schwarzes Loch von Thanatos_Incarnate ================================================================================ Kapitel 2: Grausamkeit ---------------------- Ein stetiges, nervendes Piepen entriss mich meiner Zuflucht. Ich lag scheinbar in einem Bett, es war weich, doch mein Körper fühlte sich schwer an. Eng drückte mich mein eigenes Gewicht dagegen, als ob ich mehrere Tonnen wiegen würde, gleichzeitig war ich so schwach und konnte mich nicht einmal aufsetzen. Müde und langsam öffnete ich meine Augen, rieb mir kurz darüber damit meine Sicht wieder klar wurde. Grelles weiß schien mir entgegen…kahle, kalte, nichts sagende Wände. Nervös zuckten meine Augen umher und bleiben an dem Pulsmessgerät hängen. Die hellgrüne Linie auf den dunkelgrünen Hintergrund zeigte mir unregelmäßige Ausschläge, mal sehr schwache, mal sehr starke. Mein Herz schlug unruhig, musste wahrscheinlich noch viel Blut nachpumpen. Mir wurde schlecht und dennoch machte ich einen erneuten versuch mich aufzurichten, schaffte es allerdings wieder nicht. Erschöpft seufzte ich. Ein unangenehmes starkes Schwindelgefühl befing mich, lies alles um mich herum verschwimmen und sich drehen. Ich legte mir einen Arm über die Augen und versuchte alles zu verdrängen. Wie sollte das alles nur weiter gehen? Ich wollte nicht mehr, es zerfraß mich. ich lies es einfach zu, lies fremde Leute über mich bestimmen. Warum….ausgerechnet immer ich, hätte ich nicht in eine andere Familie hinein geboren werden können? Zittrig fuhr ich mir mit einer Hand über mein Gesicht. Schon längst war ich ein gebrochener Mensch, hatte keinen Willen mehr und war nur froh wenn mich alle in Ruhe ließen. Seit meinen achten Lebensjahr…damals hatte alles angefangen und konnte bis jetzt noch nicht ein einziges Mal aufgehalten werden. Ich wurde von klein auf misshandelt, es zehrte an meinen Kräften, hatte spuren hinterlassen, welche ich nicht mehr entfernen konnte. Ich wollte mich nicht wehren, wollte nicht noch mehr verletzt werden, als ich es eh schon war. Ein energisches klopfen lässt mich zusammenfahren. Ich bekam…besuch? Unmöglich! Und doch ist es so. Meine (ach so geliebte) Mutter trat soeben ein, sah mich, wie immer, mit einen verachtenden und voller Hass strotzenden Blick an. Ich konnte ihn nicht mehr ertragen und blickte auf meine Füße…es quälte mich zu sehr in dem Wissen zu sein, dass meine eigene Mutter meine Existenz nicht würdigte. Sie stand vor meinem Bett, brachte keinen Ton heraus und starrte mich nur an. Ich sah noch immer nicht auf, anscheinend wurde sie dadurch sehr wütend, denn jetzt kehrte das Leben in sie zurück. Ruckartig packte sie mich an meinem Handgelenk und zog mich in eine halb aufrechte Position. Ein kleines Wimmern entkam meiner Kehle. Sie quetschte gerade meinen frischen noch blutigen Schnitt mit ihrem harten Griff, erbarmungslos drückte sie noch fester zu, als ich ein weiteres Mal wimmerte. Ich versuchte mich mit der anderen Hand am Bett abzustützen, um die andere Hand irgendwie zu entlasten. Doch ihr ihre Hand presste sich weiter in mein Handgelenk, selbst ihre Fingernägel bohrte sie in mein Fleisch. Machte meine Mutter das etwa mit Absicht? Was für eine dumme Frage… „Setz dich hin!“ schrie sie mich wütend an. Ein leises quicken entkam mir, als sie mich zwang mich ganz gerade hinzusetzen. Sogar mit ihrer „Hilfe“ fiel es mir schwer, mit mühe und Not konnte ich mich geradeso aufrecht halten und als ich alleine sitzen konnte lies sie mich los. „Sieh mich an!“ ich reagierte nicht. Ich wollte nicht in diese Augen blicken, welche mir sagten, dass ich nichts wert sei, dass mich keiner mag und sie mich am liebsten tot sehen würde. Ich hatte Angst… „Musashi! Sieh mich an!“ schrie sie mich erneut an und griff grob unter mein Kinn um meinen Kopf anzuheben. Schnell sah ich zur Seite, doch unsere Augen trafen sich dennoch. „Wie kannst du es wagen…“ fing sie zischend an. „Du hast damit deinen Job gefährdet…“ wohl eher ihr wohl ergehen. „Und nur deshalb lebst du noch…sonst hätte ich dich verrecken lassen!“ das ist mir vollkommen klar…ich hasse dich Mutter…“Damit eins klar ist Junge! Du wirst Montag wieder in die Schule gehen und auch deiner Arbeit weiter nachgehen.“ ich blickte zu Boden…wieso? Klatsch! Sie gab mir noch eine schallende Ohrfeige und ging. Dieses Mal hatte die Ohrfeige es wirklich in sich, meine linke Gesichtshälfte wurde ganz taub. Montag…das war schon morgen. Wie konnte sie mir das antun….weshalb hasst sie mich so sehr? Der seelische Schmerz, von dem ich dachte ihn gut verschlossen zu haben, kehrte erneut quälend langsam zurück. Mein ganzer Körper verkrampfte sich. Ich war mir damals so sicher gewesen ihn endgültig abgeworfen zu haben…ihn überwunden zu haben und nichts mehr spüren zu müssen, doch da hatte ich mich getäuscht. Meine Mutter streut immer wieder frischem Salz in die noch nicht verschlossenen Wunden und erfreut sich an meinem Leid. Sie ist keine Mutter mehr für mich…sie ist das Gefängnis, welches mich gefangen hält und dem ich nicht entkommen kann. Stumme Tränen tropften von meinem Kinn herunter und benetzen die Bettdecke. Am liebsten würde ich schreien, doch stattdessen saß ich da und starrte mit glanzlosen Augen auf meine Hände. Ich nahm nichts mehr wahr. Irgendetwas versucht mich aus meiner starre zurückzuholen. „…unge….ey…!“ es rüttelte ständig an meiner Schulter. Langsam drehte ich meinen Kopf zu der Lärmquelle hin, sah die unscharfen Umrisse eines Arztes…sah wie sich seine Lippen bewegten, doch konnte ich nichts verstehen…wollte nichts verstehen. „Es ist Hoffnungslos!“ „Lassen sie mich mal Doktor!“ „Schwester?“ Ich hörte nichts von diesem Gespräch und war umso überraschter als ich eine stechende Wärme auf meiner Wange spürte, ich fuhr mit meiner Hand über diese Stelle, es brannte und holte mich wieder in die Wirklichkeit zurück. Warum mussten mich immer alle schlagen? Angstvoll sah ich die beiden an. Wollten auch sie mir etwas tun? Ich fing an am ganzen Körper zu zittern…bitte nicht… „Du brauchst keine Angst vor uns zu haben!“ sagte die Schwester mit einen freundlichen lächeln, sie hatte mein Verhalten wohl richtig interpretiert, obwohl man da nicht viel falsch machen konnte Ich traue ihnen nicht…das ist sicher ein Trick. Der Arzt legte mir eine Hand auf die Schulter und ich erschrak fürchterlich. „Wir müssen dich heute entlassen. Deine Mutter hatte es angeordnet. Doch ich verstehe das nicht…dein Zustand ist fiel zu kritisch, du könntest Bewusstlos werden oder sogar sterben…doch es scheint sie nicht zu kümmern.“ Er sah mich mitleidig an und ich ging unter diesem Blick zu Grunde. „Hören sie auf…“ flüsterte ich verzweifelt. Ich wusste es doch, aber musste er es mir noch so direkt unter die Nase binden? „Was?“ kam prompt die Gegenfrage. „Ich will das nicht hören…“ meine Stimme war nur ein Hauch, doch der Arzt nickte. „Weißt du…du hattest ziemliches Glück. Deine Mutter hatte dich in letzter Sekunde hier abgeliefert, wärst du später eingeliefert worden…wärst du jetzt mit Sicherheit tot. Nach unserer Diagnose zu Urteilen musst du ungefähr zwei Stunden dort gelegen haben und warst kurz vorm verbluten.“ Ich wäre jetzt lieber tot…es hatte keinen Sinn mehr zu leben…. „Junge pass auf dich auf…und wir wünschen dir eine gute Besserung.“ Ich sehe zu ihm auf…seine Augen spiegeln nichts wieder…nur Gleichgültigkeit. Warum sagt er dann so was? Um höflich zu sein? Sie verabschiedeten sich, ihrer Meinung nach, freundlich und ließen mich alleine. Zwei Stunden…meine Mutter war die ganze Zeit zuhause…es kümmerte sie kein bisschen…ich wusste es schon lange, aber wollte es nicht wahr haben. Ich kann nicht mehr, ich breche zusammen…Ich habe mir Hoffnungen gemacht, vergebliche Hoffnung darauf, dass sie mich doch noch mögen würde. Doch es wurde soeben ein weiteres Mal zerstört. Ich weiß nicht mehr wie, aber ich hatte es geschafft mich nach Hause zu schleifen. So schnell wie ich nur konnte rannte ich die Treppen zu meinem Zimmer hinauf, um so gut wie es ging meiner Mutter aus dem weg zu gehen. Ich hatte Glück… Völlig am Ende lies ich mich auf mein Bett fallen. Es ist purer stress…doch weiter konnte ich nicht denken, denn sogleich driftete ich ins Land der Träume ab. Das grelle Klingeln meines Weckers lies mich aus dem Schlaf fahren. Noch die Augen reibend sah ich auf die Uhr. Es war kurz vor sechs Uhr morgens und in ein und einer halben Stunde würde meine Schule anfangen. Ich schälte mich langsam aus meinem Bett, suchte meine Schuluniform zusammen und verschwand im Bad. Dort ging ich unter die Dusche, stellte das Wasser auf kalt und lies es einfach auf mich runter prasseln. Entspannt schloss ich meine Augen, genoss diese kleine Auszeit, denn eigentlich duschte ich nie Früh…ich sollte es eindeutig öfters machen. Als ich genug hatte drehte ich das Wasser aus, stieg aus der Dusche, band mir ein Handtuch um die Hüften und wand mich meinem Waschbecken zu. Mit erschrecken musste ich feststellen, dass ich kreidebleich aussah und mein sich Körper eigenartig anfühlte, doch genauso wie es von außen auf mich wirkte so fühlte ich mich auch…schrecklich. Ich zog mich schnell an, putzte meine Zähne und musste anschließend auch gleich los. Noch rechtzeitig schaffte ich es zum Zug und drängte mich hinein. Eng aneinander gedrückt standen die Fahrgäste in den einzelnen Wagons, kein einziger Platz war mehr frei. Ich stand genau in der Mitte vom Eingang umringt von tausenden Menschen. Ich spürte ihre stechenden Blicke auf meinen Körper ruhen, auch sie verachteten mich, obwohl sie mich nicht kannten. Oder bildete ich mir das alles nur ein? Bin ich schon so pessimistisch? Der Zug hielt mit einem quietschenden Geräusch an einer Haltestelle nach der anderen. Mehr und mehr Menschen strömten hinein und nur wenige hinaus. Die Luft wurde stickig, ich war froh als der Zug die letzte Haltestelle erreichte und ich der fahrenden Hölle entkommen konnte, leider sollte die Nächste bald darauf folgen. Ich sah das Schulgebäude schon von weiten, es wirkte wie jede andere Schule auch. Noch 10 Minuten musste ich bis dahin laufen. Doch bevor ich mich erneut in Bewegung setzen konnte stieß mich jemand weg und ich fiel, so schwach wie ich war, Bauch längs auf den harten Asphalt. Dabei schürfte ich mir meine Handflächen auf, eine weitere Verletzung. Ein erneutes Schwindelgefühl überkam mich. Ich sah zu den Verantwortlichen hinauf, doch dieser drehte sich nur mit einem verächtlichen Pf weg und rannte davon. „Hey!“ ich reagierte nicht…bestimmt wieder so ein Spinner. „Soll ich dir Helfen?“ jetzt entschied ich mich doch aufzusehen und konnte meinen Augen kaum trauen. Vor mir präsentierte sich der wohl schönste Junge den ich jemals gesehen hatte. Dunkelbraune Haare, blaue Augen und eine Figur…ohh mein Gott ich starre ihn an. Als mir dies bewusst wurde lief ich leicht rot an. „Was ist nun?“ ich konnte nur noch ein nicken von mir geben und meine Wangen verdunkelten sich Schritt für Schritt. Er griff mir sanft unter einen Arm und zog mich herauf. Ich hatte mich mittlerweile ein wenig beruhigt, doch noch immer zierten meine Wangen dieses rosa. Er nahm eine meiner Hände in seine, worauf ich leicht zurück schreckte. Er hingegen sah mich eindringlich an und begutachtete anschließend meine Hand. „Hm…es sieht schlimmer aus als es eigentlich ist. Wird schon wieder verheilen.“ Er sah mich erneut an und lächelte leicht. Seine Augen waren warm und zeigten keinen Hass. Mich verwunderte dies leicht, zu allen Überfluss wurde es auf einmal alles um mich herum schwarz und in meinem Kopf drehte sich alles. Torkelnd versuchte ich meine Balance zu halten, doch kippte ich nach einer Weile nach vorne. Der junge Mann konnte mich noch geradeso auffangen und ich hatte nichts anderes zu tun als mich in sein T-Shirt zu krallen. Eine Zeit lang standen wir so eng aneinander da, bis ich realisierte was ich hier eigentlich trieb. Schnell drückte ich mich von ihm weg und erneut schoss mir die Röte ins Gesicht Bei genauerem hinschauen hatte selbst der Fremde einen leichten Rotschimmer auf den Wangen. Schweigend bückte er sich. Ich beobachtete jede Bewegung von ihm, selbst so eine Kleinigkeit wirkte bei ihm elegant. Lächelnd reichte er mir meine Tasche nachdem er sich wieder aufgerichtet hatte. „D..danke!“ sagte ich leise. „Kein Problem und pass besser auf.“ lächelte er und hob zum Abschied eine Hand, ich winkte zurück. ich stand auf Ort und stelle, war wie angewurzelt. Ich wusste einfach nicht was mit mir los war. Ich verstand die Welt nicht mehr. Und warum lies ich ihn einfach gehen…er war der Einzige, der mich jemals freundlich angesehen hatte…ich war so ein Idiot. Er ist verschwunden….wohl möglich für immer aus meinem Leben… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)