Dreaming Society von Gepo (Fortsetzung von Dead Society) ================================================================================ Kapitel 12: Klare Diffusität ---------------------------- Zum Glück konnte die Lösung schnell gefunden werden ^.^ Word an den Unirechnern funktioniert wieder. Mein Internetaccount über die Uni funktioniert nicht, deswegen bin ich auf spärliche Rechnerzeiten angewiesen und kann derzeit keine Kommentare beantworten, aber an dem Problem bin ich dran *sturbin* Und ich versuche auch bald eine eigene Internetleitung für meine Wohnung aufzurichten, dann können auch ENS und Mails wieder beantwortet werden. Ich bitte um Entschuldigung. Wenigstens das Kapitel kann ich dank ausgefallener Vorlesung hochladen, wenn auch verspätet. Unter den derzeitigen Umständen ist es mir unmöglich Sonntags Kapitel hochzuladen, aber ich werde auf jeden Fall versuchen MONTAGS Kapitel on zu stellen. Da ich dank mehrerer Prüfungen allerdings keine Zeit zum Schreiben habe, kann ich nicht garantieren, dass es jeden Montag ein Kapitel geben wird. Dennoch viel Spaß beim Lesen ^.^ _________________________________________________________________________________ „Ich mag seine Art nicht.“, murmelte Isis, verschränkte die Arme vor der Brust und schwenkte den Blick von der Tür zu Katsuya, „Okay, ich bin hiermit überfordert, aber... das gerade...“ „War richtig.“, sagte Ryou mit fester Stimme, „Mein Bruder hatte das früher oft. Irgendwie ist es mir gerade erst aufgefallen, es ist dasselbe.“, er schüttelte sich, „In den Zustand hat er sich begeben, wenn er zusammen geschlagen wurde, damit er es nicht fühlen musste. Katsuya hat von dem Kneifen gerade fast nichts mitbekommen.“ Isis wandte sich mit weit auseinander gerissenen Lidern zu Katsuya, fixierte seinen Arm und sprach mit hoher Stimme: „Das soll er nicht spüren? Das ist jetzt schon ein gräßliches Hämatom, das wird in einigem Stunden vollständig violett sein!“ „Ja.“, Ryou legte die Arme um seinen Körper, „Das wird dann sicher auch weh tun... aber entweder Schmerz oder riskieren, dass es schlimmer wird und nur abwarten. Es kann bis zu einer Woche dauern, bis das abklingt.“, die Blicke der beiden trafen sich, „Ich denke, Herr Kaiba weiß, was er tut.“ „Und ich hoffe, dass es nur eine Notlösung ist, damit Katsuya am Donnerstag aussagen kann.“, sie seufzte und fuhr sich durch die Haare, „Das kann doch keine Lösung sein... will er ihm Schmerzen zufügen, damit er in der Realität bleibt? Das sorgt doch längerfristig sicher nur dafür, dass er noch... noch mehr so wird.“, sie hob schwach den Arm im seine Richtung, deutete auf ihn, „Das da kommt doch von Schmerzen, oder? Weil man ihn geschlagen hat...“ „Ich weiß es nicht.“, Tränen liefen Ryous Wangen hinab, „Das weiß ich nicht!“, er kam zur Liege gerannt, schmiss sich halb auf diese und vergrub seinen Kopf in der Decke auf Katsuyas Schoß. Es kam mehr von den Erinnerungen als von den Schmerzen. Die Schmerzen konnte Katsuya kaum fühlen, er war ihnen gegenüber taub geworden. Ab einem gewissen Punkt spürte er es nicht mehr, wenn man ihn schlug. Er wurde nur dissoziativ wie jetzt, wenn er Zeit hatte zu denken. Was er eigentlich brauchte, war jede Menge Ablenkung oder die Beruhigung seiner Gedanken. Also entweder Workaholic wie Seto werden oder eine Therapie... vielleicht wäre eine Therapie eine gute Idee... Katsuya schluckte. Das hier geriet außer Kontrolle. Wenn Seto sogar schon Gewalt anwandte... hätte er ihn doch in die Psychiatrie bringen sollen? Wäre das der bessere Weg gewesen? Und, wie sollten die ihm in der Psychiatrie helfen? Was konnten die, was Seto und Yami nicht konnten? Eher wäre er dort noch weniger beschäftigt. Er musste sich verdammt nochmal selber aus seinen Dissos holen, die beiden hatten ihm schließlich gezeigt, wie. „Eis.“ Isis und Ryou sahen auf, blickten blinzelnd in sein Gesicht. „Eis?“, fragte der Jüngere nach, sah zu der Schwester herüber, „Was meint er?“ „Warte...“, sie kam herüber, beugte sich zu Katsuya hinab, „Meinst du Eiswürfel?“ Er blinzelte einmal, während er in ihre Augen sah. „Ich erinnere mich wieder, in meiner Ausbildung ist mir das einmal begegnet.“, erzählte Isis dem Besitzer der blauen Augen, deren Blicke sie unablässig verfolgten, „Meine Güte, das ist so lange her... ich habe auch nur sechs Wochen in der Psychiatrie gearbeitet, aber ja, da war etwas. Da war eine junge Frau, der habe ich auch mehrmals am Tag Eiswürfel gebracht. Mensch, dass ich das jemals noch einmal brauchen würde...“, sie drückte zwei aus der Packung in eine Nierenschale und kam wieder zu den beiden herüber, „Hier, Katsuya, bitte sehr. Ich gucke auch mal, ob ich Gummibänder finde.“ „Gummibänder?“, Ryou wischte sich die Tränen aus dem Gesicht und betrachtete sie mit Neugier. „Ja, davon hatte die Frau auch immer welche um den Arm.“, sie sah ihre Schubladen durch, „Meine Güte, ich muss doch irgendwo welche haben...“ „Ist okay.“, murmelte Katsuya leise, der je einen Eiswürfel in seine Fäuste gelegt hatte und fest zudrückte. Sie sah zu ihnen herüber und seufzte erleichtert, bevor sich ein Lächeln auf ihre Lippen legte. „Geht es dir besser?“, fragte Ryou leise und sah knapp von Höhe seiner Brust aus hoch. Er erwiderte den Blick, blinzelte zur Bestätigung. Diese Würfel waren echt verdammt kalt... tat irgendwie gut. Er musste gegen den Reflex ankämpfen sie loszulassen. Er legte den Kopf zurück und schloss die Augen, hörte sanftes Rauschen und das Knurren eines großen, schwarzen Drachen. Sein Hausdrache. Sein Haustier, das ihn von seiner einsamen Südseeinsel ans Festland brachte, wenn er wollte und das für ihn Ausschau nach Schiffen und Flugzeugen hielt, damit niemand ungebeten sein Reich betrat. Bei Tag lag er am Strand oder ging schwimmen, nachts wanderten sie beide zu seiner Höhle an der Felswand des Berges, der auf seiner kleinen Insel war. Ein stiller Vulkan. Sie ernährten sich von wilden Früchten, die rot und orange und pink und gelb und knallbunt an den Sträuchern hingen, die süß und saftig und riesengroß waren. Sein innerer, sicherer Ort... „Was, liegst du immer noch im Bett?“, die Lider senkten sich über die graublauen Augen, während sich die Innenseiten der Brauen hoben, bevor auch die Außenseite der rechten von beiden folgte, während Seto an sein Bett trat. Die Außenwinkel von Katsuyas Lippen hoben sich – die Winkel seiner Augen folgten zwar nicht, aber bitte, es war ein Anfang – und er erwiderte: „Ich armes Ding muss doch leidend spielen.“ Die wachsamen Augen musterten den nackten Oberkörper des Jüngeren, den Isis vor einer Viertelstunde eingecremt hatte – hey, sie hatte da einen verletzten Jungen, der völlig still hielt und sich über die Behandlung gar nicht beschweren konnte, was wollte man mehr? – und blieb an den geballten Fäusten hängen, über die er mit dem Zeigefinger strich, worauf Katsuya sie öffnete und halb aufgetaute Eiswürfel zum Vorschein kamen. „Hat es geholfen?“, erfragte Seto leise. „Ein bisschen.“, der Blonde schloss kurz die Augen, „Hab auch brav meine Imaginationsübungen gemacht.“ „Gut.“, der Größere setzte sich auf die Liegenkante, „Entschuldige, dass ich dir weh getan habe.“ „Ist okay...“, er griff leicht unkoordiniert mit kindlich grabschenden Bewegungen nach Setos Hemd und zog sich zu ihm, „Meinst du, man kann mir in der Psychiatrie helfen diese Dissos besser zu beherrschen? Also... besser helfen als du und Yami?“ Er hatte geflüstert und anscheinend hatten die anderen beiden ihn auch nicht verstanden, da Isis dem Jüngsten gerade einen fragenden Blick zuwarf. Seto schüttelte den Kopf, ließ die Lider sinken und seufzte leicht, bevor er hinzufügte: „Nein, die Psychiatrie bietet nur einen sicheren Rahmen. Die Leute sind rund um die Uhr für dich da und es gibt halt immer welche, die ungefähr wissen, was sie mit dir machen können. Ich würde dich nur hinbringen, wenn ich mich überfordert fühle oder der Meinung bin, dass man dir da mehr bieten kann. Aber ich glaube, es ist besser, du bleibst in deiner gewohnten Umgebung, auch wenn sie vielleicht retraumatisierend ist.“ „Ich bin dir echt nicht zu viel?“, hauchte Katsuya. „Nein, Kleiner.“, der Ältere hob die Hand und fuhr ihm durchs Haar, „Zur Zeit nicht. Du strengst dich an und kämpfst, das ist wichtig. Und ich habe viel Unterstützung.“, er nickte zu den beiden anderen herüber. „Und bisweilen brauchst du mich ja auch...“, ein Lächeln legte sich auf Katsuyas Lippen, während er seine Stirn auf der Schulter vor ihm ablegte und die Augen schloss. „Richtig.“, die Hand wuschelte weiter in seiner nicht mehr vorhanden Frisur, kraulte ihn kurz und schlug ihm schließlich auf die Schulter, „Auf jetzt mit dir, wir haben Japanisch.“ Er hatte schon einmal festgestellt, dass Kaibas Stimme äußerst ablenkend war. Es bewahrheitete sich heute nur wieder. Sie hielt ihn in der Realität. Sie war ähnlich haltend wie der Arm, an den gekrallt er sich zum Klassenzimmer bewegt hatte. Das hatte ihnen doch einige irritierte Blicke eingebracht – Seto schien das keinen Deut gestört zu haben, er hatte keine eiskalten Blicke verteilt und die anderen Schüler und Lehrer einfach ignoriert. Was auch immer derzeit mit ihm los war, es war erfreulich, wie stabil und mutig er war. Vielleicht war es, wie Noah gesagt hatte – sie hatten beide ihr Mittelmaß zwischen Normalität und Krankheit. Ansonsten waren sie wie zwei Waagschalen – ging die eine runter, ging die andere rauf. Er war derzeit unten, Seto dafür oben. Zumindest hatte er so mal eine Vorstellung davon, wie Seto ohne Anfälle und heftigste Ängste war. Und wie vermutet machte es ihn noch unwiderstehlicher... wann zur Hölle hatte er ein Faible für sarkastische Bastarde entwickelt? Okay, Seto entsprach nicht ganz dem Profil – er war zwar emotional schwer zugänglich, weil er diese meistens unterdrückte – aber insgesamt war er ein ziemlich emotionaler, phantasievoller Mensch. Blieb nur die Frage, ob er Yamis Horrorszenario seine ganze Kraft aufzuwenden, um seinen Partner zu „heilen“, wirklich verfehlte. Aber wenn er ihm entsprach, so hatte er zumindest die Sicherheit, dass es Seto genauso ging. Irgendwie hatte Katsuya nicht das Gefühl sich um die Beziehung wirklich Sorgen machen zu müssen. Sie verstanden sich, sie halfen sich, sie liebten sich – mehr konnte er gar nicht kriegen. Er wusste zwar nicht, was das war, aber sein Gefühl sagte ihm gerade und in diesem Moment, dass er mit Seto glücklich war. Nur mit sich selbst nicht, das war das Problem. Seinem Gefühl nach ging es ihm eigentlich nur durchgehend schlechter. Okay, vielleicht lag das wirklich an der nahenden Verhandlung, aber... nein, jetzt mal ehrlich, es lag an der Verhandlung. Klar machte ihm die Angst. Er hatte ja sowieso schon alle möglichen Gedanken, was alles passieren könnte... Hieß, es sollte ihm besser gehen, wenn der Stress mit dieser Verhandlung vorbei war. Wenn er fest bei Seto wohnte und das nicht in der Schwebe hing. Wenn er keine Angst mehr haben musste zu seinem Erzeuger zurück geschickt zu werden. Wenn er diese Angst nicht mehr hatte. Wenn er keine Angst mehr haben musste. „Meinst du, die nächsten zwei Stunden schaffst du?“, fragte Seto leise, nachdem er neben seinem Tisch in die Hocke gegangen war. „Mathe mit Yugi?“, was konnte schon groß passieren, als dass er wieder in seine Dissos zurück sank? Er nickte müde. „Falls nicht, dann gib Ryou ein Zeichen, damit er dich raus bringt, ja? Ich bin in A2.“ „Ich weiß...“, der Blonde legte einen Arm auf sein Pult. Seto hob nur eine seiner dunklen Augenbrauen. „Hab' deinen Stundenplan aus dem Sekretariat...“ „Dürfen die den rausgeben?“ „Nö.“, ein sanftes Lächeln legte sich auf Katsuyas Lippen, „Böse?“ „Nein.“, der Ältere seufzte kaum hörbar, „Ich würde dich echt gern küssen...“ „Später, Schatz...“ „Hab' dich lieb.“, eine Hand wuschelte durch seine Haare, während er Seto beobachtete, wie er sich erhob, umdrehte und wegging. „Dito...“ „Kats...“, Angesprochener hob schwerfällig den Kopf und drehte ihn zur anderen Seite, bevor er ihn wieder auf seinen Arm sinken ließ, um zu Ryou zu sehen, „Entschuldige, aber... wolltet ihr die Beziehung nicht geheim halten?“ „Ja...“ „Man sieht euch an, was zwischen euch ist. Wirklich.“, das junge Gesicht lag in Falten, „Ich vermute, auf kurz oder lang werden das auch die anderen sehen...“ Verdammt schlecht... das war wirklich verdammt schlecht... „Wie fallen wir denn auf?“ „Ganz unbewusst...“, Ryou rückte noch etwas näher, „Eure Blicke sind so... liebevoll. Und eure Körperhaltung... als würde ein Magnet euch zusammenziehen. Ich kann es nicht beschreiben, es ist eure ganze Mimik und Gestik.“ Das hörte sich nicht so an, als würde das einfach zu ändern sein. Eher... als würde es gar nicht zu ändern sein. „Wie lange?“, fragte Katsuya, die Stimme ernst und ruhig. „Ich... vermutlich halten die Ferien das gut auf... aber... ein paar Mädchen werden es schnell herausfinden. Besonders die, die danach suchen.“ „Wieso sollten sie?“, eine Augenbraue hob sich, worauf Ryou nur seufzte. „Katsuya, Herr Kaiba ist jung, schön und unverheiratet. Dafür muss es in ihren Augen einen Grund geben. Und der liegt auf der Hand...“ Er glaubte in den hellblauen Augen des Jüngeren etwas Dunkles schwellen zu sehen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)