Dreaming Society von Gepo (Fortsetzung von Dead Society) ================================================================================ Kapitel 91: Das Feuerwerk ------------------------- Ich muss endlich mit meinem Rosso-Cosplay anfangen, aber mir fehlt die Motivation v.v Ich habe nur noch zwei Wochen, aber irgendwie... *seufz* Nun ja, zumindest ist mein Körper in den Ferien angelangt. Ich bin sehr entspannt, Kreativität sprudelt über, aber zum Schreiben komme ich trotzdem irgendwie nicht. Wenn man das hier so liest, kann man echt glauben, ich komme zu gar nichts x.x Nun ja, irgendwie ist das auch so... aber mein Psycho-Buch habe ich fast durch ^.^ Wenigstens mein Lernpensum für die Ferien wird eingehalten. Ich wünsche viel Spaß beim Lesen! _________________________________________________________________________________ Katsuyas Kopf sank langsam auf Setos Schulter, während er die Glasur einer kandierten Erdbeere ableckte. Ein Arm hatte sich bereits vor ein oder zwei Minuten um seine Hüfte geschlungen. Und das beste von allem war, dass es keinen Mensch störte. Alle schauten mit Faszination zum Himmeln hinauf und beobachteten das bunte Farbspiel. Rot, Grün und Gold wechselten einander ab, während Katsuya zufrieden seufzte und sich vom Herzschlag seines Freundes einlullen ließ. Er erkannte den Schub Dissoziationen, die das mit sich brachte, noch im selben Moment, doch er ließ ihn zu. Es war im Endeffekt nicht anderes als Schläfrigkeit und Erfüllung, die von ihm Besitz ergriff und seine Konzentration verkleinerte sich auf die Wärme, die Setos Körper ausstrahlte. Als die eisigen Klauen diese auch kappen wollten, warf er seinem Kopf in Gedanken ein entschiedenes Nein entgegen und drückte sich noch näher an den Mann neben sich. „Ist dir kalt?“, fragte Seto besorgt. „Nur innerlich.“, erklärte der Blonde leise, „Ich streite mit den Eisklauen.“ „Ah...“, der Größere nickte langsam, „Hältst du gut Stand?“ „Ich denke.“, ein Lächeln hob die Kurven Katsuyas Lippen, „Sie wollten mir deine Wärme nehmen, aber das lasse ich nicht zu.“ „Ist dir klar, wie furchtbar kitschig das klingt?“, die Brust, an der seine Wange lag, bebte unter einem Glucksen, „Andererseits, wir stehen hier eng umschlungen und beobachten ein Feuerwerk. Es ist vielleicht die falsche Zeit, um sich über Kitsch zu beschweren.“ „Ich wünschte, unsere Freunde wären hier.“, er trocknete die Finger, die er vorher abgeleckt hatte, mit einem Taschentuch, um die Reste der kandierten Früchte zu entfernen, „Bei einem Feuerwerk picknicken und Süßes essen... das stelle ich mir schön vor. Obwohl Isamu wahrscheinlich von den Knallern erschreckt werden würde.“ „Höchstwahrscheinlich.“, Seto griff nach seinem Kinn und hob so sein Gesicht, um ihm in die Augen zu sehen, „Bist du sicher, dass du die ganze Bagage hier haben willst?“ „Hm.“, das Lächeln wurde zu einem amüsierten Grinsen, „Nein, ich kann das auch gut mit dir allein genießen. Ich muss trotzdem an Shizuka denken.“, er legte seinen Kopf wieder an die Brust, „Sie und Isamu sitzen im Krankenhaus und langweilen sich bestimmt schrecklich.“ „Ich hoffe, sie genießen die Zeit zu zweit, bevor die Realität sie einholt.“, Seto seufzte leise, „Auch wenn wir Unterkunft, Verpflegung und Fürsorge organisiert kriegen, ist sie immer noch eine allein erziehende Mutter, die gleichzeitig ihr Schulleben regeln muss. Du weißt selbst, wie viele Stunden das in Anspruch nimmt. Und sicher will sie auch mal ein wenig Zeit für sich allein. Ein Kind in solch ein Leben einzuplanen, ist nicht leicht.“ „Aber sie hat Hilfe. Dort, wo sie unterkommt, gibt es jemanden, der sich um sie und ihr Kind sorgt, oder? Jemand, der auch mal einen Abend auf Isamu aufpasst, nicht? Und wir beide können ihn sicher mal ein oder zwei Abende bei uns unterbringen, oder?“ Der Ältere zog scharf die Luft ein und schwieg. Einen Moment wartete Katsuya, bevor er sich von ihm löste und zu ihm hinauf sah. „Unterbringen, ja.“, murmelte Seto, den Blick starr gen Himmel gerichtet, „Sicher, nein.“, er hob eine Hand, als sein Freund zu einem Gegenargument ansetzte, „Ich weiß, was du sagen willst. Ich kann mit Kindern umgehen. Ich habe über deine Worte sehr gut nachgedacht und ja, ich glaube... ja, ich glaube, ein Säugling überfordert mich nicht.“ Katsuya blinzelte überrascht und fragte nach einem Moment: „Warum ist er dann nicht sicher?“ „Weil weder du noch ich stabil sind. Wir rutschen von einer Laune in die andere. Ich empfinde es als Wunder, dass wir uns so wenig streiten, aber es macht mir umso mehr Angst davor, wenn wir es mal tun.“, zwischen ihnen verging ein Moment des Schweigens, „Ich denke, der heutige Tag hat uns beiden bewiesen, dass es dir nicht gut geht. Das mag temporär sein, aber es wird Monate dauern, bis du mit dir selbst wirklich klar kommst. Das ist auch völlig okay, du hast alle Zeit der Welt. Allerdings...“ Ein Eisfaust krallte sich um Katsuyas Herz und drückte mit voller Kraft zu. Seine Augen verloren den Fokus und sein Atem stand einen Moment still, bevor er sich zwang sich zu konzentrieren. Er blinzelte, um wieder zu fokussieren. „Du hast... aggressive Anfälle.“, Seto wandte sich ihm zu, wobei die Arme, die vorher um seine Taille gelegen hatten, abrutschten, als hätten sie jede Spannung verloren, „Du hast die Krankenstation der Schule verwüstet, du hast jemanden sehr schwer terrorisiert, jemanden angegriffen... das ist eine enorme Besserung zum Zustand vorher, wo du aktiv Gewalt gesucht und dich selbst verstümmelt hast, aber es sind dennoch Aggressionen. Du hast sehr schwere dissoziative Zustände und auch das ist gefährlich. Wenn du handlungsunfähig wirst, weil Isamu schreit und du verzweifelst, weil du nicht weißt, warum – und ja, das passiert am Anfang sehr oft – oder wenn du ihn fallen lässt, weil du ganz plötzlich von Gefühlen überwältigt wirst...“, Seto griff seine Hände und strich vorsichtig mit dem Daumen über sie, „Ein Ausrutscher kann für so ein kleines Wesen den Tod bedeuten.“, er hob jede Hand einzeln und setze je einen Kuss auf deren Rücken, „Und mit mir ist es dasselbe. Ich bin durch die Tabletten mittlerweile ruhiger und gefasster, das merke ich auch, aber damit geht es mir immer noch nicht gut.“ Schmerz und Wut durchfuhr Katsuya gleichermaßen, pulsierte ihn ihm und die Eisklauen säuselten leise, dass sie all diesen Schmerz von ihm nehmen könnten, wenn er nur nachgab, wenn er sie nur ließ, wenn er ihnen Freiheit schenkte. Er schüttelte stumm den Kopf und spürte den Hintergrund seiner Augen brennen. Seto würde nicht- Seto- er- er selbst war nicht- sein Kopf senkte sich und seine Augen suchten einem Punkt im Nichts hinter dem dunklen Gras. Nein! Nein, nein, nein! Er wollte darüber reden, er wollte nicht, dass seine Gefühle verschluckt wurden, er wollte- er wollte... Zwei warme Hände legten sich auf seine Wangen und hoben seinen Kopf. Seto wartete, bis die braunen Augen ihn wieder fixierten. „Ich halte es für keine gute Idee, dass man Isamu mit einem von uns oder uns beiden allein lässt. Egal, für wie lange.“ Zwei Tränen schwappten über Katsuyas untere Lider. Er rannte. Idiot. So ein verdammter Idiot. Wieso tat er das? Er verstand es nicht. Verstand nichts. Gar nichts. Was machte er hier? Er rannte. Warum? Er wusste es nicht. Er rannte. Sein Atem rasselte. Er knickte um, da er nur Getas trug. Flog vornüber, schlitterte über den Rasen. Am Rande seiner Warnehmung registrierte er, wie manche Leute um ihn zischten. Eine Dame rief besorgt nach ihm. Doch er sprang auf, obwohl seine Haut brannte. Mit einem Aufschrei zog er die Getas von seinen Füßen und warf sie weg. Vielleicht traf er jemanden damit. Vielleicht nicht. Ein Kind weinte. Er zog den oberen Teil des Kimonos etwas zur Seite, um genug Beinfreiheit zu haben. Er fuhr mit den Händen in seine Haarpracht, schrie ein zweites Mal auf. Die Menge hatte mit einigem Abstand einen losen Kreis um ihn gebildet. „Katsuya!“, Seto... Setos besorgte Stimme... Zwei weitere Tränen entsprangen seinen Augen, bevor er weiter lief. Die Leute machten ihm sofort Platz, nur eine Person, die etwas kleiner war als er, drückte er mit einer Hand zur Seite. Das Gras unter seinen Füßen wurde zwei Meter lang zu Kies, der seine Fußsohlen aufriss. Über das nächste Grasstück humpelte er. Menschen. Überall Menschen. Sie starrten ihn an. Augen, die ihm folgten. Blicke. Böse, misstrauische Blicke. Verachtung. Mitleid. Dasselbe wie damals. Damals mit zwölf, als er im Supermarkt das Geld zählte, ob es noch für eine Packung Kaugummi reichte. Als er in einer Hand den Fünfliterkanister Milch trug, in der anderen die Plastiktüte von Supermarkt, die über den Boden schlürfte, wenn er den Arm nicht weiter hob. Und es tat weh, so weh, das Plastik schnitt ins Fleisch und die Arme waren so schlapp, jede einzelne Wirbelsäule konnte er spüren, es zog so sehr, aber wenn er sich nicht beeilte, dann wäre Papa sauer und wenn Papa sauer war... Er schreckte auf, Kopf und Augen suchten die Gegend ab wie ein wildes, verängstigtes Tier. Da war es wieder, das Geräusch, es war- ein Flattern, ein Rascheln der Blätter, der Vogel flog davon. Sein Atem war flach, doch er zwang sich langsam und ruhig ein- und aus zu atmen, sodass er sich langsam beruhigte. Ein Wald. Wie war er in den Wald gekommen? Er strengte seine Ohren an. Ja, dort, zur Rechten, leise Stimmen. Dort musste das Fest sein. Dort musste Seto sein. Seto. Bei allen Göttern, er war weggerannt. Warum hatte er so einen Scheiß gemacht? Aber da war sie plötzlich, die Panik, hatte ihn völlig überfahren und weggerissen. Er hatte nur daran denken können, dass er weg wollte, bloß weg... und war gerannt. Mit einem Zischen nahm er den Schmerz in seinen Füßen war. Oh scheiße... barfuß über Kies und in einen Nadelwald im Winter. War er eigentlich noch zu retten? Leise jaulend humpelte er zu einem Baum, lehnte sich gegen den Stamm und hob einen Fuß, um den Schaden zu betrachten. Das Schluchzen konnte er kaum eindämmen und Tränen ließen seine Sicht verschwimmen. Argh... na ganz toll... damit würde er keinen Schritt mehr machen. Nicht aus diesem Wald. Über Gras könnte er sich vielleicht quälen, aber nicht über Nadelboden. Nie und nimmer. Er ließ sich zu Boden sinken, streckte die Beine aus und schloss einen Moment die Augen. Ruhig. Konzentriert atmen. Nachdenken. Keine Panik. Er musste Seto informieren, wo er war. War natürlich sehr nützlich, dass der Typ kein Handy- das Handy! Erleichternd seufzend hob Katsuya die Tasche, deren Bänder Seto um sein Handgelenk geschlungen hatte, damit sie fest blieb. Dank allen Göttern für diesen Einfall. Der Blonde öffnete das kleine Säckchen, zog das Mobiltelefon heraus und sandte ein weiteres Dankgebet an die unbekannten Mächte der Religionen dafür, dass er Empfang hatte. Er atmete tief durch, überprüfte seinen Puls und die Atmung und wählte die Nummer des Notrufs. „Sir?“, Katsuya schreckte aus seinen Dissoziationen, verkrampfte die Muskeln, bis er die Stimme der Schwester zuordnen konnte, die neben ihm stand und sich etwas zu ihm hinab bückte, „Ist ihnen kalt? Soll ich ihnen vielleicht eine Decke bringen?“ „Um...“, ja, war ihm... nur würde eine Decke nicht helfen, „Geht schon, danke...“ Sie setzte sich neben ihn, legte das Klemmbrett, das sie trug, auf ihren Schoß und lehnte sich vor, um ihm von unten in sein Gesicht zu schauen, da sein Kopf ziemlich auf Halbmast hing. „Ich wurde geschickt, um sie darauf hinzuweisen, dass sie noch ihre Personalien ausfüllen und ihre Versicherungskarte vorlegen sollen, aber es sieht nicht so aus, als wäre das gerade das wichtigste Problem. Kann ich wirklich nichts für sie tun?“ Er atmete tief ein, wandte ihr sein verweintes, müdes und vom Fall dreckiges Gesicht zu, senkte es kurz, bevor er den Blick wieder hob und zum Sprechen ansetzte: „Ich... ich habe zur Zeit alle Sachen meines Vaters, auch sein Handy.“ – er hob die Tasche, die um sein Armgelenk baumelte – „Und seine Autoschlüssel. Er muss noch auf dem Fest sein. Wir hatten uns aus den Augen verloren, bevor ich hingeflogen bin und... jetzt hat er nichts und kann mich nicht finden und ich weiß nicht, wie ich ihn erreichen soll...“ „Oh je. Welch ein Schlamassel.“, die Dame blinzelte, „Sag mal, bist du schon einundzwanzig?“ Katsuya schüttelte ermattet den Kopf. „Dann brauchen wir sowieso deinen Vater hier, der soll sich mit dem ganzen Wisch beschäftigen.“, sie warf das Klemmbrett auf den Stuhl neben sich, „Ich rufe einen Streifenwagen her, dann kannst du den Polizisten sagen, wie sie deinen Vater finden können und die bringen ihn her, okay?“ „Echt?“, er sah auf und streckte den Rücken durch, „So was machen die?“ „Ich weiß es nicht. Aber wir können es ja mal versuchen.“, sie lächelte und griff doch wieder nach dem Klemmbrett, um es Katsuya in die Hand zu drücken, „Füll einfach aus, was du weißt, dann nerven dich auch die anderen Schwestern in der Zwischenzeit nicht. Ich sage ihnen, dass du minderjährig bist und ich versuche deinen Vater zu erreichen.“ „Danke...“, murmelte er überrascht und sah hinter ihr her, während sie zurück zum Tresen der Notaufnahme ging. Er konzentrierte sich auf den Bogen und füllte alles aus, was er wusste – Geburtstdatum, Allergien, medizinische Vorgeschichte – während er den Rest einfach leer ließ – wie zum Beispiel seinen Nachnamen, seine Versicherung und seine Impfungen. Nach ein paar Minuten kam die Schwester wieder, fragte nach einer genauen Beschreibung, wie die Beamten Seto finden könnten, bevor sie ihm einen Rollstuhl hinschob, damit er es ihnen selbst erzählen konnte, da sie sich weder die Farbe des Kimonos noch die Automarke des Wagens, an dem Seto wahrscheinlich stand, noch dessen Parkplatz mit allen anderen Details zusammen merken konnte. Nach der äußerst detaillierten Beschreibung stimmte die Person am anderen Ende der Leitung allerdings zu, dass sie ihn wahrscheinlich sehr schnell finden würden – genau genommen war ihnen eine solche Person schon als verdächtig aufgefallen, weil drei Streifenwagen ihn schon gemeldet hatten. Wahrscheinlich vermuteten sie, er sei Drogendealer, der versuchte, in der Masse unterzugehen. Zumindest würde Katsuya das vermuten, wenn Seto so herum stand, wie er es vermutete. Die Schwester bat ihn um den Bogen, wunderte sich über den nicht ausgefüllten Nachnamen – der junge Mann erklärte kurz, dass sein Vater ihn adoptiert habe und die Formalitäten um den Namen noch nicht geklärt waren – und wies ihm, da er jetzt im Rollstuhl saß, einen Platz in der Nähe der Theke zu, bevor sie ihn wieder seinen Dissoziationen überließ. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)