Dreaming Society von Gepo (Fortsetzung von Dead Society) ================================================================================ Kapitel 45: Neue Kundschaft --------------------------- Muhahaha, wir bewegen uns auf den Plot zu *v* Ansonsten fiel mir auf, dass ich mal dringend weitertippseln muss, wenn ich das nächste Kapitel bis Montag fertig kriegen will X.X Ich wünsche euch viel Spaß beim Lesen und danke für eure Kommentare! WARNUNG: Trigger im ersten Abschnitt _________________________________________________________________________________ Blut. Überall Blut. Das ganze Bad voller Blut. Die Kacheln auf dem Boden, an den Wänden, die Glastüren der Dusche, das Porzellan der Badewanne, der Marmor um die Badspüle, der Wandspiegel, die Schranktüren, die Toilette – alles über und über von Rot, das sich nahe der Badewanne zu einem sehr dunklen, fast schwarz wirkenden Ton verdickte und aus dem sich geisterhaft ein weißer, bleicher Arm hervorhob. Setos Arm. Katsuyas Augen lagen auf der leblos wirkenden Gestalt. An der Brust war keinerlei Regung mehr zu erkennen. Vor seiner Nase kristallierte kein Atem, obwohl es kalt genug dafür war – für Katsuyas Empfinden. Die Gestalt bewegte sich keinen Millimeter. Die Augen bewegten sich keinen Millimeter. Sie starrten ihn an. Kalte, leblose, blaue Augen. Tote Augen. „Uuargh!“, Katsuya fuhr hoch, der Atem boxte durch seine Lunge, höhlte ihn von innen aus und erfüllte ihn mit Kälte, die er im selben Moment auszustoßen versuchte. „Ruhig...“, murmelte eine tiefe, dunkle Stimme und warme Arme legten sich um seinen Oberkörper, „Das war ein Traum...“ Mit noch immer rasendem Atem griff er Setos Unterarme, riss sie von sich und drehte sie unter seinem Blick, um die Innenseiten zu betrachten. Seine Augen trafen dunkelrote Striemen, die sich von heller Haut absetzten. Aber sie bluteten nicht. Katsuya stieß einen tiefen Seufzer aus und legte die Arme wieder um sich, während er sich nach hinten gegen Setos Brust fallen ließ. Ein Traum. Es war nur ein Traum gewesen. Seto war nicht in seinem Badezimmer verblutet, während er unwissend gewesen war. Seto war nicht tot. Seto war am Leben und für ihn da. „Seto...“, Katsuya drehte sich in ihrer Umarmung dem anderen zu und hing sich an ihn, auch wenn es nicht sehr komfortabel war. „Keine Angst... ich bin hier...“, flüsterte der Ältere ihm leise zu und zog seine Beine näher heran, um ihn aus seiner Verrenkung zu befreien. Ein Schluchzen ließ seinen ganzen Körper erbeben, während er sich näher an ihn zog. „Ruhig, Schatz...“, Seto setzte einen Kuss auf seinen Kopf, „Ist okay... du bist sicher hier.“ „Warum-“, er unterbrach sich selbst, indem er Luft durch seine geschlossenen Zähne einsog und wieder ausstotterte, „Warum hört das nicht auf?“ „Sssch...“, eine Hand strich über seine Wange, „Das ist ganz normal. Ganz natürlich.“, ein weiterer Kuss auf sein Haar, „Du bist hier und du bleibst hier und du bist sicher. Lass deinem Kopf etwas Zeit sich daran zu gewöhnen.“, von seiner Wange fuhr die Hand seinen ganzen Rücken hinab bis zu seiner Kniekehle, um ihn auf Setos Schoß zu ziehen, „Es braucht etwas Zeit, bis jede deiner sturen Zellen das realisiert hat.“ „Dass ich nicht wieder weg muss?“, fragte Katsuya mit einer leisen, kleinlauten Stimme. „Ganz genau.“, Setos Stimme strich wie Samt über seine Haut, „Du bleibst hier bei mir. Du musst nicht zurück zu deinem Vater.“ „Muss nicht...“, murmelte er leise und schloss die Augen, ließ sich in die Wärme von Setos Körper fallen. „Morgen, Katsuya.“, Marik hob die Hand zum Gruß, „Na, wie war die Woche? Du hast jetzt auch Ferien, oder?“ „Jupp.“, der Blonde nahm sich einen Stuhl, „Zwei Wochen keine Schule.“ Auf die erste Frage antwortete er lieber nicht. Was sollte er schon sagen? Ein paar Nervenzusammenbrüche wegen der Verhandlung, der verfluchte Donnerstag und Setos Geburtstag – bis auf den letzten Punkt reichlich unangenehme Erlebnisse. „Ah, da ist ja mein kleines Blondchen.“, Mai stöckelte aus dem Bedienstetenzimmer, dicht gefolgt von Anzu, deren Blick den Laden absuchte, „Los, fertigmachen, unsere Schicht beginnt gleich.“ „Wo ist denn dein Pflegedingsda?“, Anzus blaue Augen kamen schließlich bei ihm an, „Mai hat mir so viel erzählt. Ich will ihn auch sehen.“ „Er kommt heute Abend.“, versicherte Katsuya, „Und nenn‘ ihn bitte einfach Herrn Kaiba. Ich habe keine Ahnung, auf was sich die Rechtssprechung jetzt geeinigt hat. Ich glaube Vormund.“ „Vormund?“, die Älteste legte den Kopf schief, „Das ist wie Adoption, nur ohne Namenswechsel und mit dem Recht dich zu heiraten, wenn du volljährig bist, oder?“ „Ähm... keine Ahnung.“, gab Katsuya zu, „Aber eine Männerhochzeit ist verboten, so viel weiß ich.“ „Schade drum.“, Anzu zuckte mit den Schultern, „Es gibt so viele Typen, an deren Seite ein Mann besser aussieht als eine Frau... Ryou zum Beispiel.“ „Ryou ist ja auch schwul.“, warf der Blonde ein. „Und Yami...“, kam es verträumt von hinter den Tresen, „Mit mir.“ „Oh-oh, verknallter Barkeeper.“, Mai kicherte und stieß ihrer Nachbarin mit dem Ellenbogen in die Seite, „Wir sollten uns auch ein paar Latten suchen. Kann doch nicht angehen, dass nur unsere männliche Kollegenschaft von Kerlen schwärmt.“ Anzu seufzte und wandte den Blick Richtung Decke mit den Worten: „Manchmal habe ich das Gefühl, ich lerne nur schwule Männer kennen. Ist das eine Krankheit? Alle Männer, die ich mag, stellen sich als schwul heraus!“ „Da sieht man, wie weit unterlegen die Heten doch sind.“, gab Marik von sich, die Nase gen Himmel. „Komm mal wieder runter.“, murmelte Katsuya nur und ließ sich von Stuhl gleiten, „Der größte Teil dürfte eh bi sein.“ „Bi ist was für Unentschlossene.“, entschied der Barkeeper mit einem scharfen Blick und einem Schmollen auf den Lippen. „Bi ist was für Leute, die weder dringend anders noch dringend regelkonform sein müssen.“, was er beides irgendwann gewesen war und jetzt abzulegen versuchte, „Ich denke, für jeden Menschen kann jedes Geschlecht, sowieso jeder Körper ansprechend sein, wenn der Charakter der passende ist.“ „Das sagt unbedingt der hübscheste Kerl in mehreren Kilometern Radius, der mit dem schönsten Typen des ganzen Landes zusammen ist.“, Mai verdrehte demonstrativ die Augen. „Seto ist der schönste Mann auf der ganzen Welt.“, nuschelte Katsuya leise. „Ha!“, die blonde Kellnerin zeigte auf ihn, wobei ihr Finger nur ein paar Zentimeter vor seinem Gesicht hielt, „Ihr seid also wirklich zusammen!“ Shit. Shit, shit, shit, shit, shit – Katsuya versuchte den Drang zu unterdrücken mit seinen Zähnen zu knirschen. Er war dumm, so unglaublich, unbegreifbar dumm! Argh! Wo war die Intelligenz, wenn man sie mal brauchte? Was zur Hölle sollte er erwidern? Es würde sie doch nur noch mehr anspornen, wenn er das abstreiten würde. „Hattest du irgendwann einen Zweifel daran?“, fragte Marik mit Herablassung in der Stimme, „Der Typ ist fast so scharf wie Yami. Nicht nur in Aussehen und Coolness sondern auch auf Katsuya.“, er machte eine ausladende Geste mit der Hand, „Seine Blicke sprachen Bände!“ Sein Eindruck von Anzu musste anscheinend nicht groß korrigiert werden. Sie war noch immer ein kicherndes Etwas, das es nicht sein lassen konnte hübsche Männer mit Blicken auszuziehen. Besonders einen hübschen Mann. Seinen hübschen Mann. „Seto gehört mir.“, teilte er ihr mit aller Kälte mit, die er in seine Stimme legen konnte, während er sich mitten in die Sichtlinie stellte. „Och komm... lass mir wenigstens die Aussicht.“, sie schob die Unterlippe ein wenig vor und legte den Kopf schief – es passte perfekt in ihre Rolle als Unschuld von Lande, aber ihn würde sie damit nicht rum kriegen, „Ich nehm‘ dir schon nichts weg durchs Angucken.“ „Doch, meine Geduld.“, erwiderte er ruhig und verschränkte die Arme vor der Brust. „Das ist kindisch, Katsuya.“ Womit sie vollkommen Recht hatte. Katsuyas Augenbraue zuckte. „Ich bin neunzehn, ich darf kindisch sein.“, Zitat von Seto Ende, „Das ist mein Freund, verstanden?“ „Ja ja...“, sie verdrehte die Augen, „Warum werden alle Männer unverschämt, nur weil sie Sex hatten?“ „Weil die Gesellschaft ein Statussymbol daraus macht.“, Yami, der plötzlich neben ihnen beiden aus der Erde zu sprießen schien, lächelte ihr zu, „Guten Abend, alte Schreckschraube.“, er nickte zu Katsuya, „Soll ich dir mal zeigen, wo Eifersucht angebracht wäre?“, ein teufliches Grinsen flatterte über seine Lippen und entflammte seine Augen einen kurzen Moment, bevor er mitten zwischen ihnen hindurch ging und auf Setos Tisch zuhielt. Oh nein. Oh nein, wehe ihm, er würde nicht- Katsuya Unterkiefer sackte um ein paar Zentimeter abwärts. Yami lehnte sich über den sitzenden Seto, eine Hand auf dem Tisch, eine auf der Lehne der Bank und- und- „Das geht zu weit.“, zischte der Blonde und schnellte auf die beiden zu, „Pfoten weg, aber sofort!“ „Meine Pfoten kommen ihm nicht nahe.“, sein bester Freund richtete sich wieder auf und warf ihm ein leichtes Lächeln zu, „Siehst du?“, er hob sie unschuldig. Seto währenddessen lachte lauthals. „Verarscht ihr beide mich?“, verlangte Katsuya sauer zu wissen, „Lasst den Scheiß, sofort!“ „Woah, ruhig, Blondie...“, kam es von amüsierten Stimme hinter ihm. Seto verstummte, blinzelte und stand auf, während er fragte: „Pegasus? Hier in Domino?“ Katsuya warf dem Mann einen Blick zu. Was zur Hölle war das denn für eine Gestalt? Ein roter Anzug, ausgebleichtes Haar, das über die rechte Seite seines Gesichts fiel – das Auge war durch eine Klappe verdeckt – und ein Rüschenhemd. War der Typ Stricher oder Setos Ex oder- Katsuya fletschte die Zähne. Egal, was er war, er war unerwünscht. „Such a lovely pet.“, die Gestalt, die anscheinend den Namen Pegasus trug, musterte ihn lächelnd, „Aber so ungezogen. Neuware?“ „Mein Mündel.“, gab der Brünette kühl zurück und griff Katsuyas Hand, um ihn zu sich zu ziehen. Yami machte wortlos einen Schritt zurück, um den Jüngeren durchzulassen. „Natürlich, wie dumm von mir.“, Pegasus ließ sich auf die Bank Seto gegenüber sinken, „Du hast doch sicher nichts dagegen?“, ohne eine Antwort abzuwarten wandte er sich Yami zu, „Und du, sag brav dem anderen Blondchen, dass sie mir einen Bloody Mary bringen soll.“, er hielt ihm einen Schein entgegen. Yami tauschte mit Seto einen Blick, nickte und ging ohne das Geld auch nur anzusehen. Katsuya schluckte. Was oder wer war der Mann? Seto setzte sich wieder ohne den Blick von seinem Gegenüber zu nehmen. Katsuyas Blick indessen schnellte vom einen zum anderen, während er neben Seto Platz nahm. Sein Freund war angespannt. Jeder einzelne Muskel seines Gesichtes wirkte, als würde er jeden Moment unter dem Druck reißen. Die Lider lagen enger über seinen Augen, was ihn automatisch sehr gefährlich aussehen ließ. Das hieß, dass dieser Pegasus weder ein Stricher noch ein Exfreund war, auch wenn er genau danach aussah. Er hatte Yamis Sinn für Extravaganz – wenn sie ihm auch kein Stück schmeichelte – Setos Arroganz und dazu eine Selbstsicherheit, die Katsuya praktisch ins Gesicht schlug. Die Beine lässig übereinander geschlagen, die Arme auf der Lehne der Bank ausgebreitet, ein leichtes Lächeln auf seinen Lippen musterte er Seto unverhohlen. „Dein Gesicht hat Farbe bekommen, my boy.“, sein Kopf legte sich zur Seite, „Du scheinst deinen Sinn für Kunst nicht mehr darauf aufzuwenden Krankenhauswände mit Blut vollzuschmieren.“ „Verwendest du deinen noch darauf mit demselben Material zu arbeiten?“ „Ich bitte dich.“, Pegasus hob die Hände, als würde man eine Waffe unter seine Nase pressen, „Blut braucht zu lange zum Trocknen. Ich habe bessere Farbe gefunden.“ Blut brauchte zu lange zum Trocknen? Was sollte der Scheiß denn heißen? Außer er- Katsuya schluckte. Oh shit... Außer der Typ war Auftagsmörder oder Yakuza. Oder Mafiaboss, wenn man seinen Akzent bedachte. Er drückte sich an Setos Seite, der seinen Arm um ihn legte. „Nein! Du hier? Ich dachte, du seist in Tokio!“, Mai beugte sich zu Pegasus, setzte einen Kuss auf jede seiner Wangen und ließ sich neben ihm auf die Bank gleiten, während sie ein rotes Getränk vor ihm abstellte, „Was verschlägt dich in diese Gegend?“ „Die Geschäfte, wie immer, Liebes.“, sein Arm fiel lässig um ihre Schultern. „Du hast gar nicht Bescheid gesagt, dass du wieder da bist.“ „Eine Überraschung.“, ein laszives Lächeln ersetzte sein praktisch sadistisch wirkendes. „Hast du mir etwas mitgebracht?“, in ihren Blick schlich sich ein Funkeln. „Natürlich.“, er griff in sein Jackett und zog ein Schmuckdöschen hervor, groß genug, um einen Ring zu enthalten und öffnete es mit einer Hand vor ihren Augen. Okay. Sie konnte sich genauso mädchenhaft benehmen wie Anzu. Sie konnte in derselben Tonhöhe quieken, die Hände an ihre Wangen legen und zu diesem Mann hinaufblinzeln wie ihre Kollegin es getan hätte. Dem Ganzen ließ sie außer einem Danke sogar noch einen Kuss auf seine Wange folgen und zog die – Katsuya schluckte wieder einmal – Perlenohrringe mit Diamantenbesatz an und ließ ihre Metallstecker in die Schmuckdose wandern. Davon ausgehend, dass sie sich als single bezeichnete und demnach nichts allzu Festes mit dem Typen zu haben schien, musste der Kerl folglich extrem reich sein. Es bestätigte Katsuyas vorherige These. „Du scheinst nicht zu darben.“, unterbrach Seto ihr Geturtel, „Das überzeugt mich nicht unbedingt von deiner vorherigen Aussage.“ „Meine Aktivitäten sind weit legaler, als sie es einst waren. Ich bin nun im Im- und Export tätig.“ Im- und Export von was? Waffen? Drogen? Menschen? „Fernhandel.“, Seto nickte bedächtig, „Mit welchen Regionen?“ „Oh... Thailand und Mexiko. Ganz Nordamerika eigentlich.“, Pegasus kraulte Mai unterm Kinn, als wäre sie eine junge Katze, „Ich dachte, ich könnte nach Japan expandieren.“ Katsuya schluckte. Menschenhandel. „In dem Fall war es gerade sehr ungünstig, wie du den jungen Mann behandelt hast.“, informierte Seto und lehnte sich zurück, während er Katsuya mit sich zog, „Er ist der Kontaktmann zu allen heimischen Syndikaten – besonders mit solchen Geschäftsinteressen.“ Das fing Pegasus volle Konzentration und wischte jedes Lächeln von seinem Gesicht. „Sein Name ist Yami. Er ist mit fünfzigtausend Yen die Stunde dotiert, also versuch es nicht mit Geld.“, sprach der Brünette weiter, Kälte und Selbstsicherheit in seiner schneidenden Stimme, „Und er ist ganz sicher nicht dafür bekannt sein Herz auf der Zunge zu tragen. Und noch eine Warnung: Er hat selbst verfeindete Syndikate hinter sich. Also sei sehr, sehr vorsichtig.“ Katsuya konnte beobachten, wie der Typ ihnen gegenüber schluckte, einen Moment später nickte und wieder ein Lächeln auf seine Lippen zwang: „Ich wusste, ich kann mich auf alte Freunde verlassen. Vielen Dank, Kaiba.“ „Guten Abend.“, meinte dieser nur, erhob sich und verließ mit Katsuya im Arm den Tisch. Ein Glück, dass Dienstschluss war. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)