Save me from the dark von Mona-Kaiba (ShinichixShiho) ================================================================================ Kapitel 25: Rache ist bitter ---------------------------- Der FBI-Agent mit den vielen Narben an den Händen, stieß mit einem gezielten Tritt die Tür zum Haus der McGregors ein, nachdem ihm auch nach mehrfacher Aufforderung niemand geöffnet hatte. Sofort kam ihnen ein merkwürdiger Geruch entgegen. Heiji konnte ihn nicht zuordnen, aber er hatte sofort ein noch schlechteres Gefühl als ohnehin schon. „Was ist das für ein Geruch?“, sprach der Polizeichef von New York die Frage aus, die auch Heiji auf der Seele brannte. „Das ist ein sehr starkes Schlafgas, wenn ich mich nicht irre“, antwortete der FBI-Agent, der sich als James Keen vorgestellt hatte und fuhr sich nervös durch die kurzen schwarzen Haare. „Und wenn ich mich wirklich nicht irre, dann müssen wir uns beeilen, denn wenn man dem Gas zu lange ausgesetzt ist, dann wacht man nie wieder auf, wenn ihr versteht, was ich meine.“ Die FBI-Agentin, Lee-Ann Wilkes, hatte in der Zwischenzeit ihr Handy gezückt, offenbar telefonierte sie mit dem FBI, sie forderte eiligst gleich zwei Spezialeinheiten und vorsorglich mehrere Krankenwagen an. Nachdem sie aufgelegt hatte, blickte sie ihre drei männlichen Begleiter mit ernster Miene an. „Wir können hier nicht ohne Schutzmasken rein, das wäre nahezu Selbstmord. Außerdem wissen wir nicht, wie viele Leute der schwarzen Organisation sich in dem unteren Teil des Gebäudes befinden und wir sind nur zu viert. Wir können da unmöglich rein gehen. Ich schlage also vor, wir nehmen etwas Abstand vom Gebäude und beobachteten die Situation von Weitem, bis die Spezialteams eintreffen.“ „Aber-“, Heiji war das ganz und gar nicht recht. Immerhin hatte dieser James doch eben noch gesagt, dass sie sich beeilen mussten, weil das Gas auf die Dauer tödlich war und außerdem wussten sie immer noch nicht, wie es Shinichi und Shiho ging, da konnten sie doch nicht einfach nur dastehen und nichts tun. Doch die FBI-Agentin mit den langen roten Haaren unterbrach ihn: „Es ist niemandem damit geholfen, wenn wir jetzt direkt ins Verderben rennen. Die Kollegen werden sich beeilen und tun was sie können, das verspreche ich. Aber bis sie da sind, sollten wir hier warten.“ Sie sah ihn streng an, doch ihr Blick wurde schnell mitfühlend. „Während wir warten, sollten wir gemeinsam unser Wissen zusammentragen und sehen, ob wir einen Weg finden, schnell genug den Aufenthaltsort Ihrer Freunde zu finden, um sie lebend da raus holen zu können, okay?“ Nein, es war nicht okay. Es war ganz und gar nicht okay. Aber Lee-Ann hatte recht. Es war niemanden geholfen, wenn sie jetzt da rein stürmten und das Gas sie überwältigte und sie getötet wurden, also nickte Heiji widerwillig und zog dann Claires Brief aus seiner hinteren Hosentasche. „Hier in dem Brief stehen wichtige Informationen, möglicherweise auch wie man in die Basis der Organisation kommt, ohne das Haus der McGregors zu durchqueren.“ Er wusste es nicht genau, denn er hatte aufgehört den Brief konzentriert zu lesen, nachdem ihm klar geworden war, was alles auf dem Spiel stand, und dass er keine Zeit mehr verlieren durfte. Gerade als die Agentin den Brief entgegen genommen hatte und wohl fragen wollte, von wem er war und warum dieser jemand solche Informationen Preis gab, klingelte das Handy des Polizeichefs. Dieser ging hastig ran, aber nicht mehr als „Ja… Aha… Hm… Verstehe… Gut… Danke“ gab er nicht von sich und das Telefonat war beendet. Mit ernster Miene sah er Heiji an. „Es sind mehrere Bomben im St. Marien gefunden worden, offenbar werden sie per Fernzünder gesteuert. Die Kollegen werden es unmöglich schaffen, die Bomben rechtzeitig zu entschärfen. Die Klinik und das umliegende Gebiet wurden also evakuiert. Und Frau Doktor McGregor ist in Polizeigewahrsam. Sie sollte also sicher sein.“ Heiji nickte dankbar. In Claires Brief hatte unter anderem gestanden, dass ihre Mutter Ziel der Organisation sein würde, sollte sich die Tochter des Chefs der BO einen weiteren Fehler erlauben. Nach Claires kurzer Nachricht, hatte Heiji eins und eins zusammen gezählt und dafür gesorgt, dass das St. Marien wirklich evakuiert wurde und ein Spezialteam das Gebäude nach Bomben absucht, während Claires Mutter bei der Polizei in Sicherheit gebracht wurde. Es sollte am Ende nicht doch noch ein Mitglied der BO sie einfach erschießen können, wenn er merkte, dass das Krankenhaus gar nicht oder zumindest ohne Mrs. McGregor in die Luft geflogen war. Wenn Claires Mutter jetzt also in Sicherheit und das Krankenhaus evakuiert war, konnte sich Heiji nun ganz der Rettung von Shinichi und Shiho widmen. Hoffentlich war es dazu noch nicht zu spät… ~*~ Ein Schrei, der für die abgebrühte ehemalige Wissenschaftlerin der BO absolut untypisch war, entwich ihrer Kehle, als Scotch sein Messer mit voller Wucht in Shinichis Oberarm rammte und selbst Claire konnte nicht anders, als ihren Bruder mit weit aufgerissenen Augen an zu starren. Sie hatte immer gewusst, dass er nicht so wie sie war, dass er gerne mordete, dass es ihm sogar Freude bereitete, Mitglied der Organisation zu sein, aber es zu wissen und es mit eigenen Augen zu sehen, war ein himmelweiter Unterschied. Jetzt, nachdem sie das gesehen hatte, konnte sich Claire nicht länger Hoffnungen machen, dass ihr großer Bruder am Ende doch ein guter Mensch war, der nur wie sie zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen war und deswegen in die Organisation hineingezogen wurde. Mit einem Genuss, der erneut Übelkeit in Claire auslöste, zog ihr Bruder das Messer ganz langsam aus Shinichis Arm, der schon lange keuchend zu Boden gegangen war und dessen Schmerz so groß war, dass er nicht einmal versuchen konnte, Scotch von sich weg zu drücken. Als das Messer endgültig seinen Weg aus Shinichis Oberarm gefunden hatte, gab es die stark blutende große Wunde Preis, die es dort hinterlassen hatte. Scotch blickte stolz auf sein Werk, während er das mit Blut überzogene Messer einfach aus der Tür schmiss, ohne darauf zu achten, ob vielleicht gerade jemand dort lang ging. „Das Messer“, begann Scotch, nachdem er sich von dem am Boden knienden und keuchenden Shinichi etwas entfernt hatte, „ist in ein Gift getränkt worden. Und dieses wundervolle Gift wirkt äußerst langsam. Es wird ein ziemlich qualvoller Tod für dich werden.“ Der zukünftige Chef der BO grinste breit, als würde ihm der Anblick von dem schwer atmenden Shinichi und der nun neben ihm knienden Shiho, deren Blick schon panisch auf die Wunde an seinem Arm gerichtet war, unglaubliche Freude bereiten. Und vermutlich tat es das auch. „Wie dem auch sei…“, Scotch gab seiner Schwester ein Zeichen, die selbst noch wie erstarrt da stand und eine Weile brauchte, bis sie den auffordernden Blick ihres großen Bruders überhaupt bemerkte. „Es gibt noch einen Ausweg.“ Bleich und mit zitternder Hand zog Claire eine Waffe aus einer Halterung in ihrem Gürtel. Es war nicht ihre Waffe. Es war irgendeine Waffe, die man ihr zuvor gegeben hatte mit den Worten, sie wäre für Shinichi und Shiho, ohne dies näher zu erläutern. Claire hatte gedacht, sie sollte die beiden damit erstechen – auch wenn sie nicht verstanden hatte, wieso sie nicht ihre eigene Waffe dafür nehmen sollte. Doch jetzt ging ihr ein Licht auf. Die Waffe war dazu da Shinichi zu erlösen, aber es war weder ihr, noch Scotchs Job, dies zu tun. Nervös legte Claire die Waffe neben Shinichis gesunde Hand und entfernte sich wieder von ihm. Das wäre jetzt die Chance für Shinichi gewesen, Scotch einfach zu erschießen, aber sein Gehirn war vernebelt von dem Schmerz seiner Wunde, der so stark war, dass er Mühe hatte, bei Bewusstsein zu bleiben. Auch Shiho, die hilflos neben ihm kniete, weil sie gegen die Wunde und das Gift darin nichts tun konnte, schien in diesem Moment nicht einmal daran zu denken, die Waffe zu nehmen und auf Ethanols Sohn zu richten. Scotchs Grinsen wurde breiter, obgleich es kaum vorstellbar schien, dass dies überhaupt noch möglich war, so zufrieden und seelig, wie er zuvor schon ausgesehen hatte. „Es befindet sich nur eine einzige Kugel in der Waffe. Was ihr damit macht, ist ganz euch überlassen. Ihr könntet natürlich auf Claire oder mich schießen, aber damit würdet ihr die einzige Möglichkeit verschwenden unseren Meisterdetektiv hier von seinen Qualen zu erlösen, bevor sie unerträglich werden.“ Dazu war die Waffe gedacht gewesen, Shinichi sollte entweder, so lange er noch dazu in der Lage war, sich selbst die Kugel geben, vor den Augen von Shiho oder aber, wenn sein Zustand unerträglich wurde, seine Freundin darum anflehen, ihn zu erschießen, um ihn endlich zu erlösen. Und diese Waffe enthielt bewusst nur diese eine einzige Kugel, damit Shiho, wenn Shinichis Leiche dann neben ihr lag, nicht mehr in der Lage war, sich selbst das Leben zu nehmen. Sie würde dann damit leben müssen, dass ihr toter Geliebter neben ihr lag und dass vielleicht sogar sie selbst ihn umgebracht hatte. Das war die Strafe, die sie sich für die Verräterin Sherry ausgedacht hatten. Shiho sollte nicht einfach nur qualvoll zugrunde gehen, so wie Shinichi, sie sollte in ihrer Verzweiflung dem Wahnsinn verfallen und erst dann würde man sie – und man musste hier schon fast sagen: „Wenn sie Glück hatte“ – endlich qualvoll sterben lassen. Die Panik, die Shiho schon überfallen hatte, als sie Shinichis Wunde gesehen hatte, verdoppelte sich schlagartig bei dem Gedanken an das, was noch kommen würde. Die Vorstellung von einem Shinichi, der sie anflehte ihn zu erschießen, weil er die Qualen nicht mehr ertrug und die Angst vor dem Gedanken ihn zu verlieren und… Shiho schüttelte energisch mit dem Kopf. Nein. Sie durfte das nicht zulassen. Sie durfte nicht jetzt schon diesem Wahnsinn verfallen. Noch hatten sie eine Chance. Noch bestand die winzige – unwahrscheinliche - Möglichkeit, dass das FBI sie rettete und das vielleicht sogar noch rechtzeitig. Hoffentlich… ~*~ Mit Gasmasken, schweren Geschützen und schutzsicheren Westen ausgestattet hatte das Spezialkommando die Villa von Claire gestürmt. Ihr Anführer war der FBI-Agent mit den vielen Narben an seinen Händen. Beim letzten Kontakt mit Jodie hatten sie erfahren, dass ihre beiden Schützlinge in den Keller des Gebäudes gegangen waren und dass dort der Empfang sich extrem verschlechtert hatte, so dass sie immer nur Wortfetzen hatten wahrnehmen können. Zuletzt hatten sie etwas gehört, was sich wie ein Schuss angehört hatte, danach hatte das Gerät den Geist aufgegeben und sie hatten sich entschieden, die Villa zu stürmen. Leider war auch bald der Kontakt zu Jodies Team abgebrochen. James war sich also sicher, dass der Weg ihn in den Keller führen musste. Mittlerweile hatte das Gas schon eine Form angenommen. Die Agenten gingen durch Nebelschwaden, während sie den Weinkeller durchquerten und schließlich vor einer als Regal getarnten, nur leicht geöffneten Tür standen, aus dem das Gas zu kommen schien. Der FBI-Agent riss die Tür auf und fand sich in einem dunklen Raum wieder. Mit seiner Taschenlampe erhellte er ihn und fand Jodie und ihr Team am Boden liegend. Das Gas strömte von oben aus einer Belüftungsanlage in den Raum, der an ein schickes Büro erinnerte, nur ohne Fenster und anstatt einer Menge Akten in den Schränken, befanden sich dort ausschließlich alkoholische Getränke. Und in diesen Raum – das wusste James aus der Beschreibung von Claires Brief – musste der erste Geheimgang zum Versteck der BO sein. „Sie Leben noch, aber ihr Puls ist schwach!“, rief einer der Männer durch seine Maske hindurch, nachdem er den Puls bei Jodie und einigen in der Nähe liegenden Agenten gefühlt hatte. „Schaffen wir sie hier raus!“, forderte der FBI-Agent mit den Narben an den Händen und half einem seiner Teammitglieder einen schwereren FBI-Agenten hoch zu hieven und raus zu tragen, wo Ärzte und Krankenwagen bereits darauf warteten, dass Leben von Jodie und ihrem Team zu retten. „Sie scheinen unverletzt zu sein… wie kommt das?“, der Kollege, der dem dunkelhaarigen FBI-Agenten half, keuchte, während sie den kräftigeren Mann die Treppen hoch zerrten und weitere Kollegen ihnen hastig folgten. „Warum einen Schusswechsel riskieren, wenn es doch so viel einfacher geht? Vermutlich hat dieser Bastard von Anführer der Organisation gewusst, dass Jodie mit ihrem Team früher oder später in dem Raum auftauchen würde und hat sie dann dort mit dem Gas überrascht. Da der Empfang hier unten so schlecht ist und das Schlafgas so hoch konzentriert, konnte er sicher sein, dass niemand mehr einen Hilferuf absenden würde und musste davon ausgehen, dass alle die wir retten wollten, schon längst tot waren, wenn wir beginnen würden, nach ihnen zu suchen.“ Gut, dass sie nicht gewartet hatten… ~*~ „Ich sehe, Sherry, du hast begriffen, wo das Ganze hinführt, nicht wahr?“, Scotch lachte genüsslich. Es gab ihm einen solchen Triumph, die Verräterin Sherry und diesen Möchtegern Meisterdetektiv so zu sehen. Er war so stolz darauf, dass er und sein Vater etwas geschafft hatten, woran die alte Organisation gescheitert war. Und eines war sicher, wenn Shinichi und Shiho erst einmal tot waren und mit ihnen einige der besten Mitglieder des FBI, plus die vielen Toten, wenn das Krankenhaus erstmal explodiert war, dann würde jeder diese Organisation fürchten. Niemand würde auch nur den Gedanken wagen, sie zu finden und zu zerschlagen. Sie würden unbesiegbar sein. Übermächtig. Sie würden die Weltherrschaft insgeheim an sich reißen und niemand würde sie aufhalten. Wie dem auch sei, noch war es nicht soweit. Erstmal musste er seine beiden Gefangenen hier noch etwas mehr quälen. Aber nicht nur sie. „Nun, ich will gnädig sein und gebe dir eine letzte Chance, diesem Wahnsinn ein für alle Mal zu entkommen. Du musst nur meine Schwester bitten, dich zu erschießen und sie wird es sicher tun. Dann ist alle Qual für dich zu Ende. Du musst deinen geliebten Shinichi Kudo hier nicht jämmerlich zugrunde gehen sehen, musst nicht ertragen, wie er dich anflehen wird, ihn zu töten. Du kannst den langen Weg entgehen, den du noch wirst gehen müssen, bevor wir dich endlich von diesem sinnlosen Leben erlösen. Und du kannst wieder mit deiner Familie vereint sein.“ Erneut gab Scotch seiner Schwester ein Zeichen, als sie zögerte, fauchte er ihren Namen. „Denk dran, was auf dem Spiel steht!“, er hatte ihr von den Bomben im Krankenhaus ihrer Mutter erzählt und gesagt, er würde das Ding samt ihrer Mutter und allen Patienten in die Luft jagen, wenn sie es wagen sollte, nicht zu gehorchen und er wusste ganz genau, dass Claire niemals ungehorsam sein würde, wenn das Leben ihrer geliebten Mutter auf dem Spiel stand. Nun, Scotch hing nicht so sehr an der Frau, die ihm sein Leben geschenkt hatte und er hing auch nicht besonders an seiner Schwester. Also würde er früher oder später das Krankenhaus ohnehin in die Luft sprengen. Aber für den kleinen Moment, in dem Claire ihm noch nützlich war, würde er das natürlich noch nicht Preis geben. Claires Hand zitterte noch mehr als zuvor, als sie schließlich ihre eigene Waffe aus ihrer Jackeninnentasche zog und sie auf Shiho richtete. Was sollte sie jetzt nur tun? Sie konnte Shiho unmöglich erschießen. Sie hatte das Leben ihrer besten Freundin schon mehrfach mit ihrem Handeln riskiert. Als sie Vermouth den Ersatzschlüssel für die Wohnung überlassen hatte und als sie ihrem Vater gesagt hatte, dass Shiho im Haus von TWR war und er damit wusste, dass er den Sprengsatz in die Luft jagen konnte. Sie hatte das alles nur getan, um ihre Mutter zu beschützen. Claire mochte Shiho wirklich, sie hatte sie gern. Aber sie wusste, wenn es um ihre Mutter ging, dann würde sie selbst ihre beste Freundin töten. Allerdings war es ein Unterschied, eine Mörderin in die Wohnung zu lassen, deren Aufgabe es war Shiho zu töten oder selbst vor seiner Freundin zu stehen und den Abzug drücken zu müssen. Was war, wenn Shiho sie wirklich anflehte? Was sollte Claire dann tun? Shiho blickte kurz enttäuscht zu Claire auf, senkte dann aber wieder ihren Blick auf den vor Schmerz verkrampften Shinichi. Nein, sie würde es sich nicht einfach machen und weglaufen. Sie würde ihn hier nicht alleine leiden lassen. Sie konnte und durfte jetzt noch nicht sterben. Sie hatte versprochen zu leben und auch wenn es ihr schwer fiel, sie würde es tun, bis man ihr Leben gewaltsam beendete oder ihr Herz aufhörte zu schlagen. Sie würde hier an Shinichis Seite sein und das Leid ertragen, dass seine Qualen ihm und ihr brachten und sie würde beten, beten dass man sie rettete, dass ihr einmal mehr das Glück hold war und dass sie dann zusammen mit Shinichi eine Zukunft hatte, ganz egal wie diese Zukunft auch aussehen würde. Sie würde alles ertragen, so lange man sie nur rettete. Claire war getroffen von Shihos enttäuschtem Blick, obgleich sie natürlich noch mit so viel mehr als nur Enttäuschung gerechnet hatte. Dennoch war Ethanols Tochter auch erleichtert, als ihr klar wurde, dass Shiho sie nicht anflehen würde, sie zu erschießen. Sie ließ ihre Waffe sinken. Hinter ihr, hatte allerdings jemand seine Waffe gezogen und sie nicht etwa auf Shiho oder Shinichi, sondern auf Claire gerichtet. Das war Scotchs letzter Auftrag gewesen, bevor er endgültig die Rolle des Stellvertreters der BO einnehmen durfte. Er musste nur noch diese eine Sache tun: seine Schwester töten. Und obwohl etwas in ihm doch Skrupel hatte es zu tun, war dieses Etwas nicht stark genug, um ihn wirklich davon abzuhalten. Doch noch bevor er den Abzug nach einem kurzen Zögern drücken konnte, war es stattdessen er, den eine Kugel in den rechten Unterbauch traf. Scotch schrie auf vor Schmerz und ließ seine ungesicherte Waffe fallen. Ein Schuss löste sich, prallte an der Metallwand ab, verfehlte Shiho und Claire nur knapp und traf Ethanols Sohn in den Oberschenkel, der junge Mann ging zu Boden, während das Blut aus seinen Wunden nur so sprudelte. Der Schuss war von Shinchi gekommen, dem ein kurzer Adrenalinstoß, als er erkannte was Scotch vorgehabt hatte, dazu geholfen hatte, die Kraft und Konzentration aufzubringen, die Waffe vor ihm auf zu heben und auf Ethanols Sohn zu schießen. Zum genauen Zielen hatte die Kraft allerdings nicht mehr gereicht. Die Frage, ob der Detektiv den Mörder seiner Frau also tödlich verletzen wollte oder nicht, hatte nicht zur Debatte gestanden. Shinichi hatte nur schießen und hoffen können, dass er ihn irgendwo traf, so dass Scotch nicht mehr in der Lage wäre, Claire zu erschießen. Es mochte zwar sein, dass sie ein Mitglied der BO war und schlimme Dinge getan hatte, aber Shinichi war sich sicher, dass sie keine eiskalte Mörderin war wie ihr Bruder, dass in Ethanlos Tochter noch Menschlichkeit steckte. Etwas, dass es sich zu retten lohnte, selbst in einer scheinbar ausweglosen Situation wie dieser. Scotch sackte nun endgültig zu Boden. Claire stürmte zu ihm hin, suchte etwas, womit sie wenigstens die Wunde am Bauch verbinden konnte und drückte schließlich einfach mit der Hand darauf. Sie wollte nicht, dass ihr großer Bruder starb. Ja, er war ein böser Mensch, er hatte viel Schlimmes getan und er verdiente eine Strafe, aber er durfte nicht sterben! Doch das Blut quoll an Claires Händen vorbei aus der Wunde, besudelte sie mit der dunkelroten Flüssigkeit, während ihr Bruder nach Luft schnappte und immer blasser wurde. Einen Moment dachte Shiho daran, dass sie vielleicht versuchen sollten zu fliehen, nachdem sie den ersten Schrecken überwunden hatte, doch gerade als sie überlegte, ob sie überhaupt eine Chance hatten in dem Zustand, in dem Shinichi war – denn so viel besser als Scotch sah er im Moment nicht aus – kam Ethanol mit einer Bande von Mitgliedern der Organisation angestürmt. Mit erhobenen Waffen standen sie an der Tür, doch der Chef der BO ließ seine Waffe sofort sinken, als er seinen Sohn am Boden verbluten sah. „Ruft den Arzt!“, kreischte er seinen Leuten zu, schubste Claire unsanft von ihrem Bruder weg und drückte nun selbst auf die Wunde. Doch obgleich seine großen und starken Hände mehr Druck auf die Wunde ausübten, quoll das Blut weiter und auch die andere Wunde an seinem Oberschenkel blutete unbeachtet weiter. „Billy! Billy du darfst nicht sterben, hörst du!“, rief er seinem einzigen Sohn wütend zu, der bereits dabei war, das Bewusstsein zu verlieren. „Wir haben doch noch so viele Pläne, erinnerst du dich? Wir wollen die Organisation zur gefürchtetsten Organisation der Welt machen und zur Mächtigsten. Wir beide… WIR… wir wollten es allen zeigen. Also stirb nicht, hast du verstanden?“ Ethanlos Stimme bröckelte, als er bemerkte, dass sein Sohn längst nicht mehr mit seinen Sinnen bei ihm war und Feuchtigkeit sammelte sich in seinen sonst so kalten Augen. „Wo bleibt denn der Arzt?!“, brüllte er seine Leute an, von denen schon längst einer losgestürmt war, aber es dauerte nun einmal, in den verwinkelten Gängen der alten Bank, den Raum mit dem Arzt zu erreichen. „Billy! Billy, bitte! Ich weiß… ich war dir nicht immer ein guter Vater… Ich habe manchmal Dinge von dir verlangt, die nicht fair waren und ich habe deine Schwester immer bevorzugt. Aber… aber damit ist jetzt Schluss, hörst du? Alles wird jetzt besser, ich verspreche es dir, du darfst nur nicht sterben!“, doch Ethanols Worte erreichten seinen Sohn nicht mehr und auch die Hilfe des Arztes würde zu spät kommen… ~*~ Mit voller Wucht landete Claire an der nächsten Wand gegen die sie ihr Vater mit all seiner Kraft gestoßen hatte. Der Schmerz nahm ihr einen Moment die Luft und sie glaubte in Ohnmacht zu fallen, doch Ethanol ließ es gar nicht erst zu. Mit einer heftigen Ohrfeige holte er sie wieder ins Diesseits zurück. "Wie konntest du es wagen?!“, fauchte der Anführer der Organisation, der seine Tochter in sein Ersatzbüro geschleift hatte. „Wie konntest du deinen Bruder töten?! Deinen eigenen Bruder!“ Selbst wenn Claire ihrem Vater hätte erklären wollen, dass es nicht sie gewesen war, die auf Billy geschossen hatte, so würde Ethanol ihr nicht einmal die Gelegenheit dazu lassen. „Ich hätte es wissen müssen. Billy hat mir von Anfang an gesagt, dass man dir nicht trauen kann, dass ich dich töten sollte, aber ich habe ihm nicht geglaubt und nun ist er tot und das ist nur deine schuld!“ Ethanol wirbelte herum, während Claire ihn mit Tränen in den Augen, höllischen Schmerzen im Rücken und einer roten Wange schluchzend ansah. Mit schnellen Schritten war der Anführer der Organisation an seinem Schreibtisch, holte ein unscheinbares kleines Gerät heraus und noch bevor Claire überhaupt erkennen konnte, was es überhaupt war, betätigte Ethanol einen Knopf und kurz darauf war selbst hier, tief unter der Erde, ein lauter Knall zu hören und die Erde begann bedrohlich zu beben. „Hast du das gehört?“, fragte Ethanol seine Tochter, die ihn nun wie erstarrt ansah, sich wohl bewusst, wo das Beben hergekommen war. „Das war das Krankenhaus deiner Mutter, es ist mit ihr, allen Insassen und einer Menge sich zufällig in der Nähe des Gebäudes befindenden Menschen in die Luft geflogen. Alle sind tot! Deinetwegen!“ Er ließ das nun nutzlose Gerät auf den Boden fallen und zückte anschließend seine Waffe. „Und jetzt bist du dran!“, ohne nur einen Moment zu zögern schoss Ethanol in einer unglaublichen Geschwindigkeit erst auf Claires rechtes und dann auf ihr linkes Bein. In einem Bruchteil von Sekunden ging die Tochter des Anführers der BO zu Boden, ihre Schmerzen waren so stark, dass sie nicht einmal schreien konnte und selbst ihre Tränen wollten unter der großen Last des unvorstellbaren Schmerzes nicht fließen. Sie war zu nichts mehr imstande, wie sie da mit dem Gesicht auf dem hässlichen orientalischen Teppich lag, der nach Zigarre roch und spürte, wie das Blut ganz langsam aus den Wunden in ihren Beinen quoll. So viel ging ihr durch den Kopf, Dinge die sie sagen, ihren Vater noch fragen wollte. Hatte er ihre Mutter überhaupt geliebt? Hatte er sie, seine Tochter jemals geliebt? Bedeutete ihm all das, was sie zusammen erlebt hatten nichts? Doch Claires Lippen wollte nichts weiter entweichen als ein verzweifeltes und schmerzerfülltes Stöhnen. So würde sie also sterben? So und ohne, dass sie auch nur ein einziges Leben hatte retten können? Würde sie also in der Hölle schmoren? Aber das hatte sie wohl verdient. Sie schloss die Augen, weil es auf einmal so anstrengend war, sie offen zu halten und von ihrer Position aus konnte sie sowieso nichts Wichtiges sehen. Ob Heiji wohl ihre Nachricht bekommen hatte? Ob ihre Mutter vielleicht gerettet war? Claire hoffte es, denn wenn wenigstens ihre Mutter in Sicherheit war, dann konnte sie in Frieden sterben. Ethanol stand vor ihr und blickte mit Hasserfülltem Gesicht zu ihr herunter. „Du wirst verbluten, wie dein Bruder verblutet ist, oder die Wunde entzündet sich und du gehst daran zugrunde. Auf jeden Fall wird es ein sehr langsamer Tod.“ Er wendete sich von ihr ab und machte sich auf, das Zimmer durch eine versteckte Tür zu verlassen. Er drehte sich nicht einmal zu ihr um, zeigte kein Zeichen von Bedauern oder Reue. Nichts. Sie war ihm egal. Er wollte wirklich, dass sie starb. Sie, seine kleine Prinzessin. Er hatte sie als kleines Mädchen doch so geliebt, so sehr verwöhnt und nun… War denn gar nichts mehr von seinen Gefühlen für sie übrig? Wie traurig, dass sie nun mit diesem Wissen sterben musste… ~*~ Sein Kopf lag auf ihrem Schoss, er atmete schwer, sein Gesicht war von Schweiß bedeckt, wie sie deutlich spürte, während sie ihm in einer beruhigenden Geste über die Stirn strich, und er zitterte. Er hatte gesagt, er spürte die Schmerzen schon gar nicht mehr, so benebelt waren seine Sinne von dem Gift. Fieber hatte er mit Sicherheit, schwindlig war ihm und übel und in seinen Ohren pfiff es ganz fürchterlich. Das Atmen fiel ihm schwer, egal wie tief er auch Luft holte, es schien, als würde der Sauerstoff seine Lungen nie erreichen. Und sie beide waren sich bewusst, dass dies erst der Anfang war. So lange war der Angriff auf Shinichi noch nicht her und wenn das Gift wirklich langsam wirkte, dann würde es noch viel, viel schlimmer werden. Und sie saßen hier, in einem stockfinsteren und stickigen Raum. Nun, das Ganze hatte auch Vorteile. Wenn sie Glück hatten, würden sie wegen des Sauerstoffmangels einschlafen und dann relativ friedlich sterben, anstatt so qualvoll zu enden, wie es die BO für sie vorgesehen hatte. „Es fühlt sich nicht gut an…“, keuchte Shinichi plötzlich und erschreckte Shiho damit. Er hatte schon seit einer Weile nichts mehr gesagt, sie hatte angenommen, er hätte vielleicht das Bewusstsein verloren und nun begann er so unerwartet zu sprechen. „Was? Deine Wunde? Oder… weil du auf meinem Schoss liegst? Ich-„ „Nein, keines von beiden…“, er holte einmal mehr tief Luft, bevor er weiter sprach. „Ich meine, das Gefühl, Rache genommen zu haben.“ Sein Mund war so schrecklich trocken, dass ihm das Sprechen zusätzlich schwer fiel, aber er ertrug diese Stille einfach nicht mehr. „Scotch ist tot. Rans Mörder… ist endlich weg. Aber ich… ich fühlte mich nicht gut dabei.“ Shiho seufzte. Ja, wer behauptete, Rache wäre süß, der war offenbar so krank wie Scotch, der vorgehabt hatte, seine Schwester zu töten und das nicht einmal deswegen, weil sie ein schlechtes Mitglied der Organisation gewesen war, sondern nur damit die Leiche von Claire direkt vor Shihos Augen liegen bleiben konnte, um sie noch mehr zu foltern. Das jedenfalls vermuteten sie und Shinichi hinter Scotchs Versuch, Claire gerade in diesem Moment zu erschießen. Ein Versuch, der ihn letzten Endes selbst das Leben gekostet hatte. „Es war vielleicht gar nicht dein Schuss, der Scotch letzten Endes getötet hat“, er sollte sich keine Vorwürfe machen. Er hatte das Richtige getan. Er hatte versucht ein Leben zu retten, das so viel mehr Wert war, als das von Scotch – obgleich Shiho eigentlich gelernt hatte, das man den Wert eines Lebens nicht gegen ein anderes abwiegen sollte. „Aber es war mein Schuss, der dazu geführt hat…“, seufzte der Detektiv. „Und ich war es, der dich mit hierher genommen hat… und deswegen wirst du jetzt auch sterben.“ „Kudo, du-„ „Ich habe damals die Tür nicht abgeschlossen…“, Shinichi drehte seinen Kopf auf ihrem Schoss, als wolle er sich an ihren Bauch schmiegen, damit er spüren konnte, dass sie noch atmete. „Deswegen konnte Scotch in unsere Wohnung kommen und Ran ermorden.“ „Scotch wäre auch so in deine Wohnung gekommen! Und ich bin freiwillig hier, also hör auf solchen Unsinn zu reden!“ Shiho fühlte sich ganz und gar nicht wohl in dieser Situation. Natürlich war die Situation so oder so keine zum Wohlfühlen, aber wenn Shinichi solche Sachen sagte, dann fühlte sie sich nur noch schlechter an. „Ethanol hat Claire sicher schon getötet, weil sie nicht verhindert hat, dass ich auf ihren Bruder schieße. Also war alles umsonst…“, Shinichis Stimme klang lallend. Offenbar begann er das Bewusstsein zu verlieren. „Shinichi!“, rief Shiho, als ihr das bewusst wurde. „Du musst wach bleiben, hast du gehört?! Bitte lass mich hier nicht alleine!“, sie klang verzweifelt. Fast panisch. „Ich hätte mit dir nach Mexiko gehen sollen… auch wenn Ran mir das nie verziehen hätte“, murmelte der Detektiv noch halblaut, bevor er das Bewusstsein verlor… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)