Dreaming Society von Gepo (Fortsetzung von Dead Society) ================================================================================ Kapitel 46: Mehr Stress ----------------------- Die stetig abnehmende Zahl an Kommentarschreibern macht mir ein wenig Angst. Bei vielen weiß ich, warum sie derzeit nichts schreiben, bei anderen vermute ich Stress, aber bei einigen bin ich doch unsicher. Wenn es Kritik gibt, würde ich mich freuen sie zu hören. Wenn ich jemanden verärgert habe, ebenso. Nun, erst einmal hoffe ich, dass in nächster Zeit das Ziel dieses DS-Teils klar wird. In Teil 1 war praktisch von Anfang an klar, dass ein Ziel ist, dass Katsuya von seinem Vater weg kommt. Dieses ist weniger physisch und daher auch subtiler. Gibt es schon Vermutungen, auf was dieser Teil hinaus läuft? Ich wünsche viel Spaß beim Lesen und Rätseln ^.^ Und ich freue mich auf nächste Woche... _________________________________________________________________________________ „Scheiße!“, fluchte Seto, schlug seinen Mantel enger, machte kehrt, ging einen Schritt, drehte sich wieder um und trat neben Katsuya, „Verfluchter Mist...“ „Wer war das?“, verlangte der Blonde zu wissen, dessen Blick ihn verfolgte. „Pegasus Crawford, amerikanische Mafia.“, Seto griff seine Hand und zog ihn zu seinem Wagen, während er sprach, „Der Typ ist einfach nur krank. Früher war er eine Anlaufstelle, wenn es um Mord und Entführungen ging, mittlerweile handelt er mit Menschen, wie du gerade gehört hast.“ Und so etwas verwies er an Yami? „Woher kennst du ihn?“ „Steig ein.“, forderte der Ältere, ging um den Wagen zur Fahrertür und startete den Wagen so schnell er konnte, „Der Typ ist noch weit unberechenbarer als ich. Mittlerweile könnte er auf die Idee gekommen sein, dass ich besser tot bin als belohnt dafür, dass ich ihm geholfen habe.“, er warf einen Blick über die Schulter, „Und ich glaube nicht, dass sein Berufswechsel zum Menschenhändler das irgendwie verbessert hat.“ „Woher kennst du ihn?“, wiederholte Katsuya leise, aber mit ruhiger Stimme. „Er wurde mal darauf angesetzt Mokuba zu entführen.“, Seto atmete tief ein und aus, während er fuhr, „Seine Leute haben ihn sich auf dem Schulweg geschnappt und am nächsten Tag ging ein Anruf bei mir ein, dass ich verschiedene Aktien abwerfen sollte, um ihn wieder zu kriegen. Ich habe ihnen gesagt, sie könnten mich mal.“, Katsuyas Blick schnellte von der Straße zu Setos angespanntem Gesicht, „Tags darauf stand Pegasus in meinem Büro und stellte sich als Leiter von Industrial Illusions vor, der ein Angebot von mir bekommen haben solle. Das war mir neu, aber da es sich um einen renommierten amerikanischen Spielzeughersteller handelte, ließ ich ihn herein. Was ich als Antwort auf die Frage, welches Angebot er meine, bekam, kannst du dir möglicherweise vorstellen.“ Dass Pegasus ihn haben dürfte? Nun ja, wenigstens wusste Katsuya, dass Seto dem nicht zugestimmt hatte. Der Kerl war wirklich schräg. Er hob die Augenbraue ob seiner Überlegungen. Beide waren schräg. „Er bat mich zu unserem gemeinsamen Vorteil die Aktien abzuwerfen. Mir war klar, dass der Typ gefährlich sein musste, wenn er mir freiwillig sein Gesicht zeigte. Also tat ich es und fand zuhause Mokuba in seinem Spielzimmer.“, Seto schloss einen kurzem Moment die Augen – sie standen an einer roten Ampel – und fuhr sich mit einer Hand durchs Haar, „Das Schlimmste ist, dass er wirklich Leiter von Industrial Illusions ist.“ „Und warum kommt er plötzlich über zehn Jahre später zu dir, um dir zu erzählen, dass er neuerdings mit Menschen handelt?“, irgendetwas an dieser Sache war sehr, sehr faul... „Nun... nach der Aktion hatten wir verschiedene Geschäfte miteinander... die Kaiba Corp ist noch heute in Partnerschaft mit Industrial Illusions.“, Setos Adamsapfel wanderte seinen Hals entlang. „Warum wendet er sich mit illegalen Geschäften an dich?“, präzisierte der Jüngere seine Frage. „Ich... habe damals nicht immer legal gehandelt...“, ein weiteres Schlucken, „Und... er war nicht selten Teil davon.“ „Du hast Entführungen und Morde angeordnet?“, Katsuya hörte seine Stimme, doch spürte sich selbst die Worte nicht aussprechen. Das war alles nicht wahr, oder? „Ich habe schonmal versucht es dir zu sagen...“, murmelte der Brünette leise, „Direkt am ersten Tag und dann noch etwas später...“, Schlucken, „Ich kann’s nicht ungeschehen machen, ich...“, heftiges Atmen, „Ich wünschte, ich... ich kann’s nicht... ich... ich will nicht...“, eine Träne löste sich aus Setos Augenwinkel, was Katsuya heftiger zusammenzucken ließ als das Hupen des Wagens hinter ihnen – bis sein Gesicht plötzlich jeden Ausdruck verlor und seine Stimme erkaltete, „Wundert dich das eigentlich wirklich? Ich hasse mich, was kann ich mehr tun?“ Katsuya schwieg. Er saß kerzengerade in seinem Sitz, den Blick starr auf die Straße, kein Ton auf seinen Lippen, kein Ausdruck auf seinem Gesicht – kein Wunder, nachdem er dafür angeschrieen worden war, dass er Seto nicht so ansehen sollte, dass er Seto überhaupt nicht ansehen sollte, dass er sich ordentlich hinzusetzen habe, dass er diesen Ausdruck vom Gesicht nehmen solle, dass dass dass... Er hatte es geschafft Setos Ängste um ihrer beider Leben noch um Angst vor Ablehnung und Verlassen seitens Katsuya zu verstärken, was ihn sichtlich aggressiv machte. Der Brünette hatte freundlicherweise seinen ziemlich waghalsigen Fahrstil auf ein regelverträgliches Maß zurück geschraubt. Auch die Schreierei, die das ersetzt hatte, war mittlerweile versiegt, da Katsuya ihm keinen Anlass zum Schreien mehr gab – außer zu existieren und seine Befehle zu befolgen und wie eine stumme Puppe auszusehen, aber das hatte Seto auch schon durch. Andererseits... Es war von nichts Sichtbarem ersetzt worden. Und wenn Seto seine Aggressionen jetzt nach innen lenkte, würde das automatisch zu Dissoziationen führen. Definitiv nichts, was mit Autofahren verträglich war. Katsuya wagte allerdings auch nicht vorzuschlagen den Wagen am Seitenstreifen zu parken. Er wagte es auch nicht irgendetwas anderes zu tun, was die Schreierei wieder anstellen könnte. Dafür hatte er im Leben zu oft mit geballten Aggressionen zu tun gehabt. Er reagierte instinktiv, das war ihm vollkommen klar. Dass er sich ordentlich hinsetzen sollte, kam auch durch seine Reaktion sich zu einem Ball zusammen zu rollen, um wenig Angriffsfläche zu geben und die Arme um Magen und Bauch zu schlingen, da dies die verwundbarsten Stellen waren. Ihm war die Situation auf eine vollkommen bizarre Art verständlich. Was nicht half seine Reaktionen zu kontrollieren. Er tat nichts, was helfen würde, weil es Setos Ärger wieder auf ihn lenken könnte. Rational gesehen sollte er genau das tun, weil es besser war, wenn der andere sich ausschrie, als dass er dissoziativ wurde. Der Gedanke kam allerdings durch die in Wellen schlagende Übelkeit, die seine Angst – und möglicherweise Setos Fahrstil – verursachte, nicht an. Und was erst recht nicht half, war, dass seine Angst sich ebenfalls gegen ihn selbst wandte. Jetzt, wo er wusste, auf was er achten musste, war ihm auch dieser Vorgang vertraut. Die Träne, die über seine Wange rann, bemerkte er erst dadurch, dass sie auf seine Hand fiel. Seine Augen defokussierten. Die Geräusche, die Gerüche, die vorbeiziehende Umwelt – auf der einen Seite rein, auf der anderen raus. Er wurde ebenfalls dissoziativ. Aus Angst vor Seto. Aus Angst vor Schmerzen. Wurde nicht immer einer stark, wenn der andere schwach wurde? Seto brauchte ihn. Warum verlor er sich? War es eine Utopie, dass sie sich ausglichen? Er versuchte sich auf Setos tiefes, hörbares Ein- und Ausatmen zu konzentrieren. Er musste stark sein. Er durfte jetzt nicht- er war wirklich zu nichts nutze. Seto brauchte ihn und er versagte. Nicht mal Kleinigkeiten schaffte er und bei so großen Dingen versagte er vollkommen. Seto würde das mit ihm nicht mehr lange mitmachen, wenn er so unfähig war. Einatmen. Ausatmen. Katsuya passte sich dem Rhythmus an. Er war nutzlos. Er war eine Schande. Er war ein Insekt, ein widerwärtiges kleines Insekt, das zertreten gehörte. Er war sozialer Müll. Ein. Aus. Keiner wollte so etwas wie ihn haben. Er war nutzlos. Er war schlecht. Er war böse. Er war ungewollt. Sein Vater konnte ihn nicht ausstehen. Seine Mutter konnte ihn nicht ausstehen. Seine Schwester konnte ihn- sie irrte sich. Auch sie würde erkennen, dass er ein Nichts war. Schlimmer als ein Nichts. Verachtenswert. „Einatmen. Ausatmen.“, er folgte Setos leisen Anweisungen, „Konzentriere dich auf das Hier und Jetzt. Einatmen. Ausatmen. Es ist Samstag Abend, sechsundzwanzigster Oktober zweitausendzwei. Du bist stärker als deine Angst. Konzentriere dich.“, er atmete weiter im Rhythmus, „Ich habe mich abgeregt. Die Realität ist wieder sicher. Nichts mehr, wovor du Angst haben musst. Besiege die Angst in dir. Die Gefahr ist vorbei.“ Vorbei... er konnte Seto nicht trauen. Einatmen. Er konnte nicht. Er durfte nicht. Ausatmen. Es war ein Trick. Seto wartete nur, dass er zurückkehrte. Wartete, um ihm weh zu tun. Einatmen. Seto würde ihm nie willentlich weh tun. Wenn er sagte, es war okay, war es okay. Ausatmen. Aber wenn Seto nur glaubte, es wäre okay? Konnte er Seto vertrauen sich selbst zu kennen? Schluchzen. Sein ganzer Körper erzitterte. „Gut so. Du bist sicher. Ich werde dir nicht weh tun.“, fern vernahm er, wie Seto lautvoll schluckte, „Es tut mir Leid, dass ich dir Angst gemacht habe. Bitte komm zurück.“, Katsuya testete seine Grenzen, indem er die Beine an seinen Körper zog, „Katsuya? Ich werde dich jetzt anfassen. Ich werde jetzt deinen Nacken berühren.“ Ganz, wie er sagte, berührten kühle Finger den hellen Flaum in Katsuyas Nacken. Sie fuhren über die erhitzte Haut, wechselten zwischen sanften Kratzern und zärtlichem Streicheln. Seine Lungen leerten sich auf einen Schlag, sein Körper erschlaffte um einige Grade und seine Lider hangen auf Halbmast. Oh, das tat gut. Das tat so verdammt gut. Er legte den Kopf auf seine Knie, um Seto mehr Fläche zu bieten. „Ist das in Ordnung?“, fragte jener leise, doch der Blonde fühlte sich in keiner Lage, um ihm in irgendeiner Form zu antworten. Er gab einfach ein Geräusch von sich, das irgendwo zwischen Knurren, Seufzen und Schnurren lag. „Entschuldige meinen Mangel an Intellekt, doch leider kann ich deinen ausschweifenden Ausführungen nicht folgen.“, Amüsement schwang in Setos Stimme mit, „Wir stehen übrigens vor unserem Haus. Ich werde jetzt aussteigen. Wenn du dich in der Lage fühlst dasselbe zu tun, tu es bitte. Ansonsten werde ich mein armes Kreuz mit deinem Gewicht belasten müssen.“ Die Finger entfernten sich und einen kurzen Moment folgte sein Nacken ihnen, um den Kontakt zu halten. Menno... das hätte Seto auch länger machen können. Ein Lächeln legte sich auf die Lippen des Jugendlichen. Für diese Unverschämtheit würde Seto ihn jetzt ins Haus tragen müssen. Pah! „Ah, mein Kreuz, mein Kreuz...“, Seto legte dramatisch eine Hand auf seinen Rücken und richtete sich auf, als hätte er schwere Schmerzen oder Verkalkungen, „Was gäbe ich doch dafür noch einmal jung zu sein!“ Das Lächeln auf Katsuyas Lippen ließ sich kaum eindämmen, obwohl er es zu unterdrücken versuchte. Die Lider hatte er schon geschlossen, damit seine Augen ihn nicht verrieten. Aber wahrscheinlich hatte der Ältere eh längst mitbekommen, dass die komische Atemübung mal wieder geholfen hatte ihn aus seinen Dissoziationen zu holen. „Und kein Wort des Dankes von meinem Sprössling. Womit habe ich dieses Schicksal verdient?“, der Blonde schielte zwischen seinen Lidern hindurch, um zu sehen, wie Seto theatralisch eine Hand nach oben warf und ausschweifend wieder herabsinken ließ, „Was schweigst du mich an, du Salatgurke?“ Katsuya prustete, musste jedoch husten und rollte sich zur Seite, eine Hand vor seinem Bauch, eine vor seinem Mund. Blut schoss in seine Wangen und erhitzte sein ganzes Gesicht. Salatgurke? Entweder er lebte schon zu lange mit Seto oder seine Gedanken waren von Grund auf sehr sexuell orientiert – auf jeden Fall flogen die Bilder der letzten zwei Wochen nur so vor seinen Augen vorbei. Setos kalte, blaue Augen. Die Kratzer auf seinen Schultern. Wie er in der Dusche den Kopf in den Nacken warf und mit seinen Fingerspitzen den Wassertropfen auf seiner Kehle folgte. Wie sich die Muskeln unter seiner Haut bewegten. Wie er auf dem Bett lag, nackt, die Beine schamlos geweitet, diesen Blick von Verlangen in seinen Augen... „Will ich wissen, an was du denkst?“, fragte der Brünette amüsiert. Er hatte sich nur Zentimeter von Katsuyas Gesicht neben die Couch gehockt. „Nein.“, erwiderte der Jüngere nur und versuchte die Röte mit purem Willen aus seinem Gesicht verschwinden zu lassen – dieser Ausdruck auf Setos Gesicht, der wohl das Äquivalent zu Bakuras wölfischem Grinsen war, sagte ihm, dass er scheiterte. „Wirklich nicht?“, Katsuya zog nur eine Schnute und schwieg, während die Züge des anderen sich glätteten, „Ich... wollte mich entschuldigen. Ich bin völlig in Panik verfallen. Und dann habe ich diese Panik in kalte Aggression umgewandelt... das war auch nicht okay. Es tut mir Leid.“ „Du hast uns weggebracht und einen Unfall vermieden.“, der Blonde seufzte leise, lehnte sich ein Stück vor und küsste den anderen auf die Stirn, „Nicht auf die galanteste und beruhigenste Art und Weise, aber okay.“ „Es tut mir dennoch Leid. Ich habe dich grundlos angeschrieen. Ich habe dir Angst gemacht. Das wollte ich nicht.“, glitzernde, unsichere blaue Augen sahen von dem gesenkten Kopf zu ihm auf. „Setz‘ dich zu mir.“, flüsterte Katsuya und richtete sich auf, um sich an Seto zu lehnen, der neben ihm Platz nahm, „Bitte erzähl‘ mir noch mal ganz genau, warum dieser Typ dir so Angst macht.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)