Scatters von abgemeldet (Tief im Innern) ================================================================================ Kapitel 38: Vogel im Käfig -------------------------- ~*Vogel im Käfig*~ Du warst frei. Frei wie ein Vogel. Bist herumgeflogen, ohne Sorgen, ohne Schmerzen. Ich habe meine Freiheit schon lange verloren, meine Unschuld, meine Reinheit. Und ich habe dich beobachtet. Ich habe gesehen, wie du herumgeflattert bist, deine wunderschönen Flügel in der Sonne geräkelt hast. Und ich fand meine Freude in dir. Ich liebte es, dir zuzusehen. Manchmal hatte ich Angst, du könntest abstürzen, doch die Luft war dein Element. Vom Wind getrieben, flogst du über unsere Köpfe hinweg. Und ich schloss dich so sehr in mein Herz ein, dass ich dich behalten wollte. Für immer. Aber wie sollte ich es anstellen, wenn du da so frei herumflogst? Du würdest nie voll und ganz mir gehören. Und ich fühlte mich, wie wenn ich ohne dich nicht mehr könnte. Also schloss ich dich ein. In einen goldenen Käfig, ganz für dich allein. Einen goldenen Käfig, den ich immer bei mir trug. Am Anfang ging das ganz gut. Du liebtest es, verwöhnt zu werden, ständig bei mir zu sein. Und ich dachte, ich hätte das Richtige getan. Aber schon bald begannst du damit, deine Freiheit zu vermissen… Du wolltest wieder fliegen, konntest es aber nicht sagen. Nur singen konntest du. Und deine Gesänge klangen so traurig. So traurig, dass ich enttäuscht war. Enttäuscht von dir, enttäuscht von mir, enttäuscht von der Liebe, von der ich dachte, dass sie uns verbindet. Und ich nahm den Schlüssel, zu deinem heiligen Käfig, und warf ihn weg. Danach entfernte ich mich. Und ich liess dich stehen, in deinem goldenen Käfig. Ich dachte mir, wenn du es bis jetzt darin ausgehalten hast, würdest du es auch noch länger darin aushalten. Doch ich war bloss egoistisch. In Wahrheit wollte ich nur, dass du nicht mehr fliegen kannst. Ich wollte nicht sehen, wie du deine Schwingen ausbreitest, neue Kräfte sammelst, und wieder auflebst, währenddem ich am Boden zerstört war. Doch das war nicht richtig. Ich brauchte Zeit um zu verstehen, was ich da getan hatte. Denn wenn man einem Vogel die Fähigkeit nimmt zu fliegen, nimmt man ihm auch die Fähigkeit zu lieben. Und als ich das endlich erkannte, kam ich zurück zu dir, und deinem Käfig. Doch was ich dort vorfand, erschreckte mich. Dein Anblick fuhr mir in die Knochen. Dein Gefieder matt und ungepflegt, deine Augen leer. Die Gefangenschaft in meinem Käfig hatte das ganze Leben aus dir gesaugt. Eiligst holte ich den Schlüssel hervor, und liess dich frei. Doch du wolltest nicht mehr fliegen. Du wolltest nur noch allein sein, für immer. Selbst wenn du jetzt wieder vorsichtig versuchst, deine Flügel auszubreiten, frage ich mich: Wie kannst du mir nur vergeben? Ist Vergebung hier wirklich angebracht? Ich glaube nicht. Doch du scheinst keiner Logik zu folgen, keinen Rachegefühlen. Nein, du folgst bloss dem Wind. Denn der Wind ist dein Element. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)