Stepping Forward to Realize this Wish von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 9: Kapitel 9 -------------------- --------------------------------------------------------- STEPPING FORWARD TO REALIZE THIS WISH Kapitel IX --------------------------------------------------------- Das Messer war lang. Beinahe schon zu lang, um noch als Messer bezeichnet zu werden. Es ähnelte viel mehr einem Dolch, einem goldenen und mit Smaragden besetzten Dolch aus längst vergessenen Sagen. Eigentlich gehörte dieses Messer zu der Kategorie Gebrauchsgegenstände, die Axel gerne als brauchbaren Kitsch bezeichnete, doch es verfehlte seine Wirkung nicht. Das Messer war scharf, und das Blut sah auf seiner Klinge wie Rost aus. Wie flüssiger Rost, der im Schein des Feuers einen betörenden Glanz ausstrahlte. Doch Axel ließ sich nicht in seinen Bann ziehen. Er verstärkte den Griff um das Messer in seiner rechten und die Fackel in seiner linken Hand, und warf einen letzten Blick über seine Schulter zurück auf den zusammen gekrümmten Leichnam am Boden. Er rannte weiter durch die Dunkelheit. Allein die Fackel schaffte es, die leeren Flure in ein gespenstig flackerndes Zwielicht zu tauchen. Axel vernahm ein dumpfes Geräusch in der Ferne, welches die Luft um ihn herum zum Pulsieren brachte. Das weit entfernte Schlagen einer Trommel. Axels Inneres verkrampfte sich, und er blickte sich gehetzt um. Sie kamen. Er wusste nicht woher er das wusste, und er wusste auch nicht, wer sie waren, doch er wusste, dass sie kamen und dass wenn sie ihn einholten, alles verloren war. Er musste die Tür erreichen. Die Tür, die sich genau in diesem Augenblick als strahlende Pforte der Rettung am Ende des langen Ganges materialisierte. Viel zu weit weg. Viel zu weit weg. Viel zu weit entfernt, und sie kamen. Sie kamen. Axel rannte schneller, und beinahe hätte er es nicht geschafft. Er hastete durch die Pforte und schlug sie hinter sich zu, keine Sekunde bevor die geballte Dunkelheit hinter ihm gegen sie krachte und die hölzerne Tür gefährlich in ihren Angeln knarren ließ. Dann Stille. Eine seltsam künstliche Stille, die Axel noch viel mehr beunruhigte als das Schlagen der Trommeln zuvor. Er blickte nach vorne… und erstarrte. Er befand sich in einer Gruft. In einer engen, steinernen Gruft, durch deren Decke ein vereinzelter Lichtstrahl auf den Sarg in ihrer Mitte fiel. Eine eisige Hand legte sich um das herzähnliche Etwas in Axels Brust, und er hatte das Gefühl, dass dieses für eine gefühlte Ewigkeit aussetzte zu schlagen, bevor es in seinem Hals mit doppelter Geschwindigkeit weiter pulsierte. Obwohl sich alles in seinem Inneren dagegen sträubte, näherte sich Axel wie von unsichtbaren Fäden gelenkt dem Sarg. Sowie er sich ihm näherte, begann sich der Deckstein wie von unsichtbaren Händen gezogen von ihm herunter zu bewegen und die Sicht in das Sarginnere frei zu geben. Mit weichen Knien, nur noch von dieser unsichtbaren Macht, die ihn mit sich zog aufrecht gehalten, warf Axel einen Blick in den Sarg. Er keuchte, und taumelte einen Schritt zurück. Das Messer und die Fackel fielen scheppernd zu Boden. Das Licht erlosch. "Das ist allein deine Schuld." flüsterte eine Stimme hinter seinem Rücken. Axel schrie. -*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*- Axel schrie. Der Schrei löste seinen Geist aus den Fängen des Schlafes, der ihn umschlungen hatte. Er schreckte hoch, sprang aus seinem Bett als wäre es eine Grube voll giftiger Schlangen, rutschte aus und fiel hart zu Boden. Erst mit dem Aufprall fand Axel vollständig in die Realität zurück. Er blinzelte einige Male benommen und brach dann in ein völlig irres Gelächter aus. Er schüttelte den Kopf angesichts dieser absolut peinlichen Aktion. Nur ein Traum < dachte er sich. > Nichts weiter als einer deiner Scheiß - Träume. Himmel, wenn das jemand gesehen hätte… < Doch die Erleichterung, die sich sonst nach solchen Nächten des Leidens einstellte, und die Axel signalisierte, dass wirklich alles nur ein Traum gewesen war und es keinen Grund zur Beunruhigung gab, blieb dieses Mal aus. Im Gegenteil - Je wacher Axel wurde, desto klarer erschienen ihm die Geschehnisse des vergangenen Tages, und desto größer wurde das nagende Schuldbewusstsein in seinem Inneren. Und da war noch etwas - Ein beunruhigendes Gefühl machte sich in Axels Körper breit, welches ihm vorzugaukeln versuchte, dass die Zeit gegen ihn lief. Axels Herzschlag beschleunigte sich. Wild blickte er sich um. Die Stille in seiner Wohnung brüllte in seinen Ohren. Oh, phantastisch! Irgendetwas stimmte nicht. Nein, irgendetwas stimmte ganz und gar nicht, und Axel hatte die seltsame Eingebung, dass er sich sofort daran machen musste, Demyx zu finden. Jetzt gleich, auf der Stelle, am besten schon gestern. Er musste ihn finden, bevor… Axel stand auf. Er näherte sich seiner Badezimmertür, seinen Körper dazu zwingend langsam zu gehen, so wie er es sonst immer tat. Nicht zu hastig, denn das würde bedeuten, den Stimmen in seinem Inneren Gehör zu verschaffen. Das war lachhaft. Demyx zu suchen hatte Zeit. Zumindest solange Zeit, bis Axel sich geduscht hatte, die Haare gewaschen und geföhnt, die Zähne geputzt, die Zehnägel geschnitten, die Augenbrauen - Axel fuhr herum und eilte auf seine Wohnungstür zu, sich in der Bewegung seinen Umhang überstreifend. Er hastete durch die Flure, Treppen hinauf und hinunter bis hin zu dem ihm so vertraut gewordenen Gang mit den großen Panoramafenstern, auf welchem sich Demyx` Wohnung befand. Er lief wie in Trance, ohne dabei an etwas zu denken oder irgend etwas anderes zu empfinden als diese dumpfen Alarmglocken in seinem Inneren. Er klopfte Sturm an Demyx` Wohnungstür. “Demyx!” rief er. “Demyx, mach die Tür auf! Demyx, ich bin es, Axel! Komm schon, mach auf!” Nichts rührte sich. Nichts als Schweigen drang an Axels Ohr, und diese gräberne Stille ließ seine Panik noch weiter anschwellen. Er klopfte erneut, er rief Demyx` Namen, er rüttelte fluchend an der Türklinke - Und die Tür schwang lautlos auf. Verblüfft starrte Axel in Demyx` Wohnzimmer, mitten in der Bewegung erstarrt. Er blinzelte einige Male, sein Mund öffnete sich leicht. Alles in allem, dachte er sich später, musste er wohl ein ziemlich lustiges Bild abgegeben haben, wie er da so sprachlos vor der offenen Türe gestanden hatte. Jedoch war Axel in jenem Moment überhaupt nicht zum Lachen zumute. Zögerlich betrat er Demyx` Wohnung. “Demyx?” fragte er in den leeren Raum hinein, und kam sich dabei unglaublich bescheuert vor. Die Tatsache, dass Demyx seine Wohnung ohne abzuschließen verlassen hatte, erschreckte ihn. “Demyx…?” Unwillkürlich musste Axel an ein Kinderbuch denken, das er einmal gelesen hatte. Der verzweifelte Hauptcharakter läuft auf der Suche nach seinem Vater ziellos durch eine staubige Schlucht. “Hallo? Hallo, ist da jemand?” ruft er, doch nur sein eigenes Echo ist bereit, ihm zu antworten. “Irgend jemand…” Axel schüttelte seinen Kopf. Wie lächerlich das doch war. Er durchstreifte die Wohnung des jüngeren Niemand, unwillkürlich darauf achtend, keine lauten Geräusche zu machen, seinen Atem flach haltend, beinahe auf Zehenspitzen gehend, schuldbewusst wie ein nächtlicher Einbrecher. Er warf einen flüchtigen Blick in die Küche. Sie war leer. Er blickte um die Ecke in Demyx` Schlafzimmer. Ebenfalls leer. Auf alles gefasst öffnete er die Tür zum Badezimmer, in seinem Kopf die tollkühnsten Horrorszenarien zusammen spinnend. Leer. Ratlos kehrte Axel ins Wohnzimmer zurück. Er wollte sich gerade wieder der Eingangstür zuwenden, als etwas auf dem Boden seine Aufmerksamkeit erregte. Dort lagen verstreut einzelne Fetzen, die wohl vor gar nicht allzu langer Zeit einmal ein einzelnes Blatt Papier gebildet hatten. Axel näherte sich zögerlich den Papierstücken und ging vor ihnen in die Hocke. Er erkannte Demyx` kunstvoll geschwungene Handschrift auf ihnen, die einen solchen Kontrast zu seiner eigenen unordentlichen bildete. Axels Neugierde war entfacht. Er drehte alle Papierstücke auf die richtige Seite, strich sie glatt und legte sie ähnlich einem Puzzlespiel aneinander. Zusammengesetzt ergaben sie den Text eines Liedes. Axel begann zu lesen. -------------------- Ich hab geträumt, der Winter wär vorbei, du warst hier und wir waren frei und die Morgensonne schien. Alle Türen waren offen, die Gefängnisse leer. Es gab keine Waffen und keine Kriege mehr. Das war das Paradies. -------------------- Gebannt starrte der Pyromane auf die Papierfetzen. Es schien ihm, als höre er Demyx` Stimme zu ihm sprechen, irgendwo in weiter Ferne, sodass er sie eher spürte als dass er sie richtig vernahm. Der Text klang gut, fand Axel. Er gab auch sicherlich ein ziemlich nettes Lied ab, und er war typisch Demyx. Typisch Demyx mit seiner naiven, weltverbesserischen Einstellung... -------------------- Der Traum ist aus! Der Traum ist aus! Aber ich werde alles geben, dass er Wirklichkeit wird. Aber ich werde alles geben, dass er Wirklichkeit wird. -------------------- Irgend etwas in diesen Zeilen schaffte es, Axel die Tränen in die Augen zu treiben und sein schlechtes Gewissen bis ins Bodenlose zu vertiefen. Er sah den jüngeren Niemand deutlich vor sich, mit diesem enttäuschten und tief verletzten Gesichtsausdruck, zitternd, blass, jedoch seltsam gefasst, sich schweigend von ihm abwendend. „Scheiße…“ murmelte Axel, während er auch noch die letzten Zeilen überflog. „Verdammte Scheiße, was habe ich nur getan… Was habe ich nur getan…“ „Das frage ich mich allerdings auch, Axel.“ entgegnete eine Stimme hinter seinem Rücken. „Was hast du nur wieder angestellt?!“ Axel fuhr erschrocken zusammen. Er sprang auf und wirbelte herum. Als er erkannte, wer dort an der Tür stand, verdunkelte sich seine Miene schlagartig. Falls eine düsterere Miene überhaupt noch möglich war. „Was willst du hier?“ fragte er grob. „Das könnte ich dich genauso fragen.“ erwiderte Saix spöttisch. „So etwas tut man doch nicht, Axel. Einfach in die Wohnung anderer Leute eindringen…“ „Oh, erspar mir deinen Sarkasmus, Saix. Bitte!“ stöhnte Axel auf und massierte seine Schläfen. „Ich fühle mich beim besten Willen nicht in der Stimmung dafür.“ „Ah…“ meinte Saix, und ein Grinsen stahl sich auf seine Gesichtszüge. „Da kann wohl jemand die Wahrheit nicht vertragen, was? Aber was ist denn nur los, Axel? Du siehst aus, als wäre dir eine Laus über die Leber gelaufen.“ „Ja.“ erwiderte Axel trocken. „Eine sehr große sogar.“ Er schüttelte den Kopf. Da waren sie wieder, diese Stimmen, die ihn warnten, nicht zu viel Zeit zu vertrödeln. Nein, dies war wirklich nicht die geeignete Gelegenheit, sich auf eine niveaulose Diskussion mit Saix einzulassen. „Hast du Demyx gesehen?“ fuhr Axel fort, darum bemüht, einen neutralen Tonfall in seine Stimme zu legen. Saix` Augenbraue schoss in die Höhe. „Demyx?“ fragte er lauernd. „Aber was willst du denn schon wieder von dem? Das ist seltsam… Ihr verbringt momentan überaus viel Zeit miteinander, kann das sein?“ „Das geht dich überhaupt nichts an!“ entgegnete Axel schnell. „Hast du ihn nun gesehen oder nicht?“ „Schon möglich.“ sprach Saix provokant langsam, sich nachdenklich am Kinn kratzend. „Ja, es könnte sogar durchaus sein, dass ich vor gar nicht allzu langer Zeit mit ihm gesprochen habe.“ Genüsslich beobachtete er, wie Axel mühsam mit seiner Beherrschung kämpfte. Er lächelte. „Aber, aber, Axel. Nur nicht so ungeduldig… Demyx ist sowieso nicht hier. Ihm ist kurzfristig eine überaus wichtige Mission übertragen worden.“ Die Alarmglocken in Axels Innerem verstummten. Er ahnte schreckliches. „Eine Mission?“ fragte er misstrauisch, während er sich dem anderen Niemand langsam näherte. „Was denn für eine?“ „Ach, naja…“ begann Saix achselzuckend. „Das Übliche halt. Du siehst, nachdem Xaldin auf seiner Mission so fürchterlich gescheitert ist, haben wir uns gedacht, dass vielleicht Demyx-“ Weiter kam er nicht. Axels Hände schossen hervor und stießen ihn hart nach hinten. Haltlos taumelte Saix gegen den Türrahmen. Er versuchte sich wieder zu fangen, doch Axel war schon herbei und nagelte ihn dort fest. „Willst du etwa behaupten, dass ihr Demyx befohlen habt, gegen Sora zu kämpfen?“ zischte Axel drohend, doch seine Stimme zitterte. „Ist es das, was du mir sagen möchtest?!“ Saix versuchte beschwichtigend, seine Hände zu heben, doch Axel verstärkte nur seinen Griff um dessen Oberarme. „Axel!“ meinte Saix lächelnd, jedoch gelang es ihm nicht, seine Nervosität angesichts Axels überraschendem Ausbruch zu unterdrücken. „Axel, beruhige dich! Er hat es absolut freiwillig getan, niemand hat ihn dazu gezwungen!“ Irgendetwas in Axels Innerem gefror. Er lockerte für einen Augenblick seinen Griff um Saix, und dieser nutzte die Gelegenheit, sich zu befreien. Er trat ein paar Schritte zur Seite und massierte theatralisch seine Schultern. „Ganz recht, Axel.“ wiederholte er, und musterte den unbeweglich dastehenden Niemand mit scharfem Blick. „Niemand hat ihn dazu gezwungen, ich habe Demyx sogar angeboten, den Auftrag an jemand anders weiterzuleiten. Doch er… war nur allzu gewillt, diese Mission anzunehmen.“ Er machte eine berechnende Pause. „Ich frage mich… warum. Hattest du etwa deine Hände im Spiel, Axel? Wenn ja, dann sollte ich dir vielleicht dankbar -“ „Erspar mir deine Heucheleien, Saix!“ fiel ihm Axel schroff ins Wort. Seine Hände ballten sich zu Fäusten. Er zitterte am ganzen Leib. „Erspar sie mir einfach! Ich durchschaue dich, ich kann durch dich hindurch sehen und was ich sehe lässt mich erschaudern! Du bist abstoßend!“ Er spie diese Worte beinahe aus. „Du bist ein Kraken, du bist ein Sumpf, und ich will nicht in deinen Worten versacken! Weißt du eigentlich wie sehr du mich anekelst? Und nicht nur du! Ihr alle seid widerlich, ihr wisst genau, dass Demyx niemals eine Chance gegen Sora hätte, nicht wenn sogar Xaldin versagt hat, und trotzdem schickt ihr ihn! Das ist das reinste Himmelfahrtskommando und das wisst ihr, und es ist euch egal! Es ist euch egal und in gewisser Weise freut es euch sogar noch!“ Axel war wütend. Axel war so wütend, dass er beinahe Rot sah, doch gleichzeitig hatte er Angst, eine Art von Angst, wie er sie niemals zuvor gespürt hatte. Wild überschlugen sich die Gedanken in seinem Kopf. Wie lange war Demyx schon fort? War er bereits mit Sora zusammen getroffen, und wenn ja, war er etwa bereits - Das ist ganz allein deine Schuld! < Seinetwegen, seinetwegen! Demyx hatte den Auftrag seinetwegen angenommen! Betäubt durch all die grausamen Dinge, die Axel ihm an den Kopf geworfen hatte, weil er die Wahrheit nicht hatte hören können! Axel verstand jetzt, er verstand. Er verstand, dass, wenn ihre Seite tatsächlich aus solch gefühllosen und unbarmherzigen Wesen bestand, ihre Seite einfach die falsche sein musste. Und selbst wenn diese Seite Axel die Möglichkeit bot, sein Herz wiederzuerlangen, so war es dennoch definitiv der falsche Weg! Und der Preis war viel zu hoch. Ja, Axel begriff. Axel begriff und er hatte Angst. „Ihr seid wirklich herzlos!“ brüllte er Saix entgegen, absolut aufgebracht. „Und das nicht nur, weil ihr kein Herz habt! Oh wenn ich könnte, dann würde ich euch -“ „Pass auf, was du sagst, Axel!“ unterbrach ihn Saix mit drohender Stimme. „Du schaufelst dir gerade dein eigenes Grab, falls es dir entgangen sein sollte, und wenn du nicht aufpasst, liegst du schneller darin als dir lieb ist!“ Axel lachte freudlos auf. „Natürlich, Saix, natürlich.“ erwiderte er kalt. „Du solltest lieber aufpassen, dass du mir nicht den Rücken kehrst, denn du hast es dir verdammt noch mal mit mir verspielt! Und noch etwas!“ Axel überwand die Distanz zwischen ihnen beiden so schnell, dass Saix nicht fähig war, zu reagieren. Er umfasste Saix` Hände mit eisernem Griff und beugte sich zu dessen Gesicht herunter. Für einen irrwitzigen Moment dachte Saix, Axel wolle ihn küssen. Doch dieser maß ihn nur mit einem Blick so voller Kälte und Abscheu und noch etwas anderem, undefinierbarem und so tiefem, dass es Saix kalt den Rücken herunter lief. „Wenn ich Demyx jetzt suchen gehe…“ raunte der Rothaarige ihm ins Ohr, leise und ruhig, jedoch in einer unmissverständlichen Drohung. „Wenn ich ihn suchen gehe und herausfinde, dass er tot ist, dann schwöre ich dir… Ich schwöre dir, dass du der Erste sein wirst, der stirbt.“ Mit diesen Worten ließ Axel von seinem Gegenüber ab und verließ das Zimmer, Saix keines weiteren Blickes würdigend. Doch selbst nachdem er gegangen war und seine schnellen Schritte auf den marmorierten Gängen längst verklungen waren, so blieb seine Drohung dennoch präsent. Sie erfüllte den Raum, die Luft war derartig von ihr geschwängert worden, dass es Saix das Atmen schwer machte. Beinahe fluchtartig verließ der Niemand das Zimmer. Er wusste… Er wusste, dass Axel seine Drohung wahr machen würde, und er hoffte… seltsamerweise hoffte er mit allem, was in ihm steckte, dass Demyx noch am Leben war. -*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*- Axel rannte. Er rannte, wie er noch nie in seinem Leben gerannt war, das herzähnliche Etwas pochte wie wild in seiner Brust. Und sein Verstand kreiste, er umzirkelte das eigentliche Thema ohne es wirklich zu berühren, und Axel hielt für einen Augenblick an der tröstlichen Illusion fest, dass er nur schnell genug rennen musste um all seine Sorgen und Probleme für immer hinter sich zurückzulassen. Doch diese Illusion war kurzlebig. Sobald Axel sein Tempo vermindern musste, um das große Eingangsportal des Schlosses aufzudrücken, holten ihn seine Sorgen wieder ein. Hier sind wir wieder. < riefen sie ihm zu. >Hast du uns vermisst? Wir haben uns solch eine Mühe gemacht, mit dir mit zu halten, und nun nimm uns wieder in dir auf. Auf dass wir uns ausbreiten, uns an dir fest klammern und uns in dir vermehren können… < Axel bemühte sich krampfhaft, an nichts zu denken. Zumindest so lange, bis seine Befürchtungen sich als falsch herausstellten… oder sich bestätigten. < Und während er die Treppen herunter in die Stadt, die niemals war lief um dort ein dunkles Portal nach Hollow Bastion zu öffnen, kreisten Axels Gedanken um die letzten Zeilen aus Demyx` Liedtext, und er spürte ihre Wahrheit mit jeder Faser seines Seins. Er hatte das Gefühl, sein bisheriges Leben für immer hinter sich gelassen zu haben. -------------------- Gibt es ein Land auf der Erde, wo der Traum Wirklichkeit ist? Ich weiß es wirklich nicht. Ich weiß nur eins und da bin ich sicher, dieses Land ist es nicht. Dieses Land ist es nicht. Dieses Land ist es nicht… -------------------- - - - TBC Author Notes: Der Liedtext stammt von dem, leider zu früh verstorbenen, Sänger Rio Reiser, aus dem Lied „Der Traum ist aus“. Ich finde, das Lied passt sehr gut zur Thematik meiner Fanfic. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)