Dreaming Society von Gepo (Fortsetzung von Dead Society) ================================================================================ Kapitel 86: Nachtgeflüster -------------------------- Dieses Kapitel ging mir leicht von der Hand ^.^ Es ist bereits seit Donnerstag fertig. Dafür ist das nächste umso schwerer *seufz* Besonders jetzt, wo ich praktisch im Lern-Endspurt bin. Aber am Wochenende dürfte ich einiges an Zeit haben ^.^ Mal schauen, dass ich es dahin gelegt kriege! Und kann mir jemand Essen für Stresssituationen empfehlen? Ich habe auf nichts Hunger, schmecke es eh nicht und muss trotzdem gesund essen. Aber seit einer Woche stopfe ich nichts als Fast Food in mich rein... ich habe eigentlich nicht vor mit Mangelerscheinungen in die Prüfung zu gehen -.- Ich will auch ins Onsen T.T Viel Spaß beim Lesen! P.S.: Es gibt neue FFs und Nebensequenzen! _________________________________________________________________________________ „Katsuya?“, flüsterte Seto und brach damit die Stille, die das ganze Abendessen zwischen ihnen gestanden hatte, „Ich habe das Gefühl, es gibt etwas, was du mir sagen möchtest.“ „Hm...“, der Blonde, der aufgesehen hatte, wandte den Blick ab, „Nun... es ist etwas kühl in diesen traditionellen Zimmern.“ Sein Freund legte den Kopf ein wenig schief ohne eine Änderung in seinem Ausdruck. Er musste auch an seiner Mimik nichts ändern, um klar zu machen, dass er das Katsuya nicht abnahm. Er nahm es ja nicht einmal sich selbst ab. Das war eine verdammt beschissene Art zu versuchen dem Thema auszuweichen. „Wollen wir uns vielleicht auf die Veranda setzen und ich wärme dich?“ Im November nach draußen, in Setos Arme, frische Bergluft und ein klarer Himmel... Katsuya schloss die Augen und atmete tief durch. Den Kopf in Richtung der Türen wendend hob er die Lider, ließ sie jedoch auf Halbmast und flüsterte: „Gern...“ Der Brünette erhob sich, holte eine Decke aus den Schränken, trat wieder zu ihm und hielt ihm eine Hand hin, um ihm aufzuhelfen. Ebenso öffnete er das Shoji für ihn, schloss es hinter ihnen und trat in die im Garten stehenden Geta, bevor er auf der Veranda Platz nahm und Katsuya seinen Schoß anbot. Nachdem sich dieser gesetzt hatte, schlug Seto die Decke um sie und legte dabei seine Arme um Katsuya, um sie geschlossen zu halten. „Was liegt dir auf dem Herzen, Schatz?“, fragte er sanft. „Ich... nun...“, das blonde Haupt wurde auf seine Schulter gelegt, während Katsuya sich seitlich an ihn drückte, „Das hier ist alles so teuer...“ „Und?“ Wie... und? Was sollte... einfach... und? „Wa- aber- so viel Geld für ein paar schöne Tage... es gibt so viele Menschen mit Geldproblemen...“, wie ihm nur wenige Wochen zuvor. Er hatte nicht einmal genug Geld gehabt Essen zu kaufen! Wenn er daran dachte, wie fasziniert er gewesen war, als er einmal von Hiroto in einen Club mitgenommen wurde – auch wenn er nur vom Angestelltenzimmer hinein geschaut hatte. Was hätte er alles getan, um das hier erleben zu dürfen... „Die gibt es und die wird es immer geben. Es wird immer Menschen geben, die wirklich nicht in der Lage sind Geld zu verdienen und deshalb auf andere angewiesen sind. Aber wir haben ein Staatssystem, was sich theoretisch um diese Menschen kümmert. Also habe ich kein Problem damit das Geld, wofür ich über viele Monate hart gearbeitet habe, auch auszugeben.“ „A... aber...“, Katsuya schluckte und spürte aus einem ihm nicht bekannten Grund Tränen in seinen Augen aufsteigen. „Aber was?“ „Weiß auch nicht...“, nuschelte er in Setos Hemd und schloss die Lider. Er fühlte sich einfach so... leer und falsch und... komisch... „Fühlst du dich nicht würdig genug, dass ich dich zu so einem Urlaub einlade?“ Ein Zucken lief durch seinen Körper, bevor er es stoppen konnte. Unwürdig. Nicht wichtig genug. Dass er das hier nicht verdiente? „Ja...“, gab Katsuya zu, Scham in seiner Stimme und der Art und Weise, wie er die Schultern hoch zog, um seinen Kopf dazwischen zu versenken. „Warum?“, fragte Seto ruhig und hielt ihn fest und sicher. „Weil... weil...“, keine Ahnung! Er hatte gerade selbst erst gemerkt, dass er das überhaupt fühlte, „Weil... weiß nicht. Weil du vielleicht Erwartungen an mich hast, die ich nicht erfüllen kann. Was, wenn ich durch diesen Urlaub nicht wieder normal werde? Wenn ich so kindisch und aggressiv und dumm und...“, er schluchzte auf, selbst überrascht von dem Geräusch, was über seine Lippen kam, „Es tut mir Leid. Es... ich will nicht so rum heulen. Tut mir Leid...“ „Schhhh...“, Seto begann sanft vor und zurück zu wiegen, wobei er ihn mit sich zog, „Du brauchst dich nicht für den Menschen schämen, der du bist. Ich liebe dich. Launisch, zickig, verheult und strohdoof liebe ich dich.“, die Worte kamen mit einer solch tiefen Überzeugung von seinen Lippen, dass Katsuya einen Stich der Eifersucht zusammen mit der aufwallenden Freude empfand, was fast im selben Moment von Scham über diese Gefühle begleitet wurde. „Hilfe, was ist mit mir los, Seto?“, fragte er, einen Hauch von Verzweiflung in der Stimme. „Das nennt man Überlastung, Katsuya. Das ist es, was man als Burn-Out bezeichnet. Du hast all deine Energien darauf verwendet ein neues Leben zu beginnen und den Kampf um deine Freiheit zu gewinnen. Du hattest nicht noch mehr, um dich noch um deine Schwester zu kümmern. Dazu kommt, dass der Alltag mit mir keine leichte Sache ist und du noch immer in einer Identitätskrise steckst. Die ganze Welt um dich ist plötzlich eine andere. Das macht glücklich, aber das macht auch Angst und Zweifel. Leben ist keine einfache Sache.“ „Ich will nicht mehr...“, brachte der Blonde unter Tränen hervor, wobei er sein Gesicht gegen Setos Schulter drückte, „Ich will, dass das aufhört...“ „Ich werde dich nicht schlagen, damit du dich besser fühlst.“, er setzte stattdessen einen Kuss auf Katsuyas Kopf, „Auf lange Sicht täte dir das mehr weh. Ich weiß, dass es jetzt schwer ist. Die erste Zeit ist immer schwer. Aber bald hast du dich an dieses Leben gewöhnt und es wird einfacher.“ „Wann?“, flüsterte der Jüngere nur. „Drei, vier Monate. Vielleicht auch früher, wenn wir endlich mal Ruhe kriegen. Das ist nichts, was von heute auf morgen geht.“, eine Hand begann seinen Nacken zu kraulen, „Hältst du das aus?“ „Ich weiß nicht...“, er hob die Arme und schlang sie um Seto. „Kannst du mir versprechen, dass du nicht versuchst dich selbst zu töten? Dass du mir kommst, bevor du so etwas versuchst?“ Sein Schluchzen erstarb. Mit weit geöffneten Lidern starrte er auf die feine Struktur des hellblauen Hemdes, das von seinen Tränen benetzt war. Schweigend hob er den Blick, bis er auf Setos dunkelblaue Saphire traf. Versprechen? Er senkte den Blick, doch rutschte näher heran und legte sein Kinn auf Setos Schulter. Er hatte sein Messer von Isis zurück geholt, weil er sicher war so etwas nicht mehr zu tun. Aber konnte er das wirklich? Er schloss die Lider wieder, als er das Verlangen in sich erkannte und definieren konnte – er wollte seine Arme aufschneiden. Er wollte die Kreuze, die er tief in sein Fleisch geschnitten hatte, wieder aufreißen. Und diesmal beim Längsschnitt nicht die Ader verfehlen. Er wollte durchziehen, was er damals nicht konnte, als er ausgekotzt und allein in dieser Gasse lag und sich von aller Welt verlassen fühlte. Seto wusste es. Er wusste, dass er das wollte, noch bevor er es selbst erkannt hatte. Seto wusste, dass er in akuter Gefahr war seinen Freund zu verlieren. Nicht wegen irgendwelcher Gesetze oder Unfälle, sondern weil dieser nah dran war sich umzubringen. Wie hatte er das selbst nicht sehen können? Wie nah er dran war etwas absolut Bescheuertes zu tun? Bei allen Göttern, wie sehr musste er Seto verletzt haben... kein Wunder, dass er mit ihm ans andere Ende des Landes fuhr. Seto hatte Angst ihn zu verlieren. Berechtigte Angst. „Es tut mir Leid. Es tut mir so Leid... Seto, es tut mir Leid...“, murmelte er verzweifelt. „Schhh... schhhh... ich bin hier.“, die ruhige Stimme schien ihm durch Mark und Bein zu gehen, „Ich bin hier. Und keine Angst, ich bin stabil genug dich aufzufangen. Hab‘ keine Angst dich an mich zu lehnen. Es ist okay. Ich bin hier.“ Entgegen seiner Erwartung hatte er nach fünf Minutens des Weinens in Setos Armen nicht den Drang sich das Herz aus der Brust zu reißen. Auch hatte keine Kälte von ihm Besitz ergriffen und ihn von der Welt und seinem Körper betäubt. Er fühlte sich schwer, müde und bis in die letzte Fasern seiner Knochen erschöpft. Er war ein Stück in Setos Umarmung gesunken und ließ sich von diesem aufrecht halten. Wahrscheinlich hatte sein Freund das mit dem an ihn lehnen in einem übertragenden Sinne gemeint, aber Katsuya hatte nicht die Nerven daran zu denken, ob er seinen Freund belastete. Sollte der sich doch selbst melden. „Noch wach?“, fragte dieser flüsternd. „Ngh...“, grummelte der Blonde leise, „Zu kalt...“ „Möchtest du schlafen gehen?“, und sich aus dieser Position erheben? „Vergiss es...“, kam die genuschelte Antwort. „Okay.“, Seto rearrangierte seine Arme ein wenig, „Mal abgesehen von der Suizidsache habe ich drei Sachen, die ich dir sagen wollte.“ Katsuya, dessen Kopf seitlich auf seiner Schulter lag, schlug die Lider auf und sah hoch, kein Ausdruck in seinem Gesicht, doch ein wenig mehr Spannung im Unterkiefer. Ob Seto es bemerkte, wusste er nicht, da dieser in den klaren Himmel blickte. „Erst einmal denke ich nicht, dass es unbedingt eine schlechte Sache ist, dass du deinen eigenen Worten nach kindisch, aggressiv und dumm bist. Gefühle zu zeigen und auf eine halbwegs gesunde Art und Weise auszudrücken ist ein wichtiger Schritt der Genesung. Du hast sehr viel Stress und noch mehr davon, weil deine Grenzen längst überschritten sind. Das hat sich darin gezeigt, dass du ein sehr hohes Aggressionspotential hast. Aber du hast diese Gefühle weder geschluckt und viele Dissoziationen gehabt, noch hast du dich geschnitten. Körperlich verletzt hast du auch niemanden, was sonst – ohne dich beleidigen oder beschämen zu wollen – bei dir eine Normalität war. Du bist zur Zeit auf einem rein verbalen Level aggressiv. Es ist nicht so, als würdest du eine körperliche Aggression aussenden, als ständest du kurz davor jemanden zu schlagen. Das hast du bei Ryuji, da bin ich sicher, aber weder deiner Schwester noch mir gegenüber. Das ist ein Meilenstein, wenn du mich fragst. Deine ganze Körpersprache ist aufmerksamer und rücksichtsvoller geworden. Katsuya blinzelte. Es war ihm, als wolle er etwas erwidern, doch weder wusste er was noch bewegte sich sein Mund. Nach einem Moment trennten sich seine Lippen mit einem leisen Plop, doch als noch immer kein Ton hervor kam, befeuchtete er sie nur mit seiner Zunge und schloss sie wieder. Konnte es sein, dass er insgesamt wirklich weniger aggressiv als vorher war? Natürlich, er hatte lange niemanden mehr geschlagen. Außer bei Ryuji nicht einmal Gewalt angedroht. Aber hatte sein Körper wirklich auch unbewusst in seine Bewegungen eingearbeitet, dass er nicht mehr auf eine einfache Provokation explodierte und auf andere los ging? Konnte es stimmen, dass es ihm wirklich besser und nicht schlechter ging, so wie er dachte? Sollte er in diesem Punkt Seto vertrauen? „Zweitens.“, fuhr Seto nach einer halben Ewigkeit fort, „Was, wenn du in diesem Urlaub nicht wieder normal wirst und ich das ganze Geld zum Fenster rauswerfe. Erst einmal, Geld macht mir wie gesagt wenig Sorgen. Und selbst wenn, so ist das hier auch mein Urlaub. Mein Glück ist nicht einzig und allein von dir abhängig.“, doch der arrogante Ton und der auf ihn herab fallende Blick täuschten nicht über die warmen Augen und das Lächeln in Setos Mundwinkel hinweg, „Als nächstes zum normal werden – kannst du mir sagen, was bei dir normal ist?“, er ließ eine eher rhetorische Pause, „Wenn du den aggressiven Punk meinst, der seine Probleme mit Gewalt löste und ansonsten so kalt war wie ich an schlechten Tagen zu Leuten, die ich nicht mag, so bin ich sehr froh mit dem Menschen, der du bist.“, der Arm um Katsuyas Taille löste sich, damit der Rücken zweier Finger über seine Wange streichen konnte, „Ansonsten weiß ich, dass es mit dir nur aufwärts geht. Genauso wie mit mir zur Zeit. Zumindest hoffe ich, dass du dich in meiner Nähe sicher fühlen und dich entfalten kannst. Ich zumindest sehe ein Menschen, auf den ich mit jedem vergehenden Tag stolzer bin.“ Zum Glück traten nicht schon wieder Tränen in seine Augen, doch spürte Katsuya das Lächeln, das er auf den Lippen trug, in seinem ganzen Körper. Er hob das Kinn ein Stück, damit Seto über seinen Hals streichen konnte, bevor er fragte: „Und drittens?“ „Meine Erwartungen an dich.“, auch mit den Lippen seines Freundes spielte ein Lächeln, „Ich erwarte, dass du so weiter machst wie bisher. Dass du lebst und für dieses Leben kämpfst. Es ist okay Pausen zu machen und sich zu entspannen, aber alles in allem hoffe ich, dass du weiter so sehr für dich da bist. Dass du dich in der Schule anstrengst, dich für deine Familie einsetzt, Freundschaften pflegst und schließt und ein wenig auch, dass du etwas Energie in deine Beziehung steckst. Ich verlange nicht viel, aber ich hoffe, dass ich nicht zur Selbstverständlichkeit und deswegen vernachlässigt werde. Nicht, dass ich mich irgendwie zu beklagen hätte, keine Sorge.“, ein Mundwinkel zog sich höher, „Aber ich denke, dass ich das erwarte, ist normal. Was mich ausmacht, sind wohl meine etwas außergewöhnlichen Erwartungen. Dazu möchte ich eine neue hinzufügen.“ Katsuya blinzelte, um damit zu kommunizieren, dass er aufpasste und zuhörte. Eine neue Erwartung? Ein außergewöhnlicher Wunsch? Setos Augenbrauen waren etwas hoch gezogen, der Kopf so gehoben, dass er ein Stück nach unten herab sah, das Lächeln noch immer eine Spur schief. „Ja? Welche?“, fragte der Blonde nach einem Moment. Setos Lächeln verbreitete sich in ein Grinsen – ein echtes Grinsen, mit Zähne zeigen! – und sein Kinn senkte sich, bevor er antwortete: „Erwarte nicht, dass ich jemals wieder so viel Sülze erzähle wie in den letzten fünf Minuten.“ Katsuyas flache Hand kollidierte gekonnt – und sicherlich auch absichtlich – mit Setos Brust, während sich seine Lippen spitzten, als wolle er den Preis für das beste Schmollen des Jahres gewinnen wollen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)