Er liebte den Sonnenuntergang von abgemeldet (Zu einem WB) ================================================================================ Kapitel 1: One Shot ------------------- Man würde ihn zwar nicht hängen, doch lange Zeit zu leben blieb ihm nun auch nicht mehr. Die Ärzte sagten etwas von drei bis vier Wochen maximal. Es würde sich von Patient zu Patient ganz anders entwickeln und so würden sie ihm auch nicht genau sagen können, wie lange seine Zeit nun noch war. Medizinische Hilfe hatte man ihm untersagt, aber er wurde nicht gehängt. Doch seine Lebensdauer würde ohne Medikamente nun auch nicht mehr all zu lange sein. Hassar wusste nicht genau was er als besser empfand, die Tatsache, dass er die nächsten 3-4 Wochen in Qualen verbringen würde, oder ob er lieber zum Morgengrauen gehängt werden würde, so dass ihm die wochenlangen Schmerzen erspart bleiben würden. Doch bei all dem musste er auch an Modis denken. Er würde für ihn und nur für ihn die letzten Wochen überstehen können, um für ihn noch ein wenig da zu sein. Hassar wusste genau, innerlich zerbrach Modis bei diesem Gedanken, doch der Schmerz in seinem Herzen würde in beiden Fällen bleiben. Kurz seufzte er, bekam von jemanden die Fesseln an den Händen abgenommen und wurde wortwörtlich in seine begrenzte Freiheit gestoßen. Er würde das hier viel mehr genießen, wenn er wüsste, dass es für länger sein würde. Doch diese wirklich kurze Zeit, war nicht das, was er sich als Leben vorstellen wollte. Eine wirkliche Wahl hatte er nicht, gerade weil er mit Modis zusammen sein konnte, wollte er das auch nutzen, so sehr es ihm auch schmerzte, denn er wusste, dass es nicht für immer sein würde. Doch sie hatten sich beide abgesprochen, die restliche Zeit abgeschottet von allen, zu verbringen und sie hatten mit dem Arzt alles geklärt. Es hieß am letzten Tag seines Lebens würde er es spüren und seine Kräfte würden auch schwinden. So hatten Modis und er sich fest vorgenommen jeden Tag zu leben als wäre es sein letzter, was ja auch nicht so abwegig schien. Sie wollten ihre letzte gemeinsame Zeit genießen. Kurz nachdem Hassar aus dem großen Gebäude getreten war machte er sich auf den Weg zu dem Haus am Meer. Die Dämmerung war eingebrochen als Hassar endlich angekommen war. Müde und sehr erschöpft öffnete er die Tür und ließ sich im Inneren des Hauses sofort auf einen Stuhl nieder. Bei dem Krach war es unwahrscheinlich, das Modis die Ankunft nicht gehört hatte. Und so kam dieser um die Ecke und schaute Hassar besorgt an. „Ich hätte dich doch abholen sollen. Der Weg hierher hat dich ganz schön fertig gemacht. Komm mit, du solltest dich nun erst einmal ausruhen und dich hinlegen!“ sprach er besorgt und führte Hassar die Treppen herauf in das Schlafzimmer und setzte ihn dort auf das Doppelbett. Kurze Zeit später war Hassar auch schon eingeschlafen und schlummerte ruhig vor sich hin. Viele Tage vergingen in Zweisamkeit der beiden, sie hatten viel Spaß zusammen, lachten und genießen die Tage die ihnen blieben. Nebenher wurde Hassar immer schwächer und seine blasse Haut wirkte besonders an diesem Tag noch extrem weißer als sonst und Modis Ausdruck im Gesicht veränderte sich immer mehr. Verzweiflung und Angst prägten die Haltung seine Gestalt. Er wusste, die Zeit es Abschiedes war gekommen. Als die Nacht über das Land herzog, machten die beiden sich auf den Weg zu schlafen. Unruhig drückte sich Hassar in dieser Nacht an Modis, welcher behutsam einen Arm um seinen Freund legte. Die Augen schließend und ausatmend versuchte Hassar einzuschlafen. Doch es kam ihm vor, als würde Blei in seinem Körper sein und ein zu atmen fiel ihm immer schwerer. Das war sein letzter Tag. So würde es wohl sein. Kurz drehte er sich zu Modis um, drückte ihn einen weichen Kuss auf seine Stirn und schwang sich aus dem Bett. Mit größter Mühe bewegte er sich fort nach draußen. Er wollte unbedingt noch einmal das Meer sehen und was er auf keinen Fall wollte, war, dass Modis sehen würde, wie er in seinen ewigen Schlaf fallen würde. Unter Anstrengung schaffte er es bis zu der kleinen Bank hinter dem Haus. Müde blickte er auf das Meer. Es sah so schön aus heute Abend. Schöner als sonst. Die dunklen Farben umrahmten das silberne Wasser. Seichte Wellen zeichneten sich auf der sonst so geraden Fläche und das letzte Stück der untergehenden Sonne war noch zu erkennen. Der Sonnenuntergang zog einen orange-roten Himmel mit sich und insgesamt würde es ein schöneren Anblick nicht geben auf dieser Welt. „Hassar… w-wieso…!“ bevor Modis jedoch endete fiel ihm ein, wieso Hassar hierher gekommen war. Eine große Mauer aus Angst und Verzweiflung zerfraß Modis und langsam setzte er sich neben seinen Geliebten auf die Bank nieder. Diese blasse Haut und das helle Silber seiner Haare raubten ihn seinen Atem. „H-Hassar.. bitte verlass mich nicht.. Ich habe doch nur dich!“ sprach Modis und plötzlich wurde sein Blick sehr ernst „Ich werde mit dir gehen, ohne dich habe ich hier keinen wahren Sinn mehr um weiter zu leben.“ Die Entschlossenheit brach aus seiner Stimme nur so hervor. So gut es ging winkelte Hassar seinen Kopf an und blickte zu seinem Nachbar. Der Narben überschüttete Körper kam an diesem Abend noch mehr zur Geltung. Wie sehr er doch jede einzelne dieser Narbe liebte. Wie oft hatte er sie geküsst und auch so jeden weiteren Zentimeter seines Körpers. „Sehe es als meinen letzten Wunsch an, bitte lebe für uns beide weiter!“ So wahr es Modis auch nicht glauben konnte, floss eine Träne an Hassars Gesicht hinab und blitzschnell legte er seinen Arm um ihn und drückte ihn an sich. „W-wie sollte ich weiter leben?“ fragte der weißhaarige leise. Doch kein weiteres Wort mehr kam über die Lippen seines Geliebten. Seine Augen waren gesenkt und ein letzter Blick fiel auf den nun sichtbar werdenden Mond. Einen klitzekleinen Augenblick später senkten sich seine Lieder endgültig und für immer. Er war seinen endlosen Schlaf angetreten. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)