Sicarius Vita von Flordelis (Custos Vitae I) ================================================================================ Kapitel 2: Alte Liebe rostet nicht ---------------------------------- Landis lächelte. „Hallo, Oriana.“ Sein Gesicht war genau dasselbe wie früher, auch wenn er ungewohnt reif wirkte. Die grünen Augen glitzerten allerdings immer noch lebenslustig, wenn er lächelte, das hatte sich nicht verändert. Im Gegensatz zu seinem Haar. Blonde Strähnen hatten sich in den Pony der ansonsten braunen Haare verirrt. „H-hallo, Landis...“ Orianas Stimme erinnerte mehr an ein Krächzen. Begeistert sah Nolan zwischen beiden hin und her, schwieg aber sicherheitshalber. „W-wo warst du solange?“, fragte Oriana weiter, hätte sich aber am liebsten gleich dafür geohrfeigt. Das hörte sich an als hätte sie jahrelang nur auf ihn gewartet. Aber hatte sie das nicht in gewissem Sinne auch? Wie oft hatte sie davon geträumt, dass Landis wieder auftauchen und sie fortbringen würde? Fort von Frediano und dem trostlosen Leben in New Kinging. Aber es war nicht mehr als ein Traum. Auch wenn Landis nun wirklich hier war, er kein Prinz auf einem weißen Pferd und bestimmt würde er sie auch nicht wegbringen. „Mal hier, mal dort“, antwortete Landis ausweichend. „Ich bin in ganzem Reich herumgereist.“ Er klang nicht wie ein Heimkehrender, er klang wie ein Reisender, der sich gedanklich darauf vorbereitete, in einigen Tagen wieder aufzubrechen, um mehr von der Welt zu sehen. Lag es daran, dass er seine Heimat in Cherrygrove sah? Orianas Blick ging nach unten, als sie etwas Störendes an ihm bemerkte. Ein Mädchen, ungefähr in Millys Alter, klammerte sich an Landis' Bein und sah sich ein eingeschüchtert um. Die Eifersucht erwachte in Oriana, aber sie verneinte diese und verdrängte sie hastig, bevor das Gefühl die Oberhand gewinnen konnte. „Wer ist denn das?“ Landis sah auf das Mädchen hinunter und strich ihm liebevoll über das pinkfarbene Haar. „Das ist Dawn. Sie ist ein Waisenkind, ich habe sie unterwegs gefunden und mitgenommen.“ Die roten Augen musterten Oriana, die schmunzeln musste. Landis hatte schon von Beginn an eine Schwäche für Außergewöhnliches gehabt, was immer wieder zu lustigen oder tragischen Situationen geführt hatte. Oriana erinnerte sich noch zu gut an das kleine Frosttiger-Junge, das Landis eines Tages angeschleppt und das er unbedingt hatte behalten wollen. Seine Mutter war allerdings dagegen gewesen und so hatte er den Kleinen widerwillig freigelassen, ihn heimlich aber weiterhin mit Essen versorgt. Inzwischen war der Frosttiger größer als ein Pferd, dafür aber unglaublich zutraulich. Ab und an besuchte Milly ihn gemeinsam mit Richard oder Nolan, daher wusste Oriana darüber so gut Bescheid. Milly musterte Dawn neugierig aus der Entfernung, noch unentschlossen, ob sie einfach auf sie zutreten konnte und ob sie überhaupt eine gute Spielkameradin abgeben würde. Doch wie sollte sie das je herausfinden, wenn nicht durch den ersten Schritt? Lächelnd ging sie auf Dawn zu. „He, ich bin Milly. Willst du mit mir spielen?“ Das Mädchen antwortete nicht, sah ihren Gegenüber nur ratlos an. Landis kniete sich hin. „Hallo, Milly. Dawn kann leider nicht sprechen. Aber ich bin sicher, dass sie gern mit dir spielen würde. Stimmts, Dawn?“ Sie sah ihn an, Unsicherheit lag in ihrem Blick und konkurrierte mit seiner Zuversicht, die er ausstrahlte. Es dauerte nur Bruchteile von Sekunden (wenngleich es für Oriana, die nur untätig daneben stand, aufgrund des Schweigens eine halbe Ewigkeit zu dauern schien), dann siegte Landis. Dawn nickte lächelnd. Milly nahm ihre Hand und ging gemeinsam mit dem Mädchen davon. Landis richtete sich wieder auf und sah den beiden hinterher, auch als sie bereits aus seinem Blickfeld verschwunden waren. „Wer ist die Kleine?“ „Meine Tochter“, antwortete Oriana sofort. „Das hätte ich mir denken können. Sie ist genauso hübsch wie du.“ Errötend senkte sie den Blick, dabei wusste sie nicht einmal, was genau sie in Verlegenheit brachte. Die Tatsache, dass Landis ihr sagte, dass sie hübsch war? Dabei war sie sich absolut sicher, dass er es nicht so meinte. Entweder wollte er ihr nur schmeicheln (aus welchem Grund auch immer) oder er redete von früher - oder er machte sich über sie lustig, aber diese Wahrscheinlichkeit wollte sie nicht näher in Betracht ziehen. Nolan lächelte. „Soll ich euch beide allein lassen?“ „Nein!“, entfuhr es Oriana sofort. Hastig griff sie nach seinem Arm, damit er nicht wirklich noch ging und sie einfach so in dieser Atmosphäre zurückließ. „Du kannst mich nicht mit ihm allein lassen!“, zischte sie. „Wer weiß, was ich mit ihm anstelle!?“ Sie biss sich auf die Zunge. Nolan grinste. „Oh la la. Willst du es Frediano heimzahlen?“ Oriana knurrte leise und verpasste ihm einen leichten Schlag auf den Arm. Er lachte dazu nur, diese Behandlung war er von ihr bereits gewohnt. Landis lächelte und endlich sah es auch aus wie das melancholische Lächeln eines Reisenden, der heimgekehrt war. „Einiges ändert sich wohl nie, hmm?“ „Niemals“, stimmte Nolan enthusiastisch zu. „Komm schon, setz dich doch, erzähl uns, was du so gemacht hast.“ „Nolan, das ist mein Haus“, fuhr Oriana scharf dazwischen. „Gar nicht wahr, das ist Fredianos Haus", wurde sie gleich darauf belehrt. "Du wohnst nur hier.“ Die Frau sah ihn mit zornfunkelnden Augen an. Er konnte es einfach nicht lassen, sie immer wieder an diesen Mann zu erinnern und das machte sie wütend. Besonders, wenn er es vor Landis tat. „Streitet euch doch nicht“, bat Landis inständig. Oriana kämpfte um ihre Fassung. Ruhig sah sie Landis an. „Setz dich ruhig und nimm dir ein Glas.“ Ihre einladende Geste zum Sofa, zeugte von ihrem Talent als perfekte Gastgeberin. Er nickte und folgte ihrer Aufforderung, während Oriana Nolan forsch mit sich in den Flur zog. „Führ dich vor Landis nicht so auf!“, zischte sie ihm zu. „Er muss nicht wissen, dass Frediano nur noch mit mir verheiratet ist, um den Schein zu wahren.“ „Hat der Kommandant dir das gesagt?“, fragte er lauernd. Frediano war trotz seiner Geburt in New Kinging mit den vier Kindern in Cherrygrove befreundet gewesen. Zwar war er nie der Beliebteste in der Gruppe gewesen – hauptsächlich weil er Oriana immer offen den Hof gemacht hatte, obwohl alle sie mit Landis hatten zusammensehen wollten – aber er hatte zweifellos zu ihnen gehört. Doch seit Frediano Oriana so behandelte, war Nolans freundschaftlicher Respekt ihm gegenüber verschwunden. Schneller geschmolzen als Schnee in der Sonne, wie er immer zu sagen pflegte. Er war nur noch der Kommandant der Kavallerie und das zeigte Nolan auch deutlich - auch wenn das Ziel seines Angriffs gar nicht in der Nähe war. Frediano hatte das mit einem Schulterzucken abgetan, als er damit konfrontiert worden war und war zu einer seiner unzähligen Geliebten gegangen. „Er muss mir das nicht sagen, damit ich das weiß“, erwiderte Oriana. „Ria... so etwas hast du nicht verdient. Warum siehst du das nicht ein? Du hast doch inzwischen auch eingesehen, dass du dich falsch entschieden hast. Warum kannst du nicht die Konsequenzen daraus ziehen und ihn endlich verlassen. Und jetzt, wo Lan wieder da ist...“ „Du weißt doch noch gar nichts von Landis. Vielleicht hat er sich inzwischen neu verliebt. Es sind immerhin ganze sieben Jahre vergangen.“ Sie wollte keine Hoffnungen wecken, wo diese möglicherweise gar nicht zu nähren war. Sie zog es vor, hoffnungslos zu sein, als diese zerschlagen zu lassen. Ersteres war ein langsames Dahinsiechen, eine Qual durch jeden einzelnen Tag, letzteres dagegen war jedesmal ein neuer Tod. „Dann sollten wir ihn vielleicht danach fragen“, schlug Nolan gut gelaunt vor. „Und woher willst du überhaupt wissen, ob ich-“ „Ach komm, Ria, das sieht doch ein Blinder. Du liebst Landis, ganz genau wie früher.“ Oriana gab seufzend auf und hob ihre Hände. Mit dieser Geste erklärte sie die Diskussion für beendet. Aus Erfahrung wusste sie, dass, sobald sie diesen Punkt erreicht hatten, es nur noch "Nein" und "Doch" als Argumente gab, die hin und her gingen. Gemeinsam kehrten sie ins Wohnzimmer zurück. Oriana setzte sich wieder und sah Landis an. Nolan setzte sich grinsend auf Landis' andere Seite. „Also, Lan, erzähl doch mal.“ „Erzähl lieber du, No. Was hast du bislang angestellt?“ Es war nicht ungewöhnlich, dass Landis von sich selbst ablenkte, was hauptsächlich an seiner Neugier lag. „Ich bin Mitglied bei der Kavallerie – und ganz nebenbei der beste Reiter", antwortete Nolan stolz. "Zumindest seit Oriana nicht mehr da ist.“ „Und was macht die Liebe?“, fragte sein Freund schmunzelnd. Nolan grinste. „Hier mal ne Freundin, da mal ne Freundin. Was Festes wurde daraus noch nicht. Aber ich bin zuversichtlich.“ „Nur nie aufgeben“, sagte Landis lächelnd, zuversichtlich wie eh und je. Der Kavallerist stieß ihm mit dem Ellenbogen leicht in die Rippen. „Und? Wie sieht es bei dir aus? Was macht die Liebe bei dir?“ Landis warf einen Blick zu Oriana hinüber, dann sah er wieder Nolan an. „Nicht viel. Wenn du ständig unterwegs bist und das auch noch mit einem kleinen Kind, hast du nicht viel Zeit, um mit jemandem anzubändeln.“ „Das kann ich mir vorstellen. Wie lange willst du hierbleiben?“ „Ich weiß noch nicht...", kam die ausweichende Antwort, "aber eine Weile werde ich schon bleiben." Es war wieder die Aussage eines Reisenden, der sich davor fürchtete, sich irgendwo zu lange niederzulassen. Bedrückung schlich sich in Orianas Gemüt, als ihr klar wurde, dass dies hieß, dass Landis vielleicht wieder gehen könnte. Vielleicht, wenn sie sich gerade an seine Rückkehr gewohnt hatten. Aber was war sein Ziel? "Ist Kenton nicht hier?“, fragte Landis plötzlich. Nolan schüttelte den Kopf und erklärte ihm dasselbe wie zuvor schon Oriana. Landis nickte wissend. „Ich verstehe. Von Sicarius Vita habe ich auch schon gehört. Aber viel mehr auch nicht. Die Leute fürchten sie anscheinend.“ „Tust du das nicht?“, fragte Nolan. „Sie ziehen durch die Gegend und bringen Leute um.“ Sein Freund zuckte mit den Schultern. „Vielleicht. Na ja, ich habe mit denen nichts zu tun und ich selbst habe auch keine Angst vor denen.“ „Die Ruhe selbst, hä?“, fragte Nolan beeindruckt. „Nicht einmal ich kann dabei so still bleiben, aber du bist wahrscheinlich einfach entspannter.“ Landis lächelte. „Na ja, wenn man so viel herumgekommen ist...“ Es war deutlich, dass er das Thema wechseln wollte, wenngleich Oriana nicht wusste, weswegen. Aber sie hatte direkt eine Ausrede dafür parat: Er redete nicht gern über Mörder und andere Verbrecher, das war schon immer so gewesen und hing gerüchteweise mit seiner Mutter zusammen. „Du musst uns alles von deiner Reise erzählen", stieg Nolan sofort auf den Themenwechsel ein. "Hast du das Königreich auch mal verlassen? Wie und wo hast du Dawn aufgegriffen?“ „Nun... ich habe das Königreich nie verlassen. Ich hatte genug in diesem Land zu tun. Ich wusste gar nicht, dass es so groß ist. Da bist du wirklich ewig unterwegs." Mit seinen Armen zeigte er eine Entfernungsspanne an, die mehr symbolisch gemeint war. "Dawn traf ich in Jenkan. Sie war dort in einer Art... Klinik. Da sie nicht spricht, nahm man an, sie wäre geisteskrank oder besessen. Ich habe sie dort rausgeholt und seitdem sind wir zusammen unterwegs.“ Oriana runzelte ihre Stirn, als ihr etwas auffiel. In Jenkan hatte Sicarius Vita zuerst angegriffen. Und zwar war der Leiter dieser Klinik getötet worden. So wie Jenkan pflegte, ihre Geisteskranken loszuwerden: Er war auf dem Scheiterhaufen verbrannt worden. War das ein Zufall? Ja, es musste einfach sein. Landis konnte nichts mit dieser Attentäter-Organisation zu tun haben. Dafür war der junge Mann viel zu nett, viel zu liebevoll. Wie hatte sie überhaupt auf diesen Gedanken kommen können? Es klopfte wieder an der Tür. Nolan sprang sofort auf und lief hin, um zu öffnen. Als er draußen war, erfüllte Schweigen den Raum auf eine unangenehme Art und Weise. Zuletzt hatten sie sich angeschwiegen, als sie sich fünf Minuten vor Orianas und Fredianos Hochzeit noch einmal gegenübergestanden hatten - nur um dann wortlos wieder auseinanderzugehen. Landis warf einen Blick umher. „Du lebst hier also mit Frediano?“ Oriana nickte schweigend. „Und wie... ist eure Ehe so? Bist du glücklich?“ Sie lachte trocken und humorlos. „Frediano ist an meinem Geburtstag nicht hier und er kümmert sich nie um seine Tochter. Denkst du, dass ich glücklich bin?“ Wieder biss sie sich auf die Zunge. Warum hatte sie ihm das erzählt? Andererseits hätte er es früher oder später ohnehin noch erfahren. Also warum nicht gleich von ihr? Landis sah sie schweigend an, einen Hauch von Mitleid im Blick. Und dann war da noch etwas. Was war es nur? Entschlossenheit? Aber für was? Oriana wurde nicht schlau aus ihm. Nolan kam wieder herein. „Onkel Richard ist da.“ Ihm folgte ein Mann, der eine entfernte Ähnlichkeit mit Landis hatte. Einige Falten hatten sich bereits in seinem Gesicht gebildet, besonders deutlich die Lachfältchen um seine Augen. Graue Strähnen hatten sich in sein braunes Haar verirrt. Aber die braunen Augen leuchteten nach wie vor mit Schalk. „Alles Gute zum Geburtstag, Oriana.“ Er umarmte die junge Frau herzlich. Sie lächelte. „Danke, Onkel Richard.“ Schließlich fiel sein Blick auf Landis. „Und wer ist das? Ein neuer Freund von dir?“ „Nein, eher ein alter Freund“, bemerkte der junge Mann mit einem verunsicherten Lächeln. „Diese Stimme...“ Richard ging näher, Landis stand auf, damit der Mann ihm in die Augen sehen konnte. Oriana konnte sehen, wie er zitterte, während er darauf wartete, dass sein Vater ihn erkannte. Sie wusste nicht, was er dachte oder fürchtete, aber sie konnte es sich vorstellen. Landis hatte immer an seinen Eltern gehangen, besonders an seiner Mutter, während er seinen Vater stets bewundert hatte. Wenn sein Vater ihn nun nicht mehr erkennen würde, würde das wahrscheinlich Landis' Welt zerbrechen, soweit war sich Oriana im Klaren. Doch in Richards Augen leuchtete ein Funke des Wiedererkennens. „Landis, bist das wirklich du?“ Landis nickte, sein Lächeln zeigte Erleichterung. „Ja.“ Oriana und Nolan sahen ergriffen und angespannt zwischen den beiden hin und her. Vater und Sohn standen sich gegenüber und blickten sich neutral an. Es war nicht rauszusehen, was die beiden dachten oder wie sie als nächstes handeln würden. Wenngleich Oriana hoffte, dass alles gut ging und Richard seinem Sohn keine Vorwürfe machen, sondern ihn einfach in die Arme nehmen würde. Aber es schien wie eine Ewigkeit, dass die beiden einfach nur dastanden und sich ansahen. Doch schließlich lächelte Richard und nahm Landis in den Arm. „Du bist endlich wieder da. Ich habe gedacht, ich würde dich nie wiedersehen.“ Landis erwiderte die Umarmung. „Ich bin froh, wieder bei dir zu sein, Papa. Bei dir und Mama.“ Sein letzter Satz trübte die Stimmung wieder. „Was ist los?“, fragte er. „Habe ich etwas Falsches gesagt? Wo ist Mama denn überhaupt? Wollte sie nicht herkommen?“ Richard löste die Umarmung wieder und legte die Hände auf seine Schultern. „Landis, ich muss dir etwas sagen. Weißt du, nachdem du gegangen bist, war deine Mutter... sehr traurig. Sie wurde krank und starb.“ Landis' Gesicht wurde schlagartig bitter. „Mama ist... tot?“ Die anderen beiden senkten betrübt die Köpfe. Nie hätten sie gedacht, dass er es erfahren müsste. Und vor allem nicht so. Nicht mit einer Lüge. Richard nickte. „Ja. Leider konnten wir nichts tun, um ihr zu helfen. Deswegen bin ich auch hierhergezogen. Hier ist der Schmerz nicht ganz so schlimm.“ „Ich... ich verstehe.“ Landis schluckte einmal. Es schien Oriana, dass er gegen die Tränen ankämpfte, aber es war anders als früher, es wirkte einstudiert. Plötzlich lächelte er wieder, wenn auch ein wenig bitter und verzweifelt. „Es tut mir Leid... das wollte ich nicht.“ Richard schüttelte mit dem Kopf. „Ist schon in Ordnung. Hauptsache, du bist wieder hier. Bleibst du eine Weile?“ „Ja. Dawn und ich wollten eigentlich hier in New Kinging bleiben.“ Oriana hob eine Augenbraue. Vorhin sagte er noch, er wüsste nicht, wie lange er bleiben will... Weder sie noch Nolan sagten, was sie gerade dachten. „Wer ist Dawn?“ Das Lächeln auf Landis' Gesicht wurde wieder echt. „Dawn ist meine Adoptivtochter.“ Er erzählte seinem Vater, wie er sie in Jenkan gefunden und mitgenommen hatte und dass sie nicht sprechen konnte. Richard lächelte väterlich. „Wie wäre es, wenn ihr beide bei mir wohnt? Ich hätte nichts dagegen und Platz genug habe ich auch dafür.“ Oriana glaubte, noch Gründe zu erahnen, die Richard nicht sagen konnte oder wollte. So war er schon immer gewesen. Landis war damit aufgewachsen und kannte es auch, deswegen zeigte er sie nicht enttäuscht. „Gern. Das würde uns auch prima passen, denn wir haben kein Geld mehr. Auch ein Grund, warum wir jetzt hier sind. Ich wollte im Palast nämlich nach einer Anstellung fragen.“ „Du hast doch auch die Ausbildung zum Kavalleristen abgeschlossen“, erinnerte Nolan ihn. „Ich will aber nicht zur Kavallerie“, erwiderte Landis knapp. Die anderen drei nickten verstehend. Keiner von ihnen wäre zur Kavallerie gegangen, wenn der Kommandant so schlecht auf sie zu sprechen war - oder sie auf den Kommandanten. Nolan hatte seine eigenen Gründe, warum er noch bei der Kavallerie war. Oriana war bereits vor Jahren ausgestiegen. Fredianos Anwesenheit reichte ihr bereits für die Zeit, die er zuhause verbrachte. Sie lächelte. „Aber keine Sorge, der Palast hat bestimmt noch genug andere Stellen, für die er Mitarbeiter sucht.“ Da war sie sich sogar sehr sicher. Seit sie nicht mehr bei der Kavallerie war, wurde sie immer wieder gefragt, ob sie nicht gern an der ein oder anderen Stelle im Palast arbeiten wollen würde. Aber bislang hatte sie stets abgelehnt. Erstens musste sie als Frau des Kommandanten nicht arbeiten und zweitens wollte sie nicht einer von Fredianos Geliebten über den Weg laufen. „Hast du heute keinen Kuchen mitgebracht?“, fragte Oriana. Richard grinste. „Natürlich. Aber ich habe ihn in die Küche gebracht, damit Nolan ihn nicht gleich vollständig vertilgt.“ „Das schafft er auch so“, erwiderte Landis und deutete auf die Stelle an der Nolan eben noch gestanden hatte und an der nun niemand mehr war. Richard stöhnte auf. „Oh nein! Jedes Jahr dasselbe.“ Er lief hastig in die Küche hinaus. Oriana lächelte melancholisch. Ja, es war wie jedes Jahr. Sie sah wieder zu Landis. Wie jedes Jahr, nur noch besser. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)