Sinnlos!? von L_Angel ================================================================================ Kapitel 1: Vorbei?? ------------------- 20.00 Uhr Immer wieder das Gleiche mit den Dreien. Matt, ein großer, braunhaariger Junge mit braunen Augen, Tobias, ein etwas kleinerer, ebenfalls braunhaariger Junge mit grünen Augen und Florian liefen albernd einige Meter vor uns zwischen den Ständen herum. Kai, der größte von uns, Rafael, ein Braunhaariger mit blauen Augen und ich gingen gemütlich schlendernd hinter ihnen her. Das Fest zur Sommersonnenwende war im vollen Gange. Viele Männer, Frauen und noch mehr Kinder quetschten sich durch die kleinen Gänge zwischen den Buden. „Hey Leute, ich glaub ich hab es gefunden!“, hörte ich plötzlich Matt´ s freudige Stimme durch das Getümmel hindurch. Mühsam bahnten wir uns einen Weg durch die Menschenmassen zu Matt, Tobias und Florian, die die Ausladen eines Standes betrachteten. Matt hielt ein kleines Armband mit vielen, silbernen Anhängern hoch und zeigte es uns. „Und was willst du damit? Dir würde es glaube ich nicht so gut stehen.“, meinte ich. „Es ist nicht für mich, sondern für Marina. Sie hat bald Geburtstag. Sie hat mich die ganze Woche damit genervt.“ „Ich verstehe überhaupt nicht was du an ihr findest. Marina ist ein arrogantes, kontrollierendes und zickiges Mädchen. Das könnt ich nicht aushalten. Sie behandelt dich wie einen Knecht!“, sagte Kai. „Vielleicht ist er ja ein kleiner Masochist?!“, grinste Florian. „In Marina´ s Fall nicht nur ein Kleiner!“, spottete Rafael, der daraufhin einen Rippenstoß von Matt abwehren musste. „So schlimm, wie ihr sagt ist sie nun auch nicht!“ Meine Gedanken schweiften weg vom Gespräch, als mein Blick auf Florian fiel, der mir gegenüber stand. Die Hände lässig in den Hosentaschen, lehnte er unwiderstehlich am Seitenpfosten des Standes und grinste in die Runde. Matt wehrte sich heftig gegen unsere Vorwürfe, doch ich bekam nicht mehr viel vom Gespräch mit. Ich beobachtete wie Florian seine Hand zu seinem Nacken hob, um sich eine lästige Strähne, die an seinem Shirt hängen geblieben war weg zu machen. Wie hypnotisiert sah ich zu, als er die störenden Haare aus seinem Gesicht wischte und mir plötzlich in die Augen sah. Fragend lächelte er mich an und ich versuchte nicht in seinen unglaublich hellen, blauen Augen zu versinken. Leider kostete mich dies zu viel Konzentration und ich gab es auf. Kurz erwiderte ich sein Lächeln und wand mich wieder dem Gespräch meiner Freunde zu. „Kann ja nicht jeder so ein kleines, verängstigtes Reh zur Freundin haben, wie du Kai!“ „Sie ist nicht ängstlich, nur etwas schüchtern. Besser als Marina, die jedem Fremden gleich ihre Lebensgeschichte erzählt, der nicht schnell genug fliehen kann!“, fauchte Kai, wurde aber schließlich von Florian unterbrochen. „Hey, kein Streit! Ihr habt halt andere Geschmäcker, und? Kai macht gern auf großen, hirnlosen Beschützer und Matt lässt sich lieber beschützen! Könntest du jetzt das Armband kaufen? Ich hab Hunger!“, meinte Florian und zog mit dieser Aussage zwei wütende Blicke und von uns anderen dreien die Lacher mit auf seine Seite. Noch immer leicht beleidigt zahlte Matt und wir gingen weiter. „Okay Leute, wollen wir hier etwas essen oder lieber bei Toni eine Pizza essen gehen?“, fragte Tobias. „Ist doch egal! Hauptsache endlich was essen!“, nörgelte Florian. Ich leibte es, wenn er sich genervt durchs Haar strich oder seine Augen wütend aufblitzten. Sein süßes Lächeln, wenn er glücklich war oder er leicht errötete, wenn wir ihn wegen seines Aussehens aufzogen. Er war zwar nicht der Kleinste von uns, aber der Dünnste und Zierlichste. Sein langes, schwarzes Haar, das ihm bis unter die Schulterblätter reichte und seine blasse, zarte Haut ließen ihn eher wie ein Mädchen erscheinen. Ich hingegen war das pure Gegenteil von ihm. Blond, braunäugig, kurze Haare, muskulös und immer braun gebrannt. Fehlte eigentlich nur noch das Surfen und ich sähe aus wie ein waschechter Beach-Boy. „Erde an Patrick! Hallllllooooo….noch daaaa????“, schrie mir plötzlich Rafael ins Ohr. Erschrocken fuhr ich zusammen. „W-was??“ „Ja, so siehst du auch aus. Kriegst du noch was mit? Wir wollen zu Toni rüber.“ „Ja und?“ „Madam bewegt sich nicht, sondern träumt lieber vor sich hin!“ „Sorry…“ „Was ist mit dir los? Du bist schon die ganzen letzten zwei Wochen so abwesend.“, meinte Kai und fühlte meine Stirn. „Ich bin nicht krank!“, sagte ich und schlug seine Hand weg. Ohne weitere Worte ging ich los. Hastig folgten meine Freunde mir. „Oh. Jetzt ist er sauer! Was hast du denn? Bist du verliebt?“, fragte Rafael mehr als Witz, als ernst gemeint. Doch ich blieb, wie zur Salzsäule erstarrt stehen. Sah man mir das etwa schon an??? „Ne, echt jetzt? Wer ist die Glückliche?“, hielt mich Kai, der jetzt vor mir stand und mich am Weitergehen hinderte. „Ähm, also…“ „Das muss dir nicht peinlich sein. Schlimmer als Marina geht eh nicht!“, meinte Kai und wehrte sogleich Matt ab, der sich auf ihn gestürzt hatte. Ihnen sagen….Nein! Das konnte ich nicht mal ihnen erzählen. Immerhin war ich in eine von uns verliebt. Ich sah von einem zum Anderen, wie sie Matt und Kai anfeuerten die miteinander rangelten. Florian sah ein bisschen verzweifelt und traurig aus. Freundschaftlich und Trost spendend legte Tobias einen Arm um ihn. „Keine Panik, Floh! Dich verkuppeln wir auch noch!“ „Ne, lass mal lieber. Wer weiß was dabei heraus kommt.“, sagte Florian und fand sich wenige Sekunden später auch schon im Schwitzkasten wieder. Lachend und scherzend machten wir uns auf den Weg zu Toni. 20.45 Uhr Toni war ein alter Freund von uns. Sein Sohn Fabio ist an der gleichen Uni wie wir. Wir hatten ein Auge auf ihn geworfen und passten auf, dass er sich nicht in Schwierigkeiten brachte, da er ziemlich tollpatschig war. Als wir das Restaurant betraten kam uns Toni schon freudig entgegen und begrüßte uns. „Jungs, Jungs. Lange nicht gesehen. Ich dachte schon ihr hättet den alten Toni vergessen.“ „Wie könnten wir. Hier gibt es die beste Pizza überhaupt!“, meinte Rafael und steuerte auf unseren Stammplatz, ein großer, runder Tisch in einer gemütlichen Ecke des Restaurants. „Wie immer Jungs?“, fragte Toni, worauf wir nur eifrig nickten. Wir aßen schon seit unserer Kindheit hier. Die meisten Gäste waren schon gegangen, um zum Fest zu gehen. Nur noch zwei weitere Tische waren besetzt. Toni kam eilig mit unseren Getränken wieder. „Sag mal Toni, wie läuft das Geschäft eigentlich? Zieht das Fest nicht die meisten Kunden ab?“, fragte Tobias und nippte kurz an seiner Cola. Genervt rollten wir anderen mit den Augen. „Nein, das stört gar nicht. Ich würde sogar sagen, dass es noch besser läuft. Viele Leute, die nur wegen dem Fest kommen, essen hier. Heute haben wir einen guten Umsatz gemacht.“, grinste der alte Toni und wollte gerade gehen, als die Tür plötzlich mit einem lauten Knall aufgestoßen wurde. Drei Personen mit vermummten Gesichtern und Waffen traten ein. „KEINE BEWEGUNG! DAS IST EIN ÜBERFALL! ALLE MAN ZUSAMMEN VOR DEN TRESEN! LOS BEWEGT EUCH! MACHT SCHON!!!“, schrie der Mann vorn. Entsetzt standen wir auf und folgten den Anweisungen. Wir sechs, die zwei Pärchen von den anderen Tische, Toni und ein Kellner standen jetzt in einer Reihe vor dem Tresen, die Hände auf Brusthöhe erhoben. 20.50 Uhr Zwei der Diebe verschwanden mit Toni hinter dem Tresen im Büro, um den Safe zu leeren. Der Dritte stand vorne bei uns und sah immer wieder panisch durchs Fenster, um seine Komplizen zu warnen, falls es Probleme geben sollte. Vorsichtig sah ich zu meinen Freunden. Kai und Matt unterhielten sich leise. Ich konnte mir denken, dass sie sich irgendetwas ausdachten, um die Diebe auszuschalten. Beide trainierten schon seit sie fünf waren Karate und waren sehr gut darin. Tobias und Rafael standen einfach nur da und starrten den dritten Mann vor ihnen an. Florian, der neben mir stand, war blass und zitterte ängstlich. „Keine Angst!“, flüsterte ich ihm leise zu. „Ich stehe perfekt, um noch an den Alarmknopf zu drücken. In wenigen Minuten sind die Bullen da!“ Ängstlich sah Florian mir in die Augen. „Sei aber vorsichtig!“, flüsterte er noch leiser zurück. 20.53 Uhr Ich lehnte mich leicht zurück, aber fand diesen verfluchten Knopf nicht. Noch mal sah ich zu dem Mann vor uns, der immer noch durchs Fenster stierte. Vorsichtig schritt ich zur Seite, um die Theke genauer nach dem Knopf zu suchen. Ach, da war er ja… Im nächsten Moment passierten viele Dinge, die über mich herein brachen. Ich hörte ein ersticktes „NEIN!“ rufen und wurde weggestoßen. Ein lauter Knall erfüllte den Raum, bevor auch endlich der Alarm losging. 20.54 Uhr Erschrocken drehte ich mich um und erblickte Florian, der sich keuchend am Boden wand. „Scheiße Tobi, was ist passiert?“, fragte ich ängstlich und drehte Florian vorsichtig um, um zu sehen was mit Florian geschehen war. „VERDAMMT! WAS IST HIER LOS?“, schrie einer der Diebe, als diese den Knall gehört hatten. Verwirrt sah er sich um und erblickte uns. Erschrocken ging er einige Schritte zurück. „SCHEIßE! VERDAMMT, WIESO HAST DU GESCHOßEN?“ „DER EINE HAT DEN ALARM AUSGELÖST. WIR MÜSSEN HIER WEG, BEVOR DIE BULLEN DA SIND!“, schrie der vor uns. Wir wurden nicht weiter beachtet. Kai und Rafael reagierten blitzschnell. Kai riss sich das Hemd runter, dass er trug und presste es auf die Wund in Florians Bauch, aus der viel zu viel Blut floss. Matt rief währenddessen einen Krankenwagen. Mit schockgeweiteten Augen sah ich zu Florian, der mit schmerzverzehrtem Gesicht vor mir lag. 20. 56 Uhr „W-was hast du getan?“, fragte ich mit zittriger Stimme. Behutsam nahm ich seinen Kopf hoch und legte meine zusammen gelegte Jacke drunter. Er schwitzte furchtbar. Sein Atem wurde immer schwerer. Keuchend griff er nach meiner Hand und umschloss sie krampfhaft. „Hat dich…gesehen…wollte auf dich schießen…“, stotterte er leise. Tränen schossen mir in die Augen. 20.58 Uhr „Wo bleibt denn nur dieser verdammte Krankenwagen??“, brüllte Tobias, der die ganze Zeit zwischen Fenster und uns hin und her. „P-patrick?“, flüsterte Florian. „Ja? Ich bin hier.“ „Mir ist kalt.“ Panisch zog ich die Decke die Toni uns gebracht hatte zurecht. „Du musst durchhalten. Gleich ist der Krankenwagen da. Du wirst wieder gesund, verstanden!“ Tränen verschleierten meinen Blick, als ich sah wie er die bereits blau gewordenen Lippen zu einem kleinen Lächeln. Vorsichtig nahm ich seine Hand, die sich immer noch fest um meine Hand schloss und führte sie an meine Wange. Seine Hand war eiskalt. 21.00 Uhr „Patrik?“ Florians Stimme war weniger als ein Hauchen. Schnell lehnte ich mich vor, um zu verstehen was er mir sagen wollte. Meine Tränen, die von Minute zu Minute mehr wurden, fielen auf seine kalten Wangen und flossen mit den Seinen zusammen. „Was?“ „Ich…muss dir noch…was sagen…bevor ich…“, hauchte er, als er plötzlich husten musste. Blut rann seinen Mundwinkel herab. „Nein! Später, wenn es dir besser geht. Du wirst wieder gesund! Du musst!“, schlurzte ich. „Ich liebe dich!“, hauchte er und hob seine andere Hand an meine Wange. Vorsichtig beugte ich mich über ihn und legte sanft meine Lippen auf die seinen, die noch kalter waren, als sie aussahen. „Ich dich auch! Ich dich auch!“, entgegnete ich. Ich sah wie er die Lippen zu einem Lächeln verzog und seine Augen für immer schloss. „Neiiiiiiinnnnnnn!!!!!!!!“ Hosted by Animexx e.V. 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