Dark Time von RhapsodosGenesis (in Zeiten des Krieg...chens) ================================================================================ Kapitel 88: Vom Abwarten und Teetrinken --------------------------------------- Hikari erreichte mitsamt ihrer Truppen die Kerker und sie setzte sich auf einen der drei Verhörstühle – die beiden Angeklagten auf die Gegenüberliegenden, die auf der anderen Seite des kleinen Tisches standen, vor dem eigentlich nur jeweils ein Stuhl gedacht war, weshalb auch nur Hikari direkt hinter dem Tisch saß – Königsrabatt. Ihre beiden Gegenüber teilten sich in etwa in gleichem Maße den Tisch und ihre beiden Begleiter hatten eigentlich nur ihre Stühle. Das Gespräch der beiden Gefangenen war schon vor einiger Zeit abgestorben, was zu einer bedrückenden Stille, unterbrochen von Schritten, geführt hatte. Doch dies konnte Hikari leicht hinnehmen. Jetzt jedoch würde es laut werden müssen. „Sheen und Aysha, ihr beide seid Angeklagte, verdächtigt der Betrügerei – nun, verdächtigt ist der falsche Ausdruck … eher … habt ihr Betrügerei bewiesen ausgeübt – und zudem noch respektlos der Königin gegenüber.“ Sheen unterbrach sie sofort: „Mädchen, du hast wohl etwas nicht mitbekommen.“ Das Mädchen deutete auf ihren eigenen Kopf, „ICH bin diejenige, die gekrönt worden ist, also bin ICH auch die rechtmäßige Königin an der Seite meines Königs Taro.“ „Theoretisch gesehen, könntest du recht haben“, gab Hikari lächelnd zu, „Praktisch ist es aber so, dass wir euch überführt haben und dass du die Krone an MEINER Stelle genommen hast. Und mit meiner Wiederkehr gehören sämtliche Thronrechte mir – und nicht dir. Und auch sonst keinem außer der echten Chizuru und der echten Yuki. Verstanden?“ „Ja, ja, immer diese Ausreden“, tat Sheen ihre Rede leichtfertig ab, „Aber ich habe die Krone auf meinem Kopf getragen, bevor dieser Rowdy …“, sie deutete mit einem kurzen Nicken auf Neon, der sie allerdings gekonnt ignorierte, „… mir mein Eigentum weggenommen hat!“ Hikari legte den Kopf schief. „Irrtum. Mein Eigentum. Aber darum geht es gar nicht – ich möchte wissen, wer euch dazu angestachelt hat, das zu unternehmen. Ich mag euch zwar nicht und ihr seid einfach nur neidisch und eifersüchtig auf mich. aber ihr seid einfach zu … beschränkt …, um das selbst zu planen und auch noch auszuführen.“ „Was? NEIDISCH? Auf DICH? Ich bitte dich! Was hast du, was wir nicht haben, hä?“, mischte sich nun Aysha ein. Hikari lächelte, als ihr eine Aufzählung durch den Kopf ging, sagte jedoch nur das Offensichtlichste: „Ich bin eine Königstochter und ihr nicht.“ „Das zählt nicht“, beantragte Sheen und sah beleidigt zur Seite. „Ja, ja, ihr habt schon Recht. Ich bin in Wirklichkeit neidisch auf euch und bete euch an und finde euch toll und hübsch und so weiter. Und ich mag euch noch viel mehr, wenn ihr mir eine Antwort auf meine Frage gebt. Na, wie wäre es?“, ratterte Hikari monoton herunter. Wenn anständige Dinge nicht mehr gingen, musste auch eine ehrliche Haut wie sie lügen. Das war zwar nicht gut für das Gesamtbild und den Ruf, doch was sein musste, musste sein. „Siehst du? Das sagte ich doch schon von ANFANG an!“, beharrte Sheen darauf, „Aber gut, wenn du mich danach noch toller findest, was ja kaum geht, so toll wie ich bin, dann beantworte ich dir die Frage! Welche eigentlich?“ „Wer hat euch auf die Idee gebracht, unseren Platz einzunehmen?“ „Na, Mina natürlich! Kannst du dir das denn nicht denken? Sie ist nämlich die einzige Person, die noch toller ist, als wir selbst es sind!“ „Und wer hat Mina auf die Idee gebracht?“, stellte sie die nächste Frage, fügte dann noch entzückt hinzu: „Oh! Ich mag eure Stimmen so gerne, sodass ich sie lange und oft hören möchte!“ „Ich glaube, das war Orochimaru, unser Herr und Meister!“, verkündete nun Aysha – wahrscheinlich, um auch einmal gelobt zu werden, „Der ist schließlich der Drahtzieher mit seinem fantastischen Plan, nachdem wir alle Königinnen werden sollten, die ihm selbst dienen! So aufregend, stimmt es, Sheen?“ Diese nickte und erläuterte aufgeweckt: „Ja, da hat er genau die Richtigen ausgesucht! Uns beide und Mina! Ja, ja! Wir wären tolle Königinnen gewesen! Außer, dass wir so hässlich hätten bleiben müssen, bis man uns entsorgt – nach der Hochzeit! Und dann Nero, Taro und Shiro uns als neue Frauen ausgesucht hätten! Und unsere Verwandlung hier war eigentlich nur eine Vorsichtsmaßnahme, falls etwas nicht klappt, dass wir noch zwei Pläne haben! Aber es hat ja alles geklappt und wir sind jetzt Königinnen!“ Am liebsten hätte Hikari laut losgelacht, doch sie schüttelte nur kaum merklich den Kopf und dachte sich ihren Teil zu dieser …weltfremden Einstellung. Es war einfach nur unglaublich, wie wenig diese Mädchen eigentlich von den letzten zehn Minuten mitbekommen hatten! Aber sie ließ sie weiterreden. Hauptsache sie redeten etwas Sinnvolleres. Auch wenn sie noch immer der Meinung waren, Herrscher zu sein. „Oh, wie schön deine Stimme klingt! Diese Sprachmelodie – einfach bezaubernd!“, schmeichelte Hikari ihr, „Oh, Aysha! Wie wäre es denn, wenn Ihr, meine Königin, mir erzählen würdet, wie Ihr, also Ihr und Sheen und Mina, zu Orochimaru gekommen seid?“ Aysha kicherte vergnügt und antwortete: „Mina kam ja vor ein paar Jahren zu uns tollen Mädels dazu und da hat sie uns gleich ihren Zauberstaub gezeigt, den wir ja alle total super fanden! Und als Dank dafür, haben wir sie in unsere Gesellschaft aufgenommen – und sie hat uns da erzählt, dass der große Herrscher Orochimaru noch was gut bei ihr hat und da hat sie uns angeboten, dass wir seiner geheimen Mannschaft beitreten, um auch Gewinne und Vorteile bei ihm abzustauben! Total klasse!“, sie hielt kurz inne, um durchzuatmen, denn auch eine Wortmaschine konnte nicht durchgehend sprechen, „Und da haben wir natürlich sofort zugegriffen! Und es war wirklich super, wie der uns behandelt hat! Und dann haben wir auch immer total wichtige Aufgaben erhalten – natürlich von Mina, die meistens alleine zum Herrn gegangen ist, um mit ihm zu kommunizieren – manchmal sind aber die anderen mitgegangen. Ja – das war es eigentlich, oder, Sheen?“ „Ja, Mina hat den besten Draht zum Herrscher, da die ihn ja von Anfang an gekannt hat. Aber sie hat das auch verdient, nachdem sie uns diesen heilenden Staub geschenkt hat!“, erörterte Sheen des Weiteren. „Ah, wie aufregend und spannend! Ich bekomme ja kaum genug davon!“, log Hikari ihnen gespielt erfreut ins Gesicht, „Oh ja, oh ja! Ich verstehe total! Aber … was ist denn eigentlich dann mit dem Staub passiert? Ich meine gerade vorhin, als dieses seltsame, hässliche Mädchen aufgetaucht ist, das so gar nicht zu euch gepasst hat?“ Aysha dachte kurz nach, beantwortete ihre Frage aber: „Leider weiß ich das auch nicht. Auf einmal hat meine Haut zu brennen begonnen und – aua, das hat geschmerzt! – danach ist dieses hässliche Ding mit dem Schleim passiert! Aber zum Glück hatten wir weniger drauf als dieses Mädchen! Die hat ja alles total abbekommen, diese Null!“ Hikari lachte darüber – natürlich nur gespielt, da sie so etwas nicht lustig fand … aber Eindruck blieb Eindruck. „Und, willst du noch etwas über uns wissen, Kindchen?“, fragte Sheen freundlich. Wie sehr Komplimente Feen verändern konnten … Hikari erkannte diese Puderquasten kaum wieder. „Nun … mir gelüstet es nach einem Tässchen Tee, wollt ihr auch welchen?“, bot sie freundlich an. Sie hatte den Königsplural wieder abgelegt, da die beiden ihren Honig schon nicht mehr erkannten. „Ja, hey, du da!“, Sheen deutete wieder auf Neon, „Hol mir Tee. Und den beiden da auch.“ Hikari sah zu dem Wächter, der sich nicht bewegte und nickte kaum merklich. Er jedoch sah es, da er in ihre Richtung schaute – und er stand auf und tat es. Hoffentlich verstand er, dass er mitspielen sollte. Und Raven auch. Sie mussten diese Spinnerinnen umgarnen, um möglichst viel aus ihnen herauszubekommen. Chizuru sah nach hinten und erkannte ihre Tante, die wieder zu ihnen gestoßen war. Sie wusste zwar nicht, weshalb dieser Sinneswandel kam, doch je mehr hier waren, desto mehr eingeschüchtert war Nami … desto eher floh sie nicht … und scheinbar hatte sie auch die Welt um sich herum eher ausgeblendet, sodass eine Person mehr oder weniger eher nicht auffallen würde. Sie konzentrierte sich wohl vollständig auf Yuki. „Lassen wir es doch sein“, schlug Sutefani vor, „Das Kind wird nicht sprechen und … wahrscheinlich wurde es nur von den beiden anderen mitgezerrt. Und wir alle wissen ja, wie Kinder so sind! Immer mit dem Strom schwimmen! Lassen wir sie mit einer kurzen Verwarnung gehen und nehmen die Krönung von Neuem auf.“ „Wahrscheinlich habt Ihr Recht, meine liebe Sutefani“, entgegnete Drosselbartbus daraufhin. „Dann können wir endlich in Pension gehen und unseren Kindern alles andere überlassen.“ „Hast du bis jetzt gebraucht, um dir das zu überlegen?“, wollte Chizuru wissen. Scherzhaft, selbstverständlich. Sie schätzte ihre Tante als relative kluge Person ein, weshalb dies eher als Auflockerung hätte gelten sollen. Aber ihre Tante reagierte anders: „Schweig, Chizuru. Ich habe meine Pflichten erledigt und- …“ „Die Koffer gepackt“, schlussfolgerte Yuki lächelnd, „Rege dich doch nicht so auf, Mutter! Das wird schon …“ „WAH! Ich halte das nicht aus! Dieses scheinheilige Getue!“, rief Nami plötzlich dazwischen – und wenn die Aggressionsskala nicht schon voll war, dann war sie es jetzt bestimmt. Da Mädchen wirkte unnatürlich wütend und entzürnt und hätte wohl am liebsten den Wald abgehackt – und das alles im selben Atemzug! „Nami. Wir müssen reden“, entschied Nero beschwichtigend, „Keiner hat eine Ahnung, mit wem, was oder über was du da sprichst! Werde bitte deutlicher!“ „Nero, was ist mit dir passiert. Du bist ja überaus freundlich“, gab Taro trocken dazu. „Ein Gentleman weiß eben, wie er mit einer Dame zu sprechen hat“, entgegnete Nero spitzbübisch und wandte sich wieder Nami zu – und von seinem Bruder ab. „Keiner hat eine Ahnung, ja?“, knurrte das Mädchen zornig, „KEINER. Ja, keiner hat eine Ahnung, wie ich mich fühle, wenn ich SIE sehe!“ Entzürnt deutete sie auf Yuki, woraufhin abermals alle Blicke auf diese fielen und sie erneut mit den Schultern zuckte. „Vielleicht solltest du uns das dann erklären“, schlug Nero vor und fügte murmelnd hinzu, „Ich fühle mich wie ein Psychiater …“ Chizuru hüstelte kurz und murmelte zurück: „Vielleicht bist du ja einer.“ „Gut, aber ich denke nicht, dass meine GEFÜHLE irgendwen hier interessieren! Irgendjemanden, den sie interessieren sollten zumindest! Und euch anderen bestimmt auch nicht! Ihr wollt mich doch nur als Schuldige sehen und in eurer Friede-Freude-Eierkuchen-Welt mit eurem Ansehen weiterleben! Ihr nehmt mir alles weg!“ „Weißt du … wenn du so wirr sprichst – dann erinnerst du mich wirklich an Mina. Und das wollen wir ja nicht“, erklärte Chizuru ihr, „Oder bist du etwa die missverstandene, kleine, hilflose Seite von Minas gespaltener, undurchsichtiger Persönlichkeit?“ „Schweig still!“, befahl Nami ihr, „Schweigt einfach alle! Nein, nicht alle!“, korrigierte sie sich und wandte sich ihrem Vater zu, „Los! Sag es ihnen! Ich weiß es, Vater! Ich WEIß es! Vergiss deine dämliche Geheimniskrämerei endlich! Ich meine – es ist doch so offensichtlich! Und wenn du ihnen dieses eine Detail eröffnest, dann verstehen sie vielleicht meine … REAKTION! Du verstehst sie doch schon längst und sagst nur nichts! Du bist … du bist … UNFAIR!“, schrie sie ihm entgegen, „UNFAIR!“ „… Nami, bitte beruhige dich …“, bat Sutefani, „Dein Vater ist bestimmt nicht so unfair, wie du tust! Ich weiß es zwar nicht, da ich ihn nicht kenne, aber …“ Yuki hüstelte auffällig, sagte jedoch nichts. Chizuru fragte sich, ob ihre Cousine ihnen etwas mitteilen wollte oder sich erkältet hatte, beschloss aber, sie erst danach zu fragen. „Ach, du kennst ihn nicht?“, zischte Nami wütend, „Du behauptest, meinen Vater nicht zu kennen?“ „Wie sprichst du mit der Königin, Mädchen?“, begehrte Chizuru auf – ja, jemand musste dem Kindchen die Leviten lesen, „Und was meinst du damit?“ „Ich spreche mit ihr, wie ich will – und wie es sich gehört! Und ich meine damit, was ich sage – und ich erwarte eine entsprechende Antwort, Sutefani!“ „Oh, äh, ja, vielleicht habe ich ihn schon, ein- oder zweimal hier gesehen. Aber das muss nicht sein. Und nur, weil man jemanden sieht, bedeutet es unlängst, dass man jemanden kennt!“ „Ja! Deshalb kennst du mich nicht! Du hast mich noch nicht einmal gesehen!“ „Wieso sollte sie dich sehen oder gar kennen? Du bist doch eine aus Wastebin. Und … hier warst du auch nur eine versteckte Agentin“, antwortete Taro, denn scheinbar war sein Interesse geweckt worden. „Ich hasse mein rotes Haar, das mein Vater so liebt“, erklärte Nami und stierte in den Boden, sie murmelte kaum hörbar, „Und wie er immer sagte ‚Ach, dein rotes Haar erinnert mich immer an deine Mutter, du hast dasselbe schöne Haar!’. Oh ja, ich wurde immer mit meiner blöden Mutter verglichen! Die Mutter, die mich im Stich gelassen hat, die Mutter, die sich NIE bei mir gemeldet hat, die Mutter, die mir fern geblieben ist und nach der ich niemals suchen durfte!“, je länger der Satz wurde, desto lauter ertönte die Stimme des Mädchens, „Ja, ja, genau! Ich war die einzige Person in ganz Wastebin, deren Haar dieses hässliche Rot hatte! Keine andere Person war damit bestraft! Nur ich, ich alleine! Und dann … dann komme ich zur Feenwiese … und … was ist dort? Keine MENGE an rotem Haar .. aber … es machte Sinn, nach wessen rotem Haar ich hatte suchen müssen!“, sie brüllte förmlich und schaute beim letzten Wort auf, „Ja, Mutter, genau! Nach deinem hässlichen roten Haar hatte ich suchen müssen!“ Alle Augen richteten sich auf Sutefani, die beschämt zu Boden schaute. „Ich …“ _______________________________________ Bei [.i.]- und [.u.]- und [.b.]-Fehlern bitte melden! Laienhafte Grüße - der Autor, der sich vorgenommen hat, sich kurz zu halten Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)