Nebel über Hogwarts von Glasschmetterling ================================================================================ Kapitel 67: Diener des Dunklen Lords ------------------------------------ Nebel über Hogwarts – Kapitel 67: Diener des Dunklen Lords Severus's Füße schlugen hart auf dunklem Waldboden auf, und nur mit Mühe gelang es ihm, seine Knie davon abzuhalten, unter ihm wegzuknicken. Die Stütze von Lucius' Arm, der mit ihm appariert war, verschwand nur einen Moment, nachdem sie sicher gelandet waren, und er fand sich in einem Kreis aus hoch gewachsenen, in schwarze Umhänge gehüllten Gestalten wieder, die ihn aus den leeren, dunklen Augenschlitzen ihrer silbrigen Masken heraus unverwandt anstarrten. Er spürte, wie ein Schauder seinen Rücken hinunterlief, aber er ignorierte das Gefühl und richtete sich auf, wandte sich der einzigen Gestalt außer ihm, Regulus und dem kleinen Mädchen um ihn herum zu, deren Gesicht unbedeckt war – dem Dunklen Lord. Lucius war bereits auf seinen Herrn zugetreten und vor ihm auf die Knie gefallen, und Severus folgte ihm nach einem kurzen Moment des Zögerns hinunter auf den Boden, genauso wie Regulus und Suzanne, sie allerdings erst nach einem heftigen Schlag von Wilkes, der sie am Arm gepackt hielt. „Ich hatte nicht mit solchem Andrang gerechnet, Lucius.“ Die kalte, hämische Stimme sprach, und ein Teil von Severus war erleichtert, dass sie sich nicht an ihn wandte – der andere sehnte sich nach der Aufmerksamkeit, die Lucius nun zu Teil wurde. Er war hier, er hatte getan, was der Dunkle Lord wollte, und nun wurde er nicht einmal angesehen? „Ich... verzeiht mir, mein Lord.“ Lucius beugte sich hinunter und küsste den Saum des Umhangs seines Meisters. „Sie sind Snape von Hogwarts aus gefolgt.“ Nun wandten sich die roten, schlangengleichen Augen ihm zu, und er blickte zu Boden, wie er es bei Lucius gesehen hatte, eine Geste, die ihn unangenehm an all die langen Abende mit seinem Vater erinnerte... an denen er geschlagen wurde, wenn er nur aufmüpfig aussah. „Wie... unvorsichtig von dir, mein Junge.“ „Verzeiht mir, mein Lord.“ Für einen Moment hielt Lord Voldemort inne, dann nickte er langsam. „Hast du, worum ich dich gebeten habe?“ Severus griff in seine Tasche und zog die Phiole daraus hervor, das Glas pechschwarz im spärlichen Licht der Fackeln, stolz auf sein Werk und darauf, dass seine Hand nicht zitterte, als er sie dem Dunklen Lord darbot. Ein kurzes Wischen des Zauberstabs, dann landete der Trank zwischen Voldemorts Fingern, und er entkorkte das Fläschchen, roch mit einer Miene daran, die, wenn schon keine Brillianz, so doch zumindest Fachkenntnis verriet. „Beeindruckend... wirklich beeindruckend, mein Junge. Ich bin geneigt, dir deinen Faux pas zu verzeihen – wieso hast du die beiden nicht sofort getötet, als du sie bemerkt hast?“ Severus schluckte. „Der Direktor kennt sowohl die Ländereien als auch den Verbotenen Wald gut. Eine Leiche kann gefunden werden und meinen Rückkehrpunkt verraten, und meine Nützlichkeit für Euch wäre dahin, sollte ich so schnell enttarnt werden. Wenn sie hingegen verschwunden sind, hat Dumbledore nichts als einen vagen Verdacht.“ Der Dunkle Lord schien für einen Moment nachdenklich, dann nickte er. „Zumindest eine vernünftige Begründung.“ Er verkorkte das Fläschchen wieder und ließ es in den Tiefen seines Umhangs verschwinden, dann machte er ein paar Schritte auf Regulus zu, dessen Gesicht mittlerweile an Farbe verloren hatte, und zwang ihn mit seinem Zauberstab, sein Kinn zu heben und ihm in die Augen zu sehen. „Was ist mit dir, junger Black? Was hast du mir gebracht, mit dem du mir deine Nützlichkeit beweisen kannst?“ Severus wagte es nicht, sich vollends der Szene zuzuwenden, die drohte, seine eigene Furcht wieder an die Oberfläche zu spülen, die ihm zeigte, wie seine Aufnahme hätte verlaufen können, hätte er nicht sein Talent für Zaubertränke... aber wegblicken konnte er ebenfalls nicht. Aus dem Augenwinkel sah er, wie Regulus sich die trockenen Lippen leckte und zu Voldemort hinaufstarrte, die Pupillen weit vor Angst, und er dann einen kurzen Blick zu Suzanne warf, nicht mehr als eine unwillkürliche Reaktion. „Das Mädchen?“ Voldemort lachte, und es war ein Laut, der Severus hätte erschaudern lassen, hätte er sich nicht unter so starker, fast schmerzhafter Kontrolle gehalten. „Wie du möchtest...“ Er trat einen Schritt zurück und nahm seinen Zauberstab von Regulus' Kehle. „Zeig mir, was du kannst.“ Regulus stemmte sich aus seiner knienden Position nach oben und kämpfte für einen Moment unter dem Gelächter der Todesser um sein Gleichgewicht, dann zog er seinerseits seinen Zauberstab und wandte sich Suzanne zu, die ihn aus großen, erschrockenen Augen anstarrte. In Severus regte sich der dringende Wunsch, aufzuspringen, einzugreifen, irgendetwas zu tun, oder einfach nur wegzusehen, aber das konnte er nicht... es wäre gefährlich gewesen, das zu tun, und würde jegliche Chancen auf eine Aufnahme zunichte machen... ihn vielleicht sogar töten. Obwohl sein Verstand – oder war es sein Selbsterhaltungstrieb? – ihn reglos hielt, die Angst vor dem, was jetzt kommen würde, traf ihn wie ein Hammer. Er hatte gewusst, dass er Lily würde opfern müssen, um seinen Traum zu verfolgen – aber erst in diesem Moment wurde ihm klar, dass es auch ein Teil seiner selbst sein würde, den er aufgeben musste... den mitfühlenden Teil, denjenigen, der sich vor seine Mutter gestellt hatte, wenn sein Vater sie wieder schlug... der Lily beschützte, wenn sie wieder von ihren Gryffindorkollegen ausgelacht wurde... der noch immer glaubte, dass sowohl in ihm als auch in dieser dunklen, gefährlichen Welt ein Schimmer von Hoffnung lag. Severus bemühte sich, so unauffällig wie möglich zu schlucken und sein Gesicht in eine Maske zu verwandeln, die genauso unnahbar war wie die der Todesser, während Regulus seinen Zauberstab hob. „Crucio.“ Das Mädchen schrie, schrie, schrie, brüllte sich seine Seele aus dem Leib in unendlicher Qual, während Regulus mit einem Gesichtsausdruck auf sie hinunterstarrte, der sich von erster Abscheu schließlich langsam wandelte, hin zu einer morbiden, entrückten Faszination, die Severus fast den Magen umdrehte. Regulus genoss, was er gerade tat, genoss die Schmerzen seines Opfers, genoss seine Macht über sie, und Severus fragte sich, wie er diesen Charakterzug in seinem Hauskollegen so lange hatte übersehen können – und ob der zufriedene Gesichtsausdruck Voldemorts und das Johlen der Menge um ihn herum bedeutete, dass Sadismus genau das war, was der Dunkle Lord in seinen Anhängern bevorzugte. Mit einem Mal fühlte er sich fürchterlich falsch in diesem Kreis und auf dieser Lichtung, ein Gefühl, das auch nicht abebbte, als Voldemort nach vorne trat. „Genug.“ Regulus reagierte nicht sofort, erst als Lucius auf ihn zutrat, den Zauberstab erhoben, drang der Befehl zu ihm durch und er hob den Fluch auf. Selbst als der Schmerz verschwunden war, wand sich Suzanne immer noch auf dem Boden, wimmernd und schluchzend, während Regulus keuchend vor ihr stand, in den Augen noch immer dieses irre Leuchten, das Severus fast erschaudern ließ – aber nur fast. „Ihr habt beide bewiesen, dass ihr würdig seid, in die Reihen meiner Diener aufgenommen zu werden. Tretet vor.“ Severus unterdrückte die dumpfe Angst in seinem Magen, während er sich fragte, wie monatelange Arbeit an einem diffizilen und schwer zu brauenden Trank das selbe wert sein konnte wie ein paar Minuten der Folter, doch trotzdem machte er die paar Schritte nach vorne und sank dann vor seinem neuen Meister auf die Knie, genauso wie Regulus. „Macht euch bereit.“ Severus schob den linken Ärmel seines Umhangs nach oben, präsentierte seinen nackten, blassen Unterarm und spürte, wie Voldemort die Spitze seines Zauberstabs darauf legte. Nichts hätte ihn auf den Schmerz vorbereiten können, der folgte, nicht einmal der Cruciatus, den ein anderer Slytherin im Streit auf ihn abgefeuert hatte. Jede einzelne Linie des Dunklen Mals brannte sich in seine Haut, in sein Fleisch, bis hinunter auf seinen Knochen, glomm rot und bedrohlich auf seinem weißen Arm auf, und so sehr er sich auch auf die Zunge biss, bis er Blut schmeckte, er wusste nicht, ob das Wimmern, das er hörte, von dem Mädchen hinter ihm kam oder doch aus seinem Mund. Doch schließlich war es vorbei, und er erlaubte es sich endlich, aufzukeuchen, den Atemzug zu nehmen, den er sich so lange verweigert hatte, während Voldemort einen Blick auf ihn hinabwarf, der, wenn schon keine Anerkennung, doch Respekt vermittelte – wahrscheinlich war es ihm also doch gelungen, seinen Schmerz zu verbergen. Der Dunkle Lord wandte sich nun Regulus zu, und sogar aus dem Augenwinkel konnte Severus erkennen, dass der junge Mann zusammenzuckte. Eigener Schmerz ist wohl doch etwas anderes, dachte er zynisch, während sich Voldemorts Zauberstab gnadenlos auf seinen Unterarm hinabsenkte. Doch trotz seiner Abscheu für Regulus konnte er nicht verhindern, dass auch er zusammenzuckte, als die ersten Schreie des anderen Slytherins durch die Dunkelheit gellten, zu frisch, zu rau war seine eigene Erinnerung noch, zu sehr tat sein neues Dunkles Mal auch jetzt noch weh, zu sehr brannten die Linien, noch empfindlich und rot und nicht schwarz und verblasst, auf seiner Haut. Regulus' Schmerz ließ ihn die Zähne zusammenbeißen, bis der Dunkle Lord schließlich auch von ihm abließ und der Junge vor ihm zusammensackte, so als ob er seiner letzten Kraft beraubt wäre. „Erhebt euch.“ Severus folgte der kalten Aufforderung, stemmte sich auf seine Füße, auch wenn er fühlte, wie der Schwindel nach ihm griff, dann wartete er darauf, dass Regulus sich neben ihm ebenfalls schwerfällig aufrichtete. Er war offensichtlich desorientiert und verwirrt, doch trotzdem nahm er die Maske an, die ihnen von zwei wartenden Todessern gereicht wurde, genauso wie Severus. Sie fühlte sich kühl an gegen seine Haut und passte sich sofort seinen Gesichtszügen an, und als er seine Hände schließlich senkte, blieb sie von selbst haften, gewährte ihm einen neuen Ausblick auf die Welt aus schmalen, bedrohlichen Schlitzen. Er war einer von ihnen – nichts unterschied ihn nun mehr von den anderen, maskierten Gestalten, die im Kreis um ihn herumstanden und seine Initiation beobachtet hatten, und ein unsichtbares Grinsen schlich sich auf seine Züge. „Nimm deinen Platz ein, Black.“ Ein paar der wartenden Todesser rückten zusammen, schufen eine freie Stelle in dem dicht geschlossenen Kreis, und Regulus stolperte hinüber, nun durch nichts mehr zu erkennen außer durch seinen hastigen Atem. Severus wartete auf eine ähnliche Auffoderung, doch nichts geschah – der Dunkle Lord betrachtete ihn nur aus rötlichen Schlangenaugen, bis er schließlich nickte. „Für dich, Snape, habe ich einen ersten Auftrag – eine erste Chance, dich in meinen Diensten zu beweisen.“ Im Hintergrund konnte er noch immer Suzannes unterdrücktes Schluchzen hören und für einen Moment stieg seine Angst hinauf bis in seine Kehle. „Malfoy.“ Lucius trat nach vorne und streckte seinen Arm aus. Severus legte seine Hand auf den dunklen, rauen Stoff, und einen Moment später riss die Apparation ihn erneut fort. Sie landeten in der Nähe eines abgeschiedenen Grundstücks in den Hügeln von Cornwall, an dessen Grenze das Meer an die Klippen brandete, das Geräusch für Severus eine willkommene Ablenkung von den Schmerzen in seinen Arm und den Szenen, die er gerade erlebt hatte und die noch immer hinter seinen geschlossenen Lidern lauerten, jederzeit bereit, wieder zum Leben zu erwachen. Er schüttelte seinen Ärmel aus, sodass der Stoff wieder über seinen Unterarm fiel, und auch wenn die raue Textur schmerzhaft über seine noch wunde Haut scheuerte, so war er doch froh, das Dunkle Mal zumindest fürs Erste vor seinem Blick verborgen zu haben. „Was ist unser Auftrag?“, fragte er Lucius, mehr, um sich von seinen momentanen Zweifeln abzulenken, als weil er wirklichen Eifer verspürte, den Willen des Dunklen Lords auszuüben. „Das Haus gehört einem der wichtigsten Auroren des Ministeriums, der Jagd auf uns macht. Wir – du – bist heute Nacht hier, um ihn zu töten.“ Severus schluckte, doch zum Glück verbarg die undurchdringliche Maske jegliche Regung auf seinem Gesicht, die sein Zögern vielleicht verraten hätte. „Ist er zu Hause? Ich bezweifle, dass wir die Schutzbarrieren eines Gebäudes überwinden können, das einem Auroren gehört.“ Lucius schüttelte den Kopf. „Nein – wir warten auf seine Rückkehr, und sobald er appariert, schlagen wir zu.“ Severus nickte langsam, auch wenn ihm der Plan nicht unbedingt gefiel. Ein Angriff, ausgeführt von zwei noch immer verhältnismäßig jungen Zauberern, die fast ohne jegliche Vorbereitung auf einen Auroren losgingen, der nicht nur Jahre der Ausbildung, sondern auch die Erfahrung auf seiner Seite hatte... aber er hatte keine Wahl, oder? Eine Rückkehr, ohne einen Erfolg vermelden zu können – ja, ohne es überhaupt versucht zu haben – stand außer Frage und würde wahrscheinlich empfindliche Konsequenzen für sie beide haben. „Wo ist sein Apparationspunkt?“ Lucius führte ihn durch die Nacht davon. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)