Verliebt in Nachbars Sohn von Luci-Maus ================================================================================ Kapitel 12: Toris Geburtstag ---------------------------- Nervös, doch bereit bei diesem Treffen selbst aktiv zu werden, kam Laro bei seinem Freund an und betätigte die Türklingel. Geöffnet wurde ihm jedoch von seinem zwölfjährigen Bruder Haruki. Er hatte ebenso pechschwarze Haare, wie Tori, dafür aber einen viel feineren Körperbau, was man ihm jetzt schon ansehen konnte. Das war allerdings nicht der einzige Unterschied zwischen ihnen, denn der Kleinere, mit den so stechenden dunkelgrünen Augen, besaß eine scharfe Zunge, vergaß oft sich zu benehmen und wurde leicht sehr frech. Dennoch war er Toris kleiner Liebling und schien selbst nichts gegen dessen Beziehung mit Laro einzuwenden zu haben. „Laro! Du bist ja schon da“, lautete sein freudiger Ausruf, als er den Besucher erkannte und er streckte ihm die Arme entgegen. Ganz offensichtlich wollte er umarmt werden, dabei aber nicht selbst auf den Braunhaarigen zugehen. Dieser schmunzelte, trat ein und zog Haruki an seine Brust. Glücklich schmiegte der sich an ihn, mochte die Nähe des Älteren sehr, seine Wärme und seinen Geruch. „Du bist aber wieder anhänglich, Haru-chan.“ Lächelnd strich er dem Kleineren durch das weiche schwarze Haar. „Wäre ich älter, würde ich dich Tori einfach wegnehmen. Schade, dass das jetzt nicht geht.“ „Na, na, so was darfst du aber nicht von dir geben, so was ist fies. Außerdem würde ich Tori für keinen Anderen verlassen, nicht mal für dich. Also verlieb dich bloß nicht in mich, ja?“ „Hm“, murrte der Kleinere: „Und du würdest nicht vielleicht doch zwei, drei Jährchen auf mich warten?“ „Nein, du kleiner Frechdachs, außerdem such du dir mal lieber ein nettes Mädel und eifere nicht ohne Kopf und Verstand deinem Onii-chan nach.“ „Das tue ich schon nicht, außerdem ist Nee-chan doch schon verheiratet und so gut wie schwanger, für Enkelkinder ist also gesorgt.“ „Frechdachs“, wiederholte Laro, mit einem eher tadelnden Lächeln und gab ihm einen kleinen Klaps auf den Hinterkopf: „So, und jetzt lass schön brav los, damit ich deinem Bruder endlich zum Geburtstag gratulieren kann.“ „Na gut.“ Seufzend ließ Haruki ihn los und verschwand anschließend in seinem Zimmer, wo er sich vor den Fernseher setzte und lustlos durch die Kanäle zappte. Er war nicht wirklich ernsthaft oder auch nur ansatzweise in den Braunhaarigen verliebt, doch seine Nähe wollte er dennoch nicht missen und ein wenig necken konnte er ihn ja ruhig dabei. Indessen hatte Laro sich seiner Schuhe und Winterjacke entledigt und war rauf in den ersten Stock gegangen. Ohne groß zu klopfen betrat er Toris Zimmer, fand diesen schon hibbelig wartend auf dem Bett sitzend vor und legte erst einmal seinen Rucksack beiseite. „Ich mag’s nicht, wenn du so lange mit Haruki rumschmust, bevor du zu mir kommst.“ Über den schmollenden Tonfall des Dunkelhaarigen konnte Laro nur lachen. „Du bist ja süß“, meinte er verschmitzt grinsend und setzte sich prompt rittlings auf Toris Schoß, verschlug ihm damit die Sprache. „Wenn du so eifersüchtig auf deinen so niedlichen kleinen Bruder bist, dann solltest du nicht untätig hier oben auf mich warten, sondern mich einfach zurück stehlen.“ „Und vielleicht solltest du Haruki gar nicht erst in deine Arme nehmen und ihn so bereitwillig knuddeln“, fauchte der Größere zurück, war eindeutig mehr als nur ein wenig verstimmt. Aufgrund dieser Tatsache verflog Laros Lächeln. Liebevoll streichelte er seinem Freund über die Wange, meinte sanft: „Hey, ich bin nicht gekommen, um mich mit dir zu streiten. Du hast von Haruki nichts zu befürchten, erstens vergöttert er dich und zweitens ist das nur Neckerei. Er ist nicht in mich verliebt und ich sehe nicht mehr als… als einen kleinen Bruder in ihm, okay? Er ist süß und mag’s zur Begrüßung geknuddelt zu werden, mehr nicht.“ „Ich weiß ja, aber ich hätte es halt lieber, wenn du mich - deinen festen Freund - zuerst begrüßen und umarmen würdest“, schmollte Tori, legte seine Arme um die schmale Taille des Jüngeren und schmiegte den Kopf an seine Brust. Der umarmte ihn nun ebenfalls und küsste ihn auf die Haare. „Tut mir leid, sagen wir einfach wir bessern uns beide?“ „Okay“, gab sich der Ältere zufrieden und blickte Laro wieder in die Augen. „Gut, dann kann ich dir ja jetzt endlich gratulieren“, freute sich der Kleinere: „Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag, To-chan.“ Lächelnd näherte Laro sich seinem Gegenüber, wollte die Situation nutzen, um ihn endlich mal küssen zu können. Doch dieser packte ihn plötzlich unter den Armen und stand mit ihm auf, trennte sich hektisch von ihm und fragte: „Und mein Geschenk? Hast du mir was mitgebracht?“ Perplex schaute Laro den Dunkelhaarigen an, fasste sich allerdings schnell wieder und beschloss nicht weiter auf Toris merkwürdige Reaktion einzugehen. Stattdessen schnappte er sich seine Tasche und zog zwei kleine Päckchen daraus hervor. Zunächst reichte er ihm die CD und behielt die Uhr erst mal noch hinterm Rücken, in der Hand. „Hier, hoffentlich hab ich mich nicht geirrt und deinen Geschmack getroffen.“ Volle Enthusiasmus öffnete Tori sein Geschenk und rief erstaunt: „Hey, woher wusstest du, dass ich die haben wollte? Das ist ja klasse!“ „Du hast es einem Kumpel gegenüber erwähnt und ich hab’s zufällig mitgehört.“ „Und da hast du’s dir gleich gemerkt? Mensch, was hab ich nur für einen tollen Freund.“ „Schön, dass du merkst, was du an mir hast.“ Kess grinsend trat er wieder ein Stück näher an den Größeren ran. „Ich hab noch was für dich, komm und hol’s dir, aber ich geb’s dir nur im Austausch.“ „Und was möchtest du dafür?“ „Na, einen Kuss.“ Verschmitzt lächelnd reckte er sich für einen zweiten Versuch Tori entgegen, holte dabei das andere Geschenk hinter seinem Rücken hervor. Doch auch dieses Mal reagierte der Dunkelhaarige nicht so, wie es sich sein Freund wünschte. Anstellte, dass ihn der Ältere endlich mal richtig küsste, drückte ihm dieser nur einen hauchzarten schnellen Kuss auf die Wange und schnappte sich anschließend sein Geschenk. „Da bin ich jetzt ja mal gespannt“, meinte er und riss das Geschenkpapier neugierig auf, bemerkte nicht wie verletzt sich der Kleinere fühlte. Laro platzte fast vor lauter Wut und Enttäuschung. Was machte er denn nur falsch, dass sein eigener Freund ihn partout nicht küssen wollte? Als sie sich nach dem anfänglichen Fiasko versöhnt hatten, da hatte er doch auch einen Kuss bekommen. Warum nur jetzt nicht mehr, wo sie endlich zusammen waren? Er hatte doch nicht etwa bemerkt, dass er ihn nur als normalen Freund mochte und gar nicht richtig mit ihm zusammen sein wollte?! Nein, das war doch absurd. Nur was konnte sonst dahinter stecken? Laro fand einfach keine plausible Erklärung und so unternahm er einen letzten verzweifelten Versuch, ging auf Tori zu und legte die rechte Hand auf das halb ausgepackte Päckchen in seinen Händen. Somit gewann er augenblicklich die ungeteilte Aufmerksamkeit des Älteren, der ihn perplex anschaute und hauchte verführerisch: „Schummeln gilt nicht, ich will einen richtigen Kuss, auf den Mund, bevor du dein hauptsächliches Geschenk ganz öffnest.“ Zum dritten Mal näherte er sich seinem Freund, doch dieser drehte sich wieder von ihm weg und meinte hastig: „Ich… ich schau mal nach, ob noch Kuchen da ist, du magst doch Kuchen mit Kirschen so gerne.“ Das war zu viel. Dem Braunhaarigen platzte der Kragen. Verzweiflung machte sich in seinem Innern, wie eine Flut, breit und ließ sein Herz, wie von Sinnen, schlagen. Tränen rannen über seine Wangen und zugleich fauchte er ungehalten: „Verdammt, sag’s mir doch endlich einfach, wenn du nicht mit mir zusammen sein willst! Ich ertrag das einfach nicht mehr! Die ganze Zeit weichst du mir nur aus, dabei hab ich doch keine ansteckende Krankheit! Ich bin dein Freund und hübsch bin ich auch! Also, wieso nur willst du mich ums Verrecken nicht küssen?! Was stimmt denn nur nicht mit mir?! Willst du Schluss machen und weißt nicht wie, ist es das?! … Jetzt rede schon!“ Wie vor den Kopf geschlafen stand Tori vor seinem aufgelösten Liebling, wusste für einen Moment nicht was er erwidern sollte. „Du verstehst mich falsch“, fing er schließlich an: „Ich will dich doch küssen und ich will unbedingt mit dir zusammen bleiben, deshalb benehme ich mich doch so.“ „Ich glaub dir kein Wort… was soll das überhaupt heißen“, schniefte Laro und ließ sich geknickt auf der Bettkante nieder, wischte sich dabei immer wieder die Tränen aus den Augen. Tori konnte das kaum mit ansehen, also setzte er sich zum Jüngeren und küsste ihn sanft im Nacken, immer und immer wieder, bis dieser verlegen fiepste: „Hey, was machst du denn da?“ „Laro, mein Schatz“, säuselte der Ältere Laro ins Ohr, legte die Arme um seine Taille und schmiegte sich an ihn: „Ich hab mich furchtbar in dich verliebt, also will ich natürlich mit dir zusammen sein, da besteht kein Zweifel.“ „Aber“, setzte der Kleinere an. „Nein, bitte lass mich ausreden, das ist mir schon peinlich genug.“ Kurz lugte Laro zum Größeren hoch und bemerkte seine roten Wangen, schmiegte sich daraufhin wohlwollend an seine Brust. Offenbar war er wirklich verlegen. „Laro, weißt du, wenn ich dich küssen würde, dann… dann könnte ich mich nicht mehr beherrschen und würde sicher über dich herfallen. Mein letzter Freund hat auch mit mir Schluss gemacht, weil ich ihm zu aufdringlich war. Ich wollte es mit dir besser machen und langsamer vorgehen…“ „Ach, du Dummkopf, ganz offensichtlich bist du auch gefühlsmäßig ein Tollpatsch“, seufzte der Braunhaarige und schlang lächelnd die Arme um Toris Hals: „Weißt du, ich werde dich schon bremsen, wenn du mir zu forsch wirst.“ Erleichtert zog ihn der Größere ein wenig näher zu sich. „Bin ich froh, ist denn jetzt alles wieder gut zwischen uns?“ „Ja“, schnurrte Laro und näherte sich ihm, schloss dabei langsam die Augen. „Nicht wieder weglaufen, okay?“ „Nein“, schmunzelte der Dunkelhaarige und versiegelte die Lippen des Kleineren mit seinen Eigenen. Zärtlich leckte er mit seiner Zunge über sie und bat um Einlass, der ihm sogleich gewährt wurde. Immer inniger küssten sie einander, erforschte sich gegenseitig ausgiebig, bis ihnen allmählich die Luft zu knapp wurde. „So hab ich mir das vorgestellt“, gestand Laro, mit laut klopfendem Herzen und roten Wangen. Eng kuschelte er sich an seinen Freund und versuchte seine Verlegenheit zu verbergen, doch das gelang ihm nicht wirklich und Tori kraulte ihn verschmitzt lächelnd im Nacken. ~*~*~*~*~*~*~ Nervös verließ Minoru das Schulgebäude, nach dem Unterricht, mit Laro und traf auf Eko, Matzu, Satoshi und Tatsumi, die auf ihre Freunde gewartet hatten. Auch der Braunhaarige stand nämlich inzwischen in den Pausen bei den Älteren und hatte sich mit ihnen angefreundet. „Na, wie schaust du denn, Minoru-chan“, fragte sofort der Grünhaarige sein Exhäschen, das neben ihm am Zaun stehen blieb und erklärte: „Ich treffe mich nachher gleich mit Kaji und dann sagt er mir ob das mit den Ferien klappt.“ „Na, dann ist es ja kein Wunder, dass du so nervös bist. Ich drücke dir die Daumen.“ „Danke, Tatsumi.“ „Minoru!“ Überrascht drehte Minoru sich um, schaute in die Richtung, aus der er gerufen worden war und erblickte tatsächlich Kaji. Sofort lief er auf ihn zu und fragte: „Was machst du denn hier?“ „Hey, was ist das denn für eine Begrüßung? Dabei habe ich mich extra beeilt, um dich abholen zu können.“ Verlegen senkte der Blonde seinen Blick: „Entschuldige, aber du hättest doch nicht extra herkommen müssen…“ „Ach was, ich hab‘ dir doch versprochen dich mal abholen zu kommen. Außerdem hab ich noch jemanden mitgebracht“, lächelte der Rothaarige und wuschelte ihm liebevoll durchs Haar, während Tori auf der Bildfläche erschien. Zuvor hatte dieser sich hinter einem Baum versteckt gehalten. „Tori“, fiepte nun Laro und fiel seinem Freund freudestrahlend um den Hals. Innig küssten sie einander, waren für einen Moment in ihrer eigenen Welt, bevor sich alle erst einmal miteinander bekannt machten. Anschließend erklärte Kaji, warum er gekommen war: „Ich habe mit meinen Großeltern gesprochen.“ „Und“, fragte der Kleinere hoffnungsvoll. „Sie waren einverstanden und freuen sich dich kennenzulernen. Sie meinten ich hätte sie richtig neugierig gemacht. Aber meine Eltern kommen wirklich erst zur zweiten Woche nach, also müssen wir mit dem Zug fahren.“ „Macht doch nichts, ich freu mich jedenfalls total auf die Ferien mit dir.“ „Ich auch.“ Die Beiden lächelten sich an und bemerkten dabei nicht, dass sie aufmerksam beobachtet wurden. „Mensch, Minoru ist ja wirklich mächtig verliebt“, schmunzelte Eko und Satoshi ergänzte: „Ja, aber ich glaube, wenn ich mich nicht völlig irre, dass Kaji auch nicht gerade abgeneigt ist.“ „Der Meinung bin ich auch, nur müssen sie das alleine hinbekommen“, meinte nun der Rotfuchs in ihrer Runde, was seinen festen Freund schmunzelnd erwidern ließ: „Na hoffentlich brauchen die Zwei dann nicht so lange wie Eko und Matzu und stellen sich nicht so doof an.“ Leicht beleidigt steckte ihm sein Bruder die Zunge aus und kuschelte sich in Ekos Arme. ~*~*~*~*~*~*~ Schneller als erwartet wechselte das Jahr und der erste Tag der Winterferien kam. Mit gepackten Taschen suchten Minoru und Kaji sich ein freies Abteil, im Zug und ließen sich nebeneinander, auf der Sitzbank, nieder. Der Kleinere war so nervös, dass er nicht die liebevollen Blicke des Rothaarigen bemerkte, mit denen ihn dieser bedachte. Er schmunzelte darüber wie hibbelig Minoru war und wie sehr er versuchte sich dies nicht anmerken zu lassen. Gute drei Stunden dauerte die Zugfahrt, in der sie über alles Mögliche redeten oder nur stumm ihre Zweisamkeit genossen, jeder auf seine Weise. Schließlich kamen sie an ihrem Ziel an und wurden schon von Kajis Großvater erwartet. „Kaji, mein Junge, da seid ihr Beiden ja“, begrüßte der weißhaarige alte Mann, mit Schnauzer und Brille, seinen Enkel und drückte ihn kurz herzlich. Anschließend reichte er Minoru die Hand und begrüßte auch ihn mit derselben Herzlichkeit: „Und du musst Minoru-kun sein. Kaji hat uns, meiner Frau und mir, schon so viel von dir erzählt. Nur Gutes natürlich und wir freuen uns dich nun auch persönlich kennenlernen zu können. Aber genug erst mal, lasst uns lieber Heim fahren, Jungs. Mimi wartet sicher schon mit dem Essen.“ Minoru nickte nur schüchtern, als Kaji auch schon den Arm um seine Schultern legte und mit ihm seinem Großvater zum Auto folgte. „Keine Angst, du brauchst nicht schüchtern sein, behandel sie einfach wie deine eigenen Großeltern. Wirst sehen, du fühlst dich bestimmt wohl auf dem Gut.“ „Hm-hm“, entgegnete der Blonde nur, der schon wieder in einer ganz anderen Welt steckte. Minoru kam aus dem Staunen nicht mehr raus, als sie auf einen großen Hof fuhren. Das Gut wirkte wie ein idyllischer Bauernhof aus einem Katalog. Alles war sauber und aufgeräumt, keine Ecke wirkte auch nur ansatzweise unordentlich. Das große rustikale Haus schien erst im Sommer frisch gestrichen und auch sonst sehr gut gepflegt worden zu sein. Außerdem besaß es ein ebenso großes Ober-, wie Erdgeschoss. Quer zum Haus stand ein ebenso gut erhaltener Schuppen, der - wie Minoru nun feststellte - als Garage diente. „Wenn man hinten raus geht, dann kommt man zu den Ställen, aber die zeige ich dir später“, erklärte Kaji, der den musternden Blick seines Freundes bemerkt hatte, während sie, auf dem gepflasterten Weg, vor dem Haus auf Kajis Großvater warteten. Als dieser dann dabei war das Schuppentor zu schließen, öffnete sich zugleich die Haustür und eine warm lächelnde, etwas rundliche Frau, mit Schürze und zu einem Dutt zusammengebundenen grauen Haaren, kam zum Vorschein. „Da seid ihr ja endlich, ich habe schon auf euch gewartet. Aber kommt doch rein, ihr müsst nicht draußen warten.“ „Hallo, Oma“, begrüßte der Rothaarige sie und ließ sich umarmen, nahm anschließend Minoru seine Tasche ab, woraufhin dieser prompt ebenfalls umarmt wurde. „Schön dich kennenzulernen, Minoru-chan. Ich bin Kajis Oma, nenn mich also einfach auch Oma oder Mimiko. Für meinen Mann gilt das Gleiche… ach, hat er dir eigentlich schon seinen Vornamen gesagt? Er vergisst das gerne mal.“ „N… nein, Frau … ähm, Mimiko.“ Kaji schmunzelte über seine Verlegenheit und konnte einfach nicht anders, als ihm liebevoll durchs Haar zu wuscheln. „Kaji hat schon erzählt, dass du ein wenig schüchtern bist, aber er hat uns gar nicht gesagt was du für ein hübscher Bursche bist.“ „Ach Mimi, jetzt mach den Jungen doch nicht so verlegen“, forderte sie ihr Mann auf, der inzwischen zu ihnen gestoßen war: „Mein Name ist übrigens: Henry.“ Überrascht schaute Minoru ihn an, was den alten Henry lachen ließ. „Ja, man sieht’s mir nicht an, aber mein Vater war Engländer, deshalb mein Name.“ „Ach so… Entschuldigung, dass ich Sie so komisch angeschaut habe.“ „Ach was und du brauchst uns nicht siezen. Fühl dich hier einfach wie zu Hause. So, und jetzt rein, allmählich wird’s kalt und wie’s aussieht fängt es auch bald wieder an zu schneien.“ Die Vier betraten also endlich das Haus, legten ihre Mäntel im geräumigen Flur ab und tauschten die Straßenschuhe gegen Pantoffeln. Anschließend gingen sie geradeaus durch eine Tür, die ins Esszimmer führte, wo der Tisch bereits mit dampfenden Klößen und Wildgulasch gedeckt war. „Setzt euch und lasst uns essen“, lächelte Mimiko, wies dabei einladend auf den Tisch: „Ich hoffe du magst Gulasch, Minoru-chan?“ „Oma, frag doch nicht noch, ich hab dir doch am Telefon schon gesagt wie gerne er Gulasch isst.“ „Och, jetzt lass mir doch die Freude, Kaji. Ich möchte doch nur, dass er etwas auftaut“, schmollte seine Großmutter etwas und setzte sich neben ihren Mann, den beiden Jugendlichen gegenüber. „Keine Sorge, er muss sich nur ein bisschen eingewöhnen, dann vergeht das Schüchterne schnell. Wirst sehen, morgen, nach der ersten Nacht, ist er sicher schon ein wenig gesprächiger“, erklärte Kaji, bedachte den Blonden dabei mit einem liebevollen Blick und strich ihm kurz die Haare aus dem Gesicht, machte Minoru damit noch verlegener. Ihm klopfte das Herz bis zum Hals, besonders, da er das Gefühl hatte, dass ihn der Ältere in letzter Zeit immer häufiger berührte. Um sich zu beruhigen und um seinen nagenden Hunger zu bekämpfen, widmete sich der Jüngste also dem Essen, von dem er mehr als begeistert war. „Wow, das ist super lecker“, fiepte er mit glänzenden Augen und nahm sich einen zweiten Kloß. „Siehst du, er taut schon von alleine auf“, grinste Kaji zufrieden. Nach dem Essen führte der Rothaarige Minoru durchs Haus, zeigte ihm zunächst das Erdgeschoss, in dem sich noch die Küche, ein Wohnzimmer und ein Bad mit Toilette und Dusche befand, außerdem ein kleines Nähzimmer. Im ersten Stock hingegen befanden sich mehrere Gästezimmer, Mimiko und Henrys Schlafzimmer, ein Bad mit Toilette, Dusche und Badewanne und schlussendlich eine Art zweites Wohnzimmer mit Kamin. „Das letzte Zimmer zeige ich dir morgen, lass uns jetzt lieber noch schnell raus gehen, bevor es schneit und dunkel wird.“ ‚Welches Zimmer‘, fragte sich der Kleinere im Stillen, während er Kaji die Treppe runter in den Flur folgte: ‚Mir ist gar nicht aufgefallen, dass wir ein Zimmer ausgelassen haben. Aber dieses Haus ist auch echt riesig, so hab ich mir das gar nicht vorgestellt. Eigentlich hatte ich sogar gehofft, dass es ein kleines Häuschen ist, damit ich mir vielleicht das Zimmer mit Kaji teilen muss, wenn seine Eltern nachkommen.‘ „Minoru-chan? Hey, wo bist du denn mit deinen Gedanken“, fragte ihn plötzlich der Rothaarige und riss ihn damit aus seinen Gedanken. „Ähm… entschuldige, was hast du gesagt?“ „Ich meinte gerade, dass wir am besten durch die Hintertür rausgehen, das geht schneller. Aber wenn du müde bist, dann kann ich dir auch morgen den Hof zeigen.“ „Nein, ich bin nicht müde, ich dachte nur… also, ich hab’s mir hier nicht so…“ „So groß vorgestellt“, ergänzte der Ältere fragend. „Ja. Irgendwie schon, aber es gefällt mir hier. Man fühlt sich gleich so zu Hause.“ Breit lächelte er seinen Gegenüber an. „Da hast du recht, also sollen wir noch raus gehen?“ „Unbedingt, ich möchte noch die Tiere sehen.“ „Gut, dann nimm deine Jacke und die Schuhe und komm mit zur Hintertür.“ „Okay.“ Indem sie aus der Hintertür gingen, gelangten sie auf eine herrliche, überdachte Terrasse. „Die Möbel haben wir den Winter immer im Schuppen gelagert, deswegen sieht’s jetzt so leer hier aus, aber auch viele Blumen ranken sich hier sonst.“ „Ich stell’s mir richtig toll vor hier im Sommer Kaffee zu trinken.“ „Das ist es auch, wir nehmen dich oder besser wir laden euch, dich und deine Eltern, im Sommer mal hier her ein. Dann kannst du’s auch sehen.“ „Wirklich?“ „Klar und jetzt komm, ich zeige dir erst mal die Brücke, bevor wir zu den Ställen gehen.“ Nachdem die Beiden die drei Stufen der Terrasse runter gegangen waren, nahm Kaji den Kleineren einfach an die Hand, machte sich keine Gedanken darüber wie dieser dabei empfinden könnte. Unbeirrt steuerte er nach links auf einen kleinen Bach und die darüber führende Holzbrücke zu. „Hier habe ich schon als Kind immer total gerne gespielt… ach und schau mal, wie jedes Jahr ist der Bach bis auf einen schmalen Rinnsal in der Mitte total zugefroren.“ „Herrlich, wenn man nachdenken will… also, ich meine, die Brücke mit dem Bach darunter so im Ganzen.“ „Ich verstehe schon“, lächelte Kaji, bemerkte dabei, dass der Blonde gar keinen Schal umhatte. Seufzend ließ er ihn los und wickelte sich seinen eigenen Schal ab, was ihm einen verwunderten Blick einbrachte. „Du hast dir nicht mal einen Schal umgebunden, dabei frierst du doch so leicht und es wäre schade, wenn du dich erkältest, jetzt wo wir extra zusammen hergekommen sind.“ Liebevoll legte er Minoru seinen Schal um, was diesen knall rot um die Nase werden ließ. „Aber frierst du dann nicht?“ Schüchtern schaute er zum Rothaarigen auf. „Keine Sorge, mein Kragen ist viel höher als deiner, das geht schon.“ Sanft strich er ihm über die kalten Wangen, wandte sich anschließend ein wenig ruckartig von ihm ab und meinte: „Der Feldweg hier hinter der Bücke führt an den Äckern und Wiesen vorbei.“ „Schön, können wir da im Sommer auch mal langgehen oder Fahrrad fahren?“ „Na klar, alles was du möchtest. Wir können auch mal zusammen ausreiten, wenn du willst.“ „Ich kann aber gar nicht reiten.“ „Dann bringe ich es dir bei, oder du setzt dich einfach mit mir zusammen auf ein Pferd.“ „Schade…“ „Was denn?“ „Na ja, irgendwie hätte ich jetzt gerne schon Sommer, wenn wir so reden.“ Kaji lachte: „Keine Sorge, der Sommer kommt noch früh genug. Und jetzt zeige ich dir noch die Tiere.“ Gemeinsam wechselten sie von der linken Seite, auf die Rechte - von der Terrasse aus gesehen - zu den Ställen. „Im kleinen Stall dort sind Hühner und zwei Entenpärchen und hier im Großen…“, erklärte Kaji, öffnete dabei die Tür des größeren Stalles und ging mit dem Blonden hinein: „Hier gibt’s Schweine, Kühe und Pferde.“ Nacheinander sah Minoru sich die verschiedenen Tiere an, streichelte eine Kuh und verschiedene Pferde. Besonders angetan war er dabei von einem schwarzen Hengst, der einen weißen Strich auf der Stirn trug. „Das ist Artemis, mein Opa hat ihn mir im Prinzip geschenkt, aber ich kann nur selten mit ihm ausreiten, wie du dir denken kannst.“ „Wir können ja zusammen mit ihm…“ „Ja, das machen wir“, antwortete der Ältere auf den Halbsatz seines Freundes und strich über die weichen Nüstern seines Pferdes. „Und wo ist der Hund? Zu so einem Hof gehört doch auch immer ein Hund, oder?“ „Ja, doch der Gute ist leider letztes Frühjahr gestorben. Besonders Oma ging sein Tod nahe. … Dieses Jahr wird aber eine seiner vielen Töchter das erste Mal werfen und die Besitzerin hat versprochen uns einen Welpen abzugeben.“ „Es tut mir leid, dass euer Hund…“, er unterbrach sich und schaute seinen Freund fragend an. „Roka.“ „Dass Roka gestorben ist, aber umso schöner ist es doch, dass ihr sozusagen einen Enkel von ihm bekommen werdet. Was für eine Rasse ist er denn?“ „Ein Australian Shepherd.“ „Oh, die mag ich total gerne“, fiepte der Kleinere begeistert: „Ein gescheckter oder schwarz-weiß?“ „Gescheckt.“ „Die mag ich besonders.“ „Ich auch, aber Labradore sind auch tolle Hunde.“ „Hm-hm“, stimmte Minoru lächelnd zu und streichelte erneut das zutrauliche elegante Tier vor sich, berührte dabei aus Versehen die Hand des Rothaarigen und blickte verlegen zu ihm auf. Dabei meinte er zu bemerken, dass sich die Wangen von Kaji ebenfalls leicht rot färbten, war sich aber damit nicht besonders sicher und meinte schließlich, dass er es sich sicher nur eingebildet hatte. „Ähm… Minoru, mit Eko ist ja nun schon eine ganze Weile Schluss und… hast du inzwischen vielleicht wieder einen neuen Freund und hast mir nur noch nichts von ihm erzählt?“ „N… nein, ich habe keinen neuen Freund“, entgegnete ihm der Kleinere, der von seiner Frage kalt erwischt worden war. „Aber es gibt immer noch diesen Einen, den du magst?“ „Hm-hm… Und du? H… hast du… eine Freundin?“ „Nein, nein, aber… es gibt da ein Mädchen an meiner Schule. Sie hat mich wohl ziemlich gern und vielleicht gehe ich wirklich mal mit ihr aus. Sie ist nett.“ Diese Neuigkeit ließ Minorus Herz verkrampfen und er konnte die Fassade eines Lächelns nicht mehr aufrecht erhalten. Tief traurig, geradezu bestürzt wurde sein Gesichtsausdruck, den er durch das Senken seines Kopfes zu verbergen versuchte. Er bemerkte jedoch nicht, dass Kaji den Wandel mit angesehen und sehr wohl realisiert hatte, nur wollte er lieber nicht darauf eingehen. Er wollte nicht schon am ersten Tag so ernsthafte Gespräche mit ihm führen. „Ähm… wollen wir jetzt wieder rein? Dann gucken wir wer welches Zimmer bekommt und können uns vielleicht noch ein bisschen mit meinen Großeltern zusammensetzen?“ „Ja… ja, gerne“, fiepte der Kleinere und zwang sich dazu das eben Gesagte vorerst zu vergessen, um seinen Freund anzulächeln. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ GOMEN, normalerweise beantworte ich ja immer erst eure tollen Kommis, über die ich mich immer so dolle freue, doch im Moment bin ich leider ziemlich erkältet, deshalb hoffe ich, dass ihr es mir nachseht, wenn ich sie erst in den nächsten Tagen beantworte ^^° Aber wenigstens das neue Kapitel wollte ich euch hochladen, damits jetzt wirklich keinerlei Verzögerung mehr gibt ^.~ Nya, dann freu ich mich wieder auf euer Feedback und hoffe auch dieses Kapi hat euch gefallen! Bis zum nächsten Kapitel =^ô^= *süßkram bereitstell* *alle leser knuddel* eure luci-maus ^^ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)