Step Into My World von RallyVincento ================================================================================ Kapitel 23: Step Twenty-three... Fear II ---------------------------------------- Step Twenty-three… Fear II Vertraue deinem Herzen. Wertschätze dessen Intuition. Wähle die Angst loszulassen und öffne dich der Wahrheit und du wirst erwachen zu Freiheit, Klarheit und Freude am Sein. Mooji Bunny Tsukino „Fröhliches Lachen drang aus dem Auto. Mamoru und ich kamen gerade von einer Geburtstagsfeier nach Hause, draußen war es schon tiefe Nacht und nur das Glitzern des Schnees im Scheinwerferlicht war deutlich erkennbar. Wir lachten unbeschwert und unterhielten uns über die Scherze und Streiche der Feier. Alles im allen war es ein sehr gelungener Abend gewesen. Ich fuhr auf der Straße Richtung Tokyo. Weit vor uns tauchten Scheinwerfer auf und kamen rasch näher, wurden immer heller und heller und man konnte deutlich erkennen, dass sie von einer Straßenseite zur anderen hüpften. Mamoru verging das Lachen und auch mir wurde jetzt langsam flau im Magen. Der entgegenkommende Wagen war jetzt so nah, dass ich geblendet wurde. Instinktiv verringerte ich die Geschwindigkeit und fuhr weiter rechts, da das Auto mit seinen lustigen Schlangenlinien nicht aufhörte. Plötzlich musste ich das Lenkrad nach rechts herum reißen. Der Wagen wurde durch geschüttelt, ich verlor die Kontrolle, konnte mich nicht mehr bewegen, konnte nur noch den heran nahenden Baum anstarren. Stille! Als ich die Augen wieder öffnete dämmerte es bereits, doch man konnte nichts erkennen, überall dicker, dichter Nebel. Unter Stöhnen richtete ich mich auf. Es kostete meine ganze Kraft die verzogene Wagentür zu öffnen, dann kroch ich auf allen vieren aus dem Wagen. Der Nebel packte mich mit seinen kalten, nassen Fingern und raubte mir für einen Moment die Luft. Langsam und zitternd kroch ich durch den tiefen Schnee. Die Schmerzen, die Kälte, nichts bemerkte ich. Mein einziger Gedanke war Mamoru! Als ich endlich auf der Beifahrerseite angelangt war, zog ich mich an der Tür hoch. Ich ergriff den Türgriff und rüttelte daran. Nichts. Ich atmete die kalte Luft ein, welche in meinen Lungen brannte, wartete einen Moment und versuchte es erneut. Ich riss mit letzter Kraft an dem Griff, plötzlich gab die Tür nach und sprang mit einem gewaltigen Satz auf. Der Druck der aufspringenden Tür schleuderte mich zurück und ich landete im Schnee. Erst jetzt spürte ich all die Schmerzen an meinem Körper und ich merkte das mir das Atmen immer schwerer fiel. Ich wollte nicht mehr, konnte nicht mehr. Lange lag ich dort und rührte mich nicht, wie tot, die Augen geschlossen. Als ich wieder zu mir kam konnte ich mich für einen kurzen Moment nicht orientieren. Ruckartig richtete ich mich auf, schrie und stürzte wieder zurück in den Schnee, der mich wie Watte auffing. Meine Hand lag auf meiner Stirn und als ich sie runter nahm und vor meine Augen hielt, färbte sich der Schnee rot. Da kamen die Erinnerungen wieder, die Scheinwerfer, der Aufprall, die Stille. Ich versuchte mich wieder aufzurichten, endlich gelang es mir und meine Augen waren auf den Beifahrersitz gerichtet, wo Mamoru sitzen sollte. Doch da war niemand – der Platz war leer. In mir stieg Panik auf und ich versuchte den immer größer werdenden Schmerz in mir zu ignorieren. Warum war er nicht da? Warum ließ er mich mit all den Schmerzen allein?“ Weinend saß ich neben Rei, welche Ihren Arm um mich gelegt hatte und mir behutsam über den Rücken strich. „Ich habe immer wieder diesen Albtraum. Ich weiß nicht mehr was ich machen soll.“ Auch die anderen sahen mich mitfühlend an. „Ami, hast du eine Idee was das bedeuten könnte?“ Makoto schob mir besorgt einige Kekse hin, während sie sich an Ami wandte. Diese seufzte leicht und rückte ihre Brille zurück. „Ich glaube, dein Unterbewusstsein versucht zu verarbeiten, dass Mamoru dich verlassen hat. Dieser ganze Unfall ist die Projektion dieser Situation. Du denkst, dass es deine Schuld ist, dass Mamoru weg ist, gleichzeitig bist du aber wütend und fühlst dich ungerecht behandelt, weil er dich einfach mit deinem Kummer allein lässt. Weißt du, ich glaube in Yosukes Traumdeutungsbuch stand drin, dass das Auto allgemein als Sinnbild für den inneren Antrieb stehen kann, welches das Handeln und Verhalten eines Menschen stark beeinflussen und ihn motivieren. Je nach den Begleitumständen, wie in deinem Fall ergeben sich dann spezielle Bedeutungen. Du lenkst das Auto, also hast du zu Beginn alles im fest im Griff, aber der Unfall weist auf Versagensängste hin. Du denkst, du hast die Situation nicht mehr unter Kontrolle. Traumszenarios mit Autos verarbeiten häufig die Art, wie jemand auf der psychischen oder emotionalen Ebene mit sich selbst umgeht.“ Minako sah kurz auf und lächelte mich an. Wir alle starrten sie nur fassungslos an. „Schaut nicht so. Mein Freund ist Psychologie-Student und er schlägt jeden Traum in so einem Symbol Traumdeutungsbuch nach. Da bekommt man interessante Sachen mit. Letztens habe ich von Elefanten geträumt und dann hat Yosuke gesagt das würde zeigen, dass ich ein geduldiger und ruhiger Mensch bin, der trotz Aufregung nie seine Autorität verliert. Der Elefant im Traum kann bedeuten, dass jemand mit Problemen gut fertig werden kann.“ „Ich habe keine Versagensängste!“ gab ich nur barsch als Antwort. Minako seufzte und ich fand ihre neue Art wirklich sehr unangenehm. „Ich meine ja nur, dass du nach vorne schauen sollst. Ich meine, denk doch an Seiya. Ich dachte, du liebst ihn?“ Nun schluckte ich. „Minako! Wie kannst du nur so Gefühlskalt sein?“ Rei wies sie zurecht. „Ich bin nicht gefühlskalt. Ich sage nur wie es ist. Die Welt dreht sich weiter. Ich sage nicht, dass ich ihren Kummer nicht verstehen kann, aber sie trauert nicht wegen der Beziehung zu Mamoru. Sondern sie trauert um eine noch nicht geschriebene Zukunft. Die sowieso niemals so eingetreten wäre.“ Nun war es still im Raum. Alle sahen sich an und ich ließ Minakos Worte in meinem Kopf noch einmal nachhallen. Trauerte ich wirklich um Mamoru oder doch um die Zukunft und Chibiusa? Ich wusste es nicht. „Wie meinst du das?“ Makoto riss mich aus meinen Gedanken. „Das die Zukunft nicht so eingetreten wäre.“ „Sie hat nicht unrecht.“ Ami meldete sich zu Wort und seufzte. „Wir haben die Zukunft gesehen und wissen durch Chibiusa auch sehr genau zu welchem Zeitpunkt alles passieren wird. Das Problem, welches sich nun daraus ergibt ist, dass wenn man die Zukunft kennt, man alles dafür tun wird damit sie eintrifft. Durch dieses Zwanghafte Verhalten kann es aber auch kommen, dass eben die Zukunft die wir gesehen haben nicht eintreffen wird. Die Kausalität von Zeit und Raum ist sehr schwierig zu bestimmen oder zu erklären. Allein unsere Anwesenheit in der Zukunft und unser Wissen ändern sie schon beträchtlich und führen zu veränderten Zeitsträngen und Zeitabläufen.“ Sie lächelte Minako matt an und dann mich. „Am Ende können wir nicht wirklich sagen welche Zukunft eintrifft.“ Ich schluckte und wollte am liebsten losheulen. „Ami! Was soll das denn jetzt? Fängst du jetzt schon an wie Minako?“ Rei nahm mich fest in den Arm und drückte mich an sich. „Hör auf Rei. Es wird nicht besser wenn du herum schreist!“ Minako wurde plötzlich sehr ernst und sah in die Runde. „Wie kannst du nur? Du verbringst zurzeit mehr Zeit mit Mamoru als mit uns.“ Ich fühlte mich etwas verraten von ihr. Minako Aino Diese Unterhaltung war albern. Ich war an diesem Abend nicht gekommen um zu streiten, sondern damit wir Geschenke basteln konnten. Auf Bunnys Vorwurf reagierte ich nicht. Ich wollte mich nicht für etwas rechtfertigen was in meinen Augen keiner Rechtfertigung unterlag. „Wir sollten uns lieber überlegen was wir Weihnachten machen wollen.“ „Ich finde wir sollten endlich klären, wie du zu dieser Sache stehst. Findest du es etwa gut was Mamoru macht?“ Seufzend sah ich auf, legte die Schere beiseite und überlegte kurz ob ich Yosuke doch lieber einen Schal stricken sollte, aber diesen Gedanken verwarf ich lieber schnell. Stricken war so gar nicht meine Sache. „Ich denke nicht, dass ich mich dafür rechtfertigen muss, dass ich mit dem besten Freund meines Freundes etwas unternehme. Es gehört nun mal dazu, dass man sich auch mit den Freunden des Partners anfreundet. Ich trenne das sehr scharf. Mamoru ist der Beste Freund meines Freundes – wie eben schon gesagt.“ Ich sah Rei an, welche mir einen wütenden Blick zuwarf. Sie war aufgebracht und Bunnys Alpträume und ihr weinen, sowie ihre Verzweiflung taten ihr übriges. „Was die Sache mit Massanorie, also Mamorus Freund angeht. Er ist nicht gerade ein Charmebolzen, wie es Yosuke ausdrückt. Aber Mamoru scheint - “ ich überlegte kurz. In den letzten Tagen waren Yosuke und ich viel aus gewesen, er hatte mich auch anderen Freunden vorgestellt, aber meistens waren wir abends mit Mamoru aus gewesen und Massanorie war zweimal dabei gewesen. Ich fand ihn jetzt nicht gerade charmant, aber… „…glücklich!“ beendete ich meinen Satz und lächelte leicht. „Ach das ist ja toll – er ist glücklich. Denkt er auch mal an andere.“ Rei wurde lauter. „Rei.“ Makoto mischte sich nun ein und versuchte Rei zu beruhigen. Wir begannen uns zu streiten, eher gesagt diskutierten wir über diese Situation. Warum tat ich mir das an? „RUHE!“ Ich schlug auf den Tisch. „Anstatt das wir hier alle herumschreien und uns über etwas zu streiten, was keinerlei Diskussion bedarf, sollten wir darüber reden, welche Chancen das für uns bedeuten. Welche Möglichkeiten sich bieten und wie wir als Freunde miteinander umgehen.“ Alle sahen mich an. „Ich bin es leid. Wirklich leid.“ Rei öffnete den Mund um etwas zu sagen. „Setz dich Rei und halt den Mund. Zu aller erst: Mamoru hat wohl das Recht selbst zu entscheiden, wie er sein Leben leben will. Sicher; ich verstehe, dass es dir schlecht geht.“ Mitfühlend sah ich Bunny an und band meine Haare zu einem Zopf. „Aber ihr habt euch doch im guten getrennt. Du hast dich doch von ihm getrennt und wolltest mit Seiya zusammen sein. Es musste dir doch damals schon klar sein, dass wenn du diesen Schritt gehst, es auch die Zukunft verändern wird. Ich verstehe nicht, wieso das plötzlich so ein Problem darstellt?“ Mein Blick wanderte zu Rei. „Und du? Du sagst, dass Mamoru egoistisch ist? Ich glaube nicht, dass das zutrifft, wie oft hat er uns schon geholfen? Wie oft hat er unsere Probleme vor seine gestellt, er war damals bereit sich von Bunny zu trennen, weil er es nicht ertrug, dass ihr etwas passiert. Ich denke nicht, dass das Egoismus ist. Zudem wolltest du doch immer Stewardess werden und du Ami Ärztin, Makoto du wolltest eine Bäckerei und einen Blumenladen eröffnen. All diese Dinge sind doch unsere Träume, wieso also ist es euch so wichtig, dass eine Zukunft eintrifft, in welcher wir auf unsere Träume verzichten.“ Stille! Alle sahen zuerst mich an, bevor ihre Blicke ausweichend auf den Boden glitten. Kopfschüttelnd stand ich auf, mir war die Lust auf Weihnachtsgeschenke basteln vergangen. Einen letzten Versuch wollte ich jedoch noch starten. Während ich meine Jacke und meinen Schal nahm, wandte ich mich zu Bunny. „Bunny, wieso redest du nicht noch einmal mit Mamoru? Irgendwo, wo ihr ungestört seid. Dann würdest du bestimmt verstehen, warum er sich so entschieden hat.“ Sie nickte schwach und ich ging. Mit etwas Glück, würde doch noch alles gut werden – dachte ich zu dem Zeitpunkt jedenfalls. Noch drei Tage bis Heiligabend. Bunny hatte mich angerufen und mich gebeten mit Mamoru zu reden, damit er einem Treffen zustimmen würde. Mamoru hatte zögerlich reagiert, aber schlussendlich hatte er zugestimmt. Es schneite leicht, als ich im Park ankam. Bunny und die anderen kamen auch gerade und unterhielten sich leise. Ich kam mir vor wie eine Unterhändlerin. So hatte ich mir das alles wirklich nicht vorgestellt, aber Bunny, Mamoru und die anderen sicherlich auch nicht. Langsam kroch mir die Kälte in die Knochen. Rei kam auf mich zu. „Minako?“ „Hmm?“ In ihrem Gesicht konnte ich erkennen was sie wollte. Ich winkte nur ab und lächelte. „Schon ok. Wir machen uns alle nur Sorgen um Bunny. Aber du verstehst doch meinen Standpunkt, oder?“ Seufzend nickte sie. „Ja, schon. Es ist schwer geworden das alles zu trennen.“ „Ja, ich weiß. Mit einem Freund klappt es besser, besonders wenn er immer in der Nähe von einem ist.“ Grinsend sah ich sie an. „Minako, wenn du damit Yuuichirou meinst, dann kann ich nur sagen, dass das albern ist. Er ist nicht mein Typ.“ Aber die leichte röte in ihrem Gesicht ließ mich kichern. „Ja Rei. Ich verstehe.“ Gab ich nur sarkastisch zurück. „Er kommt zu spät.“ Amis Stimme riss uns aus unseren Gedanken. Rei nickte nur und sah mich besorgt an. „Passt gar nicht zu ihm.“ „Nein.“ Gab ich nur nachdenklich als Antwort. Es hörte auf zu schneien und ein kalter Wind ließ uns alle frieren. „Oh…“ Makoto hatte sich zu uns gesellt, während Bunny auf einer Bank etwas abseits saß. Seiya war auch dort, er stand etwas weiter weg und beobachtete Bunny sorgenvoll. Er tat mir leid. Was für ein Gefühl musste es sein, wenn die Frau die man liebte sich nicht entscheiden kann, weil ihre Liebe zu groß ist und sie nur das Wohl aller im Kopf hat? „Was?“ Ich drehte mich in die Richtung in die Makoto sah. Mamoru kam auf uns zu und ich zuckte kurz zusammen. Er sah fürchterlich aus. Yosuke hatte mir gesagt, dass sie Fußball spielen wollten, aber das war doch etwas übertrieben. Mamoru trug eine kurze Hose, einen langen grünen Parka, Fußballschuhe und auch wenn Yosuke es dementierte und es Fußballsocken nannte, für mich waren es Kniestrümpfe. Doch das Problem war eher, das er überall Schürfwunden hatte, eine aufgesprungene Lippe und sein Gesichtsausdruck ließ erkennen, dass er keine Lust hatte sich jetzt mit den Mädchen auseinander zu setzen. „Kein Wort. Ich hatte einen Scheißtag.“ Mein erster Gedanke war nach Yosuke zu fragen, Mamoru musste meine Gedanken lesen. Er ließ seine Sporttasche fallen und strich sich durch die Haare. „Yosuke sieht auch nicht besser aus und es tut mir leid – das ist meine Schuld.“ Er sah mich schuldbewusst an und lächelte matt. „Was ist denn passiert?“ Besorgt sah ich ihn an. „Ist es ok, wenn du das Yosuke fragst, ich hab gerade keine Lust das zu erzählen. Es hat mich schon einiges an Überredungskunst gekostet, dass er mich allein gehen ließ.“ „Geht es dir gut?“ Ami und die anderen sahen sich abwechselnd an und musterten dann Mamoru. „Ja. Super!“ Gab er nur zynisch als Antwort, wandte sich um und ging zu Bunny. „Glaubst du das geht gut?“ Makoto seufzte und verschränkte die Arme vor der Brust. Das konnte ich gerade beim besten Willen nicht sagen, nicht nachdem Mamoru so eine Laune hatte. Doch es schien gut zu laufen – zu Anfang! Sie redeten, Bunny stand auf, lief etwas umher und Mamoru ließ sie einfach reden. Wir verstanden nicht worum es ging, aber das war egal. Aber dann lief es aus dem Ruder. Mamoru musste irgendwas gesagt haben was Bunny aufregte, denn sie begann ihn anzuschreien und schließlich mischte sich Seiya ein. Mamoru und Seiya gerieten aneinander und keiner von beiden war wohl wirklich glücklich darüber den anderen zu sehen. Wir bekamen nur Bruchstücke wie „Ich hab dir gesagt, was passiert, wenn du nicht auf sie aufpasst“ „Du hast mir doch die Freundin ausgespannt“ „Was mischt du dich da ein“ „Wie kannst du nur“ „Verantwortungslos“ mit. Bunny mischte sich auch noch ein und es schien nicht so als wenn es zu einer friedlichen Aussprache kommen würde. Rei sah mich an und ich nickte nur – es war Zeit sich einzumischen. Wir gingen etwas schneller zu den dreien als vielleicht nötig, aber wer wusste schon was passierte wenn es so weiter ging. Doch dann passierte das was nicht passieren sollte. Egal wie es passiert war, Bunny schien gefühlsmäßig an ihre Grenzen zu stoßen, sie schrie Mamoru an und im nächsten Moment war es auch schon passiert. Ein helles Licht! Und Bunnys Stimme die sich überschlug! Im nächsten Moment war es wieder dunkel, Seiya hielt Bunny in den Armen welche sich an ihm abstützte und völlig schockiert in Mamorus Richtung sah. Dieser lag am Boden und krümmte sich vor Schmerzen. Es waren nur Sekunden, aber es kam mir vor wie Stunden und plötzlich wurde uns allen klar was passiert war, sie hatte den Silberkristall gegen ihn eingesetzt. Es war nicht mit Absicht geschehen, aber sie hatte es getan. In ihrem Gesicht war Fassungslosigkeit zu erkennen, sie konnte es selbst nicht glauben und wollte gerade zu Mamoru. Mit einem Ruck riss ich sie zurück, sah sie kurz an und gab ihr dann eine schallende Ohrfeige, welche sie zurück in Seiyas Arm warf. „Wie kannst du nur! Bist du wahnsinnig?“ Ich rannte zu Mamoru während die Mädchen mich fassungslos ansahen. Bunny rappelte sich wieder auf und folgte mir, doch ich hörte plötzlich Kunzites Stimme in meinem Kopf. An dem Tag als ich mit Mamorus Hilfe mit ihm gesprochen hatte, da hatte er mich um etwas gebeten… „… es ist egoistisch und ich habe nicht verdient, dass du mir diesen Gefallen erfüllst. Doch ich habe alles verraten was mir wichtig war, jeden den ich geliebt habe. Doch auch wenn ich vielleicht nie wiedergeboren werde, so bitte ich dich, dass du meinen Herrn so beschützt wie du deine Herrin beschützt… In deinen Augen mag es unvernünftig sein, dich darum zu bitten, aber ich kenne niemanden der so viel Willenskraft besitzt wie du. Deine Ideale sind stärker, als es meine je waren.“ Aus Liebe zu ihm, hatte ich es ihm geschworen und nun musste ich mich entscheiden, wem in diesem Moment meine Loyalität galt. Ich wusste es – noch bevor Kunzites Stimme in meinem Kopf verhallt war. „Macht des Venuskristalls!“ Nur einen Wimpernschlag dauerte es und Bunny hielt in ihrer Bewegung inne. Fassungslos sah sie mich an, auch die anderen waren schockiert und starr. Die Klinge des Heiligen Schwertes berührte ihre Kehle. „Geht zurück!“ „Venus!“ „NEIN!“ Schrie ich sie an. „Ich weiß was ich tue. Aber ich habe meine Treue nicht einer Prinzessin geschworen, die Unschuldige aus Zorn, Missgunst und Egoismus verletzt. Ich bin bereit für sie mich selbst aufzugeben, alles was ich liebe aufzugeben, aber jetzt gerade ist sie diejenige die all ihre Ideale und Werte verraten hat!“ Bunny begann zu weinen und sackte zusammen. „Es tut mir leid.“ Sie weinte und sah an mir vorbei. Ich achtete nicht darauf, ließ das Schwert verschwinden und lief zu Mamoru. „Mamoru!“ „Schon ok…“ er presste die Lippen aufeinander und hielt sich den Arm fest. „Was – für ein – Scheißtag!“ Er sah mich kurz an und quälte sich ein Lächeln ab. „Du – hast das doch – gerade nicht – wirklich getan, oder?“ Er schüttelte den Kopf und setzte sich auf die Knie auf. „Was meinst du?“ Besorgt berührte ich seine Schulter und zog die Hand schnell zurück, als er zuckte. Er musterte mich und ich verstand es. „Ich hab es versprochen.“ Wisperte ich nur und lächelte sanft. Wieder schüttelte er den Kopf. „Dummkopf.“ Flüsterte er nur und verzog vor Schmerzen das Gesicht. „Massanorie hatte recht – das ist einer dieser Tage!“ „Venus!“ Ich stand auf, drehte mich um und musterte die anderen, Rei hatte sich verwandelt ebenso wie die anderen. „Nehmt die Prinzessin und geht.“ Eine Böe blies den Pulverschnee auf und wirbelte ihn umher. „Wie kannst du…“ Mars setzte an und ich wusste sie würde alles tun um Bunny zu beschützen, das würde ich auch. Mein Leben würde ich für sie opfern, aber sie hatte etwas unrechtes getan. „Mach es nicht. Fordere mich nicht heraus.“ Meine Stimme und meine Haltung ließen keinen Zweifel, dass ich es ernst meinte. Ich stellte mich demonstrativ vor Mamoru und wich den Blicken der Mädchen nicht aus. „Geht einfach! Das ist ein Befehl! Vergesst nicht, dass ich eure Kommandantin bin, auch wenn wir Gefährtinnen sind!“ Mars wollte gerade zu mir kommen, als Bunny sie fest hielt. „Nein!“ Ich will das nicht. Ich wollte das hier nicht. Ich wollte nicht, dass ihr gegeneinander kämpft und ich wollte auch Mamoru nicht verletzen – ich weiß nicht… bitte Rei. Sie hat recht – lass uns gehen… bitte.“ Weinend klammerte sie sich an Mars. Diese zögerte, nickte dann aber. Merkur kam langsam auf mich zu. „Du kümmerst dich um Mamoru?“ Ich nickte. „Gut, wir kümmern uns um Bunny. Wir melden uns dann später.“ Nickend wandte ich mich wieder um und kniete mich zu Mamoru. Die Mädchen verschwanden zusammen mit Seiya und Bunny. Mir wurde bewusst, was ich da gerade getan hatte, was passiert wäre wenn Mars mich wirklich angegriffen hätte wollte ich mir gar nicht ausmalen. „Wir sollten ins Krankenhaus.“ Mamoru wirkte plötzlich sehr blass und sah an mir vorbei. „Was ist denn?“ Ich drehte mich um und sah Yosuke, welcher nicht weit von uns stand und uns mit aufgerissenen Augen ansah. Er hatte es gesehen – alles. Das sah ich in seinen Augen. Sein Blick sprang zwischen Mamoru und mir hin und her. Mamoru Chiba Scheißtag! Scheißtag! Scheißtag! Erst die Schlägerei auf dem Fußballplatz, dann die Scheiße mit Bunny und nun Yosuke. Fortuna kotze mir vor die Füße – erneut! Yosuke war nicht weggelaufen, er hatte uns ins Krankenhaus begleitet wo ich dem Arzt erklärte, dass eine Schlägerei nicht zu meinen Gunsten ausgefallen war. Somit war die Schlägerei doch ein Glücksfall, dass machte den Arm und die Rippen, welche alle samt zum Glück nur angebrochen waren wieder glaubwürdig. Da ich nicht daran glaubte, dass Yosuke oder Minako noch da sein würden, wenn ich aus dem Behandlungszimmer kommen würde, schickte ich Massanorie eine SMS mit der Bitte mich abzuholen. Daraufhin klingelte das Handy dauerhaft, aber ich wollte es ihm am Telefon nicht erklären. Was sollte ich auch sagen? Klang gar nicht demütigend. Mein Ego sank auf null – größtenteils wegen der Sache mit Bunny. Ich meine – ja ich war vielleicht nicht der perfekte Freund, aber deswegen musste sie ja nicht gleich versuchen mich auszulöschen. Das war doch etwas übertrieben – oder? Mein Glück war gewesen, dass in dem Moment wo sie anscheinend ihren kleinen Burnout hatte mein Kristall reagiert hatte. Ohne den wäre ich wahrscheinlich nicht so glimpflich davon gekommen. „Also kein Sport, keine Prügelei und Bettruhe ist wichtig. Dann kommen sie in drei Tagen wieder, ich möchte mir die Blutergüsse anschauen.“ Der Arzt war auch kein Fan von mir - auch nicht. Nicht der erste heute. Ich nickte nur und traute mich erst gar nicht nach Schmerztabletten zu fragen. Mein rechter Arm wurde mit einer Schiene versehen, einbandagiert und lag nun in einer Schlinge und ich konnte selbst die Finger nicht richtig bewegen, weil es dann sofort in den Arm zog. Ich unterdrückte ein Wimmern als ich ausversehen an meine Rippen kam. Schmerztabletten wären toll. Massanorie würde sicherlich auch sauer sein. Ich betrat gerade wieder die Halle der Notaufnahme, als ich auch schon eine bekannte Stimme hörte. Minako stand etwas abseits und sah mich zuerst. Massanorie motzte gerade eine Schwester an, welche bestimmt gleich anfing zu weinen. Doch bevor es dazu kam, bemerkte er mich und kam auf mich zu. Als ich ihn sah wurde mir bewusst, dass ich ihn von einem Geschäftsessen weggeholt hatte. Noch am Morgen hatte er es mir erzählt, aber ich hatte es einfach vergessen. Er trug seinen schwarzen Wintermantel über den Arm und als er vor mir stand konnte ich den leichten Geruch von Wein wahrnehmen. „Was ist passiert? Wieso siehst du denn so aus?“ Wütend musterte er mich. Nun traute ich mich erst recht nicht, ihm die Wahrheit zu sagen. „Wir hatten eine Prügelei.“ Yosuke stand hinter Massanorie. Sein Blick lag jedoch auf mir. „Anscheinend hatten die ein Problem mit eurer Beziehung.“ Er sah zu Minako. „Was das andere angeht, so bin ich einfach nur enttäuscht. Wir sind die besten Freunde, ich lass mich sogar für dich verprügeln und das hier ist wie wir beide wissen nicht das erste Mal, aber dass du mich belügst, dass du mir nicht vertraust um mir sowas zu sagen…“ Er schüttelte den Kopf. „Ich geh jetzt. Und – ich brauch etwas Abstand – zu euch beiden.“ Damit drehte er sich um und ging. Minako nickte und zwang sich zu einem Lächeln. „Ok.“ War alles was sie heraus brachte. Massanorie sah mich an. „Was meint er damit?“ „Oh, er hat gesehen wie sich Minako – verwandelt hat…“ „Das ist mir doch scheiß egal!“ zischte er. „Ich meine das mit der Prügelei.“ „Ach das…“ Ich hatte gehofft mit einer Notlüge durchzukommen, aber das würde wohl nichts mehr werden. „Also?“ Wir standen mitten in der Notaufnahme und ich war nicht in Stimmung für eine Szene dieser Art. „Einige aus unserem Fußballteam haben uns gesehen, als wir im Club waren. An dem Abend mit May, Yosuke und Minako. Kann sein, dass sie gesehen haben wie wir uns geküsst haben und sie fanden die Vorstellung mit so einem wie mir wie sie es ausdrückten, Fußball zu spielen als widerwärtig. Daraufhin hatten wir etwas Streit und Yosuke und ich haben etwas abbekommen. Fünf gegen zwei ist eben nicht so richtig fair. Aber wenn es dich fröhlich stimmt, Yosuke hat einem die Nase gebrochen – so glaubt er zumindest.“ Ich grinste etwas, Massanorie verzog keine Miene. Mit einem tiefen Seufzer wollte ich meinen Unmut kundtun, doch meine Rippen fanden tiefes ein- und ausatmen als eine super schlechte Idee. Ich zuckte zusammen und keuchte vor Schmerzen kurz auf. Ich rechnete jetzt mit einem Schwall von Vorwürfen oder dass Massanorie wütend war, aber plötzlich legte sich etwas Schweres auf meine Schultern. Ich sah auf und war überrascht. Massanorie hatte mir seinen Mantel umgelegt und in seinen Augen lag etwas Trauriges. „Hast du Schmerztabletten bekommen?“ Plötzlich schien er nicht mehr wütend, sondern nur noch besorgt – fast fürsorglich. Das. Machte. Mir. Angst: „Nein.“ Er nickte. „Hast du die Rechnung schon bezahlt?“ „Nein, das wollte ich…“ „Warte hier!“ Damit drehte er sich um und ging. „Er wirkt – anders.“ Ich sah Minako an und nickte. „Ja. Jetzt mach ich mir Sorgen.“ Dann schwiegen wir. „Wegen Yosuke...“ Minako schüttelte den Kopf. „Er wird sich melden, oder?“ Mit Tränen in den Augen sah sie mich an. Wieder nickte ich. Was sollte ich auch sonst sagen. Ich wusste es nicht, so hatte ich ihn noch nie erlebt. „Du hättest das nicht machen dürfen.“ Aus den Augenwinkeln sah ich sie an. Sie wusste was ich meinte. „Ja kann sein. Aber ich…“ „Das ist egal. Du musst sie beschützen – nicht mich. Egal was du Kunzite versprochen hast. Ich passe auf mich selber auf. Er ist tot. Du kannst doch ein Versprechen, was du einem Toten gibst nicht höher stellen, als den Schwur den du Serenity geleistet hast.“ Ich war dankbar für das was sie getan hatte, aber gleichzeitig auch enttäuscht. Minakos Reaktion und ihr Verhalten in diesem Moment konnte dazu führen, dass sich die Gruppe spaltete. Das durfte nicht passieren. „Entschuldige.“ Sie sah auf den Boden. „Tut mir leid.“ Wisperte ich nur. Doch sie schüttelte den Kopf. „Nein. Du hast schon etwas recht. Aber in diesem Moment schien es mir das richtige. Und du siehst es falsch; Kunzite macht sich noch immer Sorgen um dich. Es ist nur natürlich, dass er dich beschützen will. Ich würde für sie das gleiche tun, auch wenn man mir das vielleicht nach heute nicht glaubt.“ „Doch – ich glaube dir.“ Mit einem Lächeln sah sie mich an. „Wegen dem was Bunny…“ Ich winkte mit der gesunden Hand ab. „Lass es. Wenn du jetzt denkst ich würde ihr das ewig vorhalten und so, dann irrst du dich. Wir beide wissen, dass Bunny vieles ist, verwirrt, tollpatschig und so, aber eines ist sie nicht – boshaft oder gar bösartig. Sie wird ebenso leiden wie ich.“ Ich runzelte die Stirn. „Das heißt nicht, dass ich nicht sauer bin, mein Ego ist etwas erschüttert, weil meine Ex mich umbringen wollte. Aber ich werde ganz sicher nicht zur Rache ausholen – dafür hab ich andere Sorgen. Aber du kannst ihr sagen, dass sie mich erst einmal in Ruhe lassen soll.“ Ich schwieg kurz. „Und sag ihr, sie soll sich gefälligst zusammen reißen und das mit Seiya in den Griff bekommen, sonst bin ich sauer. Ich lass mir nämlich nicht die Knochen für nichts brechen. Wenn es ihr jetzt besser geht, meinet wegen – aber noch einmal halte ich nicht dafür her.“ Massanorie kam nach einige Minuten wieder, er war mit dem Auto gekommen, aber ich fragte nicht wie viel er getrunken hatte. War in diesem Moment wohl auch nicht wichtig. Ich hatte ihn gefragt ob wir Minako mitnehmen konnten und er hatte ohne zu motzen zugestimmt. Mit einigen aufbauenden Worten hatte ich mich von ihr verabschiedet. Seitdem herrschte zwischen mir und Massanorie schweigen. „Ich will nicht streiten. Also sag mir einfach, weswegen du wütend bist.“ Ich zupfte am Gurt, weil er mich wegen meines Armes störte und mir auf die Rippen drückte. Aber er sagte nichts, er wirkte abwesend, was beim Autofahren nicht so ganz meinen Vorstellungen von Sicherheit entsprach. „Was ist denn im Park passiert?“ Massanorie schien heute Abend besonders Empathie-fähig zu sein. Ich zuckte mit den Schultern. „Ach nichts von Bedeutung.“ Log ich mehr schlecht als recht. „Und was ist nicht von Bedeutung?“ Nun schwieg ich. „Mamoru!“ Ich wartete noch ein paar Minuten in der Hoffnung er würde es sein lassen mich aufzufordern. Aber nach dem vierten Mal, gab ich nach. Während ich ihm von der Eskalation im Park erzählte festigte sich sein Griff ums Lenkrad – das beunruhigte mich. Als ich fertig war sagte er nichts, er nickte nur und schwieg dann wieder. So ging es den ganzen Abend weiter. „Fuck!“ Fluchte ich nur leise und versuchte mich aus meinen Sachen zu schälen, als sich die Badezimmertür öffnete. Massanorie kam rein, sah meine kläglichen versuche mit nur einer Hand aus meiner Hose und den Shorts zu kommen und fast meinte ich ein Lächeln auf seinem Gesicht zu erkennen. „Komm her, ich helfe dir.“ Seine Stimme hatte einen sanften Unterton angenommen. Als sein Vater im Krankenhaus lag, da hatte er auch oft einen solchen Tonfall gehabt, wenn er mit seiner Mutter oder seiner Schwester gesprochen hatte. „Tut mir leid.“ Flüsterte ich nur und setzte mich auf den Badewannenrand, während er meine Strümpfe auszog. „Was meinst du?“ „Das du dir Sorgen machst wegen mir. Das ich dich von deinem Geschäftsessen weggeholt habe, dass du deswegen Ärger mit deinem Vater bekommst… und alles was noch dazu gehört.“ Er schüttelte nur den Kopf und strich kurz über meine aufgeschlagenen Knie. Es schmerzte etwas und ich zuckte kurz unter seiner Berührung. „Ein miserabler Arzt. Er hat sich dieses Wunden nicht mal angeschaut.“ Damit stand er auf und kam mit einem Verbandkasten wieder. Wir schwiegen wieder und er desinfizierte jede noch so kleine Wunde. Am Ende war ich mit Pflastern nur so überseht. Ich lag schon eine Weile im Bett und die Schmerztabletten – wo immer er die her hatte – wirkten langsam. Diese angenehme Benommenheit welche sich gerade in meinem Gehirn breit machte verdrängt die Sorge um Minako und Yosuke. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)