Dreaming Society von Gepo (Fortsetzung von Dead Society) ================================================================================ Kapitel 22: Ankunft im Gericht ------------------------------ Wollen wir doch mal hoffen, dass dieses Kapitel ein bisschen aufrüttelt. Ein alter, guter Bekannter taucht wieder auf (ganz unerwartet, was?), den ihr sicher alle noch aus Teil 1 gern habt (Sarkasmus lässt grüßen). Nein, jetzt mal ernsthaft. Das Wiedertreffen von Katsuya und seinem Vater sollte von manchen bitte mit Vorsicht genossen werden. Zwar hat Katsuya eine außerordentliche gute Unterstützung dabei, aber seinen Gefühlen hilft das trotzdem nicht. Ansonsten möchte ich ankündigen, dass ich ab jetzt auch ein Telefon habe ^.^ Ich kann also die Verlage durchtelefonieren ^.- Abgeschickt werden die Manuskripte dann Ende Dezember/Anfang Januar. Darauf folgen drei Monate Sendepause, so lange brauchen Lektoren normalerweise zum Studieren. Die komplette Zeitplanung hat sich durch die Verzögerung der Korrektur und der fehlenden Anschlüsse demnach um ein halbes Jahr verzogen *seufz* Heißt, das Buch kommt frühestens im Herbst 2009. Und nun viel Spaß beim Lesen und BITTE beim Kommentieren. Gerade in den nächsten Kapiteln ist das für mich von außerordentlicher Wichtigkeit. Ich danke euch! P.S.: Ja, das Gerichtsgebäude sowie die Abläufe sind sicherlich nicht 100% authentisch. Ich habe mich am Strafgericht Berlin und Erzählungen einiger Juristen orientiert und mir deutsche Verhandlungen zur Grundlage genommen, weil das japanische Rechtssystem dem deutschen nachempfunden wurde. Ich weiß leider nicht, ob das in Japan wirklich so abläuft, ich kann nur sagen, wie es hier ist. WICHTIGE INFO: Herr Sarowski, der in diesem Kapitel vorkommt, ist der Beamte, der sich um Katsuyas Fall beim Jugendamt kümmert. Die Szenen mit ihm sind nur mit dem Buch erhältlich. _________________________________________________________________________________ “Na, euch beide gibt es auch noch?”, ein strahlendes Lächeln unter Augen, die nicht lächelten – die nur von Sorge und halb durchwachten Nächten erzählten. “Es tut gut dich zu sehen...”, murmelte Katsuya leise, müde, doch ehrlich, während er seinen besten Freund in die Arme schloss. “Euch ebenso.”, auch Yamis Stimme klang abgekämpft und er machte keinerlei Anstrengung sich von dem Blonden wieder zu lösen, “Dienstag Abend keine Meldung, obwohl du doch kommen wolltest, Seto geht nicht ans Telefon, Mittwoch dieser Anruf, plötzliche Funkstille, ich rufe zurück und es meldet sich Setos Mobilfunkanbieter... echt, ihr kostet mich so einige graue Haare.” “Du färbst sie dir doch eh.”, brummte der daneben Stehende nur. “Tut mir Leid, Yami...”, flüsterte Katsuya stattdessen, während die beiden sich langsam wieder voneinander lösten, “Mir ging es echt reichlich bescheiden in den letzten Tagen...” “Schon klar.”, der Ältere schlug kumpelhaft auf seine Schulter, “So lange noch alles dran ist, bin ich beruhigt.” “Hast du schon reingesehen?”, fragte Seto, die Stimme nicht mehr von Spott durchdrungen sondern ruhig und nachdenklich. “Ja...”, die Hand, die auf Katsuyas Schulter geschlagen hatte, schloss sich um diese, während der Rothaarige sich zu ihm wandte, “Ich war kurz im Vorraum und habe einen Blick in die Eingangshalle geworfen. Dein Vater und deine Mutter sind schon da. Sie standen zusammen bei einem schwarz gekleideten Herrn... wahrscheinlich einem Anwalt. Deine Schwester habe ich nicht entdeckt.” Ein Zittern durchlief den jungen Körper, während ein Brennen seine Brustgegend durchfuhr und in ihm einen Hauch von Übelkeit hinterließ. “Wir sind bei dir.”, versicherte Seto ruhig und legte ebenfalls eine Hand auf seine noch freie Schulter, “Du brauchst keine Angst zu haben. Wir lassen dich nicht im Stich.”, Katsuya schluckte tief und versuchte das Gefühl zurück in seinen Magen zu verbannen, “Bringen wir es hinter uns, ja?” Er nickte nur, spürte die beiden festen Griffe sich lösen und die Hände von seinen Schultern gleiten. Stark sein. Nach der Verhandlung konnte er zusammenbrechen, wie er wollte, Seto und Yami würden ihn auffangen und auf ihn aufpassen. Aber vorher musste er das hier durchstehen. Er musste stark sein. Stark genug seiner Mutter gegenüber zu treten. Stark genug seine Stimme gegen seinen Vater zu erheben. Stark genug dies vor den Augen und Ohren seiner geliebten Schwester zu tun. Stark genug sich vor der Welt zu verantworten und Verantwortung für sich selbst zu übernehmen – und einen Teil davon einem der Menschen zu geben, die für ihn sorgten und sich um ihn kümmerten. Seinem Seto. Das Gebäude selbst war alt und stand sicher unter Denkmalschutz. Die Außenwände bestanden aus dicken, harten Sandsteinblöcken, die über die Zeit bereits schwarz geworden waren. Am Eingang waren mannsgroße Figuren in den Stein gemeißelt, zwei Frauen mit verbundenen Augen, die in ihren Händen jeweils eine Waage und ein Schwert hielten. “Weißt du, wer das ist?”, fragte Seto, der seinen Blick bemerkt zu haben schien, mit dem dieser die eindrucksvollen Figuren angesehen hatte, “Das ist Justitia, der griechischen und römischen Mythologie nach die Göttin der Gerechtigkeit und des Gerichts. Ihre Augen sind verbunden, damit sie sich bei ihrem Urteil nicht vom Schein lenken lässt und mit dem Schwert straft sie jene, die sie verurteilt. Die Waage ist ein Relikt des ägyptischen Glaubens, wonach nach dem Tod das Herz eines Menschen mit einer Feder aufgewogen wurde. Das letzte Gericht der Ägypter.”, der Blonde blinzelte interessiert zu ihm herauf, “In Europa stehen diese Damen in und an praktisch jedem Gerichtsgebäude und oft auch bei Anwälten. Hier in Japan ist das nicht so Gang und Gäbe, aber wie du siehst, ist der Trend irgendwann auch hierher gekommen.” Während Seto sprach, hatten sie bereits das Gebäude betreten und erreichten ein kleines Pforthaus, neben dem ein Band lief und ein Bogen war, durch den man wahrscheinlich zu treten hatte. Dahinter erstreckte sich eine große Halle, die jedoch ansonsten durch ein Gitter vom Eingangsbereich getrennt war, an dem drei Polizisten standen. “Guten Morgen.”, grüßte Seto den Pförtner, “Wir sind hier für die Verhandlung von Herrn Jonouchi.”, Herr Jonouchi... das klang kalt. “Namen, bitte.”, brummte der Mann nur und tippte etwas auf eine Tastatur. “Jonouchi, Katsuya. Muto, Atemu. Kaiba, Seto.” “Hm...”, das Geräusch der Tastatur, “Ja, in Ordnung.”, eine Art tiefes Qietschen, Metall, das schnell auf etwas anderes Hartes schlug, schließlich ein Laut, der dem ähnelte, wenn in alten Historienschinken im Fernsehen einem Veruteilten der Kopf von der Guillotine abgeschlagen wurde, “Bringen sie diese auf ihrer Kleidung an.”, Seto wurde ein Streifen mit klebbaren Papierschildern auf die Theke geworfen, “Saal 2.4, linke Treppe, zweiter Stock.” “Danke.”, der Größte drehte sich zu den anderen beiden, zog jeweils einen Klebestreifen von dem gelben, glänzenden Papier und drückte diesen auf die linke Brust der beiden, bevor er dasselbe mit dem letzten Streifen bei sich tat, wo Katsuya dessen Namen und darunter “Zeuge Fall JY10B02” lesen konnte. Fall JY10B02. Seine neue Nummer. Das war die Verhandlung, die über den weiteren Verlauf seines Lebens entschied, die Entscheidung, an der sein ganzes Lebensglück hing. Und sie hatte eine Nummer. JY10B02. Er folgte Setos Beispiel, der Handy, Gürtel, Schlüssel und Portmonnaie in eine der Kisten legte. Anscheinend war das hier wie bei den Flughafenkontrollen, die er früher im Fernsehen gesehen hatte. Man musste überprüfen, dass er keine Waffen mitnahm... Katsuya seufzte. Okay, deshalb hatte Seto heute morgen das Klappmesser aus seiner Hose genommen. Und er dachte schon, dass Seto Angst hatte, er würde seinen Vater attackieren... Während sein Freund erhobenen Hauptes durch die Kontrolle schritt und seine Sachen auf der anderen Seite wieder entgegen nahm, beobachtete der Blonde, wie Yami die Reißverschlüsse seiner halbhohen Stiefel löste und diese von den Füßen streifte. “Übertreibst du nicht ein bisschen?”, murmelte Katsuya leise. “Wieso?”, er deutete auf die Schuhe, die der Ältere gerade aufs Band stellte, “Die? Die enthalten genug Metall, dass ich für diese Detektoren als schwer bewaffnet gelte.” Na, ein Glück, dass er heute Turnschuhe und nicht seine Springerstiefel anhatte... die konnte man schließlich wirklich als Waffen durchgehen lassen. Was nichts daran änderte, dass das Gerät bei ihm piepste und er sich von einem Handdetektor nochmal genauer untersuchen lassen durfte – die Polizisten schoben es auf seine Piercings, Seto auf die wöchentlichen Eiseninfusionen und Yami auf das Schicksal. Wenn es einem schon schlecht ging, musste schließlich alles schief gehen. “Ah, da sind sie ja.”, ein mittelgroßer Mann in einem gut geschnittenen Anzug trat auf sie zu und wenn Katsuya ihn nicht allein daran erkannt hätte, dann tat er es an dem slawischen Akzent. “Guten Morgen, Herr Sarowski.”, grüßte Seto und schüttelte dessen Hand, bevor der man sich dem Blonden zuwandte. “Guten Morgen, Katsuya. Wie geht es dir?”, wieder diese sanfte, beruhigende Stimme, die gar nicht zu dem Aussehen des Mannes zu passen schien. “Besser, danke.”, warum war seine Stimme so brüchig und leise? “Ist es dir gut ergangen in letzter Zeit?” “Ja.”, Yamis Hand suchte von hinten ihren Weg unter Katsuyas T-Shirt, sodass er ihn von den anderen unbemerkt sanft streicheln konnte, “Ja, vielen Dank. Ich bin froh, dass diese ganze Sache bald vorbei ist.”, seine Stimme gewann an Kraft. “Das kann ich mir denken.”, ein breites Lächeln legte sich auf die Lippen des anderen, “Deine Familie ist übrigens schon da. Sie warten am Ende des Ganges bei den Bänken.” “Danke.”, erwiderte Katsuya nur. Ob der Mann ihnen extra entgegen gekommen war, um ihn darauf vorzubereiten? Nett von ihm. Er tauschte kurz einen Blick mit Seto, während Yamis Hand sich wieder von ihm löste. Jetzt zählte es also. Vater, Mutter, Shizuka. Er spickte kurz an Herrn Sarowski vorbei und sah am Ende des Ganges allerdings nur eine Gestalt. Von Größe und Statur her dürfte es sein Vater sein... auf in den Kampf. Katsuya atmete tief durch und machte einige kurze Schritte in dessen Richtung, Yami rechts von ihm, Seto links und daneben noch Herr Sarowski. Der Typ würde ihn nicht mitten in der Öffentlichkeit und vor aller Augen schlagen, oder? Er schluckte und senkte für einen kurzen Moment den Blick zu Boden. Selbst wenn... konnte es ihm nicht egal sein? Es wäre der unumstößliche Beweis für die Misshandlung und er würde eh kaum etwas fühlen, nicht? Er war über die Jahre immer tauber geworden, hatte den Schmerz nur durch Nebel wahrgenommen, wenn er ihn schon kannte. Sein Körper hatte ab einem gewissen Punkt aufgehört zu empfinden. Zum Glück nie ganz, wie Yami immer wieder betont hatte, während er glücklich gelächelt hatte, weil Katsuya es spürte, wenn man ihn umarmte, wenn man über seine Haut strich und andere Zärtlichkeiten zeigte. Und doch... plötzlich hatte er Angst. Angst vor den Schlägen und dem Schmerz. Angst wieder abgelehnt, wieder nur als ein Etwas und nicht als ein Jemand zu gelten. Angst vor seinem Vater. Warum? Was konnte der ihm denn jetzt noch antun? Warum... warum löste der Mann diese Gefühle in ihm aus? Was hatte er denn jetzt noch für eine Bedeutung? Sie kamen der Gestalt langsam näher, die Katsuya unverkennbar als seinen Erzeuger erkannte. Groß, mit straßenköterblondem Haar, das noch frisch vom Duschen war, ein Dreitagesbart im Gesicht, die von einer Jeans verhüllten Beine breitbeinig, die in einer Lederjacke steckenden Arme vor der Brust verschränkt und die Hände – Katsuya schluckte gegen einen Schwall Übelkeit an – in schwarzen Raufaserlederhandschuhen. Auf den zweiten Blick sah man die tiefen Augenringe, die Auszehrung, die auch sein Gesicht und seinen Körper dünn gemacht hatten und den leblosen, ja fast apathischen, glasigen Blick. Er war nicht betrunken. Aber er war auch nicht nüchtern. Wie Katsuya wusste, war das die gefährlichste Mischung. “Guten Morgen.”, grüßte Katsuya mit leiser, vorsichtiger, aber doch starker, intensiver Stimme, in der ein Hauch der Wut mitschwang, die sein Geist irgendwo in ihm eingesperrt hatte. Der Ältere antwortete nicht, musterte ihn nicht einmal, sondern fixierte stumm die Augen seines Sohnes, bevor er mit überraschend klarer, fester Stimme antwortete: “Wo hast du deine Freunde gelassen?” “Stehen neben mir.”, Katsuya ballte die Hände zu Fäusten. Worauf spielte sein Vater an? Was sollte das werden? “Ich meinte die Bande, mit der du Drogen konsumierst und um die Häuser ziehst, um nachts Leute abzufangen.”, er zog scharf die Luft ein und wich ein kleines Stück zurück, wo Yami bereits seine Hand hin hielt, um ihn mit einem festen Griff seiner Anwesenheit zu versichern, “So Leute wie deinen alten Mathelehrer.” “Ich weiß nicht, wovon du sprichst.”, seine Stimme zitterte leicht. Er wusste, von was sein Vater da sprach. Die vier Typen, mit denen er vor zwei Monaten noch unterwegs gewesen war. “Tu nicht so scheinheilig, das weißt du ganz genau. Genauso wie diese Bande um dich herum es wissen sollte, meinst du nicht?”, ein abfälliges Lächeln legte sich auf die Lippen seines Erzeugers, “Ich werde angeklagt wegen Kindesmisshandlung, weil ich meinen Sohn davon abhalte noch mehr Schrott zu bauen, während der Alkohol säuft wie ein Fass ohne Boden, sich eine Line nach der nächsten zieht und ansonsten nichts Besseres zu tun hat, als Geschäfte und Leute auszurauben und die eigenen Lehrer zusammenzuschlagen.”, er rümpfte die Nase, “Glaubst du echt, dass du damit durch kommst? Meinst du nicht, dein Vorstrafenregister spricht für dich? Einen Monat wegen Diebstahl und schwerer Körperverletzung, Strafzahlungen und Sozialarbeitsstunden für den ganzen Rest, wegen dem sie dich dran gekriegt haben. Unerlaubter Waffen- und Drogenbesitz, Erpressung, Körperverletzung, Gegenwehr bei einer Festnahme, Beleidigung gegen einen Beamten im Dienst... und jetzt kommst du plötzlich mit der Misshandlungsnummer. Was ist?”, die Stimme wurde lauter, “Ist dir langweilig oder was soll plötzlich der Mist?” “Zügeln sie sich mal.”, meinte Seto mit einer Stimme, die kälter als Eis schien, “Das hier ist ein Gerichtsgebäude. Außerdem können sie sich ruhig mal überlegen, was ihren Sohn überhaupt dazu gebracht hat solcherlei Dinge zu tun.” “Erstmal können sie sich da raus halten, sie Fatzke, das ist immer noch mein Sohn. Und sie sollten nicht über Dinge reden, von denen sie keine Ahnung haben. Sie wissen nicht, wie schwierig dieses Kind ist. Und eine Scheidung ist wahrlich kein Grund so am Rad zu drehen, wie er es tut.” “Ich verbitte m-” “Sehen sie ihn sich doch an. Das Ding ist doch drauf und dran wieder irgendso eine Attacke zu kriegen und alles in Schutt und Asche zu legen. Wissen sie, wie oft der Kerl unsere Möbel zu Kleinholz verarbeitet hat? Das Vieh hat mich und meine Frau geschlagen! Können sie sich das überhaupt vorstellen?” Er hatte nie – niemals – Hand an seine Mutter gelegt. Das war eine Lüge. Das war alles Zeug, was sein Vater getan hatte. Katsuyas wutverzerrtes Gesicht wurde mit einem Mal fast ausdruckslos. Halt. Was sein Vater getan hatte? Vor seinen Augen war in schneller Reihenfolge die Küche, der Flur, das Wohnzimmer, alles Orte, wo er seine Mutter weinend am Boden sah und sein Vater über ihr mit dem Gürtel, mit den Porzellan, auf dem das Essen, was sie gekocht hatte, war oder einfach nur mit erhobener Faust. Wie er schrie und auf sie einschlug und- “Katsuya?”, Yamis Stimme war seltsam verzerrt, “Katsuya, bitte lass los, das tut weh...” “Ist das nicht Beweis genug, wie aggressiv dieses Ding ist?” “Er ist weder ein Ding noch ein Vieh noch sonst etwas in diese Richtung, er ist ein junger Mann, der darunter leidet, dass sie ihn geschlagen haben und hungern ließen. Dass sie ihn in keiner Form geliebt, sondern sich sogar noch an seinem Elend ergötzt haben!”, Setos Stimme war schneidend, doch sie übertönte nicht die Worte, die immer wieder durch Katsuyas Kopf schossen. “Nimm ihn...” “Was?”, die beiden streitenden Erwachsenen drehten sich zu ihm und Yami schloss die Hand, die er anscheinend von seinem Arm hatte lösen können zwischen den seinen ein. “Das hat Mutter gesagt, als du sie mal wieder zusammen geschlagen hast. Sie hat auf mich gezeigt und gesagt... gesagt...”, er hob die Blick und starrte mit wilden Augen seinen Vater an, “Das hat sie doch gesagt, oder? Das waren ihre Worte.” “Ich habe keine Ahnung, was du da jetzt wieder zusammen fantastierst.”, grollte sein Vater nur und stemmte die Hände in die Hüften, was ihn noch bedrohlicher wirken und Katsuya sofort wieder seiner Übelkeit bewusst werden ließ. “Wo ist sie?”, fragte Katsuya, die Stimme grabestief und emotionslos, als käme sie aus einer fremden Welt. “Wer? Deine Mutter?”, sein Erzeuger schwieg einen kurzen Moment, “Die ist Shizuka suchen. Wollte unbedingt das Gebäude ansehen.” Katsuya drehte ab, die Gedanken bei seiner Mutter, doch ein kräftiger Griff um seinen Oberarm hielt ihn zurück – ein schmerzhafter Griff. “Lass mich los!”, schrie der Blonde auf, die Lider weit auseinander gezerrt, der zitternde Blick auf seinen Vater gerichtet, der ihn zurück hielt, “Lass mich! Lass mich!”, nur noch ein hohes Kreischen, das seine Kehle verließ. “Du bleibst- Lassen sie mich los!”, donnerte Herr Jonouchi und versuchte Seto von sich weg zu drücken, der sich von der Seite zwischen die beiden drängte. “Lassen sie ihn los.”, entgegnete dieser nur, die Stimme die eines extrem bösartigen, missgestimmten Tieres – er klang noch schlimmer als Bakura, bevor er Katsuya damals angegriffen hatte, “Jetzt.” “Komm her, Kats...”, flüsterte Yami beruhigend, hielt den Kopf des Jüngeren mit beiden Händen und zog ihn zu sich, weg von dem Mann, der seinen Griff ausreichend gelockert hatte, dass Katsuya ihm entkommen konnte, “Beruhige dich, Kleiner... ruhig...”, seine Hand strich sanft über die Wange des Größeren, der Yamis stummen Befehl folgte so zu atmen, wie dessen andere Hand an seiner Brust es ihm vorgab. “Sie werden ihn nie wieder anfassen.”, zischte Seto den einen halben Kopf kleineren Mann an, von dem er nur noch wenige Zentimeter entfernt stand und ihn dennoch nicht berührte. “Und sie haben mir gar nichts zu befehlen. Ich kann mit meinem Sohn machen, was ich für richtig halte.” “Das können sie nicht.”, diese gräßliche, angsteinflößende Stimme wurde durch ein tiefes Grollen ergänzt, “Genau deswegen sind wir hier, meinen sie nicht?” “Sie nehmen mir den Jungen nicht weg.” “Das brauche ich nicht.”, stellte Seto klar, “Er ist von sich aus zu mir gekommen.”, Katsuyas kontrollierte Atmung kam einen Moment aus dem Takt, während er starr den gefließten Boden fixierte, “Wenn sie ihn nicht verlieren wollten, hätte ihnen das früher einfallen sollen.” “Das muss ich mir von ihn-“ “Katsuya!”, der Blonde zuckte zusammen. Diese Stimme... sie war tiefer, weiblicher, weniger schrill... aber sie war... “Shizuka?”, er hob den Blick, löste sich von Yamis Händen und stolperte in die Richtung, aus der er die Stimme wahrgenommen hatte. Ja. Sie war es. Dasselbe braune Haar, dieselben warmen Augen, dasselbe herzerwärmende Lächeln. Das Gesicht war schon so erwachsen und – kaum zu fassen – sie war sicher einssiebzig groß, aber sie trug noch immer Kleider, die gerade an ihre Knie reichten, immer noch Halbschuhe, immer noch die Haare lang und immer noch lief sie voller Freude auf ihn zu, um sich in seine Arme zu werfen – das änderten auch zehn Jahre nicht. Nur hatte sie vor zehn Jahren keinen dicken Bauch und so breite Beine gehabt, aber das machte nichts, es war Shizuka, seine Shizuka, seine geliebte kleine Schwester, die er endlich wieder in seine Arme schließen konnte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)