Feuervogel von abgemeldet (Ein Junge und sein Benu gegen den Rest der Welt) ================================================================================ Kapitel 2: Ein Ring sie zu binden --------------------------------- In den folgenden Monaten wurden die Beiden unzertrennlich, egal wohin Seth ging, sein kleines Flaumknäuel war dabei. Mit der Zeit bekam das Küken überall orangefarbene Flecken, sodass es eine zeitlang aussah als hätte es einen äußerst merkwürdigen Ausschlag, bis der kleine Vogel schließlich eines Tages gänzlich in tieforangefarbenes Gefieder gekleidet war. Dieses Federkleid hatte die seltsame Eigenart im Dunkeln schwach zu leuchten, es erinnerte an glimmende Glut, nachdem das Feuer gänzlich herab gebrannt ist. Aber nicht nur das Federkleid veränderte sich, auch die Silhouette erfuhr eine Wandlung. Das Vogeljunge wurde größer, sein Hals verlängerte sich ebenso wie sein Schwanzgefieder und seine Flügel und Beine wuchsen. Als es etwa die Größe eines Perlhuhns erreicht hatte, allerdings mit einer wesentlich schlankeren und grazileren Körperform, hörte es auf zu wachsen. Sein Schwanzgefieder war zu einer Schleppe geworden und der Hals wies nun eine anmutig gebogene Form auf. Es konnte nicht mehr lange dauern und er würde das Fliegen lernen und Seth verlassen. Der Junge dachte nur ungern und mit wachsender Unruhe an diesen Tag. Er hatte sich an seinen gefiederten Gefährten gewöhnt. Er erzählte ihm alles was ihn beschäftigte und hatte nach wie vor das Gefühl, sein stiller Zuhörer verstand jedes Wort, das er zu ihm sagte, wenn er Seth aufmerksam aus seinen tiefbraunen Augen ansah. Eines Tages schlenderte Seth mit seinem Benu auf der Schulter über den Markt und betrachtete die verschiedenen Auslagen der Stände, als er an einem Stand mit den verschiedensten Schmuckstücken auch einen Ring aus leuchtendem Lapislazuli entdeckte, in den ein Schriftzug eingraviert war. Seth konnte nur wenige Schriftzeichen lesen, genau genommen, kannte er nur die für seinen Namen. Und genau dieser Umstand hatte ihn, abgesehen von dem leuchtenden Blau, auf den Ring aufmerksam gemacht: Ein Teil des Schriftzuges bestand aus seinem Namen. Während er den Ring stumm betrachtete, kam ihm eine Idee. Allerdings war sie für ihn unmöglich in die Tat umzusetzen, wo hätte er das Geld hernehmen sollen diesen Ring zu kaufen? Dennoch fragte er den Besitzer des Standes nach dem Preis. Er war horrend, es bestand für Seth nicht mal eine vage Hoffnung soviel Geld zusammen zu bekommen. Der Besitzer des Standes war ein gutmütiger, kräftiger Mann mittleren Alters. Als er das enttäuschte Gesicht des Jungen vor ihm sah und den sehnsüchtigen Blick, mit dem er sich wieder dem Ring zuwandte, hatte er Mitleid mit ihm. „Wenn du diesen Ring unbedingt haben möchtest, mein Junge, wäre ich damit einverstanden ihn dir zu überlassen, wenn du mir drei Federn deines bemerkenswerten Vogels für meine Frau überlässt und einen Monat lang für mich arbeitest.“ Seth sah den Mann mit großen Augen an, ohne ein Wort zu sagen. Als er spürte wie ihn jemand sanft ins Ohr zwickte, drehte er den Kopf und sah sich dem freundlichen Blick seines gefiederten Begleiters gegenüber, der ein kurzes zustimmendes Tschilpen hören ließ und wieder verstummte. Und wenn Seth nicht genau gewusst hätte, dass es unmöglich wäre, hätte er geschworen ein kleines Lächeln auf dem Gesicht des Vogels zu sehen. Da er mittlerweile felsenfest davon überzeugt war, dass sein Wundervogel alles verstand was Menschen sagten und er ihm offensichtlich gerade mitgeteilt hatte, dass er mit dem Opfern dreier seiner Federn einverstanden sei, wandte sich der Junge nun mit ernstem Gesicht an den Schmuckverkäufer und erklärte diesem, dass er mit dem Angebot einverstanden sei. Sobald der Kaufmann erfreut genickt hatte, hob Seth auffordernd seinen linken Arm. Nachdem sich der Benu auf diesem niedergelassen hatte, griff Seth mit der rechten Hand in die Schwanzschleppe seines Freundes und meinte leise, mit einem entschuldigenden Blick: „Das wird jetzt gleich weh tun, tut mir leid.“ Der Vogel tschilpte nur beruhigend und krallte sich etwas fester in das Handgelenk des Jungen, um von dem Ruck nicht herunter gerissen zu werden. Als Seth drei der schönen Schwanzfedern ausgerupft hatte und sie dem Mann hinhielt, blieb der Vogel ruhig wo er war, lediglich seine Krallen hatten sich wieder entkrampft. Der Mann nahm die Federn dankend entgegen, fragte Seth nach seinem Namen und stellte sich selbst als Meni vor. Anschließend erkundigte er sich, wie denn der edle Spender der schönen Federn hieß. „Er hat noch keinen Namen, ich konnte mich bisher nicht entscheiden welcher Name am besten zu ihm passt“, erklärte Seth mit der ganzen Ernsthaftigkeit zu der ein beinahe Siebenjähriger fähig ist und setzte den glutfarbenen Vogel wieder auf seine Schulter. Meni nickte verständnisvoll, sah dann auf den Ring und fragte lächelnd für wen Seth diesen denn haben wolle, für einen Liebhaber wirke er doch noch etwas zu jung auf ihn. Erstaunt sah der Junge den Mann an und erwiderte nur zurückhaltend: „Er ist als Erinnerungsgeschenk für jemanden gedacht.“ Gleich darauf fragend, sowohl um von dem vorherigen Thema abzulenken als auch, weil er wirklich neugierig war: „Was für Arbeiten soll ich denn für dich erledigen?“ „Hauptsächlich Botengänge", gab Meni Auskunft, "und du wirst mir beim Auf- und Abbau des Marktstandes helfen. Traust du dir das zu?“ Seth nickte lediglich knapp und überzeugt, dann schwiegen sie einträchtig. Eindrucksvoll, mit verschränkten Armen ragte Meni hinter seinen Waren auf, sorgfältig darauf achtend, dass niemand nahm, was ihm nicht gehörte, während Seth sich auf dem Boden hinter dem Stand an die Hauswand gelehnt hatte und geduldig auf seinen ersten Auftrag wartete. Als eine vornehm wirkende Dame an ihren Stand heran trat und offensichtlich nach etwas bestimmtem Ausschau hielt, was sie in der Auslage nicht finden konnte, war es soweit. Nachdem Meni, nach einer ausführlichen Beschreibung der Dame, meinte, er hätte das Gesuchte mit Sicherheit in seinem Lager, trug er Seth auf, zu ihm nach Hause zu laufen und das entsprechende Schmuckstück zu holen. Mit einer genauen Wegbeschreibung und einem Kennwort ausgestattet, das Menis Frau wissen lassen sollte, dass Seth tatsächlich von ihrem Mann geschickt worden war, machte sich der Junge zusammen mit seinem Vogel auf den Weg. Er fand das Haus problemlos und erhielt auch ebenso leicht das Gewünschte. Auf dem Rückweg begegnete er jedoch einer Gruppe junger Männer, die, obwohl es gerade erst später Nachmittag war, bereits angetrunken waren und begannen ihn anzupöbeln. Seth versuchte so gut es ging ihnen auszuweichen, darauf bedacht schnellst möglich seinen Auftrag zu erledigen. Aber die Männer waren ihm an Zahl, Größe und Stärke überlegen und hielten ihn mühelos auf. Seth spürte wie hilflose Wut in ihm hoch stieg und ballte die Hände zu Fäusten. Dennoch versuchte er ruhig zu bleiben und überlegt zu handeln, blinder Aktionismus würde ihm hier kaum weiter helfen. Die Jugendlichen hatten unterdessen einen Kreis um ihn gebildet, den sie langsam immer enger zogen, sich genüsslich darüber unterhaltend, was sie mit einem kleinen Jungen und einem Vogel alles anstellen könnten. Das ging von relativ harmlosen Vorschlägen, wie ihn in den Fluss zu werfen und den Vogel in einem Käfig auszustellen, bis hin zu Perversitäten. Während sich sie Männer gegenseitig immer weiter anstachelten, nahm Seth ruhig den Benu von seiner Schulter und klemmte ihn vorsichtig unter seinen Arm, gleichzeitig der Hand dessen Zehen festhaltend und konzentriert die Bewegungen der Männer vor ihm beobachtend. Als der Kreis sich beinahe so weit zugezogen hatte, dass Seth keine Möglichkeit mehr geblieben wäre sich zu bewegen, schoss der Junge urplötzlich auf einen der Männer zu, von dem er den Eindruck gewonnen hatte, dass er am unsichersten auf den Beinen stand und rammte ihm seinen Kopf in die Magengegend. Mit schmerzverzerrtem Gesich und einem Stöhnen knickte der Betrunkene zusammen, während die anderen noch zu berauscht und überrumpelt waren, um etwas anderes zu tun, als überrascht dem Geschehen zu zusehen. Seth hielt sich nicht damit auf, auf eine Reaktion zu warten, sondern drängte sich schnell durch die entstandene Lücke und rannte, wie von tollwütigen Hunden gehetzt, die Gasse entlang in Richtung Markt. Völlig außer Atem kam er schließlich bei Meni an, der ihn verwundert ansah und wissen wollte, was denn geschehen wäre, dass Seth so keuche. Der Junge schüttelte nur den Kopf, zum Sprechen hatte er noch nicht genug Luft, und holte das Schmuckstück hervor. Nachdem er es Meni übergeben hatte, zeigte dieser es der Dame, die Gefallen an dem Stück fand und es erwarb. Der Rest des Tages verlief weit weniger spektakulär als die Begegnung mit den Betrunkenen, verbrachte Seth doch die meiste Zeit damit zu warten, dass er einen weiteren Auftrag erhielt. Es waren nur zwei, die er an diesem Tag noch zu erledigen hatte, bevor es an der Zeit war den Stand für den Tag zu schließen und abzubauen. In den folgenden Tagen wurde es Routine, dass Seth frühmorgens bei Menis Haus erschien, um ihm beim Transport seiner Waren auf den Markt zu helfen, dort den Stand aufzubauen und sich dann wartend hinter diesem an eine Hauswand gelehnt auf den Boden zu setzen und auf Aufträge zu warten. Abends half er Meni dann wiederum bei Abbau und Rücktransport. Während der Zeit, die sie den Tag über zusammen verbrachten, lernte Seth von Meni einiges über grundlegende Mathematik und die verschiedenen Eigenarten von Edelmetallen, Steinen und Hölzern, die für Schmuck Verwendung fanden. Einmal fragte Seth den Kaufmann, was die anderen Schriftzeichen, auf dem Ring bedeuteten und Meni erklärte: „Auf dem Ring steht ‚Merenseth’, das heißt ‚von Seth geliebt’. Siehst du“, wies Meni auf das Ende der Inschrift, „hier fehlt das Zeichen für Mann oder Frau, deshalb, kann es von beiden getragen werden.“ Als Seth wissen wollte, wie diese Zeichen denn aussähen, malte Meni sie für ihn in den Staub und erläuterte, dass es mit diesen Zeichen als Zusatz nicht mehr ‚von Seth geliebt’ sondern ‚die oder den Seth liebt’ hieße. Nachdenklich betrachtete der Junge daraufhin eine Weile en Ring, während er über das Gefieder des Vogels strich, der auf seinen angezogenen Knien saß. Der Name gefiel ihm und er passte… Ernst, feierlich sah er dem glutfarbenen Vogel schließlich in die Augen. „Ich denke, ich weiß jetzt einen Namen für dich. Was hältst du von Merenseth?“ Die Antwort des Benu bestand in einem stolzen Aufrichten, wobei er mit den Flügeln schlug und einem zustimmenden Tschilpen. Seth lächelte, „freut mich, dass er dir gefällt.“ Sobald Seth den vereinbarten Monat Arbeit abgeleistet hatte, erhielt er wie versprochen den Ring. Und obwohl er nun nicht mehr verpflichtet war Meni zu helfen, ging er dennoch häufig zu ihm, um Botengänge oder andere Aufträge zu erledigen oder um dem Kaufmann einfach zu zuhören. Er selbst redete grundsätzlich nicht viel, es sei denn mit Merenseth oder seiner Mutter, aber er mochte den Schmuckhändler und was dieser erzählte war interessant. Am Abend des Tages, an dem Seth den Ring erhalten hatte, saß er am Rand des Dorfes unter einem Baum, nicht weit von dem Haus, in dem seine Mutter mit Webarbeiten beschäftigt war. Merenseth hockte, wie so oft, auf seinen angezogenen Knien und betrachtete Seth neugierig, als dieser den Ring aus einem kleinen Beutel an seiner Hüfte zog und ihn kurz zwischen den Fingern drehte, um noch einmal die Gravur zu betrachten. Schließlich griff Seth sanft nach dem rechten Bein des Vogels und zog vorsichtig daran, bis Merenseth sein Gewicht verlagerte und ihm den Fuß entgegenstreckte, nicht ohne ein verwundertes Tschilpen hören zu lassen. „Keine Sorge, das tut nicht weh. Es soll dich an mich erinnern, wenn du fort geflogen bist. Und wenn du wiederkommst, werde ich dich an dem Ring erkennen“, erklärte Seth ihm mit ruhigem Ernst, während er den Ring vorsichtig über die zusammengehaltenen Zehen Merenseths streifte. Als der Vogel seinen Fuß wieder abgesetzt hatte, konnte der Junge sehen, dass der Ring etwas locker saß, aber die Zehen würden schon verhindern, das Merenseth, sein Geschenk verlor. Der Benu hatte währenddessen seinen Kopf vorgebeugt, um sich ebenfalls dieses seltsame Etwas an seinem Bein zu betrachten. Nachdem er es neugierig und ausgiebig gemustert hatte, hob er den Kopf und sah mit seinen klugen, braunen Augen nachdenklich in Seths blaue, traurige. Einen Moment sahen sie einander regungslos an, dann streckte der Vogel den Hals und strich mit seinem Kopf sanft über Seths Wange, um ihn gleich darauf frech an seiner Kinderlocke zu zupfen, was wohl soviel heißen sollte wie: ‚Sei nicht traurig, ich vergesse dich schon nicht.’ Und Seth lächelte, noch immer ein wenig traurig, aber bemüht tapfer. In der folgenden Nacht schreckte Seth aus einem Traum hoch, an den er sich beim Erwachen bereits nicht mehr erinnern konnte und bemerkte, dass Merenseth nicht wie üblich neben ihm lag, sondern verschwunden zu sein schien. Leicht besorgt, wo sein Benu wohl sein könnte, wollte er gerade aufstehen und nach ihm suchen, als plötzlich von außerhalb des Häuschens ein Gesang von unbeschreiblicher Schönheit erklang. Er ließ vor Seths Augen die stille Schönheit des Sonnenaufgangs erstehen, gefolgt von einem Grashalm, an dem, von der Sonne beschienen, ein einzelner Tautropfen glänzte. Obwohl er sich immer noch im Haus befand, hatte der Junge mit einem Mal den Eindruck eine sanfte, warme Brise über seine Haut streichen zu fühlen und den vielfältigen Duft eines Frühlingstages zu riechen. Es war… Er konnte es nicht in Worte fassen, aber er konnte spüren, wie sich sein Körper entspannte, in dem sicheren Wissen, dass nichts Schlechtes geschehen konnte, solang dieser Gesang ertönte. Er war wie eine weiche Decke, die ihn einhüllte, Schutz und Sicherheit bot, ohne einzuengen. Beruhigt hatte Seth sich wieder auf die Schilfmatte sinken lassen, wickelte sich in seine abgewetzte Decke und schlief bald darauf wieder ein. Am nächsten Morgen fand er Merenseth wie gewohnt neben sich liegend. Da Seth in den folgenden Nächten durchschlief, wusste er nicht, ob der Gesang häufiger zu hören oder ob dieser eine einmalige Sache gewesen war. Dafür konnte er in den folgenden Wochen etwas anderes beobachten: Da wo zuvor nichts als Sand und Steine zu sehen gewesen waren, begannen nun Gras und Blumen zu wachsen. In dem kleinen Garten, den sie im Windschatten ihres Häuschens errichtet hatten und aus dem sie bisher nur mühsam hatten etwas ernten können, fingen Getreide, Kräuter und Gemüse regelrecht zu wuchern an. Auf einem seiner Streifzüge in der Umgegend des Dorfes, fand Seth in der Nähe der Felsen ein kleines Feld wilden Hanfs. Er staunte darüber, wie in dieser trockenen Gegend Pflanzen gedeihen konnten und grübelte kurz darüber, ob an dieser Stelle bis vor kurzem nicht tatsächlich nichts gewachsen war, sammelte aber schließlich nur mit einem gleichgültigen Schulterzucken einen Teil der Pflanzen ein und brachte sie seiner Mutter, damit sie aus ihnen Leinen herstellen konnte. Ein weiteres Wunder bestand in der Entdeckung einer neuen unterirdischen Wasserstelle, um die alsbald ein Brunnen errichtet wurde, damit sich das Dorf aus dieser versorgen konnte und auf diese Weise die Menschen nicht mehr beständig an den Fluss hinunter laufen mussten. Die Entwicklung des Dorfes von einem am Rand der Wüste existierenden Ort zu einer blühenden Oase sprach sich in der folgenden Zeit herum, sodass zunehmend Karawanen in das Dorf kamen, um dort Rast zu machen und sich für die Weiterreise zu rüsten. Trotzdem das Leben für Seth und seine Mutter auf diese Weise einfacher und angenehmer wurde, konnte sich der Junge dennoch nicht so unbeschwert darüber freuen, wie es angesichts der vielen Wunder wohl verständlich gewesen wäre. Der Grund dafür war noch immer Merenseth und eines Tages war es schließlich so weit. Die Beiden waren gerade auf dem Rückweg von einem Auftrag, den sie für Meni erledigt hatten, als Seth spürte wie sich Merenseth von seiner Schulter abstieß, hörte wie der Vogel mit den Flügeln schlug und ihn schließlich vor sich mit elegantem Schwung in den Himmel aufsteigen sah. Er wurde kleiner und kleiner vor dem unendlichen Blau des Horizonts und schließlich war nicht einmal mehr ein kleiner, schwarzer Punkt zu erkennen, sondern nur noch unendliches, gnadenloses Blau. Traurig hatte Seth seinem Freund nachgesehen und sich stumm von ihm verabschiedet. Selbst nachdem Merenseth längst aus seinem Blickfeld verschwunden war, verharrte er noch immer an derselben Stelle und starrte in das wolkenlose Blau über ihm, bis ihm begannen die Augen zu tränen. Da erst wandte er den Blick ab, wischte sich ungehalten mit der Hand über die Augen und setzte seinen eingeschlagenen Weg fort. Kurz bevor er sein Ziel erreicht hatte, hörte Seth plötzlich ein fröhliches Tschilpen über sich, das ihn verwundert den Kopf drehen ließ. Im nächsten Moment sah er einen glutfarbenen Blitz auf sich zu rasen, der schließlich knapp über seinen Kopf hinweg fegte, sodass Seth den Luftzug spüren konnte. Wieder wandte der Junge den Kopf, um das eigens für ihn inszenierte Schauspiel weiter zu verfolgen und sah, wie Merenseth sich in eleganten Kreisen hoch in die Luft schraubte, einige Loopings vorführte und schließlich pfeilgerade, mit angelegten Flügeln auf die Erde zu schoss. Erst kurz bevor er Gefahr lief unsanft auf dem Boden aufzuschlagen, breitete der Benu wieder die Flügel aus, bremste so den Sturzflug und landete sanft auf dem Boden. Mit unzweifelhaft stolzgeschwellter Brust und leicht erhobenen Schopffedern stand der zierliche Vogel nicht weit von Seth entfernt und schien mit einem kurzen Tschilpen zu fragen: ‚Na, was meinst du? Hat es dir gefallen, war ich gut? Ich bin toll, nicht wahr?’ Seth lachte. Nicht nur weil er gerade herausgefunden hatte, dass sein Benu offenbar ein eitler, kleiner Gockel war, sondern auch weil er so froh war, dass Merenseth ihn nicht einfach verlassen hatte. Dass er trotz seiner neu gewonnen Freiheit zu ihm zurückgekehrt war. Flink überwand der Junge die kurze Distanz und bestätigte seinem gefiederten Freund gleich darauf, dass er von dessen Flugkünsten sehr beeindruckt sei, während er ihm auffordernd die Hand hinhielt, damit der Benu darauf hüpfte und er ihn anschließend wieder auf seine Schulter setzen konnte. Doch dieses Mal verschmähte Merenseth diese Prozedur und flog stattdessen kräftig mit den Flügeln schlagend von selbst auf die Schulter Seths, um sich dann stolz auf dieser thronend durch die Gegend tragen zu lassen. Numismatische Wahrheitsfindung Geld in Form von geprägten Münzen ist tatsächlich erst für die Ptolemäerzeit nachweisbar. Silberstücke mit Gewichts- und Herkunftsangabe sind allerdings bereits seit lybischer Zeit bekannt. Während des MR und besonders des NR erfüllten Ringe oder Barren aus Gold, Silber und Kupfer die Funktion von Geld. Das Gewicht ebenso wie die Metallwerte zueinander war jeweils eindeutig festgelegt. Darüber hinaus diente Getreide als Wertmesser, wobei das Verhältnis von Getreide/Metallwert offenbar von Jahr zu Jahr entsprechend der Ernte wechselte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)