Spezialeinheit A von kikidergecko ================================================================================ Kapitel 2: Die Reise beginnt ---------------------------- Und ehe sie sich versahen, standen sie mitten in der Wüste. Milpezas quirlige Assistentin hatte sie zuvor noch mit allerhand Gerätschaften und warmen Decken ausgerüstet. Und so wie die Landschaft aussah, war das auch nötig gewesen. In alle Richtungen erstreckte sich eine Wüste aus rotem Gestein. Kein Baum, kein Gras, kein Grün war am Horizont zu erkennen. Ein trockener Wind brachte Staub mit sich. Und hier sollten sie also ihre Mission erfüllen. Joe zog sein Halstuch vor Mund und Nase und setzte sich langsam in Bewegung. Wortlos folgten ihm die anderen. Nikolaj wagte es nicht, zu sprechen. Er wunderte sich zwar über die seltsamen Geräte, die er zu tragen hatte, und vor allem wunderte er sich über diese merkwürdige Mission, doch blieb er lieber still. Im Allgemeinen, das hatte Nikolaj herausgefunden, kam man damit wesentlich besser weg. Man wurde nicht gefragt, nicht gehänselt, beschimpft oder in sonstiger Weise zum Gespött gemacht, man blieb ganz einfach unbeachtet. So mochte es Nikolaj, schließlich konnte er sowieso nichts mit anderen Menschen anfangen. Vorsichtig blickte er nach links. Dort ging der Mann, der sich vorhin noch so aufgespielt hatte. Nikolaj mochte ihn nicht, er war ihm viel zu aufdringlich. Doch jetzt lief auch er tonlos durch die endlose Wüste, den Kopf gesenkt, ein nachdenkliches Gesicht. Wahrscheinlich dachte auch er gerade darüber nach, wieso gerade er hier sein musste. Nikolaj erinnerte sich an seine Mutter. Wie spät war es jetzt wohl bei ihm zu Hause? Ob sie sich schon sorgte? Er spürte, wie sein Magen sich zusammenzog. Wie würde sie klar kommen, ohne ihn? Noch nie war Nikolaj länger als einen Tag weg gewesen, und jetzt das! Es musste die Hölle für seine Mutter sein. Er schluckte. Nein, das sollte nicht sein! Nikolaj wollte weg, sofort! Was hatte er schon mit Spezialeinheiten, irgendeinem vereinigten Reich oder diesen Cherubim zu tun! Das einzig wichtige in seinem Leben war seine Mutter, er hatte gefälligst bei ihr zu sein! Nikolaj wollte stehen bleiben, dann schaute er sich noch einmal um. Die beiden anderen hatten ihn nicht zu Kenntnis genommen, sie gingen noch immer im selben Trott weiter. Sollte er? Doch was würde dann sein, dann wäre er ganz allein in dieser fremden Welt. Nikolaj schluckte. Um alles in der Welt wäre er jetzt wieder bei seiner Mutter auf dem Dorf. Natürlich könnte er nach dem Weg zurück fragen. Dieser Mann, der aussah wie ein Darsteller aus einem alten amerikanischen Film, er kannte sich sicher hier aus. Nikolaj schaute ihn aus dem Augenwinkel an. Er machte keinen besonders freundlichen Eindruck. Vielleicht würde er ihn sogar auslachen, wenn er fragte. Ach was, vielleicht. Ganz bestimmt sogar! Er war viel älter und erfahrener, Leute wie er nahmen keine Rücksicht auf Schwächere. Und Nikolaj war einer von den ganz schwachen. Auf einmal erwiderte der Cowboy Nikolajs Blick. Er zuckte zusammen, richtete den Kopf stur nach unten auf den Erdboden – und hörte den Mann leise lachen. War das ein Auslachen? Ganz vorsichtig neigte er den Kopf ein Stück zur Seite und blickte in ein lächelndes Gesicht. Ein Lächeln? Das konnte nur ein Grinsen sein, noch nie hatte jemand fremdes Nikolaj einfach so angelächelt! Jetzt sah er noch einmal genau hin. „Na, gefällt's dir hier?“ Jetzt sprach der Kerl auch noch mit ihm. Nikolaj war perplex. Aber anscheinend schien er nicht auf eine Antwort zu warten. „Ich weiß, es ist nicht gerade das Paradies, aber wenigstens haben wir festen Boden unter den Füßen und genug Wasser. Stell dir vor, er hätte uns in die Sümpfe geschickt. Da wären wir jetzt schon total zerstochen.“ „Moment – WASSER?“ Jetzt meldete sich der andere zu Wort. Nikolaj war immer noch sprachlos und sagte nichts. War er überhaupt in diese Unterhaltung mit einbezogen? Am liebsten hätte er sich jetzt ein Stück zurück fallen lassen, doch er ging genau zwischen den beiden. Der andere blickte den Cowboy verständnislos an. „Du kommst doch von hier, oder? Kennst du die Wüste nicht?“ „Nein, kenn ich nicht!“, antwortete er fast beleidigt. „Glaubst du, ich kenn' die gesamte verdammte Welt, nur weil ich hier wohne?“ Der Cowboy hob abwendend die Hände. „Ganz ruhig, ist doch nicht schlimm. Ich kenn mich schließlich hier auch besser aus als bei mir zu Hause.“ Er lächelte erneut und zog die verwunderten Blicke der beiden anderen auf sich. „Wisst ihr über den großen Krieg bescheid? Ich kann euch jetzt keine genaue Jahreszahl sagen, aber ihr wisst schon.“ Nikolaj wusste nicht. Aber der andere schien sich an etwas zu erinnern. „Das war HIER? Nein!“ Er lachte, doch der Cowboy nickte nur bestätigend. „Gibt's hier wirklich noch Wasser? Ich dachte immer, das wäre so eine Legende oder so...“ „Lass uns eine Pause machen.“ Er hielt an und begann, sein schweres Gepäck abzuladen. Der andere tat es ihm gleich und schließlich begann auch Nikolaj, die Sachen in den roten Staub zu stellen. Der Cowboy schaute prüfend in den dicht bewölkten Himmel und gab dann ein unzufriedenes Geräusch von sich. „Wir sollten heute lieber nicht weiterziehen. Außerdem haben wir schon viel geschafft. Also macht es euch ruhig bequem.“ Dann breitete er selbst eine der Decken aus und setzte sich darauf. Gemütlich holte er eine Zigarette aus seiner Manteltasche und zündete sie gelassen an. „Ich bin übrigens Joe.“ „Kyeran.“ Der andere nickte ihm zu. Nikolaj beachtete niemand, doch jetzt blickte der Cowboy – Joe – ihn erwartungsvoll an. „N-Nikolaj“, brachte er mit heiserer Stimme hervor. Joe lächelte. Kyeran sah ihn... nunja, er konnte diesen Gesichtsausdruck nicht einordnen. Eine Weile schwiegen sie sich noch an, jetzt allerdings nicht mehr so misstrauisch wie zuvor. Dann, als Joe seine Zigarette aufgeraucht hatte, nahm er eines der Metallgeräte und rammte es mit voller Kraft in den Erdboden. Gespannt sahen die anderen zu. Er drehte die lange Stange noch ein wenig, rüttelte daran um zu sehen, ob sie auch wirklich fest war, und schließlich holte er noch einen zerbeulten Metallbecher aus seinem Rucksack hervor. Dann drehte er an einer unscheinbaren Mutter, die am langen Hals des Gerätes angebracht war, und wie durch Zauberhand sprudelte klares Wasser aus dem oberen Ende der Stange in den Becher. Kyeran staunte nicht schlecht und Nikolaj fiel fast die Kinnlade herab. Wie konnte es in so einer Umgebung so viel Wasser geben? Eigentlich müsste hier doch alles grünen und blühen! Doch bevor einer von den Beiden weitere Fragen stellen konnte, reichte Joe den Becher weiter und sagte: „Lasst uns das Abendessen vorbereiten, so lange wir noch können. Es wird hier sehr schnell dunkel. Dann reden wir weiter.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)