Nebel über Hogwarts von Glasschmetterling ================================================================================ Kapitel 73: Im Orden des Phönix ------------------------------- Nebel über Hogwarts – Kapitel 73: Im Orden des Phönix James wusste nicht, wie lange er Lily festgehalten und auf die Tür von Dumbledores Büro gestarrt hatte, während das Schwarz der Nacht langsam dem Grau und schließlich dem ersten, zarten Rosa des beginnenden Morgens wich, ein Gedanke, der nur langsam in seinen Kopf schlich. Dass nach einer Nacht wie der, die sie – und vor allem Peter und Remus – durchgemacht hatten, auch ein Morgen folgen könnte, ein schöner, heller Sommermorgen, war ein fast unvorstellbarer Gedanke für ihn, und auch den anderen schien es ähnlich zu gehen. Der Sonne gelang es allerdings nicht, die äscherne Müdigkeit aus ihren Gesichtern zu wischen, die Linien, die der Kampf und der Schmerz in ihre Haut eingegraben hatte – James fühlte sich Jahre älter als achtzehn, und er vermutete, dass er auch so aussah. Aber er hatte überlebt... im Gegensatz zu Florence und Suzanne, und instinktiv zog er Lily näher an sich heran, und sie spürte seine Angst, schmiegte ihren Kopf an seine Schulter als stille Versicherung, dass sie noch immer hier war, dass sie nicht tot war. Als die Tür aufschlug, zuckten sie beide zusammen und sprangen auf, während Professor Dumbledore eintrat und seinen Blick über sie alle wandern ließ, dicht gefolgt von Professor Lovejoy, die ungefähr so erschöpft und erschüttert aussah, wie James sich fühlte. James Augen folgten dem Schulleiter auf seinem Weg hinter seinen Schreibtisch, während Lovejoy sich nur zu den anderen Schülern vor dem großen Möbelstück gesellte, gemeinsam mit Sirius, der seine rastlose Wanderung durch den Raum schließlich aufgegeben hatte. Dumbledores scharfe, blaue Augen musterten sie, jeden einzelnen von ihnen, bevor er sich schließlich auf seinen Platz sinken ließ. „Virginia? Könntest du?“ Lovejoy nickte und zog ihren Zauberstab, und einen Moment später standen vier zusätzliche Stühle im Halbkreis um den Schreibtisch, auf die sie sich setzten. Dumbledore schien unwillig zu sein, das Gespräch beginnen zu lassen, und während die Sonne nun vollends aufging, konnte James auch die Linien der Müdigkeit um seine sonst so funkelnden, blauen Augen erkennen, die nun ohne jeglichen Schalk in ihnen durch sein Büro starrten, in dem eine so gedrückte Atmosphäre herrschte. Doch schließlich durchbrach das Knistern von Flammen hinter ihnen die Stille, und James drehte sich um, um einen wunderschönen Phönix auf seiner Vogelstange neben der Tür zu entdecken. Das Tier fing seinen Blick auf und warf ihn aus schwarzen Knopfaugen zurück, dann sang er einen einzelnen, warmen Ton, und James spürte, wie ein Teil des Schmerzes von ihm abfiel. „Danke, Fawkes“, entgegnete Dumbledore nur, dann wandte er sich den Schülern und der Lehrerin vor ihm zu. „Professor Lovejoy hat mich bereits über die Ereignisse des Abends informiert, soweit sie mir davon berichten konnte. Was mich nun interessieren würde, Mr Pettigrew – wie sind Sie an den Treffpunkt der Todesser gelangt?“ James spürte, wie Peter neben ihm zusammenzuckte, weil er angesprochen wurde, und war am Rande einer scharfen Antwort, einer, die nach Ruhe und Schonung für seinen Freund bat, als dieser selbst sprach. „Ehrlich? Ich weiß es nicht. Ich war so verzweifelt, dass ich... dass ich einfach nur weg wollte, und dann war ich in diesem großen, leeren Raum... und plötzlich auf der Lichtung.“ Dumbledore runzelte die Stirn. „Und wo ist dieser Raum? Wenn wir einen Ort in diesem Schloss haben, von dem aus man apparieren oder disapparieren kann, muss ich es wissen.“ Peter seufzte. „Ich weiß es nicht... ich bin einfach nur gerannt und habe keine Ahnung, wo ich war.“ „Ich habe ihn verfolgt und ihn im siebten Stock verloren, Professor.“ Dumbledore nickte auf Sirius' Worte hin. „Danke, Mr Black. Das ist zumindest etwas, mit dem wir arbeiten können.“ Für einen Moment hielt er inne, dann wandte er sich wieder Peter zu. „Was ist dann passiert, Mr Pettigrew?“ „Ich war dort... und meine Schwester war schon tot.“ Peter schluckte, und James sah, wie Remus zusammenzuckte – offenbar hatte er zuvor nicht begriffen, oder zumindest nicht ganz, was passiert war. „Ich konnte nichts für sie tun und... sie haben mich gefoltert... und dann sind die anderen aufgetaucht.“ Peter rang seine Hände in seinem Schoß, unfähig, ihnen in die Augen zu sehen, und sprach stattdessen mit dem Fußboden vor seinen Schuhspitzen. „Sie hätten mich sicher getötet, wenn ihr nicht gekommen wärt. Sicher.“ Er schluckte. „Und dann hat mich ein Querschläger getroffen, und ich erinnere mich an nichts mehr, bis die Auroren mich aufgeweckt haben.“ „Und... haben Sie irgendeine Idee, wie ihre Schwester dorthin gekommen ist?“ Peter schüttelte den Kopf. „Ich weiß es nicht... ich...“ „Sie wissen doch von dem Angriff auf Suzanne, nicht wahr, Professor?“ Sirius lehnte sich nach vorne. „Natürlich, Mr Black.“ „Wir haben immer vermutet, dass es ein Slytherin war, und Suzanne hat gesagt, dass sie ihren Angreifer nicht aus den Augen lässt, auch wenn sie uns seinen Namen nicht verraten wollte. Was ist, wenn dieser Schüler ein Todesser ist und an dem Treffen teilgenommen hat – und Suzanne entdeckt wurde, als sie ihm gefolgt ist?“ Dumbledore faltete seine Hände unter seinem Kinn. „Das ist eine beängstigende Idee, Mr Black, und ich befürchte, sie enthält mehr Wahrheit, als mir als Schulleiter recht sein kann. Leider kann uns Miss Pettigrew nicht mehr verraten, was sie getan hat, und ich bezweifle, dass der Schuldige sich nach so langer Zeit noch melden wird.“ Peter schluckte hörbar und blinzelte die Tränen weg, die in seine Augen getreten waren. „Aber Sie... Sie können doch nicht einfach nichts tun, Professor!“ „Das kann ich nicht, Mr Pettigrew – aber ich befürchte, das, was ich tue, wird keinen Erfolg zeigen.“ „Ich wette, es war Snape“, murmelte Sirius hörbar, doch Lily schüttelte den Kopf. „Nein. Ich habe ihn sieben Jahre lang darüber reden hören, wie unfair es ist, Schwächere anzugreifen – nein, das würde er nicht tun.“ Sirius schien nicht überzeugt, und persönlich schloss James sich seinem Urteil an, aber er musste zugeben, dass Lily Snape besser kannte, als er es tat und hoffentlich jemals tun würde, selbst wenn sie sich in den letzten Monaten voneinander entfremdet hatten. Dumbledore nickte. „Ich werde mit allen in Frage kommenden Schülern sprechen, glauben Sie mir. Aber in der Zwischenzeit gibt es noch einige andere Angelegenheiten, die wir erledigen sollten.“ James wusste nicht, was wichtiger sein sollte als die Frage, wer auf Hogwarts mit Du-weißt-schon-wem sympathisierte oder sich vielleicht sogar den Todessern angeschlossen hatte, doch Dumbledores Stimme brach seinen Gedankengang ab. „Mr Lupin?“ Remus zuckte zusammen, bevor er antwortete, die Stimme leblos. „Ja?“ „Den Auroren ist es nicht gelungen, Miss Silverspoons Mörder zu fassen.“ „Ich weiß.“ Remus klang ruhig, so ruhig, dass James sofort vermutete, dass er irgendetwas hinunterschluckte, und begann, auf den unweigerlichen Ausbruch zu warten. „Wo ist sie jetzt?“ Dumbledore seufzte. „Ihre Eltern haben ihren Körper in Empfang genommen.“ „Und wieso haben Sie sie nicht gerettet? Sie waren doch da, verdammt!“ Der raue Schmerz in Remus' Stimme ließ James zusammenzucken, genauso wie die Anschuldigung, und Dumbledore seufzte erneut auf. „Ich war da, Mr Lupin, ja – aber zu meinem eigenen Bedauern bin ich auch ich nicht allmächtig.“ Remus schüttelte nur den Kopf anstatt einer Antwort, sein Ausbruch schien alle seine übrige Kraft verbraucht zu haben, und Sirius streckte die Hand aus und legte sie ihm auf die Schulter. „Ruhig, Remus.“ Dumbledore nickte langsam. „Aufgrund der Ereignisse wird die schulfreie Zeit nach den Prüfungen abgekürzt. Übermorgen wird eine Trauerfeier für Miss Pettigrew und Miss Silverspoon abgehalten, und danach wird der Hogwarts-Express Sie alle zurück nach London bringen. Ich werde die Ankündigung heute beim Frühstück machen.“ James nahm die Informationen auf, ohne, dass sie wirkliche Bedeutung für ihn zu haben schienen – er würde früher in das leere Haus seiner Eltern zurückkehren... aber wen kümmerte das schon? „Bevor ich Sie entlasse... Sie alle haben mutig und bewundernswert gekämpft, auch Miss Pettigrew und Miss Silverspoon.“ Er hielt inne, ließ seinen Blick über sie alle wandern, wartete sogar, bis Peter und Remus schließlich aufsahen und ihm in die Augen sahen, damit auch sie verstanden, wie ernst er seine Worte meinte. „Auch wenn diese Nacht hart für Sie war und Sie Verluste hinnehmen mussten – es sind junge Hexen und Zauberer wie Sie, die mir die Hoffnung geben, dass wir diesen Krieg nicht umsonst führen und nicht auf verlorenem Posten stehen. Ich weiß nicht, wie viel Sie über den Orden des Phönix gehört haben, und ob die Informationen, die Sie haben, mehr sind als bloße Gerüchte. Wir sind eine Gruppe von Hexen und Zauberern, die sich dem Kampf gegen Voldemort verschrieben haben, und alles tun, um seinen Aufstieg aufzuhalten und seine Macht zu begrenzen. Mitglieder, die Sie kennen, sind unter anderem Professor Lovejoy, Professor McGonagall, Miss Meadowes, mit der Sie auf Patrouille gegangen sind, und meine Wenigkeit. Falls die Erlebnisse dieser Nacht Sie nicht abgeschreckt haben, wäre ich bereit, Sie alle in unsere Organisation aufzunehmen, sofern sie bereit sind, den Bedingungen zuzustimmen.“ „Was für Bedingungen?“ Lily klang misstrauisch, ein Gefühl, das James nicht teilte – trotz all der Dinge, die er in dieser Nacht gesehen und getan hatte, und die ihn wahrscheinlich bis in seine Träume verfolgen würden, wäre er sofort beigetreten. „Ein Schwur der Verschwiegenheit und die Bereitschaft, den größten Teil Ihrer freien Zeit und vielleicht sogar ihr Leben für unser Ziel – die Vernichtung von Voldemort – zu opfern.“ James stand auf, und einen Moment später folgte Lily ihm. „Ich bin dabei.“ Sie lächelte, das erste, kleine Grinsen, das die düstere Atmosphäre des Raums durchbrach. „Ich auch.“ Remus und Sirius standen gleichzeitig auf, auch wenn Remus Bewegungen etwas schwerfällig wirkten und seine Stimme noch immer fürchterlich belegt klang. „Für Florence.“ „Und gegen meine Eltern.“ Peter war der einzige, der noch auf seinem Stuhl saß, doch einen Moment erhob er sich auch von seinem Stuhl, zitternd und nervös. „Und für Suzanne.“ Dumbledore nickte, und sandte sein müdes Zwinkern in Professor Lovejoys Richtung, ein Blick, der Ich hab es doch gesagt! ausdrückte. „Ausgezeichnet. Dann würde ich sagen, Ladies first?“ Er trat hinter seinem Schreibtisch hervor und auf Lily zu, die ihn unsicher anstarrte, nicht wusste, was jetzt von ihr erwartet wurde. „Ihr Zauberstab, Miss Evans?“ Sie nickte und zog ihn aus ihrem Ärmel hervor, hob ihn dann in ihrer rechten Hand auf die Höhe ihrer Schulter. „Schwören Sie, Miss Lily Evans, die Geheimnisse des Ordens des Phönix zu schützen und zu bewahren?“ „Ich schwöre.“ Ihre Stimme klang ruhig und sicher, nun, da sie sich entschieden hatte, und Dumbledore lächelte, bevor er auf James zutrat, der seinen Zauberstab bereits erhoben hatte. „Schwören Sie, Mr James Potter, die Geheimnisse des Ordens des Phönix zu schützen und zu bewahren?“ „Ich schwöre.“ Peter war der nächste in der Reihe, und auch er hob seine Hand, wenn sie auch sichtbar zitterte. „Schwören Sie, Mr Peter Pettigrew, die Geheimnisse des Ordens des Phönix zu schützen und zu bewahren?“ „Ich... ich schwöre.“ Seine Stimme zitterte, und doch sprach er, bevor Dumbledore auf Remus zutrat. „Schwören Sie, Mr Remus John Lupin, die Geheimnisse des Ordens des Phönix zu schützen und zu bewahren?“ „Ich schwöre.“ Rau und doch voller Entschlossenheit. „Schwören Sie, Mr Sirius Black, die Geheimnisse des Ordens des Phönix zu schützen und zu bewahren?“ „Ich schwöre.“ Dumbledore ließ seinen Blick über seine Schüler wandern, dann nickte er langsam, zufrieden, und lächelte. „Dann fühle ich mich geehrt, an Ihrer Seite kämpfen zu dürfen.“ Hosted by Animexx e.V. 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