit relativ wenig Kraftaufwand auf dem Rücken. Das Spielchen war mitunter ziemlich lustig – bis Kai unfairerweise sein linkes Knie einsetzte und es ihm ziemlich schmerzhaft in die Seite schmetterte. Genau auf den blauen Fleck vom Nachmittag. „Ouch! Och man… das ist echt nich fair…“ Trotzdem lachte Ray ausgelassen, noch während Kai ihn an den Schultern packte, um ihn von sich herunter zu drücken. Als er ihn getreten hatte, hatte Ray den Halt verloren und war ihm praktisch direkt in die Arme gefallen… An der Tür klopfte es. Sowohl Ray, als auch Kai, erschraken ziemlich, als sie sich augenblicklich umwandten. „Hey! Ray, Kai. Chef bestellt Pizza, darfs für euch auch was sein? … und was treibt ihr da überhaupt?“ Kais Blick begegnete Rays. Allerdings war er nicht schnell genug, Ray an der Antwort zu hindern. „Ach nichts. Ich liege gerade über Kai, gucke ihm tief in die Augen, wir haben uns ganz doll lieb und sind kurz davor unglaublich wilden Sex zu haben. Aber du verpasst da nicht wirklich was. Käsepizza, bitte!“ Takao vor der Tür verzog ganz langsam das Gesicht, neigte seinen Kopf und gab ein von einem tiefen Glucksen gedrücktes, langgezogenes „Okay…“ zum Besten, ehe er wieder die Treppe hinunter verschwand. Er glaubte Ray nicht. Natürlich nicht. Das war auch nur gut so, sonst wäre er am Ende nur neidisch, davon war Ray fest überzeugt! Der junge Chinese unterdessen, wurde durch ein tiefes Räuspern wieder auf Kai aufmerksam gemacht. Sogleich senkte er wieder seinen Blick. Diese bestimmte Art und Weise, mit der Kai ihn gerade anblickte, sagte ihm ganz genau, dass er ein riesig großer Volltrottel war. Grinsend verengte Ray wiederum raubtierhaft seine Augen und gab ein Geräusch von sich, das an das tiefe Schnurren einer Katze erinnerte. Dabei beugte er sich langsam zu Kai hinunter, sodass sich beinahe ihre Nasenspitzen berührten. Er konnte Kai sogar schlucken sehen. „Nun siehst du mal…“ Kai hätte sich wahrscheinlich misstrauisch vor ihm zurückgelehnt, wenn er es denn gekonnt hätte. „Was?“ Mit einer Hand schnippte Ray geräuschvoll. „Das, was Wünsche manchmal anrichten können. Das hier-…“, er deutete zufrieden auf sich und ihn. „Hast du dir doch gewünscht oder nicht? Ist es nicht das was du wolltest?“ Kai rollte ächzend mit den Augen und wandte ziemlich mürrisch den Blick in andere Richtung, während er gediegen seine Arme vor der Brust verschränkte. „Jah… schon…“ Man sollte sich jetzt nicht zu viel bildlich vorstellen, doch freute Ray sich gerade buchstäblich wie ein Schnitzel. Zufrieden neigte er seinen Kopf und drückte Kai einen Kuss auf die Wange, wobei dieser wie ein schmollender fünfjähriger murrend das Gesicht verzog. „…Zumindest die Pizza…“ Ray entschloss sich diese Bemerkung mit einem glücklichen Lachen einfach mal zu überhören. ~[ENDE]~ So wars geplant, so ists fertig =] Endlich, nach einem Jahr ziemlicher Plackerei ist auch diese Geschichte zu Ende. Demnächst ist So wie Du dran. Ich glaub an mich!! CHACKAAA! Vielen lieben dank an alle Leser und alle Kommentarschreiber x] Schaut doch mal in ein paar von meinen anderen Geschichten rein. cya ~* Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)