Dreaming Society von Gepo (Fortsetzung von Dead Society) ================================================================================ Kapitel 15: Wut --------------- Ich muss eine Ankündigung zurücknehmen, denn das Studium gestaltet sich anders als erwartet - es ist nicht so, dass ich bisweilen nicht ein Kapitel die Woche schaffe, es ist eher so, dass ich weit mehr schaffe. Derzeit bin ich bei Kapitel 18, ich könnte also theoretisch ein paar mehr Kapitel veröffentlichen. Ich werde darüber nachdenken ^.^ Wir befinden uns derzeit übrigens am Mittwoch, siebte Woche. Und dieser Mittwoch wird ein langer Tag von mehr als fünf Kapiteln, nur zur Vorwarnung. Dieses Kapitel hier ist Reunion-Kadaj gewidmet, weil sie genau heute Geburtstag hat ^.^ (aus keinem anderen Grund, ja, Spatz? Ô.o) Ich hoffe, sie findet es heute noch ^.- Ihr und auch allen anderen viel Spaß beim Lesen! P.S.: Ich kann es nicht oft genug sagen - danke für eure Kommentare! Ihr helft diese Geschichte zu entwickeln! _________________________________________________________________________________ “So, Ende. Stifte weg und Arbeiten nach vorne.”, wies Seto die noch Schreibenden an – was niemand außer Wakaba und Ryou waren, die fiebernd noch einige Sätze hinkritzelten, bevor sie die kostbaren Blätter in Setos Fänge legten – zumindest drückten das ihre Gebärden aus, so wie sie ihm ihre Arbeiten gaben, “Ihr habt noch fünf Minuten, bis euer Chemieunterricht beginnt. Also raus mit euch.” Der Lehrer packte den Stapel Blätter zusammen, während Wakaba, die noch vor ihm stand, die Stimme erhob: “Herr Kaiba, wann kriegen wir die Japanischarbeiten wieder?” Seto übertönte das genervte Stöhnen der Klasse: “Montag.” “Schaffen sie es bis morgen nicht?”, ihre Stimme war fast quengelig. “Da erinnerst du mich an etwas...”, er hob den Blick in den Raum, “Klasse? Ich bin morgen nicht da. Ihr habt die ersten beiden Stunden frei und eine lange Mittagspause.” Wow... das war mal ein ganz anderer Effekt. In die Luft springende Schüler, Jubel und lächelnde Gesichter. Wäre Katsuya Lehrer, er würde sich reichlich verarscht vorkommen, wenn alle sich freuten einen nicht zu sehen. Wenigstens Wakaba und Ryou sahen halbwegs traurig darüber aus. Der Blonde schüttelte den Kopf und packte seine Sachen zusammen. “Bist du morgen auch nicht da?”, flüsterte Ryou ihn von der Seite an. “Hm-hm...”, murmelte Katsuya zurück ohne den Blick zu heben. “Wo seid ihr?” “Gericht. Verhandlung gegen meinen Vater.”, presste er hervor, bevor er praktisch alle Muskeln seines Gesichts anspannte und stur weiter packte – alles wieder raus, in neuer Ordnung wieder rein. “Tut mir Leid, ich wollte nicht... kann ich etwas für dich tun?”, eine Hand legte sich auf seinen Oberarm, doch er schüttelte sie sofort ab. “Lass mich einfach... geh schon mal. Ich muss...”, Katsuya hob gehetzt den Blick und sah Seto im Gespräch mit Wakaba, “Schnapp dir Wakaba, damit ich mit Seto allein sein kann, ja?” “Mach’ ich.”, sicherte Ryou zu, warf ihm noch einen besorgten Blick zu und wandte sich ab, um am Pult seine Mitschülerin von ihrem Lehrer loszueisen. Katsuya hörte noch ein “Was hast du denn geschrieben?”, eine Art Quietschen und eine ins Schloss fallende Tür, bevor er fest an eine harte Brust gezogen wurde und sofort die Arme um die Person vor ihm schlang. “Hey... ruhig...”, flüsterte Seto in sein Ohr und wiegte ihn sanft von links nach rechts, “Ganz ruhig... was hat dich so aufgeregt?” “Ryou hat gefragt, wo wir morgen sind...”, Katsuya hörte seiner eigenen Kehle ein Schluchzen entkommen, während er Setos Brustkorb zwischen seinen Armen quetschte. “Und du hast ihm geantwortet?”, der Größere hustete. “Ja.”, er versuchte seinen Griff ein wenig zu lockern, um Seto atmen lassen zu können. “Und was regt dich so auf?” “Ich... ich...”, er krallte die Nägel in das dunkelblaue Jackett, “Ich weiß nicht... ich... ich hab’ Angst! Ich hab’ so verdammt Angst!”, ein weiteres Schluchzen ließ seinen ganzen Körper beben, “Ich hab’ Angst...” Seto ließ nur eine Hand in seinen Schopf fahren, drückte seinen Kopf näher an seine Brust und kraulte den blondbehaarten Nacken. “Seto?”, fragte Katsuya nach einer halben Ewigkeit. “Ja?” “Was... ähm... du... also...”, er löste seine Nägel aus dem teuren Stoff und zog sie an seinen Körper, um ein ganz klein wenig Abstand zwischen ihnen zu schaffen. “Ja?”, in der Stimme des Älteren schwang ein Amüsement mit. “Ich... ähm... sollte... also...”, Katsuya seufzte, “Soll ich das Gedicht aus der Arbeit so verstehen, als hättest du es geschrieben?” Ein Handrücken fuhr über seinen Hals hinauf zu seinem Kinn und hob es, damit er Seto in die Augen sah, der leise zurückfragte: “Möchtest du das denn?” Ob er das wollte? Was für eine Frage! Der Typ hielt echt viel zu wenig von sich. “Ja, das...”, oh nein, er wurde nicht schon wieder rot, oder? “Das möchte ich gerne...” “Warum ist diese Situation bloß so verdammt kitschig?”, flüsterte Seto, während er sich vorbeugte und ohne eine Antwort abzuwarten einen Kuss auf Katsuyas Lippen setzte. “Weil ich mich wie eine naive Jungfrau verhalte?”, schlug der Jüngere vor und küsste retour. “Weil ich dich so behandele?”, Setos Lippen pressten sich intensiver auf die seinen und öffneten sie beide, während die Hand an seinem Hinterkopf sich in sein Haar krallte und seinen Kopf ein wenig rabiat in den Nacken zog. Eine heiße Zunge duellierte sich mit seiner, die noch im selben Moment hervorgeschnellt war, sodass beide um ihr Territorium kämpften. Sie krachten aufeinander, drückten einander und glitten aneinander ab, nur um ihren Tanz von vorne zu beginnen. Ein entferntes Räuspern ließ Seto von ihm zurückschnellen, während beider Blicke zur Tür flogen. “Wäre hier irgendwer anders als ich reingekommen...”, Ryou ließ den Satz unvollständig, doch Katsuya konnte ihn sich problemlos weiterdenken. “Richte eurem Lehrer aus, dass Katsuya ein Gespräch mit dem Direktor hat und deswegen nicht erscheinen wird.”, befahl Seto verärgert, was nicht nur Ryou sondern auch Katsuya aufhissen ließ. “Seto?”, das Gesicht des Blonden drückte pures Erstaunen aus, “Du willst uns schwänzen lassen?” Anbei... das Wort schwänzen kam nicht daher, was ihm gerade durch die Gedanken schoss, oder? Er spürte seine Wange einen tiefen Rotton annehmen. “Nein, der Direktor will dich sehen wegen der Beurlaubung für morgen. Er ließ sich nicht davon überzeugen, dass ich ihm das genauso gut erklären könnte wie du.”, ein kalter Schauer rann seinen Rücken herab und vertrieb das Rot mit einem Schlag. “Was... wieso... was will er... was geht den das denn an?”, schrie Katsuya laut. “Ruhig, Kleiner, ruhig...”, Seto seufzte, “Das zur sanften Vorbereitung...” “Tut mir Leid...”, nuschelte Ryou. “Ab mit dir.”, befahl der Lehrer und sein Schüler gehorchte sofort. Der Direktor. Er wusste, wo sie morgen waren. Er wusste... wusste er über seinen Vater? Wollte er ihn deshalb sprechen? Wollte er deshalb... ? “W- was... was will der?”, brachte Katsuya mit zitternder Stimme hervor, während Setos Hand auf seiner Schulter ihn durch die Gänge lenkte. “Ich weiß es leider auch nicht genau. Tut mir Leid. Er wird vermutlich wissen wollen, warum wir morgen beide nicht da sind, obwohl ich ihm das schon erklärt habe. Morgen ist die Verhandlung gegen deinen Vater und ich begleite dich, weil du dich mit dem Problem an mich gewandt hast und ich jetzt aussagen soll – das zum Stand der Dinge in seinen Augen.” “Und dass ich bei ihnen wohne?”, warum siezte er Seto plötzlich? Hier war doch kein Mensch, der sie belauschte... nun, es könnte ja jederzeit jemand auftauchen. Daran musste es liegen. “Im Notfall wird er das erfahren müssen. Allerdings von mir, ja? Ich schreite in das Gespräch ein, sollte er dich zu sehr bedrängen. Du kannst mir jederzeit ein Zeichen geben, dass es dir zu viel wird, ja?”, Setos Augenbrauen waren leicht zusammengezogen, was seine Stirn in Falten legte. Die Lippen pressten sich fest aufeinander, während sein Blick musternd über Katsuyas Gesicht glitt. “Sieh es als eine Probe.”, sagte der Blonde sich selbst ohne es laut auszusprechen, “Eine Probe für morgen. Es ist nur eine kleine Befragung über Dinge, über die ich nicht reden will. Ganz einfach...” Versuchte er wirklich gerade sich selbst davon zu überzeugen, dass da nichts Schlimmes auf ihn zukam? Was, wenn ihre Abwesenheit morgen nur ein Vorwand war? Was, wenn irgendwer über sie beide herausgefunden hatte und der Direktor sie deshalb jetzt rief? Was, wenn... wenn sein ehemaliger Mathelehrer, den er von seinen alten Kumpels hatte hospitalisieren lassen, etwas gesagt hatte? Oder einfach irgendein Schüler oder Lehrer ihn fälschlich angeschwärzt hatte? Katsuya schluckte. Oder wenn Yugi sein Versprechen für nichtig ansah und ihn doch verpfiffen hatte, weil er am Anfang des Schuljahres sechs Mitschüler zusammengeschlagen hatte? Oder wenn Yugi sie beide verraten hatte... Yugi... Die Nägel des Blonden drückten in seine Handinnenflächen. “Seit wann wissen sie das mit dem Gespräch, Herr Kaiba?”, zischte Katsuya leise. “Seit gestern.”, verriet dieser in einer ruhigen, entspannten Tonlage – man hörte trotzdem heraus, dass sie erzwungen war, “Ich wollte dich nicht frühzeitig beunruhigen, damit du deine Arbeiten nicht versaust.” “Ach, so wichtig sind die?”, das Zischen wurde unterlegt durch ein Knurren, “Wichtiger als meine Bedürfnisse? Dass ich mich vielleicht gerne darauf vorbereitet hätte? Wie kommen sie dazu für mich Entscheidungen zu treffen?” Das war nicht fair. Seto war doch nicht schuld, dass der Direktor ihn sehen wollte. Und er hatte nur das Sinnvollste – scheiß drauf, sein Leben lang hatten andere für ihn entschieden. Dass er Prügel verdiente, damit sie ihn männlich und erwachsen machten, dass er bei seinem Vater bliebe, weil ein so lebendiges Kind ja ein großes Haus brauchte und dass eine Mutter ihm keine Liebe zu zeigen habe, damit er nicht weich oder gar schwul würde. Alles nur irgendwelche bescheuerten Vorwände, um zu vertuschen, dass man nur Macht über ihn wollte. Das alles, was sie sehen wollten, seine Angst, seine Tränen und seine Schreie waren. Es war nicht fair ihm gegenüber. “Katsuya... du steigerst dich in deine Angst und wirst aggressiv. Bitte, beruhige dich.” “Darf ich nicht einmal wütend sein, so wie sie mit mir umgehen?”, schrie der Jüngere und riss sich von der haltenden Hand weg, um ein Stück von Kaiba zu weichen, “Ich bin es Leid wie ihr alle mit mir umspringt! Ich bin es Leid! Ich hasse euch, ich hasse euch alle!” “Wunderbar... wenn ich jetzt nicht schreie, steigerst du dich weiter in deinen Wutanfall und wenn ich schreie, brichst du zusammen... kannst du mir mal bitte sagen, was ich jetzt machen soll?”, fragte der Brünette seufzend und verschränkte die Arme vor dem Körper, während er die Schultern ein Stück nach vorne zog. “Hören sie auf mit dem scheiß Psychogesülze! Tun sie nicht so, als wüssten sie irgendetwas über mich!” “Katsuya – ich komme mit deinem Verhalten gerade nicht klar. Du machst mir ehrlich Angst. Ich werde Yami anrufen, ja? Und du sprichst mit ihm, okay?”, Kaiba trat einen Schritt zurück und zog langsam das Handy aus seiner Innentasche. “Tz.”, Katsuya stemmte die Arme in die Seiten, “Angst vor dem kleinen Psycho, was? Doch nicht so übermächtig und allwissend, wie du immer vortäuschst, 'ne? Wirst gleich feige und ziehst den Schwanz ein, wenn ich mich mal nicht von dir terrorisieren lasse. Du bist ein elender Feigling.” “Wenn du so weitermachst, Kleiner, kann ich echt nicht garantieren, dass meine Angst nicht in Aggressionen umschlägt und ich dich angreife, also bitte, beruhige dich.”, etwas zwischen Grummeln und Fauchen begleitete Setos Aussage, verbunden mit einem hilfesuchenden Blick in Richtung seines Handys, das bereits das vierte Tuten von sich gab. “Erzähl der kleinen Hure ruhig deine Lügen, wenn dich das besser fühlen lässt. Deine Macht gibt es dir nicht zurück. Ich lasse mich nicht weiter von dir herumschubsen!” “Du kannst nicht wirklich wollen, dass ich dir deine Angst aus dem Leib prügle, Katsuya... ich weiß, das hat dein Vater gemacht, aber bitte... bitte versuche nicht mich an seine Stelle zu setzen.”, Setos Augen glänzten verdächtig, während die Lider über ihnen weit aufgerissen waren und sein Gesicht in tiefen Falten lag, “Yami? Reib dir den Schlaf aus den Augen, Katsuya rastet mir hier gerade vollkommen aus. Sag mir, was ich tun soll!” Anscheinend war er doch noch ans Telefon gegangen. Die blauen Augen pendelten zwischen dem Handy und dem Jüngsten hin und her, als wollte er nicht wahrhaben, was er im Begriff war zu tun – Katsuya gewaltsam wieder gefügig zu machen. “Bitte rede mit ihm.”, flüsterte der Ältere und reichte ihm das Handy, indem er den Arm vollkommen in seine Richtung ausstreckte. “Wozu sollte ich?”, zischte der Blonde zurück und missachtete die Geste. “Katsuya, du enttäuscht mich.”, antwortete ihm das Handy mit Yamis Stimme, “Wolltest du nicht alles daran setzen gesund zu werden? Warum benimmst du dich noch schlimmer, als du es vor diesem Sommer getan hast?” “Komm mir nicht mit der Leier! Versucht nicht mich mit Gewalt oder Schuldgefühlen dranzukriegen, das haben schon meine Eltern ausreichend getan!”, schrie er dem Handy entgegen. “Seto?”, Angesprochener zog das Gerät wieder zu sich. “In der Schule. Auf dem Flur.”, wieso war es Yami wichtig, wo sie gerade waren? “Bist du sicher?”, über was? Was redeten die da? “Wenn du meinst...” Seto seufzte, hob seinen Blick kurz zu Katsuya, bevor er sich bückte, seine Tasche nahm, sich abwandte und weiter zu den Treppen ging. Nein. Katsuya spürte ein Zittern durch seinen Körper laufen. Er ging doch nicht etwa, oder? Yami hatte ihm nicht gesagt, er solle einfach gehen, oder? Ein Träne lief Katsuyas Wange hinab. Das war es, was seine Mutter immer gemacht hatte. Ihn ignorieren und gehen. Und was Yami schließlich auch getan hatte, als er bei ihm ausgetickt war. Wenn er Yami beleidigt und angeschrieen hatte, dann war er einfach nur schweigend gegangen. Ein Schwall kaltem Wasser rauschte durch sein Herz. Er hatte Seto angeschrieen. Angeschrieen, weil er das Gefühl hatte, man wolle ihm einen fremden Willen aufzwingen. Weil er wütend gewesen war. Weil er Angst gehabt hatte. “Seto! Warte!”, rief der Blonde und rannte ihm nach. Hoffentlich war er nicht sauer. Bitte, bitte, er durfte nicht sauer sein. Bitte nicht. Da war er. Gerade am Ende der Treppe angelangt, von der Katsuya fünf oder sechs Stufen auf einmal nahm, um mit der Wucht seines Aufpralls den unten Stehenden umzureißen, der ihm mit Entsetzen im Gesicht entgegen sah. Wamm. Haut, Knochen und Fleisch kollidierten mit den Steinboden, das Handy flog mit einem kratzenden Geräusch den halben Flur der Etage entlang, ein schmerzerfülltes Stöhnen verließ Setos Kehle, der die Zähne zusammen biss und die Lider fest aufeinander presste, während er so ruhig wie möglich versuchte durch die Zähne hindurch zu atmen, was die in Stille liegende Etage mit einer Art regelmäßigen Schmerzenslaut erfüllte und von einem unterdrückten Wimmern begleitet wurde. “Es tut mir Leid!”, rief Katsuya aus, “Ich wollte dich nicht so anfahren! Tut mir Leid!”, er verstummte mit einem Blick auf den unter ihm Liegenden, “Seto? Alles okay?” “Geh... runter...”, brachte der Lehrer hervor, während er das Gesicht zur Seite drehte, “Hol... Isis...” “Was? Bist du verletzt?”, der Blonde stützte sich vorsichtig ab und verlagerte sein Gewicht, bevor er sich ganz von ihm weg drückte. “Geh!”, zischte Seto nur. Scheiße... das war zu stürmisch gewesen. Warum war Seto ihm dann nicht ausgewichen? Warum war er einfach stehen geblieben? Schock? Katsuya rannte die Treppen entlang. Hoffentlich hatte es nicht zu schlimm weh getan. Er war so ein Idiot. Er war so ein verdammter Idiot. Er tat nichts anderes als die Menschen um ihn herum physisch und psychisch zu verletzen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)