Deepest Gold von Bettyna (Who are you, holy flame?) ================================================================================ Kapitel 2: Torture ------------------ Ein dumpfes Pochen, ein konstantes Rauschen, ein rasselndes, keuchendes Geräusch. All das schwirrte durch die Luft, ohne wirklich einen Zusammenhang zu finden. Doch was hatten diese Dinge auch für eine Bedeutung? Sie waren nichtig, genauso, wie der Fakt, warum sie überhaupt wahrgenommen wurden. Aber eigentlich war es eine Tatsache, dass sie bemerkt wurden. Doch war es etwa doch wichtig? Um diese Frage zu beantworten, war es noch zu früh und zu beschwerlich, denn Leben und Tod standen auf einer dünnen Linie, von der Beides ganz leicht in die jeweils andere Richtung kippen konnte. Doch die Gedanken waren da und einmal aufgerüttelt, gaben sie keine Ruhe mehr. Ja, so war sie, dies war 'ihre' Natur und auch in dieser Situation blieb sie ihr treu - ob dies ein Fluch oder ein Segen war, stand in den Sternen… Die junge Frau erwachte unsanft, weil ihr ganzer Körper wehtat - kribbelnd, stechend, ziehend. Wo war sie? Wer war sie? Als sie ihre Lider leicht öffnete, wurde ihr sofort schwindelig und übel, obwohl es um sie herum stockdunkel war, sodass man nur Nuancen von verschiedenen Schwarztönen ausmachen konnte. Durch die Verbindung von Sicht und Gleichgewichtssinn merkte sie schnell, dass sie in einer unnatürlichen Position an der Wand fest gekettet war. Die kalten, engen Eisenfesseln waren nicht direkt an der Mauer fest gemacht, deshalb hing sie an den Ketten nach vorne weg, den Kopf nach unten baumelnd. Ihre Füße jedoch waren unbarmherzig mit einen groben Seil zusammengebunden und an einem Haken am Fuße der Wand verankert. Sie versuchte, sich zu bewegen, doch die scharfen Kanten der Eisenfesseln, deren hochtönendes Klirren in der Stille um sie herum wie ein peitschender Blitzeinschlag klang, schnitten sich schmerzhaft in ihre Handgelenke. Sie würde ausbluten wie ein geschlachtetes Schwein, wenn sie sich zu viel bewegte und dadurch zuließ, dass das Metall ihre Pulsadern aufschürfte. Die brennenden Schnitte in ihre Haut ließen die junge Frau unwillkürlich aufwimmern. Doch es entfuhr ihr ein weiterer, durchaus lauterer Schrei, der in ihren eigenen Ohren klingelte, als sie plötzlich realisierte, dass sie ihr linkes Bein überhaupt nicht spüren konnte, obwohl sie es doch noch sehen konnte... Der Schock riss sie aus ihrer Benommenheit und machte ihr den Schmerz noch mehr bewusst, der nun durch ihren gesamten Körper strömte, außer durch ihr Bein. Durch ihre absolut unbequeme Position waren ihre Arme und ihr Rücken zu einem einzigen, steinharten Muskel gewesen. Wahrscheinlich war sie so tief bewusstlos gewesen, dass sie nicht einmal die Krämpfe gespürt hatte, welche sie mit Sicherheit durchgeschüttelt hatten. Jeder Atemzug tat durch ihren gestreckten Oberkörper weh und deshalb musste sie sich beinahe zwingen, nach Luft zu holen und sie stöhnend wieder heraus zu drücken, um nicht zu ersticken. Außerdem dröhnte ihr Kopf immer mehr vor Kopfschmerzen, wie eine hundert Mann Blaskapelle. Ihre Kehle war wie ausgetrocknet. Überhaupt, wie lange hing sie hier schon? Sie hatte nicht die leiseste Ahnung und kein Zeitgefühl, hatte aber auch keine Kraft, die nötige Konzentration aufzubringen, geschweige denn, etwas Chakra zusammen zu sammeln, um sich vielleicht in eine etwas bequemere Haltung zu bringen - wenn es diese in so einer Situation überhaupt geben sollte... Chakra! Das war das Stichwort, das ihr die Erinnerung zurück brachte, welche sie wie ein Schlag traf. Der zuerst recht erfolgreiche und fast spielerische Kampf mit den Akatsuki und die Konfrontation mit dem Haimann. Sein Schwert. Durch seinen Angriff hatte er es damit irgendwie geschafft, ihr das Chakra zu entziehen – was wiederum ihr Untergang gewesen war… Und dann hatten sie sie wohl gefangen genommen und hier eingesperrt. Ihr Chakraspiegel hatte sich kaum regeneriert, wie sie nach kurzem, aber auch schon kraftraubenden Nachfühlens bemerkte. Sie ließ ihren Kopf wieder hängen, ein humorloses, leichtes Grinsen auf den Lippen. Akatsuki… Von dem, was die Anderen ihr erzählt hatten, war es nur eine Frage der Zeit, bis sie jemanden mit ihren Fähigkeiten brauchten, denn sie wurden immer weniger, hatten es mit starken Gegnern zu tun und auch intern gab es bei ihnen ein paar auf lange 'Sicht' hin gravierende Probleme, genauer gesagt, gesundheitliche Probleme... Doch nicht zwangsläufig sie, sie hätten auch Sakura entführen können. Eigentlich wäre die andere Kunoichi ja die bessere Wahl gewesen, wenn man bedachte, wie eng sie mit einer anderen Person verbunden war, die das eigentliche Ziel der Akatsuki war… Vielleicht war es einfach nur Pech für sie gewesen, dass sie den Männern in die Arme gelaufen war oder ihre eigene Dummheit, in der sie sich bedenkenlos der Quelle des starken Chakras genähert hatte. Ihre verdammten Gedanken… Aber aufgrund ihrer Anzahl mussten sie schon damit gerechnet haben, auf sie zu treffen. Was sie aber wieder zu der Frage führte, woher sie überhaupt über sie Bescheid wussten. Sie war zehn Jahre lang nicht in Konohagakure gewesen, die Menschen dort hatten sie mit Freuden vergessen. Das Grinsen verschwand aus ihrem Gesicht. Warum also? Warum konnten sie überhaupt annehmen, dass sie existierte? Mit einem beinahe behutsamen, zögernden Knarren öffnete sich plötzlich die Tür, die ihr Gefängnis verschloss und die junge Frau schrak hoch, weil sie nicht gespürt hatte, dass sich jemand ihrer Zelle näherte. Es war niemand anderes als der Mann, an den sie vorhin in umschreibender Weise gedacht hatte, weshalb sie nicht sonderlich überrascht war. Die Helligkeit draußen ließ ihn, in ihren an die Dunkelheit gewöhnten Augen, wie einen schwarzen Schatten erscheinen und sie musste wegsehen, um nicht völlig geblendet zu werden. Doch nur ein einziger Blick sagte ihr schon alles über ihn, denn seine Augen stachen unmissverständlich heraus. Diese Augen zeigten die Besonderheit seiner Blutlinie: Das Sharingan. Das Sharingan war sehr machtvoll und hatte eine übermächtige Zerstörungskraft, was jedoch nicht nur auf die Gegner dieses Mannes bezogen war... Langsam hob die junge Frau ihren Kopf wieder, nachdem sie sich gesammelt hatte und zu einer sehr simplen Übereinstimmung mit sich gekommen war. Mit halb geschlossenen Lidern sah sie zu ihm, begegnete den scharlachroten Augen ohne Sorge. Über was sollte sie sich auch sorgen? Wenn sie tot sein sollte, warum hing sie dann noch hier? Wenn er sie nun töten wollte, dann würde er es nicht schwer haben. Außerdem würde sie sowieso sterben, wenn sie hier weiter gefesselt ausharren müsse. Doch mit einiger Bitterkeit realisierte die Brünette, dass sie nicht sterben sollte. Die Augen des Uchihas nahmen viele Details von ihr auf, als er die Gefangene beobachtete, auch wenn sie im Dunkeln war. Da waren ihre Augen, die er als erstes bemerkte, denn sie kamen ihm bekannt vor. So eine seltsame Farbe, die nicht auf einer Augentechnik wie dem Sharingan oder dem Rin’negan beruhte, hatte er nur einmal zuvor gesehen. Es war, als blickten ihn zwei Augen aus flüssigem, dunklem Gold an, in dem kleine dunkelgrüne Smaragde schwammen. Auch wenn ihr Blick nur halb geschlossen war, auch wenn ihr Ausdruck die Erschöpfung und die Schmerzen zeigte, die sie haben musste, leuchteten auch diese Augen wie von Innen. Er kam plötzlich näher, ohne ein Wort zu sagen, Schritt für Schritt und so leise, wie es nur möglich war. War es jetzt vorbei? Er beugte sich und seine Hand langte nach vorne. Er berührte die junge Frau, berührte ihr Bein am Oberschenkel, das Bein, von dem sie gedacht hatte, sie würde es nicht mehr spüren. Nun, sie spürte seine Berührung auch nicht, sie sah nur, wie er es tat, doch daraufhin explodierte der Schmerz wie die Stiche von tausenden von Nadeln in ihrem Fleisch. Sie keuchte und sog gleich danach die Luft scharf ein, obwohl der Atemzug furchtbar wehtat. Ihr Bein war getränkt in Blut, das konnte sie jetzt sehen, da Licht durch die geöffnete Tür herein kam. Es war das Bein, das der Haimann mit seinem Schwert erwischt hatte. Die Wunde musste gewaltig sein, sie musste von dem Blutverlust eigentlich tot sein oder wenigstens im Sterben liegen. Aber sie war hier und war eigentlich ziemlich lebendig, denn nichts machte jemandem seinen eigenen Körper mehr bewusst als Schmerzen. Ihr Kopf schnellte hoch, um zu sehen, was der Schwarzhaarige vorhatte. Sie wünschte sich auf einmal, sie hätte es nicht getan. Das Mangekyou Sharingan nahm sie sofort in seinen Bann, so, als war das Scharlachrot wie ein Sog, dem man sich nicht entziehen konnte. Die Schmerzen in ihrem Körper wurden noch schlimmer und nun schrie sie wirklich auf, weil sie es nicht mehr unterdrücken konnte. Ein Teil ihres Kopfes wusste, dass es nur ein Genjutsu war, das gefürchtete Tsukiyomi, das er nun auf sie anwandte, aber die Qualen waren dominanter als rationales Denken. Genjutsu war nie ihr Spezialgebiet gewesen, eine Schwäche, die sie nie ganz ausmerzen konnte, zu ihrem Ärger. Dafür waren ihre anderen Fähigkeiten so perfekt ausgebaut, dass sie dazu dienen sollten, zu vermeiden, dass sie jemals in so eine Situation geraten würde. Jetzt zeigte sich jedoch diese Schwäche, da ihr ganzes anderes Können völlig ausgeschaltet war. In der Illusion, die unendlich lange Stunden anzudauern schien, wurde sie geschlagen, gekreuzigt, ausgepeitscht, zerfetzt, zerstückelt, zerquetscht, aufgeschlitzt, gehäutet, ausgenommen, verbrannt, ertränkt, erstickt, erdrosselt, missbraucht, alles bei lebendigem Leib – und die Schmerzen hielten sie am Leben. Ein Schrei aus tiefster Kehle, vibrierend, die gepeinigte Seele preisgebend, verließ ihren Mund. Doch nach einer halben Stunde war sie immer noch bei Bewusstsein. Zugegebenermaßen, er war fast beeindruckt von diesem extremen Durchhaltevermögen. Doch es kümmerte ihn nicht wirklich, sie leiden zu sehen, auch wenn er selten so einen schrecklichen Schrei gehört hatte, denn es war nur ein Auftrag, den er hier ausführte. Das Einzige, das ihn wirklich interessierte, waren ihre Augen. Sie waren nicht geschlossen, nein, sondern leicht aufgerissen. Er sah das Farbspiel von Wut, Qual, Panik, Terror, bis hin zur gleichgültigen Hinnahme in der goldenen, grün gesprenkelten Iris, die sich je nach Emotion verdunkelte oder auch wahnwitzig funkelte. Das normale Augen so etwas ausdrücken konnten? Plötzlich ließ er wieder von ihr ab. Es war genug. Sie hatte nun kaum mehr Chakra in sich, war völlig entkräftet und er sollte sie ja auch nicht umbringen. Ihr angespannter Körper wurde augenblicklich völlig schlaff und sie zitterte heftig, als er sie aus seinem Genjutsu befreite. Die Ketten an ihren Handgelenken schnitten durch ihr herunter ziehendes Gewicht in ihr Fleisch und frisches, hellrotes Blut lief ihre Arme herab. Schnell kontrollierte er, woher das Blut kam. Nein, es war nicht die Pulsader. Das war gut so. Sie sollte leben, denn der Anführer von Akatsuki hatte Pläne mit ihr, die ihm jedoch nicht bekannt waren. Aber Deidara hatte trotzdem störrisch darauf bestanden, sie zu bestrafen, und Pain hatte dem zugestimmt und dem Schwarzhaarigen diese niedere Aufgabe zugeteilt. Ein letzter, gleichgültiger Blick fiel auf ihr schmutziges, erschöpftes Gesicht. Sie war immer noch nicht bewusstlos, doch ganz nahe davor. Das würde sie erst einmal für ein paar Tage ausschalten, bis der Trubel um sie abgeflacht war. „Hn“, machte er nur nichts sagend, bevor er sich umdrehte, den Raum verließ, die Tür hinter sich schloss und die junge Frau erst einmal der Dunkelheit und sich selber, ihrem eigenen Schicksal überließ. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)