schwarzes Loch von Thanatos_Incarnate ================================================================================ Kapitel 3: Bin ich im falschen Film? ------------------------------------ Still saß ich auf meinen Platz und sah aus dem Fenster. Nur noch wenige Minuten bis zur ersten Stunde. Kurz vor dem Klingelzeichen strömten noch einige Schüler ins Klassenzimmer und ein riesen Tumult herrschte. Als die Schulglocke dann endlich ertönte setzten sich alle an ihre Plätze und das Gewusel hatte sein ende gefunden. Ich hatte wie immer keinen einzigen Banknachbarn, selbst in meiner eigenen Klasse war ich DER totale Außenseiter und das obwohl sie mich gar nicht richtig kannten…alles beruhte nur auf Vorurteilen. Unsere Mathelehrerin betrat den Raum und begann sogleich mit dem Unterricht. Für mich war es wie immer, ziemlich langweilig. Frau Krauß schrieb gerade eine ganzrationale Funktion an die Tafel und alle stöhnten auf. „Ihr habt hier die Funktion f(x)=3x3+6x², zu dieser sollt ihr die Ableitung für x0=3 berechnen. Jeder für sich, ihr habt 10 Minuten Zeit.“ Ein raunen ging durch die Klasse. Ich machte mich sofort daran die Aufgabe zu lösen. Die Ableitung von f(x)=3x3+6x² also f `(x)=9x²+12x, dann muss der Limes von x3 für f `(x)=117 sein. Ich hätte auch die längere Formel nehmen können, doch so ging es um einiges schneller und war zu dem noch einfacher. Ich brauchte nicht allzu lange und war nach kurzer Zeit mit allen zusätzlichen Aufgaben fertig, nun sah ich mich gelangweilt in der Klasse um. Alle arbeiteten noch, wie öde, aber vorrechnen wollte ich auch nicht. Die Lehrerin schikanierte einen immer so, vor allem mich, wenn ich einmal einen Fehler machte. Also saß ich hier meine Zeit ab und wartete auf das Klingelzeichen, welches sicherlich noch lange auf sich warten lies. Wir hatten schließlich eine Doppelstunde Mathematik. Die Stunde zog sich hin, wie ein zu alt gewordener Kaugummi und wollte einfach nicht enden. Die meisten aus meiner Klasse waren frustriert, da sie nichts von dem Thema verstanden und sich somit mit ihren falschen Rechnereien herum quälten. Als endlich das Klingelzeichen ertönte stürmten alle so schnell wie möglich aus dem Klassenzimmer und wollten ihre wohl verdiente Pause genießen. Nur ich blieb, wie jedes Mal, sitzen, starrte aus dem Fenster und beobachtete die anderen Schüler, wie sie fröhlich lächelnd und ausgelassen miteinander redeten. Ich seufzte auf, warum konnte ich nicht einer von ihnen sein…mit ihnen lachen und reden? Ist es mir nicht gegönnt wenigstens ein bisschen glücklich zu sein? Die Schule war aus, ich hatte 8 lange und anstrengende Stunden hinter mich gebracht. Langsam trottete ich aus dem Schulgebäude, einige schlugen mir auf den Kopf oder riefen mir irgendwelche Sachen hinterher, doch ich ignorierte es gekonnt und setzte meinen Weg fort. Heute hatte ich wieder einen Kunden, bloß absolut keine Lust auf diesen. Ich wollte das nicht mehr, doch was hatte ich für eine andere Wahl? Gar keine…es war aussichtslos. Zu Hause angekommen schmiss ich alles in eine Ecke und duschte mich. Wenn ich mich vorher nicht säubern würde, hätte ich nur unnötigen Stress mit meiner Mutter. Ich war froh, dass sie heute nicht gleich an der Haustür stand und mich abfing. Die Schule hatte mich heute ganz viel Kraft gekostet, normalerweise wäre ich danach noch Fit, aber diesmal fühlte ich mich überhaupt nicht gut. Mir war genauso schlecht wie Gestern und meine Gesichtsfarbe hatte sich auch nicht verbessert, eher das Gegenteil war der Fall. Langsam schloss ich meine Augen, versuchte den Moment der Ruhe vollkommen auszukosten, zu genießen, doch so bemerkte ich nicht wie meine Mutter das Bad betrat. Abrupt öffnete sie die Duschkabine, packte mich abermals am Arm und zerrte mich raus. Im ersten Moment wusste ich gar nicht was los war, aber dann bemerkte ich, dass meine Mutter mich mal wieder hinter ihr her schleifte. Blitzschnell wandelte sich mein Gesichtsausdruck, Gleichgültigkeit machte sich breit. Meine Ruhe war nun wohl oder übel beendet worden und dies schneller als ich es wollte. Tropf nass und nackt stand ich nun außerhalb der Duschkabine direkt vor meiner Mutter. „Komm!“ sagte sie barsch. Was war denn nun wieder kaputt? Konnte ich mich nicht mal anziehen? Und warum hatte sie es so eilig? Die rothaarige Frau zerrte mich die Treppe hinunter, hin zum Wohnzimmer. Ich konnte mir einfach keinen Reim aus dieser Situation machen. Das Wohnzimmer sah aus wie immer. Eine schlichte schwarze Anbauwand, weiße klare Wände, ein Glastisch und eine schwarze Eckcoach mit einem zusätzlichen Sessel. Kurz blieb ich stehen, mich übermannte auf einem Schlag ein sehr ungutes Gefühl, dass hieß nichts gutes. Nach Luft ringend stand ich auf der Stelle, ich brauchte unbedingt eine kleine Pause. Meine Wunden machten mir zu schaffen, dieses ganze rum Gezerre und schnell laufen war wirklich anstrengend. Ich fühlte mich schlapp und müde. Allerdings gab es keine Zeit mehr, denn diese Frau zwang mich mit einem kraftvollen Ruck zum weitergehen. Zielstrebig zog sie mich zu dem Sessel, welcher mit der Rückseite zu uns stand. Er kam näher und näher, nun da ich ihn besser sehen konnte schlugen meine Schweißdrüsen Alarm. Als ich weiter um die Ecke gehen musste, stockte mir zusätzlich der Atem und ein extremer Schweißausbruch war unvermeidlich. In diesem saß ein älterer Mann, Mitte 40, mit einem lasziven lächeln im Gesicht. Meine Mutter stellte mich genau vor seinen Augen ab. Zittrig, mit rasendem Puls, schweißnassen Händen und aussetzenden Atem, stand ich wie angewurzelt da. Es…es war doch verboten Leute herzubringen…was soll das? Angst und Panik stiegen lauffeuerartig in mir hoch, spiegelten sich zu klar in meinen Augen wieder. Ich wollte hier einfach weg. Irgendetwas war hier faul, es ging eindeutig nicht mit rechten Dingen zu. Was hatte dieser Mann hier verloren? Er musterte mich mit einem Blick, welcher nur allzu sehr verdeutlichte, dass er mich am liebsten auf der Stelle verschlingen würde. Mittlerweile zitterte ich wie Espenlaub, es verstärkte sich noch mehr, als der Mann sich erfreulich über die Lippen leckte. Er stand auf, umkreiste mich einmal und fasste mir nebenbei an den Hintern. Mir wurde furchtbar schlecht. Ich wollte verschwinden, nur weg aus der Hölle und mir nicht vorstellen müssen was er jetzt mit mir vorhatte. Der Schwarzhaarige mit den grauen Augen wendete sich meiner Mutter zu. „Ich nehme ihn!“ sagte er bereits heißer. Ein kalter Schauer zog sich durch meinen ganzen Körper und ich sah angewidert auf seinen Rücken. „Dann wünsche viel vergnügen.“ grinste meine Mutter hämisch und nahm das Geld entgegen. Der Mann blickte nur lüstern zurück und drehte sich anschließend wieder zu mir um. Die Übelkeit wurde schlimmer, ich musste aufpassen, dass mir nicht gleich mein Mittagessen wieder hochkam. „Komm kleiner.“ hauchte er. Hilfe! Ich möchte raus aus dieser Hölle. Meine Mutter war längst gegangen. Ich war alleine mit diesem…Er presste mich auf die Coach, wie gelähmt blieb ich reglos liegen. In meiner eigenen Wohnung? Ich würde mich nie wieder ins Wohnzimmer begeben können. Nicht auf diese Coach, nicht auf diesen Sessel… Ich quietschte auf als ich sein Gewicht auf meinen Hüften spürte. Er fing an mich auf den Mund zu küssen. Ich lies es zu… „Gut gemacht Junge! Hier.“ sagte er zufrieden als endlich alles vorbei war und steckte mir ein wenig Geld zwischen die besudelten Beine. Angewidert nahm ich es von dort weg. Meine Blutergüsse, schmerzten im ganzen Körper und die Platzwunde am Kopf ignorierend, stand ich auf, drehte mich um und würdigte ihn keines Blickes mehr. Ich spürte wie mir erneut die warme Flüssigkeit über die Stirn runter zum Kinn lief und auf den Boden tropfte. So schnell wie möglich lief ich in mein Zimmer. Wenn ich schlafen gehe, würde ich alles vergessen, da war ich mir ganz sicher. Auch wenn es nur für einen kurzen Moment wäre. Allerdings kam mir meine Mutter erneut in die Quere. „Mach, dass du wegkommst!“ schrie sie mich ohne Grund an. Entschlossen riss sie mir mein Geld aus der Hand und schleuderte mich gegen die Wand. Mit dem Kopf voran küssten wir uns beide, es tat höllisch weh. Als ob ich nicht schon genug schmerzen gehabt hätte. Ich konnte wirklich froh sein, nicht längst Ohnmächtig geworden zu sein und mich noch irgendwie auf den Beinen halten zu können. Mühsam schleppte ich mich die Treppe hoch in mein Zimmer, fiel wie ein nasser Sack in mein Bett und wartete auf den erlösenden Schlaf. Der frühe Morgen begann wie jeder andere, murrend schlug ich den Wecker an die Wand und setzte mich widerwillig auf. Noch schläfrig kroch ich unter der Bettdecke hervor und setzte mich auf die Bettkante. Meine Gedanken schweiften ab, zu dem was ich bisher erlebt hatte, an frühere Tage, welche vielleicht gut waren….aber auch nur vielleicht. Denn meine Erinnerungen waren gefesselt vom negativen, keine Sonne drang durch die Dunkelheit, kein einziger Lichtfunke lies sich erblicken. Die guten Zeiten waren von einer dicken dunklen Nebelschicht umgeben, durch die man nicht blicken konnte. Ich werde nie aus diesem Irrgarten der Finsternis herausfinden. Egal wie sehr ich es versuchte…Ich konnte es nicht vergessen oder verdrängen, es blieb in meinem Gedächtnis hängen, war wie eingebrannt…ein Mahl für die Ewigkeit. Alles würde dasselbe bleiben. Meine Vergangenheit, Gegenwart und vielleicht auch Zukunft?! Ich hatte oft versucht mich gegen mein Schicksal zu wehren, es nicht zu akzeptieren, sondern zu kämpfen. Ich war der Ansicht, dass man sich so einer Zukunft nicht ergeben sollte, doch alles kämpfen, hoffen, hatte rein gar nichts gebracht. Ich konnte all dem nicht entkommen und schlussendlich hatte ich meinen Mut, meine Hoffnungen sowie meinen Kampf aufgegeben… und mich meinem Schicksal gefügt. Ich sah schon längst nicht mehr die Notwendigkeit mich zu wehren. Warum? Ich bin es Leid geworden für etwas zu kämpfen, was ich nicht erreichen kann, bin es Leid immer wieder von mir selbst enttäuscht zu werden. Alles, wirklich alles ist verloren gegangen… Frustriert schlug ich meine Hände vor mein Gesicht. In diesem Moment, an diesem Morgen hatte ich keine Motivation in die Schule zu gehen. Mein Leben war so sinnlos geworden, weshalb sollte ich es noch führen? Konnte man so etwas überhaupt Leben nennen? Tag ein Tag aus werde ich gehasst, verachtet, geschlagen und vergewaltigt….man konnte dies nicht lange aushalten. Ich konnte es nicht mehr lange aushalten, es war längst überfällig dieses „Spiel“ zu beenden. Bevor ich weitere trübselige Gedanken daran verschwenden konnte, holte mich meine Mutter in die Wirklichkeit zurück. Knallend flog die Tür auf und wutentbrannt stand sie vor mir, mein persönlicher Hausdrachen. „Musashi!! Mach, dass du wegkommst! Es ist schon spät!“ und da war sie auch wieder verschwunden. Verwundert blickte ich auf die Uhr, dass es schon so spät sein sollte war nicht möglich. Erschrocken fuhr ich zusammen, als ich die Zeit auf einem gewissen Gegenstand gelesen hatte, wie von einer Tarantel gestochen stand ich auf und rannte ins Bad. „Mist….schon sooo spät….ich Idiot.“ murmelte ich schimpfend vor mich hin und machte mich so schnell wie möglich fertig. Auch wenn ich die Schule hasste und eigentlich nicht hin wollte, so machte ich mich doch auf den Weg. Manchmal fragte ich mich selber warum, aber ich denke es ist einfach die Macht der Gewohnheit die mich trieb…und vielleicht auch mein Gewissen. Das kennt sicherlich jeder, das verfluchte Gewissen, welches einen davon abhielt zu schwänzen oder einen auf der Straße sterbenden Idioten einfach liegen zu lassen…warum hatte der Mensch überhaupt eines? Es nützt uns doch gar nichts…außer Sorgen, Mitgefühl und somit das Leid anderer ertragen zu müssen. Ich weiß, dass es auch gute Seiten hatte, doch diese fielen mir gerade nicht ein. Panisch und schnell rannte ich den Schulflur, zu dem Zimmer von meiner Klasse, entlang. Ich war doch tatsächlich eine ganze halbe Stunde zu spät. Die Lehrerin wird mir den Kopf abreisen…und die Schüler werden wieder über mich lachen, sich das Maul zerfetzen. Ich verlangsamte meine Schritte, als ich an all die gehässigen Gesichter und die verachtenden Blicken denken musste. Wieso…schwänze ich nicht auch mal, doch schon allein bei diesem Gedanken machte mir mein Gewissen erneut einen Strich durch die Rechnung und außerdem würde es auf den darauf folgenden Tag nur noch schlimmer in der Klasse werden. Also hieß die einzige Option, die mir blieb, Augen zu und durch. Ok, ich stand vor der Tür und musste mich beruhigen. Beruhige dich, es wird alles halb so schlimm, wenn es wirklich so wäre…nein, keine negativen Gedanken…immer positiv denken…..aber….arghhh ich schaff es nicht…es wird sicherlich grauenvoll. Was soll’s, war ich halt wieder der Sündenbock. Auf das Schlimmste vorbereitet drückte ich die Klinke herunter, machte die Tür einen Spalt breit auf und lugte hindurch. Oh man, ich musste wie ein verängstigtes kleines Häschen aussehen…aber das war ich schließlich auch, verängstigt. Als ich pure Stille wahrnahm, wusste ich, dass alle aufgehört hatten zu reden und das wegen mir. Sie warteten darauf, dass ich eintreten würde, warteten darauf etwas Witziges an diesem Tag zu erleben, darauf jemanden fertig zu machen zu können. Kurz schloss ich meine Augen, versuchte für einen kleinen Augenblick zu entspannen und machte die Tür komplett auf. Für mich verging alles wie in Zeitlupe, quälend langsam passierte ich die Tür und schlich zu meiner Lehrerin, um mir meine Standpauke abzuholen. Ich konnte aus dem Augenwinkel heraus erkennen, wie mich alle meine Klassenkameraden beobachteten. Die meisten hatten ein gemeines Grinsen im Gesicht, andere ein merkwürdiges Glitzern in den Augen und ein paar schauten doch tatsächlich gleichgültig aus der Wäsche. Bei meiner lieben Lehrerin angekommen blieb ich stehen und wartete auf das Folgende. „Kimamoto Musashi! Ich warte auf eine Erklärung und das es ja eine gute ist. Aber es ist sowieso egal, wenn ich darüber nachdenke. Du bekommst gleich eine Strafarbeit nach der Schule…und zwar…hm…du musst die Toiletten der gesamten Schule putzen. Und jetzt HINSETZEN!“ energisch fuhr sie mich zum Schluss an. Lautes Gelächter schwirrte durch die Runden, alle zeigten mit ihren Fingern auf mich und riefen, für sie, witzige Dinge. „Haha Trottel!“ „Geschieht dem Stricher ganz recht! „Nun endlich geht er dorthin, wo er hin gehört!“ „In die Gosse!“ „Auf die Straße!“ Schockiert ließ ich mich auf meinen Stuhl nieder und legte meinen Kopf auf den Tisch ab. Mit den Nerven am Ende angelangt, völlig angespannt und innerlich zerrissen, schlug ich krampfhaft meine Augen nieder, versuchte dieses widerwärtige Gefühl loszuwerden…die gesagten Sachen zu ignorieren und mich zu beruhigen. Nach langen stillen Sekunden, welche für mich wie Minuten waren, hatte ich mich endlich wieder gefangen, öffnete meine Augen und verfolgte weitgehend den Unterricht. Genervt rollte ich mit den Augen, als ich bemerke, dass wir den Stoff schon einmal im letzten Jahr behandelt hatten. Ich mochte Geschichte als solches schon nicht sonderlich und dann machten wir auch immer dasselbe…das war doch zum kotzen. Gut gelaunt erzählte uns unsere Lehrerin etwas von der französischen Revolution. Das Thema war schon so durchgekaut, somit schweifte ich ab und hing meinen eigenen langweiligen Gedanken nach. Die erlösende Schulglocke ließ lange auf sich warten, aber kündigt leider auch gleichzeitig die nächsten zwei Stunden an. Sport. Eigentlich ein schönes Fach, wenn wir nicht gezwungen werden etwas zu machen was wir nicht wollen und dies ist meistens der Fall, da wir erst ab nächsten Jahr unsere Sportkurse wählen konnten. Alle eilten in die Umkleidekabinen, genau wie ich, doch stellte ich mich in eine sichere Ecke. Ich wollte nicht, dass sie mich so sahen und mich möglicherweise somit Bloßstellen würden. Leider schien heute mein absoluter Pechtag zu sein, denn einige meiner Mitschüler traten auf mich zu. „Reife Leistung hast du da abgelegt!“ „So schnell bekommt das keiner hin!“ Sie kicherten freudig auf, stießen mich gegen die Wand und kehrten mir den Rücken. Was war das denn Bitte? Erst zu mir kommen, mir alles schön unter die Nase reiben und dann abhauen? Seit wann lassen die mich so schnell in Ruhe? Ich hatte ein merkwürdiges Gefühl bei der Sache, irgendetwas würde geschehen! Kopfschüttelnd bewegte ich mich Richtung Sporthalle und hoffte darauf den restlichen Tag gut zu überstehen. Endlich war Schulschluss, nach der reinsten Folter namens Sport, man konnte in dem Fall wirklich „Sport ist Mord“ sagen, hatten wir noch zwei Stunden Kunst, eines meiner Lieblingsfächer, zwei Stunden Physik und zwei Stunden Religion. 10 Stunden Unterricht, die reinste Hölle auf Erden, vor allem, wenn sie sehr schleichend vergehen. Erleichtert seufzte ich auf, konnte ich doch jetzt endlich aufstehen und das Klassenzimmer verlassen….aber halt! Hatte ich da nicht etwas vergessen...Nein!! Ich musste noch die Toiletten machen…Mist! Nun doch nicht mehr so erleichtert wie zuvor, machte ich mich auf den Weg zu den sehr hygienischen und sauberen Toiletten…also wer da jetzt nicht das Kotzen bekam war wirklich einer der harten Sorte. Bevor ich mich aber ans Werk machen konnte, holte ich mir noch Putzmittel und andere notwendige Sachen. Voller Ekel setzte ich eine Hand auf die keimige Türklinke und drückte sie herunter. Vorsichtig setzte ich einen Fuß vor den anderen, musste mir einen Brechreiz bei dem Gestank unterdrücken. Es war wirklich widerlich und ich hatte nicht mal angefangen. Was soll das bloß werden…. Ein unangenehmer Schauer durchlief meinen Körper, wenn ich an die letzten Stunden zurück dachte. Doch jetzt war es vorbei und ich hatte es glücklicherweise hinter mir. Gleich danach hatte ich mir bestimmt hundert Mal die Hände gewaschen, ich fühlte mich immer noch so dreckig. Noch einmal drehte ich mich zur Schule um, blickte das große Gebäude finster an, für heute hatte ich echt die Nase voll davon. Ich lief schnell zum Schultor, gen Freiheit und wollte gerade um die Ecke biegen, als mich etwas am Arm packte und ich direkt gegen eine Wand geschleudert wurde. Erschrocken und auch ein wenig schmerzhaft quiekte ich auf. Zittrig öffnete ich meine Augen, welche ich während dieser Aktion aus Reflex geschlossen hatte und blickte in zwei andere, dunklere, vor Hohn strotzende Augen. Diese Augen kannte ich und sie flößten mir Angst ein. Nervös ließ ich deshalb meinen Blick schweifen und erkannte meine lieben Klassenkameraden, welche mich schon im Sportunterricht „belästigt“ hatten. „Du dreckiger Wicht!“ sagte der eine wütend. Ich hatte keine Ahnung weshalb sie mich beleidigten oder mich hassten. Also was sollte der Mist? „Was soll das?“ meine Stimme bebte, derweil wollte ich selbstbewusst klingen. „Wir wissen nicht was du meinst!“ „Warum macht ihr das? Lasst mich in Ruhe und verschwindet!“ dies war zu leise gesprochen, doch jeder verstand mich. „Warum? Hm….mal überlegen, weil wir dich einfach nicht leiden können. Ganz einfach. Und nein, wir lassen dich nicht in Ruhe!“ Das war doch kein Grund? Nur weil sie mich nicht leiden konnten? Was für eine billige Begründung, doch bevor ich meine Gedanken aussprechen konnte, spürte ich den ersten Schmerz im Magenbereich. Er hatte mir mit voller Kraft in diesen geschlagen und ich musste röcheln, da ich kaum Luft bekam. Sie traten, schlugen weiter auf mich ein, bissen mir sogar in die Hand. Ich setzte mich kein bisschen zur Wehr, sie waren in der Überzahl und mir fehlte die Kraft um zu kämpfen. Ich merkte wie meine Platzwunde am Kopf, vom vorigen Tag, aufging, wie mir weitere Wunden zugefügt wurden und mein Körper durch die Schmerzen betäubt wurde. Ewigkeiten dauerte die Prozedur. Dann ganz plötzlich und sehr unerwartet ertönte eine tiefe, ruhige und dennoch warnende Stimme. „Was soll das? Verschwindet oder ich hole die Polizei!“ panisch ließen die Fünf von mir ab. Ihr fluchen schallte noch an meine Ohren, als sie schon sehr weit weg waren. „Mist“ „Blöder Kerl“ Ich atmete einmal tief durch, es tat gut wieder atmen zu können. Gepeinigt durch meine Schmerzen wollte ich sofort meine Augen zusammenkneifen, doch dies wurde gekonnt verhindert. Etwas Warmes nahm rechts und links von meinen Kopf platz und schüttelte diesen leicht. Ich war gezwungen meine Augen offen zu halten, blickte sogleich in wunderschöne blaue Augen. Das konnte doch nur ein Traum sein. „Wie geht es dir?“ fragte eine sanfte Stimme. „Es geht!“ brachte ich mühsam hervor. „Hatte ich dir nicht gesagt du sollst auf dich aufpassen?!“ ääähh was? Das konnte doch nicht sein, das war unmöglich dieser Junge. „Eh?“ „Ja, das habe ich gesagt! Kannst du alleine gehen?“ verblüfft schaute ich ihn an, er war es tatsächlich. „Ich denke schon.“ sagte ich und versuchte mich aufzurichten. Nur leider knickten meine Beine unter meinen Gewicht ein und der Junge musste mich stützen. „Ich werde dich tragen müssen!“ seufzte er hörbar auf und ich wurde schlagartig rot. Wieso wurde ich in so einer Situation rot? Ich verstand, zum wiederholten Male, die Welt nicht mehr. Er nahm mich Huckepack und lief durch verschiedene kleine Gässchen, die ich noch nie zuvor gesehen hatte. So gut es nur ging versuchte ich mir jeden Weg, jedes Pflaster, einzuprägen, damit ich nachher genau wissen würde wo ich war. Vielleicht hatte es ja noch andere Vorteile. Später gelangten wir von den kleinen Gassen zu einer großen belebten Straße. Hektisches Treiben und ein starker Verkehr würde ich mal als Markenzeichen abstempeln. Viele große Kreuzungen wurden überquert und schlussendlich blieb er vor einem Hochhaus stehen. Mit großen Augen musterte ich es, auf und ab, und versuchte herauszufinden was dies für ein überwältigendes Gebäude war. Ich kam nicht Drumherum zu fragen und dies machte ich auch als wir gerade mit den Fahrstuhl in den obersten Stock fuhren. „Was ist das für ein Gebäude?“ nuschelte ich nah an seinem Ohr zusammen. „Es ist ein Hotel, nicht ganz billig aber durch das Studium bekomme ich es finanziert.“ „Aha.“ Erneutes Schweigen hüllte uns ein, ich fand es angenehm und drückte mich etwas fester an seinen Rücken. Dabei wurde ich wieder leicht rot auf den Wangen und schielte zu seinem Gesicht. Er war wirklich hübsch… „Lass mich los! Sonst kann ich dich nicht absetzen!“ Hm? Enttäuscht löste ich meinen Griff und wurde sogleich auf ein Bett verfrachtet. Wie weich es war… „Warte hier!“ Wie könnte ich auch nicht warten? Meine Bewegungsfreiheit war schließlich sehr eingeschränkt. Nach wenigen Minuten kam er auch wieder zu mir ins Zimmer, hatte eine Schüssel voller Wasser und verschiedene Fläschchen in der Hand. Er tunkte einen trockenen Lappen ins Wasser und danach tröpfelte er den Inhalt eines der Fläschchen darauf. „Dass könnte jetzt brennen!“ sagte er bevor er mir das Handtuch auf den Arm drückte. Es brannte leicht und ich zuckte unbewusst zusammen. Entschuldigend sah er mich an und machte weiter. Sanft und zaghaft behandelte er meine Wunden, streifte ab und zu versehentlich gesunde Hautstellen und verursachte bei mir eine angenehme Gänsehaut. Ich wünschte dieser Moment würde ewig andauern, doch bald war es vorbei und er widmete sich als letztes meinem Gesicht. Vorsichtig tupfte er die Wunden und offenen Stellen ab. Dabei hielt eine seiner Hände mein Gesicht, langsam vielen mir die Augen zu, ich war nicht fähig es zu verhindern, und drückte meinen Kopf seiner Hand entgegen. .Gott war mir das peinlich, doch war es viel zu schön um wieder darüber nachzudenken. Ich hatte lange meine Seelenspiegel geschlossen und bemerkte somit nicht wie er aufstand, sein Zeug zusammenpackte, raus ging und wiederkam. Erst als er sich vor mir hinkniete bemerkte ich, dass alles vorbei war. „Du kannst deine Augen wieder öffnen!“ blinzelnd machte ich dies auch. „Tat es denn so weh?“ fragte er mich vorsichtig. Um Himmelswillen…Nein!! Es war schön…und diese wärme. Verlegen schaute ich zur Seite, meine Augen irrten durch das Apartment, suchten einen Punkt zum fixieren, fanden aber keinen. „Nein!“ sagte ich leise und müde. Ein Lächeln huschte über seine Lippen, ich war sofort von ihm angetan. Was war nur mit mir los? Ich glaub ich bin im falschen Film…. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)