Das Erbe des Uchiha-Clans von Linchan (SasuSaku + Kinder + Kindeskinder) ================================================================================ Kapitel 37: Meine Schwäche -------------------------- Auf die Schwärze des Lochs, die sie nur kurz umfing, folgte eine blendende Helligkeit. Mikoto hielt sich schützend die Hand über die Augen, um die Sonne abzuschirmen, die auf der anderen Seite des Tores schien. Und sie blieb stehen und erstarrte. Das, wo sie stand, war Konoha. Konoha am helllichten Tage, trocken, warm, angenehm. Plötzlich vergaß sie die Wunden an Armen und Beinen, die Masamis Senzai ishiki kizu ihr zugefügt hatte; plötzlich vergaß sie den Schmerz, ihn verloren zu haben, den Schmerz der Erkenntnis, dass er ein Monster geworden war… Und dass sie das längst hätte wissen müssen. Auf einmal war das alles weg und sie fand sich umgeben von Stille in diesem Dorf, warm und sonnig, aber wie ausgestorben; kein Mensch war zu sehen. Wo waren die anderen? „Nee-san?!“ schrie sie. „Souya?!“ Keine Antwort. Sie spürte eine unheimliche, bedrückende Furcht in sich wach werden. Wieso hörte sie niemand? Wieso war niemand hier? Gab es letzten Endes etwa zwei Welten und Masami hatte sie absichtlich in eine falsche geschickt, um sie zu fangen? Sie wirbelte herum und wollte gerade zurücklaufen, da stach ihr ein riesiger Berg ins Auge, der direkt neben dem Tor lag und den sie eigentlich hätte sehen müssen. Sie fuhr zurück und starrte den Berg an – bei näherem Hinsehen erkannte sie, dass es kein Berg, sondern ein am Boden liegender, gigantisch großer Panther war. Mikoto schauderte bei dem Anblick des gewaltigen Tieres, das reglos dalag. Sie ging um es herum zum Kopf und starrte ihn an, bis das Tier plötzlich die Augen matt öffnete. Sie waren neblig verschleiert und wirkten nicht gesund. „Du bist Mikoto, die Schwester von Namie…“ sagte der Panther zu ihr, und sie wagte nicht, sich zu rühren. „W-wo bin ich hier?! Und wer bist du?!“ fragte sie zaudernd. Das Tier bewegte nur sein riesiges Maul, zum Aufstehen schien es keine Kraft zu haben. „Ich kann dich nicht sehen, Mikoto… aber ich kann dich riechen… deine Schwester ist tapfer, die hat meine Augen geblendet mit Händen aus Feuer. Du bist in der Spiegelwelt, die Masami erschaffen hat, mein Meister, dem ich diene… du suchst deine Geschwister… habe ich recht?“ „Du bist… d-du bist Nagaran… Masamis Katzenbeschwörung…?“ keuchte das Mädchen und streckte zitternd eine Hand nach der riesigen Nase des Tieres aus. Als sie sie berührte, zuckte das Tier zusammen und die Augen weiteten sich erneut. „Ja, ich bin Nagaran…“ antwortete er dann, „Oder ich war es. Jetzt werde ich sterben… ich habe keine Kraft mehr, weiterzuleben. Und ich habe versagt in meiner Aufgabe, das Tor zu bewachen… denn einer von ihnen konnte fliehen… du riechst nach Blut und nicht nur nach deinem eigenen. Masami… ist letztendlich gefallen… nicht wahr?“ Mikoto senkte den Kopf bei den Worten. Es gab so viel Tod… „Ja,“ sagte sie trocken. „Wo sind meine Geschwister? Vielleicht finden wir einen Weg, dich zu retten, du must nicht sterben für das, was Masami getan hat… letzten Endes warst auch du nur ein Diener.“ „Ihr könnt nichts für mich tun,“ seufzte Nagaran, „Ich bin hinüber. Nicht nur meine Augen sind hin. Beeil dich… wenn du die Kinder suchst, sie sind hier… gleich um die Ecke. Lauf, wenn du sie finden willst.“ Sie rannte. Es war mehr Instinkt, der sie in die richtige Richtung führte, und mit klopfendem Herzen erreichte sie nach einer gefühlten Stunde das, was Nagaran Um die Ecke nannte; eine kleine, schattige Gasse mitten in Konoha, völlig verlassen bis auf die paar Geschöpfe, die da saßen und lagen, reglos und wie versteinert. Mikoto schrie. „NEE-SAN!“ Beim Klang ihrer Stimme hoben manche von ihnen die Köpfe. Zuerst Takuma, dann Taki. „Mikoto… ist hier…?“ murmelte Takuma benommen und sah sie flackernd an, „Du bist wirklich… hier?“ „Dann ist es vorbei…?!“ rief Taki und erhob sich – in ihrem Gesicht standen plötzlich Hoffnung und Freude, und ihre Augen tränten. „Souya-kun! Souya-kun, sieh doch! Namie! Akira! Seht doch, Mikoto! S-sie kommt, um uns rauszuholen! Wacht doch auf!“ Jetzt sah Mikoto Akira den Kopf heben. Er wirkte krank und blass und ausgemergelt. Sie keuchte, als Akira stammelte: „Wirklich…? Es… e-es ist vorüber?“ „Ja… das ist es,“ sagte Mikoto langsam und sah zu ihren beiden Geschwistern. Namie lag auf dem Rücken und hob jetzt blinzelnd den Kopf, während Souya, der dicht neben ihr am Boden kauerte, erst zu Taki und dann zu Mikoto blickte. Und sie alle sahen sie an, als wäre sie nicht wirklich, als würden sie annehmen, sie würde sich gleich auflösen. „Ich habe Masami besiegt!“ sagte sie, „Wir müssen uns beeilen und hier raus, bevor sich das schwarze Loch schließt-… N-Nee-san?!“ Jetzt, als Namie sich keuchend aufsetzte, bemerkte sie erst, dass ihre Schwester verwundet war. Eine klaffende Fleischwunde zog sich über ihren ganzen Rumpf wie der Kratzer einer gewaltig großen Kralle. Mikoto schrie und stürzte zu ihr. „Nee-san?! Was ist passiert?! N-nicht bewegen, d-das blutet ja!“ „Das tut es… schon eine Weile…“ stöhnte Namie, „Wir haben viel bezahlt dafür, dass wir Nagaran aufgehalten… h-haben… aber wir haben es getan, um Yunosuke zu befreien… e-er ist am schnellsten… nur er hatte die Chance, zu entkommen und euch zu warnen… dann hat er es geschafft…?! Auf, bewegt euch, raus hier!“ „Wenn Masami Mikoto hier rein lässt, muss es heißen, dass er aufgegeben hat!“ sagte Takuma, „Ich meine – Mikoto… sie wäre die Letzte, die er eingesperrt hätte, wenn überhaupt!“ „Diese Wunde kommt von… Nagarans Angriff?“ keuchte Mikoto entsetzt, als Souya sich hustend aufrappelte, wie auch die anderen. „S-sei vorsichtig, ich trage dich, Nee-san! – Los, helft mir, sie auf meinen Rücken zu kriegen, Jungs!“ Takuma und Akira taten ihr Bestes und mit vereinten Kräften gelang es ihnen, die strauchelnde Namie auf Mikotos Rücken zu hieven. „Sie schwindet bereits…“ murmelte Souya benommen, „Nee-san, meine ich… die Wunde ist tief und blutet viel, schon seit hunderten von Jahren, so kommt es mir vor. Seit Jahrhunderten sitzen wir hier ohne irgendeinen Hauch von Zeit… oder Veränderung… w-was wird geschehen, wenn wir diese Welt verlassen? Sterben wir dann?“ „Nein,“ sagte Takuma zuversichtlich, während Namie sich keuchend an Mikoto klammerte und kaum die Kraft hatte, zu atmen. „Wir werden leben, Leute!“ Mikoto rannte, dieses mal mit ihrer verletzten Schwester auf dem Rücken. Die anderen folgten ihr, so schnell sie konnten. Aber Mikoto musste bald warten; offenbar zehrte die Zeitlosigkeit sehr an ihrer Kraft, sie waren sehr viel langsamer als die Schwarzhaarige. So ließ sie die Jüngeren immer wieder aufholen, rannte etwas vor, um sie anzuspornen, schneller zu rennen, und wartete wieder, bis sie endlich wieder beim offenen Tor ankamen. Voller Staunen und als erblickten sie den Himmel selbst starrten die Kinder auf das schwarze Tor, auf die Welt dahinter, die sie lange, lange nicht gesehen hatten. Taki fing vor Glück an zu weinen. „D-das da ist die richtige Welt!“ rief sie, „D-die Welt, die uns gleich wiederhaben wird!“ „Beeilt euch, hinaus!“ ordnete Mikoto an und scheuchte die Kleinen vor sich her. Akira kam als Letzter und blieb vor dem reglos da liegenden Kater stehen. „Was ist, Akira?“ keuchte Mikoto, „Geh weiter!“ Akira sah nur auf den großen schwarzen Berg neben sich und streckte eine Hand nach dem Fell aus. „Ich war es, der den vernichtenden Chakrastoß… auf sein Herz gemacht hat,“ murmelte er kleinlaut, und Mikoto sah ihn eine Weile an. Da stand der kleine, dünne Akira vor dem riesigen schwarzen Haufen Tier, das sich nicht rührte. „Letzten Endes, Mikoto… war Nagaran nur ein Diener… er hatte den Tod nicht verdient. Als Namie mit Katon Rokujuuyon Sho seine Augen geblendet hat, hat er sie verletzt… und es ging alles sehr schnell… Yunosuke war längst draußen und das Tor wieder zu… und ich habe Juuken gemacht. Er ist so riesig, deswegen hat es etwas gedauert, bis das Chakra ihn getötet hat-…“ Er stutzte und sah plötzlich hoch zu Mikoto. „Oh – jetzt fange ich an zu denken wie diese Welt… jetzt nenne ich schon hundert Jahre etwas.“ Ohne ein weiteres Wort drehte er sich um und ging durch das Tor. Mikoto war dabei, ihm zu folgen, als Namie plötzlich auf ihrem Rücken keuchte und auf einmal den Hals ihrer Schwester losließ. Sie drohte, abzurutschen, und Mikoto schrie erschrocken, hastete durch das Tor und warf sich auf den feuchten Boden des Waldes, sobald sie draußen war. „Nein! Nee-san! Nicht sterben, Nee-san! NEE-SAN!“ kreischte sie, krabbelte unter Namies Körper hervor und drehte ihre Schwester auf die Seite, einen panischen Blick auf die Wunde werfend, die sich rasch vergrößerte und aus der unaufhörlich Blut strömte. „HILFE!“ kreischte die Schwarzhaarige verzweifelt; noch während sie schrie, waren ihre Großeltern plötzlich an ihrer Seite. Sakura fing sofort an, sich um Namie zu kümmern, und Sasuke packte Mikoto und zog sie in seine Arme, worauf sie zu weinen anfing. „Opa! N-nee-san stirbt! S-sie stirbt, ich weiß es! Es ist zu viel Blut, z-zu viel Blut! Oh nein…!“ Und sie vergrub schreiend vor Angst und Verzweiflung das Gesicht in der schützenden Brust ihres Großvaters, während auch die anderen herbeigeeilt kamen. Das Tor schloss sich. Es war das letzte Mal in seinem Leben, dass Takuma so etwas sah, und er beobachtete apathisch, wie sich das schwarze Loch schloss und dann verschwand, während er plötzlich in der realen Welt stand neben Akira, während alle anderen um Namie herum hockten und versuchten, sie zu retten. „Es kommt mir vor, als wäre es Jahre her, dass wir da drin waren,“ machte der Junge beklommen, „Das Zeitgefühl wird bei mir sicher für immer im Arsch sein, was meinst du, Akira?“ Akira sah bedröppelt zu Boden. Plötzlich begann es, zu regnen. Erst fielen nur einige Tropfen, dann wurde daraus schnell ein prasselnder, kalter Frühlingsregen, der die letzten Flammen an den Bäumen löschte. „Ich fühle mich… als wäre ich tausend Tode gestorben und jetzt zum ersten Mal… wieder am Leben…“ murmelte der blonde Junge dann langsam, ohne seinen besten Freund anzusehen. „Ihre Seele verschwindet in den Schatten,“ keuchte Kuma und fasste nach Namies Wangen, die sich kalt anfühlten und nass waren vom Regen. Sakura zitterte und konzentrierte ihre ganze Kraft darauf, die Wunde zu heilen, Shiemi unterstützte sie inzwischen mit dem bisschen Heilkunst, das auch sie beherrschte. „Sie ist in einer Welt ohne Seele und ohne Zeit verletzt worden, die Wunde ist mehr Gift für ihren Geist als für ihren Körper.“ „Kannst du etwas dagegen tun?!“ fragte Shiemi ihn fassungslos, und er ergriff Namies Wangen fester. „Namie, sieh mich an!“ forderte er streng von der Nichte seiner Freundin, „Sieh mich an… du musst loslassen, befrei dich von der Finsternis, die in dich eingedrungen ist! Reiß dich los und komm zurück in diese Welt!“ Namie atmete nur heftig ein und aus und erzitterte am ganzen Körper. Kuma sah hilflos hinauf und erblickte die leichenblasse Haruka vor sich, die aussah, als würde sie selbst gleich sterben. „Haruka, sprich mit ihr!“ verlangte er, „Fass sie an und zeig ihr, dass du da bist, du bist ihre Mutter… du kannst besser zu ihr durchdringen als ich! Ich kann versuchen, seelische Kraft in sie zu leiten, sozusagen halbes Chakra, wenn das nicht hilft, ist es… wahrscheinlich hoffnungslos.“ „Oh mein Gott…!“ schrie Mikoto außer sich und klammerte sich an ihren Großvater, der hilflos versuchte, sie zu beruhigen, während Haruka schluchzend zu Boden sank und Namies Kopf auf den Schoß nahm. „Mein Schätzchen… e-es wird alles wieder gut!“ heulte sie, „Namie, bitte… b-bitte sieh mich an! Du schaffst das, ich bin bei dir! Mikoto ist bei dir, wir alle sind bei dir! Gib nicht auf… gib nicht auf, Namie! Mein Liebling… oh mein Gott, b-bin ich glücklich, dich wiederzusehen… bin ich… froh…“ Sie beugte sich schniefend über das Mädchen und legte ihre Stirn gegen Namies. So blieb sie zitternd sitzen und weinte, während Kuma die Hände auf Namies Haarschopf legte und sich auf sein Kekkei genkai konzentrierte, das bis ins Innerste eines Menschen sehen konnte, tief hinein in die Seele. Ich sehe deine Seele im Schatten, Namie… reiß dich los! Gib nicht auf! Und in dem Moment, als sich der Schatten vor Kumas Augen mit einem Blitzen in Licht auflöste, öffnete Namie ihre Augen. Die anderen sahen auf und hielten inne, Mikoto lugte hinter Sasuke hervor und hielt den Atem an, als Namie blinzelte und sich langsam zu bewegen begann. Die Wunde war geschlossen. „Oma… M-Mama…?“ murmelte Namie benommen und sah sich um, „Wo bin ich hier? Ist das ein Traum…?“ Haruka hob den Kopf und blickte sie hicksend an – dann fiel sie ihr um den Hals und fing gleich wieder zu heulen an. „Mein Kind!“ schrie sie, „Mein Kind, ich habe mein Kind zurück!... Du lebst… Gott, bin ich froh… Namie, Liebling… w-wir haben dich wieder…“ Es folgte ein Massenknuddeln und jeder stürzte sich auf die arme Namie, der es aber besser zu gehen schien, denn sie setzte ich auf und erwiderte jede Umarmung mit derselben Liebe, die auch sie erhielt. Sogar Naruto wurde geknuddelt, an den sich Akira gehängt hatte, immerhin war er sein Großvater. Nachdem es Namie also gut ging, fand Mikoto Zeit, sich ein letztes Mal Masami zu widmen, der auf dem Boden lag, genau so, wie sie ihn zurückgelassen hatte, als sie in die Spiegelwelt gegangen war. „Masami…“ sprach sie andächtig seinen Namen aus und sah auf ihn herunter. Er atmete unregelmäßig ein und aus und mühte sich nach Kräften, den Kopf zu heben und ihr ins Gesicht zu blicken. Lange sahen sie einander schweigend an. Ihr Blick war erkaltet. Masami würde nie wieder ihre Hingabe sehen, ihre unendliche Liebe und ihre Leidenschaft; all diese Dinge waren in ihr gestorben in dem Moment, in dem sie sich dazu durchgerungen hatte, gegen ihn zu kämpfen. Und er würde der einzige Mann bleiben, den sie jemals liebte, dem sie sich jemals hingab. Sasuke trat hinter sie und legte ihr eine Hand auf die Schulter, als Masami nur heftig keuchte und nicht sprach. „Du, Mikoto… darfst entscheiden, was wir mit ihm machen sollen. Du hast ihn zu Fall gebracht und die Familie beschützt… es wäre ungerecht von mir, dir diese Entscheidung nicht zu teil werden zu lassen.“ Mikoto senkte den Kopf. Langsam wurde ihr kalt, weil sie nass war vom Regen. „Sperrt ihn ein,“ verlangte sie. „Er soll nicht sterben… sperrt ihn in eine geschlossene Anstalt, auf dass die Menschen dort sich um ihn kümmern und ihn den Rest seines Lebens da behalten. Ich bezweifle, dass sein psychischer Zustand jemals… der eines normalen Menschen sein wird. Lass Oma seine Wunen heilen… auf ewig eingesperrt und unter Drogen, die das Schmieden von Chakra unterbinden, ist Strafe genug.“ Sasuke nickte und zitierte seine Frau zu sich, damit sie sich (wenn auch widerwillig nach allem, was geschehen war) um Masamis Brandwunden kümmerte. Sie tat es Mikoto zu liebe, keineswegs, weil sie Masami so gern hatte – das hatte sie jetzt jedenfalls nicht mehr. Das Gröbste schaffte sie vor Ort, die Feinheiten müsste man im Krankenhaus beheben. Sakura hatte viel Chakra in die Heilung von Namies Wunde investiert. „Dann wollen wir ihn mal zum Dorf schleppen und dafür sorgen, dass er da hinkommt, wo er hingehört,“ sagte Sasuke und packte Masami, zerrte ihn unsanft auf die Beine und hielt ihn mit aller Kraft am Oberarm fest, Kuma kam ihm zu Hilfe und nahm Masamis anderen Arm. Masami keuchte. „Ihr zerquetscht meine Arme, da hättet ihr sie gleich amputieren können, statt sie erst zu heilen!“ sagte er. „Du hältst den Mund!“ sagte Sasuke barsch, „Wir müssen mit deinen Eltern sprechen, bevor du in die Klapse kommst! Von da wirst du nie wieder verschwinden können, das muss dir klar sein.“ „Gnädiges Urteil für einen, der die Familie ‚zerstören‘ wollte,“ bemerkte der Junge mit einem süffisanten Grinsen, bevor er den Kopf herumdrehte und Mikoto anstarrte, die nur da stand, regungslos. „Ich werde dein Kind austragen,“ erklärte sie ihm ruhig. „Und ich werde es großziehen und ihm von klein auf beibringen, wie wichtig es ist, dass eine Familie zusammenhält.“ „Aah,“ machte Masami anerkennend und nickte, „Das ist ein guter Gedanke, Mikoto.“ Jetzt wurde er energisch von den beiden Männern weggezerrt, und er keuchte und rief laut: „Ich liebe dich!“ Mikoto, die gerade hatte gehen wollen, drehte sich noch einmal zu ihm um. Und sie sah ihn an mit einem Blick, der ihn verstummen ließ; der ihm all ihren Schmerz über seinen Verlust zeigte, all ihre Traurigkeit über das, was passiert war. Darüber, dass sie nie wieder zusammen sein könnten. Dann sprach sie. „Was in dir… ist dazu noch fähig?“ –– Es war vorbei. Die ganze Angst, der ganze Schrecken, der Konoha und vor allem den Uchiha-Clan befallen hatte, wurde mit dem stärker werdenden Regen fortgewaschen. Aber der Schatten verschwand nur langsam aus den Herzen der Menschen. Wie machte man weiter, wenn sich so vieles plötzlich verändert hatte? War es überhaupt möglich, einfach weiter zu machen? Während Masami weggebracht wurde, begab sich der Rest der Anwesenden ins Krankenhaus. Sakura wollte dabei helfen, diejenigen, die von Tsukuyomi oder welchem Jutsu auch immer niedergestreckt worden waren, zu heilen. Sofern das möglich war, addierte sie, als sie vor Kanae stand, die vor dem Bett hockte, in dem Seiji lag, regungslos. Sakura machte ein unglückliches Gesicht bei dem traurigen Anblick der beiden, die jetzt auch ihr zweites Kind verloren hatten – zwar nicht an den Tod, aber das, was Masami den Rest seines Lebens erwarten würde, war kaum besser. Nein… dachte sie dann, Verloren… haben sie ihre Kinder beide schon vor vielen Jahren. Es muss… grauenhaft gewesen sein. Sie betrat das Zimmer und legte Kanae eine Hand auf die Schulter. Die Blonde hob benommen den Kopf und sah hinauf zu ihrer Schwiegermutter. Ihr Gesicht war voller Kummer, voller Müdigkeit und endloser Erschöpfung. Sie sah nicht aus, als könnte sie sich noch auf den Beinen halten, würde sie jetzt aufstehen. „Sakura…?“ flüsterte sie, „Was ist mit Masami… geschehen?“ Die ältere Frau senkte traurig den Kopf. Kanae zitterte. „Die Familie… hat beschlossen, dass es das Beste ist, ihn in eine geschlossene Anstalt zu schicken. Ich fürchte… dass, was immer in ihm vorgegangen ist, ist irreparabel… das bedeutet, solange er lebt, wird er nicht mehr da rauskommen. Aber er ist am Leben und nicht schwer verwundet, falls dich… das tröstet.“ Sie sah wieder auf Kanae, die den Kopf ebenfalls gesenkt hatte und stärker zitterte. Sakura seufzte, als sie ihre Schwiegertochter weinen sah. „Es… tut mir so schrecklich leid. Es ist so grausam, was geschehen ist…“ „Es gibt… keine Worte für das, was passiert ist,“ wisperte Kanae. „Und keine Entschuldigung dafür, dass Seiji-kun und ich jahrelang verschwiegen haben, was wir wussten. Wir wussten es… dass Masami Naoya getötet hat. Aber wir haben geschwiegen… und es… stillschweigend hingenommen… weder euch gegenüber, noch Naoya gegenüber, noch vor uns selbst gibt es… dafür eine Entschuldigung.“ „Nein, Kanae,“ sagte die Frau ruhig, bevor sie sich herunterbeugte und sie sanft in die Arme schloss. „Was ihr beide, du und Seiji, erlebt habt… das bedürfte einer Entschuldigung, wenn es jemanden gäbe, der Schuld hätte! Du… musst dich bei niemandem entschuldigen, Kanae.“ Kanae zitterte, als Sakura sie wieder losließ und sich über Seijis reglosen Körper beugte. Sie befühlte seinen Puls und dann seine kühlen Wangen und seine Stirn. „Denkst du, Sakura… Seiji-kun wird wieder aufwachen?“ Sakura sah sie an. „Ich weiß es nicht…“ sagte sie bekümmert, „Er… ist körperlich völlig gesund, diese Wunden an den Armen sind nicht gefährlich-… aber aus irgendeinem Grund sieht es trotzdem schlecht aus…“ Sie nahm sich zusammen und versuchte, die Bewusstlosigkeit zu heilen, in die er dank Tsukuyomi gefallen war. Er wachte nicht auf. Kanae wurde jetzt wacher, als Sakura es noch zweimal probierte und er nicht aufwachte. „W-was passiert mit ihm?!“ fragte sie aufgelöst, „Wenn Seiji-kun stirbt, dann… d-dann weiß ich nicht, wie lange ich das hier noch aushalte! So viele Jahre lang… h-habe ich versucht, stark zu bleiben… aber jetzt kann ich es nicht mehr… n-nicht so, Sakura… b-bitte! Es muss doch etwas geben, was du tun kannst!“ „Ich kann… gar nichts tun!“ keuchte die Rosahaarige fassungslos über ihre eigenen Worte, „Es ist, als hätte er den Willen, weiterzuleben, verloren… es ist keine körperliche Sache, es ist ein Problem der Seele. Und das… kann ich nicht heilen!“ Die Nachricht war grausam. Kanae schlug zitternd die Hände vor das Gesicht, keuchte und begann erneut zu weinen, als die Verzweiflung sie übermannte und der letzte Funken ihres Lichtes erlosch wie die Flamme einer heruntergebrannten Kerze, die ein Windhauch gestreift hatte. Sakura ließ sich auf den Bettrand sinken und musste selbst erst einmal begreifen, was geschah… was geschehen würde „Es… liegt jetzt allein in seiner Hand, ob er… aufwachen will oder nicht. Und wenn er es nicht will… d-dann… …“ Sie brach ab und fuhr sich mit der Hand über die geöffneten Lippen, als ein kalter Schauer über ihren Rücken lief. Dann wird er sterben… –– „Du sagst, ich sei wahnsinnig?! Was bist du, der du deinen Neffen geschlachtet hast wie ein Tier?! Was bist du, der du Kaa-san genauso viel zum Weinen und Zerbrechen gebracht hast wie ich?!“ Es war dunkel. Seiji überlegte, ob er die Augen öffnen sollte… er entschied sich dagegen. Was würde er sehen, außer der Finsternis, die inzwischen das Einzige war, was er sah? Mit jedem Tag war ein Bisschen Sonnenlicht verschwunden… und jetzt war es ganz erloschen. Irgendwo in weiter Ferne hörte er die Stimmen seiner Mutter und seiner Frau. Er fragte sich, wo er war… schlief er? War er gestorben? Vielleicht wäre es das Beste… dann wäre er niemandem mehr im Wege und niemand müsste sich mehr damit belasten, sich um ihn zu kümmern. Bist du es nicht, der wahnsinnig ist, Tou-sama? hörte er Masamis Stimme in seinem Kopf, und er sprach nicht. Was ist? Bist du traurig? Dann schluck doch wieder ´ne Tonne deiner Pillen, die dich so glücklich machen! Hm? Ist doch ´ne gute Idee, wieder Tabletten zu schlucken wie ein Loch und damit Kaa-san Kummer zu bereiten, hm? „Du bist nicht anders als ich, Masami… das, was du getan hast, war Auslöser für allen Kummer!“ rang er sich dann doch dazu durch, etwas zu sagen. „Du bist ein Hirngespinst, Masami – du bist nicht hier, du sprichst nicht gerade mit mir!“ Warum redest du mit einer Halluzination? grinste Masami, und jetzt sah Seiji das Gesicht seines Sohnes, das in der Dunkelheit erschien. Jetzt sah er auch sich selbst, stehend in der bodenlosen Finsternis. Wir sind beide hier, oder? fragte das Kind weiter. In der Dunkelheit, Tou-sama… in der sind wir beide! – Mag sein, was du sagst… dass Naoyas Tod Schuld ist an allem – also ich Schuld bin! Aber was wir tun, unterscheidet sich enorm! Denn was ich tat, tat ich zum Wohle Konohas; auch, wenn es niemand glaubt, in hundert Jahren wird das Dorf bereuen, mich nicht unterstützt zu haben. – Aber du, Tou-sama… du hast alles nur für dich selbst getan, egal, um was es ging. „Nein… d-das ist nicht wahr!“ schrie Seiji erbost. Masami lachte. Doch, ist es! verhöhnte er ihn, Warum hast du Yusaku ermordet? Aus Rache an deinem Bruder, weil du der Meinung warst, Sanosuke wäre Schuld an all deinem Übel, um ihn zu bestrafen. Nur für… dich selbst, es ging allein um dich! „Das war ein Fehler, hör auf es mir vor Augen zu halten! Ich kenne meine Vergangenheit!“ Nein, du rennst vor ihr davon! antwortete die innere Stimme zornig, Statt deinen inneren Konflikt aktiv zu bekämpfen, gräbst du den Kopf in den Sand wie ein Strauß und frisst solange Pillen, bis du eines Tages den Geist aufgibst, weil du mit deiner Schuld nicht fertig wirst! – Warum nimmst du Pillen, obwohl du wusstest, wie groß die Gefahr war, wieder süchtig zu werden, nachdem du es doch geschafft hattest, von ihnen wegzukommen? Nur für dich selbst, Tou-sama, weil du dich… vielleicht besser fühlst, wenn du Antidepressiva frisst! Was Kaa-san darüber denkt, war dir egal… du hast doch nicht echt geglaubt, sie würde es nie merken? Alle haben es gemerkt, wenn sie dich nur angesehen haben! Gibst du jetzt zu, dass du egoistisch bist? „Ich bin nicht egoistisch!“ schrie Seiji verzweifelt, „Verschwinde, geh weg aus meinem Kopf! Du hast… deinen Bruder getötet! Hör auf… hör auf, mich mit meinen Fehlern zu verfolgen! Egal, was ich tat, immer habe ich das Falsche getan! Jeder Schritt, den ich für einen in die richtige Richtung hielt, war am Ende einer in die falsche! Glaubst du, es wäre mir egal?... Hör auf, mir meine Fehler vorzuhalten… ich kann nie wieder gut machen, was ich getan habe. Weder deiner Mutter noch… Haruka gegenüber ist das, was ich getan habe, jemals verzeihlich. Ich weiß das alles… lass mich jetzt in Ruhe, dann lasse ich euch auch in Ruhe! Ich will nicht… mehr aufwachen! Ich will weg von hier, ich wollte nie geboren werden! Ich will nur noch sterben und bin froh, wenn es endlich vorbei ist! Die anderen… werden auch froh darum sein. Es ist gut so. Einmal im Leben werde ich… das Richtige tun.“ Er schloss die Augen und die Dunkelheit wurde schwärzer um ihn herum. Es war so still… die Stimmen entfernten sich und das Gefühl verschwand aus seinen Gliedern, als würde er hinübergleiten in einen traumlosen Schlaf. Ich war weder ein guter Sohn… noch ein guter Bruder. Ich war weder ein guter Ehemann noch ein guter Vater. War ich jemals überhaupt… in irgendetwas gut? Ich habe das Licht meiner Frau… zum Erlöschen gebracht. Von allen Lichtern der Welt schien ihres am hellsten. Und ich habe es wirklich geschafft… es zu löschen. Was für ein Mensch kann ich da sein? Was für ein abgrundtief grauenhafter, schlechter Mensch muss ich sein, um das zu schaffen? Es ist, als hätte ich es geschafft, alles Gute der Welt zu zerstören… wenn ich sterbe… kehrt es vielleicht nach und nach zurück. Bis zum letzten Bisschen Guten auf der Welt. Dann spürte er plötzlich etwas. Er stockte und fragte sich, was es war – eine leichte Erschütterung wie ein sanftes Erdbeben und Stimmen, die wieder lauter wurden, die näher kamen. „Seiji-kun!“ riefen sie. „Bitte… nicht…!“ Seiji-kun…? fragte er sich selbst benommen und versuchte, die Stimme einzuordnen. Wer… ist das? Meinen die mich…? Was sagen sie…? Bitte wach nicht wieder auf? Die Stimme in seinem Kopf seufzte. Masamis Gesicht verschwand. Dummkopf, hörte Seiji ihn murmeln. Egoistisch bis zuletzt. Du rennst davon, um zu sterben, und lässt Kaa-san alleine auf der Welt zurück. Denkst du wirklich… glaubst du ernsthaft, so würde sie ihr Leuchten wiederfinden? Seiji erstarrte, während die Stimmen um ihn herum immer lauter wurden und das Beben heftiger. Ja – jemand schüttelte ihn! Jemand hatte seine Schultern ergriffen und rüttelte ihn! „Seiji-kun! Bitte stirb nicht!“ Er stockte erneut und rief verzweifelt nach Masamis Stimme. „Warum sprichst du mit mir?! Warum willst du… mich davon abhalten?!“ Er konnte sein Kind nicht mehr sehen… aber er spürte plötzlich eine Hand, die über seine Wange strich, und er spürte Masami im Dunkeln lächeln. Weil die einzige Tat, die ich bereue… die ist, meine Mutter so leiden gelassen zu haben. Tu ihr nicht… noch mehr weh, Tou-sama. Als er verschwand, öffnete Seiji die Augen und das Licht strömte in ihn herein wie Wasser in eine Schale. Es schmerzte, so sehr blendete es… aber da war Kanae, die sich an seinen Hals warf und ihn umarmte mit all ihrer Liebe… mit all ihrem Licht, das er so sehr an ihr mochte… es war nicht ganz erloschen. Nicht mehr. „Seiji-kun!“ rief sie und schluchzte, als sie ihn beinahe zu Tode knuddelte, „D-du lebst… ich… bin so glücklich, dass du lebst… bitte lass mich… niemals wieder allein…“ Nein… das würde er nicht. Es war das Einzige, das er je richtig machen würde… er würde seine Frau niemals wieder zum Weinen bringen. –– Satoya hatte den armen Junya zum Glück etwas leichter aus dem Tsukuyomi-Koma wecken können; obwohl Masami behauptet hatte, Junyas Überlebenschancen wären gering, war der Junge erstaunlich schnell wieder putzmunter, als er hörte, dass alles vorbei war und auch seine beiden Brüder wohlauf im Krankenzimmer vorfand. „Wann ist schon mal die ganze Familie in einem Raum?“ grinste Yunosuke dazu, als sich alle lachend (Moe mehr vor Freude weinend) umarmt hatten und glücklich darüber waren, dass es allen gut zu gehen schien. Takuma war noch etwas benommen durch den Umstand, plötzlich wieder Zeit zu spüren. „Na ja, bei Familienessen, bei denen sich wieder alle in die Wolle kriegen,“ beantwortete Junya die Frage seines Bruders, und Moe stöhnte. „Oh nein, bitte nicht… glaubt ihr, das bessert sich in Zukunft? Jetzt, wo… das alles hinter uns liegt?“ „Ich meinte ja nicht die ganze Familie, ich meinte doch nur uns sechs,“ seufzte Yunosuke dazwischen, und Junya schnaubte: „Wir sind fünf, du Pansen!“ „Fünfeinhalb!“ korrigierte der Bruder trotzig und zeigte auf seine Mutter, „Oder wusstest du das nicht? Dabei warst du doch hier, während ich in der blöden Spiegelwelt war!“ „Natürlich wusste ich das…“ grummelte Junya verlegen, und alle mussten kurz lachen. Satoya strich seinen Kindern flüchtig über die Haare, worauf Junya schon losmeckerte, er wäre kein Baby mehr. „Ich muss noch mal weg,“ verkündete der Vater dann, „Irgendjemand muss noch den armen Yasuki aufwecken, fürchte ich, bevor Kumiko und Nori sich vor Sorge die Augen ausheulen.“ Moe starrte ihn an. „Und das… willst ausgerechnet du machen?“ wunderte sie sich, „Ich meine – sollte das nicht lieber deine Mutter tun? Sonst weinen sich die beiden noch mehr die Augen aus, wenn ihr euch zankt…“ „Nein, ich werde das tun,“ murrte ihr Mann, „Es ist… langsam mal Zeit dazu, Klarheit zu schaffen. Ich habe die Streiterei mit der ganzen Welt echt… sowas von satt.“ Dann ging er und ließ seine verblüffte Familie zurück. Moe lächelte glücklich. „Das ist sicher die beste Idee, die du seit langem hattest, Satoya-kun,“ seufzte sie völlig verliebt und tätschelte ihren flachen Bauch. Takuma lehnte sich gegen die Wand und musste grinsen. „Jetzt hab ich ja fast Angst, dass mir vor lauter Friede-Freude-Eierkuchen langweilig wird…“ versetzte er scherzhaft, „Mann, meine Haare, ich sehe ja grauenhaft aus…“ „Tust du immer, Nii-san,“ machte Yunosuke lachend, und Takuma trat glucksend nach ihm. „Oh, ja, danke, jetzt ist mir nicht mehr langweilig – sag das noch mal, du Sack, und ich bewerf dich mit Wattebäuschchen, bis du blutest!“ –– Kumiko war vollkommen aus der Bahn geworfen, als Satoya das Zimmer betrat, in dem Yasuki noch immer k.o. lag nach Masamis liebevoller Tsukuyomi-Attacke. Sie hatte mit manchem gerechnet, der hier aufkreuzen würde – letztlich mit Naruto, immerhin war der Yasukis Vater – aber nicht mit Satoya. „Was machst du denn hier…?“ fragte sie verwirrt und rückte die kleine Nori auf ihrem Schoß zurecht, die sich unglücklich an Mamas Brüste kuschelte und mit einem Finger an ihrer Lippe herumpulte. „Wacht Papa bald wieder auf, Mama…?“ nölte die Kleine dabei und macht ein mitleiderregendes Gesicht, sodass Satoya fast darüber hinwegsehen konnte, dass sie das absolute Ebenbild ihrer rosa Mutter war, nur etwas kleiner und etwas pummeliger; Satoya war davon überzeugt, dass Nori später einmal genauso eine spindeldürre Barbie sein würde wie ihre Mutter. „Was ich hier mache? Entschuldige, ich bin Medic-Nin, ich arbeite hier, Kumiko.“ Er ging zu seinem ehemaligen besten Freund Yasuki herüber und sah eine Weile auf ihn herunter. Kumiko erhob sich erstaunt und nahm dabei die maulige Nori auf den Arm. „D-du kannst ihn aufwecken?“ fragte sie zögernd, „Oh mein Gott… d-dann tu es! Bitte… e-er ist doch okay, oder…?“ „Es war Tsukuyomi, das hat ihn quasi psychisch ausgeknockt, wenn du verstehst was ich meine. Aber er ist okay, ich kann ihn aufwecken.“ Er sah auf die traurige kleine Nori, die sich an Mamis Hals klammerte. Heute steckte sie in einem quietschpinkfarbenen Kleidchen mit Tüll unter dem Rock und sah aus wie frisch aus dem Kinderballett geklaut. „Keine Angst, Nori-chan… dein Papa wacht gleich wieder auf.“ „Wirklich?!“ schrie die Kleine und strahlte über beide Backen. Kumiko wagte nichts zu sagen und sah ungläubig zu, wie ihr Exfreund mit einem raschen Aufblitzen seiner Hand über Yasukis Stirn das Koma enden ließ. Einfach so… und sie hatte erwartet, er würde jetzt erst irgendeine Gegenleistung von ihr erwarten, dass sie irgendetwas tun müsste, bevor er sich dazu herabließ, ihren Mann zu wecken… Menschen einschätzen war noch nie ihre Stärke gewesen, stellte sie fest. Yasuki blinzelte benommen und fragte sich noch, wo er war, da hörte er ein freudiges „PAPAA!“, kurz darauf klebte seine kleine Tochter an seinem Hals und erwürgte ihn beinahe in ihrem Eifer. „N-Nori…?! Du liebe Zeit – äh, w-wo bin ich?!“ „Papa, Papa, Papa!“ grölte Nori ihm ins Ohr, „Du bist wieder wach, ja, du bist waaach!“ „Wenn du so weiter brüllst, ist er gleich wieder k.o.!“ mahnte Kumiko die Kleine, bevor sie sich lächelnd über das Bett beugte und ihren Mann glücklich ansah. „Willkommen zurück, Liebling. Wir beide haben dich vermisst…“ Yasuki lächelte gerührt und bekam von seiner Frau einen zärtlichen Kuss. Als Kumiko sich erhob, drehte sie sich unschlüssig zur Tür um, bei der Satoya noch stand. „Also… d-danke…“ stammelte sie unsicher, was sie sagen sollte. Jetzt erst fiel auch Yasuki Satoyas Anwesenheit auf, und er erhob sich im Bett und setzte Nori perplex auf seinen Schoß. „Hast du mich aufgeweckt?“ wunderte er sich, und Satoya seufzte. „Was soll ich machen, das ist mein Job. Und du bist der Lehrer meiner Kinder, ich hätte also keine Vorteile davon, dich hier verrotten zu lassen…“ Kumiko und Yasuki tauschten einen unsicheren Blick. Dann hob Kumiko ihre Tochter von Yasukis Schoß und stellte sie auf den Boden. „Schatz, kannst du… kurz draußen spielen gehen? Opa Hokage ist sicher auch irgendwo, oder du kannst dir was zu trinken holen, okay? Wir drei müssen mal kurz… unter uns Erwachsenen reden.“ „Na gut… krieg ich ein Eis?!“ strahlte das Mädchen, und Kumiko gab ihr ein bisschen Geld, bevor Nori davonrannte. Die drei übrigen schwiegen sich erst mal an. „Unter uns Erwachsenen reden?“ wiederholte Yasuki kopfschüttelnd, „Das klingt, als würden wir jetzt irgendwas perverses machen…“ „Ich hoffe doch, dass ihr der Kleinen nicht immer erzählt, ihr müsstet ‚reden‘, wenn ihr ins Bett geht,“ machte Satoya verwirrt, „Ich meine, nachher fragt sie euch eines Tages, wieso ihr immer so laut reden müsst…“ „Dass du noch hier bist… zeigt mir, dass wir das zwischen uns endlich mal klären können,“ wechselte Kumiko verlegen das Thema und sah bedröppelt zu Boden. „Zwischen uns dreien, meine ich. Was Yasuki und ich getan haben, war falsch und echt scheiße, das wissen wir längst. Du hast uns nur nie eine Chance gegeben, uns zu entschuldigen…“ „Ich will keine Entschuldigung,“ stöhnte Satoya, „Jetzt nicht mehr, ganz sicher nicht. Es… ist auch nicht zu entschuldigen, Kumiko, das ist das Problem. Du bist mir schon ewig egal, ich habe eine wundervolle Frau und werde bald vierfacher Vater sein, das mit uns ist Vergangenheit und ist mir egal. Es… es hat mich nur so aufgeregt, dass ihr offenbar geglaubt habt, es gäbe irgendeine Entschuldigung dafür… vor allem du, Yasuki! Ich meine, als ich euch erwischt habe, war es ja nicht der erste Kuss, ihr habt schon wochenlang zusammen Sex gehabt und all den Kram, und beide habt ihr so getan, als wäre nichts! Ich meine… kommt mir jetzt nicht mit diesem Aber wir lieben uns so sehr! -Kram, das ist Blödsinn. Wenn es andersrum gewesen wäre, wenn Kumiko deine Freundin gewesen wäre und ich hätte mich zufällig in sie verliebt, dann wäre ich nicht im Traum auf die Idee gekommen, sie dir wegzunehmen… ich meine… w-war da bei dir kein bisschen diese… automatische Blockade, hattest du gar kein schlechtes Gewissen dabei? Ich wäre vermutlich verrückt geworden… und wenn Kumiko bei mir angekommen wäre und sich an meinen Hals geworfen wäre, obwohl sie mit dir zusammen war, dann hätte ich auf keinen Fall zugelassen, dass sie dich betrügt, und hätte sie weggeschoben oder so…“ „Ich hatte ein schlechtes Gewissen!“ machte Yasuki betreten, „I-ich fühle mich seit damals immer noch wie ein mieses Arschloch, also bezahlt habe ich ziemlich dafür, denke ich jetzt… jedes Mal, wenn wir uns begegnet sind, hast du mich mit nur einem Blick spüren lassen, was für ein Arsch ich bin – und ich hab's verdient, ja, du hast recht… aber es war grauenhaft… auch in Kusa damals, und Kumiko ging es die ganze Zeit genauso. Verdammt, ich weiß noch, als sie mit Nori schwanger wurde und ihr anderen es erfahren habt, kam von dir natürlich irgendein bissiger Kommentar und wir waren so unglücklich und haben uns so… dermaßen scheiße gefühlt, dass wir sogar daran gedacht haben, das Kind nicht zu kriegen, wir… haben kaum mal gewagt, glücklich zu sein. Es war ein bitterer Preis, ich… ich hoffe, dass sich das eines Tages ändert.“ „Wisst ihr was?“ seufzte Satoya, „Ich hab auch ´ne Menge Scheiße hinter mir, die Sache mit Moe war nicht all die Jahre so wunderbar, wie es ausgesehen haben mag, wir haben uns auch gestritten und ich wollte mich schon von ihr trennen, aber irgendwie haben wir uns wieder gefangen. Diese ganze Sache… mit Masami und allem, was hier passiert ist, dass die Leute verschwunden sind und so… das ist jetzt vorüber. Und ich habe keinen Bock mehr, mit jedem Deppen zu streiten wegen Dingen, die längst vergangen sind. Es gibt keine Entschuldigung, okay; aber so kann es auch nicht weitergehen. Ich… denke, am besten ist, wenn wir das alles vergessen und nie wieder darüber sprechen. Ich will doch auch, dass wir wieder normal miteinander reden können, Yasuki… zumindest irgendwie. Wir beide haben unsere eigenen Familien und ihr beide solltet… auch das Recht haben, mal glücklich zu sein. Ich hab mich wie ein Idiot benommen, aber… hey, ich konnte nicht einfach meine Prinzipien über den Haufen werfen, es jetzt zu tun kostet mich auch einiges an Überwindung.“ Er senkte den Kopf und lächelte kurz. „Aber das ist es mir wert, wenn dadurch dieses Gemurre aufhört zwischen uns. Kommt ihr beide damit klar?“ „Ob wir-… n-natürlich!“ machte Yasuki völlig erstaunt, „Das wäre wirklich… toll…“ „Ach, du bist einfach so süß, Satoya,“ machte Kumiko gerührt und wollte ihm um den Hals fallen, aber er hob abwehrend die Hände und trat zurück. „Woah, hey… nicht so stürmisch… normal miteinander reden, Kumiko, nicht mehr! Das ist mir, ähm… zu viel Nähe nach all den Jahren.“ „Oh, okay, verstehe…“ lachte sie nervös und kratzte sich am Kopf, „Keine Sorge, ich wollte dich nur knuddeln…“ „Ich weiß,“ machte er, „Lassen wir das lieber. Dann… werde ich jetzt gehen und mal sehen, wo eure Tochter ist, die wartet sicher schon, wieder rein zu dürfen…“ –– Plötzlich war die Ruhe zurückgekehrt nach Konoha. Die Angst vor dem Kinder verschwinden lassenden Monster war verschwunden und die allgemeine Unruhe hatte sich gelegt. Und dennoch gab es noch Dinge, die geklärt werden mussten. Naruto zitierte quasi den halben Uchiha-Clan und noch so einige andere in sein Büro. Seit dem Ende des Dramas war eine Woche vergangen die die Patienten waren inzwischen aus dem Krankenhaus entlassen worden. „Ich habe mich jetzt entschlossen,“ verkündete der Hokage ernst, als ein großer Haufen Menschen dicht zusammengedrängt in seinem Büro vor ihm stand, ganz vorne an Sasuke und Sakura, seine ehemaligen Teamkameraden, besten Freunde und Ratgeber. „Einige von euch haben das von mir schon mal gehört, andere werden das jetzt zum ersten Mal hören. Ich werde das Amt des Hokage niederlegen.“ Das Erstaunen war groß, außer bei denen natürlich, die das schon einmal gehört hatten. Sakura senkte den Kopf und nahm unwillkürlich Sasukes Hand. Naruto bemerkte, dass sie bedrückt war, und lächelte. „Hör mal, Sakura-chan,“ machte er, „Niemand bleibt ewig Hokage! Eines Tages ist dieses Ende da, so, wie es bei den fünfen vor mir auch war.“ „Ich weiß,“ sagte sie leise, „Aber… trotzdem ist der Gedanke deprimierend, wie schnell die Zeit vergeht.“ Alle schwiegen darauf betreten, bis Naruto die unangenehme Stille wieder brach. „In den letzten Jahren ist viel passiert und mir ist vor Augen gehalten worden, dass ich als Hokage völlig versagt habe. Ich habe für die Kinder nichts tun können, die weg waren, und an ihrer Rettung war ich nicht mal halb so viel beteiligt wie manch anderer hier im Raum. Es ist nicht so, dass ich den Willen verloren hätte, dieses Dorf zu beschützen mit allem, was ich habe… aber die Kraft geht mir mit den Jahren… verloren. Seht mich an, ich bin ein alter Opa!“ Er lachte blöd und zeigte auf sich. „Und verdammt, ich habe mich bemüht und mir meinen Ruhestand verdient, oder was?“ Alle mussten lachen und jetzt schmunzelte auch Sakura. „Ja… das hast du wirklich, Naruto.“ „Und wer wird jetzt der neue Hokage?“ wunderte sich Sanosuke verdutzt. Naruto verschränkte die Arme. „Mir ist in den letzten Wochen noch manch anderes vor Augen gehalten worden als nur, dass ich alt bin,“ erklärte er diplomatisch. „Was ein Hokage braucht, ist der Wille und die Macht, das Dorf mit beiden Händen zu schützen, komme, was wolle. Dazu bedarf es ab und zu auch eines ausgeprägten Verstandes – ja, ja, guckt mich nur an, war nicht meine Idee, mich zum Hokage zu ernennen…“ Die meisten lachten und Asayo schnaubte: „Hat niemand was gesagt, Papa!“ „Dieses Dorf hat so viele großartige Shinobi geboren und großgezogen, dass ich am liebten alle möglichen zum Hokage machen würde,“ gab Naruto zu, „Es gibt wirklich sehr viel mehr als nur einen Menschen, den ich für diesen Posten für geeignet halte; aber es kann nun mal nur einen Hokage geben.“ „Ja, ja,“ stöhnte Sasuke ungeduldig, „Wir wollen keine Lose ziehen, jetzt sag endlich, wer deine Nachfolge antreten soll!“ Hinter ihm stand Kiba, der ihm zuraunte: „Was denn, so ungeduldig, du willst mal wieder nur Sex, oder was?“ – doch ehe Sasuke eine Chance hatte, sich umzudrehen und ihn empört anzustarren, fiel Naruto ihm ins Wort. „Shiemi wird der nächste Hokage. Basta.“ Alle erstarrten und sahen ihn groß an. Shiemi zog eine Braue hoch. „Was?“ machte sie perplex – offenbar hatte sie damit nicht gerechnet. „Was?“ machten auch fast alle anderen darauf im Chor. Naruto stemmte wichtigtuerisch die Hände in die Hüften. „So ziemlich als Einzige hier, hatte ich oft das Gefühl, hat Shiemi bewiesen, dass sie Grips hat, und hat ihren klaren Kopf bis zur krassesten Situation behalten, das fordert meinen größten Respekt. Sie wusste jede Minute, was sie tat, und ich denke, dass wir Masamis Rückzug zu einem großen Teil ihr zu verdanken haben. Und Mikoto zu bedrohen, um Masami dranzukriegen, und so zu tun, als wäre dir ein Opfer egal, war gut durchdacht. Ich halte dich für fähig, Shiemi-chan… dieses Dorf mit derselben Hingabe beschützen zu können wie deine Familie.“ Er sah zu Sasuke. „Ja, ich weiß, du hast bei Kanae auch so getan, als wäre sie dir wurscht, hast du gut gemacht, Teme, aber du bist zu alt, um Hokage zu werden!“ „Ich wollte auch nicht Hokage werden…“ murmelte Sasuke genervt, und die anderen lachten. Shiemi verneigte sich vor Naruto. „Ich fühle mich durch Eure Worte zutiefst geehrt, Hokage-sama,“ sagte sie ernst. „Ich… bin zwar gerade etwas überrascht… aber ich will mich nach Kräften bemühen, Euch nicht zu enttäuschen. Wir haben… genug Enttäuschungen gehabt in den letzten Jahren.“ „Dann heb den Kopf und sag nie wieder Hokage-sama zu mir,“ gluckste Naruto, als sie sich aufrichtete und er ihr seinen Hokage-Hut überreichte. „Ab heute, Shiemi… bist du hier Hokage-sama.“ –– Die Ernennung des siebten Hokage war seit langem einmal wieder ein Anlass zum Feiern. Zumindest ein wenig; zum ausgelassen durch das Dorf tanzen waren die vergangenen, grausigen Ereignisse doch noch zu tief verankert in den Bewohnern Konohas. Neben Seiji und Kanae, die es am schwersten hatten, die Vergangenheit zu überwinden, war es auch für Mikoto nicht leicht. Während ihre Großmutter mal wieder eines ihrer Familienessen auf den Tisch zauberte zu Ehren von Shiemis neuem Job und der ganze Clan wie so oft in Sasukes Haus versammelt war, saß Mikoto auf der obersten Treppenstufe mit angewinkelten Beinen und sah schweigend an die kahle Wand ihr gegenüber. Seiji und Kanae waren nicht da und obwohl Sakura sich Sorgen machte, konnte sie auch verstehen, dass die beiden jetzt nicht in der Stimmung für Familienfeste waren und lieber etwas zu zweit bleiben wollten, nachdem ihr kleiner Sohn lange tot und ihr großer Sohn jetzt in der Klapse war. Mikoto fand den Gedanken gewöhnungsbedürftig, dass sie Masami nie wieder hier im Haus sehen würde. Während sie da saß, hob sie jedes Mal erschrocken den Kopf, wenn unten jemand durch den Flur ging, weil sie glaubte, Masami würde doch noch kommen und alles wäre wie früher. Wie früher, bevor das ganze Unheil angefangen hatte. Sie sah Masamis hübsches Gesicht und sein Lächeln noch genau vor sich. Sie spürte noch die sanfte Berührung seiner Finger auf ihrer Haut, ihrem Gesicht, ihrem ganzen Körper… und seine Lippen, die sie küssten. Und es war immer noch eine angenehme Erinnerung, auch wenn ein dunkler Schatten darüber hing mit der Gewissheit, dass Masami behauptet hatte, sie zu lieben, aber ihr gleichzeitig ihre Geschwister weggenommen hatte. Mikoto hatte versucht, sich in seine Lage hineinzuversetzen, herauszufinden, warum er das alles getan haben mochte; und zum Teil konnte sie seinen Standpunkt nachvollziehen. Wer wusste es? Vielleicht hatte er recht und es würde wirklich immer wieder ein neuer Idiot kommen, der Chaos machte. Aber er selbst hatte das doch auch getan und hatte damit doch eher das Gegenteil von dem bewirkt, was er hatte bewirken wollen. Hätte er nicht damit angefangen, aufzuräumen, wäre nie Unheil über die Familie gekommen und Konoha hätte auch keine Probleme gehabt. Es war einfach der falsche Weg, den Masami eingeschlagen hatte. Und er hatte von Anfang an gewusst, dass es nicht funktionieren würde. Da war Mikoto sich sicher. Er war nicht allmächtig. Er war nur ein Mensch. „Letzten Endes… sind wir alle nur kleine Splitter in dem großen, zerbrechlichen Kristall, der unsere Welt ist…“ Sie umschlang ihre Knie mit den Armen, vergrub den Kopf darin und begann, zu zittern, als sie sich an Masamis Stimme erinnerte. Sie vermisste ihn, seine Nähe, seine zärtlichen Worte ihr gegenüber… „Wieso musste das alles passieren, Masami?“ schniefte sie unglücklich, „Ich hasse dich… ich hasse dich, weil du mich mit dem Baby alleine gelassen hast! Weil w-wir alle… dir egal sind… w-weil ich… dumme Nuss dich immer noch vermisse und traurig bin, weil du fort bist!“ Sie fing an, stumm zu weinen, bis sie plötzlich eine Hand auf ihrem Hinterkopf spürte. Sie hob den Kopf und dachte im ersten Moment, durch die mit Tränen verschleierten Augen Masami neben sich sitzen zu sehen… als sie sich über die Augen wischte, war es aber ihr Großvater, der zu ihr gekommen war – erstaunlicherweise. „Ich weiß, was du denkst,“ sagte er dumpf zu ihr, und sie sah verlegen zur Wand, weil sie sich dumm vorkam, vor ihm wie ein kleines Kind geheult zu haben. „Aber Hass ist… letzten Endes auch keine Lösung. Er macht nur… alles schlimmer.“ Sie sah ihn wieder an und brauchte etwas, um Worte zu finden. „Wieso sagst du das?“ „Weil ich mich ähnlich gefühlt habe wie du, nachdem mein Bruder den ganzen Clan abgeschlachtet hatte,“ brummte Sasuke, und die Tatsache, dass es ihm nicht ganz leicht zu fallen schien, auf eine fürsorgliche Art mit einem Kind zu sprechen, amüsierte Mikoto, sodass sie kurz lächeln musste. Sasuke war kein herzlicher Mensch und sie hatte nie geglaubt, er wäre der Typ dafür, Kindern ins Gewissen zu reden… dass er trotzdem so tat, als täte er das am laufenden Band, war irgendwie motivierend. „Und ich habe Itachi gehasst für das, was er getan hat, dafür, dass er sie alle getötet hat und mich alleine gelassen hat… und weil ich ihn gehasst habe, habe ich ihn eines Tages getötet. Aber es wurde nach seinem Tod nicht besser, sondern schlimmer, und plötzlich habe ich begriffen, dass Rache eine Sackgasse ist, in die man hineinläuft aber irgendwann vor einer Wand steht.“ Er machte eine Pause. „Seiji ging… das ungefähr genauso mit deinem Vater. Du hast von Masami alles erfahren, was immer geheim hätte bleiben sollen. Und er hat es Namie erzählt und sie hat es den anderen Gefangenen erzählt – ihr sollt die einzigen bleiben, die die grausame Geschichte eurer Eltern kennen, in Ordnung? Wenn wir das Geheimnis um die Mangekyou Sharingan begraben… ist die Chance größer, dass wir die Dunkelheit loswerden.“ „Ich weiß,“ sagte sie leise. „Es… tut mir leid. Ich hatte keine Ahnung… Masami hat gesagt, er wüsste das von irgendwelchen Kassetten…“ „Ja, Kanae hat schon neulich erzählt, es müssten diese alten Aufzeichnungen von Seijis Stunden beim Psychiater gewesen sein. Sie haben sie Tonbänder komplett vernichtet, bevor noch jemand zufällig darüber stolpert und Dinge erfährt, die er nicht erfahren dürfte. – Das wollte ich gar nicht sagen, Mikoto. Du musst… Masami nicht hassen. Und ich denke, es war eine weise Entscheidung, ihn nicht zu töten.“ Sie schwiegen eine Weile bedröppelt, bevor Mikoto den Kopf wieder senkte. „Ich vermisse ihn… immer noch…“ stammelte sie unglücklich, „Ich wünsche mir immer noch wie ein kleines Kind, ich könnte die Zeit zurück drehen und alles rückgängig machen… aber… d-das ist nicht möglich.“ „Ja, das ist leider so. Ich würde auch vieles in meinem Leben rückgängig machen, wenn ich könnte. Aber fest steht, dass wir aus dem lernen, was passiert, und daran wachsen. – Du bist tatsächlich schwanger, nicht wahr?“ Mikoto nickte. „Ich hab vorgestern endlich mal einen Test gemacht,“ murmelte sie, „Jetzt ist es fest.“ „Und es kann nur Masamis Kind sein?“ „Ja… es… gibt keinen anderen Mann, mit dem ich… …“ Sie brach errötend ab, als ihr auffiel, dass sie mit ihrem Großvater redete, und Sasuke räusperte sich. „Ähm, schon gut, ich weiß, wie das funktioniert-…“ murmelte er. „Ich möchte das Kind behalten und großziehen,“ verkündete das Mädchen dann ernst. „Und ich werde es so erziehen, dass es seine Familie liebt und respektiert. Es soll ein glückliches Kind sein, das zusammen mit seiner Familie wohl behütet aufwachsen kann. Ich will, dass es… ein normales Leben hat und nicht irgendwie anders ist oder behandelt wird, nur, weil sein Vater ´ne Schraube locker hat.“ Sasuke musste kurz grinsen. „Ach, irgendwie haben alle Väter dieser Familie ´ne Schraube locker, denke ich. – Na gut, Satoya hat keinen Blutsverwandten umgebracht…“ Obwohl die Bemerkung alles andere als lustig war, musste auch Mikoto kurz lächeln. „Jetzt heb dein Gesicht wieder, Mikoto, und komm mit runter zum Essen. Du bist Teil dieser Familie und wir wollen dich dabei haben.“ Er erhob sich, und Mikoto tat es ihm lächelnd gleich und folgte ihm die Treppe hinunter. Kurz schloss sie die Augen und sah noch einmal Masamis Lächeln vor sich. Es war eine schöne, warme Erinnerung, ihn lächeln zu sehen. Dann öffnete sie ihre verschiedenen Augen wieder und verabschiedete sich von den Gedanken an ihren geliebten Cousin, schloss sie ein in einer kleinen Truhe weit hinten im Palast ihres Gedächtnisses und versteckte den Schlüssel. –– -- o.o booyah! XD Alle leben, einself, und Masami ist in der Klapse, ahahaha XDD Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)