Allein wegen dir von Varlet ================================================================================ Kapitel 3: Alte Erinnerungen ---------------------------- „Ki...Kisara?“, murmelte Seto den Namen. Er kam ihm sofort vertraut vor, aber er wusste nicht woher. Hatte er das Mädchen schon einmal gesehen? Er war sich nicht sicher gewesen und schüttelte den Kopf. „Für wenn arbeitest du?“, fragte er nach. „Ich arbeite für niemanden, ich bin wegen mir selber hier“, antwortete das Mädchen leise. Dann aber weiteten sich ihre Augen, sie hatte gemerkt, dass er sie nicht erkannte, er wusste überhaupt nicht wer sie war und das war schlimm für sie, sehr schlimm sogar. „Du weißt nicht, wer ich bin oder?“ „Du bist mein Feind, das reicht mir, los mach deinen Zug“, warf Kaiba ein. „Ich hatte etwas Anderes erwartet...Kaiba“, seinen Nachnamen sprach sie abfällig aus und blickte erneut auf ihre Karten. „Ich hatte gewusst, dass mich Mokuba vergessen würde, er war damals noch so klein, aber dass du mich vergessen würdest, das habe ich nicht erwartet“, murmelte sie leise. Langsam füllten sich ihre Augen mit Tränen, welche sie gleich wieder weg wischte. Das durfte einfach nicht sein, er konnte sie nicht so einfach vergessen und nicht wissen wer sie war. Aber sie würde es ihm schon wieder eintrichtern, spätestens nach diesem Duell würde er wissen, wer sie war. „Mach endlich deinen Zug“, zischte Seto. Er hatte überhaupt keine Lust gehabt, dass das Duell lange dauern würde. Es sollte kurz und schmerzlos sein. „Keine Sorge, du kriegst deine Abreibung noch früh genug“, entgegnete Kisara. „Ich spiele zuerst den Weißen Ninja und anschließend die Zauberkarte Blitzklinge“, sagte sie und sah auf das Feld. Weißer Ninja: ATK: 1500(+800) DEF: 800 „Ich hoffe, du weißt was das heißt. Weißer Ninja, greif seinen Schimmerdrachen an“, befahl sie und sah, wie Setos Drache auf dem Friedhof verschwand. Hinzu kam, dass dieser noch 400 Lebenspunkte verloren hatte. Somit war sie ein kleines Stückchen näher am Ziel gewesen, als es ihm lieb war. Und dennoch sie musste noch 3600 Lebenspunkte auslöschen, erst dann hatte sie den Sieg in der Tasche gehabt. „Mach dir mal um mich weniger Sorgen“, grinste Seto siegessicher. „Ich lege ein Monster verdeckt ab, sowie eine weitere Karte, dann aktiviere ich noch meine Zauberkarte Schnappstrahl“, sagte Kaiba und legte diese Karte ebenfalls auf das Feld. Nun konnte er die Kontrolle über ein offenes Monster auf dem Feld von Kisara übernehmen, auch wenn er in der nächsten Runde ihre Lebenspunkte um 1000 erhöhen würde, aber das machte nichts. Er würde ihr Monster bekommen und ihren Lebenspunkten einen hohen Schaden bereiten. Das Mädchen hatte wirklich einen dummen Zug gemacht, ein Monster und eine Zauberkarte, mehr war da nicht. Das Mädchen würde kein schwerer Gegner sein, das wusste er und es schien wirklich einfach zu sein. Nun hatte er die Kontrolle über ihren weißen Ninja bekommen, der noch mit einer Karte ausgerüstet war. Sofort befahl Kaiba den direkten Angriff auf ihre Lebenspunkte. Da Kisara keinen Schutz mehr hatte, büßte sie 2300 Lebenspunkte ein und sank somit auf 1700. Das Mädchen zuckte kurz zusammen, als sie ihre Lebenspunkte verlor, aber dies hinderte sie nicht daran, weiterhin Kaiba anzusehen. „Du erinnerst dich nicht mehr“, murmelte das Mädchen leise und ließ nun, ihren Tränen freien Lauf. Sie hatte gehofft, dass er sich wieder erinnern würde und sie nicht angreifen würde, aber das konnte sie vergessen. „Hör auf zu reden und spiel lieber“, zischte Kaiba. Für ihn zählte nur eines, ein schnelles Spiel, ein schnelles Ende. „Du hast dich so verändert...früher, da warst du lieber und netter gewesen.“ „Dann nimm dir das Buch, ich kann mir ein anderes aussuchen“, hatte er damals gesagt und sich sofort nach einem anderen Buch umgesehen. „Wir könnten aber auch zusammen lesen. Ich wollte es meinem kleinen Bruder vorlesen, er hat bestimmt nichts dagegen, wenn du mitkommst und etwas zu hörst. Du kannst auch selber vorlesen“, fügte er noch hinzu und konnte sehen, dass sich das Mädchen freute. Zusammen gingen Beide Kinder in den Schlafraum, wo Mokuba bereits in seinem Bett lag und auf seinen Bruder gewartet hatte. Wie immer bekam er, zur Schlafenszeit vorgelesen und da Mokuba jünger als Seto war, musste dieser zwei Stunden eher schlafen gehen. „Wer ist das, großer Bruder?“, wollte Mokuba neugierig wissen. Es war selten, dass sein Bruder jemanden mitbrachte. „Das ist....“, nun fiel dem Kleinen auf, dass er gar nicht wusste, wie ihr Name war. „Kisara...“, ergänzte das Mädchen und lächelte ein wenig. „Ich bin Seto und das ist mein Bruder Mokuba“, stellte sich der kleine Kaiba vor. „Darf ich euch fragen, wie es dazu kam, dass ihr hier seid?“, fragte Kisara nach. „Unsere Mutter starb bei Mokis Geburt und unser Vater hielt es nicht mehr alleine aus, er baute einen Unfall und verstarb ebenfalls, da wir keine anderen Verwandten hatten, mussten wir ins Waisenhaus“, erklärte er traurig, wobei er den Boden ansah. Aber dann bemerkte er, dass auch Mokuba traurig wurde und blickte nach oben. „Wir haben uns an das Leben hier gewöhnt.“ „Ich kann euch verstehen, mich wollten meine Eltern nicht, ich bin mein Leben lang hier“, seufzte das Mädchen und ließ ihren Blick zur Seite schweifen. „Sei nicht traurig, du wirst sicher bald adoptiert werden und wenn nicht, dann macht es auch nichts. Uns adoptiert auch keiner, weil wir als Brüder zusammen sein wollen, dann stehen wir das gemeinsam durch und wenn jemand bereit ist, mich und meinen Bruder zu sich zu nehmen, dann überreden wir ihn auch, dass du mit kannst. Dann sind wir drei immer zusammen“, lächelte der kleine Seto. Das waren noch Zeiten, damals konnte er noch lächeln und sich freuen. „Das...das...“, Seto wurde leicht bleich. Es konnte nicht sein, doch so langsam fing auch er wieder an, sich an alles zu erinnern. Seine Erinnerungen wurden immer stärker, er konnte einfach nicht glauben, dass das kleine Mädchen von damals nun vor ihm stand. Sie konnte es nicht sein. „Da ich nun wieder dran bin, spiele ich eine Karte verdeckt, hinzu kommt meine Heilende Nixe und die Zauberkarte Schwert der Tiefliegenden“, sagte Kisara und setzte ihre Karten. Ihr war klar, dass es nicht so gut für sie aussah, aber es war auch kein Wunder gewesen. Sie war keine Duellantin und spielte so gut wie nie, die Regeln für das Spiel hatte sie erst kurz vorher erfahren und sich mit den Karten beschäftigt. „Außerdem aktiviere ich die Zauberkarte Wiedergeburt und rufe meinen weißen Ninja wieder auf das Feld.“ Heilende Nixe: ATK: 1500(+500) DEF: 800 Weißer Ninja: ATK: 1500 DEF: 800 „Nun, dann will ich mal sehen, welche Karte sich da befindet. Ich spiele das Buch von Taiyou. Diese Karte zwingt dein Monster sich wieder zu zeigen. Dann wollen wir mal sehen“, sagte das Mädchen und erblickte den Menschenfresserkäfer. Es war nicht gut gewesen, weil das Monster nun in der Lage war, eines ihrer Monster zu zerstören. „Wie du willst, dann wird mein Monsterfresserkäfer nun deine Heilende Nixe zerstören und damit auch deine Zauberkarte. Du weißt doch was das heißt, dein Schwert kommt wieder oben auf dein Deck“, sagte Kaiba. „Nun ja, ich hab immerhin noch meinen weißen Ninja. Dann will ich mal. Weißer Ninja, greif ihn an“, meinte Kisara. Sie hatte sich gar keine Sorgen gemacht, wegen der zwei verdeckten Karten und wenn sie ehrlich war, hatte sie diese schon vergessen. Sie hoffte aber, dass sich nichts schlimmes hinter diesen befinden würde. In dem Moment wo sie mit dem weißen Ninja Angriff fielen Setos Lebenspunkte von 4000 auf 2950. Nun lag zwischen den Beiden nur noch eine Differenz von 1250 Punkten und diese wollte Kisara auch noch aufholen. Nachdem Kisara nun ihren Zug beendete, fing Seto mit seinen an. „Da wir uns von früher kennen, werde ich darauf verzichten, dich mit meinen weißen Drachen fertig zu machen. Ich rufe das Monster Blaugeflügelte Krone auf das Spielfeld, aber dies wird nicht alles sein. Ich decke nun Voreiliges Begräbnis auf, dafür zahle ich 800 Lebenspunkte und kann ein Monster vom Friedhof auf das Spielfeld rufen und weißt du, welches Monster ich rufen werde? Ich nehme deine Heilende Nixe“, sagte Kaiba grinsend. „Aber noch ist es nicht vorbei, ich spiele dazu noch den Übelwollenden Hätschler und rüste dein früheres Monster damit aus.“ Blaugeflügelte Krone: ATK: 1600 DEF: 1200 Heilende Nixe: ATK: 1500(+700) DEF: 800 Nun hatte Seto nur noch 2150 Lebenspunkte, doch diese würden schon genügen. „Du weißt ja was nun kommt. Blaugeflügelte Krone, greif den weißen Ninja an“, befahl Kaiba. Nun verlor Kisara 100 Lebenspunkte. Einen weiteren Zug würde sie nicht überstehen. „Dann ist unser Duell nun vorbei, du hast genau 1600 Punkte, und meine Nixe, was für eine Ironie, dass es dein Monster war, hat 2200 Punkte, du weißt was das heißt. Angriff“, rief Kaiba und sah, wie das Monster auf Kisara los stürmte und ihre Lebenspunkte mit einem Mal auf Null brachte. Das Mädchen war geschlagen und für Seto, war es eines seiner leichtesten Duelle. Kisara sank auf den Boden auf die Knie. Sie konnte es nicht fassen. Ihr war bewusst gewesen, dass sie nicht gewinnen würde, aber nicht, dass es so schnell gehen würde. Mit Tränen füllten sich ihre Augen und sie musste es einsehen, den Kaiba den sie damals kannte, der war verschwunden. „Mokuba...Mokuba hast du das gehört?“, rief Seto freudig. „Gozaburo Kaiba adoptiert uns, wenn ich das Schachspiel gegen ihn gewinne“, fügte der Junge hinzu. „Echt? Dann kommen wir hier raus“, freute sich auch Mokuba und umarmte seinen Bruder. Bald würden die zwei nicht mehr im Waisenhaus sein, bald würden sie eine richtige Familie haben und ein normales Leben führen. Dann veränderte sich der Blick des Kleinen und er sah auf Kisara, die ebenfalls im Raum anwesend war. „Hey Kisara...hast du gehört, Mokuba und ich wir werden vielleicht adoptiert“, grinste Seto bis über beide Ohren. „Ja, ich weiß, aber was ist mit mir?“, fragte das Mädchen leise und mit einem Hauch Traurigkeit. „Mach dir darum keine Sorgen“, fing Seto an. Ihm fiel eben erst auf, dass er Kisara vergessen hatte und nun musste er sich etwas einfallen lassen, damit er das Mädchen wieder besänftigen konnte. „Es ist einfacher, wenn er zuerst nur von zwei Kindern etwas weiß. Sobald er mich und Mokuba adoptiert hat, werde ich für dich ein gutes Wort einlegen, dann holen wir dich auch raus, versprochen“, lächelte Seto. „Verspochen“, nickte Kisara. Dann wiederholten es alle drei noch einmal und gaben sich die Hand darauf. „Versprochen ist versprochen und wird auch nie gebrochen“, riefen die drei Kinder und lachten gemeinsam. „Du hattest es versprochen“, sagte Kisara, nun stand sie wieder auf und sah Seto an. Er hatte sie belogen, die ganze Zeit über und dann erinnerte er sich nicht mehr an sie. Es war schlimm, sehr schlimm gewesen. Sie hatte ihm vertraut und blieb dennoch alleine. „Ich weiß“, murmelte Kaiba. Langsam konnte er sich auch wieder daran erinnern, vor allem wo sie es nun erwähnt hatte. Ein schlechtes Gewissen hatte er trotzdem nicht, viel eher zog er seine Augenbraue hoch und sah sie an. Warum mussten alle nur immer so sentimental sein und gleich mit dem Weinen anfangen? „Es tut mir Leid, Kisara, wir wollten dich nicht vergessen, ehrlich“, sagte Mokuba leise, dem das alles viel näher ging, als seinem Bruder. „Hört auf...hört bitte auf“, stammelte das Mädchen. „Ich will nichts mehr von euch hören, ihr seid doch wie die Anderen, sobald ich nicht mehr gebraucht werde, werde ich fallen gelassen. Ich will das nicht mehr und euch sehen will ich auch nicht mehr“, fauchte sie. Dann drehte sie sich um und lief einfach los in das Gebäude. ~~ „Kisara...“, wiederholte Seth den Namen des Mädchen, welches ihm gegenüber stand. Noch immer verharrte seine Hand an ihrer Wange. „Du hast einen wunderschönen Namen“, fügte der Priester hinzu. Und er hatte Recht gehabt, ihr Name war außergewöhnlich und schön gewesen. „Es ist mein Name“, murmelte das Mädchen leise und wandt sich bei seinen Berührungen. Er konnte merken, dass es ihr nicht gefiel, so von ihm angefasst zu werden, auch wenn es nicht schlimm gewesen war. „Hmmm?“, murmelte er und musterte das Mädchen. Ihm fiel gleich auf, dass sie ein wenig mager war und dass sie nicht viel zu Essen bekommen haben musste. „Warte hier“, befahl er dann recht freundlich und ging aus dem Zimmer. Eigentlich hätte er Akunadin aufsuchen müssen und mit ihm über sie reden, aber jetzt war es ihm egal gewesen. Das Mädchen war schwach und sie musste dringend etwas zu Essen bekommen. Schnell ging der Priester in die Vorratskammer, wo er sogleich auf seine kleine Freundin traf. „Mana...hast du mich vielleicht erschreckt“, meinte er leise murmelnd und nahm einige Sachen auf ein hölzernes Tablett. „Das war keine Absicht, hast du schon mit Akunadin gesprochen?“, fragte sie nach. „Nein, er war nicht im Zimmer, dafür habe ich jemand anderen dort getroffen und bringe das Essen. Solltest du nicht üben?“, er musterte sie mit einem strengen Blick. Teils besorgt, dass sie es nicht schaffen würde die Tricks rechtzeitig zu beherrschen, aber auch teils nachdenklich, weil er sich wegen dem Mädchen nicht verplappern wollte. „Wie du, mache ich eine kleine Essenspause. Die darf sogar ich mir gönnen“, grinste sie ein wenig. „Akunadin hat Besuch? Wer ist es?“, wie immer war Mana gleich neugierig gewesen, vor allem einen Tag vor der Zeremonie. Zu Atemu durfte sie nicht gehen, der war mit anderen Dingen beschäftigt, aber dies hielt sie nicht davon ab, sich mit Seth zu beschäftigen und mit ihm ihren Tag zu verbringen, auch wenn sie eigentlich üben sollte. „Du bist gar nicht neugierig“, meinte der Priester und sah sie an. Ihm war bewusst, dass sie das nur fragte, weil sie wohl ahnte, dass sich alles nur um den Pharao drehte, aber da Seth selber nicht mehr wusste, konnte er ihr auch nicht viel sagen. „Es tut mir Leid, ich habe sie eben erst getroffen und sie ist ziemlich verschlossen, ich kann dir da nicht mehr sagen“, sagte er. „Dann komm ich mit und frag sie“, schlug der Zauberlehrling vor. „Das ist keine gute Idee, ich hab sie, nachdem ich ein Weilchen im Zimmer war, erst dazu bekommen, mir ihren Namen zu verraten. Lass mich das mal machen und mach dir keine Sorgen“, neckte er sie und ging schließlich an ihr vorbei. „Seth...“, sie rief seinen Namen und warf mit einem Apfel nach ihm, dem er geschickt auswich. Ein wenig grinsend ging der Priester zurück in das Zimmer. Das Mädchen saß nun wieder am Boden, sie hatte die Beine an sich gezogen und war verängstigt gewesen. „War jemand während meiner Abwesenheit hier gewesen?“, fragte er nach und schloss die Tür hinter sich. Als Antwort bekam er nur ein Kopfschütteln. Scheinbar war das Mädchen wieder still gewesen, so wie schon zuvor. Der Priester ließ den Kopf hängen und setzte sich schließlich neben sie, auf den kalten Boden. „Ich hab dir etwas zu Essen gebracht, hier nimm“, sprach er leise und reichte es ihr. Zuerst zögerte Kisara noch, aber dann, als sie das frische Essen aus der Vorratskammer des Pharaos gesehen hatte, änderte es sich. Langsam fing sie an, dieses zu essen, während Seth sie von der Seite beäugte. Dies wurde dem Mädchen ein wenig unangenehm und sie blickte immer mal wieder auf den hohen Priester. Als sie dann fertig gewesen war, legte sie die ganzen Reste vor sich hin und schwieg weiter, aber nicht lange. Danach war das Wasser daran, hastig trank sie dieses aus dem Becher aus. „Danke...“, murmelte sie leise und starrte auf ihre Beine. Sie hatte ein wenig Vertrauen zu ihm gefasst, was eher daran lag, dass er anfing sie, wie einen normalen Menschen zu behandeln. Er gab ihr zu Essen, als er merkte, dass sie Hunger hatte und das würden nicht alle Menschen machen. „Wenn du noch etwas willst, also wenn du noch Hunger hast, dann sag es mir, ich werde dir dann wieder etwas Besorgen“, sagte der Priester. „Ich habe nicht mehr Hunger“, sprach die weißhaarige leise. Man konnte merken, dass sie es nicht gewohnt war, viel zu reden und lieber weniger sagte. „Erzählst du mir, was du hier machst?“, wollte er wissen. Nicht das er neugierig war, es war nur die Tatsache, dass Akunadin ein junges Mädchen in seinem Zimmer hatte, eine Person, von der er nichts wusste und doch das Gefühl hatte, sie zu kennen. Es war komisch gewesen, aber sie kam ihm so bekannt vor, ihre Haare, ihre Augen, alles war so vertraut gewesen. „Ich...ich weiß nicht...ich war auf dem Markt...dann...wurde ich...gekauft“, stotterte sie ein wenig. Normalerweise tat sie dies nicht, aber wenn sie, wie hier, ein wenig aufgeregt war und das Gefühl hatte, das es falsch war zu sagen, woher sie kam bzw. wie sie her kam, dann fing sie an zu stottern. „Schh...ganz ruhig. Du warst also auf dem Markt und dann wurdest du gekauft? Bist du eine Sklavin?“, fragte er sie ganz offen und bekam ein Nicken als Antwort. „Hmmm“, murmelte der Priester. Mit Sklavinnen hatte er bisher nicht viel am Hut gehabt, er hat sie immer gemieden und versucht sich nicht in der Nähe von einer aufzuhalten, aber nun änderte es sich. „Bist du wegen Akunadin hier?“ „Nein...“, murmelte sie nun auch leise. Dann, sah sie ihn kurz an, aber sofort drehte sie ihr Gesicht wieder weg. Ihr war bewusst, dass er nicht Pharao Atemu war und somit war sie nicht das Geschenk an diesen Priester. Sie war gespannt, aber auch nervös gewesen, den Pharao zu sehen. „Was machst du dann in seinem Zimmer?“, wollte Seth wissen. „Meinem Meister wurde gesagt, dass ich...dass ich an den Pharao gehen würde“, sagte Kisara leise und blickte wieder auf den Boden. Sie schämte sich das zu sagen, sie schämte sich, dass sie nur wie ein Stück Dreck behandelt wurde und eigentlich austauschbar war. „Du bist nicht glücklich damit oder?“, stellte er erneut eine Frage. So langsam konnte man meinen, es war nur ein Verhör gewesen, was zwischen den Beiden war. „Ist es so schrecklich, dass du hier sein musst oder eher, weil du keine Sklavin bist?“ „Ich...“, sie fühlte sich nun wie ein offenes Buch, welches ausgerechnet einer der Priester am Palast lesen konnte. Sie hatte Angst gehabt, große Angst, dass er auch bald von ihrem Geheimnis erfahren würde und sie deswegen verurteilen würde. „Ich war in der Wüste zusammen gebrochen...danach beim Sklavenhändler und seitdem bin ich eine Sklavin“, meinte Kisara. Auch wenn sie versuchen würde es zu verschweigen, es würde nicht klappen. So wie sie den Priester einschätzte, war ihr klar gewesen, dass er es früher oder später erfahren würde, also hatte sie keine Nachteile, wenn sie es nun aussprach. „Dann werde ich mit Akunadin darüber reden, warum du hier bist, wenn dies alles gegen deinen Willen geschehen war“, sagte der Priester und stand auf. „Nein...bitte haltet ein, ich hab mich an dies Leben gewöhnt, etwas Anderes habe ich nicht mehr“, warf das Mädchen ein. Sie wollte auf gar keinen Fall, dass sich jemand in ihrem Namen beschweren würde, das durfte sie einfach nicht zu lassen. „Aber Kisara...du tust das nicht, weil es dein Lebensziel ist, es ist doch auch in deinen Augen falsch oder?“, fragte er nach. Nachdenklich musterte er das Mädchen und ihm fiel auf, dass etwas mit dem Mädchen nicht stimmte. „Warum warst du in der Wüste gewesen?“, fragte er nach. „Ich suche jemanden, einen Jungen, er hat mir vor zehn Jahren das Leben gerettet, ich bin im dankbar und will mich erkenntlich zeigen und alles für ihn tun, was er auch verlangen mag. Wegen mir brannte damals sein Dorf ab und das nur, weil er mich aus den Händen von Banditen befreit hatte“, erzählte die weißhaarige unter Tränen. Diesen Tag hatte sie nie vergessen, er war ihr Lebensretter gewesen und dafür hatte er schwer eingebüßt, nun suchte sie ihn lange und wollte sich bedanken. „Du...“, es schien schon fast so, als würde sich Seths Kehle zu schnürren, er konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen. Und damit kamen seine Erinnerungen wieder. An jenem Tag ritt, der nun gewordene Priester, mit seinem Pferd etwas draußen herum und war wieder auf dem Heimweg zu seiner Mutter gewesen. Den ganzen Tag hatte er damit verbracht zu trainieren und ein wenig auszureiten, nun war die Nacht da gewesen und er musste wieder nach Hause zurück kehren. „HILFE“, ertönte ein Schrei eines Mädchens. Sie war gefangen und versuchte sich immer noch zu wehren, auch wenn es die Männer nicht zu lassen wollten. „Ha? Da ist jemand in Gefahr“, sagte Seth zu sich selber und sah sich um. „Das Mädchen hat nur Ärger gemacht seid wir sie Gefangen genommen haben“, sagte einer der Banditen zu seinem Freund und Helfer in der ganzen Sache. „Ja, wir hätten sie aus der Stadt vertreiben sollen“, grinste der Andere. „Eine gute Idee, Männer. Im nächsten Dorf nehmen wir niemanden gefangen“, lachte einer der Männer. So wie er sprach, konnte man davon ausgehen, dass er der Anführer gewesen war und das Sagen hatte. Aber dies war Seth egal gewesen. Ein Mensch war in Gefahr und er musste helfen. Sofort schlich er sich an den Käfig heran. „Was tust du da?“, fragte ein zarte, aber erschrockene Stimme. „Schh...ich befreie dich, gehen wir“, sagte Seth und half Kisara aus dem Wagen hinaus, wo sie drin saß. „Hey was fällt euch ein“, rief einer der Männer der das sah. „Komm“, sagte Seth und kämpfte mit den Männern. „Los verfolgt sie, schnell sonst entkommt uns die kleinen noch“, meinte der Mann. „Jemand zu sehen?“, fragte Seth, welcher nun mit Kisara auf seinem Pferd saß. „Nein sie sind weg“, sagte Kisara. „Dann ist meine Arbeit hier getan. Reite schnell mit dem Pferd zur nächsten Stadt, vertrau mir, die Leute dort werden dir ganz sicher helfen. Reite die ganze Nacht hindurch wenn es sein muss“, entgegnete der Junge und sprang vom Pferd. „Aber was ist mit dir?“, wollte Kisara wissen. „Mach schon“, sagte er und sah zu ihr. „Wer bist du?“, fragte die weißhaarige nach. „Seth“, antwortete er ihr. „Leb wohl Seth und vielen Dank. Eines Tages werde ich mich revangieren“, rief Kisara zu ihm und verschwand auf dem Pferd. „Nein, mein Dorf. Das müssen diese Banditen getan haben. Das werden sie mir büßen“, rief Seth und lief zu dem brennenden Dorf hin. „Was glaubt ihr eigentlich wer ihr seid“, schrie er. „Das ganze Land hier gehört uns. Wir holen es uns nur zurück“, wurde ihm geantwortet. „Das reicht, verzieht euch, ihr habt hier nichts verloren“, sagte Seth. „Seht mal der Junge der unsere Gefangenen befreit hat“, meinte einer der Männer. „Sag uns sofort wo sie ist“, sagte ein anderer und packte Seth. „Lasst mich in Ruhe"“, schrie Seth und befreite sich. „Komm zurück kleiner“, rief ein anderer. „Was soll das? Nimm deine dreckigen Pfoten da weg. NEEEEEEEEIN“, schrie Seth auf. „Hört auf. Wieso tut ihr das? Mein zu Hause“, meinte der Junge und sah dem Übel zu, während er nichts machen konnte. In diesem Moment konnte man das Brüllen einer Bestie am Himmel hören „Was ist den das für ein Ding? Ein Monster, rennt um euer Leben“, riefen die Menschen und sahen hinauf zum Drachen, doch dieser griff schon an und Seth konnte nur zu sehen. Es war der Weiße mit Eiskaltem Blick, das Monster welches ihm das Leben rettete. „Der weiße Drache...du bist das Mädchen von damals“, murmelte der Priester und sah sie erschrocken an, nachdem er aus seinen Gedanken gerissen wurde. „Ihr seid...Seth“, sagte das Mädchen leise. Er war ihr viel näher gewesen, als sie es zuerst gedacht hatte. Darauf hätte sie selber kommen können, als er ihr seinen Namen sagte, aber sie hatte nie gedacht, dass der Junge von damals als Priester im Palast leben würde. „Es ist wirklich lange her“, lächelte der Priester auch ein wenig. Er verspürte keinen Hass, auch wenn man es hätte meinen sollen, immerhin war die weißhaarige der Grund gewesen, warum sein Dorf vernichtet worden war. „Kisara, warum warst du nicht im Dorf gewesen, wie ich es dir gesagt hatte. Die Menschen hätten dich freundlich aufgenommen, aber bei meiner Ankunft dort, musste ich erfahren, dass du nicht dort warst“, machte er ihr den Vorwurf. Damals hatte er sie gesucht, so lange gesucht, weil er sie wieder sehen wollte, mit ihr reden und sich bedanken, dass sie ihm den Drachen schickte. Auch wenn es, damals für ihn, unmöglich war, das ein Mädchen solch einen starken Geist hatte. „Ich war im Dorf, nur kurz, ich habe zwei Tage darauf gewartet, dass ihr kommen würdet, aber es war nicht so gewesen“, meinte das Mädchen und blickte den Boden an. „Ich war nicht wirklich im Dorf, ich blieb ein wenig abseits davon, aber jeden Tag habe ich den Eingang zum Dorf beobachtet und geschaut, aber nie seid ihr gekommen. Danach habe ich mich auf eigene Faust, auf die Suche nach euch begeben und musste feststellen, dass ihr nicht in eurem Dorf verweiltet“, fügte sie hinzu. „Dann müssen wir uns genau verpasst haben. Nachdem mein Dorf vernichtet worden war, konnte ich nicht in das andere Dorf kommen, ich brauchte Zeit für mich und zum Nachdenken, ich bin erst nach zwei Tagen los geritten. Wie es ausschaut, haben wir zwei unterschiedliche Wege genommen und uns dadurch verpasst. Es tut mir Leid, Kisara. Ich wünschte, ich hätte dich schon eher wieder gefunden, dann wäre dir das alles hier ersparrt geblieben. Ich werde jetzt mit dem Pharao reden“, sagte der Priester und blickte sie an. „Bitte nicht, lasst das Schicksal so sein, wie es ist. Ich werde hier bleiben und dem Pharao mit meinem Körper dienen, ich werde mich gegen mein Schicksal nicht wehren und ich will nicht, dass ihr es auch tut“, sagte das Mädchen. Ihr war es nun egal gewesen, ob sie vom Pharao benutzt werden würde oder nicht. Sie war bei ihrem Seth gewesen, dem Einzigen lebenden Menschen, den sie noch hatte und der sie auch wie einen Menschen behandelte. „Aber Kisara...“, er wusste nicht, wie er auf ihre Aussage reagieren sollte. „Bitte“, flehte die weißhaarige ihn an. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)