Mondschatten von Alaiya (Die Grenze zwischen den Welten ~ Ryoki) ================================================================================ Epilog: Sonnenaufgang --------------------- Epilog: Sonnenaufgang Schweigend saßen Ryou und Ruki nebeneinander, aber doch mit gut einem halben Meter abstand, in der fast leeren Straßenbahn. Neben dem Jungen lag Monodramon und schnarchte leise vor sich hin, während Renamon zwar anwesend aber nicht zu sehen war, da es sich wieder verbarg. Außer ihnen waren nur drei andere müde Gestalten im Abteil zu sehen, die wahrscheinlich alle die Nacht entweder durchgezecht hatten oder grade von der Arbeit kamen. Immerhin war es ein Sonntagmorgen und wenn man durch das Fenster hinter dem Rücken der beiden Jugendlichen saß, konnte man die Sonne über den Hochhäusern Tokyos langsam aufgehen sehen. „Ryou“, begann Ruki vorsichtig, als der Zug grade von einer Station losfuhr, wo zwei der anderen Gäste ausgestiegen waren. Der dritte aus ihrem Abteil schien mittlerweile zu schlafen. „Hmm?“, machte er nur und sah sie von der Seite an. Das Mädchen sah zu ihm hinüber, nicht ganz wissend, wie sie anfangen sollte. „In dieser Welt“, begann sie dann, machte dann aber eine Pause, um nach den richtigen Worten zu suchen. Er seufzte. „Vergiss es einfach“, murmelte er. „Nein“, erwiderte sie und sah auf ihre Schuhe. „Das was du dort gesagt hast… Hast du das ernst gemeint?“ Damit sah sie ihn vorsichtig an. Ebenfalls unsicher erwiderte er ihren Blick, ehe er die Stirn runzelte. „Und was ist wenn nicht.“ Sie schwieg nur, während er wieder seufzte. Da er nichts weiter sagen wollte, fragte auch sie nicht weiter nach, bis die Bahn ungefähr vier Minuten später an der Hauptstation von Shinjuku hielt und sie ausstiegen. Auch der Bahnhof war leer, abgesehen von ein paar Jugendlichen, die wohl die Nacht durchgemacht hatten, und zwei Männern, die betrunken in einer Ecke hinter einer Reihe Bänke schliefen. Als sie das Gebäude der Station durch den Ostausgang verließen und die Überführung an der trotz der frühen Stunde gut befahrenen Hauptstraße des Viertels hinaufstiegen, fragte sich Ruki, wie sie die fast eineinhalb Kilometer zu sich nach Hause überhaupt schaffen sollte. Einfach einen Fuß vor den anderen setzen, denn Renamon war wahrscheinlich genau so müde wie sie selbst, auch wenn sie nicht dran zweifelte, dass es sie trotzdem tragen würde. „Ruki“, begann Ryou, grade als sie die unterste Stufe auf der anderen Seite der Überführung erreicht hatte. Sie ging einfach weiter den Bürgersteig entlang, schmollend, weil er solange geschwiegen hatte anstatt ihr zu antworten, doch nun lief er ihr nach, so schnell, dass das müde Monodramon kaum noch nachkam. „Ruki“, begann er erneut und griff nach ihrer Hand, wie er es als Justimon in dieser merkwürdigen Digiwelt getan hatte. „Was?“, erwiderte sie nur stur, ohne sich umzudrehen. Wieder schwieg er, während an ihnen ein Auto vorbei rauschte. „Wie kommst du darauf, dass ich so etwas aus Spaß sagen würde?“, fragte er schließlich. Nun war es an ihr zu schweigen. „Weil du immer merkwürdige Witze machst“, erwiderte sie nach einer Weile und versuchte die Tränen, die ihr schon wieder in den Augen standen, herunter zu schlucken. Wieso musste sie denn schon wieder weinen? Sie war doch nicht so ein verweichlichtes Mädchen, wie ihre Klassenkameradinnen oder allgemein die anderen in ihrem Alter. „Ruki…“, murmelte er langsam und seufzte wieder. „Ruki, sieh mich an.“ „Wieso?“, erwiderte sie. Hoffentlich hörte er nicht, dass sie weinte, dachte sie, ehe ihr die Gedanken aus der vergangenen Nacht wiederkamen. Wieso war sie nur so unglaublich stolz? Wieso hatte sie so eine Angst ihm zu vertrauen? Daraufhin ging er zu ihr hin, packte sie an den Schultern und drehte sie zu sich um. „Du weinst schon wieder?“, fragte er und sah sie mit einem schuldigen Blick an. „Quatsch“, erwiderte sie. „Ich bin nur müde…“ Hastig wischte sie sich die Tränen aus dem Gesicht. „Ich bin so ein Idiot“, murmelte er. „Ja, das bist du“, bestätigte sie. Er lachte kurz auf. „Danke“, meinte er und lächelte sie an. „Ruki, ich wollte dich wirklich nicht verletzen.“ Scheinbar selbst unsicher schüttelte er den Kopf. „Ich… Als wir in dieser merkwürdigen Welt waren… Ich wusste nicht, was auf uns zukam und… Vielleicht hätte ich dir das nicht sagen sollen. Ach, ich hätte dich nicht küssen, sollen. Ach…“ Nun ließ er sie los und legte kurz den Kopf in den Nacken. „Ich will nur nicht, dass du mich jetzt hasst.“ Für eine Weile senkte sie ihren Blick, ehe sie unsicher versuchte in seine Augen zu sehen. Ihr war die Situation immer noch nicht wirklich geheuer, vielleicht auch einfach, weil sie an so etwas nicht gewohnt war. Innerlich musste sie fast lachen, weil die Szene ihr so albern, so kitschig vorkam, so, wie es sich viele andere Mädchen erträumten. Nur das diese anderen Mädchen den Jungen wohl vorher kaum aus einer anderen Welt vor einem Monster retten musste, dass eigene Dimensionen erschaffen konnten. Wenn wurden doch die Mädchen gerettet… „Ich hasse dich nicht“, gab sie schließlich zu. „Aber du nervst mich manchmal richtig. Sie endlich ein, das ich kein Mädchen bin, das gerettet werden will.“ Er grinste sie entschuldigend an, doch in seinen Augen spiegelte sich Unsicherheit wieder. „Aber ich hasse dich nicht“, wiederholte sie dann. „Auch jetzt nicht.“ „Dann ist alles so wie vorher?“, fragte er noch immer unsicher. „Ich weiß nicht“, erwiderte sie und machte danach eine Pause. Was sollte sie ihm sagen? Dass sie ihn mochte? Also die Wahrheit? Ein Teil von ihr plädierte unbedingt dafür, doch ein anderer Teil wehrte sich dagegen. Was würde dann werden? Genau das war die Frage, die sie sich mulmig fühlen ließ. Was würde sich dann verändern? „Wie meintest du das, was du in dieser Welt von Milleniumon sagtest?“, fragte sie, als er sie immer noch genau so wie zuvor ansah. Kurz schwieg er, ehe er seine Worte wiederholte: „Ich mag dich“, erwiderte er und lächelte sie nun sanft an. „Du bedeutest mir sehr viel.“ „Auf welche Art?“, hakte sie nach. Er holte tief Luft. „Ich mag dich halt sehr“, seufzte er. „Ich… Oh man…“ Etwas unschlüssig stöhnte er auf. „Ich mag dich halt auf die Weise, wie ein Junge ein Mädchen mag…“ Wieder unterbrach er sich und seufzte. „Du machst es mir echt nicht leicht.“ Mit der linken Hand fuhr er sich durch seine Haare. Dann seufzte er noch einmal. „Wieso erzähle ich dir das eigentlich? Du hältst mich jetzt wahrscheinlich für einen größeren Idioten als zuvor.“ Obwohl noch immer Tränen über ihre Wangen rannen, lächelte sie nun matt. „Vielleicht“, erwiderte sie und holte nun ihrerseits Luft. „Ryou“, begann sie dann und runzelte die Stirn. Noch immer hatte sie Angst, dass das alles nur einer seiner Witze war. „Ich…“ Warum war es so schwer das eine Wort zu sagen? „Ich mag dich auch“, bracht sie dann schnell hervor und wollte sich abwenden, doch er reagierte und hielt sie fest. „Wirklich?“, fragte er. „Glaubst du, dass ich sonst so was Peinliches sagen würde?“, fauchte sie ihn an. Daraufhin grinste er nun aufrichtig, ehe er sich das Stück zu ihr hinabbeugte und sie auf die Lippen küsste, jedoch auf eine andere Art als zuvor. Erst kämpfte sie gegen den Drang an, ihn von sich weg zu stoßen, doch schließlich erwiderte sie seinen Kuss vorsichtig und unerfahren. Ein Kribbeln erfüllte ihren Bauch, was eigentlich, so fand sie, gar nicht zu ihr passte. Trotzdem fühlte es sich gut an, wie auch der Herzschlag, der sich für den Moment beschleunig hatte und ihre Wangen noch röter hatte werden lassen, als sie vorher schon waren. Schließlich löste sie sich von ihm und wandte den Blick wieder ab. „Ich sollte langsam wirklich nach Hause“, meinte sie. „Meine Mutter macht sich sicher Sorgen. Ich bin in der Nacht einfach so verschwunden…“ Ryou nickte stumm, griff dann aber vorsichtig nach ihrer Hand und schob seine Finger zwischen die ihren. Kurz überlegte sie, ihre Hand wegzuziehen, doch dann beließ sie es so und setzte sich langsam in Bewegung. Mittlerweile war auch die Sonne schon von der Straße aus zu sehen, und die Spiegelfassaden der Hochhäuser reflektierten das Licht des orangen Himmels, während die beiden Jungendlichen zusammen mit einem kleinen violetten Drachen, der im Gehen fast einschlief, und einem gelblichen Fuchs, der nur ab und zu bei ihnen zu sehen war, den Bürgersteig entlang wanderten. Nun schwiegen beide und dachten, während sie nebeneinander hergingen über ihre Situation nachdachten. Niemand hätte diesem Bild etwas über den zurückliegenden Kampf der vergangenen Nacht erahnen können und dass die beiden sogar gleich zwei fremde Welten bereist hatten. Aber wer hätte überhaupt an so etwas gedacht? Woran die beiden jedoch nicht dachten, war das Bild, was sich für Rukis verzweifelte Mutter ergab, als sie zusammen, das Mädchen mit noch immer verweintem Gesicht, vor dem Eingangtor des Grundstücks standen. Doch Rumiko Makino verstand gerne etwas falsch, wenn es um ihre Tochter ging, wenngleich ihre Vermutungen über die vergangene Nacht weit gefehlt waren. Für den Moment aber störte sich niemand daran, dazu waren sie einfach zu erschöpft. Die Aufklärung Rumikos konnte wirklich warten, bis sie ausgeschlafen hatten… Immerhin war nun schon morgen, und mittlerweile tat Rukis Kopf ganz schön weh, so dass auch das Glücksgefühl von zuvor nichts mehr dagegen machen konnte. Deswegen war sie auch dankbar, als ihre Großmutter sie erst einmal beruhigte und dem nicht minder erschöpften Jungen ein Zimmer für die Nacht anbot, wobei sie das nicht mehr wirklich mitbekam, als sie schon auf Socken die Veranda entlang zu ihrem Zimmer schlenderte. Jetzt wollte sie nur noch schlafen – über alles andere würde sie sich Gedanken machen, wenn sie sich wach genug dafür fühlte… Also wahrscheinlich nie, dachte sie in gewisser selbst Ironie und ließ sich auch schon auf ihr Futon fallen, ehe sie einen Augenblick später so, wie sie war, eingeschlafen war und Renamon die Schiebetür zu ihrem Zimmer schloss. ...Ende †♦†♦†♦†♦†♦†♦†♦†♦† Nachwort: Hallo! Jetzt ist es geschafft und die Geschichte ist abgeschlossen. Freude! :) Da beim Lesen wohl für einige Fragen aufkamen, erkläre ich ein wenig etwas zu der FanFiction: Neben Tamers baut diese Geschichte auch auf den Spielen für den Wonderswan auf, die in Japan erschienen sind. Diese hießen "Anode/Cathode Tamer", "Tag Tamers", "D1 Tamers" und "Brave Tamer" und handelten vom originalen Ryou Akiyama, der in der Digiwelt gegen Milleniumon kämpfen muss, bis er erfährt, dass dieses eigentlich sein Partner ist. Die Geschichte spielt im Adventure Universum und baut die Charaktere aus diesem mit ein. Am Ende verschmilzt Monodramon, dass in "Brave Tamer" der Partner von Ryou ist (ein wenig mehr Infos dazu, findet ihr im meiner FanFic "Brave Tamer" ;D), mit Milleniumon. Was aus Ryou wird, erfährt man nicht. Jedoch scheint er kein Mensch mehr zu sein, denn er besitzt nun dieselbe Fähigkeit wie Milleniumon, nämlich, dass er zwischen Raum und Zeit hin und herspringen kann. Da es Milleniumon möglich ist, die Grenze zwischen den Dimensionen zu überwinden, dachte ich, da es immer Ryou als Partner haben will, dass es in die Tamers Welt springen könnte, um den dortigen Ryou davon zu überzeugen, um zusammen mit ihm die Digiwelt von Adventure zu zerstören. Das ist der Clue dahinter, einfach davon ausgehend, dass es viele, viele Parallelwelten gibt ^-^/ Naja, ich hoffe, euch hat die Geschichte gefallen. Freue mich weiterhin über Feedback. LG Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)