Dreaming Society von Gepo (Fortsetzung von Dead Society) ================================================================================ Kapitel 2: Noah --------------- Meine Güte, die Resonanz hat mich umgehauen o.o Danke! Wie schnell ich hochladen kann, weiß ich leider nicht, es gibt Kapitel, wenn ich welche habe, so einfach ist das ^.^ Aber länger als einen Monat dazwischen plane ich nicht ein. Dreaming Society wird übrigens genau so lang wie Dead Society. Und für alle, die die Hinweise nicht im erstem Kapitel gefunden haben (im zweiten sind aber noch mehr), es ist der Sonntag der sechsten Woche. Viel Spaß beim Lesen ^.^ _________________________________________________________________________________ „Fühlst du dich einigermaßen präsentabel?“, fragte Seto den jungen Mann neben sich, der mit noch immer herunter hängender Kinnlade das Gebäude vor sich betrachtete, „Katsuya?“ „Was... das... das ist die Villa?“, der Blonde schaffte es nicht den Blick abzuwenden. „Hattest du etwas Größeres erwartet?“ „Nein!“, stieß er aus, „Das Ding ist echt monströs... das ist ein Schloss, verdammt noch mal. Hier hast du früher gewohnt?“ „Sicher.“, mit einem Klick wurde sein Gurt gelöst und schnellte an seine rechte Schulter, „Katsuya... komm, aussteigen. Sei brav und benimm dich.“, während er noch immer schwieg, seufzte der Brünette tief und verließ den Wagen, um ihm die Tür zu öffnen, „Wenn sie sich nun heraus bequemen würden, Madame...“ „Guten Mittag, Mister Kaiba.“, ein Mann im schwarzen Anzug, der auf Höhe der Stoßstange stand, verbeugte sich. Sein Name war James, wetten? Er sah genau so aus, wie das Klischee vorschrieb. „Ah, Roland.“, nicht James? Der Mann neben dem nun Ausgestiegenen griff in seine Hosentasche, zog den Autoschlüssel hervor und übergab diesen im Vorbeigehen dem Mann, der zu Katsuyas Verwunderung eine Sonnenbrille trug, obwohl es bewölkt war – er war also doch nicht ganz so klischeehaft wie auf den ersten Blick. „Wer war das?“, fragte der Blonde, während er zu dem mit festen Schritten auf das Eingangsportal zu strebenden Mann aufschloss. „Roland, mein früherer PA.“ „Was ist ein PA?“, wieso konnte der Ältere nicht einfach mal verständlich sein oder erklären, was das für Fachbegriffe waren, die er verwendete? „Persönlicher Assistent.“, und wie redefreudig er war... Katsuya seufzte. Seto war wahrscheinlich extrem angespannt. Es war fraglich, ob er in den fünf Jahren seit Mokubas Tod jemals an dessen Grab oder seinem Altar gewesen war. Ob er überhaupt mal hier gewesen war. Der Blonde warf einen Blick zur Seite. Wahrscheinlich... nicht. Nun ja, wenigstens ging es ihm wieder einigermaßen. Die Tür schwang wie von selbst auf, doch Katsuya stoppte dennoch vor der Schwelle. Was zur Hölle... er schluckte. Vor ihm breitete sich ein langer roter Teppich aus, der bis zur Doppeltreppe am Ende des Raumes reichte, wo er sich zu beiden Seiten hin teilte, um die Stufen zum oberen Stockwerk auf beiden Seiten zu bedecken. Mehr Angst machte ihm aber, was links und rechts vom ersten Teppichstück stand – gut zwanzig Diener, die sich vor den vorbei gehenden Seto Kaiba verbeugten, als wäre er der König persönlich, während er sie keines Blickes würdigte. „Du hast Geld wie Heu, oder... ?“, murmelte Katsuya leise, als er zu dem anderen aufgeschlossen hatte. „Ich hatte.“, sie bogen in einen langen Flur ein, an dessen Ende der rote Teppich, der anscheinend jeden Gang bedeckte, unter den Flügeltüren des Endzimmers verschwand, „Das gehört nun alles Noah. Ich habe einen Schlussstrich hiermit gezogen.“ Hiermit... Katsuya schluckte. Das hier waren die Gänge, durch die ein Zwölfjähriger an einer Leine durch die Gegend gezerrt worden war. Zwei Etagen unter ihnen war der Keller, in dessen Zellen man das Kind eingesperrt hatte. Das Kind, das jetzt als Mann neben ihm ging. Seto blieb kurz vor der Tür stehen, hob die Hand und klopfte mit der Rückseite von Zeige- und Mittelfinger auf das schwere, dunkle Holz, sodass ein dumpfes, tiefes Pochen erklang. Dieses Haus hatte wirklich etwas von einem Schloss – nur die großen Fenster, durch die das Sonnenlicht die Gänge erhellte, passten nicht dazu. „Herein.“, rief eine Stimme aus dem Raum jenseits der Tür, was Katsuya zusammenzucken ließ. Nicht, dass sie so furchtbar klang – nur hatte er sie irgendwie nicht erwartet. Es war ihm eher, als hätte stilvoll ein Butler die Tür zu öffnen und sie zu den Gemächern des Schlossinhabers zu führen, der kränklich in einem riesigen Bett mit Seidenwäsche lag. Noah hingegen war kein Märchenprinz im Seidengewand, er war ein junger, sehr auffälliger Mann im schwarzen Anzug. Auffällig nicht nur, weil er gut aussah – bei weitem nicht so gut wie Seto, aber immerhin – sondern auch, weil seine Haare und Augen türkis waren. Es stand im krassen Kontrast zu der sehr seriösen Ausstrahlung, die er hatte – dem Anzug, der Brille, dem schweren Schreibtisch, den Massen von Ordnern und Papieren, dem Laptop. Ganz, wie man sich halt den Chef eines Großkonzerns vorstellte. „Du hast es also wirklich geschafft...“, ein erfreutes Lächeln legte sich auf die Lippen des schätzungsweise Mittzwanzigers, der sich aus seinem Chefsessel erhob und ihnen beiden entgegen schritt. „Kompliment zurück. Du kannst laufen.“, sie reichten sich die Hände zum Händedruck, griffen allerdings nach dem Unterarm des jeweils anderen und platzierten die freien Hände auf der Schulter ihres Gegenübers. Aber was sollte das mit dem Laufen? Hatte er mal wieder was vergessen? Hm... ach, verdammt, ja, Noah war ja querschnittsgelähmt. Oder eher es gewesen. Anscheinend hatten sie sich wirklich lange nicht gesehen. „Was mich mehr erstaunt, ist, dass du in Begleitung kommst.“, der Mann mit den türkisen Haaren schritt zu Katsuya und reichte ihm ebenfalls die Hand – diesmal zu einem normalen Händedruck, „Ich bin Noah Kaiba, sehr erfreut.“ „Ähm... ich bin Katsuya.“, der Blonde schluckte, „Guten Tag.“ „Wollen wir uns vielleicht duzen?“, bot der Geschäftsmann mit einem Lächeln an. „Ja, gern.“, im Geheimen seufzte Katsuya erleichtert. Wenigstens etwas persönliche Ebene. Schließlich war er ja irgendwie so etwas wie sein Schwager. Obwohl man das nach einer Woche Beziehung zu einem gleichgeschlechtlichen Partner wahrscheinlich schwer sagen konnte. Noah schien davon nichts zu wissen... aber er wusste, dass sein Bruder homosexuell war, oder? Das war doch in der Presse gewesen. Eigentlich müsste er es sich denken können. „Wie geht es dir?“, wandte sich der Schwager-in-spe an seinen Stiefbruder. „Immer noch schlechter als vor zwei Monaten, aber ansonsten geht es wieder bergauf.“, Noah wies ihnen den Weg zu einer Sitzgruppe an der Seite des Raumes, an der Tee und Gebäck bereit stand, „Aber derzeit erwarte ich keine größeren Zusammenbrüche mehr.“ „Du gehst also nicht wieder in die Psychiatrie?“, sie setzten sich, Seto und Katsuya nebeneinander auf der Couch, Noah rechts von ihnen auf einem Sessel. „Ich denke nicht. Außer ich besuche ihn.“, die blauen Augen warfen einen schnellen Seitenblick zu dem Blonden, während ein boshaftes Lächeln mit Setos Lippen spielte, was sich aber im selben Moment schon wieder verflüchtigte. „Steht etwas in die Richtung an, wenn ich fragen darf?“, Noah sah zwischen ihnen beiden hin und her. Eigentlich hätte Katsuya jetzt wütend reagieren müssen und es verneinen sollen. Er tat es allerdings nicht. Er wusste selbst nicht ganz, warum, aber irgendwie war dieser Geschäftsmann dort einschüchternd, auch wenn er sehr sympathisch klang. Vielleicht lag es an diesem ganzen Reichtum... im Zimmer standen zwei massive Marmorstatuen, die Zimmerpflanzen waren symmetrisch zugeschnitten und alles war von Licht wie durchflutet. Irgendwie... so andersartig. Wie eine Märchenwelt. Eine ziemlich bedrohliche Märchenwelt. „Nein. Sollte ich nicht einen schweren Rückfall haben, steht das nicht an.“ „Sehr beruhigend.“, das Lächeln des Mannes war warm und herzlich, auch wenn er ansonsten eher erhaben wirkte, „Und wie genau... steht ihr zueinander?“, dieses Mal blickte er in Katsuyas Bernsteine, als wollte er ihn zu einer Antwort provozieren – was Seto direkt aufzugreifen schien, denn auch er wandte sich zu seinem Freund. „Ähm... äh...“, unbewusst tastete der Jüngste nach der Hand des Brünetten, „Wir... also...“, dieses verdammte amüsierte Lächeln auf Setos Lippen, das machte einen wahnsinnig! „Wir sind ein Paar.“, die Erklärung machte er mit fester, willensstarker Stimme. Die Augenbrauen des Türkishaarigen schnellten in die Höhe, senkten sich wieder, während sein Blick zu Seto glitt und verharrten in einer ganz leicht zusammengezogenen Pose. Der Blick drückte keine Abwehr aus. Eher Zweifel... und Sorge. Ob er ihn für nicht gut genug für seinen Bruder befand? Ob er an Setos Verstand zweifelte sich so etwas als Freund anzuschaffen? Oder zweifelte er, dass dieser ihre Verbindung auch für eine Beziehung hielt? Was bedeutete dieser Blick? Setos Finger schlangen sich um Katsuyas, sodass er Druck auf die Hand ausüben konnte, ohne sie zu verletzen, während auch seine Augenbrauen sich ein wenig zusammenzogen und sich sein Kopf senkte. „Herzlichen Glückwunsch.“, Noahs Miene verwandelte sich plötzlich zurück in das lächelnde, offene Gesicht von vorhin, doch sein Blick wich schnell von ihnen, indem er seine Aufmerksamkeit auf die erhitzte Kanne lenkte, „Möchte einer von euch Tee?“ Der Tee war gut. Keine Ahnung, was für einer es war, aber er war süß, fruchtig und doch fast geschmacklos. Wahrscheinlich war es nicht Setos Geschmack, aber sein Gefallen traf er. „Habe ich das am Telefon richtig verstanden, dass ihr Mokis Grab besuchen wolltet?“ Setos Tasse verharrte in der Luft, irgendwo zwischen dem Teller in seiner Hand und seiner einen Moment lang bebenden Unterlippe. Sein Adamspafel wanderte unter seiner Haut den Hals entlang, bevor er den zu schluckenden Tee überhaupt trank. Mit einer schnellen Geste trank er den kompletten Rest in seiner Tasse auf ex. „Ja.“, das Porzellan traf die Untertasse, „Das war der Plan.“, Letzteres wurde auf dem Couchtisch abgestellt, „Gibt es irgendein Problem damit?“ In seiner Stimme schwang ein feindlicher, aggressiver Unterton, der Katsuyas freie Hand zu ihren verschränkten schnellen ließ, um sich um sie zu legen. Brachte ihn das so aus dem Konzept? Machte ihn der Besuch so labil? Hatte er etwa auch davor Angst? Aber wo konnte man da Angst haben? „Nein, Seto, es gibt kein Problem.“, Noah seufzte, „Ich wollte nur fragen, ob ich dich begleiten darf. Aber nicht, wenn ich dich noch mehr aufrege.“, er schüttelte den Kopf und nippte an seinem Tee, bevor sich ihre Blicke wieder trafen, „Diesmal hat es dich echt erwischt, oder? Gab es einen bestimmten Auslöser?“ Katsuya zuckte zusammen. Anscheinend hatte Noah wirklich nur grob von allem erfahren, wenn er nicht einmal wusste, dass der Grund für die Labilität direkt vor ihm saß. Ihr Zusammentreffen war es gewesen, dass Seto so zurückgeworfen hatte. Aber wenn er das nicht wusste, dann wusste er auch nicht- Der Blonde schluckte. Dann wusste er auch nicht, dass er dem Mörder seines jüngeren Stiefbruders gegenüber saß. Setos tiefblaue Augen wandten sich in einer quälend langsamen Geschwindigkeit zur Seite, bevor sein Kopf folgte. Seine Augenbrauen waren zusammen gezogen, die Lippen an die Zähne gesaugt, die Augen glänzend. Die kleine Kinderseele schrie nach Hilfe. Bitte nicht jetzt... Katsuya seufzte und hob einladend den freien Arm ein wenig, damit sich der knapp über zwei Meter große Mann bei ihm einkuscheln konnte. Wenn nicht einmal seine Maske noch hielt, dann war das hier wirklich zum Scheitern verurteilt. Er hätte es wissen müssen. Es war einfach noch zu früh. „Wegen mir...“, flüsterte Katsuya leise, während er Setos Kopf sanft gegen seine Schulter drückte, sich zurücklehnte und dem Größeren somit eine Liegefläche gab. „Dir?“, Noahs türkise Augen hafteten an seinem Bruder, während sich seine Brauen gewaltig zusammenzogen – kannte er solche Zustände überhaupt von Seto, wenn er ihn schon bei ein wenig Aggressionen für labil hielt? „Ja, ich...“, wenn Seto ihm nichts gesagt hatte, dann sollte er auch nichts sagen, oder? „Ich habe eine Menge Gefühle in ihm ausgelöst. Das hat ihn sehr zurückgeworfen.“ „Was ist los mit ihm?“, das von Sorge gezeichnete Gesicht hob sich ein wenig, während die hellen Augen Katsuyas Blick suchten. „Er ist regressiv. Oder eher peritraumatisch dissoziiert.“, ja, er hatte die Begriffe mittlerweile auswendig gelernt, da war er stolz drauf, „Seine Kinderseele verdrängt seine Erwachsenenseele, weil er überfordert ist. Aber da er sich sicher fühlt, depersonalisiert er nicht.“, kannte Noah diese Begriffe denn überhaupt? „Depersonalisation waren die Zustände, wo er apathisch wirkte, richtig?“, erkundigte sich der Geschäftsmann, während er seine Hände zu Fäusten ballte. „Ja. Das hier ist eine gesündere Art der Verarbeitung. Man muss das Kind nur beruhigen.“, der Blonde hatte längst mit der freien Hand – mit der anderen hielt er seinen Freund – in dessen Haar gegriffen und kraulte seinen Nacken. „Er ist also jetzt wie ein Kind?“, vergewisserte sich der Andere. „Drache.“, Katsuya tippte mit zwei Fingern auf die Schulter des halb auf ihm Liegenden, „Augen auf. Schau mal her.“ Aus der Falte zwischen Kapuze und Brustteil des schwarzen Pullovers zog sich das Gesicht des Brünetten ein wenig hervor, sodass ein Auge in Richtung Umgebung blinzeln konnte, während die Nase noch halb versteckt blieb. „Guck mal da drüben.“, Katsuya zeigte auf den Mann ihnen gegenüber, dessen Lippen einen Spalt Luft ließen, durch die man zusammen gepresste Zähne sehen konnte. Wenigstens hatten sich die Augenbrauen ein wenig voneinander gelöst. „Kennst du den?“ „Das ist Noah.“, der leicht aufgerichtete Seto drehte seinen Kopf zu seinem Aufpasser, „Der ist lieb. Aber er kommt nie zum Spielen und Kuscheln mag er auch nicht.“, der rote Mund bildete eine Schnute, „Er redet andauernd über Geschäfte, das ist langweilig.“ „Er weiß nur nicht, dass dich noch viel anderes interessiert.“, Katsuya verwuschelte seinem Drachen die Mähne, „Magst du einen Keks?“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)