Marja Morewna von Haniel ================================================================================ Kapitel 2: Die Räuber --------------------- Marja und Ivan frühstückten am nächsten Morgen er spät. Beide waren so von ihrem Glück überwältigt, dass sie die Schüsse die vielen vorerst nicht hörten. Erst als sie die Schreie der Menschen vernahmen, hörten sie die Schüsse. „Ich muss sofort zu …“ Marja war schon fast bei der Türe, doch Ivan war schneller und versperrte ihr den Weg. „Du gehst nirgendwo hin.“ „Aber die Menschen brauchen Hilfe.“ „Hör zu, wenn du jetzt in diesem durcheinander raus gehst, werden sie dich töten.“ Just in diesem Moment wurde die Tür gewaltsam aufgerissen. „Da sind noch zwei.“ Rief ein Mann nach hinten, der mit einem roten Halstuch sein Gesicht versteckte. „Auf den Boden mit euch, sofort.“ Schrie er ihnen entgegen und hob seine Pistole als Druckmittel. Marja jedoch entwaffnete ihn mit einem kurzen Tritt, sie hob die Waffe auf und hielt sie nun dem Angreifer an den Kopf. Sie war so auf ihn konzentriert, dass sie nicht merkte, wie sich ihr einer von seinen Leuten näherte, aber diesen beförderte Ivan mit einem Faustschlag ins Reich der Träume. „Au, das tut ja weh.“ Ivan hatte seine Kampffertigkeit ein wenig unterschätzt und bewunderte nun Marja umso mehr für ihre Stärke. „Danke für das Leben retten.“ Marja lächelte ihm sanft entgegen und küsste seine Kämpferfaust. Die Pistole aber ließ sie weiterhin auf ihre Geisel gerichtet, und als dieser versuchen wollte sich die Waffe des Bewusstlosen anzueignen feuerte sie einen Warnschuss, ohne überhaupt in seine Richtung zu blicken. Stattdessen nahm sie den Schlüssel vom Hals und gab ihn Ivan. „Pass bitte auf Kaschtschej auf. Ich bin mir sicher, dass sie gekommen sind um ihn zu befreien.“ „Ich werde dich nicht enttäuschen.“ „Aber nimm dich vor ihm in Acht, er ist nicht so dumm wie er ausschaut. Am besten du gehst erst gar nicht ins Abteil rein.“ Ivan nickte und Marja ging mit ihrer Geisel fort. „Puh, neben ihr fühlt man sich wie ein kleines Kind.“ Er beklagte sich nicht, vielmehr machte er sich über sich selbst lustig. Es war ja schließlich genau das, was Ivan an ihr liebte. Außerdem war er ja nicht vollkommen nutzlos und hatte eine wichtige Aufgabe. Er nahm die Pistole des am Boden liegenden und fesselte ihn an einen Stuhl. Danach lief er in dem Abteil in dem sich Kaschtschej befand. Weil er sich nicht sicher war, ob der Gefangen auch wirklich noch drinnen war, wagte er es die Tür aufzumachen und reinzuschauen. Als er den Verbrecher dort gefesselt sah, ergriff ihn Mitleid. Er wirkte so schwach, so hilflos. „Ah, der Sohn des Bürgermeisters…“ Kaschtschej schien Ivan erkannt zu haben. Aber seine Stimme klang so schwach, als ob allein das Reden einen enormen Kraftaufwand für ihn bedeutete. „Bitte sei so lieb und reich mir die Flasche Wasser, sie ist mir heute Morgen davon gerutscht und ich komm nicht ran.“ Ein Jeder der einem armen alten Mann nicht einmal eine Flasche reichen wollte, der konnte sich nicht Mensch nennen. Und vor allem Ivan, dem der Anblick des Entkräfteten die Vernunft raubte, konnte es nicht übers Herz bringen diese Bitte abzuschlagen. Er ging hinein, doch kaum hatte er sich gebückt um die Flasche aufzuheben, da traf ihn ein Schlag auf den Kopf und er fiel zu Boden. „Also wirklich ich hätte nicht gedacht, dass er so dumm ist und auf so einen abgelutschten Trick reinfällt.“ Lästerte Kaschtschej über den Jungen während er ihm den Schlüssel abnahm und sich aus seinen Fesseln befreite. Da hörte er von draußen Marja Stimme die freudig rief: „Ivan, Ivan, wir haben diese Schurken verjagt.“ Als Marja die offene Tür sah, ahnte sie Schreckliches. Ängstlich wie ein kleines Lamm betrat sie das Abteil, doch weder Kaschtschej noch Ivan waren drinnen. Das Geräusch eines startenden Motorrades drang plötzlich zu ihr durch. Sie lief zum Fenster und erblickte, Kaschtschej der auf einem Motorrad mit ihrem bewusstlosen Ivan flüchtete. Als ob er ihren verzweifelten Blick spürte drehte er sich um und winkte ihr mit einem bösartigen Grinsen zum Abschied. In blinder Wut stürmte sie durch das Fenster ins Freie und lief dem Motorrad nach. Aber egal wie stark Marja auch sein mochte, kein Mensch der Welt könnte mit der Geschwindigkeit eines Motorrades standhalten. Aber sie lief unermüdlich in verzweifelter Hoffnung weiter, bis sie zu ihrem großen Unglück wieder auf die Räuberbande stieß. „Oho, wen haben wir den da?“ Ein Mann kam auf sie zu, packte sie am Arm und zerrte sie in die Mitte seiner Mannschaft. Marja war zu verwirrt, zu aufgebracht um sich zu wehren. Ihr kam die Welt plötzlich wie ein Nebelschleier vor. Sie hörte weder die Demütigungen, noch die wütenden Auforderungen. Die Männer schlugen brutal auf sie ein, mit Fäusten, Füßen, mit Stöcken und allem was sie in die Finger bekamen. Aber sie war in Trance, ihr Körper flog unter der Wucht der Schläge wie ein Ball hin und her, bis er letztendlich in den eisigen Schnee viel. Einer von ihnen beugte sich über sie um zu prüfen ob sie noch am Leben war, als er ihre fast schon toten Augen sah, spuckte er sie an und drehte ihr den Rücken zu. „Lasst uns gehen, soll sie hier in der Kälte verrecken.“ Die Männer verschwanden und zurück blieb nur Marjas geschundener, lebloser Körper. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)