A Twist in the Tale von abgemeldet (Kap 12 on) ================================================================================ Prolog: Carry on Wayward Son ---------------------------- A Twist in the Tale Authors Note: So, hier ist der Prolog meiner neuen Story - sie wird länger, denke ich mal, auch wenn ich noch nicht sagen kann wie viele Kapitel sie insgesamt haben wird. Im Mittelpunkt werden Jensen und Jared stehen, auch wenn im Prolog Dean und Sam vorkommen. Naja, ich gebe mir Mühe euch nicht zu verwirren. Ein ganz großes Danke an Angel_Yuki fürs Betalesen und an die Kommischreiber meiner ersten Oneshot, Calystro und Nochnoi. Ich möchte noch ganz kurz Eigenwerbung machen: Mir ist aufgefallen, das zu Supernatural (fast) keine Fanfictions existieren die sich mit Halloween beschäftigen, also habe ich einen Wettbewerb eröffnet. Ich hoffe auf rege Beteiligung ^^ hier die URL: http://animexx.onlinewelten.com/wettbewerbe/wettbewerb.php?id=30712 So, und jetzt genug geredet, es geht los: Prolog – Carry on Wayward Son Carry on my wayward son There'll be peace when you are done Lay your weary head to rest Don't you cry no more (Kansas – Carry on Wayward Son) „Sam? Sammy!“ Verdammt noch mal, wo steckt der Kerl bloß? Dean drückte sich noch tiefer in den Schatten des Schrankes, hinter dem er vor ein paar Sekunden Schutz gesucht hatte, und spähte hinaus in das Halbdunkel. „Sammy!“, zischte er noch einmal leise, auch wenn er wusste, dass er damit sein Versteck verraten konnte sollte ihr Gegner in der Nähe sein. Weit und breit war kein Sam zu sehen. Die Frage war nur, ob das gut oder schlecht war. Aber sein Bruder war kein Dummkopf – gut möglich, dass er sich ebenfalls irgendwo ganz in der Nähe aufhielt und wartete. Mit geübtem Blick prüfte Dean noch einmal das Magazin seiner Waffe. Noch neun Kugeln. Eine leichte Bewegung in der Nähe der Tür zog seine Aufmerksamkeit auf sich. Sein gesamter Körper spannte sich an, bereit zuzuschlagen. Eine Gestalt drückte sich dort an die Wand und bewegte sich lautlos auf der anderen Seite des Zimmers entlang. Noch immer konnte er nichts erkennen. Zum wiederholten Mal verfluchte er die Tatsache, dass sie immer nachts jagten. Konnten diese dämlichen Geister, Dämonen oder Was-auch-immer ihnen derzeit vor der der Flinte herum sprang nicht ein einziges Mal aus ihren Löchern kriechen, während er zumindest noch seine Finger vor den Augen erkennen konnte? Aber er musste seine Gedanken unter Kontrolle bringen. Heute war kein normaler Tag. Keine normale Jagd. Er konzentrierte sich wieder auf die Gestalt auf der anderen Zimmerseite. Sie bewegte sich nicht mehr, zog vielmehr etwas aus ihrer Tasche und begann, ein Zeichen auf die Wand zu malen. Sam. Dean entspannte sich. Für einen Moment durchzuckte ihn die abstruse Idee, sich anzuschleichen und seinem kleinen Bruder einen gehörigen Schrecken einzujagen. Doch die Vernunft siegte. Heute war zu wichtig. Sam war scheinbar fertig und steckte den Stift zurück. Dean grinste. Seine Idee. Sollte der verdammte Dämon doch versuchen, eine Rune aus Edding-Tinte von der Wand zu bekommen. Kreide oder irgendetwas anderes konnte man wegwischen. Aber der Edding würde wahrscheinlich erst verschwinden, wenn das ganze Haus in sich zusammenfiel. Doch vielleicht sollte er langsam auf sich aufmerksam machen, bevor sein Bruder in das nächste Zimmer verschwand. Vorsichtig und leise, um nicht auch die Aufmerksamkeit von irgendetwas anderem auf sich zu ziehen, klopfte er auf den Boden. Bereits beim ersten Anzeichen eines Geräuschs zuckte Sam herum und richtete seine Waffe auf ihn, oder besser gesagt in seine Richtung. Dean wusste, dass er in seinem Versteck völlig unsichtbar war. Langsam hob er seine Hand aus dem Schatten in einen Lichtstrahl und bedeutete Sam mit einem kurzen Zeichen das er es war, der sich hier versteckte. Eine Antwort bekam er nur in so weit, dass die Mündung nun nicht mehr direkt auf ihn zeigte und sein Bruder sich in Richtung der zweiten Tür bewegte. Sam konnte ihm manchmal richtig Angst machen, wenn sie zusammen auf der Jagd waren. Auch Dean löste sich aus seinem Versteck, und folgte dem Jüngeren. Drückte sich auf der anderen Seite der Tür an die Wand. Sein Bruder warf ihm einen Blick zu – war das Zimmer gesichert? Leicht genervt bedeutete ihm Dean, das alles in Ordnung war. Für was hielt der ihn eigentlich? Schließlich war nicht er es, der jahrelang im College auf der faulen Haut gelegen hatte. Das Zimmer war von oben bis unten so mit Schutzsymbolen zugekleistert, dass es für einen Dämon wie ein Gang durch ein Minenfeld war. Dean hoffte nur, dass sie auch dazu in der Lage waren diesen einen speziellen Dämonen aufzuhalten. Ihn. Den, der ihre Mutter, Jessica und nur Gott wusste wie viele andere umgebracht hatte. Der den Vertrag hielt, wegen dem sein Vater in der Hölle war. Ihn. Gelbauge, oder wie auch immer er heißen mochte. Es hatte sie Monate gekostet, um mit Ash zusammen eine präzise Vorhersage treffen zu können wo er das nächste Mal zuschlagen würde. Und noch einmal Wochen, um eine passende Falle für ihn zu entwickeln. Um etwas zu finden, wie sie ihn auch ohne den Colt vernichten konnten. Ein hoch auf seinen Collegeboy. Den abstrusen Plan, den dieser ausgearbeitet hatte, hatte Dean erst nach der zehnten Erklärung begriffen. Und er war noch immer nicht recht davon überzeugt, ob es das dämlichste oder genialste war, was seinem kleinen Bruder jemals in den Sinn gekommen war. Er hoffte auf Letzteres, denn sonst waren sie beide hier gerade dabei einen ziemlich spektakulären Selbstmord zu begehen. Er konzentrierte sich wieder auf das Haus. Noch immer waren keine anderen Geräusche zu vernehmen als der Atem der Brüder. Sam nickte ihm knapp zu und gab ihm ein Zeichen – du links, ich rechts – und schon drehten sie sich synchron durch die Tür und richteten ihre Waffen in entgegen gesetzten Richtungen auf den Gang. Noch immer nichts. Er rief sich noch einmal kurz den Grundriss des Gebäudes in Erinnerung. Die nächste Tür rechts von ihm führte ins Wohnzimmer, links lag ein kleiner Abstellraum, der bereits durch ein Pentagramm dämonensicher gemacht war. Zusätzlich hatten er und Sammy von Innen noch ein riesiges Vorhängeschloss angebracht – wer wusste schon, wer sonst noch in diesem Haus herum sprang? Sicher war sicher … Und sie wussten, das noch mindestens eines der Psycho-Kinder bei dem Dämonen war. Mindestens. Aber auch die konnten hoffentlich nicht viel gegen drei Zoll Stahl ausrichten, wenn die Pentagramme darauf ihre Kräfte außer Kraft setzten. Vor Sam lag die Küche, und Dean spürte mehr, als das er die leisen Schritte hörte, wie sein Bruder in Richtung der Tür schlich, während er sich langsam in Richtung des Wohnzimmers in Bewegung setzte. Seine Nerven waren bis zum Zerreißen gespannt. Es waren die letzten beiden Räume. Noch einmal sah er sich kurz um. Gut, Sam war bereits durch die Küchentür verschwunden. Dann zog er in einer fließenden Bewegung ein kleines Objekt aus seiner Tasche und warf es durch die Wohnzimmertür. Ein gleißendes Licht erfüllte den Raum, so dass selbst er für einen Moment die Augen zusammen kniff. Dämonen brauchten vielleicht keine Augen. Aber der Mensch in dessen Körper er steckte war genau so anfällig für Blendgranaten wie jeder Andere auch. Das Blut rauschte so laut in Sams Ohren das er sich kaum konzentrieren konnte. Auch sein Mund fühlte sich an, als wäre er völlig ausgedörrt. Er hätte Dean davon erzählen sollen. Bereits den gesamten Nachmittag fühlte er sich, als würde er die Grippe bekommen. Aber das war es nicht. Das jahrelange Training bei ihrem Vater hatte seine Spuren hinterlassen - unter anderem hatte dieser ihnen ein untrügliches Gefühl für Gefahr vererbt, für Situationen, die einfach ein wenig zu seltsam, einfach ein wenig zu falsch waren. Und für Dinge, die nicht zusammen passten. Er wusste dass er mit diesem verdammten Dämon verbunden war – wie auch immer – und dieser rief ihn. Er rief alle Kinder, die so waren wie Sam. Und die Tatsache, dass Sam ihm noch immer widerstand schien ihm ein ziemlich großer Dorn im Auge zu sein. Ein wissendes Grinsen zog sich über sein Gesicht. Scheinbar hatten die Winchester-Brüder es endlich geschafft, das Gelbauge sie ernst genug nahm um sie für eine ernsthafte Bedrohung zu halten. Sie konnten wirklich stolz auf sich sein – ihr Vater hatte dafür 22 Jahre benötigt, sie dagegen nur zwei. Er versuchte ein Geräusch auszumachen. Ja, da war jemand in der Küche. Und dem Atemgeräusch nach zu urteilen war es ein Mensch. In einer fließenden Bewegung duckte er sich durch die Tür und hob die Waffe. Das Mädchen auf der anderen Seite des Tisches zuckte leicht zusammen, als er so plötzlich im Raum erschien, fing sich aber sofort wieder und ließ ein Messer auf ihn zufliegen. Ein Telepath, na toll – er hasste Telepathen. Trotzdem wollte er sie eigentlich nicht töten. Letztendlich war sie auch nur ein Mensch. Und unterschied sich weniger von ihm selbst, als es ihm vielleicht lieb war. Er duckte sich, und das Messer bohrte sich in die Wand hinter ihm. Jetzt, Dean!, dachte er, und als hätte sein Bruder ihn gehört, wurde die Welt um ihn herum weiß. Once I rose above the noise and confusion Just to get a glimpse beyond this illusion I was soaring ever higher But I flew too high Though my eyes could see I still was a blind man Though my mind could think I still was a mad man I can hear the voices when I'm dreaming I can hear them say Carry on my wayward son There'll be peace when you are done Lay your weary head to rest Don't you cry no more (Kansas – Carry on Wayward Son) Kapitel 1: Good Times, Bad Times -------------------------------- A Twist in the Tale Autors Note: So, und hier kommt auch schon der zweite Teil. Bevor ich in den Urlaub fahre, kommen noch ein oder zwei Kapitel ^^ Ich bedanke mich bei Himchen und Calystro für ihre Kommentare und bei Angel_Yuki fürs Betalesen! 1. Kapitel – Good Times, Bad Times In the days of my youth, I was told what it means to be a man, Now I've reached that age, I've tried to do all those things the best I can. No matter how I try, I find my way into the same old jam. Good Times, Bad Times, you know I had my share; When my woman left home for a brown eyed man, Well, I still don't seem to care. (Led Zeppelin - Good Times Bad Times) „Dean … ich habe kein gutes Gefühl bei der Sache.“ Der Ältere sah fragend auf. Er saß im Schneidersitz auf seinem Motelbett, umgeben von einem Kreis aus Waffen. Die gute Hälfte ihres Kofferraums lag hier ausgebreitet – rechts von ihm ein wilder Haufen, links diejenigen, die er bereits gereinigt hatte. „Irgendwas stört mich an der Sache. Ich meine, dieser Derek Morisson …“ Der Braunhaarige drehte den Laptop so, dass auch der Andere einen Blick auf den Bildschirm werfen konnte. Nicht, das das nötig gewesen wäre, denn sie beide kannten den Zeitungsausschnitt zur genüge – er hatte ihn sich selbst schon so oft durchgelesen, dass er die Fakten daraus auch im Halbkoma zitieren könnte. „Er passt nichts ins Schema.“ „Alter, das Schema ist männlich, weiß. Was soll da nicht passen?“ Er drückte die letzte Kugel in das Magazin, das er soeben aufgefüllt hatte, und ließ es mit einer routinierten Bewegung in die Halbautomatik vor ihm einrasten. Er machte sich einfach zu viele Sorgen. „Der Ort. Die Anderen wurden alle in der Nähe der Bibliothek gefunden.“ Der Größere richtete sich auf und zog seine Reisetasche zu sich. Er war sich nicht sicher, ob er diese in den letzten zwei Jahren überhaupt einmal völlig ausgeräumt hatte - wahrscheinlich nicht. Irgendwie ein deprimierender Gedanke. „Wir haben noch drei Stunden bis Sonnenuntergang. Vielleicht sollten wir uns noch mal umsehen.“ „Sammy, es ist ganz eindeutig ein Werwolf. Fehlende Herzen, alle vier Wochen und so?“ Er griff sich zwei weitere Magazine und schob sie in seine Jackentasche. „Trotzdem ist es seltsam.“ „Vielleicht hatte er einfach mal Lust auf einen Tapetenwechsel.“ Er richtete sich mit einem Schwung auf und wollte vom Bett springen … Doch plötzlich … Der Jüngere lachte lauthals los, und von der anderen Zimmerseite war nur ein „CUT!“ zu hören. „Autsch …“ Jensen Ackles brauchte einen Moment, bis er sich aus der Decke und dem Haufen Waffenrequisiten soweit befreit hatte, dass er nicht mehr nur weiß sah. „Alter, das kann auch nur dir passieren.“ Jared lachte noch immer. Mistkerl. dachte er. „Ich erinnere mich noch gut daran, wie du dir vorgestern die Finger in der Autotür eingeklemmt hast …“ Man sollte doch Gleiches mit Gleichem vergelten, oder wie war das? „Das war auch deine Schuld.“, entgegnete der Jüngere jedoch nur ungerührt und nahm sich eine Wasserflasche von einem der Tische. „Wie lange willst du eigentlich noch da unten sitzen bleiben?“ Jensen warf ihm nur einen säuerlichen Blick zu. Er würde ja aufstehen. Wenn er irgendwie aus diesem verdammten Laken herauskäme, ohne das sich irgendetwas aus ihrem Waffenarsenal schmerzhaft in seine Seite rammte. Wieder zerrte er, verlor das Gleichgewicht und landete auf irgendetwas ziemlich Hartem. Das würde einen üblen blauen Fleck geben. Letztendlich schaffte er es doch noch sich zu befreien – auch wenn ihm nun mittlerweile alles reichlich weh tat. „Hör endlich auf zu lachen!“ Ein paar Minuten später saßen sie an einem der Tische. Der Sanitäter – Teilzeitsanitäter, denn er war eigentlich eher für den Szenenaufbau verantwortlich, hatte aber wohl auch ein paar Jahre in einem Krankenhaus gearbeitet – besah sich gerade Jensens Rippen. Beim Film traf man wirklich auf die verrücktesten Geschichten, und er wollte lieber nicht nachfragen, wie jemand, der ursprünglich eine Ausbildung in einer Klinik absolviert hatte, heute dafür verantwortlich sein konnte die Requisiten richtig im Raum zu verteilen. Wenn ihn irgendetwas ernsthaften während des Drehs passieren sollte, würde er dennoch auf Nummer sicher gehen und mit Sicherheit nicht gerade diesen Typen in seine Nähe lassen. Kripke hatte tatsächlich beschlossen den Dreh dieser vermaledeiten Szene auf den nächsten Tag zu verschieben, so das sie fast zwei Stunden Freizeit hatten. Nicht das Jensen darüber so glücklich gewesen wäre. Zwei Stunden Langeweile hieß zwei Stunden Jared, der sich köstlich über ihn amüsieren konnte. Er verzog das Gesicht, als der Sanitäter auf eine Stelle drückte, die bereits eine auffallend violette Färbung angenommen hatte. „Autsch …“ „Ist nichts gebrochen oder angeknackst. In zwei, drei Tagen merkst du nichts mehr.“ Abschließend wurde ihm noch einmal auf die Schulter geklopft. Wie alt war er, fünf? „Danke, Mike.“, verabschiedete er sich und richtete sich dann wieder an den Jüngeren. „Ich schwör dir, wenn du nicht sofort aufhörst zu lachen …!“ Jared, der seinen Stuhl so gedreht hatte dass er jetzt rittlings darauf saß und seinen Kopf auf den Unterarmen abstützen konnte, sah ihn an als wäre er tatsächlich nur ein Grundschüler. „Was willst du machen? Mit einem der Gummimesser nach mir werfen?“ „Ich dachte eher an den Laptop. So schwer wie das Ding ist.“ Jensen stand seufzend auf und kratzte sich noch einmal unbewusst an der Seite. „Komm, lass uns was Essen gehen.“ Und nein, er floh nicht. Er hatte einfach nur Hunger. Wie so oft wenn sie an einem Ort drehten der in einer eher abgelegenen Gegend lag (wenn er in einer Stimmung wie heute war, bezeichnete Jensen es auch gerne als „am Arsch der Welt“), war die einzige Möglichkeit an etwas Warmes zu essen zu kommen das Kantinenessen. Nun, in ihrem Fall bestand die Kantine aus etwas, das aus zwei zusammen geschobenen Tischen unter freiem Himmel bestand und – wegen dem anhaltenden Nieselregen – mehr schlecht als recht von einer Plane überdacht wurde. Alles in allem sah es für ihn verdächtig nach einer Konstruktion aus, die auch in jedem beliebigen Park zur Verköstigung von Obdachlosen genutzt wurde, aber wenn man etwa 50 Meilen von der nächsten Pizzeria entfernt war sollte man lieber nicht wählerisch sein. „Ich sage dir, wenn es heute schon wieder Spaghetti gibt, verklage ich irgendwen wegen seelischer Grausamkeit ...“ Jensen vergrub die Hände noch tiefer in den Jackenraschen als ohnehin schon. Es war kaum zu glauben, dass sie noch immer Anfang September hatten – hier unter freiem Himmel konnten allerhöchstens 10 Grad sein, und dabei hatte sich das Wetter im Vergleich zu den Vortagen schon wieder etwas erholt. Trotzdem war er davon überzeugt, das er beim Dreh heute Abend seinen Atem würde sehen können. Gott sei Dank würden sie in fünf Tagen die Zelte abbrechen und erst 200 Kilometer weiter südlich wieder anhalten, um die nächste Folge zu drehen. „Hauptsache, es ist nicht wieder dieses komische Hühnchengericht ... das ist sogar noch schlimmer als dieser Eintopf von gestern ...“, führte Jared seine Gedanken fort. Auf dem Weg zu den überdimensionalen Töpfen die das heutige Drei-Sterne-Menü enthielten, taten sie das, was sie auch an jedem anderen Tag machten. Sich über das Essen zu beschweren war bereits zu einer Art Tradition bei ihnen geworden. Wann immer möglich, besorgten sie sich etwas aus einem Diner oder Schnellimbiss in der Nähe, aber warmes Essen war definitiv besser als sich jeden Tag von Chips und Energy-Riegeln zu ernähren. Und er sprach dabei aus Erfahrung. Na ja, und was das Kantinenessen anging – egal, was auch immer er darüber sagen konnte, es war definitiv besser als alles was er oder Jared auf den kleinen Campingkochplatten in ihren Wohnwagen je zustande bracht hatten. Zum Glück – und zur unbändigen Freude von Jensen – gab es keine Spaghetti, sondern einen relativ neutralen Gemüseauflauf. Da musste wohl jemand der Meinung sein, dass sie bei dem derzeitigen Wetter jedes bisschen Vitamin gebrauchen konnten dass sie bekamen. Ein paar Minuten später hatten sie es sich in Jareds Wohnwagen bequem gemacht. Jensen saß auf dem Sofa, während Jared die freie Zeit nutzte um seine E-Mails zu lesen. „Wie geht’s eigentlich Sandra?“, unterbrach der Ältere ihn in seiner Beschäftigung. Jared ließ nun doch von seinem Computer ab, was Jensen nur begrüßen konnte – das lange Elend sah mindestens dreimal pro Tag nach ob ihm irgendjemand geschrieben hatte, und so gefragt er auch sein mochte – irgendwas sollte er gegen seine Computerobsession tun. „Sie kommt in zwei Tagen vorbei.“, grinste der Größere versonnen. „Na da freut sich aber jemand.“ Er schob seinen Teller von sich weg und lehnte sich zurück. „Jepp.“ Jared streckte seine langen Beine aus. „Es war fast ein Monat dieses Mal.“ Der Ältere nickte verstehend. Er wusste wie es war, wenn man eine Fernbeziehung führte. Und er bewunderte es, dass die beiden schon seit fast drei Jahren ein Paar waren, obwohl sie sich oft wochenlang nicht sahen. „Wie lange kann sie bleiben?“, fragte er weiter. Er mochte Sandy – sie war sympathisch und witzig. Auch wenn sie ein bisschen klein für Jared war. Oder Jared ein bisschen groß für sie. Auf der anderen Seite war Jared im Vergleich zu jedem normalen Menschen zu groß. „Eine Woche. Vielleicht ein bisschen länger.“ Ein lautes Donnern unterbrach ihr Gespräch, und Jensen, der auf dem Sofa und damit direkt am Fenster saß, zog die Vorhänge beiseite und spähte nach draußen. Aus dem leichten Nieselregen war ein handfestes Gewitter geworden. „Was für ein Mistwetter.“, seufzte er. Und Kripke würde auch noch begeistert sein – die Szenen, die sie in dieser Nacht drehen wollten, spielten nämlich draußen, und der Regisseur mochte es wenn sie alle durchweicht wurden und sich den Hintern abfroren. Erzeugte die richtige Atmosphäre, oder wie auch immer man es nennen wollte. Yeah, there’s no buisness like show buisness. Heute war einfach nicht sein Tag. Und heute war tatsächlich definitiv nicht sein Tag. Das stand bereits nach der zehnten Drehminute fest. Er und Jared waren schon jetzt bis auf die Knochen durchweicht und Kripke freute sich tatsächlich, weil sie so schön realistisch durch den Schlamm stapften - was in ihm übrigens den Wunsch nach Mord im Affekt auslöste. Das einzig Gute daran war, dass es wirklich nichts gab was sie falsch machen konnten. Außer im Matsch auszurutschen natürlich. Und sich eine mittlere Lungenentzündung zu holen. „Du siehst aus als wärst du in den Teich gefallen.“, begrüßte ihn Jared, als er endlich unter die Plane flüchten konnte. Der Größere hatte bereits vor ein paar Minuten Schluss gehabt, während er selbst noch eine Einstellung hatte drehen müssen. Schnell griff er nach einer Decke, die ihm einer der Assistenten hinhielt und wickelte sich darin ein. „Und du siehst aus wie ein begossener Pudel.“ Beide griffen gleichzeitig nach einem Becher Tee, die bereits auf einem kleinen Tisch aufgebaut wurden waren. Jensen genoss die Wärme. Regen und Kälte waren nichts, was er besonders liebte – er war aus Texas, und dort war es so gut wie das ganze Jahr über warm. Diesen Winter würde er so weit es sich mit seinem Arbeitsplan vereinbaren ließ in Florida verbringen, das schwor er sich. „Was müssen wir jetzt eigentlich noch drehen?“ Ach ja, Jared, immer der arbeitsame. Aber er konnte es nachvollziehen, denn je eher sie hier fertig waren, desto eher konnten sie für heute aufhören. Wenn er sich richtig daran erinnerte, dann würden sie morgen um neun Uhr morgens anfangen, und auch wenn das nicht allzu zeitig war, so hatte er doch keine Lust noch mitten in der Nacht zu drehen, während er bereits in seinem Bett liegen könnte. Was blieb eigentlich noch? Man hatte es ihnen vor ein paar Stunden schon grob erklärt, aber es war immer schwierig zu wissen, wo genau im Dreh man gerade war – oft drehten sie die Szenen nicht in der richtigen Reihenfolge, und auch wenn er zu Anfang jeder Episode ein Script in die Hand gedrückt bekam, änderte sich alles während des Drehs so oft, dass er nach dem Schnitt oft selbst überrascht war wie die Folge am Ende tatsächlich ausfiel. Also zuckte er mit den Schultern. „Irgendwas mit dem Auto, glaube ich …“ Im Moment war er froh, eine kurze Pause zu haben, um sich aufzuwärmen. „Was machst du nachher noch?“ Auch wenn es dank des üblen Wetters nicht so aussah, aber mit einem kurzen Blick auf die Uhr bemerkte er, dass es noch nicht einmal halb zehn war. Jared schienen die gleichen Gedanken zu kommen. „Wenn es nicht mehr zu lange dauert, können wir ja noch eine Runde Billard spielen.“ Jensen grinste. „Geht klar. Ich mache dich sowieso fertig.“ „Davon träumst du.“ Eine Gestalt kam aus dem Regen auf sie zu – jemand mit Regencape, stellte er fest und wünschte sich auch eins, aber nein, Dean Winchester trug ja nur Lederjacken – und wies sie in die letzte Einstellung ein. Auf den Impala zu rennen (oder humpeln, in Jareds Fall, denn der spielte einen Verletzten), Sam Winchester auf der Rückbank abladen und dann Gas geben. Er grinste Jared an. Ihr Abend war gerettet. Nun, ihr Abend war leider noch nicht ganz gerettet. Sie schafften es die Szene ganze fünf Mal zu vermasseln, weil er mit dem Größeren über der Schulter nicht ordentlich laufen konnte und dem Kamerateam immer wieder irgendetwas nicht passte, bis sie es endlich bis in den Wagen geschafft hatten. Er trat auf das Gaspedal, die Reifen drehten durch und griffen dann endlich. Zweihundert Meter etwa, hatte der Assistent gesagt. Plötzlich sah er ein gleißendes Licht nicht weit von dem Wagen entfernt, und sofort folgte ein Donnern. Das Gewitter hatte also den Drehort erreicht. Kripke würde wahrscheinlich ganz aus dem Häuschen sein wegen der tollen Spezialeffekte. Mistwetter! Noch ein Blitz folgte. Good Times, Bad Times, you know I had my share; When my woman left home for a brown eyed man, Well, I still don't seem to care.I know what it means to be alone, I sure do wish I was at home. I don't care what the neighbors say, I'm gonna love you each and every day. You can feel the beat within my heart. Realize, sweet babe, we ain't ever gonna part. (Led Zeppelin - Good Times Bad Times) Kapitel 2: Radio Nowhere ------------------------ A Twist in the Tale Authors Note: So, und hier ist auch schon das nächste Kapitel. Ich fasse mich heute mal kurz. Nächste Woche kommt noch ein Kapitel, eventuell auch zwei. Dann dauerts ein bisschen, weil ich in den Urlaub fahren werde ... R&R ^^ 2. Kapitel – Radio Nowhere I Was Tryin' To Find My Way Home But All I Heard Was A Drone Bouncing Off A Satellite Crushin' The Last Lone American Night This Is Radio Nowhere, Is There Anybody Alive Out There? This Is Radio Nowhere, Is There Anybody Alive Out There? I Was Spinnin' 'round A Dead Dial Just Another Lost Number In A File Dancin' Down A Dark Hole Just Searchin' For A World With Some Soul This Is Radio Nowhere, Is There Anybody Alive Out There? This Is Radio Nowhere, Is There Anybody Alive Out There? Is There Anybody Alive Out There? (Bruce Springsteen – Radio Nowhere) Eine der ersten Erinnerungen Jensens war der Tag, an dem er das erste Mal mit seinem Vater und einigen Freunden ein Lagerfeuer gemacht hatte. Zumindest war es das erste Mal an das er sich erinnerte. Trotz seiner vielleicht vier Jahre, die er damals alt gewesen war, durfte er bis spät in die Nacht aufbleiben und die Flammen beobachten. Bis spät in die Nacht war in diesem Fall zwar nur bis kurz nach Sonnenuntergang, vielleicht um neun, höchstens zehn – aber in seiner Erinnerung hatte dieser Abend ewig gedauert. Es hatte Marshmallows gegeben. Sein Cousin Kyle hatte Gruselgeschichten erzählt, die allerdings noch nicht einmal für ihn unheimlich gewesen waren. Und er konnte sich noch genau daran erinnern, wie ihm der Geruch der im Feuer gerösteten Kartoffeln in die Nase gestiegen war, kurz bevor er auf einer Decke einschlief. Jetzt roch es so ähnlich. Das Einzige, was die Erinnerung störte, war das penetrante Geräusch eines Klopfens. Und der Druck, der sich ganz langsam in seinem Kopf ausbreitete. Mit einem Stöhnen schüttelte der Braunhaarige die letzten Erinnerungsfetzen des Traumes ab und drehte seinen Kopf zur Seite. Wo auch immer er eingeschlafen war, es war definitiv nicht der bequemste Platz gewesen, den er sich ausgesucht hatte. Auf jeden Fall ruhte sein Kopf nicht auf einem Kissen, wo er normalerweise hingehörte, sondern auf irgendetwas Härterem. Er konnte sich nur nicht dazu überwinden nachzusehen, was es so genau war. Noch immer fiel es ihm schwer zu denken. Und immer noch hatte das penetrante Klopfen nicht aufgehört – im Gegenteil, er hatte sogar den leisen Verdacht, dass es in den letzen Sekunden einen beinahe panischen Klang angenommen hatte. Gott, er wollte doch nur seine Ruhe. Mit einem Knurren versuchte er den Störenfried zu vertreiben, um zumindest noch ein paar Minuten seine Ruhe zu haben. Ganz offensichtlich hatte sein Stöhnen jedoch den gegenteiligen Effekt. Anstatt zu verschwinden, wie es sich gehört hätte, ertönte jetzt eine Stimme. Eine weibliche Stimme. Rechts von ihm. Ja, rechts. Glaubte er zumindest. Er hatte doch wohl hoffentlich nicht irgendeine Frau mit nach Hause gebracht und konnte sich nicht mehr daran erinnern, oder? „Wie geht es ihnen? Sind sie wach?“ Ihr besorgter Ton beruhigte ihn zumindest in dieser Hinsicht. So klang niemand, der die vorherige Nacht mit ihm verbracht hatte. Und ihre Stimme klang alt – zu alt für ihn. „Wo bleibt der Krankenwagen?“ Krankenwagen? „Ich habe immer noch keinen Empfang!“, antwortete eine andere Person. Irgendetwas ging hier nicht mit rechten Dingen zu. Er zwang sich dazu die Augen zu öffnen. Und bereute sofort, diesen Gedanken jemals gehabt zu haben. Ein brennend heißer Schmerz schoss durch seinen Kopf, der auch, nachdem er seine Augenlieder schon lange wieder zusammen gekniffen hatte, nicht sofort wieder verschwand. „Hallo! Wie geht es ihnen?“ Während seines kurzen Blickes war ihm bewusst geworden, dass er in einem Auto war. Definitiv. Er war sich nicht ganz sicher, weshalb er hier geschlafen hatte oder warum sein verdammter Schädel kurz davor war zu explodieren, aber er war in einem Auto, soweit war er sich sicher. Weshalb auch immer. Aber derzeit war er nicht wirklich in der Lage, sich über solche Kleinigkeiten Gedanken zu machen. „Haben sie ein Aspirin?“, antwortete er der Frau vor seinem Fenster etwas verspätet. Oder wollte es – nicht mehr als ein leises Nuscheln kam von seinen Lippen, und er bezweifelte, dass sie überhaupt bemerkt hatte das er etwas sagte. „Hoffentlich ...“, murmelte jemand hinter ihm. Eine Stimme, die ihm bekannt vorkam, und nach ein paar Sekunden machte es Klick in seinem Kopf. Jared. Na zumindest war er nicht alleine in Schwierigkeiten. „Wo, verdammt noch mal, sind wir?“ Schön. Und er hatte schon gedacht er wäre der Einzige der sich hier diese Frage stellte. Er konnte sich nicht an das Geringste erinnern. „Man Alter, waren wir gestern einen Saufen oder was ist los?“, ergänzte sein bester Freund noch. Dann raschelte es hinter ihm, gefolgt von einem lauten Stöhnen. Wider Willen musste er grinsen. Jared schien den gleichen Fehler gemacht zu haben wie er nur eine Minute zuvor. „Keine Ahnung, aber falls doch, hätten wir uns vielleicht etwas mehr zurückhalten sollen ...“ Nochmals versuchte er sich aufzusetzen, ging aber vorsichtiger vor. Ein leichter Schwindel erfasste ihn, als er dieses Mal die Augen öffnete, aber der erwartete Schmerz blieb aus. Die Frau klopfte immer noch an das Autofenster. Er drehte den Kopf zu ihr und grinste kläglich. „Schon okay, ich lebe noch ...“, sagte er dann schwach und ließ sich wieder zurückfallen. Ganz offensichtlich saß er auf dem Beifahrersitz, während Jared es sich auf der Rückbank bequem gemacht hatte. Er hatte immer noch nicht die geringste Idee, wie sie hierher geraten waren. Es war ja nicht nur, dass er nicht einmal den Wagen auf Anhieb erkannte. Er hatte ihn schon einmal von innen gesehen, auch wenn er ihn gerade nicht so wirklich zuordnen konnte, doch es war weder sein eigener noch der von Jared. Da würden sie wohl irgendeinem ziemlich wütenden Crewmitglied später erklären müssen, warum sie mit seinem Auto einen ausgedehnten Ausflug ins Grüne gemacht hatten. Womit er zum zweiten Punkt kam. Um ihren Parkplatz herum – der aus nicht mehr als dem Seitenrand eines besseren Trampelpfads bestand – war weit und breit nur ein Dickicht aus Bäumen und Sträuchern zu erkennen. Was machten sie in einem fremden Wagen mitten in einem gottverlassenen Wald? Und dann war da immer noch das Dritte, was ihn verwirrte. „Mensch, warum riecht es hier so verbrannt?“, ergänzte nun Jared. Genau mein Punkt., dachte Jensen. Warum riecht es hier nach gerösteten Kartoffeln? Am Ende stellte sich heraus, dass das nette ältere Ehepaar, das sie gefunden hatte, auf den Namen Underwood hörte. Jennifer und Hank Underwood leben in Crystal Falls, hatten aber eine Ferienhütte etwa zwei Meilen von ihrem jetzigen Standpunkt entfernt und befanden sich gerade auf einem Morgenspaziergang, als sie ein scheinbar verlassenes Fahrzeug entdeckten. Wie sich herausstellte, war es wohl nicht ganz so leer wie sie angenommen hatten, denn im Inneren fanden sie zwei zusammengesunkene Gestalten. Sie hatten zuerst angenommen, das sie einfach nur schliefen, dann aber die Kratzer in ihrem Gesicht entdeckt … Bei diesen Worten sahen sich die zwei jungen Männer überrascht an und bemerkten, das sie tatsächlich leichte Verletzungen hatten. Nichts Schlimmes, aber beide sahen aus als wären sie die halbe Nacht durch den Wald gerannt und hätten mehr als einen Zweig zu viel in ihre Gesichter bekommen. Jensens Gedanken drifteten langsam ab, als das Ehepaar davon berichtete wie sie versucht hatten das Krankenhaus anzurufen, aber sie wüssten ja wie das war ... wenn man schon mal ein Handy gebrauchen konnte ... Jetzt wo sie festgestellt hatten, das ganz offensichtlich weder jemand verletzt war noch im Sterben lag, begannen sie, ihnen ausführlich zu erklären, wie sie in diese doch ziemlich verlassene Gegend gekommen waren. Und außerdem alles, was sie sonst noch in den letzten zwei Jahren unternommen hatten – wenn er die Gesprächsfetzen richtig interpretierte, die ab und an den Weg durch seine Gedanken fanden, erzählten sie wohl gerade etwas von ihrer Tochter. Währenddessen wünschte sich der Schauspieler, die beiden hätten sie nie gefunden. Auch wenn er sich dann wohl immer noch seinem Schönheitsschlaf hingeben würde, so unterbrach die Tatsache, etwas über die derzeitige Wandfarbe ihres Wohnzimmers zu hören, sein Denken doch massiv. „Und wo kommen Sie her?“ Unglaublich – Jennifer Underwood hatte ihren Redeschwall lange genug unterbrochen um ihnen eine Frage zu stellen. „Texas.“ Nun, zumindest das stimmte – sie waren beide ursprünglich aus Texas, auch wenn sie heute eher einen geringen Teil ihrer Zeit zu Hause verbrachten – doch zumindest so lange sie ihn nicht erkannte würde er ihr mit Sicherheit nicht aufbinden wer er wirklich war. Wenn sie herausfand, dass sie beide Schauspieler waren, dann würden sie hier wahrscheinlich in nächster Zeit nicht mehr wegkommen. Er hatte derzeit andere Probleme, als mit einer völlig Fremden Smalltalk zu führen. „Na, da seid ihr Jungs ja ein ganzes Stück weg von zu Hause.“ Das hatte er sich auch selbst denken können. Texas war – zumindest von Vancouver aus gesehen – so gut wie auf einem anderen Kontinent. Was ihn zu der Erkenntnis führte, dass sie auch nicht in Vancouver waren. Sie mussten es irgendwie geschafft haben meilenweit mitten ins Nirgendwo zu fahren. Der letzte Drehort war ziemlich abgelegen gewesen. Falls sie noch tiefer ins ländliche Kanada gefahren waren konnte es gut sein, dass sie ewig zurück brauchten. „Äh … wo genau sind wir hier? Wir haben uns gestern Nacht ziemlich verfahren …“, formulierte Jared seine eigene Frage und sah sich ebenfalls das erste Mal wirklich um. Wo auch immer sie gelandet waren, zumindest er selbst kannte den Ort nicht. „Oh, wir sind hier in der Nähe der Gooseberry Falls.“, antwortete Hank, als wäre damit alles klar. Beiden sagte der Name nicht das Geringste. „Und wie kommen wir zur nächsten Stadt?“ Wenn sie wieder in der Zivilisation waren, dann würden sie schon irgendwie zurück zum Set finden, hoffte Jensen. Und dort auf Knien um ihre Jobs flehen. Nicht nur das sie für den heutigen Drehtag sowieso schon viel zu spät dran waren, nein, sie hatten auch noch das Auto geklaut. Nach dem Aussteigen hatte er es nämlich doch noch erkannt. Ja, genau. Das Auto. Den Impala. Sie waren ja so was von tot. Am Set gab es zwar ganze fünf Stück davon, aber sie würden trotzdem riesigen Ärger dafür bekommen, dass sie mit einem der Chevrolets spurlos verschwunden waren. Höchstwahrscheinlich hatten sie sich nicht abgemeldet, vermutete er. Wenn sie sich nicht einmal daran erinnern konnten wie sie hierher gekommen waren, dann hatten sie mit Sicherheit auch nicht daran gedacht. „Bis Two Harbours sind es etwa 12 km.“ Hank deutete die Straße hinunter, die sie ganz offensichtlich gestern gekommen waren. Oder wann auch immer. Wenigstens hatten sie den Wagen nicht zu Schrott gefahren. Jensen hatte keine Ahnung, wo Two Harbours war, und Jared, der sich immer noch umsah, schien es nicht anders zu ergehen. Es war Zeit für einen taktischen Rückzug. „Nun, wir müssen dann los.“, sagte er also. „Jared hier hat heute noch einen Arzttermin, und sie wissen ja wie das ist …“ Der Größere schien immer noch weggetreten zu sein, also stieß er ihn leicht mit dem Ellenbogen an, und jetzt reagierte er endlich. „Oh, ja. Der Arzttermin.“ Auch wenn es vielleicht nicht besonders höflich war, verabschiedeten sie sich mit mehr Hast als Grazie und fuhren in die Richtung, die das Ehepaar ihnen gewiesen hatte. Jared kramte in seiner Tasche, bis er sein Telefon gefunden hatte und wählte eine Nummer. Daran hätten sie auch früher denken können. Irgendwen anzurufen und Schadensbegrenzung zu betreiben, war das Beste was sein jüngerer Begleiter jetzt tun konnte. Trotzdem war Jensen mehr als glücklich darüber, dass nicht er es war, der Kripke von ihrem kleinen Ausflug in Grüne berichten musste. Inzwischen betrachtete er sich die Umgebung. Viel gab es nicht zu sehen. Nun, eigentlich gab es sehr viel zu sehen, wenn man sich für Bäume und die Natur interessierte - sie waren noch immer in einem Wald – aber ansonsten …keine Häuser oder Hütten, nichts. Nur sehr viele Bäume. Noch nicht einmal Berge waren zu sehen. Das kam ihm irgendwie seltsam vor. „Ich habe kein Netz.“, stöhnte Jared neben ihm. Er tippte verschiedene Nummern ein, hielt sich das Telefon ans Ohr und legte ganz offensichtlich genervt wieder auf. Ohne Netz würde es ihm auch nichts nützen noch zwanzig weitere Leute anzurufen, also murmelte Jensen: „Versuch meins. Ist in meiner rechten Jackentasche …“, während er sich zu orientieren versuchte. Er hatte endlich eine Straße gefunden die mit Asphalt bedeckt war, und überlegte nun in welche Richtung er weiterfahren sollte. Die Underwoods hatten irgendetwas von Süden erwähnt, also bog er nach links ab. Jared hatte sich in der Zeit die Jacke vom Rücksitz gegriffen und durchsuchte nun seine Taschen. Er seufzte wieder auf, nachdem er die erste Nummer versucht hatte. „Deins funktioniert auch nicht.“ Langsam wurde die Situation absurd. „Kripke bringt uns um.“ I Want A Thousand Guitars I Want Pounding Drums I Want A Million Different Voices Speaking In Tongues This Is Radio Nowhere, Is There Anybody Alive Out There? This Is Radio Nowhere, Is There Anybody Alive Out There? Is There Anybody Alive Out There? I Was Driving Through The Misty Rain Yeah Searchin' For A Mystery Train Boppin' Through The Wild Blue Tryin' To Make A Connection With You This Is Radio Nowhere, Is There Anybody Alive Out There? This Is Radio Nowhere, Is There Anybody Alive Out There? Is There Anybody Alive Out There? (Bruce Springsteen – Radio Nowhere) So, und wer Englisch spricht und einen kleinen Einblick in die doch teilweise seeehr seltsamen Gedanken der SPN-Autoren haben will: www.sequentialtart.com/article.php?id=345 Kapitel 3: We're not in Kansas ------------------------------ A Twist in the Tale Authors Note: So, die Zoso ist wieder da. Freut euch ^^ Also die erste Warnung ist: dieses Kapi ist nicht gebetat, wer also Fehler findet darf sie sich gerne ausdrucken und an die Pinwand hängen ... Und jetzt die gute Nachricht: Habe gestern meine letzte Prüfung bestanden!!! *Sektkorken knallen lässt und auschänkt* *auf die jüngeren Leser schielt* *O-Saft und Cola rauskramt* Freut euch für mich !!! Das heißt allerdings, das ich mich Freitag erstmal in Richtung meines wohlverdienten Urlaubs absetze .. das heißt, von mir werden voraussichtlich die nächsten vier Wochen keine neuen Kapis kommen. Ich habe zwar auch im Urlaub Internet (also falls der ein oder andere Kommis oder ENS findet nicht wundern, ihr dürft sie trotzdem behalten), aber zum Schreiben werde ich wohl nicht kommen. Na gut, soviel zu mir. Hier das neue Kapi: (hab sogar mal etwas mehr geschrieben) 3. Kapitel - We’re not in Kansas I wander 'round thinking, well, what kind of place is this Well maybe it's in the parks, maybe it's in the stores But I know if we're being honest, it's in the people But they're all caught up in the traffic Listening to the weather Well dog, I know we're not in Kansas—the sky's all colored wrong I know we're not in Kansas—the days are all too long I sure don't understand this—that's what you're howling for I know we're not in Kansas, Kansas anymore (Big Country – We’re not in Kansas) Two Harbours war eine kleine, schachbrettartig organisierte Stadt an einem riesengroßen See. Von einem Ende zum Anderen zu fahren dauerte kaum mehr als zehn Minuten. Sie hatten es ausprobiert – drei Mal – während sie ungläubig mal die eine, mal die andere Straße genommen hatten. Ganz offensichtlich waren sie in größeren Problemen als sie geahnt hatten, denn sie waren – Überraschung, Überraschung – mitnichten dort, wo sie es vermuteten. Two Harbours lag definitiv nicht im ländlichen Kanada, sondern irgendwo in den USA. Wo genau sie waren, das hatten sie dabei noch immer nicht herausgefunden. Sie hatten es tatsächlich geschafft, irgendwie die Grenze zu überqueren. Jared und Jensen hatten sich, nachdem sie etwa eine halbe Stunde durch die Straßen gefahren waren, geschockt in einem Diner vergraben und brüteten nun still über ihren Kaffeebechern. Wie um sie zu verhöhnen sprach der einzige andere Gast schon seit zehn Minuten in sein Handy. Sie hatten noch immer kein Netz. Und sie hatten auch bereits versucht ein Münztelefon zu benutzen und etwa zwanzig Leute angerufen, die derzeit auf dem Set sein sollten. Nachdem dort ebenfalls niemand geantwortet hatte, hatte Jared tatsächlich beschlossen das absolut Peinlichste zu machen, was er in seinem gesamten bisherigen Leben getan hatte. Er hatte seine Mutter angerufen. Schon während des Klingelns konnte er sich das Gespräch ziemlich genau vorstellen. Hi Mom … Ja, mir geht’s gut … Kannst du mal bitte Eric Kripke anrufen und ihm sagen, das ich und Jensen in irgendeinem Kaff namens Two Harbours festsitzen und nicht wissen wo wir sind … ja Mom, ich bin nicht auf Arbeit, wir haben uns verfahren … ja Mom, ich WEISS das ich 25 Jahre alt bin … nein Mom, ich erinnere mich nicht wie ich hierher gekommen bin … nein Mom, ich habe nicht angefangen Drogen zu nehmen … Genau dieser Grund war es übrigens auch gewesen, aus dem sie bisher keinen der Einheimischen gefragt hatten wo genau sie waren. Er konnte sich ziemlich genau vorstellen was passieren würde, wenn Jensen Ackles und Jared Padalecki plötzlich mit einem Impala irgendwo anhalten und fragen würden: Entschuldigung, aber in welchem Bundesstaat sind wir gerade? Oh ja, er konnte es sich vorstellen. Es wunderte ihn sowieso schon, dass sie bisher noch niemand erkannt hatte. Und dann war es wirklich bizarr geworden. Nicht, dass die Situation nicht vorher schon seltsam gewesen wäre, doch als gerade in dem Moment, in dem er auflegen wollte doch noch jemand abhob, hätte er beinahe den Boden unter den Füßen verloren. Eine weibliche Stimme hatte geantwortet – jedoch nicht mit dem Namen Padalecki. Als er nach seiner Familie fragte, bekam er nur die Antwort sie würde sie nicht kennen. Jared hatte aufgelegt und die Nummer noch einmal gewählt, nur um zum gleichen Ergebnis zu kommen. Wie groß war die Chance, dass er bei einer Nummer, die er in seinem Leben wohl schon tausend Mal gewählt hatte, zwei Mal hintereinander die falschen Zahlen eingab? Beim dritten Mal legte er auf ohne zu antworten, als eine nun mittlerweile ziemlich genervte Stimme zum wiederholten Mal: „Hier bei Halliwell.“ sagte. Und jetzt saßen sie in einem kleinen Diner und versuchten herauszufinden welche Götter sie wohl verärgert haben könnten. Es gab natürlich immer noch die Möglichkeit, dass er jetzt gerade in seinem warmen Bett lag und diese gesamte absurde Situation einfach nur träumte. Er konnte sich nur nicht daran erinnern, schon jemals einen Traum gehabt zu haben, der sich so echt anfühlte. Jensen seufzte genervt auf, als der Größere begann mit seinem Telefon unbewusst rhythmisch auf den Tisch zu klopfen. Er wusste, dass der Jüngere es nicht mit Absicht machte – dieser starrte schon seit geschlagenen zehn Minuten mit einem Gesichtsausdruck aus dem Fenster, als würde er auf die Apokalypse warten – aber trotzdem ging es ihm gehörig auf den Geist. „Was?“ Sein Leidensgenosse hatte ihn ganz offensichtlich gehört und sah ihn nun verärgert an. Nicht gut. Das Letzte, was sie jetzt noch gebrauchen konnten, war ein handfester Streit. „Nichts. Ich bin mal kurz im Waschraum.“ Dort angekommen, spritzte er sich eine handvoll Wasser ins Gesicht. Die Kälte tat gut und vertrieb einen Teil der Apathie, die von ihm Besitz ergriffen hatte. Sie brauchten einen Plan. Und zwar ganz dringend, möglichst bevor sie sich gegenseitig an die Gurgel gingen. Er sah sich im Spiegel an und bemerkte wie erschöpft er aussah. Tiefe Ringe lagen unter seinen Augen, und zusammen mit den Bartstoppeln und den Kratzern, die noch immer sein Gesicht zierten, sah er eher wie ein Landstreicher als wie ein dreißigjähriger Schauspieler aus. Nun, zumindest dagegen konnte er etwas tun. Fünf Minuten und etliche Hände voll Seife später blickte ihm ein völlig anderer Mensch aus dem Spiegel entgegen. Die Kratzer waren zwar immer noch da, doch er sah jetzt wenigstens wieder wie er selbst aus. Selbst die Haare hatte er sich gewaschen und rubbelte sie jetzt mit dem Flanellhemd trocken, dass er über seinem T-Shirt getragen hatte. Es war wohl das erste Mal, dass er sich im Waschraum eines unbekannten Diners wiederhergerichtet hatte. Andererseits war heute scheinbar für viele Dinge das erste Mal. Kurz musste er bei dem Gedanken lächeln was geschehen wäre, wenn jemand hereingekommen wäre - doch sie hatten jetzt andere Sorgen als das, was irgendein Unbekannter von ihnen halten mochte. Er trug noch immer die Sachen, die er am Vortag während des Drehs angehabt hatte, das war ihm bereits aufgefallen. Mal davon abgesehen, dass sie sehr viel mitgenommener aussahen als die Sachen, die sie sonst am Set trugen, war es genau die Art Kleidung die die Winchesters immer trugen – Shirt, Flanellhemd, Lederjacke. Sogar die Kette war da. Es unterschied sich völlig von dem Kleidungsstil, den er privat bevorzugte. Der Mensch, der ihm dort aus dem Spiegel entgegenstarrte, sah viel eher aus wie Dean Winchester als Jensen Ackles … Nein, er würde diese Möglichkeit nicht einmal in Betracht ziehen. Schon die Tatsache, dass es ihm überhaupt in den Sinn gekommen war, sagte mehr über seinen aktuellen Geisteszustand aus als ihm lieb sein konnte. Jared und er hatten bereits im Auto darüber gesprochen, an was sie sich noch erinnerten. Es war ein sehr kurzes Gespräch gewesen. Beide erinnerten sich noch an den Dreh und den Regen – vor allem an den Regen – und dann an nichts mehr. Sie waren ins Auto gestiegen und losgefahren. Punkt. Und dann waren sie heute Morgen in diesem verdammten Wald aufgewacht. Was dazwischen geschehen war, wussten sie beide nicht. Es war wie verhext. Sie hatten es nicht geschafft irgendjemanden zu erreichten. Und sie hatten versucht, jeden anzurufen den sie auch nur flüchtig kannten. Beide Telefone schienen nicht zu funktionieren. Der nächste logische Schritt – eigentlich das Einzige was ihnen noch übrig blieb – war, selbst von hier aus zurück zu fahren. Dazu mussten sie aber erst einmal wissen, wo genau hier in ihrem Fall war. Na das klang doch schon einmal nach einem ganz guten Plan. Als er in das Lokal zurückkehrte sah er, dass der Jüngere irgendwo eine Zeitung aufgetrieben hatte und nun mit gerunzelter Stirn angestrengt las. Er bemerkte es scheinbar nicht einmal, als sich Jensen ihm gegenüber niederließ und ihm einen fragenden Blick zuwarf. „Hast du was Interessantes gefunden?“ Die einzige Antwort war ein undefiniertes Knurren, dass er für sich selbst als: „Warte mal kurz.“ übersetzte. Na gut, dann würde er ihnen eben erst einmal etwas zu essen bestellen. Sie hatten den ganzen Tag noch nichts gehabt, und sein Magen fing langsam an sich unangenehm bemerkbar zu machen. Nachdem er die Kellnerin heran gewunken und zwei Schinken-Sandwichs bestellt hatte, lehnte er sich zurück. Jared hatte die Frage was er wolle einfach ignoriert, also würde er ohne zu klagen das essen müssen, was auf den Tisch kam. Was konnte so interessant an der Tageszeitung einer langweiligen Kleinstadt sein? Der Jüngere schien nach ein paar Minuten fertig zu sein und schob ihm die Zeitung über den Tisch zu. „Sieh dir das Datum an.“, forderte er ihn mit einem ernsten Blick auf. „16. März. 2007.“, las er laut vor. „Was willst du mit einer Zeitung, die schon fast ein halbes Jahr alt ist?“ „Die ist von heute, Jens.“, sagte der Größere, ohne die Mine zu verziehen. Dieser zog ungläubig eine Augenbraue nach oben. „Heute ist der fünfte September, du Schlaumeier.“ Jared sah ihn noch immer ausdruckslos an, und dem Älteren wurde plötzlich klar, dass er die ganze Situation genauso wenig fassen konnte wie er selbst. Das ganze konnte einfach nicht wahr sein. Es war schlicht und ergreifend unmöglich. Es war undenkbar, dass sie eine gottverdammte Zeitreise gemacht hatten! „Denkst du, dass sie sich wieder einen ihrer Scherze ausgedacht haben?“, fragte er tonlos. Die Crew hatte sich schon öfters Scherze mit ihnen erlaubt – flackernde Lichter, Geräusche, alles was man sich denken konnte. Einmal hatten sie sogar das gesamte Set in ein riesiges Spukschloss verwandelt, um sie in die richtige Stimmung zu bringen. Oh ja, das war wirklich ein höllischer Spaß gewesen. Wenn er den Typen erwischen würde, der sich das mit der ferngesteuerten abgetrennten Hand ausgedacht hatte, würde es Tote geben. Aber das sie sie ohnmächtig in einen gottverlassenen Wald gekarrt und ihre Handys demoliert hatten, wäre dann doch etwas zu weit hergeholt. Keine Chance, dass irgendeiner der Produzenten diese dämliche Idee mitgemacht hätte. Dann dachte er an Eric. Die Chance war trotzdem ziemlich gering. „Was ist denn mit euch zwei los?“ Ihr Blickduell wurde von der Kellnerin unterbrochen, die ihr Essen brachte und schwungvoll vor ihnen abstellte. „Haben euch eure Freundinnen versetzt?“ Es dauerte einen Moment, bis Jensen ihren Gedanken folgen konnte. Dann schüttelte er den Kopf. „Oh, nein … wir sind nur müde. Sind die ganze Nacht gefahren.“ Er warf ihr ein höfliches Lächeln zu, zusammen mit einem etwas verspäteten: „Danke.“ Die Kellnerin zwinkerte ihm zu, bevor sie zum Tresen zurückkehrte. Während er nach seinem Sandwich griff und hinein biss, überflog er den Rest der Zeitungsseite. Und verschluckte sich, als sein Blick auf ein weiteres kleines Detail fiel. „Minnesota?“, hustete er. „Wir sind in Minnesota?“ „Jepp.“ Jared warf ihm nur einen kurzen Blick zu, bevor er sich wieder seinem Essen widmete. Scheinbar war er genauso verhungert wie der Ältere. Das war auch kein Wunder – seit dem Gemüseauflauf hatte keiner von beiden etwas gegessen. Dennoch wollte er das ganze jetzt sofort klären. „Jared – kannst du mir mal sagen wie wir es geschafft haben 2000 Meilen quer durch Kanada und die USA zu fahren?“ „Wenn du mir sagen kannst, wie wir ein halbes Jahr in die Vergangenheit gereist sind…“ Guter Punkt. „Warte erstmal, bis du zu Seite fünf kommst …“, murmelte der Jüngere, bevor er einen weiteren Bissen nahm. Der Artikel aus Seite fünf trug den äußerst professionellen Titel: „Ursache des mysteriösen Feuers noch immer nicht geklärt“ und enthielt dafür, dass er beinahe eine halbe Seite einnahm, erstaunlich wenige Informationen und dafür umso mehr Bilder, auf denen rein gar nichts zu erkennen war. Ganz offensichtlich hatte es vor etwa zwei Wochen ein Feuer in einem alten Jagdhaus gegeben, welches daraufhin bis auf die Grundmauern abgebrannt war. Es hatte zwei Tote gegeben – einen jungen Mann und eine Frau, die bisher noch nicht identifiziert werden konnten. Die Polizei ging von Brandstiftung aus, aber der Autor schien gefallen an der Idee gefunden zu haben, dass irgendein satanischer Kult dort eine Orgie gefeiert hatte und diese aus dem Ruder gelaufen war. Er berief sich dabei auf das Bild eines halben Pentagramms, das er auf einem verbrannten Stück Holz fotografiert haben wollte. Nachdem Jensen sich die Aufnahme etwa eine Minute lang von jeder Seite angesehen hatte, kam er zu folgendem Schluss: Es könnte sich tatsächlich um ein halbes Pentagramm handeln. Oder auch um einen Buchstaben. Oder das, was von der Graffitizeichnung einer stilisierten Ente übrig geblieben war. Letztendlich waren es schlicht und ergreifend nur zwei Striche, die mehr schlecht als recht zu erkennen waren. Jared bestand jedoch darauf, dass er dieses Zeichen schon einmal irgendwann in einer Episode gezeichnet hatte. Die Ruhe, die der Jüngere noch immer ausstrahlte, fing langsam aber sicher an ihm auf die Nerven zu gehen. „Sag mal, machst du dir gar keine Sorgen darum was hier los ist?“, machte er schließlich seinem Ärger Luft. Jared sah ihm mit einem schiefen Lächeln an, doch die Angst, die er kurz in seinen Augen hatte aufblitzen sehen reichte, um den Großteil seiner Wut wieder verschwinden zu lassen. „Ich denke nur, dass das hier ein ziemlich seltsamer Traum ist …“, murmelte der Größere daraufhin. „Wahrscheinlich liege ich im Koma oder so. Oder ich habe Halluzinationen.“ „Ja, klar, wir sind beide im Gagga-Land gelandet. Ich kann mir nur nicht vorstellen warum ich mit dir hier bin, und nicht mit einem süßen Mädel.“ Die Vorstellung hatte etwas Angenehmes an sich. Vielleicht sollte er einfach nur darauf hoffen, dass er möglichst bald aufwachen würde. Jared schnaubte darauf hin nur. „Da kann ich dir auch nicht weiterhelfen.“ Leider änderte dieser Wunsch nichts daran, dass sie derzeit in einem Diner saßen. Vielleicht sollten sie dieses Thema fallen lassen, bis sie wussten war sie nun machen wollten. Er sah sich noch einmal die Zeitung an. „Willst du dir die Hütte wirklich ansehen?“, fragte Jensen schließlich zweifelnd. „Was wollen wir da?“ Auf der anderen Seite schien es nicht so, als hätten sie derzeit etwas Besseres zu tun. „Vielleicht finden wir ja was.“ Jared zuckte nur mit den Schultern. „Wenn es tatsächlich nur ein dämlicher Scherz sein sollte, sitzen die Anderen vielleicht dort und lachen sich gerade halb krank über uns.“ „Kann sein …“ Sie verließen das Diner, nachdem sie ihr Essen bezahlt hatten – in bar. Jensen war sich nicht sicher, ob seine angeschlagenen Nerven auch noch eine nicht funktionierende Kreditkarte überleben würden. „Jens, bist du dir sicher, dass wir hier richtig sind?“ Jared sah noch einmal die enge Straße hinunter, die sie vor ein paar Minuten entlanggefahren waren, und versuchte dann zwischen den Bäumen einen Hinweis auf die Brandstelle zu bekommen. „Ja doch.“ Der Ältere schwenkte die Straßenkarte, die sie in einem kleinen Laden in Two Harbours erstanden hatten hin und her. Es war wirklich Glück, dass sie in einer Touristengegend gelandet waren. Sie konnten sich wirklich freuen. Er griff derzeit nach jedem positiven Gedanken den er finden konnte wie ein Ertrinkender nach einem Strohhalm. „Alter, ich bin durchaus dazu in der Lage eine Karte zu lesen.“, setzte Jensen noch nach und tat ein paar Schritte in den Wald hinein. „Steht in der Zeitung auch irgendetwas davon, wo genau auf dieser Straße die Hütte gestanden hat?“ „Leider nicht.“ Er drehte sich einmal im Kreis und versuchte sich zu orientieren. Nicht weit von seinem Standpunkt aus konnte er Wasser durch die Bäume schimmern sehen. Da diese Richtung genauso richtig oder falsch sein konnte wie jede andere, ging er darauf zu. Als er durch die Bäume trat verschlug es ihm die Sprache, denn obwohl er damit gerechnet hatte und den Lake Superior bereits von Two Harbours aus gesehen hatte, überraschte ihn der Anblick dennoch. Es war beinahe so, als würde er an der Pazifikküste stehen und nicht am Ufer eines riesigen Sees. „Sieht so aus, als wären wir tatsächlich in Minnesota, oder?“, die Stimme Jensens, der neben ihn getreten war, klang seltsam hohl. „Ja.“ Keine Chance, dass in der Nähe von Vancouver ein solcher Anblick zu finden war. Sie standen mehrere Minuten gedankenversunken nebeneinander. Beide konnten nicht einmal annähernd erfassen was gerade geschah. Letztendlich spürte der Jüngere, wie Jensen ihm die Hand auf die Schulter legte und sich vom See wegdrehte. „Komm, lass uns die Hütte suchen.“ Das abgebrannte Haus zu finden war am Ende lächerlich einfach. Von ihrem Standort am Seeufer aus konnten sie bereits einen Steg sehen, von dem aus ein Weg zu einer Ruine führte. Sie war völlig zusammengefallen – hätte Jared nicht gewusst, dass er hier auf ein ehemaliges Ferienhaus sah, hätte er es auf den ersten Blick nicht einmal als solches erkannt. Ein paar bereits halb zerrissene Fetzen Absperrband hingen noch herum. Sie waren wahrscheinlich noch von den polizeilichen Untersuchungen übrig geblieben. „Ach du lieber Himmel.“, drückte der Ältere das aus was er fühlte. Der ganze Ort sah nicht aus als hätte es gebrannt, sondern als hätte jemand Napalm darauf geworfen. Nachdem er ihm mit einem Bulldozer platt gemacht hatte. Die Bilder in der Zeitung hatten darauf hingedeutet dass es schlimm war, aber nicht, dass die Zerstörung so total war. „Was wolltest du noch mal hier?“ Jensen und er betraten die Ruine und sahen sich um. Er war sich nicht sicher, wonach genau sie suchten, aber es war ziemlich schnell klar dass sie nichts finden würden. Es war kaum noch etwas erhalten, was er überhaupt identifizieren konnte. Es musste eine unglaubliche Hitze geherrscht haben, um dieses Chaos anzurichten. Was auch immer er sich für Antworten von diesem Ort erhofft hatte, finden würde er sie mit Sicherheit nicht. Sie gaben nach einer halben Stunde auf. Was auch immer hier gewesen sein mochte war von Feuer, den Löscharbeiten und der seither vergangenen Zeit vollständig zerstört worden, und schließlich machten sie sich müde und verdreckt auf den Rückweg zum Impala. „Was machen wir jetzt?“ Jared fühlte sich ausgelaugt. Und das nicht nur körperlich. Das hier war ihre letzte Chance gewesen, relativ schnell Antworten zu finden. „Ehrlich? Ich weiß es nicht.“ Jensen ließ sich neben den Wagen fallen und lehnte seinen Kopf gegen das Metall der Fahrertür. Sie waren in einem viertausend Quadratmeilen großen Land und hatten keine Ahnung wo sie hin sollten. Jared spähte in Richtung des Kofferraums. Er hatte plötzlich Angst davor was er finden würde, sollte er ihn öffnen. Well dog, I know we're not in Kansas—the sky's all colored wrong I know we're not in Kansas—the days are all too long I sure don't understand this—that's what you're howling for I know we're not in Kansas, Kansas anymore (Big Country – We’re not in Kansas) Authors Note (2): Zeitliche Einordnung: Ich weiß nicht ob einer von euch schon einmal versucht hat nachzuvollziehen, wann genau welche Episode spielt … ich habe es versucht und bin halb wahnsinnig geworden. Die erste Staffel beginnt im November 2005 und endet (wenn ich richtig liege) irgendwann im Herbst 06. Das Ende der zweiten Staffel müsste irgendwann im Sommer 07 liegen, ich setze auf Juli – ich weiß, die Bäume sehen aus wie Winter (kein Laub…), aber die einzige Episode, bei der wirklich klar ist wann sie ist, ist A Very Supernatural Christmas zu Weihnachten 2007 (S3_08), und da sind seit Anfang der dritten Staffel etwa 6 Monate vergangen. Auf der anderen Seite scheint es den Schauspielern Spaß zu machen im Winter schwimmen zu gehen, Tod im Wasser spielt nämlich definitiv laut Supernatural-Timeline irgendwann Ende November oder mitten im Dezember (S1_03) … Die Autoren haben’s geschafft mich noch mehr zu verwirren als ich sonst schon bin … Naja lange Rede kurzer Sinn: Dieses Kapitel setzt kurz vor Nightshifter (S2_12) an und liegt in meiner persönlichen Timeline im März 2007. Nur falls irgendwer wegen der Daten verwirrt sein sollte. Ihr seid nicht allein … So, und jetzt machts gut ^^ *sich den Strohhut aufsetzt und in Richtung Sonnenuntergang verschwindet* Kapitel 4: World Turning ------------------------ A Twist in the Tale Authors Note: So, die Zoso ist wieder da ^^ Ein bisschen eher als erwartet, weil ich eigentlich immer noch im Urlaub bin, aber das kam so: Alles hat mit einem (übrigens tollen) Tag am Strand angefangen, bei dem ich es leider geschafft habe mir einen Sonnenbrand einzufangen. Also war ich dazu verdammt einen Tag drin zu bleiben, und was denk ich mir da: wenn ich schon nix zu tun habe, kann ich auch gleich mal ins Internet gehen ... und wie das so ist, bleibe ich ausversehen (keine Kommentare bitte -.-) bei BuddyTV hängen und sehe ein neues Interview meiner Lieblingsserie ^^ Irgendwie hat das meine grauen Zellen angeregt, so das ich dieses Kapi fertig geschrieben hab. Ach, wusstet ihr schon das Jen und Jare neuerdings zusammen wohnen? Gerade habe ich mir auch die neue Folge angesehen (4.01) ... ich werde nicht Spoilern, keine Angst, aber: Die.Haben.Meine.Ideen.GEKLAUT!!!! Jetzt muss ich doch tatsächlich meine späteren Kapis umschreiben, damit ihr nicht denkt ich hätte meine Witze geklaut und nicht umgedreht. (Einige Kapis sind nämlich schon fertig, aber bevor ihr euch beschwert: es fehlen noch welche zwischendrin, deshalb sind sie noch nicht oben ..) ------------------ @Himchen: Das kommt später noch ... übrigens spielt Lazarus Rising im September, damit wäre unsere Frage beantwortet @Calystro: *winkewinke* bin wieder da ^^ zumindest ab Sonntag XD @impala-negra: ja, hab nur für dich meine wertvolle Urlaubszeit geopfert und weitergeschrieben ^^ freu mich das es dir gefällt @Nochnoi: Bedank dich bei meiner Muse, die hatte an dem Tag gerade einen Clown gefressen (nein Sammy, nicht wegrennen ...). Ich kann doch noch nicht alles verraten ... Ihr hasst mich wahrscheinlich alle wenn ich die Sache aufkläre, aber das dauert noch ein paar Pitelchen. und@alle: Keiner hat gemerkt, das ich im 1. Kapitel die Namen verhauen habe ... ------------------ So und jetzt gehts weiter. Das Kapitel ist (meiner Meinung nach) nicht so dolle, ab dem nächsten gehts dann endlich richtig los hoffe ich :D Ab dann werden sie auch länger. 4. Kapitel - World Turning Everybody's trying to say I'm wrong I just wanna be back where I belong World turning I gotta get my feet back on the ground World turning Everybody's got me down (Fleetwood Mac – World Turning) Jared war in seinem gesamten Leben noch nie so bewusst gewesen, dass es ganz offensichtlich eine ganze Menge Vorteile mit sich brachte ein zu groß geratener und daher leicht zu erkennender Schauspieler zu sein. In den letzten Jahren – auch während seiner Zeit am Set von Gilmore Girls, aber vor allem, seit er bei Supernatural angefangen hatte – konnte er kaum noch einen Schritt machen ohne das sich der ein oder andere nach ihm umdrehte. Jeden Tag Autogramme zu geben und selbst vor Restaurant-Bedienungen nie seine Ruhe zu haben hatte in ihm mehr als einmal den Wunsch nach den Zeiten in Texas wachgerufen, in denen er nur ein Gesicht von vielen war. Aber, nun … nicht erkannt zu werden hatte auch so seine Nachteile. Man vermisste scheinbar immer das was man gerade nicht hatte. Der Motelangestellte auf der anderen Seite des Tresens starrte ihn noch immer zweifelnd an. „Ein Doppelzimmer.“, wiederholte Jared seine Bitte. Noch immer erhielt er keine Antwort. Stattdessen wurde nun Jensen skeptisch beäugt. Der Jüngere konnte es dem Mann nicht einmal verdenken. Er wusste wie sie aussahen – zu den Löchern und dem Dreck hatte sich dank seiner glorreichen Idee, durch die Ruine zu stromern, auch noch eine ganze Menge Asche gesellt. Sie kamen jedoch nicht das erste Mal so in ein Hotel. Manchmal, wenn sie direkt vom Dreh kamen, sahen sie noch schlimmer aus und wurden nicht einmal schief angesehen. Das war natürlich dann, wenn das Personal wusste wer Jensen Ackles und Jared Padalecki waren. Hier wussten sie es scheinbar nicht. Und er wusste, dass sie zerrissen und verdreckt aussahen und es schon fast elf Uhr war. Aber gerade deshalb wollte er jetzt nichts mehr als eine Dusche und danach ein Bett. Langsam verlor er die Geduld. Er richtete sich zu seiner vollen Größe von 1,93m auf und begann abermals: „Hören sie mal, ich will nur …“, doch dann wurde er von Jensens Hand unterbrochen, die ihm warnend die Schulter drückte. Da hatte wohl jemand Angst, noch eine weitere Nacht im Impala verbringen zu müssen. „Wie viel kostet ein Zimmer mit zwei Betten?“, fragte der Ältere nun mit seinem besten Dean-tritt-dir-gleich-in-den-Allerwertesten-Blick direkt. Der Angestellte zögerte kurz, besann sich dann aber wohl darauf was besser für ihn war und erwiderte: „30 Dollar.“ Wortlos zählte Jensen das Geld vor ihm ab und starrte den Mann durchdringend an. Dieser suchte mit übertriebener Hast einen Schlüssel heraus und legte ihn auf den Tresen, bevor er nach dem Geld griff und es in der Kasse verschwinden lies. Währenddessen versuchte der Jüngere nicht lauthals loszulachen, als er sah wie sein Leidensgenosse den Mann völlig eingeschüchtert hatte. Der sonst so schüchterne Jensen hatte seinen Winchester-Blick in den letzten zwei Jahren so perfektioniert, dass der Fremde es nicht einmal gewagt hatte zu zwinkern. „Er wollte nicht einmal einen Ausweis sehen.“, grinste er, als sie aus dem Büro heraus und auf halbem Weg zu ihrem Zimmer waren. Jensen erwiderte darauf halb im Ernst, halb scherzhaft: „Ich hoffe nur er ruft nicht gerade die Polizei …“ Das bezweifelten sie jedoch beide. Ihre Absteige war so heruntergekommen, dass der Besitzer sich hüten würde irgendjemanden anzurufen, der wahrscheinlich einen Blick auf die Hütten werfen und dann das ganze Gelände wegen Seuchengefahr schließen würde. Jared vermisste plötzlich sein Haus. Sogar sein kleiner Trailer wäre ihm vorgekommen wie das Vier Jahreszeiten. Stattdessen stand er vor einem winzigen Raum, dessen Tür so aussah als bräuchte es keinen Schlüssel um sie zu öffnen, sondern lediglich einen kleinen Schubs mit dem Zeigefinger. Wahrscheinlich wurde sie nur noch von der Farbe zusammengehalten. Würde er dagegen treten, dann hätte er wahrscheinlich einen ziemlich großen Haufen aus Holzspänen vor sich. „Du hättest ihm nur 20 Dollar geben sollen …“, murmelte er, während er in das Zimmer trat und sich umsah. Zwei Betten, ein Schrank und ein kleiner Tisch waren auf vielleicht zwölf Quadratmetern zusammengequetscht und ließen nur erahnen, aus was er Fußboden bestand. Sie verzichteten in stillem Einvernehmen darauf, die Schuhe auszuziehen. Erschöpft ließ sich Jared auf eines der Betten fallen und schloss die Augen. Er konnte sich nicht daran erinnern, in seinem Leben schon einmal so fertig gewesen zu sein. „Mann, wir sind so was von erledigt.“, stellte er mehr für sich selbst fest und war daher fast überrascht, als er dennoch eine Antwort erhielt. „Yeah. Hast du noch irgendwelche anderen Ideen?“ Anhand der Geräusche erkannte er, dass Jensen im Badezimmer war. „Nope. Dieses Mal bist du dran.“ Er bemerkte, wie er trotz allem langsam abdriftete. Sie hatten einen langen Tag hinter sich, und er fühlte sich unendlich müde. Vielleicht sah morgen alles schon besser aus. Weißer Nebel lag über einem seltsam flachen Boden. Jared sah sich verwirrt um – er konnte nur wenig erkennen, bizarre farblose Schemen, die ihre Form zu verändern schienen. Wo war er denn jetzt schon wieder gelandet? Er versuchte sich zu bewegen, auf einen der Schatten zuzugehen, doch seine Beine fühlten sich seltsam schwer an. Und dann … Öffnete er die Augen. Ein Traum. Gott sei dank war er wieder zurück in der Realität. Es musste mitten in der Nacht sein, denn es war noch stockfinster in seinem Zimmer … Eine kalte Brise strich über sein Gesicht und er zog die Decke höher. Dabei knirschte sein Bett erbärmlich. Er war nicht zurück in der Realität. Er war noch immer in dem heruntergekommenen Motelzimmer, in dem er und Jensen am vorigen Abend eingecheckt hatten. Jared stöhnte innerlich auf. Er wusste genau: jetzt wo er einmal hellwach war würde er nicht wieder einschlafen können. Und das bedeutete unendlich viel Zeit um darüber nachzudenken, dass er keine Ahnung hatte wohin sie am Morgen wollten, weshalb sie, von allen Orten in Amerika, ausgerechnet in Minnesota gelandet waren oder wie sie es geschafft hatten hierher zu gekommen. Ein leises Atemgeräusch aus der Richtung des zweiten Bettes versicherte ihm, das er zumindest nicht allein war. Jensen hatte die gleichen Probleme wie er. Nicht, dass das irgendetwas besser machen würde. Jared rollte sich unter seiner Decke zusammen und versuchte wieder einzuschlafen. Er wollte jetzt einfach nur vergessen. Aber er wollte auch ein Strandhaus in Florida. Und den Weltfrieden, wenn er gerade dabei war. Das hieß jedoch nicht, dass er irgendetwas davon in nächster Zeit bekommen würde. Derzeit besaß er ja nicht einmal eine eigene Zahnbürste. Kurz nach Sonnenaufgang gab er schließlich auf und ging ins Badezimmer. Auch wenn er es tatsächlich geschafft hatte noch ein wenig zu schlafen, so fühlte er sich doch wie gerädert. Er brauchte jetzt eine Dusche, Kaffee und etwas zu essen. Und ein paar neue Klamotten, stellte er nach einem Blick auf das T-Shirt und die Jeans von gestern fest. Was ihn zu einem weiteren Problem brachte – sie hatten kaum noch Bargeld, und sollten ihre Kreditkarten tatsächlich nicht funktionieren, dann hatten sie ein ziemliches großes Problem. Eine halbe Stunde später war auch Jensen aufgestanden. Er war müde und schlecht gelaunt – der Jüngere vermutete, das er ihn durch sein Herumgelaufe im Zimmer geweckt hatte. Es konnte kaum nach um sieben sein. Und da Jensen nicht unbedingt zu der Sorte Mensch gehörte, die die Weisheit ‚Morgenstund hat Gold im Mund’ zu ihrer Lebensdevise gemacht hatten, dauerte es keine zwei Minuten bis er seinem Ärger Luft machte. Genauer gesagt dauerte es eine Minute und 43 Sekunden, den genauso lange brauchte der Ältere um a) zu registrieren, dass er in einem Motelzimmer war, b) Jareds Anwesenheit ebenfalls zu bemerken, c) sich wieder hinzulegen, die Augen zusammenzukneifen und Oh nein ohneinohnein zu murmeln und dann d) aufzuspringen, weil Jared sein Kissen nach ihm geworfen hatte. „Was soll der Mist?“, murrte er und warf es zurück. Da er im Gegensatz zum Jüngeren jedoch nicht gezielt hatte, verfehlte er diesen und traf stattdessen die Nachttischlampe, die daraufhin mit einem dumpfen Poltern auf dem Boden landete. Zum Glück war das Ding aus Plaste. „Davon, dass du dich unter der Decke versteckst, kommen wir hier auch nicht weg.“ Das Kissen landete wieder auf Jensen. „Deshalb musst du mich noch lange nicht mitten in der Nacht wecken!“ Der Ältere kämpfte sich unter dem Laken hervor und sah ihn halb wütend, halb verschlafen an. „Ist ja nicht so als hätten wir’s eilig.“ Jared sparte sich eine Antwort und zog stattdessen sein Hemd über das Shirt. „Ok, warte fünf Minuten …“, resignierte er schließlich und ging ebenfalls ins Badezimmer. „Also?“, fuhr er fort, nachdem er halbwegs wach war und sich im Schneidersitz auf seinem Bett niederließ. Er war bereit für ihren kleinen Kriegsrat – nun, zumindest so bereit wie er sein konnte. „Was machen wir jetzt?“ „Irgendetwas stimmt hier nicht, Jen.“ Jared fuhr sich gedankenverloren durch die Haare. Der Ältere erwiderte nichts. „Ich meine … alles hier.“, fuhr er fort. „Es fühlt sich … anders an.“ „Ich weiß was du meinst.“ Der Größere zögerte. Schließlich jedoch sagte er: „Jensen, ich bin mir nicht ganz sicher ob wir wirklich noch in unserer Welt sind.“ Jensen, ich bin mir nicht ganz sicher ob wir wirklich noch in unserer Welt sind. Der Kleinere saß einen Moment lang einfach nur geschockt da, bis er in Lachen ausbrach. Das konnte nicht sein Ernst sein, oder? Jared saß ihm gegenüber mit überkreuzten Beinen und diesem überaus konzentrierten Blick, den er jedes Mal dann benutzte, wenn er versuchte ihn von seiner neuesten Schnapsidee zu überzeugen, und … Nein, er konnte das nicht einmal denken! „Jay, ich weiß, dass das alles hier etwas seltsam ist. Aber deshalb sind wir noch lange nicht in irgendeinem Paralleluniversum gelandet!“ Hatte nur er das Gefühl, oder klang seine Stimme wirklich etwas nervös? „Aber überleg doch mal …“ Jared würde mit Sicherheit gleich anfangen, die Fakten aufzuzählen – erneut – so dass er ihn lieber gleich unterbrach. „Ich glaube du hast zu viel Sliders angeschaut.“ Er würde nicht darüber reden. Nicht, solange noch die geringste Chance auf eine ganz normale Erklärung bestand. Der Jüngere schien klein bei zu geben – für dieses Mal – und änderte das Thema. „Wir müssen uns trotzdem überlegen wo wir als nächstes hinwollen.“ Sie hatten sich schließlich mehr oder weniger im stillen Einvernehmen darauf geeinigt, zuerst einmal den Impala näher unter die Lupe zu nehmen. Mit der Fahrerkabine waren sie dabei denkbar schnell fertig gewesen. Außer einem schon ziemlich zerrissenen Straßenatlas, der Kassettenbox und einigen anderen Dingen, die sie während des Drehs tagtäglich zu Gesicht bekamen, war nicht viel zu finden. Kein Wunder eigentlich – wer ließ schon seine ganzen Habseligkeiten dort liegen, wo jeder sie sehen konnte? So kam es, dass sie nun zögernd vor dem Kofferraum des Impalas standen. Jared weigerte sich immer noch, den Wagen geistig als ihren Wagen anzusehen. Er erwartete Blitz und Donner, oder zumindest einen aufkommenden Sturm, der ihrer Stimmung entsprach – in einem Film wäre das der Fall gewesen – doch stattdessen stand der Chevrolet nur unschuldig auf dem Parkplatz. „Alter, nun mach endlich. Mir wird kalt.“, beschwerte sich Jensen und trat von einem Bein auf das andere. Als hätte der Kleinere nicht ihm den Autoschlüssel überlassen und würde einen gehörigen Abstand halten. Letztendlich überzeugte ihn der Gedanke, das es einfach nur peinlich war vor einem Kofferraum Angst zu haben, und er drehte den Schlüssel um. Die Kofferraumklappe sprang auf und enthüllte weder den Blick auf Ritualwaffen noch auf eine Leiche, sondern nur auf ganz normales Reisegepäck. Drei Reisetaschen waren auf die rechte Seite gequetscht, während auf der linken – sehr viel ordentlicher – ein Laptop und eine Schachtel mit den ihnen bekannten gefälschten Ausweisen lagen. Sie griffen synchron nach dem Gepäck und hievten es auf den Parkplatz, bevor Jared den Boden näher untersuchte. Auf den ersten Blick sah er ganz normal aus, aber wenn man wusste was man suchte … Ein triumphierendes Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus, als er unter der Auskleidung ein kleines Schloss fand, dass zu dem zweiten Schlüssel passte. Innerhalb weniger Sekunden hatte er es geöffnet und den Boden nach oben geklappt. „Ach du Schande …“ War das Einzige was er sagen konnte. Es war ja nicht so, als hätte er das Arsenal vorher noch nie gesehen. Salzkanister, Schrotflinten, Pistolen, verschiedenste Messer und Amulette waren in den Fächern verteilt. Daneben waren noch andere Dinge, die er nicht wirklich zuordnen konnte – ein paar Plastiktüten mit etwas, was ihn entfernt an getrocknete Pflanzen erinnerte, ein paar Steine – aber, nun … es hatte noch nie so echt ausgesehen. Sie hatten genug Waffen, um einen Krieg in einem mittelgroßen Land anzufangen. Und es waren definitiv keine Requisiten. „Mann, klapp das sofort wieder zu!“ Jensen schob ihn schon beinahe grob zur Seite und schloss den Boden, bevor er auch den Kofferraumdeckel zuwarf. „Wir sind auf einem gottverdammten Parkplatz, Alter. Wenn das jemand sieht, dann sind wir erledigt!“ Jared konnte ihm nicht wirklich widersprechen. Maybe I'm wrong but who's to say what's right I need somebody to help me through the night World turning I gotta get my feet back on the ground World turning Everybody's got me down (Fleetwood Mac – World Turning) Kapitel 5: Labyrinth -------------------- A Twist in the Tale Authors Note: Hier kommt endlich das nächste Kapitel ... hat eine Weile gedauert, ich weiß … R&R ^^ @ Himchen: Die beiden wollten im letzten Kapi nicht so wie ich .. ich hoffe dieses Mal ist es besser geworden @impala-negra: Was sie nachen werden? Wie die Hühner kopflos durch die Gegend rennen? *grins* Lies weiter, dann erfährst du's ^^# @Nochnoi: Darauf freu ich mich auch schon ^^ @NovaIxioXerces: *hoffentlich den Namen richtig geschrieben hat* oh, hab grad nachgeschaut ... und Tatsache, ein süßes kleines Plotbunny kommt mir da entgegen gehüpft ... Dean, fass *zufrieden zusieht, wie Dean hinter einem panischen Häschen herrennt* (äh ... *sich das gerade geschriebene anguckt* ... soll heißen ich habs korrigiert) danke ^^ 5. Kapitel - Labyrinth Say it's the same sun spinning in the same sky Say it's the same stars streaming in the same night Tell me it's the same world whirling through the same space Tell me it's the same time tripping through the same day So say it's the same house and nothing in the house has changed Yeah say it's the same room and nothing in the room is strange … Say it's the same you Yeah tell me it's all the same This is how it's always been But if nothing has changed... Then it must mean... (The Cure – Labyrinth) Langsam wurde es lächerlich. Wirklich lächerlich. „Was soll das heißen, es gibt keinen Eintrag zu Padalecki?“ Und er dachte dabei nicht daran, dass sie das gesamte Internet nach ihren Namen durchforsteten. Jensen machte sich eine gedankliche Notiz dazu, sobald wie möglich einen Supermarkt aufzusuchen, damit er für den Jared ein halbes Kilo Süßkram kaufen konnte. Der Jüngere war ohne seine Gummitiere und einen Blutzuckerspiegel, der andere Leute in ein Zuckerkoma versetzen würde, schlicht und ergreifend nicht auszuhalten. Wie ein kleines Kind, dem man sein Spielzeug weggenommen hatte, wurde er immer mürrischer und unausgeglichener. Jared … nun, Jared brauchte Zucker. In jeder Form. Er aß sogar Pommes mit Schokoladensoße! Nach einer erneuten, nervenaufreibenden Diskussion hatten sie schließlich beschlossen nach dem letzten Strohhalm zu greifen und im Netz ihr Glück zu versuchen. Sie hatten beide nicht mehr damit gerechnet irgendetwas Sinnvolles zu finden und waren daher nur mäßig überrascht, dass scheinbar nicht nur die Serie Supernatural hier unbekannt war, sondern auch alle Fanseiten, ihre eigenen E-Mailadressen und jeder Hinweis auf die Existenz von Jared Padalecki und Jensen Ackles spurlos verschwunden waren. Sie existierten schlicht und einfach nicht. Jetzt saßen sie hier und hatten – ebenfalls – erfolglos versucht einen Eintrag zu irgendeinem ihrer Familienangehörigen zu finden. Hier war dabei übrigens ein kleines Internetcafe in Two Harbours. Und wenn Jared noch einmal mit dem Fuß gegen seinen Stuhl trat, konnte er für nichts mehr garantieren. „Jare, lass den Mist.“ Es war erschreckend, wie müde seine Stimme in seinen eigenen Ohren klang. Nachdem sie sich am Morgen umgezogen und aus dem Motel ausgecheckt hatten, waren sie stillschweigend übereingekommen die kleine Stadt heute zu verlassen. Die Reisetaschen hatten zum Glück keine größeren Überraschungen für sie bereit gehalten als drei kurze Dolche – zwei davon offensichtlich aus Silber, wenn er das Gewicht bedachte – und eine halbvolle Tüte mit Salz, aber zumindest waren keine Holzpfähle oder Schusswaffen zum Vorschein gekommen. Der Großteil des Inhalts bestand aus mehr oder weniger zusammen geknüllten Shirts und Hosen, Waschzeug und wenigen kleinen, persönlichen Dingen. Ein paar dünne Paperbacks, ein mp3-Player voller Countrymusik, und ein kleiner Plüschbär. Vor allem Letzteres hatte ihm einen gehörigen Schock eingejagt, war es doch etwas was er nicht erwartet hatte. Sie hatten sich die Dinge nicht näher angesehen. Schon die Tatsache, dass er Sachen trug, die so ganz offensichtlich nicht ihm gehörten, hinterließ ein ungutes Gefühl in Jensen. Es war als würde er an Set eine Szene drehen und so tun, als wäre er Dean Winchester – und gerade deshalb, weil es eben nicht so war, war er so nervös wie an seinem ersten Tag als Schauspieler. „Ja, ja … versuch mal Eric oder Jim zu finden.“ Der Ältere murrte, gab dann aber die gewünschten Namen ein. Jared würde wahrscheinlich solange nicht aufgeben, bis er den Namen jedes einzelnen Menschen durch die Suchmaschine gejagt hatte den er kannte. Und Bigfoot kannte viele Leute. Egal wie viel Zeit der Jüngere an einem beliebigen Ort verbracht hatte – und wenn es nur zwei Tage waren – zurück kam er mit ganzen Seiten voll neuer Telefonnummern. Jim Beaver brachte wieder kein Ergebnis. Das war ja wirklich etwas ganz Neues. Doch als er Erics Namen eingegeben hatte, fand er überraschenderweise einen ganzen Haufen Artikel. „Alter, hast du schon mal etwas von einer Serie namens Spring Hollows gehört?“, fragte er Jared verwirrt, während er sich durch die Homepage klickte. „Nein, wieso?“ Auch der Jüngere betrachtete die Fotos der Hauptdarsteller – zwei Mädchen und einen jungen Kerl, die er noch nie vorher gesehen hatte. Das Ganze sah verdächtig nach einer weiteren Teenie-Serie aus. „Offensichtlich dreht Eric gerade die zweite Staffel.“ „Lass mich mal ran.“ „Hier ist gar nichts, Jare …“, seufzte Jensen, schob jedoch trotzdem seinen Stuhl zur Seite und machte so Platz für den Größeren. „Ich hol mir eine Cola, willst du auch?“ „Okay.“, antwortete der Andere geistesabwesend und scrollte durch die Seite. Jensen bezweifelte stark, dass er die Frage tatsächlich verstanden hatte, bezahlte an der Theke aber dennoch für zwei Flaschen und sah durch das Fenster auf die Straße – und damit auch auf den Impala, der dort stand. Nehmen wir mal für einen Moment an, wir sind wirklich irgendwie in der Welt der Winchesters gelandet … Der Gedanke war immer noch so unwirklich, das er ihn kaum ernsthaft in Betracht zog. Doch vielleicht half ihm das sogar, weil er so darüber nachdenken konnte, ohne dass er gleich eine Panikattacke bekam. Sie waren bereits seit zwei Tagen hier. Und sie hatten einigen Leuten Fragen gestellt – über die Gegend, das abgebrannte Gebäude und über alles Andere, was nicht zu sehr auffiel. Das Meiste war unverfänglich gewesen, aber die Blicke, mit denen einige der Einheimischen sie bedacht hatten … nun, es war vielleicht besser wenn sie die Zelte abbrachen. Dabei hatten sie nicht einmal etwas erfahren, was mehr Sinn machen würde als der Zeitungsartikel. Jensen kehrte zurück zum Computer und war sich dabei dem kritischen Blick des Besitzers bewusst. Getränke und Technik. Keine gute Mischung, aber er konnte jetzt auch nichts daran ändern. Jared schien die sinnlose Suche endlich aufgegeben zu haben und damit geistig wieder ansprechbar zu sein, denn er wartete schon auf ihn – mit einem Glitzern in den Augen, dass der Ältere nur zu genau kannte. „Ich habe nachgedacht.“, lautete die Begrüßung. Wie es seine Art war, verlor er keine Zeit, sondern kam gleich zum Punkt. „Wir sollten nach Texas fahren.“ „Texas?“ Jensen zog eine Augenbraue nach oben. Gut, sie kamen beide aus dem gleichen Staat, aber die Sache war die: Texas war vielleicht 1500 Meilen von ihrem jetzigen Standort entfernt. Sie wären ewig unterwegs. Auf der anderen Seite fehlte es ihnen derzeit an Alternativen … „Ja.“ Jared drehte sich wieder zum Bildschirm, und der Kleinere erkannte, dass er bereits eine Strecke über einen Routenplaner herausgesucht hatte. „Ich meine, wenn wir irgendwo anfangen wollen, dann dort, oder?“ Anfangen mit was?, fragte sich Jensen, doch er sprach die Worte nicht laut aus. Wenn sie auch nur die geringste Ahnung gehabt hätten wie sie hierher kamen, dann hätten sie tatsächlich einen Plan machen können, aber so konnten sie genauso gut einen Straßenatlas vor sich hinlegen und mit geschlossenen Augen auf ihr nächstes Ziel tippen. Und dagegen klang ein kleiner Ausflug nach Texas doch ganz gut, oder? Außerdem machte er sich tatsächlich Sorgen darum, was mit seiner Familie geschehen sein konnte – und wie er wusste, stand Jared seiner eigenen noch um einiges näher als er selbst. „Also, wie kommen wir von hier nach San Antonio?“, fragte er daher, ohne zu widersprechen. „Dallas ist näher.“, überlegte der Größere. „Wir sollten zuerst dort hin …“ Jensen wusste, dass ihre Heimatstädte mehrere hundert Kilometer auseinander lagen. Dallas lag im Prinzip auf dem Weg. Aber er konnte erkennen, dass der Größere schon jetzt angespannt war. Und er konnte sich nur zu gut vorstellen wie sich seine Stimmung nach zwei Tagen in einem Auto verändern würde. „Jare, wenn wir sowieso durchs halbe Land fahren, dann machen die paar Stunden zusätzlich auch nichts mehr … such nach San Antonio.“ „Okay. Fahren wir heute noch los?“ Jensen konnte es kaum glauben. Er, Jared und der Impala gingen auf einen Roadtrip. Es war wie ein schlechter Scherz. „Ja … ich denke wir sollten heute noch fahren.“ Der Ältere beobachtete, wie sein Freund ihren Reiseplan an den Drucker sandte und sich dann ausloggte. Sie bezahlten und verließen dann das Internet-Cafe. „Wir müssen noch tanken …“ Überlegte Jensen laut, und wieder wurde ihm bewusst, dass sie derzeit einen gewissen Mangel an Bargeld hatten. Ihm selbst waren noch knappe 30 Dollar geblieben, und Jared … nun, so wie er den Jüngeren kannte, reichte es bei ihm vielleicht noch für das Abendessen. Wenn sie Glück hatten. Und ein billiges Diner fanden. „Yeah. Und wir sollten noch ein paar Klamotten kaufen gehen.“ Der Ältere warf ihm einen ungläubigen Blick zu. „Was? In meiner Reisetasche sind noch ein paar Jeans mit Löchern und zwei T-Shirts, Jen.“ Oder auch in Sam Winchesters Reisetasche, aber er wollte da mal nicht kleinlich sein. „Und wie willst du bezahlen? Wir sind pleite!“ Die einzige Antwort, die er erhielt, war ein Grinsen. Das erste richtige Jared-Grinsen, seit sie hier festsaßen. „Alter, wir werden nicht mit geklauten Kreditkarten einkaufen gehen!“ „Wir haben sie nicht geklaut. Außerdem, was willst du machen?“ Der Jüngere setzte sein bestes Ich bin Sam, ich bin beleidigt, und das ist mein Hundeblick-Gesicht auf. „Dich mit einer Gitarre an den Straßenrand setzen?“ „Wenigstens bezahlen mich die Leute nicht, damit ich aufhöre zu singen.“ Das dumme war nur, das Jare leider recht hatte – mit einem halbvollen Tank würden sie höchstens bis Iowa kommen, wenn überhaupt. Vielleicht war es tatsächlich besser die Kreditkarten auszuprobieren, bevor sie ohne Benzin an einer Tankstelle mitten im Nirgendwo standen. Aber das war eigentlich nicht der Punkt. „Sie sind trotzdem gefälscht!“ Letztendlich hatten sie sich darauf geeinigt, zuerst einmal einen Versuch zu starten – und so kam es, dass sie kaum eine halbe Stunde später an der Kasse einer kleinen Drogerie standen. Im Zweifelsfall reichte ihre gemeinsame Barschaft noch gerade so aus, die Dinge auch so zu bezahlen. Und danach konnten sie vielleicht eine Bank ausrauben. Genug Waffen dafür hatten sie ja. Jared lächelte die Verkäuferin freundlich an, während er ihr seine Kreditkarte hinhielt. Er war Schauspieler und hatte es auf Conventions schon mit hunderten Fans gleichzeitig aufgenommen, da war eine Kassiererin eine leichte Übung. Währenddessen sagte er zu Jensen: „Du vergisst auch jeden Monat deine Kreditkarte pünktlich zu bezahlen, oder?“ Der Ältere gab nur ein Seufzen von sich und schob seine Eigene zurück in die Brieftasche. Sie hatten sich für diese Version entschieden – Jensen probierte seine, während Jared eine aus dem Sortiment der Winchesters ausgewählt hatte. Ganz offensichtlich waren sie mit den Kreditkarten der Jäger erfolgreicher als mit ihren eigenen. Er war beeindruckt, wie viele verschiedene sie in der kleinen, unauffälligen Schachtel in einer der Reisetaschen gefunden hatten. Derzeit war er sich nicht sicher, von wem der Name Gary Rossington entliehen war, aber er hatte das dumpfe Gefühl das es wohl irgendetwas mit einer Metal-Band zu tun hatte. „Danke.“ Die junge Frau gab ihnen die Karte zurück und wandte sich dem nächsten Kunden zu. Auf der anderen Seite war ein Leben, das vor allem aus Schnellimbissbuden und Motels bestand, nicht gerade billig. Er fragte sich, wie lange es dauerte bis man das Limit einer Karte erreichte – zwei, drei Wochen? Jared griff nach einer der Tüten, in denen sie ihre neue Habe – bestehend aus Duschshampoo, Haarwäsche und einigem anderen Kleinkram – verstaut hatten und verließ nach Jensen das Geschäft. Auch wenn er es nur ungern zugab, so hatte es ihm beinahe Spaß gemacht für einen Moment in die Rolle von Gary zu schlüpfen. Er war schon so lange Schauspieler, dass es ihm nicht schwer viel eine andere Identität anzunehmen. Es war vertrautes Terrain. Er las einen Namen, stellte sich die Person vor, und wurde für kurze Zeit zu jemand Anderem. Jetzt, wo sie ein Ziel hatten, fühlte sich der Jüngere sehr viel besser als in den letzten beiden Tagen. Sie wussten beide, dass in Texas durchaus – vermutlich – eine riesige Enttäuschung auf sie wartete. Eigentlich kauften sie sich damit nur noch ein paar Tage Zeit, bevor sie sich tatsächlich darüber Gedanken machen mussten was sie nun wirklich hier tun würden. Aber eine unglaubliche Ungeduld hatte von ihm Besitz ergriffen. Er wollte herausfinden was sie hier taten und wie sie wieder nach Hause zurückkehren konnten. Jared konnte es kaum noch abwarten, dass sie sich auf den Weg machten. „Willst du fahren oder soll ich?“, riss Jensen riss ihn aus den Gedanken, als sie am Impala angekommen waren. „Ich fahre.“, grinste der Größere. Dabei gab er sich alle Mühe seinen Freund mit seiner Laune anzustecken. Der Ältere hatte noch immer die kleinen Falten auf der Stirn, die ihm zeigten, dass er sich noch immer viel zu viele Gedanken machte. Nicht das damit irgendetwas nicht in Ordnung wäre, aber sie konnten derzeit kaum etwas anderes machen. „Soll mir recht sein.“, antwortete der Kleinere, der schon auf halbem Weg zur Beifahrertür war. „Suchst du eine Kassette raus?“ Jensen starrte ihn verständnislos an. „Vergiss es. Ich werde mit Sicherheit nicht stundenlang fahren während Metallica läuft.“ Als sein Freund schnaubte wusste der Größere, dass er sein Ziel zumindest teilweise erreicht hatte. Jensen wühlte durch die Kiste, in der die KlassicRock-Favoriten des älteren Winchesters gesammelt waren. „Alter, was für eine Sauklaue …“, murmelte er, während er eine der Kassetten hin und her drehte. „Das ist deine Handschrift.“ „Das ist Deans Handschrift.“ Der Kleinere legte das Album zurück und zog ein Anderes heraus. „Und ich kann kein Wort entziffern.“ „Dann ist eine so gut wie die andere.“, zuckte der Jüngere mit den Schultern und schob die erste kurzerhand ins Radio. Einen Moment später ertönten harte E-Gitarren-Klänge. Na ja, mit ACDC konnte er leben. Jensen lehnte sich zurück und schloss die Augen, während Jared aus der Parklücke herausfuhr und Kurs auf den Highway nahm. … But the sun is cold - the sky is wrong The stars are black - the night is gone The world is still - the space is stopped The time is out - the day is dropped The house is dark - the room is scarred … It's not the same you Oh it's not the same This isn't how it's always been Everything has to have changed... Or it's me... (The Cure – Labyrinth) Und jetzt noch ein Grund warum ich Jensen so liebe .. hat einer von euch das Interview aus Australien gesehen (kurz vor seinem Geburtstag)? Jensen packt sein Geschenk aus und findet zwei … wie nennt man die Dinger, die man beim Joggen an den Handgelenken trägt? Naja, auf jeden Fall sagt er: „We call them koozies … In Texas, koozies … i don’t know why … but i will definitively pass this one to Jared … and now I have my own koozie.“ Er sagt also frei übersetzt: „Eins behalte ich, und das andere gebe ich Jared …“ Ich weiß dass man das über einen 30jährigen nicht sagen sollte, aber das ist einfach so süß ^^ Kapitel 6: Hard Road -------------------- 6. Kapitel – Hard Road Authors Note: Okay, ich glaube eine kleine Entschuldigung ist angebracht. Ich weiß, dass es ewig gedauert hat bis dieses Kapi fertig war ... Diesmal verspreche ich nicht, mich zu beeilen, weil mein Laptop immer noch zur Reparatur ist und ich derzeit ziemlich viel zu tun habe, aber hoffentlich werden es nicht wieder mehrere Wochen. Ach so ... das Kapi ist nicht gebetat, falls ihr also irgendwo seltsame Wörter oder eine noch seltsamere Grammatik finden solltet: Alles abzugeben in Zosos Briefkasten ^^ Und was ich einfach noch sagen muss: Endlich bin ich bei Hard Road. Ich LIEBE die Jazz Devils. Noch so eine klasse Band die kein Mensch kennt. *guckt noch mal zurück* Irgendwie war das seltsam, was ich gerade geschrieben habe, aber ich fühle mich grad hirntot also na ja °-.- wie auch immer, viel Spaß beim Lesen ^^ 6. Kapitel – Hard Road There were photographs Of different times And different places Those were the days When we used to laugh ’n’play I’ve been going through a lot of changes And I know I’ve done you wrong I’ve been going through a lot of phases And did I hurt you (The Jazz Devils – Hard Road) Nachdem sie zwei Tage im Auto verbracht hatten, hatte sich eine gewisse Routine zwischen ihnen eingespielt. Sie fuhren abwechselnd. Der Chevrolet war zwar ein toller Wagen – daran gab es keinen Zweifel – aber leider war er auch schon ganze vierzig Jahre alt und hatte einige Macken. Er fuhr sich völlig anders als ihre eigenen Autos in Vancouver. Und so gut wie Dean ihn scheinbar in Schuss gehalten hatte, so hatte er es doch versäumt eine Servolenkung einbauen zu lassen. Und das machte das Fahren eines so schweren Wagens zu einem Abenteuer für sich. Am ersten Tag waren sie bis weit nach Mitternacht gefahren und hatten erst angehalten, als sie Beide kaum noch in der Lage waren ihre Augen offen zu halten. Geschlafen hatten sie im Wagen – Jared wieder hinten, Jensen vorn. Er war zum ersten Mal wirklich froh darüber, dass der Impala nur eine Bank hatte und keine einzelnen Sitze, denn sonst wäre er wohl nicht zu sehr viel Schlaf gekommen. Am nächsten Morgen hatten sie schließlich festgestellt, dass sie es geschafft hatten bis kurz nach Minneapolis zu kommen. Sie waren bereits den ganzen Tag unterwegs und hatten nur Stopps eingelegt, um zu essen oder zu tanken. Derzeit saß Jensen am Steuer, auch wenn er sich nicht mehr wirklich dazu in der Lage fühlte auch nur noch einen Kilometer weit zu fahren. Seine Augen schmerzten, und er verfluchte die Tatsache, dass seine Brille noch irgendwo in einem Trailer in Vancouver lag und dort verstaubte, während er seine Kontaktlinsen schon viel zu lange trug. „Oh Mann, ich glaub’s nicht …“, murmelte Jared auf dem Beifahrersitz, und der Ältere bemerkte beinahe sofort, was er meinte. Ganz offensichtlich hatten sie es geschafft, sich die skurrilste aller möglichen Strecken für ihre Sightseeing-Tour auszuwählen. Sie fuhren gerade an Lawrence vorbei. Er hatte bis jetzt nicht einmal gewusst, dass Lawrence tatsächlich ein real existierender Ort war, geschweige denn wo genau er sich in dem 80 Quadratmeilen großen Staat Kansas befand, und hier waren sie. Es konnte daran liegen, dass er in den letzten acht Stunden mehr von den USA gesehen hatte, als er jemals hatte sehen wollen, aber er kam sich gerade ein kleines bisschen verarscht vor. „Denkst du wir sollten uns die Stadt mal ansehen?“, fuhr der Jüngere fort und blätterte durch den riesigen, zerfetzten Straßenatlas, der mit Sicherheit schon bessere Tage gesehen hatte. Vor zwanzig Jahren oder so ähnlich. „Keine Ahnung.“, antwortete ihm Jensen, bremste den Wagen aber dennoch ab und hielt nach der Ausfahrt Ausschau. Sie hatten sich stillschweigend darauf geeinigt vorerst zu akzeptieren, dass sie irgendwie in einer anderen Welt gelandet waren. Früher oder später würden sie darüber reden, aber derzeit wusste der Ältere nicht einmal wirklich was er selbst darüber dachte. Wenn er versuchte sich damit auseinander zu setzen, versuchte seine Gedanken zu analysieren, dann spürte er eine unwirkliche Distanz zwischen seinen Gefühlen und der Realität. Dieser Realität. Bei seinem besten Freund war es wohl nicht anders. „Ich denke wir sollten uns einfach mal umsehen.“, sagte er, als er vom Highway abfuhr und den Abzweig in Richtung Lawrence nahm. Überhaupt war Jared ungewöhnlich ruhig. Im Normalfall brauchte es einen Knebel oder etwas sehr Schweres, mit dem man Bigfoot gepflegt ins Koma versetzen konnte, damit er für mehr als drei Minuten ruhig und still dasaß. „Wie geht’s dir?“, fragte er also. Sie hatten immer geredet, über alles was ihnen in den Sinn kam (und wie oft hatte er sich gewünscht, dass sein Freund nur ein einziges Mal seinen Mund hielt?), aber die jetzige Stille hielt er kaum aus. „Ich bin irgendwie nervös.“, murmelte der Jüngere und fuhr fort: „Außerdem hab ich nicht gut geschlafen. Dieser gottverdammte Wagen ist einfach zu klein, um bequem zu sein.“ Nervös war wohl die Untertreibung des Jahrhunderts. Jensen wusste wie Jared war – wenn ihn eine Sache beschäftigte, wirklich beschäftigte, dann zog er sich zurück. Das geschah nicht allzu oft, aber wenn er es tat, dann war das ein Zeichen dafür, dass er innerlich schier ausflippte. „Für dich ist alles zu klein, Jare …“ „Gar nicht wahr. Außerdem, Alter.“ Der Jüngere grinste. Ein wenig seiner sonst üblichen guten Laune schien also zurückgekehrt zu sein. „Was kann ich dafür, wenn die Welt nur aus solchen Zwergen wie dir besteht?“ „Ich bin nicht klein. Dir haben sie wahrscheinlich irgendwelche Hormone in den Babybrei gerührt, sonst wärst du heute nicht so groß wie der verdammte Yeti.“ „Es gibt keinen Yeti.“ „Sicher?“ Jared war darauf hin ruhig, denn ganz ehrlich? Wer wusste schon, was hier so alles in den Wäldern herumlief … Am Ende waren sie beinahe enttäuscht, als sich Lawrence als eine ganz normale amerikanische Südstaatenstadt entpuppte. Jensen war sich nicht ganz sicher, was er erwartet hatte (ein Schild mit der Aufschrift: Jensen und Jared, hier lang – da haben die Winchesters früher gelebt ... oder – für alle Antworten HIER entlang?), aber als sie sich schließlich gegen vier ein Diner gesucht hatten, war die Stimmung wieder so gedrückt wie schon seit ihrer Abfahrt aus Two Harbours nicht mehr. Jensen schob sein verspätetes Mittagessen lustlos auf dem Teller hin und her und fragte sich, ob und wie lange er das amerikanische Fastfood noch würde ertragen können. Er ernährte sich erst seit wenigen Tagen davon, aber schon jetzt war ihm danach, dem Koch (und er benutzte diese Berufsbezeichnung im Moment nur, weil ihm gerade kein besseres Wort einfiel) seine eigenen Bratkartoffeln gepflegt in den Mund zu stopfen. Jared hatte in der Zeit irgendwo ein Telefonbuch aufgetrieben. Oder auch schlicht und ergreifend mitgehen lassen, aber er wollte da nicht kleinlich sein. Auf jeden Fall fielen ihm die braunen Zotteln ins Gesicht, während er angestrengt durch die dünnen Seiten stöberte. „Hast du was?“, fragte er seinen jüngeren Freund, während er das Essen von sich schob. Vielleicht hatte er später genug Hunger, um etwas herunter zu bekommen, aber im Moment reichten ihm die drei Bissen völlig aus. Der Größere schnalzte verneinend mit der Zunge. „Keine Winchesters. Ist ja auch nicht unbedingt der häufigste Familienname ...“ „Darf ich mal?“ Jensen zog das dicke Buch zu sich herüber und blätterte die Seiten durch. „Wie hießen die Leute noch mal, bei denen sie nach dem Brand untergekommen sind? Malcom und Kate? Kathleen?“ Jared sah ihn nur kopfschüttelnd an. „Ich habe nicht die geringste Ahnung ...“ „Was ist mit Missouri ...“ „Mosley.“, beendeten sie Beide den Satz gemeinsam. Eine Stunde später saßen sie auf zwei überraschend bequemen Stühlen in Mosley’schen Treppenhaus. Jensen betrachtete interessiert seine Hände, während Jared versuchte, die Spitzendeckchen auf der Kommode ihm gegenüber zu ignorieren. Leider war es damit genau so wie mit rosaroten Nilpferden – hatte der Gedanke sich einmal festgesetzt, wurde man ihn nicht mehr los. Missouri – falls sie die gleiche Missouri war wie in der Serie – würde die erste Person sein, bei der sie eine Chance hatten erklären zu können woher genau sie kamen. Jared hatte schon am Vortag mit dem Gedanken gespielt, sich auf die Suche nach Bobby Singer zu machen, aber er hatte nicht wirklich Lust erschossen zu werden. Außerdem traute er sich nicht zu, in einem Staat von der Größe South Dakotas einen Schrottplatz namens ‚Singers Auto Salvage’ finden zu können. Hinter ihnen quietschte eine Tür, und sie drehten sich gleichzeitig um. „Na wen haben wir denn da.“, wurden sie von Missouri begrüßt. „Dean und Sam ...“ Die ältere Frau kam ihnen noch ein, zwei Schritte entgegen, bevor sie schlagartig stehen blieb. „Oder zumindest zwei junge Männer, die genauso aussehen.“ „Guten Tag, Ma’am.“, begrüßte sie der Größere und lächelte unsicher. Er war sich selbst nicht ganz sicher darüber, ob er Missouri davon überzeugen wollte, dass sie ungefährlich waren, oder ob er sich schlicht und ergreifend das Lachen darüber verkneifen wollte, dass Jensen sich mehr oder weniger gerade hinter seinem Rücken versteckte. „Ich bin Jared, und das ist Jensen.“ „Missouri Mosely. Aber das wisst ihr schon, nicht wahr?“ Sie warf ihnen noch einen abschätzenden Blick zu. „Nun kommt schon rein, ihr Beiden. Deshalb seid ihr schließlich hier.“ Schweigen hatte sich in dem kleinen, gemütlichen Wohnzimmer ausgebreitet, nachdem sie Missouri erklärt hatten wer sie waren. Die Ältere schien zu überlegen – was sie nicht davon abhielt, ihnen noch eine weitere Ladung Kuchen auf ihre Teller zu laden. „Nun, das ist zumindest mal etwas Neues.“, sagte sie schließlich. Sie sah von einem zum Anderen.,„Ich habe noch nie von etwas Ähnlichem gehört.“ Jared wandte den Blick ab und sah stattdessen zu Jensen, der sich gerade ziemlich für seinen Teller zu interessieren schien, obwohl er noch kaum etwas angerührt hatte. Er selbst hatte dagegen kräftig zugeschlagen - es war Essen, und noch dazu bei weitem zu gut um es verkommen zu lassen. „Das Problem ist, dass ich euch auch nicht helfen kann. Zumindest nicht damit zurückzukommen.“ Nun, das war ... nicht so gut. Wenn schon Missouri Mosely nichts machen konnte, an wen sollten sie sich dann wenden? Soweit er wusste, war sie einer der wenigen Menschen der überhaupt über diese Dinge Bescheid wusste. Vor allem war sie das einzige Medium dass sie kannten. „Schaut nicht so deprimiert, Jungs. Und es freut mich ja, dass du so eine hohe Meinung von mir hast, Jared.“, richtete sie sich an den Größeren, „Aber allwissend bin ich auch nicht. Ich weiß vielleicht ein, zwei Dinge. Und vielleicht kann ich ja auch manchmal Gedanken lesen,“ Bei diesen Worten lächelte sie ihn an. „Aber wenn ihr nichts wisst, dann weiß ich auch nichts.“ „Und was sollen wir jetzt machen?“ Jensen war eine ganze Weile still gewesen – noch stiller als sonst schon, und das war nie ein gutes Zeichen. Jensen sah für Jareds Geschmack immer noch viel zu niedergeschlagen aus. Das verlangte wohl nach einigen einfühlsamen Worten. Oder nach einer gewürzten Briese der Padalecki’schen Aufmunterungsmethode. „Immerhin musst du nicht alleine den Ruf des großen, starken Dean Winchester verteidigen.“, grinste der Jüngere ihn an. „Ich bin ja auch noch da.“ Er stieß Jensen mit der Schulter an. „Oh ja. Ich und ein hyperaktiver Bigfoot allein in Amerika.“ Der Kleinere sah leider völlig unbeeindruckt aus. „Schlag es doch Erik als neues Serienthema vor. Er ist bestimmt hellauf begeistert.“ „Sei nicht so grummelig.”, fuhr Jared leicht beleidigt fort. „Ich bin nicht grummelig. Du bist kindisch.“ Der Ältere lehnte sich mit verschränkten Armen zurück. „Das ändert nichts daran, das du gerade grummelst.“ Und das war etwas, was – zumindest nach Jareds unbedeutender Meinung – bei Jensen nicht gerade Angst einflößend wirkte. Also tat er das, was er auch sonst immer tat. Er piekste den Älteren in die Seite. „Hör auf damit!“, jappste dieser. Weil er nämlich kitzlig war. “Wieso sollte ich?” Der Jüngere ließ sich von Jensens Abwehrversuchen nicht abhalten und hörte erst auf, als sein Freund offensichtlich kurz davor war wirklich sauer zu werden. Zumindest hatte der Kleinere jetzt wieder etwas Farbe im Gesicht. Missouri hatte ihnen die ganze Zeit wortlos und mit einem seltsamen Lächeln im Gesicht zugesehen. Jared musste eins zugeben: Die Ältere war wirklich nett, aber gleichzeitig fand er sie wirklich, wirklich gruselig. Es war unheimlich, dass sie jeden seiner Gedanken schon im Voraus kannte. „Ihr solltet erst einmal nach Texas fahren. Das hattet ihr doch sowieso vor, oder?“, beantwortete sie nun Jensens Frage etwas verspätet. Ihre schwarzen Augen drifteten für ein paar Sekunden ab. Sie schienen direkt durch ihn hindurch zu sehen. Genau das meinte er mit gruselig. Er erinnerte sich nicht daran, dass einer von ihnen ihr gegenüber ihren Heimatstaat auch nur erwähnt hatte. „Ja. Ihr solltet wirklich erst einmal dorthin.“ Mit Missouris Blick kehrte auch die Wärme in ihren Augen zurück. „Aber noch nicht heute. Bis morgen früh könnt ihr erst einmal hier bleiben.“ But belive me Oh when I say: It’s been a long hard road And when it rains it pours And as I walk away And I turn the pages Behind jealous lies Oh we hide our pain (The Jazz Devils – Hard Road) Author’s Note: Okay, ich gebe es offiziell auf. Sie werden wohl nie ankommen. Ich erklär euch mal was in diesem Kapi passiert ist: Eigentlich sollten die Beiden direkt nach San Antonio fahren. Nur um nachzuschauen, wie lange sie etwa unterwegs sind, habe ich mir also einen Streckenplan angesehen, nach einem Nachtstop gesucht, und was sehe ich da: Lawrence. Von allen Straßen, die quer durch die USA führen, muss die die ich mir rausgesucht habe genau an Lawrence vorbeiführen. Jay sagt: Ich glaub’s nicht. Genau das war auch meine Reaktion. Es war nicht meine Absicht. Aber jetzt sind die Zwei trotzdem da. Dann treffen sie Missouri eben eher als geplant, ist mir doch egal *grummel* Kapitel 7: The Future Ain't ... ------------------------------- Authors Note: So, dieses Mal ging's etwas schneller ^^ Ich freue mich über die vielen Kommis zum letzten Kapitel! Danke Leute, es ist schön zu wissen dass ich das Ganze nicht nur für mich schreibe :D Und jetzt gehts weiter: 7. Kapitel – The Future Ain’t … I never knew so many bad times Could follow me so mercilessly It's almost surreal All the pain that I feel The future ain't what it used to be It doesn't matter what they're thinking It doesn't matter what they're thinking of me It's always so cold I'm not too young to be old The future ain't what it used to be (Meat Loaf – The Future ain’t what it used to be) Es war beruhigend und deprimierend zugleich, dachte Jared, dass die Wohngegend seiner Eltern in San Antonio genauso aussah wie in seiner Erinnerung. Hier eine andere Hausfarbe, da eine neue Hecke – aber im Grunde genommen war es die selbe Straße. Die gleichen Nachbarn, die er noch aus seiner Kindheit kannte. Fast wäre er zu Mr. Robinson gelaufen, um den älteren Mann zu begrüßen, bemerkte dann aber dass dieser ihn nicht erkannte. Daher beschränkte er sich auf ein unverbindliches Nicken. Wenn er ganz ehrlich zu sich selbst war, dann war er sich immer noch nicht ganz sicher was sie in San Antonio eigentlich wollten. Gut – ursprünglich war es seine eigene Idee gewesen nach Texas zu fahren, aber spätestens seit dem Besuch Missouris war ihm klar, dass ihr Hier sein ihnen nichts weiter bringen würde als weitere Fragen und Schmerz. Sie würden in ihrer Heimat keine Antworten finden. Sie hatten am Vorabend noch lange zusammen gesessen und die Fragen der Älteren beantwortet – woher sie kamen, wie ihre Welt war – obwohl der Größere sich beinahe sicher war, dass sie die Antworten kannte sobald sie ihnen die Fragen gestellt hatte. Missouri hatte versprochen sich in den nächsten Tagen umzuhören und ihnen bei ihrer Rückkehr nach Lawrence weiterzuhelfen. Was wohl hieß, dass sie von hier aus zurück nach Kansas fahren würden. Es war typisch für Kripkes Humor, sich gerade diesen Staat als Heimat der Winchesters auszusuchen. Vor ihrer Abfahrt hatten sie noch einen kurzen Einkaufsstopp eingelegt und waren jetzt die stolzen Besitzer von zwei neuen Prepaid-Karten sowie einigen neuen Klamotten, die sie sich kurzerhand im Walmart besorgt hatten. Für mehr reichte ihr Geld nicht. Jared war sich nicht sicher, wie viel sie ausgeben konnten bevor ihre Kreditkarten eine nach der Anderen gesperrt wurden, aber er wollte lieber kein Risiko eingehen. Außerdem hatte er jedes Mal ein schlechtes Gewissen, wenn er einer Verkäuferin lächelnd eine Mastercard auf den Namen Max Shea hinhielt. Die beiden jungen Männer hatten den Wagen ein Stück die Straße hinunter abgestellt und waren die restlichen paar Meter bis zur Einfahrt gelaufen – sie wollten möglichst unauffällig bleiben, und das war mit dem Impala nicht unbedingt der Fall. Und jetzt standen sie vor einem kleinen Blumenbeet, dass sein zu Hause von dem Gehweg abgrenzte. Nur, das es nicht mehr wirklich das Haus seiner Eltern war. Im Garten vor ihm sah er eine Frau und ein Mädchen von vielleicht 12, 13 Jahren. Jared kam sich wie ein Eindringling vor, während er sie beobachtete. Was er im Prinzip auch war, rief er sich ins Gedächtnis. Ein Fremder. Die Frau schien sie bemerkt zu haben, denn sie kam mit einem leicht unsicheren Gesichtsausdruck auf sie zu. Der Jüngere warf ihr ein kurzes Lächeln zu, dass sie als Aufforderung zu verstehen schien, denn sie fragte sie: „Ja, bitte? Kann ich etwas für sie tun?“ „Nein, ich glaube nicht.“, sprang der Ältere für ihn ein. Er war jetzt wieder voll und ganz Jensen, hatte Deans Lederjacke und den Stoppelbart gegen ein helles Hemd eingetauscht. „Wir suchen eigentlich die Padaleckis.“ Jared war immer wieder überrascht darüber, wie unterschiedlich sein bester Freund und Dean doch waren. Das gesamte Auftreten, die Gestik, ja selbst sein Lächeln. Es waren zwei völlig verschiedene Persönlichkeiten. Jensen zuckte mit den Schultern und wandte sich an Jared. „Scheint so, als hätten wir die falsche Adresse ...“ „Ja.“, murmelte der Angesprochene. Oder die falsche Welt. „Ich glaube nicht, dass ich diesen Namen schon einmal gehört habe ...“ Die Frau zuckte entschuldigend mit den Schultern. „Trotzdem danke.“ Es fiel Jared schwer ein Lächeln zustande zu bringen, als er sich von ihr verabschiedete und zusammen mit Jensen zurück zum Impala ging. „Und was jetzt?“, fragte er den Älteren. „Fahren wir nach Dallas?“ Er fühlte sich seltsam, wie früher durch diese Straßen zu laufen und doch zu wissen, dass er hier eigentlich nichts mehr verloren hatte. „Ich wüsste nicht weshalb.“, antwortete ihm sein Freund und warf ihm die Autoschlüssel zu. „Es wird dort kaum anders laufen als hier.“ Der Jüngere erkannte die Wahrheit hinter diesen Worten. Von ihrem alten Leben war nichts übrig geblieben. Sie sollten aufhören der Vergangenheit hinterher zu jagen und sich lieber darauf konzentrieren wieder zurückzukommen. Dass das ganze vielleicht eine Einbahnstraße sein könnte, daran wollte er lieber nicht denken. Es gab ja noch immer die nicht so unwahrscheinliche Möglichkeit, dass er eigentlich irgendwo brabbelnd in einer Gummizelle saß und einfach nur völlig den Bezug zur Realität verloren hatte. Vielleicht war diese Akzeptanz, die er jetzt in sich spürte, genau das was Missouri damit bezweckt hatte sie hierher zu senden. Als Jared sich gerade auf den Fahrersitz setzen wollte, hörte er plötzlich eine Polizeisirene. Jensen drückte sich auf den Beifahrersitz nach unten, bis der Streifenwagen an ihnen vorbeigerauscht und um die nächste Ecke verschwunden war. Sie wussten beide wie vorsichtig sie sein mussten – die Winchesters hatten weiß Gott alles andere als eine weiße Weste, und auch wenn Jared verstehen konnten warum sie taten was sie taten, hatte er keine Lust wegen ihnen die nächsten 30 Jahre im Gefängnis zu versauern. Zum Glück war die Chance erkannt zu werden eher gering, solange keine Fahndungsfotos von ihnen aushingen oder die Brüder schon einmal mit den örtlichen Behörden Schwierigkeiten gehabt hatten. Der Größere ließ den Motor an, als ein zweiter Streifenwagen an ihnen vorbeischoss. Seiner Eingebung folgend fuhr er ihm nach, was bei Jensen scheinbar eher auf Unverständnis stieß. „Wo willst du hin?“ „Nachsehen, was da los ist.“ An der nächsten Kreuzung bog er rechts ab und fuhr dann langsam an den Polizeiautos vorbei, die vor einem großen Gebäude geparkt hatten. „Das ist eine dämliche Idee, weißt du das?“, antwortete der Ältere, doch Jared hörte ihn kaum. „Das ist meine alte High School!“ Es stoppte den Wagen und ließ sich von Jensens fragendem „WAS?“ nicht aufhalten, als er aus dem Impala sprang und zu der Menge lief, die sich bereits vor dem Schulgebäude versammelt hatte. „Jared, was soll das?“ Der Ältere hatte ihn eingeholt und redete nun mit leiser Stimme auf ihn ein. „Wir sollten schnellstens von hier verschwinden. Als hätten wir nicht schon genug Probleme!“ Aber dafür war es scheinbar zu spät, denn ein junger Mann – ganz offensichtlich einer der Lehrer - kam gerade auf sie zu. „Ja, bitte?“, fragte er sie und Jared wurde klar, dass er und Jensen wahrscheinlich die Einzigen hier waren die er nicht kannte. „Wir ... wollten nachsehen was passiert ist.“, antwortete er schließlich. „Ich bin hier früher zur Schule gegangen.“, setzte er nach, um seine Zweifel zu zerstreuen. Seine Rettung kam in Form dreier Sanitäter, die eine Trage aus dem Schulgebäude heraus und zu einem Rettungswagen brachten. „Er ist in der Umkleide gestürzt ... ich wünschte, die Jungen wären vorsichtiger.“, murmelte der Lehrer, entschuldigte sich und ging zur nächsten Gruppe – ganz offensichtlich, um die Mitschüler zu beruhigen. „Siehst du. Nur ein Unfall.“, sagte Jensen schließlich und wandte sich ab. „Können wir jetzt gehen?“ „Kommt dir das nicht seltsam vor?“ Der Jüngere stoppte ihn. „Ich meine, hier stehen drei Polizeiwagen.“ Noch immer erhielt er keine Antwort. „Ist das nicht ein kleines bisschen viel wegen eines Unfalls?“ Der Kleinere sah ihn einen langen Moment an. „Jared, das ist nicht unser Job.“ „Was ist, wenn wir deswegen hier sind?“ „Wir sind wegen deiner Familie hier. Das ist nur ein seltsamer Zufall!“ Jensen zog ihn ein Stück zur Seite, um nicht noch mehr aufzufallen als sowieso schon, und legte sich seine nächsten Worte mit Bedacht zurecht. Er und Jared hatten nicht umsonst die letzten Jahre fast ununterbrochen zusammen verbracht, und der Blick, den der Jüngere gerade aufgesetzt hatte, sagte ihm genau was gerade in dem Riesen-Dickschädel vor sich ging. „Wir sind Schauspieler, Jare. Keine Polizisten. Und wir fahren derzeit mit gefälschten Kreditkarten in einem Wagen durch die Gegend, der wahrscheinlich nicht mal zugelassen ist – mal abgesehen davon, dass das FBI uns mit ziemlicher Sicherheit einsperren und den Schlüssel wegwerfen würde, wenn sie uns finden. Und dazu müssen sie nur unsere Fingerabdrücke überprüfen, okay?“ „Aber ...“ Jensen unterbrach ihn sofort wieder. „Selbst wenn es irgendwas Übernatürliches ist, was willst du machen? Wir sind nicht Sam und Dean.“ Eine Gruppe aus mehreren Polizisten kam aus der Schule und strebte auf die Menge zu, die noch immer versammelt war. „Komm schon, lass uns hier verschwinden.“, drängte der Ältere. „Ich muss wissen was hier los ist.“, antwortete Jared. „Jen, ich kenne diese Leute!“ „Dann kommen wir eben später noch einmal wieder.“ Er ging zum Impala und wartete dort auf den Größeren, der ihm tatsächlich – wenn auch unwillig – folgte. „Alter, dass musst du dir ansehen ...“, wurde Jensen begrüßt, sobald er aus dem kleinen Bad ihres Motelzimmers zurückkam. Der Jüngere saß mit überkreuzten Beinen auf seinem Bett und tippte irgend etwas auf der Tastatur von Sams Laptop. „Versuchst du immer noch das Passwort rauszufinden?“ Sie hatten bereits – erfolglos – versucht, den Rechner einzuschalten, sobald sie ihn im Kofferraum entdeckt hatten, doch bis jetzt war das Ganze bereits am Login gescheitert. Bis jetzt. Scheinbar hatte Jared es in der letzten halben Stunde doch irgendwie geschafft. „Es war schon der Vierte, Jen ...“, sprach der Größere einfach weiter und drehte den Bildschirm so, dass auch der Andere einen Blick auf die Seite werfen konnte. „Immer Unfälle in der Schwimmhalle oder den Umkleiden.“ Seine Stimme bebte leicht. „Zwei davon sind gestorben.“ „Oh Gott. Jared.“ Jensen betrachtete die Seite – ganz offensichtlich die Homepage der Schülerzeitung – auf der die Fotos von vier Jungen neben einem längeren Artikel abgebildet waren. „Offiziell waren es alles Unfälle, aber die Polizei ermittelt ...“, fuhr dieser fort und scrollte zu einem Abschnitt, der dazu aufrief, in der Nähe der Trainingsräume vorsichtig zu sein und sich nicht allein dort aufzuhalten. Der Ältere schluckte. „Du willst dir das Ganze tatsächlich näher ansehen, stimmt’s?“ Es sah viel zu sehr nach einem typischen Winchester-Fall aus, als dass er es nicht genauso bemerken würde wie Jared. „Du weißt dass das Wahnsinn ist?“ Als ob das seinen jüngeren Freund jemals von irgend etwas abgehalten hätte. „Was willst du denn machen? Einfach weiterfahren?“ „Erst wenn sie uns aus der Stadt schmeißen.“ Den Größeren würden jetzt sowieso keine zehn Pferde von hier weg bekommen. Trotzdem hatte Jensen ein flaues Gefühl im Magen. Sie waren keine Jäger. Punkt. Wenn es nichts Übernatürliches war, dann mischten sie sich nur in Polizeiarbeit ein (und das konnte einen Riesenärger bedeuten), aber wenn das Ganze Weihwasser, Salz und irgendwelche Symbole beinhaltete, konnte es für sie durchaus ziemlich gefährlich werden. Besser nicht darüber nachdenken. Wenn es zu riskant wurde, dann würde er den Jüngeren aus San Antonio wegschleifen. „Wie hast du den Laptop nun eigentlich zum Laufen gebracht?“ Jared grinste schief. Der Ältere kannte diesen Blick – er hatte eine verblüffende Ähnlichkeit mit einem Welpen, der neben dem einem Haufen Federn und den Stoffresten eines ehemaligen Kissens saß und natürlich gar nichts dafür konnte. Er benutzte ihn jedes Mal, wenn ihm etwas peinlich war und er Mitleid heischen wollte. „Ich hab das Passwort geknackt.“, gab er schließlich zu. „Du hast was?“ Da legte ja jemand ungeahnte Fähigkeiten an den Tag. „Na ja, es war nicht so schwer herauszufinden.“ „Aha.“ „Sasquatch.“, murmelte der Jüngere, und Jensen lachte das erste Mal, seit er vor einer halben Woche im Impala aufgewacht war, wirklich auf. Es war so typisch für Dean, das Passwort seines kleinen Bruders auf den zweiten Namen für Bigfoot zu ändern. Jared öffnete die Augen und sah nur weiß. Was war geschehen? Wo war er? Er rappelte sich auf und bemerkte nun, dass er nicht mehr in seinem Bett lag, sondern auf einem seltsam weichen Boden. Er hatte beim Erwachen nach oben gestarrt und dabei nur den Nebel gesehen. Um sich herum konnte Jared kaum etwas erkennen. Es war wie beim letzten Mal – Schemen wabberten um ihn herum, aber er hatte den Eindruck dieses Mal mehr erkennen zu können als zuvor. Er träumte wieder. Er musste träumen, eine andere Erklärung gab es gar nicht. Diesmal bemerkte er, dass der Boden leicht abschüssig war. Es war eigentlich egal in welche Richtung er lief, aber irgend etwas zog ihn den Hang hinunter – dorthin, wo der Nebel etwas dünner wurde. Der Braunhaarige fröstelte leicht. Konnte man in einem Traum Kälte fühlen? Scheinbar schon. Überhaupt gewann die Welt um Jared herum langsam an Substanz. Wo vorher nur Schemen waren, konnte er jetzt kleine Sträucher erkennen. Unter seinen Füßen spürte er Sand. Ein leichtes Plätschern war zu hören, und nachdem er noch ein paar Minuten weitergegangen war, lichtete sich das Weiß. Er stand am Ufer eines großen Sees, dessen gegenüberliegendes Ufer noch immer im Dunst verborgen war. Ein Stück entfernt stand eine Blockhütte – und auf der Rasenfläche davor, mit dem Rücken zu ihm, saß eine weiß gekleidete Gestalt und ritzte mit einem Stock Zeichen in den Boden. Der Mann erstarrte in seinen Bewegungen, als er sich näherte, und wandte sich langsam zu ihm um. Und der Schauspieler sah in seine eigenen Augen. „Hallo Jared.“, lächelte Sam Winchester ihn an. Dann verschwamm alles um ihn. Er öffnete seine Augen noch einmal, sah dieses Mal jedoch nur die ihm vage vertraute Decke ihres Motelzimmers. Es dauerte lange, bis er wieder einschlafen konnte. Were there ever any stars in the sky Did the sun ever shine so bright? Do you have any dreams I could borrow Just to get me through the lonely night? Is there anything left to hold on to When the rivers wash it all away? Is there anyone left to hold on to Is there anything left I can say? Say a prayer for the falling angels Stem the tide of the rising waters Toll a bell for the broken hearted Burn a torch for your sons and daughters The endless night has got a hold of me Dark days are pulling me forward And all the tears are washing over me- I'm crying, lost forever- In a future that ain't what it used to be No more no more no more (Meat Loaf – The Future ain’t what it used to be) Kapitel 8: ... What it used to be --------------------------------- So, hier ist mein kleines Wichtel-Kapitel, und endlich gibts mal ein bisschen Aktion ^^ Lasst mich wissen was ihr von der Richtung haltet, in die die Story geht - ich habe zwar ein paar grobe Vorstellungen vom Verlauf, bin aber für Wünsche offen. Danke an meine lieben Kommi-Schreiber :D Ich hoffe das ich den Takt den ich jetzt habe einhalten kann - das heißt alle ein, zwei Wochen ein Update. @ genek: Nun, die Frage ist berechtigt XDD Lies weiter, dann findest du's raus ^^ @ caly: schön das es dir gefällt und danke, das du noch dabei bist - es ist schön, jedes Mal von dir zu hören ^^ @ missouri: bleibt ihnen etwas anderes übrig ( ... ich meine ... mit mir als autor ... *lalala*) @ evil_sam: dein wunsch ist mir befehl ^^ nur 11 Tage dieses Mal, das ist für mich schnell .. und der Fall, nun, das hatten wir ja schon. Und auch danke an alle die Schwarz mitlesen, dass ihr noch dabei seid ^^ So, und jetzt gehts weiter: 8. Kapitel – … What it used to be It's like a storm that's never ending It's like a shadow on the land and the sea There's nothing so sad as A tomorrow gone bad The future ain't what it used to be Some days I feel so numb and empty And those would be the good days for me Nothing gets to me now Unless I'm thinking of how The future ain't what it used to be Is there anything left to hold on to When the rivers wash it all away? Is there anyone left to hold on to Is there anything left I can say? (Meat Loaf – The Future Ain’t what it used to be) Jensen gewöhnte sich langsam daran, mit dem Blick auf eine rissige Decke und einer sehr eigenen Klangunterstützung aufzuwachen – auch bekannt als Jared Padaleckis Schlafgeräusche. Denn der Jüngere schien selbst dann nicht dazu in der Lage zu sein seinen Mund zu halten, wenn er völlig weggetreten war, und murmelte irgendetwas vor sich hin was Jen nicht verstehen konnte. Im Licht des Morgens betrachtet sah ihr Plan für ihn heute sogar noch dämlicher aus als gestern. Und ja, es war tatsächlich hell und die Sonne schien, denn sie waren in Texas und nicht in der bekanntermaßen regenreichsten Stadt ganz Nordamerikas (Vancouver). Es musste noch ziemlich zeitig sein, wenn Jared tatsächlich noch im Land der Träume weilte, denn sonst war er immer schon weit vor dem Älteren wach. Jensen hatte oft genug bei ihm übernachtet, nur um morgens unfreiwilligerweise eine volle Ladung Guter Morgen-Laune abzubekommen. Mit einem Blick auf seine Armbanduhr stellte er fest, dass es fast acht Uhr war. Er fühlte sich nicht einmal so schlecht. Texas hatte schon immer diese Wirkung auf ihn gehabt, er freute sich sogar beinahe darauf aufzustehen, und in einem Anfall von Großzügigkeit beschloss er, für sich und das lange Elend Frühstück zu besorgen. Ihr Motel – das Star’s Inn, dankbarerweise ohne fluoreszierende Sterne an den Zimmerwänden – lag mehr oder weniger mitten in der Stadt, und das hieß, dass der nächste Starbucks nicht allzu weit entfernt sein konnte. Er war sich nicht ganz sicher, wie lange man von Kuchen, Gebäck und Kaffee überleben konnte, aber derzeit war er bereit es darauf ankommen zu lassen. Beim Verlassen des Zimmers stieg er vorsichtig über die Salzline, die sie am Vorabend gestreut hatten. Jensen würde jetzt gern behaupten, dass er das für lächerlich hielt, doch Tatsache war: Er fühlte sich sehr viel besser damit. Als er zurück kam war der Jüngere bereits aufgestanden. Dunkle Ringe lagen unter seinen Augen, und auch sonst sah der Frühaufsteher nicht unbedingt aus wie das blühende Leben. Daher verkniff sich Jensen lieber das: Guten Morgen, Sonnenschein!, dass ihm bereits auf der Zunge gelegen hatte, und hielt ihm lieber wortlos einen der Kaffeebecher entgegen. Er wollte zumindest so lange nett sein, bis er eine Ladung Koffein im Blut hatte. „Weißt du, wenn du feiern gehen wolltest, dann hättest du mir eher Bescheid sagen sollen.“ Der Ältere kramte in Deans Tasche und erleichterte seinen Vorrat an Aspirin um zwei Stück, die er einem offensichtlich schon etwas lebendigeren Jared hinhielt. „Du siehst aus, als hättest du kaum geschlafen.“ „Ich hatte einen Alptraum.“, murmelte der Größere und schluckte beide Tabletten auf einmal. Jensen zog seine Augenbraue nach oben. „Sag mir jetzt nicht, dass du auch noch so anfängst wie Sam.“ „Witzig dass du das sagst.“ Jared schien sein morgendliches Tief etwas überwunden zu haben und griff nach einer der Tüten, um sich das Frühstück genauer anzusehen. Der Ältere nahm das mal als ein gutes Zeichen. „Er war auch da. Im meinem Traum, meine ich.“ „Das ist auch kein Wunder, Mann.“ Jensen rettete eines der Sandwichs – denn, entgegen der allgemeinen Meinung, lebte er nicht nur von Kaffee und Wasser – bevor er fortfuhr. „Ich meine, sieh dir doch mal an wo wir sind. Es wäre eher merkwürdig wenn du keine verrückten Träume hättest. Mich haben die halbe Nacht irgendwelche Fledermäuse attackiert.“ Und ein paar blutrünstige Pflanzen. Außerdem konnte er sich noch vage an sprechende Schafe und Hühner erinnern, aber so genau wollte er das eigentlich gar nicht wissen. „Ja, wahrscheinlich. Es war nur wirklich seltsam, weißt du?“ „Oder du entwickelst hellseherische Fähigkeiten.“, grinste der Ältere. Jared schwieg. „Oh, komm schon, Jare. Wir sind wir, nicht die Winchesters. Die Narben fehlen und alles. Das hatten wir doch schon.“ „Ja, aber …“, der Größere wollte noch weitere Einwände anbringen, aber Jensen unterbrach ihn wieder. „Nichts aber. Du hast keine Visionen. Und wir beiden können nicht auf einmal Dämonen exorzieren und es überleben, dass wir fünf Meter durch den Raum geschleudert werden. Ich will das du daran denkst, okay?“ Jared neigte dazu, manchmal ein wenig … obsessiv zu werden, wenn eine neue Idee in seinem Kopf entstand. Leider hatte er sich derzeit aus irgendeinem nur ihm bekannten Grund darauf eingeschossen, dass er und Jensen dazu auserkoren waren Monster zu jagen, nur weil sie zufälligerweise Aussehen und Ausrüstung der Winchesters besaßen. Das sie aber leider nur zwei Schauspieler waren, ignorierte Bigfoot dabei geflissentlich. Jensen hatte sich nun vielleicht dazu breitschlagen lassen, einen etwas genaueren Blick auf die Sache mit der High School zu werfen. Eigentlich blieb ihm auch nichts anderes übrig. Mal abgesehen davon, dass er Jared schlecht an den Haaren aus San Antonio wegschleifen konnte, wäre ihm selbst nicht wohl dabei die Sache einfach so weiterlaufen zu lassen. Trotzdem: Er würde nicht zulassen, dass einer von ihnen in Gefahr geriet. Das Jared derzeit nicht wirklich auf irgendetwas anderes als die mögliche Jagd achtete, machte ihm wirklich Sorgen. In die Schule hineinzukommen war beinahe lächerlich einfach. Eigentlich taten sie nichts anderes, als einfach hineinzugehen. Einige Schüler warfen ihnen einen kurzen Blick zu, aber offensichtlich waren alle der Meinung, dass jemand, der mit solcher Sicherheit in Richtung des Büros der Schülerzeitung lief – nämlich Jared - und sein Anhang – namentlich Jensen – schon einen Grund dafür haben dürften. Jared klopfte an die Tür und öffnete sie, als sie von drinnen ein: „Komm rein!“ hörten. Scheinbar hatten die drei Jugendlichen im Raum jemand anderen erwartet, als sie eintraten. Sie schienen gerade die nächste Ausgabe vorzubereiten, denn einer der Tische war über und über mit Fotos und kurzen Notizen bedeckt. „Guten Tag.“, begrüßte Jensen die Schüler, wartete, bis Jared das Gleiche tat und stellte sie dann vor. „Wir sind Tom Morello und Chris Cornell aus Dallas. Von der Post.“ Nach einer kurzen Diskussion hatten sie sich für zwei Ausweise entschieden, die sie als Reporter ausgaben. Der Ältere hatte keine Probleme in diese Rolle zu schlüpfen – vor ihm saßen nur Teenager, und er hatte weiß Gott genug Erfahrung damit. Schließlich hatte er seinen Job nicht nur wegen seines Aussehens. Sie erläuterten abwechselnd weshalb sie hier waren. Ihre Story war denkbar einfach: sie hatten von den Opfern gehört, waren alles andere als überzeugt davon, dass es tatsächlich nur Unfälle waren, und wollten sich vor Ort ein Bild von der Situation machen. „Also, was könnt ihr uns über die Vier erzählen?“, richtete sich Jared schließlich an die Jugendlichen. „Sie waren ganz normale Schüler hier. Jerry und Hank waren im Schwimmteam, Greg war Footballer. Ryan war in keinem Club, aber ein guter Schüler.“ „Warum reden sie nicht mit der Polizei darüber?“, fragte ihn das kleinere der Mädchen mit wachem Blick. Augenscheinlich war sie der Wortführer der Gruppe. Jetzt kam es darauf an, wusste Jensen. „Weil sie ganz offensichtlich keine Ahnung haben was hier los ist.“ Er sah hier offen in die Augen. Lächelte dann leicht. „Wir können ein bisschen Druck machen, wisst ihr? Aber dazu brauchen wir einen guten Artikel, mit Informationen die die Polizei nicht unbedingt mit uns teilen will.“ „Wenn ihr uns alles erzählt was ihr wisst, dann sorgen wir dafür, dass es aufhört.“, setzte Jared nach. „Versprochen.“ Der Ältere hoffte nur, sie konnten dieses Versprechen tatsächlich halten. Er nickte dem Mädchen ernst zu, das sie noch immer musterte. „Versprochen, hm?“ Der Junge neben ihr stand auf und zog einen Ordner aus dem Regal, während die anderen Beiden alles auf dem Tisch kurzerhand aus dem Weg fegten. „Wir haben angefangen alles zu sammeln, als Hank verletzt wurde – er war der Zweite. Das war vor ungefähr einem halben Jahr, aber das wissen sie ja, nicht wahr?“ Unter dem Deckel kamen ein ganzer Haufen Blätter und Fotos zum Vorschein, die sich mit den vier Jungen beschäftigten. Da war ganz offensichtlich jemand ziemlich fleißig gewesen. Jensen erkannte sogar einen Grundriss der Umkleiden, in denen die Unfallorte gekennzeichnet waren. „Ein, zwei Monate davor ist Ryan ertrunken. Es gab damals einen ziemlichen Aufriss deswegen – keiner wusste, was er überhaupt in der Schwimmhalle gemacht hat. Danach dann Greg, wieder in der Umkleide. Er hat es auch nicht geschafft. Jerry gestern wäre auch ertrunken, wenn ihn der Sportlehrer nicht noch aus dem Becken gezogen hätte.“ Die zwei Schauspieler sahen auf die Sammlung von Fakten hinab, die vor ihnen ausgebreitet war. Sie hatten selbst nicht viel mehr herausfinden können als das, was sie in den Zeitungsartikeln gefunden hatten – aber was auch immer sie brauchen würden, hier lag es. „Was könnte es nur sein?“, überlegte Jared laut. „Sagen Sie es mir.“ „Können wir uns alles in Ruhe ansehen? Und ich würde mir gern die Schwimmhalle ansehen und mit irgendjemandem aus dem Team reden – privat, ohne Lehrer.“ Es dauerte kaum zwei Minuten, bis sie sich tief in die verschiedenen Artikel vergraben hatten. Jensen war beeindruckt davon, was die Jugendlichen alles zusammengesucht hatten. Die ganze Akte las sich wie das Script zu einem ziemlich durchgeknallten B-Movie. Das Dumme war nur, das weder er noch Jared wirklich wussten wonach sie suchen mussten. Die Todesursache war im ersten Fall Ertrinken gewesen, im Zweiten war der Junge wohl ausgerutscht und hatte sich den Kopf verletzt. Wie das passiert war, war jedoch völlig unklar. Hank hatte nach seinem Aufwachen etwas von einer Person erzählt, die ihn von hinten gestoßen hatte, aber das schien auch eher eine unklare Aussage zu sein die keiner so wirklich verstand, weil der Angreifer nicht aus dem Raum gekommen war – obwohl vor der Tür mehrere Personen standen und seinen Schrei gehört hatten. Jensen setzte noch eine weitere Person auf die Liste der Leute, mit denen sie reden mussten. Und langsam war er sich tatsächlich sicher, dass sie einen Fall hatten. Nur war er darüber ganz und gar nicht glücklich. Sie verabschiedeten sich nach etwa einer halben Stunde mit dem Versprechen, sich zu melden, sobald sie etwas wüssten, und gingen in Richtung der Schwimmhalle. Es war noch immer zeitig – noch nicht einmal 12 – und da die meisten Schüler wohl gerade Unterricht hatten, wurden sie zum Glück nicht aufgehalten. Jared stellte mit einem kurzen Blick auf einen Aushang fest, dass gerade niemand in der Halle war, und führte Jensen durch einen Nebeneingang hinein. „Ich war früher nicht oft hier.“, fing er an, als er den Älteren herumführte. „Schwimmen war nie so mein Ding. Die Umkleiden sind da drüben. Auf der anderen Seite ist dann die Turnhalle. Das müssen wir aber auf später verschieben, da sind bestimmt derzeit Leute.“ Jared zog etwas aus seiner Jackentasche, das Jensen nach ein paar Sekunden als ramponiertes EMF-Meter erkannte. Ein EMF-Meter. Oh Gott, der Jüngere wollte wirklich Sam Winchester spielen. „Hör mal, Jay … wenn es wirklich etwas Übernatürliches ist, was machen wir denn dann? Rufen wir Missouri an?“ „Mal sehen. Lass uns erst einmal schauen ob es hier überhaupt was gibt.“ Der Größere schwenkte das Gerät in eine andere Richtung. Zwei Striche. Was bedeuteten zwei Striche – das ein Geist anwesend war, oder einfach nur eine Leitung in der Wand?!? Jensen war klar, dass sie nur ein gefährliches Halbwissen über das hatten, was sie hier gerade taten, und das gefiel ihm ganz und gar nicht. „Und wie willst du heute Abend hier reinkommen? Oder hast du plötzlich einen Kurs darin belegt, wie man Dietriche benutzt?“ Der Ältere sah seinen Freund kritisch an. „Ich kann mich noch daran erinnern wie du es nicht einmal geschafft hast ein Fenster aufzuhebeln.“ Jared grinste ihn nur an. „Jeder Schüler weiß wie er in seine Turnhalle einbrechen kann, Jen.“ „Mach die Taschenlampe aus, Jen! So kann man uns doch schon von Weitem sehen!“ Jared zog ihm das Licht aus den Händen mit dem er eben die – nun stockfinsteren – Umkleiden ausgeleuchtet hatte und schaltete es aus. Was natürlich dazu führte, das sie nun nicht nur mutterseelenallein in einer möglicherweise gefährlichen Schule waren, sondern auch noch nicht einmal die Hände vor Augen sehen konnten. „Gib sie sofort wieder her!“ Ein kurzes Gerangel folgte, das Jensen für sich entscheiden konnte, und dann blitzte das Licht wieder auf. „Ich decke es mit einem Tuch ab, okay? Aber wer soll uns schon sehen? Es ist fast halb drei, Alter.“ Eine Uhrzeit, zu der er übrigens gern im Bett liegen wurde. Jensen hatte einen äußerst unerfreulichen Nachmittag damit verbracht Waffen zu reinigen, Schrotpatronen mit Steinsalz zu laden (was übrigens eine sehr langwierige Angelegenheit war) und die Gräber der zwei verstorbenen Jugendlichen zu suchen. Außerdem hatte er ein kurzes Gespräch mit Hank Greedy hinter sich, das ihn wieder daran erinnert hatte, warum genau er zu seiner eigenen High School-Zeit einen großen Bogen um die verschiedenen Sportler seines eigenen Jahrgangs gemacht hatte. Mit anderen Worten, seine Laune näherte sich rasant dem Erdmittelpunkt. Und jetzt schlich er zusammen mit seinem besten Freund, an dessen geistiger Gesundheit er langsam aber sicher zu zweifeln begann, durch ein Gebäude in das sie gerade eingebrochen waren. Und Jared hatte schon wieder irgendeins der winchester’schen Spielzeuge in der Hand. Er wusste immer noch nicht, wie er sich dazu hatte breitschlagen lassen. Na ja, eigentlich wusste es der Ältere schon – die Kombination von Jareds bettelndem Hundeblick und seinem nicht aufhörenden Redeschwall darüber, das vielleicht schon bald ein weiterer Schüler verunglücken würde, hatten ihn schließlich aufgeben lassen. „Was hast du da eigentlich?“, fragte er den Größeren, während er die sich die Spinde näher ansah. Es war eigentlich das Gleiche wie in jeder anderen Schule. Jensen hatte sich mit dem EMF-Meter bewaffnet und scannte die Reihen – und wenn er froh darüber war, dass noch immer nur ein einziges rotes Licht blinkte, dann ließ er es sich zumindest vor dem Jüngeren nicht anmerken. „Eine Schwarzlichtlampe mit Batterie. Leuchte nicht genau hierher, sonst sehe ich nichts.“, erklärte dieser und sah sich noch einmal prüfend um, bevor er zu einer bestimmten Stelle ging und mit dem Gerät über den Boden fuhr. „Du weißt schon, damit kann man Überreste von Geistern finden.“ Und Jensen hatte es noch nie so sehr bedauert wie in diesem Moment, dass er in den letzten Jahren tatsächlich mehr über Geisterjagd gelernt hatte als ein normaler Mensch wissen sollte. Denn im Schwarzlicht war irgendein Schemen an der Wand zu erkennen. Außerdem machte die Tatsache, dass Jared sich gerade freute wie ein Schneekönig, die ganze Angelegenheit nicht unbedingt besser. „Ich hab was! Ich glaube es ist ein Handabdruck. Ist es ein Handabdruck, was denkst du?“ Er fuhr die Wand noch weiter ab und fand noch weitere kleine Stellen, die im Schwarzlicht fluoreszierten. „Keine Ahnung.“ Auf jeden Fall war es irgendetwas, was hier ganz eindeutig nicht hingehörte. „Das ist die Stelle, an der der Junge gestern angegriffen wurde. Was ist das?“ Ein lautes Pfitschen ertönte, und beide starrten auf das Gerät in Jensens Hand. Fünf rote Lampen. Das konnte nicht gut sein. Der Ältere fröstelte, und plötzlich wurde ihm die Luft aus den Lungen gepresst, als ihn irgendetwas gegen die Wand stieß. Mit einem lauten Aufprall fiel das EMF-Meter auf den Boden und flackerte und pfitschte immer noch, während er selbst verzweifelt versuchte sich loszureißen. Was auch immer ihn gepackt hatte, war bei weitem stärker als er selbst. Plötzlich war er wieder frei, und als er sich mit dem Rücken zur Wand drehte erkannte er, dass Jared sich wohl auf seinen Angreifer gestürzt und ihn heruntergerissen hatte. Und was auch immer dieser war – ein Mensch war er auf jeden Fall nicht, soweit er es im Licht der heruntergefallenen Taschenlampe erkennen konnte. Sein Freund schien nicht die geringste Chance zu haben. Für wenige Sekunden stand der Ältere geschockt da, während er dem unfairen Kampf zusah. Es war eins, während des Drehs jeden Tag theoretisch mit dem Übernatürlichen zu tun zu haben, aber einen richtigen, echten und sehr, sehr wütenden Geist zu sehen, war etwas ganz Anderes. Die Gestalt hatte Jared bereits zu Boden gedrückt, als er sich endlich von dem Anblick lösen und fahrig nach der Waffe auf seinem Rücken greifen konnte. Jensen schickte ein kurzes Stoßgebet zu wem auch immer (Hauptsache, Er meinte es gerade gut mit zwei verhinderten Dämonenjägern), als er mit der Schrotflinte auf die beiden Kämpfenden zielte und hoffte, nicht gerade seinen besten Freund damit zu treffen. Dann drückte er ab. Der Effekt war überwältigend. Der Angreifer zerstob in einer Wolke, das EMF-Meter verstummte, und in dem Nachhall des lauten Knalls war einen Augenblick lang nur noch ihr Keuchen zu hören. Und Jared fasste die Ereignisse der letzten Minute treffend zusammen. „Ach du Scheiße.“ Jensen bewegte sich wie in Trance, als er ihre verstreute Ausrüstung zusammen suchte. Der Größere folgte nach einem Moment seinem Beispiel. „Beeil dich. Wir müssen weg hier.“, flüsterte der Ältere, als er die Schrotflinte in ihre Sporttasche warf und sie sich dann über die Schulter hing. „Wenn irgendwer den Schuss gehört hat, dann ist in ein paar Minuten die Miliz hier.“ „Ich hatte Recht!“, antwortete ihm der Größere als er ihm folgte. „Es ist ein Fall, Jen. Wir müssen raus finden, wer …“ „Wir müssen gar nichts!“, unterbrach ihn sein Freund und drehte sich wütend zu ihm um. Vielleicht hatte Jared diese Härte nicht verdient, nach dem, was gerade passiert war, aber Jensens Nerven lagen blank. „Wir wurden gerade von einem gottverdammten Geist angegriffen, Jay. Von einem Geist! Also halt einfach deinen Mund und lass uns von hier verschwinden!“ Der restliche Rückweg zu ihrem Motel verlief unerträglich schweigend. Say a prayer for the falling angels Stem the tide of the rising waters Toll a bell for the broken hearted Burn a torch for your sons and daughters The endless night has got a hold of me Dark days are pulling me forward And all the tears are washing over me- I'm crying, lost forever- In a future that ain't what it used to be No more no more no more The future just ain't what it used to be It's never gonna be like it was The future just ain't what it used to be I wish it wouldn't come but it does I wish it wouldn't come but it always does (Meat Loaf – The Future Ain’t what it used to be) Kapitel 9: How to save a life ----------------------------- Hi Leute! Ich bin zurück, mit dem letzten Kapitel für dieses Jahr. Das 9. von 22., und jetzt habe ich sogar schon verraten mit wie viel ihr noch rechnen könnt ^^ Eventuell gibt es dann auch noch einen zweiten Teil (und einen dritten? Irgendwo in meinem Rechner sind noch ein paar Kapis, die erst dann kommen würden, wenn ihr denn dann alle noch dabei seid … aber das ist ja noch lang hin). Naja genug gesagt – ich beeile mich wie immer, hab ja jetzt nix anderes zu tun wo es erst Mitte Januar weitergeht mit SPN XDD @ genek: Schrot(t)patronen … vielleicht war’s ja Absicht *droll* und zu der Sache mit Jen – wo hast du DAS denn her o.O @ Endless_Dark: Wird noch nicht verraten. Das kommt noch ^^ Schön das du dabei bist @ missouri: Ich liebe dieses Outtake auch ^^ die Augen werden immer verzweifelter und verzweifelter und die Haare fliegen *lacht* @ mariko999: Freut mich das es dir gefällt ^^ @ Evil_Sam: XDDD ich hab noch nie jemanden getroffen der XD so oft benutzt wie du ^^ gefällt mir XD so, und weiter gehts: 9. Kapitel – How To Save A Life Step one you say we need to talk He walks you say sit down it's just a talk He smiles politely back at you You stare politely right on through Some sort of window to your right As he goes left and you stay right Between the lines of fear and blame You begin to wonder why you came Where did I go wrong, I lost a friend Somewhere along in the bitterness And I would have stayed up with you all night Had I known how to save a life (How to save a life – The Fray) Jared saß am folgenden Morgen wieder vor den ausgebreiteten Utensilien aus dem Kofferraum. Die Pistolen konnten sie nun wohl zum Glück wieder verschwinden lassen, dafür fügte er seiner mentalen Geisterjagd-Liste einen Kanister mit Benzin hinzu. Wenn er eins wusste, dann war es die Tatsache, dass die Winchesters immer im Zweifelsfall alles verbrannten was irgendwie mit dem Geist zu tun haben könnte. Also würde er Es salzen und verbrennen, sobald er herausgefunden hatte, was Es in diesem Fall eigentlich war. Nun, sie hatten schon einmal herausgefunden, dass Es ein Rachegeist war, was gut war. Nicht ganz so gut waren die roten Stellen an seinem rechten Arm dort, wo ihn gestern das Steinsalz getroffen hatte und die noch immer höllisch schmerzten. Überhaupt nicht gut war, dass Jensen nach ihrem kleinen Zusammenstoß mit wer auch immer Es sein mochte wirklich, wirklich sauer auf Jared war und ihn völlig ignorierte. So wie gerade eben – der Ältere hatte sich darauf verlegt sich das sinnlose Morgenprogramm im Fernsehen anzusehen und schon seit über einer Viertelstunde nicht einmal mehr zu ihm herübergeblinzelt. Das Problem an der ganzen Sache war: Jared konnte den Standpunkt seines besten Freundes durchaus gut nachvollziehen. Es war schließlich noch nicht einmal zehn Stunden her, als er selbst sein kleines Stelldichein mit einem wütenden Geist gehabt und dabei ziemlich etwas abbekommen hatte. Und der Schauspieler konnte nicht von sich behaupten dieses Erlebnis unbedingt noch einmal wiederholen zu wollen, aber genauso wenig wollte er einfach die Fahne werfen und flüchten. Also las er sich gerade das kleine Einmaleins der Dämonenjagd - auch bekannt als John’s Tagebuch – durch und hoffte auf einen Absatz der ihm erklären würde, wie er den zugehörigen Verstorbenen zu ihrem Geist finden würde. Im Film sah das Alles viel einfacher aus. Aber es nützte alles nichts, allein würde er hier wohl kaum vorwärts kommen, und vielleicht hatte sein grummeliger bester Freund ja eine durchschlagende Idee. „Jen?“, versuchte er es vorsichtig, bekam nur einen fragenden Blick, und der Größere zögerte einen Moment bevor er fortfuhr. Das konnte jetzt sehr gut oder sehr, sehr schlecht laufen. „Was denkst du. Wie können wir herausfinden, wer …“ Scheinbar würde es noch sehr viel schlechter laufen als er es sich vorgestellt hatte, denn sobald das Wörtchen wir seinen Mund verließ, erkannte er, wie Jensen auf stur schaltete. „Jare, vergiss es. Ich werde bei dieser dämlichen Angelegenheit nicht länger mitmachen.“ „Aber wir müssen doch …“ Der Jüngere kam nicht dazu sich weiter zu erklären. „Gar nichts! Wir müssen gar nichts, außer nach Vancouver zurückzukehren und diesen ganzen Mist hier hinter uns zu lassen!“ Oha, da war aber jemand mächtig, gewaltig sauer. „Menschen sterben, Jen!“ „Wenn wir nicht aufpassen, sind wir die Nächsten!“ Etwas verspätet wurde Jared klar, dass sein bester Freund wohl in der letzten Stunde nichts weiter getan hatte als sein sowieso schon ziemlich angeschlagenes Nervenkostüm zusammen zu halten, und er hatte wohl gerade den völlig falschen Ton angeschlagen und damit die metaphorische Lawine so richtig in Gang gebracht. „Hat es dir gestern noch nicht gereicht? Das nächste Mal kommen wir vielleicht nicht so glimpflich davon. Meinetwegen, wir können einen anderen Jäger suchen der das erledigt, aber ich setze nicht noch einmal einen Fuß in diese verdammte Umkleide.“ „Das ist meine alte Schule! Ich kann nicht einfach weglaufen.“ Es war irrational, und möglicherweise auch dumm, aber Jared fühlte sich auf eine seltsame Art und Weise verantwortlich dafür was geschah. Wer wusste schon, wie lange ein anderer Jäger brauchen würde um hierher zu kommen. Ganz abgesehen davon, dass er keine Ahnung hatte wie er einen erreichen sollte – die wenigen Nummern in Johns Tagebuch waren codiert, und eine andere Möglichkeit hatten sie nicht. „Wir sind vielleicht die Einzigen die etwas tun können! Verstehst du denn nicht, die Leute hier, sie sind … Ich komme von hier und auch wenn nicht, sie können nichts machen, ich aber schon!“ „Aber wir wissen nicht wie!“ Der Ältere hatte mittlerweile den Fernseher ausgeschaltet und widmete nun seinem besten Freund seine ungeteilte Aufmerksamkeit. „Das ist kein Spiel, okay? Wenn wir so weitermachen, geraten wir in eine Sache hinein aus der wir vielleicht nie wieder herauskommen!“ Der Größere schüttelte nur seinen Kopf. Er würde sich nicht überzeugen lassen, genauso wie der junge Mann ihm gegenüber. „Ich kann nicht einfach aufhören, Jensen.“ „Ich werde nicht zusehen, wie du Selbstmord begehst.“ Der Ältere hatte diese Worte so leise gemurmelt, dass Jared sie kaum verstanden hatte, und griff sich nun seine – Deans – Jacke. „Wo willst du hin?“ Er hatte zwar nicht unbedingt damit gerechnet, dass sie tatsächlich nach ihrem Gespräch ein und derselben Meinung sein würden, aber das Jensen nun mehr oder wenig offensichtlich aus dem Raum floh und ihn hier sich selbst überließ, war seiner Meinung nach dann doch etwas übertrieben. „Raus. Einfach … raus, okay? Wir sehen uns später.“ Damit war sein bester Freund und der einzige Mensch, den er auf der großen weiten Welt kannte, verschwunden. Zumindest hatte Jensen versprochen wiederzukommen. „Danke.“ Lächelnd nahm Jared den Ordner entgegen, den er sich schon gestern angesehen hatte, und setzte sich an einen der Tische. „Ich muss jetzt zum Unterricht.“, verabschiedete sich der Schüler, den er schon am Vortag kennen gelernt hatte. „Bis später.“ Jared hatte beschlossen noch einmal in der Schule vorbei zu schauen und sich alles ein zweites Mal durchzulesen. Irgendwo in diesen Unterlagen war die Lösung des Falls. Er musste sie nur finden. Alle waren in den Umkleiden angegriffen worden. Der Geist musste also irgendetwas mit dieser High School zu tun haben – war vielleicht selbst hier verstorben. Genau danach hatten die Jugendlichen aber anscheinend nicht gesucht oder zumindest nichts gefunden, was sie abgeheftet hatten. Der Schauspieler blinzelte zu dem Computer hinüber, der scheinbar noch auf Standby lief. Logisches Denken, dachte sich Jared. Er brauchte hier die ganz spezielle Art von Logik, die einen Jäger auszeichnete, und schließlich hatte er die letzten zwei Jahre kaum etwas anderes getan als sich in den Kopf von Sam Winchester hineinzuversetzen. Der Computer der Schülerzeitung hatte mit Sicherheit Zugang zu den wichtigsten Zeitschriftenarchiven der Umgebung. Wenn er Glück hatte, sogar mit Favoriten-Links und ohne dass er ein Passwort eingeben musste. Sein erster Versuch – East High – brachte eine wahre Flut von Artikeln, die über die verschiedensten Sportveranstaltungen, Wettbewerbe und ähnliches berichteten. Es war auch einiges dabei was sich mit den Unfällen beschäftigte, aber die meisten Berichte darüber hatte er bereits gelesen. Als nächstes tippte er „East High Unfall“ ein, gefolgt von „East High Mord“ und, als er schon etwas deprimierter war, „East High mordlüsternernes Gespenst“, aber auch das brachte leider kein anderes Ergebnis als die Einladung zu einer Shakespeare-Aufführung von vor vierzehn Jahren. Nach weiteren 15 Minuten vergeblicher Suche war er bereit sich seiner eigenen Unfähigkeit zu stellen. Entweder er machte etwas falsch, oder es gab schlicht und ergreifend seit der Gründung der Schule nichts, was hier geschehen war. Dann öffnete sich die Tür, ein etwa dreißigjähriger Mann steckte seinen Kopf hindurch, und Jared erkannte leicht panisch den Lehrer mit dem er am Vortag bereits gesprochen hatte. Er schaffte es noch gerade so, „Hi.“, zu sagen, während seine Gedanken rasten. Der Andere schien genauso überrascht zu sein wie er selbst. „Ich habe nur schnell meine Mails gelesen.“ Schnell leerte er den Browserverlauf, hoffte, dass niemand zu genau nachschauen würde was er hier getan hatte, und ließ sich im Stuhl zurückfallen. „Was tun Sie hier?“ Der Lehrer schien sich gefasst zu haben und wusste wohl genauso gut wie Jared, dass diese Tür abgeschlossen sein sollte, wenn kein Schüler hier war. „Ich … Ben war so nett mich rein zu lassen.“ Jared besann sich wieder darauf, was sein Job war, schlitterte in seine Rolle und hielt ihm die Hand hin. „Wir haben uns gestern gar nicht vorgestellt, nicht wahr? Ich bin Chris Cornell, von der Dallas Post.“ „Haben Sie nicht gestern gesagt, sie wären ein Ehemaliger?“ Der Schauspieler blinzelte nicht einmal als er antwortete: „Genau deshalb sind wir auch auf die Unfälle hier aufmerksam geworden. Falls es Unfälle sind. Ich nehme es persönlich wenn so etwas in meiner alten Schule passiert.“ Zumindest das war nicht gelogen. „Sie glauben also nicht daran.“ Der junge Lehrer setzte sich auf einen der Tische ihm gegenüber. „Was denken Sie?“ „Nun … Es gibt Gerede. Wie es in Texas eben so ist.“ Er zuckte mit den Schultern. „Könnte ich ihnen ein paar Fragen stellen? Nicht die Üblichen.“, versicherte ihm Jared. „Ich habe versucht herauszufinden, ob es schon früher tödliche Unfälle hier gegeben hat.“ „So weit ich weiß nicht. Von so etwas hätte ich mit Sicherheit gehört …“ „Es könnte schon sehr lange her sein. 20, 30 Jahre.“ Der junge Lehrer sah noch verwirrter an als zuvor schon. „Nein, nichts. Was soll das denn mit jetzt zu tun haben?“ Jared zuckte mit den Schultern. „Nur so eine Frage aus Interesse. Ich muss jetzt leider los, sagen sie bitte Ben danke dafür, dass ich kurz rein durfte. Tschüß!“ Der Schauspieler machte lieber einen schnellen Abgang, bevor noch weitere unangenehme Fragen kommen konnten die er nicht beantworten konnte. Er sollte langsam vom Schulgelände verschwinden. Und das möglichst noch bevor irgendwer zwei und zwei zusammen zählen und sich auf die Suche nach einem Paar Möchtegernreportern machen konnte. Jensen hatte es schließlich in ein kleines Cafe verschlagen, nachdem er mehr als eine Stunde lang missmutig durch San Antonio gelaufen war. Die vertraute Umgebung beruhigte ihn etwas, da Läden wie dieser hier zumindest in Texas immer mehr oder weniger gleich aussahen. Zu seinem eigenen großen Leidwesen hatte er leider nichts Besseres zu tun als nachzudenken. Jared mochte ja vielleicht etwas gefunden haben worauf er sich konzentrieren und damit alle Gedanken an ihre Welt – an zu Hause – erst einmal verdrängen konnte, aber Jensen hatte leider kein Glück dabei sich abzulenken. Wie er es drehen und wenden mochte, sie waren bereits den sechsten Tag hier und hatten noch immer nicht die geringste Ahnung, was mit ihnen eigentlich geschehen war. Er hatte Jared eigentlich nicht so anfahren wollen, doch er benötigte Zeit um nachzudenken. Warum gerade sie? Warum jetzt? Wo waren die richtigen Winchesters? Sie mussten irgendwo sein (und hoffentlich nicht in Vancouver, dachte er in einem Anfall von Sarkasmus), denn sie steckten definitiv nicht in ihren Körpern – Jensen war sich ziemlich sicher, dass er dann zumindest ein paar ziemlich üble Narben haben müsste, die er nicht hatte, und überhaupt traute er es sich wenigstens noch zu seinen eigenen Körper zu erkennen. Wie er es auch drehte und wendete, sie waren schlicht und ergreifend im Impala aufgewacht (und warum war es der echte Impala und nicht der, den sie zum Filmen benutzten?) und hatten keinen Hinweis. Sie brauchten Hilfe. Und dazu mussten sie erst einmal aus Texas raus. Das Jared sich nun dafür verantwortlich fühlte an Stelle von Sam und Dean nach Monstern zu jagen war völlig abwegig. Sie hatten nicht die Ausbildung, nicht das Wissen, um diese Art von Job ohne Konsequenzen durchzuführen. Oder war er selbst nur zu egoistisch um sich selbst in Gefahr zu bringen? War er zu feige? War es wirklich zu abwegig, dass sie vielleicht beinahe dazu gezwungen waren diesen Weg einzuschlagen? Und war es wirklich so klug gewesen Jared allein zu lassen? So wie er ihn kannte hatte er sich schon jetzt wieder in entsetzliche Schwierigkeiten gebracht. „Sie sehen so aus, als könnten sie einen starken Kaffee vertragen.“, wurde er plötzlich von einer Kellnerin angesprochen und erkannte in ihr eines der Mädchen der Schülerzeitung. Als er dankbar nickte, füllte sie seine Tasse wieder auf und setzte sich dann ihm gegenüber. „Ich arbeite nach der Schule hier.“, erklärte sie ihm und fuhr dann fort: „Wie geht es mit ihrer Recherche vorwärts?“ Jensen war gerade nicht wirklich in der Stimmung dazu mit einer praktisch Wildfremden zu reden. Möglicherweise legte er sich gerade deswegen keine passende Lüge zurecht und sagte stattdessen das Erste was ihm in den Sinn kam: „Nicht wirklich gut.“ Er erkannte die Enttäuschung in ihren Augen und nahm sich daher zusammen. „Wir brauchen noch mehr Informationen. Ich weiß auch nicht.“ Um kurz zu überlegen, nahm er einen Schluck aus der Tasse in seinen Händen, der ihm fast die Kehle verbrannte, und versuchte sich zu konzentrieren. Wie würde Dean an die Sache herangehen? Nun, vielleicht keine gute Idee wenn er nicht die Nummer des Mädchens wollte. Also, welches Puzzlestück fehlte? Was störte an diesem Fall? „Ich glaube nicht dass es ein Zufall war, dass gerade diese Vier angegriffen wurden. Ich finde nur die Verbindung zwischen ihnen nicht.“ Er nahm einen weiteren Schluck – dieses Mal vorsichtiger – und spekulierte weiter. „Kannten sie sich überhaupt? Was hatten sie miteinander zu tun? Es sind so viele Lücken.“ „Nun, wenn sie mit einem von Ryans Freunden reden möchten … Evan dort drüben kannte ihn ganz gut.“, antwortete das Mädchen schließlich und stand leicht lächelnd auf. „Ich muss weiter.“ Neugierig spähte Jensen zu dem Jungen, auf den sie gerade gezeigt hatte. Er saß mit noch zwei Anderen an einem Tisch und sah, so dachte zumindest der Ältere, ziemlich miserabel aus. Er hatte jetzt zwei Möglichkeiten: Entweder er verschwand und suchte sich einen anderen Ort, an dem er Frust schieben konnte, oder er horchte den Jungen ein bisschen aus. Was konnte es schon schaden ein bisschen zu recherchieren? Außerdem konnte er Bigfoot schlecht allein durch die Gegend rennen lassen, denn so wie er seinen besten Freund kannte konnte er schon froh genug sein, wenn er nach einem Tag allein nicht entweder in der Polizeistation oder in der Leichenhalle nach ihm suchen musste. Dank seiner Überlegungen war er schon beinahe an dem Tisch angekommen und hatte nur einen Moment, um sich an seine Tarnung zu erinnern. Sein Name war … „Hallo. Ich bin Tom Morello – von der Dallas Post. Könnte ich kurz mit dir reden? Du bist Evan, nicht wahr?“ „Um was geht es denn?“ Der arme Junge hatte aller Wahrscheinlichkeit nach zu viele Kriminalfilme gesehen, denn er sah aus als hätte Jensen gerade seinen Hund erschossen und ihm selbst noch ein sehr viel übleres Schicksal angedroht. „Ich möchte dir nur ein paar Fragen über Ryan Dorsey stellen. Ich habe gehört, dass ihr miteinander befreundet wart.“ Falls er versuchen sollte sich herauszureden, hatte Jensen vor ihm die Sache so schwer wie möglich zu gestalten. „Könnte ich … könnte ich einen Ausweis oder so was von ihnen sehen?“ „Natürlich.“, antwortete ihm der Ältere prompt, fand – zum Glück – den Pressepass noch genau dort wo er ihn am Vortag hingesteckt hatte, und hielt ihn dem Jungen vor die Nase. „Es sind nur ein paar kleine Fragen. Keine Sorge, es geht schnell. Können wir uns da hinüber setzen?“ „Ja, okay.“ Als sie saßen, bestellte Jensen eine Cola für den Schüler und fing dann an. „Also, was kannst du mir über Ryan erzählen? Wie war er?“ „Ein ganz normaler Kerl. Er wollte aufs College. Irgendwo in den Norden …“ Er lehnte sich zurück, lächelte dann gequält. „Hauptsache so weit weg von Texas wie nur möglich, hat er immer gesagt.“ „Wieso das?“ Evan schüttelte den Kopf. „Nicht so wichtig. Er hatte ne Menge Stress hier.“ Der Schauspieler horchte auf und beschloss, noch etwas tiefer zu graben. „Er und Hank waren in derselben Klassenstufe, nicht wahr? Waren die Beiden befreundet?“ „Nein. Er und die Anderen haben sich über ihn immer lustig gemacht. Sie wissen schon – irgendwas über seine Bücher gekippt, seine Tasche weggenommen. Idioten.“ Jensen entschied, dass er genug gehört hatte. Der Junge vor ihm sah nun wirklich aus, als hätte er seine Katze überfahren. „Danke für deine Hilfe.“ „Kein Problem.“ Jensen verließ das Cafe und schlug den Weg zum Motel ein. Währenddessen öffnete er auf seinem Telefon seine Liste mit Nummern – bisher waren es traurigerweise nur Jared und Missouri – und wählte die ältere Frau aus. „Hi, Missouri. Ja, wir sind soweit in Ordnung … Hör mal, was kannst du mir über Rachegeister erzählen?“ Let him know that you know best Cause after all you do know best Try to slip past his defence Without granting innocence Lay down a list of what is wrong The things you've told him all along And pray to God he hears you And pray to God he hears you Where did I go wrong, I lost a friend Somewhere along in the bitterness And I would have stayed up with you all night Had I known how to save a life As he begins to raise his voice You lower yours and grant him one last choice Drive until you lose the road Or break with the ones you've followed He will do one of two things He will admit to everything Or he'll say he's just not the same And you'll begin to wonder why you came Where did I go wrong, I lost a friend Somewhere along in the bitterness And I would have stayed up with you all night Had I known how to save a life (How to save a life – The Fray) Kapitel 10: In This Together ---------------------------- Hi Leute, die Zoso meldet sich hiermit nach einer langen Pause zurück. Entschuldigt, dass es so ewig gedauert hat, ich gelobe dieses Mal tatsächlich Besserung - noch mal dauert es nicht so lang hoffe ich. So, nur noch eins, dann gehts los: Viel Spaß beim Lesen ^^ Über Kommis freue ich mich übrigens auch immer, das wisst ihr ja, damit ich weiß wie die Story so rüberkommt. FF: A Twist in the Tale Kapi: 10/22 Disclaimer: s. Startseite 10. Kapitel - In This Together Should've seen this coming Should've known this Shouldn't have let it happen My mistake allright Stuck again Doing my thing Too alike yet far apart What felt so good once Is breaking me And tearing us apart again Don't you see We're in this together You and me One on one forever I know it's self inflicted We're way to desperate Way too addicted But I can't help the way I feel I know it's time to be strong Now when all hope is gone And when what felt so good once Is breaking me And tearing us apart again (Apoptygma Berzerk – In This Together) Ich kann nicht glauben, dass ich das auch nur in Betracht ziehe … Jensen sah mit gemischten Gefühlen auf die Einsatztasche der Winchesters. Sein jüngerer Kollege – der offensichtlich noch nicht zurück war – hatte schon gepackt, und er erkannte die meisten Dinge die ihm bereits aus der Show geläufig waren: ein Kanister mit Steinsalz, ein Weiterer mit Benzin, zwei Schrotflinten. Er war sich ziemlich sicher, dass Jared den ganzen Tag damit verbracht hatte mehr über ihren Fall herauszufinden und es hoffentlich nicht geschafft hatte im Zuge seines persönlichen kleinen Kreuzzugs verhaftet/verletzt/ermordet/… zu werden (wegen welcher dieser Dinge er sich gerade am meisten sorgte, änderte sich minütlich). Geistig gab er sich im Übrigen selbst einen Tritt dafür, die Worte ihren Fall zu benutzen. Das einfachste war es, ihren gesamten Aufenthalt in San Antonio als Urlaub von der Wirklichkeit abzuhaken, diesen Geist zu erledigen und dann so schnell wie möglich Land zu gewinnen. Er fühlte sich einfach nicht wohl hier – das schäbige Zimmer, in dem sie die letzten zwei Nächte verbracht hatten, die Tatsache, dass er ganz offensichtlich niemandem hier außer Jared wirklich trauen konnte – und verstand zum ersten Mal, warum die Brüder nie länger als unbedingt nötig an ein und demselben Ort blieben. Sie waren Flüchtlinge, sowohl vor dem Gesetz als auch vor dem Übernatürlichen, aber vor allem flüchteten sie davor, sich tatsächlich an einem Ort auch nur ein wenig zu Hause zu fühlen den sie sowieso nach kurzer Zeit wieder verlassen mussten. Die Straße als Heimat zu betrachten war einfacher. Sicherer. Es war besser nicht darüber nachzudenken, dass Jared und ihm vielleicht das gleiche Schicksal bevorstand. Seufzend kramte er nach seinem neuen, billigen Handy und wählte die Nummer seines besten Freundes. Bezahlt hatten sie es von ihrem letzten Bargeld, damit sie nicht mit den gefälschten Kreditkarten in Verbindung gebracht werden konnten. Beinahe machte es Jensen Angst, wie leicht er in diese gefährliche Halbkriminalität hineingerutscht war, mit der er derzeit sein Leben bestritt. „Hey.“, meldete sich der Größere am anderen Ende der Leitung. „Wo bist du?“ Leichte Unsicherheit schwang in seiner Stimme mit, so als würde er vermuten, von Jensen eine Antwort wie: ‚Auf halbem Weg raus aus Texas.’ Zu erhalten. „Im Motel. Und du?“ „Ich bin auch fast da. Soll ich dir was mitbringen? Ich bin kurz vorm Verhungern.“ „Ja, okay.“ Es war wirklich lächerlich, dass sie sich gerade jetzt zerstritten hatten. Sie hatten weiß Gott andere Probleme. „Ach und Jay? Tut mir Leid.“ Kurz zögerte der Jüngere am anderen Ende der Leitung, aber als er antwortete, konnte Jensen die Erleichterung in der Stimme seines Freundes spüren „Mir auch. Bis gleich.“ Als Jared kaum eine Viertelstunde später durch die Tür trat, hatte Jensen bereits einen Großteil der ausgedruckten Artikel um sich herum auf dem Bett drapiert. Der Jüngere zog es vor zu schweigen um den Burgfrieden nicht schon wieder zu gefährden, auch wenn er sich ein leicht amüsiertes Grinsen nicht verkneifen konnte. Da hatte scheinbar jemand seine Meinung geändert. „Das heißt noch lange nicht, dass ich mich jetzt fröhlich auf jedes Monster stürze das uns über den Weg läuft.“, stellte der Ältere klar. Jared bevorzugte zur Abwechslung eine diplomatische Antwort – und warf dem Anderen eine Tüte zu. „Thailändisch. Ein Salat ist auch dabei.“ „Danke.“ Für ein paar Minuten saßen sie in Ermangelung einer anderen Sitzgelegenheit mitten zwischen den Zetteln auf dem Bett und aßen, bis Jensen schließlich das Schweigen brach. „Was hast du den ganzen Tag gemacht?“ „Ich war noch mal bei der Schülerzeitung.“ Der Jüngere beförderte die leere Schachtel mit einem Wurf quer durch das Zimmer und in den Mülleimer, bevor er weiter sprach. „Aber etwas wirklich Neues habe ich nicht herausgefunden. Bis vor einem halben Jahr ist nichts passiert, was auch nur im Entferntesten mit einem Geist zu tun haben könnte.“ Doch wer wusste schon, ob er wirklich alles ausgegraben hatte was es zu wissen gab. Gerade an ältere Artikel zu kommen (und in ihnen irgendetwas Brauchbares zu finden), hatte sich als unüberwindliches Hindernis herausgestellt. Es war ihm schleierhaft, wie die Winchesters aus einem riesigen, ungeordneten Haufen uralter Zeitungen etwas zu Tage fördern konnten, ohne dafür Wochen zu brauchen. „Missouri hat gesagt, dass er mit Sicherheit in der Schule verstorben ist.“, antwortete Jensen nach kurzem Überlegen. „Wir müssen irgendetwas übersehen haben.“ Jetzt war der Jüngere doch überrascht. „Du hast Missouri angerufen?“ Jensen zuckte mit den Schultern. „Es ist ja nicht so, als hätten wir eine große Wahl, oder?“ Sie konnten schlecht in die gelben Seiten schauen und nach ‚Geisterjäger’ suchen. Oder besser gesagt: Konnten sie schon, aber finden würden sie wohl niemand brauchbares. Und selbst einen Jäger zu benachrichtigen um sich Schützenhilfe zu besorgen war leider nichts, was für sie so ohne weiteres möglich war. „Sie hat Bobby Singer angerufen. Er arbeitet gerade an irgendwas in Denver, und das dauert ein paar Wochen. Einem Anderen traut sie nicht – da müssten wir vorher verschwinden.“ Zwar hatten sie Missouri schon gefragt, als sie noch bei ihr gewesen waren, aber diese hatte ihnen geraten sich in nächster Zeit lieber von jedem, der Übernatürliches jagte fern zu halten. Jäger waren ein misstrauisches Völkchen. Es war besser für sie nicht zwischen die Fronten zu geraten, wenn einer von ihnen beschloss ihrer Geschichte auf den Grund zu gehen - und es ihm nicht gefiel was er herausfand. Er hatte keine Lust irgendwann ein silbernes Messer zwischen den Rippen zu haben, nur weil jemand ganz sicher gehen wollte. „Also müssen wir uns selbst darum kümmern.“ Jared besah sich noch einmal die Gesichter. Weshalb gerade diese Vier? „Oder wir warten.“ „Jen …“ „Du weißt worauf wir uns hier einlassen, oder? Wenn wir einmal damit anfangen …“ „Wenn du nicht mitmachen willst, dann ist das in Ordnung.“ „Das habe ich nicht gesagt.“ Der Ältere stand seufzend auf und fuhr sich durch seine kurzen Stoppelhaare. „Aber … nur dieses eine Mal, okay? Danach suchen wir einen Weg hier wieder weg zu kommen.“ „Versprochen.“ Jared hielt seinem Blick stand. Im Grunde genommen wollten sie das Gleiche: zurück nach Vancouver zu kommen. Eigentlich war es Wahnsinn sich in Dinge einzumischen, von denen sie kaum eine Ahnung hatten, aber hier und jetzt konnte er nicht anders. Und Jensen ging es ähnlich, dass wusste er. Tief im Innersten hatten sie wohl beide irgendwie einen gefährlichen Helferkomplex. „Also, was hast du noch herausgefunden?“ Der Ältere setzte sich wieder. „Gar nichts. Der erste Todesfall überhaupt war Ryan, dann die Anderen.“ „Und scheinbar hatten sie auch nichts miteinander zu tun. Außer, das die drei anderen Sportler waren. Ryan aber nicht. Ich habe mit einem seiner Freunde gesprochen: Er hatte wohl vor ihnen Angst – befreundet waren sie nicht.“ Jareds Gedanken rasten. „Und was, wenn es wirklich ein Unfall war?“ Was nur dazu führte, dass der Kleinere eine seiner Augenbrauen nach oben zog. „Jare, falls du es schon vergessen hast, erinnere ich dich gerne daran woher genau die blauen Flecken an deinem Hals kommen.“ „Ich meine nicht die drei Sportler. Ich meine Ryan. Was, wenn er …?“ „Wenn er der Geist ist?“ Sie sahen auf das Bild des schüchternen Jungen und versuchten, es mit der wütenden Gestalt der letzten Nacht in Verbindung zu bringen. Irgendwie wollte es beiden nicht wirklich gelingen. „Und wie finden wir das nun heraus?“, unterbrach schließlich Jensen die Stille. „Seine Knochen müssten doch elektromagnetische Strahlung abgeben, oder?“ „Du willst seine Knochen ausbuddeln, um das zu überprüfen?“ Jared nickte nach ein paar Sekunden – im Prinzip war dies die einzige Möglichkeit die ihm einfiel. Jensen kniff unwillig die Lippen zusammen, griff aber letztendlich zustimmend nach dem Sturmfeuerzeug. “Aber nur unter einer Bedingung: Ich bekomme die Schrotflinte.“ Jensen stolperte über eine Wurzel – schon wieder. Nachts auf einem Friedhof herumzulaufen war definitiv in den letzten zehn Minuten auf seiner Topliste für Dinge, die er nie wieder tun wollte, ziemlich weit nach oben gerutscht. Es war zwar nicht so, dass er das erste Mal in seinem Leben in der Dunkelheit ein Loch grub (dafür hatte Eric weiß Gott schon oft genug gesorgt), aber im Normalfall wurde er dafür wenigstens bezahlt. „Jay, sind wir nicht bald da? Es muss doch hier irgendwo sein!“ Etwa fünf Meter rechts von ihm lief sein zu groß geratener Freund und versuchte genau so wie er selbst, die Schrift der Grabsteine zu entziffern. Tagsüber war es beinahe lächerlich einfach gewesen, sie voneinander zu unterscheiden, aber jetzt sah alles gleich aus. Und ihre Taschenlampen konnten sie nicht benutzen – zu groß war die Gefahr, dass der Wärter es bemerken und ihrer idiotischen Aktion einen Riegel vorschieben könnte. Der Ältere schwor sich eins: Das nächste Mal würde er die Steine zählen, und zwar während die Sonne noch schien, so das sie es sich sparen konnten den halben Friedhof abzusuchen. Nicht, dass er vorhatte das Ganze hier irgendwann noch einmal zu wiederholen. Es war eine einmalige Sache. Definitiv. Schließlich standen sie doch noch vor einem relativ neuen, gepflegten Grab und Jensen brachte es kaum über sich, die Blumen auszugraben und zur Seite zu legen. Sie gruben abwechselnd. Es war wirklich unglaublich, wie langsam sie eigentlich vorankamen. Der Haufen Erde neben ihnen wurde immer größer, während das Loch scheinbar gleich blieb, und es dauerte fast eine Stunde bis sie mit ihrem Spaten auf den Deckel stießen. Jared entfernte die letzten Dreckkrumen, während Jensen sich erschöpft für einen Moment auf den Haufen fallen ließ, die Schrotflinte in den Händen. An seinen Klamotten ließ sich jetzt eh nichts mehr verderben, und für einen kurzen Moment bereute er es, nicht Deans älteste und kaputteste Sachen angezogen zu haben, so wie der Jüngere es mit Sams getan hatte. „Nicht einpennen, Jen.“ Jared, der wohl gerade aus dem Loch gekrochen war, stieß ihn leicht am Fuß an und suchte dann in der Tasche nach dem EMF-Meter. „Wenn er auftaucht, dann jetzt.“ „Ich weiß.“ Der Ältere spähte in das Loch und musste schlucken, als er den freigelegten Deckel sah. „Willst du oder soll ich?“ Kurz blitzte der Schalk in Jareds Augen auf. „Wollen wir es auf die gute alte Winchester-Art lösen?“ Schön, dass wenigstens einer seinen Humor noch nicht ganz verloren hatte. Jensen zuckte mit den Schultern – eins war so gut wie das Andere – zählte leise bis drei, und … „Mist. Zwei von drei, na los.“ „Nichts da.“ Der Größere hatte sich bereits seine eigene Schrotflinte gegriffen und nickte grinsend zum Loch. „Papier besiegt Stein.“ „Ist ja schon gut.“ Jensen ließ sich, wenn auch unwillig, in das Loch hinab gleiten und stand schließlich auf dem Deckel des Sargs. Wie sollte er das Ding nur aufbekommen? Es sah zwar schon ziemlich ramponiert aus, aber wenn es sein Gewicht noch hielt, würde er es wohl kaum so einfach aufbekommen. „Mach schon.“ Jared blinzelte von oben in das Loch und drehte nervös die Waffe in seinen Händen. „An der Seite sind irgendwo Verschlüsse.“ Der Ältere ließ sich auf die Knie sinken, tastete den Rand ab – und tatsächlich, dort, wo die beiden Hälften aufeinander trafen, waren ein paar Klammern. Nun mittlerweile war die gesamte Situation für ihn so absurd geworden, dass es war, als würde er sich selbst von außen beobachten, und vielleicht zitterten deshalb seine Hände kaum, als er den Spaten benutzte um das Schloss aufzubrechen. Dann reichte Jared ihm das EMF-Meter nach unten, er atmete noch einmal tief ein, griff nach dem Deckel … Und die Hölle brach los. Plötzlich pfiff ein eisig kalter Wind über das Grab, und er konnte hören, wie etwas sehr Schweres (vermutlich Jared) gegen den Grabstein geschleudert wurde. Gleichzeitig drang aus dem geöffneten Sarg unter ihm ein unglaublicher Gestank, das Gerät in seinen Händen schlug an – als würde er diese Warnung noch brauchen – und er wusste selbst nicht genau, woher er die Kraft nahm sich aus dem Loch zu ziehen und in Richtung seiner Waffe zu werfen. Wie er vermutet hatte, hatten Jared und der Stein eine eher unliebsame direkte Bekanntschaft gemacht, so das ersterer sich gerade stöhnend wieder von Boden hoch rappelte, während letzterer nun eine leicht schiefe Neigung aufwies. Von dem Geist war leider gerade nichts zu sehen, wenn man einmal von dem immer noch stürmenden eisigen Wind absah. Also tat Jensen das am nahe liegendsten, griff nach dem ersten Kanister den er fand, und entleerte ihn großzügig über den Knochen. Scheinbar hatte er das Salz erwischt, denn sobald die weißen Kristalle den Knochen berührten, erschien eine durchscheinende Gestalt neben ihm und stieß ihn zur Seite. Der Schauspieler warf sich herum, um sich nicht auch noch zu allem anderen eine Gehirnerschütterung zuzuziehen, und schleuderte den gesamten Kanister in Richtung des Geistes. Dann landete er kopfüber im Dreckhaufen, und irgendetwas drückte seinen Kopf so stark in die Erde, das er nicht mehr atmen konnte. Vielleicht war Ryan ja zu seinen Lebzeiten ein schmächtiger unsportlicher Kerl gewesen, aber jetzt hatte Jensen keine Chance. Für einen langen Moment wehrte er sich, und hatte schon fast mit sich selbst abgeschlossen, als plötzlich ein lauter Knall ertönte, er wieder frei war und sich keuchend auf den Rücken drehte. Jared hatte sich zumindest bis auf die Knie hochgearbeitet und hielt seine Schrotflinte in den Händen. Ohne sich noch weiter Zeit zum Verschnaufen zu lassen, griff der Größere nach dem zweiten Kanister – Benzin – goss den gesamten Inhalt über den Sarg und warf dann ein brennendes Stück Grillanzünder hinterher. Don't you see We're in this together You and me One on one forever And in your troubled eyes I see Someone who carried me somehow Like footprints in the sand You've been behind me all along We got it wrong from the start Now it's you and me let's hit it on Don't you see it's you and me Against the world 'Cause we're in this together You and me One on one forever Don't you see We're in this together You and me One on one forever (Apoptygma Berzerk – In This Together) Kapitel 11: On the Mend ----------------------- Hey Leute ^^ Dieses Mal ging es tatsächlich schneller - nehmt es als eine Art Entschuldigung für die lange Wartezeit vom letzten Mal. Ich bin jetzt auf jeden Fall da wo ich hinwollte, die Handlung macht nach den letzten Escapaden endlich was ich will, und ihr dürft rätseln. Gewidmet ist dieses Kapi Tasha7 - sie weiß schon wieso. So, dann wünsche ich euch wie immer viel Spaß! Kap: 11/22 11. Kapitel - On the Mend One more day that I've survived Another night alone Pay no mind I'm doing fine I'm breathing on my own I'm here And I'm on the mend I'm here And I'm on the mend my friend Wake me when the hour arrives Wake me with my name See you somewhere down the line We're tethered once again I'm here And I'm on the mend I'm here And I'm on the mend my friend (On the Mend – Foo Fighters) Als Jensen endlich wieder mehr oder weniger wacklig auf seinen Beinen stand drang bereits eine unheimliche Hitze aus dem Grab hervor. Die Flammen mussten noch ein ganzes Stück weit zu sehen sein, aber er hoffte, dass sie zumindest nachts um drei unbemerkt bleiben würden und auch der Schuss niemandem weiter aufgefallen war. Um sich zu beeilen fehlte ihm einfach die Kraft. Jetzt, wo alles wieder ruhig war und die Aufregung abebbte, fühlte er sich völlig ausgelaugt. Erschöpft und dreckig wie sie waren gingen sie zurück zum Wagen. Jensen rieb sich seine schmerzende Schulter, setzte sich aber dennoch nach einem Blick zu seinem Freund auf den Fahrersitz. Der Zusammenprall mit dem Grabstein schien nicht unbedingt glimpflich ausgegangen zu sein, und so wie Jared das Gesicht verzogen hatte als er einstieg, konnte der Ältere nur hoffen das nicht eine oder mehrere Rippen gebrochen waren. Während der Rückfahrt zu ihrem Motel blinzelte er öfter als nur einmal zu dem Jüngeren hinüber. Seine Atmung ging noch immer schwer, aber nicht mehr so stoßweise wie vorher, und langsam gewann er wieder an Farbe. Jensen wollte bis direkt vor ihr Zimmer fahren, doch als er in die Straße zu ihrem Motel abbiegen wollte brach Jared endlich das Schweigen, dass sie bereits seit dem Friedhof verfolgte. „Park … lieber woanders. Wenn der Besitzer uns so sieht, ruft er sofort die Polizei.“ Der Ältere fuhr an den Straßenrand. Er traute es sich nicht mehr zu, jetzt noch zu diskutieren und zu fahren. „Vergiss es. Du bist verletzt. Außerdem interessiert das diesen Typen sowieso nicht.“ „Es geht schon wieder. Die paar Meter kann ich auch noch laufen.“, widersprach der Jüngere. „Von der Seitenstraße ist es nicht weit.“ „Jared …“ „Fahr da rein, oder ich laufe von hier.“ Er öffnete demonstrativ die Tür – und Jensen konnte gerade noch so nach seinem Arm greifen, bevor er kopfüber im Rinnstein landete. „Okay. Mann, du bist wie ein Dreijähriger.“ Also hielt er dort, wo Jared es sich wünschte, fing ihn auf, als er versuchte selbst aus dem Auto zu klettern, und hievte ihn dann fluchend und schwankend in Richtung ihres Motels. Er konnte nur hoffen, dass etwaige noch wache Zuschauer dachten sie würden beide gerade von einer ausgedehnten Kneipentour zurückkehren. In ihrem Zimmer ließ er den Jüngeren vorsichtig auf sein Bett sinken und wühlte in Sams Reisetasche, bis er den Beutel mit Erste Hilfe-Material gefunden hatte. „Schon in Ordnung, Jen, so schlimm ist es nicht.“ Er hatte sich bereits halb aus seiner Jacke geschält, als er plötzlich gequält das Gesicht verzog. „Zeig mir mal deine Hand.“ Unwillig wurde ihm der Arm hingehalten – und genau wie er es vermutet hatte, waren sowohl das Gelenk als auch die Haut darum angeschwollen und bereits jetzt bläulich verfärbt. „Kannst du die Finger bewegen?“ „Es ist nicht gebrochen, nur verstaucht.“, murmelte der Jüngere und ertrug schweigend, wie Jensen über die Knochen tastete. Es war die gleiche Hand, die Jared sich vor ungefähr einem Jahr schon einmal während des Drehs angeknackst hatte. In das Script hatten sie es übrigens so eingebaut, dass Sam auf einem Friedhof von einem Zombie verletzt wurde, war dass nicht passend? Auch Jareds Oberkörper wurde von mehr oder weniger grünlichen Flecken geziert, während Jensens Gesicht aussah, als wäre er kopfüber in einen Rosenbusch gestürzt – alles in allem schienen sie aber noch halbwegs glimpflich davongekommen zu sein. „Wir machen das nie wieder, okay?“, murmelte der Ältere, als er sich schließlich auf sein eigenes Bett fallen ließ und erschöpft die Augen schloss. Von dem Jüngeren kam nur ein undeutliches Seufzen. Jensen fasste das großzügig als Zustimmung auf, während er selbst ebenfalls langsam in den Schlaf abdriftete. Draußen wurde es langsam hell. Die Sonne ging bereits auf. Die nächsten beiden Tage verbrachten sie damit, die Anonymität ihres schäbigen Motels auszukosten, fern zu sehen und sich alles in allem nicht großartig von der Stelle zu rühren. Sie waren übereingekommen ihre neueste Kariere als Dämonenjäger erst einmal nicht weiter zu verfolgen und sich stattdessen damit zu beschäftigen, wie man auf eine halbwegs logische Art und Weise eine Dimensionsreise in die eigene Fernsehserie erklären konnte, was nun … eher von mäßigem Erfolg beschieden war. Im Grunde genommen ließen sie sich also beide treiben. Sie hatten keine Ahnung wo sie hin sollten, was sie tun wollten oder konnten und außerdem war es ihnen nicht möglich tagsüber vor die Tür zu gehen, weil sie aussahen wie nach einer größeren Kneipenschlägerei. Vor allem Jensen, dessen Gesicht noch immer von zerkratzten Stellen geziert war, blieb lieber in ihrem Zimmer. Jared dagegen hatte es noch nie länger als unbedingt nötig drinnen ausgehalten, und das traf vor allem auf kleine, dunkle Räume zu, so dass er am Samstagnachmittag noch einmal in San Antonio unterwegs war. Er hatte gehofft sich in den Straßen, in denen er seine gesamte Kindheit verbracht hatte ein wenig entspannen zu können, doch das war wohl nur ein Wunschtraum gewesen. Er fühlte sich wie ein Alien. Es waren nicht nur ihm so bekannten und doch so fremden Orte, die ihn so nervös machten. Der junge Schauspieler hatte das Gefühl eigentlich gar nicht hier sein zu sollen – als hätte er irgendetwas Wichtiges vergessen, etwas, was für ihn und Jensen überlebenswichtig sein mochte. Vielleicht war es aber auch nur der neu gewonnene Ernst in seinem Leben. Noch vor einer Woche (oder genauer gesagt neun Tagen, denn genauso lange waren sie bereits in dieser seltsamen Parallelwelt) hatte seine größte Sorge darin bestanden, dass Supernatural verlängert wurde und er somit immer noch einen Job hatte. Jetzt schienen hinter jeder Straßenecke neue Gefahren zu lauern. Geister, Gestaltwandler, Dämonen: All das war hier real, und er fühlte sich seltsam verletzlich während er sich selbst einen ganz normalen Nachmittag vorzugaukeln versuchte. Sie hatten sich noch immer nicht entschieden, wohin sie von hier aus gehen würden. Einfach eine Weile in San Antonio zu bleiben war verlockend – nicht nur weil ein Ort so gut wie jeder andere war, solange sie keinerlei Ahnung hatten warum sie hier waren, sondern auch, weil dies für ihn zumindest halbwegs vertrauter Boden war. Die Frage war nur wie lange sie bleiben konnten, bis jemand Verdacht schöpfte. Und auch wie lange sie bleiben wollten, denn wie auch immer sie zurückkehren wollten – von hier aus würde es ihnen wohl nicht möglich sein. Jared bog ab und machte sich auf den Weg zurück zu ihrem Motel. Es war fast abends und damit schon wieder empfindlich kalt. Schließlich hatten sie noch immer März. Der junge Schauspieler hob seinen Kopf, um nach Autos zu sehen, erstarrte - und drückte sich in den Schatten des Hauseingangs hinein, in den er sich soeben geflüchtet hatte. Er verfluchte seine Größe und versuchte so unauffällig wie möglich zu sein. Trotzdem hatte er einen wundervollen Blick auf den schwarzen Wagen und die zwei Personen, die gerade daraus ausgestiegen waren. Hendrickson und dieser andere Typ, dessen Namen er sich nie hatte merken können. Wie hatten das FBI sie bloß gefunden? Und sie waren kaum zwei Blöcke von ihrem Motel entfernt. Oh Mist, Mist, verdammter Mist! Vielleicht war es die Nähe zu seinem Elternhaus, die Jared eine eher gemäßigte Version seines Fluchvokabulars aufzwang, aber er hatte gerade ganz andere Probleme. Das die beiden Agenten wohl wegen der vermeintlichen Winchesters hier waren war ihm klar – alles Andere wäre ein zu großer Zufall gewesen. Er und Jensen steckten in ganz gewaltigen Schwierigkeiten. Um ein Haar hätte er das Handy verloren, als er es aus seiner Tasche zog und mit zittrigen Fingern die Nummer des Älteren heraussuchte. „Jare? Was ist los?“ Sein Freund klang gelangweilt. Im Hintergrund konnte er ein leises Gespräch hören – wahrscheinlich lief der Fernseher. „Hendrickson ist hier!“ Krachen. „Was?“ „Hendrickson. Und dieser andere Kerl von FBI.“ Jareds Gedanken überschlugen sich. Der Impala stand zwei Querstraßen entfernt von hier und war nicht zu sehen. Aber zwischen ihm und dem Motel waren die beiden Agenten. „Verschwinde hinten raus. In Richtung des Italieners. Wir treffen uns dort.“ Ohne sich zu verabschieden legte er auf und verfluchte ihre Dummheit, nach der Aktion auf dem Friedhof nicht sofort die Zelte abgebrochen zu haben. Die Leiche im Grab war verbrannt, es gab eine Verbindung zu der High School – und zufälligerweise hatten dort zwei nicht existente Reporter einige auffällige Fragen gestellt. Das Einzige was sie richtig gemacht hatten war, dass sich nicht auch noch ihre Adressen und Telefonnummern hinterlegt hatten. Sonst hätten sie wohl bereits ein SWAT-Team in ihrem Zimmer. Nach einem weiteren Blick um die Ecke lief er in entgegen gesetzter Richtung und schlug sich über ein paar Seitenstraßen bis zu ihrem Treffpunkt durch. Dann stand er wartend da und fragte sich, ob Jensen vielleicht bereits verhaftet worden war. Die Zeit zog sich wie Gummi, bis er sich nicht mehr sicher war ob er schon seit einer Stunde oder nur ein paar Minuten hier war. Bis der Ältere schließlich um die Ecke kam, über der Schulter zwei Reisetaschen und mit einem gehetzten Ausdruck auf dem Gesicht. „Der Besitzer hat mich weglaufen sehen. Es wird nicht lange dauern bis sie kommen.“ Jared nahm eine der Taschen, und gemeinsam liefen sie zum Wagen. „Gib mir die Schlüssel!“ Er hielt sich nicht damit auf den Kofferraum aufzuschließen und ihr Gepäck ordentlich zu verstauen, sondern warf es einfach auf den Rücksitz und gab Gas. „Wohin fahren wir?“ „Nach Süden.“ Der Jüngere suchte sich vor allem kleinere Nebengassen, von denen er wusste dass sie innerhalb kürzester Zeit auf den Highway führen würden. „Du willst über die Grenze?“ „Nein, aber das sollen sie denken.“ Nach Mexiko? Für einen Moment hatte er tatsächlich daran gedacht, aber dort würden sie völlig auf sich allein gestellt sein. Hier verstanden sie wenigstens noch die Landessprache. Sie würden also einen Bogen nach Osten schlagen und erst in Louisiana (oder besser noch Arkansas) wieder anhalten. „Ich hab das meiste Zeug eingesammelt. Die Klamotten und die Waffen. Aber ich habe es nicht mehr geschafft das Salz wegzuwischen.“ Jared wollte schon erwidern das es völlig egal war was mit ihren Siebensachen geschah, als ihm aufging, dass in ihren Reisetaschen die einzigen Dinge waren, die sie auf der großen weiten Welt besaßen. Nun mittlerweile hatten die Agenten wohl herausgefunden, dass tatsächlich die (vermeintlichen) Gebrüder Winchester San Antonio einen Besuch abgestattet hatten, zwei Jungen tot waren (allerdings schon seit Monaten), einer von ihnen vor kurzem ausgegraben und verbrannt wurde und nun zu allem Überfluss in ihrem Motelzimmer ein halbes Kilo Salz vor den Fenstern verstreut war. Wer wusste schon was das FBI ihnen daraus dieses Mal für einen Strick drehen würde. Kein Wunder, dass die Behörden die beiden Jäger für völlig wahnsinnig hielten. Sie hielten erst kurz vor Sonnenaufgang irgendwo nördlich von Monroe, Louisiana an, auf einem Feldweg mitten im Nirgendwo. Ihr Frühstück bestand aus einer Packung bereits halb trockener Kekse, die sie bereits durch die halbe USA begleitet hatte, bevor sie wieder einmal im Auto einschliefen. „Hallo, Sam.“ Jared ließ sich vor seinem Traum-Ebenbild nieder, dass wieder auf dem perfekten, sommergrünen Rasen vor der ebenso malerischen Blockhütte saß. Falls dies tatsächlich ein Traum war – er hatte nicht das Gefühl zu schlafen, im Gegenteil: Er fühlte sich hellwach. „Hallo Jared.“ Der jüngste Winchester sah lächelnd von seiner Zeichnung auf – einem unglaublich komplizierten, verschlungenen Zeichen – doch sein Gegenüber konnte erkennen wie müde er tatsächlich war. Das Gesicht des jungen Mannes war trotz der Sonne leichenblass, und dunkle Ringe lagen unter seinen Augen. „Wo sind wir hier?“ Jared sah sich genauer um und erkannte immer mehr Details. Je länger er hier war, desto realer schien seine Umgebung zu werden, und doch schienen sie seltsam falsch. Zu perfekt. Sam schien seine Frage nicht gehört zu haben und zog noch ein paar Linien, bis er mit dem Siegel zufrieden war. „In Sicherheit.“, antwortete er schließlich. „Erzähl mir was von dir.“ Jared wusste zuerst nicht, wie er auf diesen unvermittelten Themenwechsel reagieren sollte. „Ich heiße Jared Padalecki. Ich bin 25 … oder erst 24, weil wir aus irgendeinem Grund ein halbes Jahr in die Vergangenheit gereist sind.” „Der Andere … wer ist er? Dean?“ Das erste Mal konnte er aufrichtiges Interesse in Sams Stimme mitklingen hören. „Er heißt Jensen. Wir sind Schauspieler. Hör mal, wir spielen in dieser Serie. Supernatural. Sie handelt von euch, und … plötzlich sind wir hier. Was ist hier los, Sam?“ Jared griff nach der Hand des Anderen, der daraufhin unverwandt auf sein immer noch leicht angeschwollenes Gelenk starrte. „Es tut mir leid …“, murmelte der Jüngere der Winchester-Brüder. Dann hielt plötzlich er die Hand Jareds, und der Texaner hatte kaum Zeit sich darüber zu wundern wie mühelos der Jäger sich herausgewunden hatte, als er auf einmal wusste was das Siegel auf dem Boden bedeutete. Klar und deutlich war es da, hob sich hervor aus vielen anderen Dingen, die Sam in seinen Kopf gepflanzt hatte und die er noch nicht zu deuten vermochte. „Was ist passiert?“ Jared riss sich los, aber das seltsame Wissen verschwand nicht mit dem Körperkontakt. Das unsichtbare Band zwischen ihnen blieb bestehen. „Zeichne es unter das Autodach. Es wird euch schützen. Und dann fahrt zu Bobby.“ Die Welt um den jungen Schauspieler herum wurde undeutlicher, dunkler, und verschwamm schließlich vollständig. Was it you? Who said hello Here we go Close your eyes and stay a while But take me where you go Single file we walk the mile wandering back home I'm here And I'm on the mend I'm here And I'm on the mend my friend Was it you? Who said hello Here we go... (On the Mend – Foo Fighters) Kapitel 12: Journey ------------------- Hi Leute, ich bins mal wieder. Und heut gibts mal Kommi-Kommis: @ misso: nun, die beiden sind nun mal immer noch nur schauspieler ... was soll man da erwarten? außerdem mag ich hendrickson, er ist witzig (auf seine Art zumindest). Was Sammylein angeht - nun, das Geheimnis wird sich so langsam in den nächsten 2,3 Kapiteln lüften. @540930: nee du, abbrechen ist nicht ^^ und ja, ab jetzt wird es öfter was geben, mindestens alle 2 wochen. für die beiden wirds jetzt langsam ernst *diabolischdiehändereibt* @Tasha7: danke für die tollen kommis, die du immer schreibst *drück* lies einfach weiter, ein paar der fragen beantworte ich in den nächsten paar kapiteln. @genek: jepp, bin wieder da, und mit mir die Jungs und auch Bobby ^^ Wenn ihr wollt würde ich übrigens eine Benachrichtigungs-Liste machen und euch jedes Mal, wenn ein neues Pitel kommt, eine ENS schreiben. Wer will, einfach irgendwie hier schreien ^^ Für eventuelle Fehler hafte nicht ich, sondern meine Muse *aufdasdurchgeknallteetwaszeigt* ist wie immer nicht gebetat. wenn ihr irgendwas findet, einfach im kummerkasten abgeben (jaja, die guten alten schrottkugeln *lol*). So, und hier ist das neue Kapi: 12. Kapitel - Journey This can be a lonely town By myself with a million people around Observing, preserving, serving my own mind And I’m curious at the things I've found I'm alone but I'm not lonely I'm with the only person that knows me I'm armed with my guitar and I'm armed with emotional scars And my journey is underway (Journey - Jason Manns) Das Erste was Jensen spürte als er aufwachte war, dass irgendetwas leicht über sein Gesicht kitzelte. Er versuchte es mit der Hand fortzuwischen. Wobei er nur mäßig erfolgreich war, denn er bekam nur eine Art Vorhang zu fassen, der ihm sofort wieder ins Gesicht fiel. Also versuchte er es noch einmal etwas heftiger - und plötzlich krachte irgendetwas sehr, sehr Schweres auf seinen Bauch. Als er fluchend und nun mittlerweile sehr, sehr wach seine Augen aufschlug, starrte ihm aus nicht einmal zwanzig Zentimetern Entfernung Jareds Hundeblick entgegen. „Alter, was soll der Mist?“ Er versuchte sich unter dem Größeren hervorzuarbeiten. Das war leider leichter gesagt als getan, vor allem, weil dieser zur gleichen Zeit selbst versuchte von ihm herunter zu klettern und ihm deshalb das Knie in den Bauch rammte. „Tschuldigung.“ Als er an Jareds Gesicht vorbeispähte bemerkte er, dass das Dach des Impalas über und über mit weißen Strichen bepinselt war. „Jare, was IST das?“, fragte er den Jüngeren entgeistert. Der Angesprochene zuckte mit den Schultern. „So eine Art Schutzbann. Damit fallen wir vom Radar. Können nicht mehr geortet werden.“ Er lehnte sich wieder nach oben – wohl das Gleiche was er getan hatte, kurz bevor er das Gleichgewicht verloren und damit Jensens Schlaf so unsanft unterbrochen hatte – und zog noch ein paar Linien. Für den Älteren sah es einfach nur nach einem heillosen Durcheinander aus. „Und woher weißt du plötzlich wie man einen Schutzbann zieht?“ Jared druckste für ein paar Sekunden herum. Dann erklärte er es. Stockend und vielleicht nicht unbedingt in der richtigen Reihenfolge, aber am Ende hatte er Jensen mehr oder weniger alles von seinen Träumen in der letzten Zeit erzählt. Der Kleinere war sich nicht ganz sicher, ob er Jared nun für verrückt erklären oder ihm glauben sollte. Sie hatten in der letzten Woche viel erlebt. Möglicherweise zu viel für einen normalen Menschen, und … wer konnte es ihnen da schon verdenken einen Nervenzusammenbruch zu bekommen? Er sah noch einmal zu Jared. „Und du bist dir sicher, dass es nicht nur ein komischer Traum war?“ „Jen, ich habe Sam gesehen! Er saß da … so wie du jetzt vor mir. Und plötzlich …“, der Jüngere verstummte. Holte tief Luft, setzte an weiterzureden und brach wieder ab. „Was ist, Jare?“ „Plötzlich weiß ich Dinge. So wie dieses Siegel. So wie die Tatsache, dass hinten im Kofferraum eine Dose mit einer Salbe ist, die grauenhaft stinkt, durch die aber Wunden viel schneller heilen. Wie ich diese seltsamen Karten lese, die John überall in seinem Tagebuch gezeichnet hat. Das meiste verstehe ich nicht, aber …“ „Ist schon gut. Beruhige dich erst einmal.“ Jensen zog seinen besten Freund auf die Rückbank zurück, weil er immer noch halb über den Vordersitz hing, und verfluchte die Tatsache, dass sie weder seit 24 Stunden etwas Ordentliches gegessen noch Kaffee getrunken hatten und mitten in der amerikanischen Einöde saßen. Und Jared schien langsam aber sicher Psi-Kräfte zu entwickeln, Sams Erinnerungen anzapfen zu können oder was wusste er was. Er hatte es längst aufgegeben irgendetwas von dem was hier geschah verstehen zu wollen. Sie waren so was von am Arsch. „Hat er dir gesagt vor was uns das Ding da oben schützen soll?“ „Nein.“ Der Jüngere schüttelte mit dem Kopf. „Aber es muss was großes sein. Sam benutzt das gleiche Zeichen um sich selbst zu schützen. Wir sollen zu Bobby.“ „Bobby bringt uns um. Er wird uns für Dämonen halten, oder Formwandler – oder für irgendetwas, von dem wir noch nie gehört haben.“ „Nicht, wenn Missouri uns anmeldet.“ Jensen lehnte sich zurück. Wenn sie tatsächlich in noch größeren Schwierigkeiten steckten als sie bisher angenommen hatten (und diese Vorstellung fiel ihm wirklich schwer), dann brauchten sie ganz dringend Hilfe. Außerdem wussten sie sonst sowieso nicht wohin. „Also haben wir ein Ziel.“ Er seufzte. „Ist das da oben fertig?“ Jared blinzelte noch einmal zu dem Siegel, und dem Älteren lief es kalt den Rücken hinunter, als er den routinierten Blick sah der da über die Striche flog. „Ich denke schon.“ Sie kletterten auf den Vordersitz und Jared kramte den Straßenatlas hervor, der unter dem Sitz lag. „Wenn wir uns beeilen, sind wir in fünf, sechs Stunden in Lawrence.“ Wo sie ohne eine Spur zu hinterlassen bei Missouri bleiben konnten. Jensen sah noch einmal nach oben und machte sich gedanklich einen Verweis, dass sie irgendeine Art von Stoff brauchen würden um das Zeichen zu verdecken – derzeit fiel es doch ziemlich sehr auf. „Hilft dieses Ding eigentlich auch gegen Hendrickson?“ „Ich bezweifle es.“ Jensen gab Gas und ließ sich von Jared in Richtung Kansas lotsen. Für eine Weile war es ruhig, bis der Jüngere die Stille durchbrach. „Da ist noch was, Jen. Sam weiß nicht wo Dean ist.“ Als sie endlich in Lawrence angekommen waren war es bereits dunkel. Was vielleicht gar nicht so schlecht war. Beiden war bewusst wie vorsichtig sie sein mussten. Möglicherweise übertrieben sie auch, denn San Antonio lag mehrere hundert Meilen südlich von hier, aber, nun ... es war das FBI. Ein paar Tage lang nicht aufzufallen konnte nicht schaden. Ob es nun daran lag dass sie ein Medium war oder Missouri einfach nur ein gutes Zeitgefühl hatte konnte Jared beim besten Willen nicht sagen, aber als sie durch die Haustür traten, kündigte ein wohlriechender Geruch ein frisch gekochtes Abendessen an. Wenn die ältere Frau der Meinung war das eine gute Mahlzeit alles besser machte, dann würde er sich bestimmt nicht beschweren. Missouri erkundigte sich bei ihnen über ihren Aufenthalt in San Antonio und den Geist, obwohl sie bereits am Telefon darüber gesprochen hatten – es schien ihr aber lieber zu sein, sich noch einmal persönlich mit ihnen darüber zu unterhalten. „Bobby ist immer noch in Denver.“, sagte sie schließlich und kam damit auf den Punkt zu sprechen, den sie bisher vermieden hatten. „Ich habe ihm von euch erzählt. Er will euch möglichst bald treffen.“ Sie nickten beide, sichtlich nervös. „Bobby ist ein guter Mann. Weiß vielleicht mehr Dinge über das Übernatürliche als es für einen einzelnen Menschen gut ist. Hat einen unglaublichen Dickschädel.“, fuhr sie fort. „Aber er wird euch vielleicht tatsächlich mehr helfen können als ich.“ „Er wird doch nicht auf uns schießen, oder?“, murmelte Jensen, halb scherzend, halb im Ernst. „Ich denke schon, dass er Formwandler von zwei Jungs unterscheiden kann, die noch grün hinter den Ohren sind.“ Nun war sich der Jüngere nicht ganz sicher, ob er dies beruhigend finden oder eher ein wenig beleidigt sein sollte. Denn ganz ehrlich gesagt: er war vielleicht kein Jäger, aber auch keine fünfzehn mehr. Aber eine andere Frage brannte ihm schon die ganze Zeit auf der Zunge. „Missouri … hat er dir irgendetwas Neues von Sam und Dean erzählt?“ „Eins solltet ihr über Jäger wissen, Jungs.“ Die Ältere war plötzlich ernst geworden und beugte sich leicht nach vorn – so, als würde sie ihnen ein Geheimnis anvertrauen. „Sie erzählen euch nie alles. Jeder hat Geheimnisse, aber bei Jägern können sie größer sein als die Person selbst. Sie vertrauen einem nie alles an was sie wissen.“ Sie schüttelte mit dem Kopf. „Ihr müsst Bobby selbst fragen. Ich weiß es nicht.“ Doch Jared hatte in ihren Augen ein kurzes Blitzen gesehen. Eine kleine Gefühlsregung, die ihm wohl entgangen wäre, würde nicht irgendwo in seinem Hinterkopf eine neue, unvertraute Wachsamkeit lauern, die er selbst noch nicht richtig zuordnen konnte. Welche Geheimnisse mochte Missouri hüten? Plötzlich sah das Medium in seine Augen, blickte direkt durch ihn hindurch – und erstarrte für einen kleinen Moment. Dann blinzelte sie verstehend, bevor sie sich wieder zurücklehnte und lächelte. „Es wird Zeit das ich ins Bett komme. Eine alte Frau wie ich braucht ihren Schlaf.“ Missouri erklärte das Gespräch als beendet, indem sie aufstand und das Geschirr in die Küche brachte. „Ihr könnt wieder im alten Kinderzimmer schlafen.“ Das alte Kinderzimmer war ein kleiner Raum von kaum zehn Quadratmetern, in den ein Schreibtisch, ein Kleiderschrank und zwei schmale Betten gequetscht waren. Keines der beiden war lang genug, damit sich Jared tatsächlich drauf ausstrecken konnte – aber da sie die letzte Nacht wieder im Impala verbracht hatten, würde sich mit Sicherheit keiner von ihnen beschweren. Missouris Haus hatte eine anheimelnde Atmosphäre, die sie beide genossen. Ein kleines Stückchen Heimat, das die ältere Frau so selbstverständlich mit ihnen teilte als wären sie ein Teil der Familie, nicht zwei völlig Fremde. Jensen hatte als erstes das Bad benutzt, so das Jared noch einen kleinen Moment Zeit geblieben war ihre Taschen aus dem Wagen zu holen und die wenigen Dinge, die er gebrauchen konnte auszupacken. Es war schon verwunderlich mit wie wenig Sachen sie eigentlich auskamen. Sie hatten ja auch kaum etwas eigenes, wenn er recht darüber nachdachte – ein Großteil der Dinge in seiner Tasche waren Sams. Jensen achtete sehr viel mehr darauf seine eigenen Besitztümer von denen Deans zu trennen als er selbst, während Jared es einfach hinnahm, dass er die des jüngeren Winchesters geerbt hatte – zumindest, bis sie die beiden Jäger gefunden hatten. Falls sie sie finden würden. Missouri wusste mehr als sie ihnen erzählt hatte, da war er sich sicher, aber sie damit zu konfrontieren war genauso sinnlos wie mit der berühmt-berüchtigten Wand zu streiten. Wenn sie wollte, dass Bobby ihnen ihre Fragen beantwortete, würde sie sowieso nichts auf der Welt von ihrer Meinung abbringen. Jensen kam zurück ins Zimmer und warf sich erschöpft auf das Bett gegenüber. Er trug eins der Hemden, die er sich vor einer Woche gekauft hatte – das letzte Saubere übrigens. Der Jüngere war schon gespannt was er tun würde, sobald auch dieses nicht mehr tragbar war. Würde sein Leidensgenosse über seinen Schatten springen, die Sachen Deans benutzen und damit die letzte unsichtbare Grenze überschreiten, die ihn noch von dieser Realität trennte? „Alter, wir müssen uns unbedingt eine Wäscherei suchen.“, murmelte er. Gut – damit wäre diese Frage auch beantwortet. Dann erstarrte Jensen plötzlich, griff unter sein Kissen – und zog eine kleine Schachtel hervor. „Was ist das?“ „Mach’s auf.“ Der Ältere warf ihm einen undefinierbaren Blick zu, hob dann aber doch den Deckel ab. Jared musste grinsen als er den Gesichtsausdruck seines besten Freundes sah, denn dieser war unbezahlbar. „Eine Spielkonsole?“ Der Größere schlug seine Decke zurück und zeigte ihm, dass er dasselbe Modell in der Hand hielt. „Du hast uns Spielkonsolen besorgt?“ Jensen schien ehrlich überrascht, und das freute ihn ungemein. Es waren leider nicht die Gleichen, die sie in Vancouver besessen und mit denen sie in jeder freien Minute gespielt hatten, denn diese hatte er in der kürze der Zeit nicht auftreiben können. Aber sein Freund schien die Geste auch so zu verstehen. „Sponsored by James Plant.“, schmunzelte Jared. Der Ältere lächelte nun ebenfalls und schaltete das kleine Gerät ein. Sie waren immer noch Jared und Jensen. Egal, wo auch immer sie gerade sein mochten. Bobby schien den Fall in Dallas abgeschlossen zu haben und wollte sich mit ihnen in South Dakota treffen - und so kam es, dass sie am nächsten Abend zum nun mittlerweile zweiten Mal durch die halben Vereinigten Staaten gefahren waren und sich nun nur etwa 300 Meilen von dem Punkt entfernt befanden, an dem ihre seltsame Rundfahrt begonnen hatte. Sie hatten sich ein Zimmer in Redfield gemietet, einer winzigen Stadt, die vor allem von Fischerei- und Jagdtourismus zu leben schien. Weshalb der Ältere gerade diese Stadt gewählt hatte um sich mit ihnen zu treffen war beiden schleierhaft. Vielleicht war sein Schrottplatz irgendwo hier in der Nähe. Möglicherweise hatte es auch einen ganz anderen Grund, aber falls es so war, dann blieb er ihnen beiden verborgen. Während Jared sich in der letzten halben Stunde darauf verlegt hatte fern zu sehen, saß Jensen auf seinem Bett und las einen billigen Roman, den sie an einer Tankstelle auf dem Weg hierher erstanden hatten. Beide scheiterten kläglich daran, sich von dem bevorstehenden Treffen abzulenken. Sie waren viel zu nervös, um sich tatsächlich auf etwas anderes konzentrieren zu können. Jensen legte schließlich das Buch beiseite und rieb sich über die Augen. Er hätte es besser wissen und bei diesem Dämmerlicht nicht mehr lesen sollen – aber wie immer kam diese Erkenntnis ein klein wenig zu spät. Seine Brille lag noch in Vancouver, wo sie wirklich gut aufgehoben war, ihm aber leider überhaupt nichts nützte, und die Kontaktlinsen konnte er nicht den ganzen Tag tragen. Mit einem kurzen Blick auf die Uhr stellte er fest, dass es bereits nach zehn war. Vielleicht hatten sie sich ja umsonst verrückt gemacht. Es konnte durchaus sein, dass der ältere Jäger erst am Folgetag hier auftauchen würde. „Was denkst du, wie er so ist?“, unterbrach schließlich sein Freund die Stille. „Keine Ahnung.“ Ehrlich gesagt fragte sich der Ältere das Gleiche. Bobby war der erste ihnen wirklich bekannte Mensch, den sie hier treffen würden – der erste, den sie (zumindest theoretisch) schon ziemlich gut kannten. „Wie … Bobby eben, vermute ich.“ Missouri war eigentlich genauso, wie sie sie aus der Serie kannten. Aber sie war nur in der ersten Staffel kurz aufgetaucht, während Robert Singer eine Figur war, von der sie bereits einiges wussten. Doch sie würden eine reale Person kennen lernen, nicht nur jemanden aus einer Fernsehserie, und auch er fragte sich in wie weit Realität und Fiktion hier zusammenspielen würden. Ihr Gespräch verstarb wieder, bis nach etwa zehn Minuten an ihre Zimmertür geklopft wurde. Sie sahen sich noch einmal an, und dann stand Jared auf und öffnete. Für einen langen Augenblick sagte keiner ein Wort, als Bobby durch die Tür trat – eine Pistole im Anschlag – und erst den Jüngeren musterte, bis sein verwirrter Blick bei Jensen hängen blieb. Der ältere Schauspieler war sich noch nie so sehr der Tatsache bewusst gewesen, dass er vielleicht wirklich eine zu große Vorliebe für rosane Hemden hatte. Obwohl das, was er gerade trug, eigentlich vorwiegend weiß war. Wenigstens konnte man ihn wohl kaum mit Dean Winchester verwechseln. „Ich glaub mich laust der Affe.“, stellte der ältere Jäger schließlich fest und musterte dann das restliche Zimmer. „Und ihr habt nicht mal die Fenster richtig gesichert. Seid ihr eigentlich völlig lebensmüde?“ I pulled into town yesterday but I think its time to go I can't tell you where because I don't know And I'm armed with my guitar and I'm armed with emotional scars And my journey is underway At times I feel like I'm the only one who cares But we've all got troubles and we've all got pain We need to realise that we are all the same And we're armed with our guitars and we're armed with our emotional scars And our journey is underway (Journey - Jason Manns) Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)