Nebel über Hogwarts von Glasschmetterling ================================================================================ Kapitel 9: Die Kraft der Liebe ------------------------------ Nebel über Hogwarts – Kapitel 9: Die Kraft der Liebe Remus schlug hastig die Tür des Verwandlungsklassenzimmers hinter sich zu, so als ob er alles, was außerhalb lag, aussperren wollte, und lehnte sich das kühle Holz. Zu spät bemerkte er, dass Florence schon hier war, sie hatte sich auf ihrem Stuhl zurückgelehnt und die Füße auf den Tisch gelegt, ihr überraschter Blick traf ihn unerwartet und er starrte sie an wie das Kaninchen die Schlange. „Du bist schon hier?“ „Klar.“ Sie grinste und ließ alle vier Stuhlbeine krachend auf dem Boden aufschlagen, als sie sich gerade hinsetzte. „Wenn du doch heute ausnahmsweise Zeit hast, wollte ich nicht zu spät sein.“ Sie hatte sich bemüht, den Vorwurf aus ihrer Stimme zu halten, das wusste er, und doch schimmerte ein Unterton von Verletztheit zwischen ihren Worten hindurch. Er zuckte angemessen beschämt mit den Schultern, zumindest hoffte er, dass die Geste seine Verlegenheit transportierte, und machte ein paar Schritte nach vorne, auf Florence zu. „Tut mir leid... aber es war einfach nicht mein Tag, verstehst du?“ „Klar.“ Florence zog ihre Verwandlungsbücher aus der Tasche und lächelte ihn süffisant an. „Jeder hat doch mal seine Tage.“ Remus stutzte. „Was?“ „Ach, egal. Lass uns anfangen.“ Sie schlug ihre Mappe mit den Mitschriften auf und deutete resigniert auf das... nun, eher stilisierte Bild einer Schildkröte, Remus hätte es nicht erkannt, wenn er nicht einem Pfeil gefolgt hätte, an deren Ende in Versalien SCHILDKRÖTE gekrakelt stand. „Ich verstehe einfach nicht, wie genau ich die letzte Bewegung machen muss... sie hat immer noch ein Kopfkissen als Panzer, egal, was ich probiert habe...“ Die beiden nächsten Stunden verbrachten sie damit, Verwandlungen zu üben, sie diskutierten über die Theorie und Remus hatte das Gefühl, dass es Florence wenigstens für einige Minuten gelang, ihre Abneigung gegen dieses Fach zu überwinden, die ansonsten eigentlich so offensichtlich war. Doch schließlich lehnte sie sich in ihrem Stuhl zurück und schüttelte den Kopf. „Wenn ich heute noch eine Billardkugel sehen muss, dann verhexe ich sie und verwandle sie nicht... ich denke, für heute reicht das.“ Remus nickte, er spürte, wie die Müdigkeit bereits unter seine Augenlider kroch, letzte Auswirkungen seiner Verwandlung und der Umstellung auf den Schulalltag – und natürlich der Gedanke daran, dass der nächste Vollmond nur noch etwas mehr als zwei Wochen entfernt lag. Er blickte auf und sah, wie Florence lächelte, sie hielt ihre Tasche auf dem Schoß und beobachtete ihn neugierig. „Danke für deine Hilfe, Remus. Ohne dich hätt ich das glaub ich nie hinbekommen.“ Hastig schüttelte er den Kopf. „Sicher hättest dus geschafft – ich hab dir doch gar nichts gezeigt, du hast es doch selbst herausgefunden.“ Vage bemerkte er, wie ihre Wangen sich im Licht der Fackeln an den Wänden röteten. „Wie auch immer... ich hab hier was für dich, als kleines Dankeschön.“ Sie zog eine Packung Schokofrösche aus dem Honigtopf aus ihrer Tasche, er hatte keine Ahnung, wie sie herausgefunden hatte, dass er die Karten sammelte, musste aber zugeben, dass er freudig überrascht war. „Danke.“ Über den Tisch hinweg griff er danach und Florence hatte sich schon erhoben, als ihm wieder einfiel, dass James ihm noch Butterbier und Knabbereien mitgegeben hatte – und er hatte keine Lust, sich dumme Kommentare anzuhören, wenn er sie wieder mit nach oben in den Turm zurückbrachte. „Warte.“ Sie wandte sich im Türrahmen um, ihre blonden Locken schwangen um ihren Kopf, als sie sich ihm zuwandte und ihn überrascht ansah. „Ja?“ „Möchtest du noch ein wenig hierbleiben? In Gryffindor läuft heute eine Party und ich hab ein paar Sachen mitgebracht, die anscheinend niemand gebraucht hat.“ „Öhm... klar. Wenn ich dich schon vom Feiern abhalte...“ Sie ließ sich wieder auf den Stuhl sinken und Remus zog die Butterbierflaschen und die Knusperstangen aus seiner Tasche, auf dem eiskalten Glas perlte noch immer das Wasser und er verzog die Lippen zu einem leichten Grinsen. James hatte den Getränke-kühl-Zauber, den er vom letzten Kapitän der Gryffindor-Quidditchmannschaft gelernt hatte, um das Wasser für die Spieler kalt zu halten, schon bald – fast zu bald, wie Remus selbst fand – auf andere Flüssigkeiten angewendet und es darin zu einiger Perfektion getrieben. „Danke.“ Florence öffnete die Flasche, die er ihr gereicht hatte, und er stellte die Packung mit den Knabbereien neben die Schokofrösche, dann lächelte er ihr zu. „Cheers.“ Ihre Flaschen stießen mit einem leisen Klirren aneinander, beide nahmen sie einen tiefen Schluck und Remus lehnte sich auf seinem Stuhl zurück, Florence wirkte durchaus zufrieden, doch er suchte nach einem Thema, um die Stille zu durchbrechen. „Wie sieht es eigentlich bei dir in den anderen Fächern aus? Ich meine, du musst ja noch einige andere UTZs machen außer Verwandlung, oder?“ Florence blickte auf, sie hatte eine der Knusperstangen aus der Packung genommen und hielt sie nun nachdenklich zwischen den Fingern, ihre Flasche stand mittlerweile wieder auf dem Tisch. „Ja... in Zaubertränke, Kräuterkunde, Zauberkunst und Verteidigung gegen die Dunklen Künste. Ist ein ziemliches Pensum, das ich mir da aufgehalst habe, und zusätzlich noch Astronomie... aber irgendwie schaff ich das schon. Und die anderen Fächer sind weniger anstrengend, finde ich. Verwandlung ist einfach so... ungenau, weißt du?“ Sie wedelt mit dem Gebäck, um ihren Standpunkt zu verdeutlichen. „In Zauberkunst kannst du die Bewegungen lernen, in Zaubertränke die Zutaten und die Zubereitung, in Astronomie die Positionen der Planeten... aber in Verwandlung sagt dir niemand, wie genau das, was du verwandeln sollst, schlussendlich aussehen soll... es kommt so sehr auf deine Vorstellungskraft an, auf deine Erinnerung, auf das, was du selbst gesehen und erlebt hast... und dieser Aspekt liegt mir irgendwie nicht.“ Er beobachtete interessiert, wie sie vorsichtig, um ihre Uniform nicht vollzukrümeln, von der Knusperstange abbiss, und nahm einen weiteren, diesmal tieferen Schluck Butterbier. „Ich verstehe... so hab ich irgendwie nie darüber nachgedacht. Ich hatte einfach immer ein Talent dafür, Dinge zu verwandeln, und mir nicht allzu viele Gedanken darüber gemacht.“ Und, bei Merlin, ich hoffe, dass du nie erfährst, warum. „Du Glücklicher.“ Florence lächelte entspannt, eine leichte Röte hatte sich über ihre Wangen gelegt, die nun wohl nichts mit ihrer Verlegenheit zu tun hatte, und sie schlüpfte aus ihrem Hogwartsumhang. „Hm... ist warm hier.“ Remus musste ihr zustimmen, er hatte das Gefühl, dass die Temperatur sich merklich erhöht hatte, was das kalte Butterbier zu einem wahren Segen machte. Auch Florence schien so zu denken, sie hatte die halbe Flasche bereits geleert und lehnte sich gemütlich in ihrem Stuhl zurück. „Welche UTZ-Fächer hast du eigentlich gewählt?“ Fasziniert beobachtete er, wie Florence sich eine weitere Knusperstange langsam in den Mund schob, sie schien ein wenig abwesend zu sein und konzentrierte sich auf ihn, was ihm schließlich die Frage, die sie gestellt hatte, zur Kenntnis brachte. „Oh... meine Fächer.“ Er lächelte sie nachdenklich an, sie sah wirklich hübsch aus, wie sie sich eine blonde Locke um den Zeigefinger wickelte. „Verteidigung gegen die Dunklen Künste, Verwandlung, Zauberkunst und... ja, Arithmantik hab ich... vergessen.“ „Vergessen“, wiederholte Florence nachdenklich, Remus hatte kaum bemerkt, dass auch sein Umhang nun über der Stuhllehne hing und er fuhr sich mit den Fingern durchs Haar. „Der Mond ist heute sicher hübsch...“, wisperte sie leise, während sie vorsichtig einen Schokofrosch auspackte, Remus beobachtete ihre schlanken Finger, die eine merkwürdige Magie auf ihn auszuüben schienen, seine Augen wanderten wie von selbst zu ihren sinnlichen Lippen, als sie den Mund öffnete und die Schokolade hineinschob. „Der Mond ist wirklich hübsch...“, entgegnete er, ohne zu wissen, was er eigentlich sagte, und erhob sich langsam von seinem Stuhl. „Willst du ihn sehn?“ Er hielt Florence seinen Arm hin und sie hakte sich bei ihm ein, er spürte die Berührung intensiv durch den dünnen Stoff seines Hemdes, ihre Hüfte an seiner, während sie fast quälend langsam zum Fenster gingen. „Ja... und die Sterne...“ In ihren Augen lag ein Funkeln, das er wunderschön und faszinierend fand, sie erreichten das Fenster und sahen hinaus, die dunklen Schlossgründe zogen sich unter ihnen hinweg bis zum See, der Mond spiegelte sich auf der Wasseroberfläche und schwappte mit dem Rhythmus der Wellen. „Remus...“ Er spürte ihre Lippen, sie schmeckte nach Schokolade mit einem Hauch von Butterbier, seine Finger vergruben sich in ihren Haaren, bevor eine bewusste Regung seines Geistes sie dorthin schickte und er fühlte ihre Hände, wie sie vorsichtig über seinen Rücken strichen und sich ihren Weg nach unten suchten. Kein klarer Gedanke störte die Gefühle, die ihn durchströmten, er zog Florence näher zu sich und spürte ihren warmen, weichen Körper nah an seinem, er liebkoste ihren Rücken und als er schließlich ihren Kuss beendete, war es nur, um vorsichtig ihren Namen zu wispern. „Remus...“ Sie blickte zu ihm hoch, das Lächeln auf ihren Lippen sah verträumt aus und ihre Augen wirkten groß, die schwarzen Pupillen verdrängten fast die blaue Iris und... Moment. „James Potter.“ Florence sah für einen Augenblick irritiert aus, doch der Impuls verging rasch und sie drückte sich näher an ihn. „Remus...“ So vorsichtig er vermochte, schob er sie von sich, sein Körper, sein Geist, sein ganzer Wille protestierte dagegen, doch es gelang ihm und er hielt sie auf Armeslänge von sich. „Florence, du... nein, wir...“ „Was ist? Liebst du mich etwa nicht?“ Remus hatte nicht gedacht – sofern er in diesem Moment zu irgendeinem klaren Gedanken fähig war – dass die Gemütslage eines Menschen so schnell von verliebt und glücklich auf hysterisch umschlagen konnte. „Florence, ich...“ „DU LIEBST MICH NICHT!“ Dicke Tränen quollen aus ihren Augen und er ließ sie augenblicklich los, sie stürzte sich an seine Brust und er spürte, wie sie sein Hemd durchnässte, ihre zierlichen Fäuste schlugen gegen seine Rippen. „Du SCHUFT. Du liebst mich nicht und du hast mich geküsst! WARUM?“ Remus betrachtete sie hilflos, sein erster Impuls wäre gewesen, sie wieder in seine Arme zu schließen, aber er wusste genau – noch einmal würde er sich nicht gegen den Liebestrank wehren können, der durch seine Adern pulsierte und noch immer seine Wirkung entfaltete. „Florence“, setzte er noch einmal an und für einen Augenblick hielt sie inne und blickte zu ihm auf, trotz der roten Flecken in ihrem Gesicht und dem leicht verwischten Make-Up sah sie noch immer unglaublich anziehend aus und... „Remus...“ STOP. Er schob sie endgültig von sich und lehnte sie gegen die Wand, er war sich nicht sicher, ob sie aus eigener Kraft hätte stehen können. „Florence, ich weiß nicht wie oder wieso“, und das ist eine glatte Lüge, „aber irgendjemand hat uns Liebestrank ins Butterbier gemischt... wahrscheinlich sollte es ein schlechter Scherz werden...“ „Oh, Remus...“ Sie machte wieder einen Schritt auf ihn zu, doch er fing sie ab und drückte sie zurück gegen die Wand. „Florence, hör mir zu. Das hier ist nicht echt, es ist nur ein Trank. Du bist nicht in mich verliebt und...“ „WIE KANNST DU DAS BEHAUPTEN!“ Ein neuer Tränenschwall quoll aus ihren Augen und er stöhnte auf, schüttelte sie vorsichtig. „Florence, bitte. Ich weiß, dass du mich liebst... aber wir müssen jetzt wirklich zurück in unsere Schlafsäle, sonst bekommen wir riesengroßen Ärger... also, bitte geh, Florence... wir treffen uns morgen wieder.“ „Ich...“ Sie zögerte für einen Augenblick und starrte ihn an, so als ob sie überlegen würde, ihn noch einmal zu küssen, doch dann lächelte sie nur, ein Lächeln, das ihm fast das Herz zerriss, so viel ehrliche Zuneigung lag darin. „Schlaf gut, mein Liebster...“ Sie verschwand durch die Tür und Remus ließ sich gegen die kalte Steinwand sinken, er atmete immer noch schwer und vermeinte fast zu spüren, wie die Hitze körperlich von ihm abstrahlte. Noch immer pulsierte der Trank in ihm und er wäre Florence am liebsten hinterhergelaufen und... er schüttelte den Kopf. Nicht daran denken. Nur nicht daran denken. Er brauchte irgendetwas, mit dem er sich ablenken konnte... nur bis er sich wieder beruhigt hatte. „James Potter, du wirst eines langsamen und qualvollen Todes sterben. James Potter, du wirst eines langsamen und qualvollen Todes sterben. James Potter, du wirst...“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)