Hanami in Rot von abgemeldet (Wenn die Liebe auf eine Wand trifft (Kenpachi x Yachiru)) ================================================================================ Prolog: Das Gesetz ------------------ Die Höllenschmetterlinge stiegen aus dem Gebäude des Obersten Befehlshabers der Shinigami auf wie eine schwarze Pestwolke und flogen zu allen Einheiten. Kenpachi saß im zerbrochenen Fenster seiner Wohnung und schaute missmutig in die Abendsonne als das kleine Insekt auf seinem Knie landete und seine grausige Nachricht übermittelte. Die Stimme des Obersten ertönte: „Aufgrund der tragischen Vorfälle der letzten Tage wird hiermit Kraft meines Amtes ein neues Gesetz von höchster Wichtigkeit in Soul Society erlassen. Dessen Einhaltung ist unbedingt Folge zu leisten. Jedes Übertreten wird mit sofortiger Amtsenthebung und fünf- bis zehnjähriger Haft geahndet.“ Dann platzte die erwartete Bombe. „Zwischen dem Kommandanten und seinem Vize-Kommandanten jeder Einheit muss ein striktes professionelles Verhältnis herrschen. Gefühle anderer Natur als wie es sich zwischen zwei Offizieren gehört werden nicht geduldet. Ich wiederhole…“ Kenpachi hörte längst nicht mehr hin. Seine müden Augen wanderten über die menschenleeren Straßen. Ein beträchtlicher Teil der Gebäude und Straßen war zerstört und es gab viele Opfer zu beklagen. Und es ist meine Schuld , dachte der Kapitän als sich sein Herz schmerzhaft zusammen zog bei den Erinnerungen. Als der schwarze Schmetterling wieder in den Himmel verschwand öffnete der vernarbte Mann seine lockere Faust und schaute wehmütig auf das Objekt darin hinab. Die letzten Sonnenstrahlen ließen es blutrot leuchten. Wie klein und verloren es wirkte in seiner riesigen Hand. Es war eine silberne Haarspange in Schmetterlingsform mit glatten rotbraunen Steinen aus Rauchquarz. Das getrocknete Blut seiner Besitzerin klebte an ihr. Ihr fragt euch sicherlich, was das alles zu bedeuten hat. Lasst mich euch davon erzählen. Vom grauenhaftesten Hanami in Soul Society. Kapitel 1: Kirschblüten, Sake und...? ------------------------------------- Etwa eine Woche früher in der Stadt der toten Seelen beginnt unser Drama. Es war ein strahlend schöner Tag in Soul Society. Am blauen Himmel hingen nur ein paar fluffige Wolken und es war angenehm warm. Die Kirschbäume standen alle in voller Blüte, so dass ein angenehmer Duft durch die Stadt wehte. Perfekt für das Hanami Fest der 11. Division also. Das dachte sich auch die Protagonistin dieser Geschichte, die Vize-Kapitänin Yachiru. Summend kämmte sie sich ihre schulterlangen Haare vor ihrer kleinen Frisierkommode. Geschickt zog sie die vorderen rosafarbenen Strähnen nach hinten und befestigte sie mithilfe eben jener filigranen Spange, die ihr Kapitän in ein paar Tagen in seinen Händen halten würde. Der Großteil ihres seidigen Haares fiel nun sanft auf ihren Rücken. Orihime-chan hat ihr diesen Haarschmuck bei ihrem letzten Besuch in Soul Society geschenkt und er passte einfach herrlich zu ihrer Augenfarbe. Sie vermisste ihre Freundin sehr. Nächstes Mal würden sie wieder neue Rezepte ausprobieren und Bowlingkugel-san (alias Ikkaku) dazu zwingen, sie zu probieren. Aber nun ging es zur nächsten Schwierigkeit: Schminken! Wahrscheinlich fragt man sich, warum ein kleines Mädchen über Schminke nachdenkt... Tja, glaubt es oder nicht, aus dem kleinen niedlichen Süßigkeitenstaubsauger ist eine junge Frau geworden. Die Apfelbäckchen sind verschwunden zugunsten von einer Porzellanhaut wie aus der Werbung, dunkle Rehaugen schauen unter zuckerwattefarbenem Haar hindurch und rosig-weiche Lippen... naja, mit einem Wort 'ne verdammt heiße Braut mit einer schlanken zarten Figur an der viele gerne mal knabbern würden, wenn es da nicht einen bestimmten Kommandanten gäbe, der mit 'K' anfängt und mit 'enpachi' endet und zart darauf hingewiesen hat, dass wer auch immer sie zum Weinen bringen würde, herzlich zu einer „Trainingsrunde“ mit ihm persönlich ohne Augenklappe verpflichtet ist. Jeder sollte genug Fantasie haben um sich diese „Trainingsrunde“ vorstellen zu können. Aber naja, Yachirus Herz ist schon seit Jahren vergeben und deswegen spielt sowieso niemand anderes als diese eine Person für sie eine Rolle. Sie biss auf ihre Unterlippe und trug so vorsichtig wie möglich den Lidschatten auf, ein Wirbel von rosa und braun. Heute musste sie unbedingt perfekt aussehen, denn es war der Tag ihres... ähm… Lebens… Heute würde sie ihre Liebe gestehen. Nervös griff sie zum Lipgloss. Wäre das vielleicht zu viel des Guten? Sie runzelte leicht die Stirn und legte den Zeigefinger an die Lippen. Melonen-chan (alias Matsumoto, wer sonst?) wüsste bestimmt Rat. Aber ein Blick zur Uhr sagte ihr, dass keine Zeit mehr zum Fragen blieb. Ihr blieben noch genau 7 Minuten um sich fertig zu machen bevor sie los musste. Sie (also die obersten 10 der 11. Division) hatten sich zu halb 10 unter dem größten Kirschbaum ganz im Norden der Stadt verabredet. „Ach, wen kümmerts?“, brummelte Yachiru und schmierte sich die klebrige Masse auf die Lippen, „wenn er es nicht mag, trinke ich ihm den ganzen Sake weg, ha!“ Die Kleidungsfrage war wegen der Uniformpflicht von selbst erledigt und dankbar, dass sie sich wenigstens darüber nicht den Kopf zerbrechen musste, schlüpfte sie in die schwarzen Gewänder und befestigte die Binde an ihrem Arm, die ihren Stand als Vize-Kapitänin verriet. Ein letzter Blick in den Spiegel und - „Verflixt!“, schimpfte sie, „schon wieder die Wimperntusche vergessen, manno!“ Von außen hörte der unwichtige Statisten-Shinigami ein Rumpeln aus dem kleinen Zimmer bevor die Tür zur Seite gerissen wurde und ein schwarz-rosa Schatten vorbei wischte, noch einmal kehrt machte um die Tür wieder zu schließen und wieder davon sauste. Mit großen Augen schaute er ihr nach. Als sie Sekunden später wieder durch die Tür polterte um den Kuchen für das Fest und ihr Schwert zu holen und ihn fast über den Haufen rannte, gesellte sich ein einzelner Schweißtropfen zu den aufgerissenen Augen. „Aaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaahhhhhh Keeeeeeeeeeeeeeeeennnnn-chaaaaaaaaaaaaaaaaaaannnn!!!“, ihr Schrei schreckte die Vögel auf, aber besagte Person schlief seelenruhig weiter bis der kleine Wirbelwind mit Karacho durch das Fenster seiner kleinen Wohnung brach und auf seinen Bauch krachte. „Guten Mooooorgen, guten Morgen, Ken-chan, Ken-chan, aufstehen, aufstehen, Hanami, aufsteheeeeeen!“, jubelte sie und hopste weiter auf seinem zerquetschten Bauch herum. Grunzend richtete er sich etwas auf, und versuchte den hüpfenden und quietschenden Flummie festzuhalten, sonst würde er seine Mahlzeit von vor zwei Tagen noch einmal begutachten können. „Orhgl, was is'n los? Aghl, hör mit dem Gehopse auf, das sind immer noch MEINE Innereien, gargl“, endlich bekam er sie an den Schultern zu fassen und sah sie nun finster an. Jeder andere würde sich in die Hosen machen, aber Yachiru grinste den unbunten Harlekin nur breit an und umarmte ihn. „Oooch, Ken-chan, steh endlich auf! Heute ist doch Hanami.“ „Das habe ich befürchtet“, brummte der riesige Mann, stand auf und zog sie mit Leichtigkeit mit hoch. Achtung, Taschentücher bereit halten fürs Nasenblut, denn Kenpachi trägt nur Boxershorts! „Wie viel Zeit habe ich noch, bis ich diese schwächlichen Idioten sehen muss?“, fragte er, öffnete seinen spärlich bestückten Kleiderschrank, riss wahllos eine Uniform heraus und warf sie sich über die Schulter. „Fünf Minuten und 38 Sekunden“, quietschte der lebende Flummie. „Was? Hättest du mich nicht früher – nnn ­­- ach, auch egal...“, und nach diesem eher sanften kleinen Ausbruch stapfte er ins Bad zum Duschen. Er konnte nie wirklich sauer mit ihr sein, selbst wenn seine Innereien jeden Morgen zerstampft wurden. Sich der Unterhose entledigt stieg er in die Dusche, drehte das Wasser kalt auf und fing an, sich einzuseifen. Als sie noch ganz klein war fing sie an, als Weckritual auf seinem Bauch rumzuhüpfen und damals merkte er ihr Fliegengewicht kaum. Er hatte sich schneller daran gewöhnt als ihm lieb war und es sogar gemocht, wenn er ehrlich zu sich selbst war. Natürlich würde er das niemals jemandem erzählen, Gott bewahre. Aber jeder, selbst der größte Stinkstiefel, wird gerne angelächelt. Und es gibt nicht viele, die Zaraki Kenpachi anlächeln ohne dabei böse Hintergedanken zu haben. Nur leider hab ich den Zeitpunkt verpasst, es ihr wieder abzugewöhnen, dachte er brummend und wusch nun auch seine Haare. „Atchou“, nieste die Schuldige, die die Zwischenzeit nutzte, um den Futon ihres geliebten Ken-chans wegzuräumen. „Ob wohl jemand an mich denkt? Vielleicht Ken-chan?“, murmelte sie und starrte zur Decke. „Aber nein, bestimmt nicht“, eine leichte Röte schlich sich auf ihre Wangen, „er denkt immer nur ans Kämpfen.“ Traurig drückte sie seine noch warme Bettdecke an sich. Sie roch so schön nach ihm, nach Holz, Rauch und auch leicht nach seinem Schweiß. Zwei Tränen kullerten aus ihren halb geschlossenen Augen als die Tür sich öffnete und die geliebte Person (bekleidet! aber mit noch nassen, schlaffen Haaren) wieder ins Zimmer trat. „Yachiru?“, er sah nur ihren Rücken und ihren halb geneigten Kopf, „Yachiru? Wir müssen los.“ Er ging zwei Schritte auf sie zu, bevor sie sich plötzlich umdrehte, übers ganze Gesicht strahlend: „Jahaaa, Hanami! Hanami! Ken-chan, ich hab Bowlingkugel-san gesagt, er soll dir Sake mitbringen.“ Kenpachi grinste beruhigt: „Na, dann lohnt es sich vielleicht doch. Aber das heißt, wir müssen uns beeilen, sonst trinken diese Idioten noch alles weg. Und wenn ich keinen Sake habe, will ich mich auf andere Art amüsieren“ Ein beiläufiger Blick auf sein namenloses Schwert zeigte nur all zu deutlich welche Art von amüsieren gemeint war. Yachiru lachte, doch ganz tief in ihr ging ein Stich durch ihr junges Herz. Immer noch lächelnd nahm sie den Kuchen in ihre Arme und Kenpachi nahm sie hoch wie bei einer Braut üblich, bevor er aus dem zertrümmerten Fenster sprang und Richtung Norden los wetzte. Wer sich bis jetzt gefragt hat wie Kenpachi seine Haare dazu bringt wie bei einem Stachelschwein abzustehen... wer braucht schon Fön, Haargel und Co. wenn er die Geschwindigkeit eines ICEs erreichen kann?!? Jaha, das Geheimnis seiner Haare ist enthüllt! Er rennt sie trocken! XD Eine halbe Stunde später kamen sie an dem Kirschbaum an (das Chaos, das sie auf dem Weg erzeugt haben ignorieren wir mal) und Yachiru sprang aus seinen Armen um Yumichika an den Kopf zu treten. „Yahoooooo! Feder! Guten Morgeeen!!“, rief sie gut gelaunt und landete elegant auf ihren Füßen. Was sie nicht bemerkte, da ihre Aufmerksamkeit sich schon auf ihr nächstes Opfer gerichtet hatte (Bowlingkugel-san, wer sonst?), war, dass sie dem armen Schönheitsbesessenen nicht nur die Perücke vom Kopf entfernt, sondern ihn auch noch ins Schlummerland gekickt hatte (Chuck Norris wäre stolz auf sie). „Ahahaha, gu-guten Morgen, Vize-Kommandant, wie geht es Ihnen?“, Ikkaku wich leicht verängstigt zurück als besagtes Mädchen auf ihn zustapfte, mit ihrem berühmten Unschuldsengelsgrinsen, das nur eines bedeuten konnte: Schmerzen und Erniedrigung. „Guten Morgen, Bowlingkugel-saaan.“, Ikkaku zuckte leicht bei diesem Spitznamen, „Hast du den Sake für Ken-chan mitgebracht? Na? Na? Schau mal, ich hab Kuchen mitgebracht und ihn noch nicht gegessen!“, bei den letzten Worten schwellte ihre Brust vor Stolz, war sie doch für ihre Süßigkeitensucht berühmt. Ikkaku wich noch etwas mehr von ihr zurück: „Ah ja, das haben Sie gut gemacht...Der Sake steht schon da drüben bei Makizou-san... Äh, was ist es für ein Kuchen? Soll ich ihn aufschneiden?“ „Hmm, au ja, mach das Bowlingkugel-san“, sie drückte ihm den Kuchen in die Hand und rannte hinüber zum Sakewächter, um ihm ein Schälchen und eine Flasche zu entreißen. Kenpachi hatte sich derweil auf das weiße große Tuch niedergelassen und es vorgezogen, seinem Rang entsprechend zur Begrüßung nur einmal gelassen in die Runde zu nicken. Während der kleine aber liebenswerte Teufel eines Vize-Kapitäns Kenpachi nun seinen heiß ersehnten Sake einschenkte, erholten sich die Untergebenen. Ikkaku konnte es kaum glauben, dass er so glimpflich davon gekommen war und Yumichika kehrte aus K.O. La La Land wieder. So entstand bald ein entspanntes Gelage bei dem die Kirschblüten und der Frieden genossen wurden. Aber es gab immer noch etwas, was getan werden musste. (Sonst wäre diese Geschichte zu kurz.) Yachiru saß unruhig auf der Decke. Zwar hatten ihr inzwischen mehrere Mitglieder bestätigt, dass sie gut aussah mit der Schminke und dem Haarschmuck und dass sie das doch öfters machen könnte. (Yumichika hatte ihr einen 20 minütigen Vortrag darüber gehalten, wie die Farbwahl doch ihre zarten Züge und engelsgleiche Haut betonte, bla bla bla.) Aber ihr fehlte immer noch etwas, oder besser, jemand. Kenpachi, der einzige, dessen Kompliment sie hören wollte, hatte nichts zu ihr gesagt. Die ganze Zeit über schaute er nur Ikkaku und Yumichika zu, die aus Spaß einen kleinen Kampf begonnen hatten und schlürfte Sake. Nervös knabberte sie auf ihrer Unterlippe herum und linste zu ihm hoch. Ihren Blick auf sich spürend linste er zurück: „Was is? Langweilig?“ „Äh, öhm, nö“, sie grinste verunsichert. Warum nur konnte sie es ihm nicht sagen? Sonst hatte sie doch nie Hemmungen bei ihm. „Wenn Ihnen so langweilig ist können Sie doch mit Zaraki-sama einen kleinen Wettkampf machen.“, schlug Makizou vor. Yachiru wurde steif, als bei diesen Worten sich alle Augen auf sie und ihren Kapitän richteten. Es stimmte, jetzt wo die kleine Rosahaarige darüber nachdachte, fand sie es komisch: in all den Jahren haben sie nie gegeneinander gekämpft, obwohl Ken-chan immer auf der Suche nach neuen starken Gegnern war. Aber nachdem sie sich gegenseitig in die Augen geschaut hatten, zuckten sie nur mit den Schultern. Kenpachi ließ sich nach hinten fallen und Yachiru verspeiste lieber noch ein Stück Kuchen. „Maki-Maki? Warum sind Kirschblüten rosa? Rot wäre doch viel lustiger!“, platze Yachiru los. „Wah, schon wieder dieser Spitzname? Hahh, aber, woher soll ich wissen, warum die rosa sind? Ich bin kein Baum, oder?“, ein Schweißtropfen rannte Makizous Stirn herunter. „Dann geh und finde es heraus. Jetzt!“, schmollte sie und nachdem sich der Arme hastig auf den Weg gemacht hatte, wandte sie sich Kenpachi zu. Sie musste es jetzt einfach hinter sich bringen, bevor noch weitere Trottel dazwischen kamen. „Ähm, Ken-chan? Kommst du kurz mit?“ „Hm? Kay“, grunzte er und hievte sich hoch. Gemeinsam gingen sie unter den Kirschbäumen entlang, weg von dem lärmenden Haufen. Die Blütenblätter im Wind erzeugten den Eindruck von Schnee. Yachiru blieb stehen, die Augen hinter losen Strähnen verborgen. Kenpachi drehte sich zu ihr um und wartete still. „Ken-chan?“ „...“ „Ich...wollte dir schon... seit langem – seit langem sagen,… dass ich dich liebe“, ihre Worte waren nur ein Flüstern. Kenpachi war still, und sie glaubte schon, er hätte sie nicht gehört, doch dann hob er seine Hand und - streichelte ihren Kopf, wie bei einem kleinen...Kind. „Ich dich auch“, brummte sein Bariton und ein leichtes Lächeln spielte um seine Mundwinkel. Yachiru schüttelte den Kopf, zog sich an ihm hoch: „Nein, nicht so.“ Sie kniff ihre braunen Augen zusammen und drückte verzweifelt ihren Mund auf seinen, dass er sie verstehen möge. Kenpachi riss entsetzt die Augen weit auf, bevor er sie grob packte und weg schob: „NEIN! Lass das! Das – nein!“, war alles, was er herausbringen konnte. Yachiru zog scharf die Luft ein, ein bittender Ausdruck in ihren Rehaugen. „Aber, ich, waru -“ „Nichts weiter! Lass das sofort sein, Vize-Kommandant Yachiru!“, grollte er finster. Sie zitterte, sah ihn verletzt an, ehe sie einen Schritt zurück trat. „Komm“, knurrte er und schritt in Richtung Fest davon. Der kleine Wirbelwind trottete mit gesenktem Kopf hinterher. „Hey, da seit ihr ja wieder!“, strahlte Yumichika. Er sah ziemlich zerrupft aus, doch schien er höchst zufrieden mit sich und der Welt. „Ha, Kapitän-sama, ich, der schöne Yumichika, habe Ikkaku-san endlich besiegt!“ Kaum hatte er diese Worte ausgesprochen nahm er eine schwarze böse Aura hinter sich wahr. Langsam aber entsetzt drehte er sich um. „Yuuuuumiiiichiiiiikaaaaaa, daaaas glaubst aber auch nuuur duuuuuuu~“, grollte ein sichtlich angepisster Ikkaku, bevor er sich auf seinen besten Erzfeind stürzte und die beiden in einer lauten Staubwolke verschwanden. Die anderen Statisten-Shinigami bildeten einen Kreis um sie, feuerten sie an und schlossen Wetten ab, wer gewinnen würde. Kenpachi ignorierte den Trubel und wollte wieder Sake trinken. „Ah, Mist, diese Idioten haben alles schon ausgesoffen“, grollte er und griff nach seinem Schwert um der Bande mal richtig einzuheizen. Doch eine kleine Hand legte sich auf seine riesige Schulter und ließ ihn innehalten. „Ich...werde neuen holen, Ken-chan. Matsumoto-san hat bestimmt noch welchen bei sich versteckt“, murmelte Yachiru und wankte Richtung Süden zur Stadt. Kenpachi stutzte. Hatte sein junger Vize-Kommandant gerade auf Spitznamen verzichtet? Er schaute ihr noch einen Moment nach, ließ sich dann aber achselzuckend nieder und überlegte, wie er die Zeit bis zu ihrer Rückkehr vertreiben konnte ohne seine Untergebenen krankenhausreif zu schlagen. Die 4. Division hatte sich auch mal etwas Freizeit verdient. Aber zurück zu Yachiru. Warum? Ich war mir so sicher, dass er mich auch liebt... Sie fiel in einen Trott und ihre Rehaugen wurden wässrig. Seit ich kaum 2 Jahre alt war kümmert er sich um mich. Zwei Tränen liefen an ihren Porzellanwangen hinunter und sie beschleunigte als sie die Ausläufer der Stadt erreichte. Ich kann mich gar nicht mehr daran erinnern, wie es ohne Ken-chan war. Inzwischen rannte sie so schnell sie konnte, die Tränen rannen nun frei und glänzten in der späten Nachmittagssonne, bevor sie auf den Boden fielen. Liebt er denn nur den Kampf? Ein Schluchzen brach aus dem rosa-schwarzen Schatten hervor, als er an Byakuya vorbei fegte. „Yachiru-san?“, fragte Rukias Bruder leicht überrascht und sah ihr nach. Doch sie hörte nur das Rauschen des Windes in ihren Ohren. Kenpachi knurrte genervt. Das Gezeter und Gezanke seiner Untergebenen ging ihm mächtig auf die Nerven. „Argh, verdammt, komm endlich Yachiru!“, knirschte er gen Himmel. Kapitel 2: Wer bist du? ----------------------- Keuchend fiel Yachiru vor der stillen Oberfläche des großen Sees auf ihre Knie. Sie war durch ganz Soul Society in weniger als 40 Minuten gerannt, vom hohen Norden in den tiefsten Süden. Ihre Lungen brannten und das Stechen in der Mitte ihrer Brust ließ sie leise wimmern. Sie presste ihre Hände auf den Schmerz und schloss ihre geröteten Augen. Tief durchatmend versteckte sie ihr Reiatsu. Niemand sollte sie in ihrer Schmach finden, besonders Ken-chan nicht. „Aber mit seinem Orientierungssinn findet der mich sowieso nie“, murmelte sie zu sich selbst und gab dem Drang zum Weinen nach. Der heiße Knoten in ihrer Brust löste sich nach ein paar Minuten etwas und ihre Atmung wurde flacher, ruhiger. Sie spürte einen Sog an sich und das Schwarz hinter ihren Augenliedern wurde plötzlich strahlend weiß. Als sie wieder etwas wahrnehmen konnte hielt sie vor Staunen die Luft an. Eine Wiese mit dutzenden von Kirschbäumen in voller Blüte erstreckte sich um sie herum. Ein leiser Wind schüttelte sanft einige Blätter von ihnen und es war totenstill um den jungen Shinigami. Verwundert blickte sie sich um und begann durch diesen Traum der Ruhe und des Friedens zu wandeln. Als ihre Augen nach oben wanderten, sah sie keinen Himmel, nur eine weiße Leere. „Hmm, ob das... ja, das muss es sein, das ist meine Seelenwelt!“, rief sie aus, und hüpfte jauchzend weiter fort. Was man dazu wissen sollte... normalerweise holt die Seele eines Zanpaktou seinen Besitzer in seine Welt um ihm die erste freigesetzte Form, Shikai, beizubringen. Um das Bankai zu erlernen muss die Seele aber in die Welt des Shinigami gelangen. Bei Yachiru war es seltsamerweise nicht so. Ihr Zanpaktou sprach zu ihr in ihrer Welt, also hat Yachiru verständlicherweise noch nie die Welt ihrer Seele gesehen. „Heeyyy, Zanpa-saaaaan! (ja, auch ihr Schwert hat einen Spitznamen) Wo bist duuu? Lern ich jetzt Bankai? Huhu!“, dröhnte ihre helle Stimme, dass die Bäume zitterten. Sie rannte geradeaus, sich wild umblickend, damit sie es ja nicht übersah. Doch plötzlich blieb sie stehen, denn Wald und Wiese endeten abrupt im... Nichts! Eine gähnende weiße Leere erstreckte sich vor ihren geschockten Augen so weit sie schauen konnte. Yachiru kehrte auf dem Absatz um und rannte los, nur um nach kurzer Zeit wieder auf die grelle Ebene zu stoßen. Wie war das nur möglich? Sie kehrte mit langsamen Schritten wieder an ihren Ausgangspunkt zurück. Die Leblosigkeit bedrückte sie und mit einem Aufschrei sprang sie mehrere Meter hoch. Im Sprung schaute sie nach unten. Der kleine Wald war ein perfekter Kreis, wie mit dem Zirkel gezogen und ausgeschnitten und von ungefähr einem Kilometer Durchmesser. Eine Unreinheit im weißen Nichts war es aber, was ihre Aufmerksamkeit auf sich zog. Ungefähr 500 Meter im Westen (oder was sie zumindest für Westen hielt, es gab keine Sonne zur Orientierung) sah sie es. _____ _____ _____ Byakuya lief mit schnellen Schritten auf Kenpachi zu. „Hm? Was ist, teme?“, brummte dieser, die Augen geschlossen, „Hast Lust auf 'nen Kampf? Ich sterbe hier vor Langeweile und Yachiru kommt einfach nicht wieder.“ Er drehte den Kopf, doch bei Byakuyas Blick gefror ihm beinahe das Blut in den Adern, aber nur beinahe. „Yachiru-san ist der Grund, warum ich hier bin. Sie schien mir sehr aufgebracht, als sie an mir vorbei rannte. Sie hat sogar geweint“, informierte er den Kapitän der 11. Division. „Was? Yachiru-sama weint?“, echoten die acht stärksten Kämpfer der 11. Division. Dann brach Panik unter ihnen aus und sie schrien und rannten durcheinander, bis auf den 3. und 5. Leutnant. Ersterer, weil er zu cool und stark für solch Mädchengehabe war und Letzterer, weil so etwas einfach nicht schön aussah. Kenpachi starrte für einen Moment, wandte sich dann an seine panischen Kampfhühner und brüllte: „Suchtruppen! SOFORT!!!“ _____ ______ ______ Als Yachiru wenig später an der Stelle ankam, schwitzte sie. Es hatte sie viel Überwindung gekostet in die weiße Unendlichkeit hinaus zu treten. Sie fühlte sich seltsam beobachtet, kaum dass ihr zarter Fuß den harten Boden berührte und mit jedem Schritt weg von der grünen Insel wurde der Knoten in ihrer Brust schmerzhafter. Sie stand vor einer großen Tür aus schlichtem dunklen Holz. „Warum hab ich solche Angst?“, murmelte sie und erschauerte, „Es ist nur eine einfache Tür“ Mit ihrer schwarzen Uniform war sie leicht zu erspähen in der hellen Umgebung... „Zum Teufel, das ist meine Seelenwelt! Was soll mir hier schon passieren?“, knurrte sie und streckte ihre Hand nach der silbernen Klinke aus. Als sie nur noch Zentimeter vor ihr entfernt war, ging ein Ruck durch ihren Körper und alles wurde schwarz. „Yachiru-san!“, rief eine Stimme sie, „Wach auf!“ Eine männliche Stimme, aber nicht Ken-chans. Starke Arme hielten sie an eine warme Brust. Es roch gut, aber... „Nicht Ken-chans“, murmelte sie und öffnete ihre braunen müden Rehaugen. Haselnussbraune Augen blickten ihr besorgt aber erleichtert entgegen. „Bya-kun? Was -“ „Ein Glück bist du endlich wach“, raunte er und drückte sie an sich. Schwarzes Haar fiel auf Zuckerwattenrosa, als er ihr einen sanften brüderlichen Kuss auf die Stirn gab. Yachiru lächelte matt und glitt in Schwärze. Wieder stand sie in dem schönen Wald aus Rosa. Automatisch wandte sie sich gen Westen. Als sie die schützenden Schatten der Bäume verließ war es, als würde sie gegen eine Wand laufen. Das Atmen fiel ihr dieses Mal viel schwerer und Eisenketten schienen sich immer enger um ihr Herz zu ziehen mit jedem Schritt in Richtung der wunderlichen Tür. Noch drei Meter und sie würde sich am liebsten übergeben. So schwer war es letztes Mal doch auch nicht? Noch zwei Meter und sie zitterte wie Espenlaub. Ihr Herz musste zu einer Eichel zusammengepresst sein, wenn sie die Schmerzen als Maßstab nahm. Noch ein Meter und sie fiel fast zu Boden. Aber sie würde nicht aufgeben. Mit einem Aufschrei warf sie sich Richtung Tür. Keuchend stützte sie sich am glatten Holz ab. Stechende Nadeln haben sich zu den Eisenketten hinzu gesellt und malträtierten ihr ohnehin schon gepeinigtes Organ. Ihre zittrigen Finger schlossen sich um die kühle Klinke und sie drückte sie runter. ______ ______ ______ Unohana Retsu, Kommandantin der 4. Division erhob sich kopfschüttelnd vom Krankenbett der immer noch bewusstlosen Vize-Kommandantin der 11. Division. Sie verließ das kleine Zimmer und lief den hellen Gang entlang. Am Empfang stand ein finsterer Kenpachi mit allen Untergebenen vom Fest. Er schritt auf sie zu, kaum dass er sie erspähte und hob erwartungsvoll eine Augenbraue. Seine Offiziere warteten in gebürtigem Abstand. Unohana schüttelte traurig den Kopf. „Sie ist immer noch bewusstlos, Zaraki-san. Ich habe alles in meiner Macht stehende versucht, um sie aufzuwecken, erfolglos.“ „Aber jetzt ist es schon Abend und sie ist seit Mittag so“, grollte er. „Sie scheint in ihrer Seelenwelt zu sein… Ich könnte Kurotsuchi-san um Hilfe bitt-“ Die Hand des Harlekins rammte in die Wand und zerstörte sie. „Halt diesen kranken Bastard von ihr fern! Mayuri wird nicht einen Finger an sie legen oder ich vergesse mich!“, Kenpachi hatte sichtliche Mühe, nicht das ganze Krankenhaus bei diesem Vorschlag in Schutt und Asche zu legen. Das Oberhaupt der Ärzte hob beschwichtigend die Arme. „Bitte beruhigen Sie sich. Ich kann für sie nichts tun und Kurotsuchi-san erforscht schon seit Jahren die Seele…“ Aber Kenpachi hörte nicht hin. „Beruhigen?“, schrie er, „Noch bin ich die Ruhe in Person!“ Seine beiden besten Offiziere (Glatzkopf und Perückendödel) kamen der überforderten Frau zu Hilfe und hielten ihren wütenden Kapitän mit Mühe im Zaum. (Nur der Empfang wurde zerstört, der Rest des Krankenhauses blieb glücklicherweise heil…) _____ _____ _____ Yachiru flog durch die Luft als die Tür schwungvoll gegen sie krachte. Benommen setzte sie sich auf und starrte. Die Tür war weg, genauso wie die Ketten um ihr Herz. Dafür wehte ein eisiger scharfer Wind und ließ sie erschauern. Mühsam rappelte sich die junge Frau auf und schaute sich um. Die Leere war immer noch die gleiche, doch der Wald hatte sich verändert. Sie rannte darauf zu und ihre Augen weiteten sich vor Horror als sie unter den ersten Baumwipfeln ankam. Das Gras war grau und vertrocknet und knisterte unter ihren Schuhen. Die Stämme der Bäume waren pechschwarz und knorrig. Am schlimmsten jedoch war die Veränderung der Blüten. Rot schimmerten sie im Licht und der Wind zerrte viele in die Luft. Einige landeten auf ihrem Gesicht und als sie ihre Hand über ihre Wange gleiten ließ waren ihre Finger feucht. Blut. Yachiru keuchte auf und wankte eilig durch den grausigen Wald. Überall war es dasselbe, nichts erinnerte mehr an die Idylle von früher. Als sie in der kleinen Lichtung in der Mitte des Waldes ankam, sah sie einen schwarz-violetten mannshohen Spiegel dort schweben. Angespannt und bereit, sofort wegzuspringen, nahm sie ihn näher in Augenschein. Er war oval und hatte ständig wechselnde Verzierungen am Rand. Sich selbst konnte sie nicht darin erblicken, nur die Umgebung hinter sich, die im Spiegel aber der rosafarbenen Idylle entsprach, nicht dem roten Albtraum auf ihrer Seite. Zitternd ging Yachiru um das fremde Objekt herum, doch da war es nicht anders. Nun stand sie vor dem Spiegel und blickte wehmütig auf den früheren Wald zurück. Inzwischen wusste sie, warum Kirschblüten ausgerechnet rosafarben waren. Alles andere war furchteinflößend. Sie hob eine Hand und berührte die Spiegeloberfläche. Sie war wunderbar warm und wasserähnlich. Ein trauriges Lächeln hob ihre Lippen, zumindest so konnte sie dem Paradies nahe sein. Ein Geräusch zu ihrer linken ließ sie herum fahren. Sie seufzte entspannt als sie sah, dass es nur ein abgefallener Zweig war. Kalte kleine Finger verzweigten sich plötzlich mit ihrer Hand am Spiegel. Yachiru schrie panisch auf. Aus der dunklen Oberfläche starrte ihr jemand entgegen. Sie riss sich los und fiel hart zu Boden. Die Person trat nun seelenruhig aus dem Spiegel und richtete sich auf. Yachiru keuchte, als der Schmerz in ihrer Brust wieder kurz aber stechend aufflammte. Panisch kroch sie weg von dem Wesen, die Augen wie hypnotisiert von ihm, bis ein Stamm ihr Fortkommen verhinderte. „Warum so ängstlich?“ , fragte das Wesen und näherte sich. Erst jetzt nahm die zitternde Yachiru das wirkliche Aussehen des Neuankömmlings wahr. Es war ihr kindliches Ebenbild mit einem entscheidenden Unterschied. Es war schwarzweiß. Weißes Haar umrahmte die runden Bäckchen, die Haut war weiß, die Shinigami-Uniform bis auf die schwarzen Strümpfe ebenso. Nur die Augen, sie waren schwarz mit honigfarbenen Pupillen. „W-wer bist du?“, stotterte die verängstigte junge Frau. Das weiße Mädchen lachte laut und zeigte einen pechschwarzen Rachen. „Erkennst du mich nicht? Ich bin-“ , das gruselige Wesen starrte nach links. Es schien zu lauschen. „Was ist?“, fragte Yachiru und kam langsam wieder auf die Beine. „Wir sollten unsere Unterhaltung an einem anderen Ort fortführen. Mach, dass du aus dem Zimmer verschwindest!“ , sagte die Negativ-Yachiru geheimnisvoll, packte ihr älteres Ebenbild und warf sie in den Spiegel. Mit einem verzweifelten Schrei fiel die Vize-Kommandantin dem Licht des Erwachens entgegen. _____ _____ _____ Kenpachi hatte sich so weit beruhigt, dass Unohana ihn gefahrlos durch die Flure zum Krankenzimmer seines Vize-Kapitäns führen konnte. Vor der entsprechenden Tür machte sie Halt und drehte sich noch einmal zu dem angespannten Mann um. „Bitte erschrecken Sie nicht, Zaraki-san. Yachiru-san ist sehr blass.“ Der vernarbte Mann signalisierte ihr, weiter zu gehen und sie öffnete die Tür. Was sie sahen ließ sie beide anhalten. Patientin und Schwert waren nicht da. Das Fenster war offen und die Vorhänge wehten lautlos in der stickigen Schwüle der Nacht. Nur das zerwühlte warme Bett war ein Indiz für ihre frühere Anwesenheit. Kenpachi drückte die Ärztin aus dem Weg und stürzte zum Fenster. Er schaute heraus, konnte aber seinen Vize-Kommandanten nicht entdecken. Gerade als er sich wieder zurück ins Zimmer lehnen wollte, bemerkte er ein Prickeln am Hinterkopf. Weit aus dem Fenster gelehnt verrenkte er sich den Nacken, um eine Silhouette auf dem Dach zu erspähen. Ein donnernder Blitz erhellte rosafarbenes Haar und Teile ihres bleichen, ausdruckslosen Gesichts für den Bruchteil einer Sekunde. „Yachiru!“, rief Kenpachi, doch sie verschwand. Panisch sprang er aufs Dach und schaute sich nach ihr um. Wenn er sie in dem drohenden Unwetter verlieren würde, könnte er sie nicht wieder finden. Ein weiterer Blitz erhellte die Hemisphäre und er nahm etwas Glitzerndes aus seinen Augenwinkeln wahr. Ihre Haarspange. Mit Schrecken stellte er fest, dass sie schon mehrere hundert Meter Vorsprung hatte und er raste hinterher. Wo wollte sie hin?, fragte er sich, als sie über die Dächer der schlafenden Stadt sprangen. Er pumpte noch mehr Kraft in seine langen Beine, dass die Dächer unter ihm brachen und ließ ihre wehende Haarpracht nicht mehr aus den Augen. Kapitel 3: Schau mich an! ------------------------- „Er folgt uns“, murmelte Yachiru ängstlich und auch sie beschleunigte. „Gut. Du liebst ihn doch, oder?“ „Ja…aber er liebt nur den Kampf…“ „Dann gib ihm einen!“ „Ich bin nicht stark genug, glaube ich“, Yachiru weinte leise, doch der einsetzende Regen wusch die Tränen sofort weg. „Willst du Stärke?“ „Ja“ „Dann lass mich frei.“ „…“ „Ich bin deine wahre Macht, deine echte Stärke. Vertrau mir!“ „Wird Ken-chan mich dann endlich beachten?“ „Aber selbstverständlich! Er liebt Stärke“ , das Mädchen lächelte bösartig. Yachiru achtete jedoch nicht auf sie, als sie ihre Richtung änderte und zum alten Richtplatz rannte. Als sie dort ankam waren sie und ihr Verfolger bis auf die Knochen durchnässt. Der Wind zerrte wütend an ihrer Kleidung und der kahle Platz war schlammig. Kenpachi landete ein paar Meter entfernt von ihr, sichtlich verwirrt. Sein sonst stacheliges Haar klebte schwer an seinem Hals. „Warum rennst du weg? Was ist los mit dir?“, fragte er. Er musste schreien um das Heulen des Windes zu übertönen. Yachiru rief etwas, doch der Sturm riss es von ihren Lippen und nahm es mit sich in die Dunkelheit. Sie zog ihr Schwert und stürmte auf Kenpachi los. Er blockte mit seinem zerfransten Shikai. Für einen Moment starrten sich die beiden Gegner an, als sie versuchten, den anderen zu übermannen. Kenpachi zog scharf die Luft ein als er die schwarzen Wirbel in ihren Rehaugen sah. Mit roher Kraft drückte der vernarbte Kapitän ihr Zanpaktou zur Seite und hielt ihre Schwerthand fest. „Yachiru! Hör auf! Was ist nur passiert?“ Unsichtbare Tränen rannen aus ihren Augen und wurden Teil des Schlammes. „Shikai!!!“, schrie sie verzweifelt und ihr Geliebter wurde von ihrem Reiatsu weggedrückt. Ihr Zanpaktou transformierte zu zwei schwarz-violetten Langdolchen. Blutrote Bänder zierten die Griffe und bei näherem Hinsehen konnte man die kleinen sägeartigen Zacken der Klingen erkennen. Ein wohl platzierter Stich konnte einem die Innereien zerreißen. Kenpachi erbleichte. Normalerweise ähnelte das Zanpaktou der Persönlichkeit seines Trägers. Doch der Kontrast, der bei Yachiru vorlag war einfach zu extrem um natürlichen Ursprungs zu sein. Mit einem Knurren erinnerte er sich an die schwarzen verräterischen Wirbel in Yachiru’s Augen. Er würde diesen verdammten Hollow aus ihr herausprügeln, und sei es mit Gewalt! Seine Haltung veränderte sich in einer Weise, die nur jemand erkennen konnte, der ihn seit Jahren kannte. Yachiru konnte es. Entschlossenheit stand in seinem ernsten Gesicht als er auf sie zuschritt. Die Rosahaarige lächelte. Nun hatte sie endlich seine Beachtung. _____ _____ _____ Ikkaku führte verzweifelt die anderen Offiziere durch den Sturm. Wo waren ihre Kommandanten nur hingerannt? Yumichika hatte Perücke und Federschmuck längst verloren, doch durch den Regen sah niemand seine krause Haarpracht, also kümmerte es ihn nicht wirklich. „Sollten wir uns aufteilen?“, schrie er seinem ranghöheren Freund zu. Ikkaku landete auf einem breiten flachen Dach mit den anderen. „Also gut, schwärmt zu zweit in alle Richtungen aus! Wenn irgendwer sie findet, macht ihr ein Signal mit eurem Reiatsu, kapiert?“, brüllte Ikkaku seine Mannschaft an, „Wartet auf das Eintreffen von Yumichika und mir bevor ihr zwischen die beiden geht!“ „Werden sie denn kämpfen?“, fragte einer. „Ich bin aber der 4. Offizier! Warum sollen wir auf ihn warten?“, schrie der Idiot beleidigt und zeigte auf Yumichika. Ein Blick zu seinem glatzköpfigen Vorgesetzten teilte ihm jedoch mit, dass er gerade auf eine Landmine getreten ist. Schnell wie ein Blitz griff er einen Statisten-Shinigami und war weg. Die restliche Gruppe verteilte sich ebenfalls. ____ ____ ____ Yachiru verzweifelte. Sie hatte alle Hände voll zu tun, um gegen Kenpachi anzukommen. Sie mühte sich ab, legte Finten, versuchte ihm in den Rücken zu fallen und riskierte mehrmals ihren Hals mit gefährlichen Ausfallmanövern. Trotzdem schaffte er es immer, sie zurückzudrängen. Die Wucht seiner Schläge ließ ihre Knochen zittern und ihre Muskeln schmerzen. Und er trug immer noch seine Augenklappe. Sie trat kräftig in den Schlamm und die Spritzer trafen sein Gesicht. Er heulte auf vor Schmerz und fiel hin. Yachiru sprang zurück und schnappte nach Luft. „Willst du immer noch ohne mich gegen ihn kämpfen?“ Das Mädchen erschien und die blutroten Bäume wuchsen aus dem Schlamm. Ehe es sich Yachiru versah befand sie sich wieder in der grausig verdrehten Welt ihrer Seele. „Ich- ich will, dass er mich meinetwegen ansieht. Meine Stärke soll er anerkennen.“ „Ich habe dir doch schon gesagt, dass ich deine wahre Stärke bin.“ Ein Loch brach in den Wald vor ihr und sie konnte die schlammige Realität sehen. Kenpachi kam wieder hoch und rieb den letzten Sand aus seinem Auge. „Meinst du wirklich, du kannst ihn besiegen? Er wird wahrscheinlich gleich seine Augenklappe abnehmen… Was machst du dann?“ , ein grausames Grinsen verzerrte das junge bleiche Gesicht des Hollows zu einer Fratze. „Also gut. Leihe mir bitte deine Kraft“, Yachiru schaute zu Boden aus Scham über ihre Schwäche. Ihr Hollow trat vor sie und lachte ihr ins Gesicht. Ihre Umrisse verschwammen und als Yachiru wieder hinsehen konnte, war der böse Teil ihrer Seele auf Augenhöhe mit ihr. Die erwachsene Negativ-Yachiru lehnte sich vor und küsste ihr farbiges Ebenbild sanft, dann verschwanden sie und die Seelenwelt komplett und die reale Welt fuhr auf die Rosahaarige nieder. Kenpachi hatte sich inzwischen von der hinterhältigen Attacke erholt und wunderte sich, warum er nicht niedergestreckt worden war. Als er aufsah stand sie direkt vor ihm. „Schau mich an und liebe mich, Kenpachi“ , sagte sie mit der grausigen Stimme eines Wizards und es begann. Wellen von rot-schwarzem Reiatsu erschütterten die Erde und zwangen Kenpachi auf Abstand. Ihre Augen verfärbten sich schwarz mit strahlend goldenen Pupillen. Ein Loch riss sich in ihre Brust und nahm ihr ihr Herz. Das Kirschblütenhaar wuchs zu einer wilden hüftlangen Mähne heran. Am Grauen erregendsten war jedoch die weiße Masse, die aus Mund und Augen quoll und sich als Maske über ihr schmerzverzerrtes Gesicht legte. Die verzweifelt suchenden Offiziere der 11. Division erkannten das berstende Reiatsu und eilten zum alten Richtplatz. Sie trafen ein als die letzten Züge der weißen Masse sich ausgeformt hatten. Geschockt starrten sie ihre einst so niedliche Vize-Kommandantin an. Die Maske war hager wie ein Totenschädel und Widderhörner schmiegten sich an ihre Seiten und rahmten die Ohren ein. Ein roter Blitz quer über das Gesicht ließ sie noch grotesker aussehen. Die schwarz-goldenen Augen starrten Kenpachi hasserfüllt an. „Alle anderen zurück“, knurrte der vernarbte Mann, „Sie hat es auf mich abgesehen.“ Ikkaku sah skeptisch drein. „A-aber Kapitän-„ „Dritter Offizier Ikkaku, du hast null Chance gegen sie“, grollte er, „Sie ist nicht umsonst mein Vize-Kapitän und nicht du, obwohl du Bankai schon seit Jahren hast! Informiere den Obersten Befehlshaber über die Lage und mach diesen Idioten klar, dass ich alleine gegen sie kämpfe, kapiert?“ Der Harlekin brüllte die letzten Worte und riss sich die Augenklappe ab. Sofort wallte gelbes Reiatsu um ihn auf. Ikkaku nickte und machte den anderen ein Zeichen, sie mögen ihm folgen, bevor er in die Nacht verschwand. Innerlich zitterte der kahle Mann. Das Geheimnis um sein Bankai hatte er gehütet wie seinen Augapfel. Wie hat sein Kommandant es herausgefunden? Und warum hat dieser kampfbesessene Satanskerl ihn nie herausgefordert? Obwohl das Erlangen des Bankais Grund zum Saufgelage wäre, war niemandem nach Feiern zumute. Nicht, wenn ihr geliebter kleiner Wirbelwind eines Vize-Kapitäns zu einem blutrünstigen Hollow geworden war. ­­­_____ _____ _____ Die Gegner standen bis zu den Knöcheln im Schlamm. Der Regen prallte mit einer Wucht auf sie nieder als wollte er sie erschlagen. Blitz und Donner jagten über den Himmel und schienen vom Jüngsten Tag zu künden. Und über allem heulte der heftige Wind sein Klagelied. „Wir sind für eine Weile ungestört, Hollow“, schrie Kenpachi gegen das Unwetter, „Also gib mir meine Yachiru wieder!“ Das Monster antwortete mit grausiger Stimme und griff an. Die Attacken kamen schnell und zu den Blitzen gesellten sich nun auch die Funken ihrer aufeinander treffenden Klingen. Der Schlamm spritzte zu allen Seiten und Bäume des nahen Waldes zersplitterten. _____ _____ _____ Die Alarmglocken erklangen über Soul Society und die aufgeschreckten Kommandanten eilten zum Gebäude des Obersten Shinigami. Was sie in der Halle sahen löste Verwirrung aus. Ein klatschnasser, schlammbespritzter und völlig aufgelöster Ikkaku empfing sie an der Seite ihres Ältesten. „Leutnant Ikkaku, wiederholen Sie bitte, was Sie mir gerade Erschreckendes berichtet haben, es eilt.“ Der Glatzköpfige schluckte nervös, als sich alle Augen auf ihn richteten, wiederholte aber seinen Bericht ohne Verhaspler. „Vize-Kommandantin Yachiru-sama der 11. Einheit hat sich in einen Wizard verwandelt, obwohl, Hollow trifft es eher“, er schauderte leicht als die Erinnerung an die grausige Gestalt wieder aufloderte, “Kommandant Zaraki-sama kämpft momentan gegen sie auf dem alten Richtplatz. Wir, seine Einheit, durften ihn nicht unterstützen. Und-“ „Danke, das reicht“, erwiderte der Alte bestimmt. Aus dem besorgten Gemurmel wurden Ausrufe des Erstaunens und der Missbilligung. „Ja, es war in der Tat töricht von Kommandant Zaraki, allein gegen sie ankommen zu wollen“, der Alte ergriff wieder das Wort und die Kommandanten verstummten. „Niemand hat diesen Vize-Kapitän jemals kämpfen gesehen, aber da Zaraki ihr Schutzpatron und Ersatzvater war, können wir von einer ernsthaften Bedrohung für ganz Soul Society ausgehen. Da sie nun über den Kraftzuwachs eines Hollows verfügt ist die Welt der Lebenden ebenfalls in Gefahr“, der Oberste räusperte sich, bevor er weiter sprach. Falten des Ernstes und Zorns erhärteten sein Gesicht. „Nun ist schnelles Handeln gefordert. Kapitän Unohana, mobilisieren Sie ihre gesamte Einheit. Es wird sicherlich viele Opfer geben. Kommandant Hitsugaya, Kommandant Kuchiki und Kommandant Kyoraku werden Kommandant Zaraki im direkten Kampf unterstützen, ob er will oder nicht. Kommandantin Fon, Sie werden mit Ihrer Einheit die Höllenschmetterlinge als Boten ersetzen. Der Sturm macht ihren Einsatz unmöglich. Alle anderen Einheiten bis auf die 12. werden sich über ganz Soul Society verteilen und den Schaden so gut es geht auf den alten Richtplatz begrenzen. Sollte einer der aktiv kämpfenden Kapitäne fallen, so wird ein anderer Kapitän dieser Einheiten seinen Platz unaufgefordert einnehmen. Kämpft, bis sie entweder aufgibt oder stirbt. Kommandantin Fon und Kommandant Kurotsuchi warten noch. Die anderen sind entlassen. LOS!“ Bis auf die genannten beiden rannten alle in verschiedene Richtungen davon, um den Befehlen nachzukommen. „Leutnant Ikkaku, ich kann auf den Wunsch Ihres Kommandanten keine Rücksicht nehmen. Also sehen Sie zu, dass Sie Ihre Einheit organisiert bekommen!“, donnerte der Alte. Der Kahlköpfige ließ den Kopf hängen und rannte ebenfalls aus dem Gebäude. Eigentlich hatte er gegen das Töten von Yachiru protestieren wollen, aber selbst wenn er gesprochen hätte, wäre seine Bitte wohl abgelehnt worden. Als nächstes wandte sich der Oberste Shinigami an die Frau. „Kommandantin Fon, Sie werden ein funktionierendes Informationsnetz organisieren, so dass keine Stelle zu keiner Zeit ohne einen Boten ist. Schicken Sie als erstes jemanden mit Kommandant Kurotsuchi zum Forschungstrakt, seine Informationen werden benötigt. Sorgen Sie außerdem dafür, dass die Exekutionsabteilung mit den Vorbereitungen beginnt. Wir können in diesem ernsten Fall keine Rücksicht auf Fristen nehmen, falls Vize-Kommandantin Yachiru überleben sollte.“ Die Kommandantin nickte und verschwand. Mayuri wartete gespannt, warum er noch warten sollte. Der Alte hustete trocken nach dieser langen Rede. „Kommandant Kurotsuchi“, wandte er sich an den schwarz-weiß angemalten Mann mit dem seltsamen Turban, „Holen Sie bitte die Akte über die Wizards heraus und lassen Sie die Informationen per Boten den Kämpfern zukommen. Ich bin sicher, sie können alles gebrauchen um Yachiru in die Knie zu zwingen. Außerdem soll Ihre Einheit Yachiru beim Kampf analysieren, um mehr über ihre Schwächen herauszufinden.“ Mayuri nickte, entfernte sich aber noch nicht. Ein irres Grinsen zierte sein Gesicht (kann er überhaupt anders lächeln?) bevor er sprach. „Oberster Befehlshaber, ich bitte um Aufschiebung der Exekution zu Gunsten der Forschung.“ Der Alte schaute ihn fragend an. Der Forscher neigte seinen Kopf zur Seite und schob seine bleichen Hände in seine Ärmel vor seiner Brust, bevor er erklärte. „Die Informationen über die Wizards sind spärlich, da ich sie entweder nur tot oder aus der Ferne studieren konnte. Yachiru wäre das erste lebendige Exemplar, das ich in meinem Labor untersuchen könnte.“ Ein Glitzern der Vorfreude trat in seine Augen, durch einen Stich Ärger getrübt als er weiter zischte. „Ichigo hat sich damals der Wissenschaft verweigert und ist zusammen mit den anderen seit zehn Jahren unauffindbar.“ Der Alte sah ihn abwägend an, bevor er sprach. „Können wir mit diesen neu gewonnenen Informationen die Wizards finden und unter unsere Kontrolle bringen?“ Mayuris Mundwinkel zuckten leicht, bevor er siegesgewiss sein Kinn hob und ein ‚Aber gewiss‘ von seinen Lippen troff. „Gut, dann werde ich veranlassen, dass sie Ihnen übergeben wird, möglichst lebendig. Von Ihnen will ich eine persönliche Einschätzung wie viel Zeit Sie brauchen. Außerdem will ich jeden siebten Tag über Ihre Fortschritte informiert werden.“ Mit einem Nicken des Einverständnisses drehte der extravagante Kommandant sich um und eilte mit wehendem Laborkittel aus der Halle. Ein sadistisch-wahnsinniges Grinsen machte sein Gesicht zum Ebenbild eines Totenkopfes. Kapitel 4: Wann hört das endlich auf? ------------------------------------- Kenpachi war in arger Bedrängnis. Sein Blut vermischte sich mit dem schlammigen Wasser und er keuchte vor Anstrengung. All seine Treffer gegen Yachiru hatten nur bewirkt, dass diese verfluchte weiße Masse aus dem Loch in ihrer Brust schnellte und sich als harter Panzer über die Verletzung legte. Sie war schon sehr weit fortgeschritten in ihrer Verwandlung zum Hollow. Der rechte Arm, zwei Drittel ihrer Brust und der komplette Bauch waren mit dem grässlichen harten Zeug überzogen und ihre Attacken gewannen weiter an Kraft. Benommen nahm er wahr, wie sie sich mit unheilvollem Schrei auf ihn stürzte. Ein Schatten schnellte vor den erschöpften Harlekin und blockierte den Dolchschlag. Ein Strohhut flog vom Wind gerissen fort und langes dunkles Haar wehte. „Wie geht’s, Kumpel?“, grinste der Mann mit dem Kirschblütenumhang nach hinten. „Shun-Shun-kun?“, fragte Yachiru, das Schwarze in ihren Augen flackerte. „Ahaha, schön, dass Sie mich erkennen“, Kyoraku Shunsui ächzte bei der Anstrengung, ihr Paroli zu bieten, „Aber wollen Sie nicht diese grässliche Maske abnehmen, schöne Yachiru?“ Ein Strahl aus Eis schoss auf sie zu und Yachiru wich mit einem eleganten Salto in die Luft aus. Hitsugaya Toshiro, der junge Kapitän mit der wohl bestbestückten Vize-Kommandantin Matsumoto, kam seinem bärtigen Kollegen aus der Luft zu Hilfe. Byakuya landete neben Kenpachi und stützte ihn. „Überlassen Sie sie uns für eine Weile und lassen Sie sich verarzten“ Kenpachi nickte und zog sich zurück. Er erkannte, dass er den anderen Kapitänen nur im Weg sein würde, wenn er sich nicht eine Pause gönnte. Am Rande des Waldes wartete schon ein Sanitäter auf ihn und machte sich gleich an die Arbeit. Hilflos musste er zusehen, wie Yachiru unter dem Druck der drei ausgeruhten Kapitäne immer mehr zum Hollow wurde. _____ _____ _____ Mayuri kam im Forschungstrakt an und scheuchte gut gelaunt seine Einheit aus den Betten. Seine Finger juckten beim Gedanken an die bevorstehenden Arbeiten. Endlich würde er das Geheimnis der Wizards herausfinden können. Leben sprang in die riesige Computeranlage und die Bildschirme zeigten den Kampf aus verschiedenen Winkeln. Seine Offiziere zogen die Luft ein bei dem Ausmaß der Zerstörung. Trotz der Bemühungen der Einheiten hatte sich der Kampf auf die Stadt ausgebreitet. Aber das kümmerte den verrückten Forscher herzlich wenig. Er blaffte in die Runde, dass sie weiter machen sollten sonst würde er sie für Experimente am Nervensystem lebendig sezieren, und schon war das Problem der Arbeitsunfähigkeit gelöst. Die dünne Akte über die Wizards war schnell gefunden und einem Boten der 2. Division übergeben, der lautlos wieder verschwand. ____ ____ ____ Kenpachi kochte vor Wut. Ein Bote hatte gerade den Beschluss des Obersten verkündet, dass Yachiru nicht nur ihres Amtes als Vize-Kapitänin enthoben wird (als ob der alte Sack da was zu melden hätte, wen Kenpachi als seinen Vertreter wählte) sondern dass sie lebendig Mayuri als Forschungsobjekt übergeben werden sollte. Der Harlekin schwor sich, er würde seinen jahrelangen Begleiter lieber eigenhändig umbringen als sie diesem Geisteskranken zu überlassen. Und so ergriff er sein namenloses Zanpaktou und schwang sich in die Luft, die Proteste des Sanitäters überhörend. Hitsugaya formte einen gewaltigen Eisdrachen und ließ ihn auf seine Gegnerin niederfahren. Das Untier riss sie mit sich und rammte sie in den Felsen des Richtplatzes. Yachiru schrie auf vor Schmerz und Zorn und der Panzer weitete sich auf den verletzten Rücken aus. „Lass das!“, brüllte Kenpachi den kleinen Kommandanten an, „Du treibst sie nur weiter in die Verwandlung!“ Hitsugaya drehte sich nach dem Rufen um. Über den Lärm des Sturmes hatte er nur die Hälfte verstanden. Ein fataler Fehler. Yachirus zweiter Arm überzog sich mit dem weißen Panzer und sie zerstörte den Kopf des Drachen mit bloßen Händen. Als der weißhaarige Junge sich zu ihr umdrehte, war sie weg. Er wurde hart im Rücken getroffen und fiel bewusstlos gen Boden. Byakuya fing ihn noch rechtzeitig mit seinem Bankai auf. Komamura Sajin, der fuchsartige Kommandant der 7. Einheit, nahm mutig seinen Platz ein. Die vier Kommandanten attackierten sie von allen Seiten und sie mussten höllisch aufpassen, nicht ihre eigenen Kollegen mit fehlgeschlagenen Angriffen zu verletzen. Yachiru war da klar im Vorteil. Wie eine Furie attackierte sie alles, was in ihre Reichweite kam. Das ganze erinnerte an ein groteskes Luftballett. Der Fuchs verletzte sie am Oberschenkel, doch die weiße Masse überzog den Schnitt sofort. Sie tauschten ein paar Schläge aus und Komamura konnte sie zurück schleudern. Byakuyas Blüten umwickelten sie in einem festen Ball. Einige Momente vergingen, bevor sie aus ihm hervorbrach. Ein roter Ball formte sich vor ihrem Mund und sie spie einen Zero in Richtung ihres nächsten Gegners aus. Er und die 15 Besten seiner Einheit hatten keine Chance. _____ _____ _____ Unohana, die sonst Sanftmütigste der Kommandanten, schrie Befehle wie ein Maschinengewehr. Minütlich trafen neue Verletzte ein in dem kleinen Krankenhaus. Sanitäter waren ebenfalls unter den Opfern, denn sie waren auch auf dem Kampffeld unterwegs. Sie würden es nicht alleine schaffen. Die schlaffe Gestalt Hitsugayas wirkte verloren in dem großen Krankenbett. Ein Tropf versorgte ihn mit Flüssigkeit und Schmerzstillern. Maschinen waren an ihn angeschlossen und überwachten piepsend seine Werte. Seine vielen Verletzungen waren inzwischen alle von der Kommandantin persönlich verbunden. Er war noch einmal glimpflich davongekommen, wenn man den Gegner bedachte. Ein neuer Bote traf ein und sie wandte sich an den Maskierten. „Was ist nun schon wieder?“, seufzte sie. „Kommandant Komamura Sajin und die Hälfte seiner Einheit sind gefallen.“ „Nein!“, die schwarzhaarige Ärztin keuchte und stützte sich am Bett ab, „Wann hört das nur endlich auf? Geht es den anderen Kapitänen und Einheiten gut?“ „Kommandant Zaraki ist schwer verwundet, kämpft aber weiter. Leutnant Ikkaku organisiert vorläufig den Rest von Kommandant Komamuras Einheit.“ „Oh, ich hoffe nur, dass Zaraki-san nicht Komamura-san folgen wird“, die Frau seufzte, bevor sie sich wieder an den Boten wandte, „Leutnant, bitte bringen Sie eine Nachricht zu Kurotsuchi-san im Forschungstrakt. Wir sind hier an allen Enden überfordert. Ob er vielleicht ein paar medizinkundige Offiziere entbehren könnte? Oh, und schicken Sie die 7. Einheit hierher. Hier können sie als Helfer mehr ausrichten als dort draußen mit einem ohnehin schon stark ausgelasteten Ikkaku-san.“ Der Bote wiederholte die einzelnen Nachrichten und verschwand lautlos. Seufzend wandte sie sich an Hitsugaya. Der Junge atmete ruhig in seinem Schlaf der Erschöpfung. Zumindest bis seine wohl geformte Vize-Kommandantin durch die Station geprescht kam und sich mit einem Aufschrei der Besorgnis und hüpfender Oberweite auf ihn warf. Die Ärztin lächelte müde. Sie konnte sich nun beruhigt um andere Verletzte kümmern, denn Matsumoto würde unter gar keinen Umständen den kleinen Querkopf aus den Augen lassen. Er murrte müde und versuchte die orangehaarige Sexgöttin wegzudrücken. „Kümmer dich lieber um die Einheit“, brummelte er, fest an ihre Brust gepresst. „Gleich. Die sind erstmal organisiert, Kapitän“, sie steckte ihre Nase in seine wuschelige Mähne und seufzte erleichtert. _____ _____ _____ Kenpachi fluchte herzhaft, als er um Millimeter einer schwarz-roten Reiatsu-Welle auswich. Er hätte sie gleich zu Anfang K.O. schlagen sollen. Wäre der Harlekin seiner Philosophie der Problemlösung durch Gewalt konsequent gefolgt, hätte er sie gleich unter diesen verfluchten Kirschbäumen grün und blau geschlagen, dass sie zur Besinnung kommen würde. "Dann müsste auch nicht dieser kranke Sack Ukitake jetzt ran, der kotzt ja schon halb seine eigenen Gedärme aus", brummte Kenpachi und wich einer misslungenen Attacke des blässlichen Kommandanten aus. Nun preschte der vernarbte Mann vor und schlug mit voller Wucht gegen Yachirus Schulter. Sein Zanpaktou schlug Funken, schaffte es jedoch nicht durch den dicken Panzer. Die Rosahaarige flog mit lautem Krachen in eine Häuserreihe. Und es war still. Die Kapitäne sammelten sich und schnappten nach Luft. Sie waren über den Kraftzuwachs mehr als erstaunt, denn er überstieg den des Ronin Ichigo bei weitem. „Glaubt ihr, sie ist geschafft?“, fragte Kyoraku. Mit seinen Zwillingsschwertern hatte er den Hauptteil des Nahkampfes übernommen und stets versucht, sie beschäftigt zu halten. Tiefe Wunden waren der Tribut. „Willst du dich zurückziehen?“, fragte der weißhaarige Kommandant der 13. Einheit und hustete zitternd. Kenpachi lachte trocken. „Ukitake, du fällst selbst fast auseinander.“ „Wir sind alle sehr mitgenommen“, seufzte Byakuya, „und jetzt konzentriert euch wieder, sie ist immer noch gefährlich.“ Und wirklich. Rote Augen starrten aus der Dunkelheit des getroffenen Hauses hervor. Die Kapitäne spannten alle Muskeln an und drifteten etwas auseinander. Eine Wiederholung des vorigen Massakers wollten sie nicht. „Worauf wartet sie?“, Kyoraku runzelte die Stirn. „Keine Ahnung“, sagte Byakuya, „ aber so viel Zeit gebe ich ihr nicht!“ Er ließ die Massen seines Bankais auf sie hinab stürzen, doch sie trafen ins Leere. Die böse Aura erschien hinter ihnen und mit Schrecken sahen sie, was sie geplant hatte. Vier rote Kugeln schwebten vor den Fingerspitzen ihrer rechten Hand und sie feuerte sie gleichzeitig auf ihre Gegner ab. Kenpachi stoppte den für in bestimmten Zero mit einem reiatsu verstärkten Schlag seines zerfransten Schwertes, Ukitake musste wohl oder übel ausweichen und die Schuld der stattdessen Getroffenen auf sich laden. Byakuya konnte mit Ach und Krach den Zero in den Himmel leiten, der auf die Barriere krachte und absorbiert wurde. Nur Kyoraku hatte Pech. Er schrie auf, als der Zero ihn traf. Wimmernd hielt er sich die rechte Seite. Arm und Schulter waren weggefetzt, sein eines Zanpaktou flog wirbelnd davon. Yachiru griff die anderen drei an. ____ ____ ____ Der Forschungstrakt arbeitete auf Hochtouren. Einige hämmerten auf die Tastaturen ihrer Maschinen ein, andere werteten Ausdrucke und anderen Kram aus, wieder andere gaben diese Informationen an die 2. Einheit weiter, damit die Erkenntnisse die Kämpfer erreichten. Andere rannten lärmend mit Proben und Reagenzgläsern herum. Ein perfektes Chaos also, dem im Krankenhaus ähnlich. Bis auf die Pathologie-Abteilung. Mayuri und seine Vize-Kommandantin standen still über dem aufgebahrten Leichnam des einstigen Kommandanten der 7. Division. Von dem fuchsartigen Mann war nur noch der Oberkörper erhalten, der Rest wurde zerfetzt. „Na, dann wollen wir mal sehen, was ein Zero ist“, lachte Mayuri und machte sich an die Arbeit. Seine Vize-Kommandantin reichte ihm die Werkzeuge als er eine Gewebeprobe entnahm und sie eilte damit zur Computeranlage. Piepsend und surrend arbeitete das stählerne Monster. Ein klatschnasser Bote platzte in den Raum, nur um zu Eis zu gefrieren als ihn der Blick des Forschers traf. „Was?!?“, blaffte dieser gereizt. Verschüchtert trat der Offizier einen Schritt zurück, bevor die Bitte der Kommandantin der 4. Einheit aus ihm heraus sprudelte. Mayuri rieb sich genervt die Schläfen. „Ja, gut, sie kann acht dieser Nichtsnutze haben.“ Erleichtert wollte der Ninja wieder verschwinden, als Mayuris erhobene Hand ihn zurück hielt. Der Kommandant der Forschungseinheit schaute in Gedanken versunken auf Komamuras traurige Überreste, bevor er entschlossen aus dem kalten Raum stapfte und mit wehendem Laborkittel durch eine andere Tür in sein Büro trat. Nach ein paar Minuten hörte man ein zufriedenes Grunzen und der extravagante Kapitän kam wieder heraus, mit ein paar Spritzen in der Hand. Er gab sie dem Offizier und mahnte: „Die sind aus meinem persönlichen Besitz, also sei vorsichtig mit ihnen. Sollte es noch einen wie Komamura erwischen, und noch leben, soll Unohana-san dem Idioten eine geben. Das sollte die Probleme lösen.“ Der Bote nickte, trieb die Offiziere zusammen und führte sie hinaus in den Regen. Noch wussten sie nicht, dass Kyoraku so ein Idiot war. Seine Vize-Kommandantin rief und er eilte zu ihr. Der Kommandant mit dem Turban riss ihr fast die Hand mit ab, als er den Ausdruck an sich nahm und gierig die Daten in sich aufsog. Ein paar Minuten verstrichen, ehe die zierliche Frau wagte, nach dem Ergebnis zu fragen. Mayuri antwortete mit schallendem Lachen, Kopf in den Nacken geworfen. „Wer hätte gedacht, dass ein Zero nichts weiter als gebündeltes Reiatsu in seiner reinsten Form ist?“, er schüttelte begeistert den Kopf. „Anstatt es wie wir sinnlos in die Luft zu schleudern beim Erwecken der Schwertstufen, schießen sie es einfach ihrem Gegner ins Gesicht, genial!“ Mayuri lachte laut. „A-aber Kommandant, sich so über die Fähigkeit des Gegners zu freuen… Was ist mit Ihren Kollegen?“, eine Faust traf die zierliche Frau im Gesicht und schleuderte sie zu Boden. „Halt die Klappe, du Miststück!“, polterte der Forscher, „Du bist meine Tochter, vergiss das nicht! Und was mit den anderen Idioten passiert ist mir scheißegal, solange sie mir nur neue Daten liefern.“ Er zog sie wieder auf die Füße und seine bleiche Hand schloss sich um ihren schlanken Hals. „Stelle mich noch einmal in Frage und ich töte dich endgültig. Dann werde ich ein anderes Modell als Assistentin erschaffen“, flüsterte er und die Frau sah ihn angsterfüllt an, „Zurück an die Arbeit!“ Kapitel 5: Was hat dir das Herz gebrochen? ------------------------------------------ AN: Das vorletzte Kapitel, Leute! Dankt alle handofblood, dass dieses Kapitel jetzt schon on gestellt wird, denn ihre lieben Kommis haben mich dazu ermuntert, sonst hätte ich noch etwas gewartet. Nur weil ich eine Geschichte unabhängig von Kommentaren zu Ende schreibe und hochlade, heißt das nicht, dass ich sie nicht brauche. Feedback ist für jeden Autoren wichtig. Deswegen würde es mich freuen, wenn ihr mir ein kleines Kommi da lasst, besonders die Mexxler, die diese FF favorisiert haben. Nu aber genug von meinem Gequengel, viel Spaß mit dem neuen Kapitel (und haltet Tempos bereit!) ___________________________________________________________________ Der Regen verdünnte sich zu einem Nieseln als die Wolkendecke aufbrach. Ein trauriger Mond schielte auf die rauchende und zertrümmerte Stadt. Yachiru war nun komplett mit dem weißen Panzer überzogen und schlug dem kranken Kommandanten mit ihrem Schwanz hart ins Gesicht. Dieser taumelte rückwärts, konnte aber noch einen Hieb auf sie landen. Sein Schwert blieb in der Schale stecken und brach. Wütend wollte sie ihm den letzten Schlag verpassen, doch Byakuya umschloss sie mit seinem Schwert und schleuderte sie aus der Stadt, Richtung alten Richtplatz. Kenpachi erwartete sie mit offenen Armen und ein heftiger Kampf zwischen den beiden begann. Mal wieder. Der unbunte Harlekin prügelte auf sie ein mit allem was er hatte, und ließ ihr nicht eine Sekunde Luft. Byakuya presste die lose Masse der Blüten zu rosafarbenen Klingen zusammen, die in ordentlichen Reihen den Hollow einkreisten. Seine gefürchtete wahre Form des Bankais. Erbarmungslos sausten die Schwerter auf Yachiru herab. Einigen wich sie aus, andere wehrte sie ab und nur wenige durchstachen sie. Leider waren sie nicht lebensgefährlich und lösten sich auf. Mit einem Schrei zerschlug sie die letzte Salve und stürmte auf den nun wehrlosen Kommandanten zu. Er riss die Augen auf, als er seinen Tod nahen sah. Die Schwärze seines Bankais wurde durch das Grau des Himmels ersetzt, der Mond strahlte auf sie nieder. Kenpachi fuhr zwischen die beiden und mit einem Brüllen schlitzte er seinen Vize-Kommandanten von unten nach oben auf. Blut spritze als der Panzer zerbrach und sie fiel. Mit einem schmatzenden Laut schlug sie in den Schlamm des Richtplatzes und rührte sich nicht mehr. Kenpachi stürzte verzweifelt zu ihr hinunter und nahm sie in die Arme. Wie zerbrechlich sie war. Ein Teil der Maske lag noch über ihren zarten Zügen, doch er fühlte erst einmal nach einem Puls. Der Harlekin fand keinen und seufzte erleichtert. Nun müsste sie nicht für Experimente herhalten. Gerade als er die Überreste des Panzers von ihrem Gesicht bröckeln wollte, erschien Soi Fon vor ihm. Ikkaku und der Rest seiner Einheit erschienen ebenfalls. „Bitte überlassen Sie sie mir, Kommandant Zaraki“, forderte die Frau in geschäftsmäßigem Ton. Sie hat nie viel von dem kleinen Mädchen gehalten und sah sich nun in ihrer Meinung bestätigt. „Ab jetzt ist Ex-Vize-Kommandant Yachiru Forschungseigentum von Kommandant Kurotsuchi.“ Der riesige Mann presste das schlaffe Mädchen enger an sich und starrte drohend. „Sie ist tot, was will der stinkende Bastard mit ihr?“ „Kommandant, zwingen Sie mich nicht, Gewalt anzuwenden!“, sie machte ein Zeichen und ihre Ninjaeinheit kreiste den knienden Mann ein. Knurrend verstärkte der Harlekin den Griff um sein Zanpaktou und seine Muskeln spannten sich in Bereitschaft. Yumichika trat beschwichtigend zwischen die Parteien und adressierte seinen Chef. „Kommandant Zaraki-sama, es reicht. Wir haben neben Yachiru-sama schon so viele Offiziere verloren, bitte, geben Sie auf. Wir wollen nicht zusehen, wie Sie exekutiert werden wegen Befehlsverweigerung.“ Kenpachi starrte seinen 5. Offizier ausdruckslos an. Soi Fon wollte schon das Kommando zum Überwältigen geben, als der riesige Mann in sich zusammensackte. Das blutverschmierte Zanpaktou achtlos im Schlamm lassend, drückte er den noch warmen weichen Körper sanft an sich. Die Glöckchen an seinen Haaren erklangen leise. Seine Frisur war Yachirus Idee gewesen, nachdem er sich das gefühlte hundertste Mal bei ihr über zu schwache Gegner beklagt hatte. Wie ein dichter Teppich lagen sie nun vor seinen Zügen, viele Glöckchen sind in der Hitze des Gefechts verloren gegangen. Die Offiziere sahen seine Tränen nicht, als er die junge Frau in seinen Armen betrachtete. Sie sahen nicht den schüchternen Kuss, den er auf ihre blassen Lippen gab. Sie hörten nicht sein leises Schluchzen, als er sie vorsichtig in den Schlamm niederließ und ihre Hände gekreuzt auf ihren aufgeschlitzten Bauch legte. Sie sahen nur das Zittern seiner massigen Schultern, als er sich erhob und zurücktrat. Sie hielten es für Zorn, was stimmte, allerdings nicht aus den von ihnen vermuteten Gründen. Byakuya ließ sich nun neben sie nieder und strich ihr zärtlich eine verklebte Strähne aus dem Gesicht. Er stutzte, als seine Finger gegen etwas Kühles und Hartes stießen und er zog die silberne Haarspange aus ihrer Mähne. Der Adlige stand auf und drückte sie beim Vorbeigehen dem Harlekin in die Hand. Blut und Schlamm klebten an ihr. Ikkaku und Yumichika traten vor ihre kleine Vize-Kommandantin und verneigten sich respektvoll. Die anderen Offiziere ihrer stark dezimierten Einheit taten es von etwas entfernt nach. Soi Fon räusperte sich genervt, und alle traten zur Seite. Sie hievte sich den schlaffen Körper ohne Vorsicht über die Schulter und verschwand. Alle starrten ihr nach. Kenpachis Herz zerbrach. Wäre er nur nicht so verdammt feige gewesen. Hätte er sich Yachiru offenbart, als sie ihm unter den Blüten ihre Liebe gestand, wäre der kleine Wirbelwind noch quietsch lebendig. Der Harlekin könnte sich selbst ohrfeigen für seine Dummheit. Wovor hatte er überhaupt Angst gehabt? Dass er doch nicht der herzlose, kampfbesessene Bastard war, für den ihn alle hielten? Der würde er sowieso immer bleiben. Dass die anderen ihn auslachten? Als ob sich das einer trauen würde. Seine mächtige Brust hob und senkte sich in seinem unregelmäßigen Atem und er ertränkte die drohenden Tränen in einem markerschütternden Schrei. Dann umfing ihn barmherzige Schwärze. ____ ____ ____ Im Krankenhaus ging das Chaos weiter. Alle waren jedoch begeistert, dass das Ungeheuer niedergestreckt worden war. Kaum einer dachte daran, dass der Hollow, den sie alle so gefürchtet hatten, eine einstige Kameradin war. Die grausige Maske überlagerte alle Erinnerungen an ihr früheres quirliges Selbst. Kyoraku starrte betrübt die Decke an. Er konnte nicht vergessen, dass unter den Schichten des Monsters immer noch eine Yachiru gesteckt hatte, die ihn trotz der Umstände wiedererkannt und gezögert hatte, ihn niederzustrecken. Wenn auch nur zu anfangs. Seine Seite schmerzte. Wie machte Mayuri das nur, während eines Kampfes sich selbst mit diesen grässlichen Spritzen zu heilen und weiterzukämpfen? Der Bärtige fühlte sich erschlagen, doch sein Gesicht erhellte sich beim Anblick seiner hübschen aber strengen Vize-Kommandantin. „Ahaha, schöne Ise-san“, seine Stimme klang schwach und rau, „nun müssen Sie aber mit mir ausgehen, wo ich so knapp dem Tod entronnen bin.“ Die Frau seufzte erleichtert und ließ sich auf seine Bettkante nieder. „So schlimm kann es nicht gewesen sein, wenn Sie schon wieder scherzen können.“ Sanft tupfte sie ihm den Schweiß von der Stirn. „Nach dieser furchtbaren Tragödie können Sie kaum von mir erwarten, in Ausgeh-Stimmung zu sein“, tadelte sie ihn. Der faule Kapitän lächelte matt. „Nicht so streng, bitte“, murmelte er, bevor er einschlief. Sie beugte sich zu seinem Ohr und flüsterte: „Sobald sich alles normalisiert hat würde ich zu einer erneuten Einladung allerdings nicht ‚nein‘ sagen.“ Mit einem Kuss auf seine behaarte Wange erhob sich die Vize-Kommandantin und schaute pflichtbewusst nach den anderen Verletzten ihrer Einheit. Hitsugaya lag wie betäubt in den Armen seiner überbesorgten Vize-Kommandantin. Der Junge wunderte sich, warum der Tod der Rosahaarigen ihm so nahe ging. Er seufzte, als es ihm dämmerte. Die Antwort war so einfach. Yachiru und er waren bis zu ihrem Wachstumsschub die einzigen Kinder in den Einheiten. Auch wenn sie nie viel Kontakt hatten, ihr Anblick hatte ihn trotzdem immer erfreut und anders herum. Fassungslos sah er sich um. Den Groll der 7. Einheit konnte er verstehen, sie hatten schließlich ihren Kapitän und mehr als die Hälfte ihrer Kollegen verloren. Keine Einheit wie diese hat so viel Schaden genommen. Warum die anderen sich wie Hyänen über ihren tragischen Tod freuten, war ihm ein Rätsel. Dass sich eine Kameradin, und sei es von einer fremden Einheit, in einen Hollow verwandelte, war Grund für Trauer, Verwunderung, Bestürzung und Mitleid, aber nicht für solchen Hass. Jeder von ihnen hatte gelernt, dass ein Hollow eine tote Seele war, dessen Hass, Zorn und Enttäuschung die Überhand gewonnen hatte. Sicherlich galt das auch für einen Shinigami, der zum Wizard wird? „Was hat dir das Herz gebrochen, Yachiru?“, murmelte der junge Kapitän traurig und kuschelte sich tiefer in Matsumotos Arme. Byakuya saß reglos auf seinem Krankenbett, und ließ seinen Oberkörper verarzten, als seine Schwester Rukia angerannt kam. Keuchend verbeugte sie sich vor ihm und fragte respektvoll nach seinem Befinden. Der Adlige antwortete nicht. Zu sehr war er in seine Gedanken vertieft. Yachiru war wie eine Nichte, nein, wie eine kleine Schwester für ihn gewesen. Immer begrüßte sie ihn freudig, und fragte nach Süßigkeiten. Das war nun vorbei. Aber es gab eine Schwester, die er beschützen musste. Seine dunklen Augen richteten sich auf die Frau mit der fürchterlichen Frisur, deren Schwester er versprochen hatte, sich um sie zu kümmern. Das würde er tun. Byakuya streckte einladend seine Hand nach Rukia aus und die junge Frau ergriff sie verunsichert. Er zog sie in eine Umarmung und schloss die Augen. „Nii-sama?“, fragte sie, erhielt jedoch nicht sofort eine Antwort. Nach einer halben Ewigkeit raunte er ihr etwas ins Ohr. „Werde nie zum Hollow, kleine Schwester!“ „Jawohl, Nii-sama“, flüsterte sie zurück. Epilog: Der gebrochene Bastard ------------------------------ Soi Fon kam im Forschungstrakt an. Offiziere in Kitteln nahmen ihr ihre Last ab und ohne sich nach der Unglücklichen noch einmal umzudrehen, sprang sie davon, um dem Obersten Bericht zu erstatten. Die schlaffe Figur wurde auf eine Bahre gelegt und in die Pathologie-Abteilung gebracht. Ihr Kommandant würde persönlich die Autopsie vornehmen, kein anderer außer der Vize-Kommandantin war mehr in dem Gebäude geduldet. Pfeifend zog Mayuri sich die sterilen Gummihandschuhe über, legte seine metallenen Instrumente zurecht und beugte sich über das Objekt „Wizard Yachiru“. Er öffnete ein Auge vorsichtig mit den Fingerspitzen und zog scharf die Luft ein, als die Pupille zu einem kleinen schwarzen Kreis schrumpfte. „Nemu!“, bellte er, „Sie lebt noch! Der Bastard hat nicht hart genug zugeschlagen!“ Verwundert über diese unwahrscheinliche Nachricht rannte die zierliche Frau zu ihrem Kapitän und gemeinsam machten sie sich daran, diesen Fakt auch als wahr zu erhalten. _____ _____ _____ Die Sonne ging über Soul Society auf und offenbarte erst das riesige Ausmaß der Zerstörung. Überall wurden die Toten und restlichen Verwundeten aus den Trümmern geborgen. Gegen Vormittag des dritten Tages wurde endlich eine Krisensitzung der Kommandanten einberufen, um den Stand der Dinge festzustellen. Der Oberste Shinigami erschrak bei dem Anblick der aktiven Kämpfer. Sie alle hatten sich gegen den Rat der Ärztin Unohana aus den Betten geschleppt, um Bericht zu erstatten. Über und über mit Verbänden bestückt und blass wie Gespenster starrten sie mit erschöpften Augen aus dunklen Höhlen hervor. Nur Ukitake fehlte, man wusste nicht, ob der ohnehin schon kranke Kommandant es schaffen würde. Nach und nach traten die Kommandanten vor, je nach Grad der Verwundung vom Vize-Kapitän gestützt oder auf eigenen Beinen. Mayuris Einheit war wirklich die einzige ohne Verluste. Die 2. und die 4. Einheit waren relativ ganz geblieben, doch die Kämpfertruppen waren mehr als angeschlagen. Der Oberste schüttelte müde seinen Kopf. Die 7. Einheit würde er auflösen und anderen Divisionen zuteilen müssen. Und was war mit der 11. Einheit? Sie hatte zwar noch ihren Kommandanten, war aber die Wurzel allen Übels und ebenfalls stark dezimiert. Und die weitere Dienstfähigkeit von Zaraki musste sich erst noch herausstellen. „Kommandant Zaraki, haben Sie eine Erklärung dafür, warum Yachiru zu einem Hollow wurde?“, die Worte des Obersten stachen in Kenpachis Herz wie Eis und es ärgerte ihn, dass seiner Vize-Kommandantin ihr rechtmäßiger Titel und jeder Respekt verweigert wurde. Er schnaufte müde, bevor er antwortete. „Ja.“ Alle spitzten die Ohren und Mayuri lehnte sich sogar etwas vor, um ja nichts zu verpassen. Kenpachi hätte diesem Bastard am liebsten die Gurgel zerrissen. „Also?“, fragte der Alte ungeduldig und zwang Kenpachi aus seinen Mordfantasien. „Meine Vize-Kommandantin und ich hatten eine Auseinandersetzung vor vier Tagen, danach hat sie sich seltsam verhalten und ist unter einem Vorwand verschwunden. Erst als mir Kommandant Kuchiki von ihrem...Zustand...erzählt hatte, orderte ich Suchtruppen an“, der Harlekin schwieg und durchbohrte die Wand über dem Kopf des Obersten Shinigami mit seinem Blick. „Welche Art von Auseinandersetzung, Kommandant Zaraki? Und in welchem Zustand befand sich die Frau? Bestimmt noch nicht in der Verwandlung?“, der Alte war unerbittlich. Kenpachis Handknöchel wurden weiß, als seine Fäuste sich noch weiter erhärteten. Ikkaku, der ihn stützte, bemerkte es und packte fester zu, um seinen Kapitän vor unüberlegten Handlungen zu bewahren. Der vernarbte Mann hätte am liebsten alles kurz und klein geschlagen. Wohlwissend, dass das nichts bringen würde außer seiner Amtsenthebung und Haft, atmete er einmal tief durch, bevor er wieder sprach. „Vize-Kommandantin Yachiru hat...mir ihre Gefühle gestanden und ich habe sie abgewiesen“, der Harlekin würgte mit großer Mühe diese Worte heraus als die Bilder ihrer verzweifelten, bittenden Miene aus ihm heraus stieg. Ganz genau erinnerte er sich an den Geschmack ihrer Lippen. “Von Kommandant Kuchiki habe ich gehört, dass sie weinte.“ Keines der Gesichter der Anwesenden zeigte Überraschung. Alle hatten schon länger vermutet, dass so etwas zwischen den beiden früher oder später passieren würde, wenn Kenpachis Reaktion sie auch leicht verwirrte. Schließlich war dieser gefühlsarme Testosteronklotz nur seiner Vize-Kommandantin gegenüber wirklich offen und freundlich, auf seine eigene verrückte Art und Weise. „Hmm, und sonst war nichts weiter?“, fragte der alte Shinigami verwundert. „Nein“, krächzte Kenpachi und presste die Zähne fest zusammen. Der Oberste Befehlshaber entließ sie erst einmal alle mit der Order, sich weiter zu erholen und zu organisieren. Er würde seinen Beschluss in diesem besonderen Fall später verkünden, aber die Wiederherstellung der Ordnung hatte nun Vorrang. Nur Mayuri hielt er gleich zurück. Dieser wandte sich mit erhobener Augenbraue um, ehe er sprach. „Wir konnten das Leben des Versuchsobjekts erhalten. Mit der weiteren Untersuchung muss ich leider warten, bis ihr Zustand stabiler ist. Bis jetzt konnte ich nur feststellen, was allgemein schon bekannt ist. Ihr Körperaufbau unterscheidet sich vom bloßen Auge her in keiner Weise von einem normalen Shinigami. Also werde ich nach abgeschlossener physischer Überprüfung meine Aufmerksamkeit ihrer Psyche zuwenden.“ Ohne auf die Antwort des Obersten zu warten verschwand der Forscher und rannte gut gelaunt in den Forschungstrakt zurück. Immer tiefer ging er in das verwinkelte Gebäude, bis er einen großen Raum tief unter der Erde erreichte. Die Luft war kühl und der Raum voll mit Maschinen und Forschungsgeräten. Ein großer säulenartiger Glaskanister mit einer gelben Flüssigkeit stand in der Mitte der Halle und überragte alles majestätisch. Viele Schläuche waren an den Sockel angeschlossen und liefen zu den Maschinen drumherum. Mayuri trat auf die Säule zu und legte zärtlich seine Hände auf die kühle Oberfläche. Würde es nicht so im starken Kontrast zu seinem Charakter stehen, er hätte die Hacken in der Luft zusammengeschlagen und vor Freude ausgerufen. Doch so lachte er nur wahnsinnig und laut, bevor er sich an die Person hinter dem Glas wandte. Es war Yachiru. Sie war gespenstisch bleich in der gelben Flüssigkeit und schwebte bewegungslos darin, Augen geschlossen. Ihre langen Haare wirbelten sanft als orangefarbene Strähnen um ihren Körper und bildeten so einen natürlichen Sichtschutz um Brust und Scham. Eine Narbe zog sich von ihrer rechten Hüfte quer zwischen ihren Brüste hoch bis über ihr Gesicht, wie ein Mahnmal von den Schrecken, die sie durchleben musste. Für Mayuri war sie trotzdem das schönste Wesen auf Erden. „Nun, kleine Yachiru, wir werden noch schöne Stunden miteinander erleben“, säuselte er, drückte einen Kuss auf das Glas in Höhe ihres Mundes und wandte sich den Ausdrucken der Maschinen zu. Gelb-schwarze Augen öffneten sich langsam und starrten voller Hass auf den Rücken des Forschers, der sie in der Röhre gefangen hielt. ____ ____ ____ Der alte Oberbefehlshaber der Shinigami rieb sich müde die Schläfen und erhob sich von seinem Schreibtisch. Bis jetzt hat der Kommandant der 11. Einheit keine Probleme bereitet. Im Gegenteil, Zaraki war richtig apathisch. Der Alte hoffte inständig, dass das auch so bliebe. Nicht auszudenken, was Zaraki Kenpachi tun würde, sollte er vom Überleben seiner ehemaligen Vize-Kommandantin erfahren. Aber noch würde der alte Shinigami diese Information vor den anderen Kommandanten geheim halten. Er musste es sogar, um Mayuri Zeit zu schenken. Zeit, die sie nicht hatten. Was die Ursache dieses Dilemmas anging, konnte er allerdings schon etwas unternehmen. Denn er war nach drei Tagen reiflicher Überlegung und erhitzten Gesprächen mit seinen Beratern zu einer Entscheidung gekommen. Kurz darauf stiegen die Höllenschmetterlinge aus dem Gebäude des Obersten Befehlshabers der Shinigami auf wie eine schwarze Pestwolke und flogen zu allen Einheiten. Und sie verkündeten das Gesetz. _________________________________________________________________________________ AN: Das war es also mit "Hanami in Rot". Enttäuscht? ^^; Ich habe einen wagen Plott einer Fortsetzung, aber wenn ich sie schreibe, wird sie wohl noch etwas dauern. Momentan arbeite ich an einem anderen Projekt. Jedenfalls freue ich mich sehr, wenn ihr mir Kommis schreibt^^ *keksdose für Kommi-Schreiber hinstellt* dat Shishio Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)